Betthupferl - Lara Kalenborn - E-Book

Betthupferl E-Book

Lara Kalenborn

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Beschreibung

In dieser Anthologie versammeln wir die schönsten Geschichten rund um gute Nächte, sinnliche Träume, rauschhafte Liebeswünsche und verführerische Abwechslung im Bett. Zum Allein-Lesen, zu Zweit genießen oder zu Dritt vernaschen

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Seitenzahl: 167

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1. Der junge Poet
2. Theater-Coup
3. Loving in the dark
4. Traum
5. Das Mädchen
6. Das erste Mal Mr. Hyde
7. Der Traum von Biene und Schmetterling
8. Schwerelos
9. Ein Bett aus Moos
10. Der heiße Nikolaus
11. Henry und Pauline
12. Herzogin
13. Marie und der Spiegel
14. Schrei
15. Endlich kann ich schlafen
16. Daphnes Traum
17. Incubus won’t do
18. Die Frau mit dem kastanienbraunen Haar
Autoren

Betthupferl

eine Anthologie

ELYSION-BOOKS

Print; 1. Auflage: Juni 2023

eBook; 1. Auflage: Juni 2023

VOLLSTÄNDIGE AUSGABE

ORIGINALAUSGABE

© 2023 BY ELYSION BOOKS, LEIPZIG

ALL RIGHTS RESERVED

UMSCHLAGGESTALTUNG: Ulrike Kleinert

www.dreamaddiction.de

ISBN (Ebook) 978-3-96000-265-9

ISBN (gedrucktes Buch) 978-3-96000-264-2

www.Elysion-Books.com

Betthupferl

eine Anthologie

INHALT

1. Lara Kalenborn: Der junge Poet 7 S.

2. Georg K. Berres: Theater-Coup 18 S.

3. Holly Sin: Loving in the dark 24 S.

4. Sonja-Maria Drescher: Traum 31 S.

5. Reimon Nischt: Das Mädchen 37 S.

6. Susan Baumann: Das erste Mal Mr. Hyde 44 S.

7. Paul Dionys: Der Traum von Biene und Schmetterling 51 S.

8. Kai Braddick: Schwerelos 62 S.

9. Svenja Ohlsen: Ein Bett aus Moos 69 S.

10. Sarah Drews: Der heiße Nikolaus 77 S.

11. Emma Louise Chaivron: Henry und Pauline 92 S.

12. Michèle Haller: Herzogin 99 S.

13. Simone Lamolla: Marie und der Spiegel 106 S.

14. Dennis Lucas: Schrei 117 S.

15. Endlich kann ich schlafen 123 S.

16. Alexander Klymchuk: Daphnes Traum 128 S.

17. Frédéric Sasson: Incubus won´t do 140 S.

18. Peter Stohl: Die Frau mit dem kastanienbraunen Haar 161 S.

Autoren 170 S.

1. Der junge Poet

Lara Kalenborn

Während die Literatur, die ich schreibe, nicht verruchter sein könnte, lebe ich in der spießigsten Straße von ganz Kalifornien. Und genau jetzt sitze ich zwischen den Frauen meiner Laufgruppe, stoße mit ihnen auf unsere Qualifikation für einen Mini-Marathon in L.A. an und bin sehr froh, dass sie nichts von meinen erotischen Texten ahnen. Gut, sie wissen, dass ich Autorin bin, aber sie denken, ich würde Rezeptbücher für Fleischgerichte schreiben. Natürlich sind sie alle vegan und haben mir damit die perfekte Tarnung geliefert.

»Noch Wein, Julia?«, fragt mich in diesem Augenblick die Gastgeberin Erica.

»Ja, gern«, antworte ich und halte ihr mein Glas hin.

Als sie mir die rote Flüssigkeit, die mein Gehirn ein bisschen wattig gemacht hat, einschenkt, ertönt ein Piepen von der Eingangstür. Keine fünf Sekunden später kommt ein junger Mann in das Wohnzimmer, in dem sich die gesamte Laufgruppe zusammengefunden hat.

»Jesse!«, ruft Erica nun aus und läuft zu dem Fremden hin, der wuschelige Haare hat und großgewachsen ist.

Meine ich das nur oder fixiert er mich mit einem interessierten Blick und bedeutungsvollen Grinsen auf den Lippen?

