Bianca Arztroman Band 73 - Laura Iding - E-Book

Bianca Arztroman Band 73 E-Book

LAURA IDING

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Beschreibung

Dramatische Stunden von Iding, Laura
Schwerverletzt wird ein Mann in die Notaufnahme eingeliefert. Entsetzt erkennt Schwester Serena: Grant Sullivan, mit dem sie früher verlobt war, schwebt zwischen Leben und Tod! Ihre beherzte Entscheidung rettet ihn. Und Serena wird klar - nie wieder will sie ihn verlieren...

Hand in Hand mit Dr. Holly von Taylor, Jennifer
Ein schweres Unglück, Verwundete- und dazwischen Ärzte, die zu rettenden Engeln werden: Dr. Ben Carlisle und seine Kollegin Holly Daniels versuchen alles, um zu helfen. Bei diesem dramatischen Einsatz erkennt Ben, dass er nicht mehr länger vor seiner Liebe zu Holly fliehen darf...

Notruf: Liebe von Marinelli, Carol
In einer einzigen leidenschaftlichen Nacht gibt Eleanor der magischen Spannung nach, die vom ersten Moment an zwischen ihr und dem Notarzt Rory Hunter geherrscht hat. Danach will sie nur noch für ihren Beruf da sein. Doch die zärtliche Begegnung mit Rory ist unvergesslich...

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Seitenzahl: 538

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Laura Iding, Jennifer Taylor, Carol Marinelli

Bianca Arztroman Band 73

IMPRESSUM

Bianca Arztroman Band 73 erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH

Redaktion und Verlag:

Postfach 301161, 20304 Hamburg

Telefon: 040/60 09 09-361

Fax: 040/60 09 09-469

E-Mail: [email protected]

Geschäftsführung:

Thomas Beckmann

Redaktionsleitung:

Claudia Wuttke (v.l.S.d.P.)

Produktion:

Christel Borges

Grafik:

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

©

2004 by Laura Iding Originaltitel: „Emergency: Nurse In Need“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MEDICAL ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Susanne Albrecht

©

2004 by Carol Marinelli Originaltitel: „One Night In Emergency“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MEDICAL ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Sünje Redies

©

2004 by Jennifer Taylor Originaltitel: „Rapid Response“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MEDICAL ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Doris Wildt

©

Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA ARZT SPECIAL THEMA Band 0073 Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Fotos: Corbis

Veröffentlicht im ePub Format im 08/2012 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: readbox, Dortmund

ISBN 978-3-86494-439-0

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

CORA Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

ROMANA, BIANCA, BACCARA, TIFFANY, MYSTERY, MYLADY, HISTORICAL

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www.cora.de

Laura Iding

Dramatische Stunden

1. KAPITEL

Unheilvoll leuchtete der Vollmond am dunklen Nachthimmel.

Fröstelnd und mit einem Gefühl böser Vorahnung betrat Serena Mitchell das Milwaukee Trinity Medical Center. Vollmond war nie ein gutes Zeichen. Sie hätte erst in ihren Kalender schauen sollen, bevor sie sich bereit erklärt hatte, Danas Nachtschicht zu übernehmen. Aber wie hätte sie ihre Bitte ablehnen können, nachdem sie gehört hatte, dass Danas Mutter krank war? Seit ein paar Monaten arbeitete Serena wieder in der Intensivpflege, und sie stellte fest, dass es schwerer war, zur gewohnten Routine zurückzufinden, als sie gedacht hatte. Nicht wegen der Patienten, die hatten sich nicht verändert.

Sondern wegen der Albträume.

Vielleicht sollte ich einfach wieder aufhören, sagte sie sich. Häusliche Krankenpflege wäre ja auch eine Möglichkeit. Da würden die Patienten wenigstens mit mir sprechen, anstatt ständig zwischen Leben und Tod zu schweben.

Auf der Intensivstation wurde sie von einem Wirbel an Lärm und grellen Farben empfangen. Serena atmete tief durch und wischte sich die feuchten Hände an ihrer Hose ab. Es würde schon alles gut gehen. Sie hatte ihr Leben wieder in den Griff bekommen. Die Rückkehr in ihren alten Beruf war der Beweis dafür.

„Serena, gut, dass du da bist.“ Die Dienst habende Schwester Tess Walker schaute von ihrem Klemmbrett auf. „Die Kollegen in der Notaufnahme brauchen Unterstützung.“

Serena unterdrückte einen erschrockenen Ausruf und wurde blass. „Aber ich arbeite nicht mehr in der Notaufnahme.“

„Du hast doch Erfahrung in der Notfallmedizin, oder?“ fragte Tess hektisch.

„Ja, schon, aber …“

„Hör mal, wir haben eine schlimme Nacht. Sie brauchen dich. Der Notruf kam vor einer Minute. Da unten haben sie schon den ganzen Abend alle Hände voll zu tun. Du kannst dich später hier zurückmelden.“ Tess wandte ihr den Rücken zu, und damit war das Gespräch beendet.

Serena war kurz davor, zu protestieren. Nein, sie wollte nicht dorthin gehen. Als sie sich umblickte, war jedoch keine einzige Krankenschwester zu sehen, die nichts zu tun hatte. Wenn Serena sich weigerte, in die Notaufnahme zu gehen, würde sie die Patienten im Stich lassen. Das wollte sie auf gar keinen Fall. Und Tess hatte Recht. Vermutlich war Serena die Einzige hier auf der Intensivstation, die tatsächlich Erfahrung in der Notaufnahme besaß.

Sie eilte nach unten ins Erdgeschoss, und mit jedem Schritt verstärkte sich ihr ungutes Gefühl. Der Gedanke, in die Notaufnahme zurückzukehren, verursachte ihr geradezu körperliches Unbehagen. Mühsam unterdrückte sie die aufsteigende Übelkeit.

Komm schon, Serena. Du schaffst das.

Vor der Tür zögerte sie einen Augenblick. Dann zog sie entschlossen ihre Karte durch den Scanner und trat ein.

In der Notaufnahme war zwar einiges los, aber nicht so schlimm, wie sie es schon erlebt hatte. Nichts sah auffällig anders aus als damals vor achtzehn Monaten, als sie zum letzten Mal hier gewesen war.

„Hey, Serena!“ Dr. Steve Anderson, der für die Notaufnahme zuständige Oberarzt, lächelte sie an. „Schön, dass Sie zurück sind!“

„Ich bin nur zur Aushilfe hier“, erwiderte sie schnell und holte tief Luft, um sich zu beruhigen. „Also, worum geht es? Worauf warten wir?“

„Zwei Opfer mit Schusswunden in der Brust.“ Steve deutete auf eine der Behandlungsnischen. „Stellen Sie sich doch schon mal dort drüben bereit.“

In diesem Moment wurden die Schwingtüren aufgestoßen, und mehrere Sanitäter brachten im Laufschritt eine Rollliege herein. Nicht weit dahinter folgte der zweite Patient.

Serena nahm ihren Platz ein. Ihr Herz hämmerte wie wild, und sie hoffte inständig, sich nicht dadurch zu blamieren, indem sie in Ohnmacht fiel. Sekundenlang schien der Raum vor ihren Augen zu verschwimmen. Das Rauschen in ihren Ohren wurde so laut, dass es sogar den Lärm um sie herum übertönte. Mithilfe ihrer Willenskraft gelang es ihr, sich zu konzentrieren, um wieder klar zu sehen.

Eine Gruppe von Polizisten kam ebenfalls in den Raum, was bei Serena ein schreckliches Déjà-vu auslöste. Die vielen Beamten erinnerten sie zu sehr an die zahlreichen Feuerwehrleute, die in der Notaufnahme gewesen waren, als ihr Bruder Eric eingeliefert worden war. Sie schloss die Augen, um die schmerzlichen Erinnerungen zu verbannen.