»Das ist mein Sohn Jesse!«, sagt Erica und schiebt ihn mit Stolz geschwollener Brust in unsere Runde hinein. »Er studiert Kreatives Schreiben in New York und hat es endlich mal nach Hause geschafft.«

Seit einem Jahr wohne ich in der Cleek Street und in dieser Zeit habe ich Jesse definitiv nicht gesehen. Er scheint seine Mom nicht oft zu beehren ... Immer noch hängt seine Aufmerksamkeit an mir fest, was mich etwas verunsichert. Wieso schaut er ausgerechnet mich so durchdringend an?

Erica platziert ihn neben mir auf der Couch, was ihm offenbar gefällt, denn er wendet sich mir mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck zu. Mir fällt auf, wie hübsch er ist. »Ich bin Jesse und du musst Julia sein.«

Überrascht merke ich auf. »Du kennst meinen Namen?« »Meine Mom hat erzählt, dass eine Autorin in die Straße gezogen ist. Natürlich weiß ich, wie du heißt.«

Hoffentlich nur den, denke ich. Aber da lehnt er sich schon zu mir und sagt: »Und ich habe jedes einzelne deiner Fleischgerichte gelesen.«

Aus großen Augen schaue ich ihn an. Die Betonung auf Fleischgerichte, lässt keinen Zweifel zu, dass er meine sexy Romane meint ... Mist! Auf unseren Laufrunden wird immer wieder klar, wie konservativ die Ladys der Cleek Street sind. Dass hier überhaupt Kinder rumlaufen, ist quasi ein Wunder!

»Jesse, ich würde es bevorzugen, wenn wir uns in Ruhe über meine Rezeptbücher unterhalten könnten«, wispere ich ihm zu.

»Gern, ich komme Morgen einfach zu dir, Julia, dann kannst du mir all deine Schreibtipps geben.« Er hat sehr laut gesprochen und wollte damit wohl bezwecken, dass ich nicht mehr nein sagen kann.

Denn schon schaltet Erica sich ein: »So lieb von dir, dass du meinem Sohn hilfst. Vielleicht schreibt ihr ja mal zusammen etwas, dann kommst du endlich mal von diesen Kochbüchern weg.«

Kurz funkle ich den frechen Jüngling an und wende mich an Erica: »Leider schreibe ich nur nachts, da wird dein Sohn sicher schlafen wollen. Aber ich kann ihm in einer Mail ja alle Tipps zusammenfassen.«

Erica winkt ab. »Jesse ist genauso ein Nachtgeschöpf wie du. Er hat mich schon als Kind in den Wahnsinn getrieben, weil er vor null Uhr niemals schlief.«

»Richtig«, bestätigt er. »Ich bin ebenfalls ein Wesen der Dunkelheit, Julia, keine Sorge, das nächtliche kreativ Sein liegt mir.«

Wieder diese Betonung. Was hat er vor? Mindestens zehn Jahre jünger als ich, wird er mich doch nicht anflirten, oder? Heimlich scanne ich ihn ab. Schlank, hübsch und definitiv frech – er könnte mir schon gefallen und ... Nein! Julia, nein! Er ist tabu! So was von tabu! Erica würde mit Sicherheit mein Haus abfackeln, wenn das herauskäme!

Einen riesengroßen Bogen werde ich um diesen Jungen machen!

*

»Hallo, Julia«, begrüßt Jesse mich am nächsten Abend, drängt sich in meinen Flur und küsst mir erst links, dann rechts auf die Wange. Ich bin ziemlich überrumpelt und sehe ihm verdutzt nach, als er nun in mein Haus hineinmarschiert.

»Hätte nicht gedacht, dass du es durchziehst!«, rufe ich ihm hinterher und werfe einen gestressten Blick hinaus. Doch auf der Straße entdecke ich niemanden, der Jesses stürmische Ankunft bei mir beobachtet haben könnte.

Ich stoße die Luft aus und lasse meine Lippen dabei so schlackern, wie es bei einem Pferd passiert, wenn es schnauft. Das tut gut und löst die Unruhe in mir etwas. Jesse ist ziemlich aufwühlend. Den ganzen Tag habe ich über ihn nachgedacht. Was will er von mir? Und wie bringe ich ihn dazu, mein Geheimnis zu wahren? Mir ist klar, dass ich aus der Laufgruppe verbannt werde, sobald herauskäme, dass ich die Julia Kitty bin. Meine Bücher sind kinky, kennen keine Tabus und würden die Cleek Street Gemeinde so was von überfordern!