Oh, Gott – Eric.

Jemand packte Serena an den Schultern und schüttelte sie. Sie fuhr auf.

„Reißen Sie sich zusammen“, fuhr Steve Anderson sie an. „Wir haben zu tun.“

Sein strenger Ton brachte sie zur Besinnung. Serenas Blick fiel auf den Patienten, der vor ihnen lag.

„Männlich, dreißig Jahre alt, Polizist, mit mehrfachen Schusswunden in Brust und Oberschenkel.“

Eine Sanitäterin rief die medizinischen Informationen über den allgemeinen Lärm hinweg. „Zwei Ringer-Laktat-Infusionen gegen den Blutverlust. Vor Ort intubiert. Er braucht sechs Einheiten Blut O-negativ, und zwar sofort.“

Serena schloss ihren Patienten an den Monitor an, um dessen Vitalfunktionen zu überprüfen. Rasch platzierte sie die EKG-Elektroden auf den am wenigsten blutverschmierten Stellen und bemühte sich, den blutgetränkten Verband über der Wunde an der rechten Seite dabei nicht zu berühren. Während sie sich ganz auf ihre Aufgabe konzentrierte, vermied sie jeden Gedanken an Eric. Ein Blick auf den Monitor zeigte ihr den gefährlich niedrigen Blutdruck ihres Patienten, ehe sie sich diesem wieder zuwandte.

Erst jetzt sah sie sein Gesicht, und ihr stockte der Atem. Erneut schien sich der gesamte Raum um sie zu drehen. Serena packte die Liege, um sich daran festzuhalten.

Bitte, nicht schon wieder …

Schweißperlen traten ihr auf die Stirn. Sie blinzelte, um das Gesicht des Patienten klarer zu erkennen, denn sie glaubte, sich geirrt zu haben. Doch als sie ihn erneut betrachtete, gab es keinen Zweifel mehr. Trotz der vielen Blutspritzer erkannte sie ihn.

Grant Sullivan – der Mann, den sie hatte heiraten wollen.

Eine zweite Krankenschwester hängte bereits mehrere Einheiten Blut an den Schnelltropf auf der gegenüberliegenden Seite der Liege.

Steve brüllte seine Befehle. „Der Mann benötigt einen Lungentubus. Serena, was zum Teufel machen Sie da? Wir brauchen das Blut, aber schnell!“

Serena riss ihren Blick von Grants Gesicht los, ergriff zwei Beutel mit Blut und erklärte: „Herzfrequenz hundertsechzig, Blutdruck siebzig zu dreißig, Körpertemperatur fünfunddreißig Grad. Er steht unter Schock.“

Steve verschwendete keine Zeit. „Hängen Sie vier weitere Blut-Einheiten an den Schnelltropf.“ Noch während er sprach, bereitete er die rechte Seite von Grants Oberkörper mit steriler Lösung für den Tubus vor.

Mechanisch befolgte Serena seine Anweisungen. Doch trotz all der modernen High-Tech-Geräte schien die lebensrettende Flüssigkeit nicht schnell genug in den Körper des Patienten zu gelangen.

Als Serena dessen Blutdruck wieder überprüfte, stellte sie erschrocken fest, dass er sich kaum normalisiert hatte. Ihre Kollegin auf der anderen Seite hängte ebenfalls weitere Beutel mit Blut auf, das für Grants lebenswichtige Organe notwendig war.

Als Steve den Lungentubus setzte, zuckte Grant spürbar unter Serenas Händen zusammen. Sie unterdrückte ihre Übelkeit, während sie gleichzeitig half, den Schlauch anzuschließen. Entsetzt starrten sie darauf, als hellrotes Blut aus Grants Lunge strömte.