»Natürlich ziehe ich es durch«, sagt Jesse, als ich zu ihm ins Wohnzimmer komme, welches gleichzeitig mein Büro ist. Er steht an der großen Fensterfront und beobachtet den Garten, wie er allmählich ins Licht der Nacht getaucht wird. »Warum auch nicht?«

Ich lege den Kopf schräg. »Weiß nicht ... Was willst du überhaupt mit deinem Besuch erreichen? Rezepte erhoffst du dir ja nicht.«

Langsamen Schrittes schleicht er nun auf mich zu. In seinen dunklen Augen glitzert es plötzlich. Instinktiv weiche ich ihm aus, pralle gegen mein Stehpult und schnappe nach Luft, weil unsere Nasen sich fast berühren. Er ist deutlich größer als ich und obwohl sein Gesicht das eines Jünglings ist, fällt mir nun auf, wie breit sein Kreuz ist und wie gut er riecht.

»Ich musste die Frau, die solche Texte schreibt und in meine Straße gezogen ist, einfach kennenlernen. Und was soll ich sagen?« Er streicht an meinem Kiefer entlang. »Du bist unglaublich Julia Kitty.«

Okay. Er kennt mein Pseudonym. Damit fällt die letzte Hoffnung in sich zusammen, dass er tatsächlich nur einen Rat haben will, wie er Verlage für seine Manuskripte findet. Offensichtlich verspricht er sich mehr von dieser Zusammenkunft. Endlich meine Maske fallen lassen zu können, bringt eine unglaubliche Ruhe über mich. Während er mich intensiv betrachtet, atme ich tief durch und straffe meine Schultern. Dann erwidere ich seinen Blick zum ersten Mal kraftvoll. Selbstbewusstsein, das ich normalerweise nur beim Schreiben empfinde, durchströmt mich. »Du solltest vorsichtiger mit deinen Annäherungen sein, Jesse, sie könnten erhört werden.« Mit einigen schnellen Schritten dränge ich ihn rückwärts, bis er gegen die Fensterfront stößt.

Sein schöner Duft umschwärmt mich dabei und das Lächeln auf seinen Lippen verfestigt sich. Gefällt ihm meine Wandlung?

»Na, das hoffe ich doch, Julia. Seitdem ich dein neustes Buch gelesen habe, kann ich nicht aufhören, an Simon und Gina zu denken. Die beiden haben mich fasziniert. Diese Episode in ihrer Küche, wo sie zusammen kochen … Sie schnippelt einfach das Gemüse weiter, während er sie von hinten leckt … Du hast mit ihrer Beziehung einen Nerv getroffen. Deswegen wird dieser Titel so gehyped. Zu recht. Der Humor der beiden, gepaart mit diesem intensiven Sex, der keine Grenzen kennt … Genial.«

Ich presse ihn an die Glasscheibe. »Ist dir denn bewusst, dass meine Texte nur die Spitze des Eisberges sind? Unter der Oberfläche ist so viel mehr. In mir gibt es Abgründe, die du niemals vermuten würdest.«

Seine Augen weiten sich, doch sein Mund verliert das Lachen nicht. »Ich schreibe selbst, Julia. Hast du das vergessen? Meine Texte sind wie deine. Rau, glühendheiß und so dunkel wie die größte Finsternis da draußen. Ich habe keine Angst vor deiner Tiefe – ich komme aus ihr.«

Mein Puls schnellt in die Höhe. Seine Worte wühlen mich auf. Plötzlich und so unerwartet fühle ich mich verstanden. Die Beziehungen in meinem Leben waren immer geprägt davon, dass ich das Meiste von mir zurückgehalten habe. Keiner meiner Exfreunde hat jemals alles von mir zu Gesicht bekommen. Aber dieser junge Kerl hier, könnte aus dem gleichen Holz geschnitzt sein wie ich.

»Beweis es!«, flüstere ich ihm zu und packe in seinen Nacken, als würde ich ihn zu einem Kuss zu mir herunterziehen.

Doch dann trenne ich mich von ihm und höre sein leises Lachen, während ich wieder zu Atem komme. Jesse wühlt mich auf. Das kann ich offen zugeben.