„Verdammt!“ Quer durch den Raum schrie Steve einer Krankenschwester zu: „Bringen Sie mir einen Thorax-Chirurgen her! Dieser Mann muss sofort in den OP!“

Er überließ es Serena, den Verband über dem Tubus anzulegen. Aber die Finger wollten ihr nicht recht gehorchen, als sie versuchte, die Gaze festzukleben. Der Thorax-Chirurg kam aus der anderen Behandlungsnische herübergeeilt, wo der zweite Patient versorgt wurde, der mit Grant zusammen eingeliefert worden war.

„Was habt ihr hier?“

„Schusswunden in Brust und Oberschenkel. Starker Blutverlust und Schock. Er muss schnellstens operiert werden.“

„Ach ja? Der andere da drüben auch.“ Der Chirurg zeigte mit dem Daumen zu dem anderen Patienten. Dann bemerkte er das Blut, das reichlich durch Grants Lungentubus strömte. Er seufzte. „Teufel noch mal. Wir rufen ein zweites Team her und nehmen beide gleichzeitig dran.“

Einer der nicht uniformierten Polizeibeamten stellte sich dem Arzt in den Weg. Der Polizist war groß und breitschultrig, hatte schütteres Haar und trug ein kariertes Sportjackett, das zwei Nummern zu klein aussah. Obwohl er geräuschvoll Kaugummi kaute, schien er der ranghöchste Beamte zu sein.

„Was haben Sie gesagt? Sie wollen beide gleichzeitig drannehmen?“ Auf das bestätigende Nicken des Arztes hin kam die gesamte Gruppe von Polizisten näher, um ihren Vorgesetzten wortlos zu unterstützen. „Ich bin Captain Reichert, und ich bestehe darauf, dass Sie Detective Sullivan zuerst operieren. Der andere Kerl ist der Verbrecher, der ihn niedergeschossen hat. Es ist sinnlos, ihn zu retten, wenn er sowieso für versuchten Mord in den Knast kommt.“

Trotz des drohenden Tonfalls des Captain wich der Chirurg keinen Schritt zurück. „Es ist meine Aufgabe, Leben zu retten. Sie behindern mich.“

„Operieren Sie Detective Sullivan zuerst.“

Der Arzt trat vor, als wolle er an den Beamten vorbeigehen, aber die uniformierten Männer ließen ihn nicht durch. Deshalb versuchte er es noch einmal. „Ich kann nicht beurteilen, wessen Leben wichtiger ist. Für mich ist jeder Mensch wichtig. Sie haben mein Wort darauf, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun werden, um das Leben Ihres Kollegen zu retten. Aber wir werden beide Patienten gleichzeitig operieren.“

Einen Moment lang fragte Serena sich, ob jetzt mitten in der Notaufnahme ein Streit ausbrechen würde. Mit einem vernichtenden Blick gab der stämmige Captain schließlich nach. „Wir haben heute Abend schon einen Polizisten verloren. Und mein Chef wird persönlich Ihren Vorgesetzten anrufen, falls Sullivan stirbt und der Kriminelle überlebt. Das verspreche ich Ihnen.“

Nachdem der Polizeibeamte diese Warnung ausgesprochen hatte, machten auch seine Kollegen den Weg wieder frei. Serena stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Für heute Abend hatte es schon genug Verletzte gegeben.

Sie fasste Steve am Arm. „Wie schlimm ist es mit der Beinwunde? Könnte es sein, dass die Oberschenkelarterie verletzt ist?“

„Möglich. Geben Sie mir ein Gefäß-OP-Besteck.“

Serena reichte ihm die Instrumente und entfernte dann den Verband an Grants Oberschenkel.

„Das ist die Austrittswunde.“ Da das Blut daraus hervorschoss, bedeckte sie die Wunde mit Verbandsmaterial, legte beide Hände darüber und drückte mit aller Kraft darauf. Als Grant zusammenzuckte, biss Serena sich auf die Lippen. Der Schmerz, den er unterbewusst spürte, musste qualvoll sein.