»Gut. Dann lese ich dir aus meinem aktuellen Projekt vor. Es ist eine erotische Kurzgeschichte. Die Protagonisten sind getrennt, schlafen aber noch jeden Tag miteinander.«

Er zückt sein Smartphone und lässt sich auf meiner antiken Ledercouch nieder. Dort lehnt er sich lässig zurück, sieht mich fest an und sagt: »Die Szene spielt mitten in der Nacht. Sie streiten sich um die große Bettdecke, okay?«

Ich nicke und während er nun die Augen senkt, um vom Handy seinen Text abzulesen, wandere ich mit meinem Blick über ihn. Ich höre etwas von einem Kampf und mir fällt sein weites Hemd auf, das ihn wie einen Künstler aus alten Tagen erscheinen lässt. Jesse spricht von einer Stimmung, die wilder wird – aggressiver und lustvoller zugleich. Und ich entdecke ein Tattoo auf seinem Unterarm. Eine französische Lilie. Was sie wohl für ihn bedeutet? Seine Geschichte ist aufregend. Das Paar verstrickt sich in einem Gerangel um die Decke. Während es erst so aussieht, als würde der Mann die Frau dominieren und gleich in sie eindringen, windet sie sich aus seinem Griff heraus, fesselt ihn mit dem Laken und setzt sich auf ihn. Als Jesse vorliest, wie sie genießerisch auf seinen Schwanz sinkt, kann ich nicht mehr leugnen, dass sein Text mich anturned. Jesse ist vielleicht jung, aber hinter seiner süßen Fassade steckt ein teuflischer Dichter.

Als er fertig ist, rühre ich mich nicht.

»Wie gefällt es dir?«, fragt er, legt sein Smartphone auf die Couch und steht auf.

Als er wieder auf mich zukommt, nicke ich. »Du hast Potential.«

»Hat es dich angemacht?«

Ich mache einen Schritt auf ihn zu. »Ja. Du hast die richtigen Worte gewählt.«

Er leckt sich über die Lippen. Dabei fällt mir auf, dass er einen sehr schönen Mund hat, tolle Zähne und leichten Bart drum herum.

»Ich habe Lust auf Sex mit dir, Julia.«

Meine Gedanken fliegen zu Erica. »Deine Mutter verbrennt mich auf dem Scheiterhaufen.«

Jesse schüttelt den Kopf. »Keine Sorge, ich verrate dir Geheimnisse von ihr, damit hast du sie unter Kontrolle.«

Leise lachend lasse ich zu, dass er seinen Mund auf meinen senkt. Erst ist er ganz zärtlich, jetzt jedoch durchfährt ihn ein Schaudern und dann ist er wie ausgewechselt, küsst mich intensiver, reißt mich an sich und entlockt mir mit seiner Zunge ein erstes Stöhnen. Eine Hand schicke ich unter sein Hemd und spüre, dass er zwar drahtig ist, aber ein deutliches Sixpack zu bieten hat. Seine warme, jugendliche Haut fühlt sich verdammt gut an. Er macht es mir nach, fährt in meine Hose und streichelt meine Vulva durch den Slip. Als er meine Klitoris streift, rauscht noch ein bisschen mehr Leidenschaft durch mich hindurch. Mein innerer Schalter kippt um. Die wilde Seite in mir tritt zu Tage und so manövriere ich ihn zur Couch, ziehe ihm die Jeans in die Kniekehlen und werfe ihn zurück aufs Sofa. Dort sitzt er dann mit hoch aufragendem Schwanz.

»Du bist prächtig ausgestattet, Jesse«, sage ich zu ihm und beglückwünsche mich, weil ich diesen massiven Ständer gleich reiten werde.

Genussvoll ziehe ich mich vor ihm aus, nur meine heiße Korsage lasse ich an, öffne sie aber oben etwas, sodass er besser an meine Nippel herankommen wird. Sein Schwanz zuckt im Takt meiner Stripteasebewegungen, was wiederum meine Pussy zum Fließen bringt. Ich schnappe mir ein Kondom aus einer Schüssel im Regal, gehe zu ihm, ziehe es ihm über, setze mich auf ihn und wühle durch sein dichtes Haar. Indem ich langsam auf ihn sinke, flüstere ich in sein Ohr: »Ich schwöre dir, dass du aus diesem Fick noch lange deine Inspiration ziehen wirst.«

Stöhnend und keuchend halte ich mich an ihm fest, während ich nach und nach tiefer mit ihm verschmelze, hoch runter, hoch runter, bis meine Vagina seinen eindrucksvollen Penis vollständig in sich aufgenommen hat. Eigentlich habe ich Lust, ihn ganz, ganz gemächlich um den Verstand zu vögeln, aber ich habe Jesses Wirkung unterschätzt. Er küsst mich, streichelt mich, stöhnt mir ins Ohr, flüstert, wie geil er mich findet, und irgendwie bringt mich das um die Kontrolle. Und so reite ich ihn, bis wir fast kommen. Im letzten Moment steige ich jedoch von seinem Schwanz ab und presse seinen rot glänzenden Penis mit Daumen und Zeigefinger direkt unter seiner Eichel ab.

Jesse keucht und sieht mich überrascht an, als ich so den Orgasmus verhindere. Er zuckt und windet sich auf der Couch, dann kommt sein Atem langsam zusammen mit meinem zur Ruhe.

»Was war das denn?«, fragt er schließlich.

Ich lächle ihn lieb an. »Du hast mich vom Schreiben abgehalten, Süßer. Jetzt brauche ich eine andere Beschäftigung und die Nacht ist noch lang.«

Er schlägt die Hände vors Gesicht. »Fuck, ist das geil!«

Langsam lecke ich mir über die trockenen Lippen, stehe auf und laufe zur Fensterfront hinüber, die in den nächtlichen Park hinausführt. Dort lehne ich mich an die kühlen Scheiben, strecke meinen Hintern heraus und locke ihn mit dem Finger an. Er steht auf und bringt ein zweites Kondom aus der Schüssel mit.

Als er bei mir ist und meinem Po einen Klatscher verpasst hat, wispere ich: »Zeig mir, was du kannst, Jesse. Aber unseren Orgasmus werden wir erst haben, kurz bevor die Sonne aufgeht.«

2. Theater-Coup

Georg K. Berres

Ich liebe Theater. An diesem Abend saß ich in Reihe 5 und langweilte mich, kaum dass das Stück begonnen hatte. Die vorgebliche Komödie behelligte seine Zuschauer mit den banalen Beziehungsproblemen eines Paares, dessen scheinbares Glück pausenlos sabotiert wurde durch seine konträren Erwartungen aneinander.

Meine Aufmerksamkeit erlahmte. Und weil der nach hinten erhöhte Zuschauerraum im Halbrund um eine offene Bühne angelegt war wie ein Amphitheater, glitt mein Blick ungehindert seitwärts über das Publikum. Er stockte bei einer Frau in der ersten Reihe, mir schräg gegenüber, die ich – an den vor mir Sitzenden vorbei – eingehend betrachten konnte: Sie war Ende dreißig, nicht extrem hübsch, aber attraktiv, elegant gekleidet in das klassische »Kleine Schwarze« mit einem grauen Bolero-Jäckchen auf den Schultern und Pumps von gedämpftem Anthrazit an den Füßen. Eigentlich war nicht sie es, die mir zuerst in die Augen stach, es waren ihre Beine!

Wundervoll geschwungene Beine, weder zu dünn geraten noch mit zu viel Muskeln bepackt – sie schienen einfach perfekt modelliert. Für einen Werbespot hätte man keine formvollendeteren Exemplare auftreiben können! Umhüllt wurden diese traumhaften Beine von Strümpfen, die ihre makellose Haut noch glänzender erscheinen ließen, keine dunklen, blickdichten Strümpfe, sondern sonnenhell durchscheinende, die sich beinahe zärtlich anschmiegten und auch an den Kniekehlen keine Falten bildeten.

Es handelte sich um einzelne Strümpfe, stellte ich mir vor, halterlose selbstredend, die irgendwo im oberen Drittel dieser herrlichen Schenkel endeten und dort ein ordentliches Stück nackte Haut frei ließen bis zum Rand eines Slips. Und dieser Slip schimmerte möglicherweise in durchsichtig-dünnem Glanz. Oder trug die Theater- besucherin etwa eine enge Strumpfhose, deren Mitte sich straff und bestimmend der sanften Wölbung ihres Venushügels anzupassen wusste? Und ansonsten überhaupt kein Höschen? Der Gedanke berauschte mich.

Die Dame hatte ihre Beine lässig übereinander- geschlagen, die Hände ruhten mit der Handtasche in ihrem Schoß. Das Kleid entblößte, durch die Sitzhaltung bedingt hochgeschoben, seitlich den prächtigen linken Oberschenkel.

Als ich den Blick zu ihrem Gesicht hob, sah ich mich konfrontiert mit ihrem Blick. War es reiner Zufall, dass sie in ausgerechnet diesem Moment mich ebenfalls anschaute? Ich glaubte, ein schalkhaftes Lächeln auf ihren Lippen erkennen zu können, doch schon war es vorbei, und sie wandte ihre Aufmerksamkeit erneut dem absurden Geschehen auf der Bühne zu.

Doch nun geschah es. Sie lehnte sich ein wenig zurück, hob das übergeschlagene Bein kurz an und setzte es direkt neben das andere, am Boden stehende. Ich glaubte, sie würde nun dieses andere kreuzen, doch nein. Ein paar Sekunden blieb sie reglos sitzen, mit geschlossenen Beinen. Dann bog sie langsam die Knie auseinander. Aufreizend langsam. Immer mehr. Immer weiter. Mit angehaltenem Atem starrte ich in den finsteren, geheimnisvollen Schatten zwischen ihren sich öffnenden Schenkeln, der sich vergrößerte zu einem Tunnel, der mir – als einzigem im ganzen Zuschauerraum, da war ich mir sicher – den Blick frei gab auf ihre heilige Mitte.

Leuchtete dort hinten matt das strahlende Dreieck eines verborgenen Slips auf? Oder bildete ich mir das ein und da war gar kein Fetzen Stoff, sondern nur feucht-sinnliche Erwartung? Meine wüsten Gedanken hatten sich bereits überschlagen und verloren in Szenen wildester Ekstase mit dieser megaheißen Frau. Ich spürte, wie ihre Gliedmaßen meinen nackten, Schweiß getränkten Körper mit aller Kraft umschlangen, den Druck ihrer Fersen an meiner Wirbelsäule, merkte, wie ihre rührigen Hände mit den gezückten Fingernägeln lange, schmerzhafte Furchen quer in meinen prickelnden Rücken gruben. Meine Nackenhaare sträubten sich wie die Federhaube eines exaltierten Kakadus. Caramba!

Als das Publikum sich plötzlich erhob und in die Pause wanderte, kam ich zu mir. Aufgewühlt ruderte ich durch die Menschenmasse ins Foyer, wo ich »sie« treffen musste. Dieser kurze Augenblick vorhin über die Köpfe aller anderen Zuschauer hinweg galt eindeutig mir. Das konnte nur eine stumme und zugleich beredte Einladung ihrerseits sein, die ich nicht leichtfertig verspielen wollte.

Ich suchte sie an der Sektbar, ich fahndete bei den Schaukästen, ich überflog mit einem Blick die Sitzgruppen. Sie war nirgendwo zu entdecken.

Und dann stand sie neben einer Säule, die Dame im kleinen Schwarzen,   demonstrativ cool und verschlossen.

Mit schwankenden Schritten trat ich näher.

Sie blickte mir ernst entgegen, das totale Pokerface, die Lippen fest aufeinandergepresst. Von Angesicht zu Angesicht wirkte sie dennoch nahbarer als aus der Ferne. Und so attraktiv wie ein sehnlichst erwartetes Geburtstagsgeschenk.

Ich räusperte mich. »Eine anregende Vorstellung«, lobte ich mit rauer Stimme, »hat mir gut gefallen. Ausnehmend gut.«

»Freut mich.«

»Was halten Sie davon, wenn wir uns die zweite Hälfte schenken? Und stattdessen eine eigene, unkomplizierte Paarung versuchen?«

Sie ergriff meine Hand und lächelte. »Liebend gerne.«

Wir eilten zur Eingangstür, stürmten hinaus aus dem Theater. Ringsum dämmerte die ahnungslose Stadt. Beseelt flogen wir über den Vorplatz, hüpften federleicht über die zahllosen, Neon glitzernden Regenpfützen und segelten hinein ins Hotel »Royal«, das uns gegenüber erwartete.

Atemlos erreichten wir die Rezeption.

Die Empfangsdame sah uns offenen Blicks entgegen.

»Zimmer 502«, warf ich ihr lässig hin.

»Wie üblich?«, fragte sie mit anzüglichem Grinsen.

»Wie üblich?« Meine Begleiterin horchte alarmiert auf. »Soll das heißen, du bist hier Stammgast?«

»Das kann man so nicht sagen«, versuchte ich eine vage Erklärung.

»Und jedes Mal mit einer anderen, die du gerade frisch aufgegabelt hast?«