„Okay, lassen Sie mich sehen“, sagte Steve.

Mit einer Hand hielt Serena den Druck auf die Verletzung aufrecht, mit der anderen entfernte sie den Verbandsmull. Die Sicht wurde von dem herausströmenden Blut behindert, das sie rasch fortwischte.

„Da, ich habs gefunden.“ Schnell klemmte er die Arterie ab und nähte den Riss. Serena ließ in ihrem Druck nicht nach, obwohl mittlerweile ihre Arme von der Anstrengung wehtaten und zitterten.

„Sie haben Recht, das ist die Austrittswunde. Komisch, wenn man bedenkt, dass die Verletzung an seiner Brust aus dem entgegengesetzten Winkel stammt. Aber wenigstens sitzt keine Kugel hier drin.“ Er nickte Serena zu, und sie verringerte den Druck. Steve streifte sich die schmutzigen Handschuhe ab. „Das reicht, bis er in den OP kommt.“

Sie legte einen Verband an, ehe sie zwei weitere Beutel mit Blut an den Tropf hängte.

„Sieht aus, als würde er sich stabilisieren, obwohl dieser Druck nicht lange vorhalten wird.“ Finster blickte Steve sich um. „Wo zum Henker bleiben die Chirurgen-Teams?“

Serena wusste, dass sie jetzt eine Zustandsbeurteilung des Patienten abgeben sollte, aber ihr Kopf war auf einmal leer. Sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, was als Erstes zu tun war. Das rußgeschwärzte Gesicht ihres Bruders stieg vor ihr auf, und sie schüttelte heftig den Kopf, um die quälende Erinnerung loszuwerden.

Eric war tot, aber Grant lebte, und er brauchte ihre Fachkenntnis, so unzulänglich diese auch sein mochte.

Komm schon, denk nach, ermahnte sie sich im Stillen. Von der Gruppe der Polizisten, die sie mit Argusaugen beobachteten, ging eine unsichtbare Drohung aus. Schließlich begann Serena mit der neurologischen Untersuchung. Doch als sie in Grants blutverschmiertes Gesicht schaute, stiegen ihr die Tränen in die Augen.

Warum hat er nicht auf mich gehört, fragte sie sich. Ich habe ihn oft genug davor gewarnt, dass irgendwann so etwas passieren wird. Aber hatte er auf sie gehört? Nein, ihm war sein Beruf wichtiger als ihre Liebe. Einmal ein Held, immer ein Held. Und wenn es nach Grant und seinem verdammten männlichen Stolz ginge, dann würde er auch noch als Held sterben.

Aber nicht heute. Heute Nacht wird er nicht sterben!

Serena blinzelte die Tränen fort und zwang sich, Grants Herz und Lunge abzuhören. Sie versuchte, ihn wie jeden anderen Patienten zu betrachten, aber das war nicht leicht. Als sie gerade die Unterleibsuntersuchung beendet hatte, traf endlich das Chirurgen-Team ein.

„Also, los gehts.“

Innerhalb von Sekunden waren die Monitor-Elektroden entfernt, und Grant wurde zum Aufzug gerollt, der zu den Operationssälen führte. Der zweite Patient folgte dicht hinter ihnen. Serena begleitete Grant bis zur OP-Schleuse und sah durchs Fenster, wie er auf den Operationstisch gebettet wurde. Nun lag sein Leben in den Händen der hervorragenden Thorax-Chirurgen.

Erschöpft starrte Serena auf die OP-Tür, und ein erstickter Laut der Verzweiflung entrang sich ihr. Sie hatte geglaubt, ihr Leben wieder in den Griff bekommen zu haben, doch das unerwartete Wiedersehen mit Grant hatte sie vom Gegenteil überzeugt. Wie konnte es sein, dass sie nie wirklich über ihn hinweggekommen war?

Lieber Gott, bitte lass ihn am Leben …

2. KAPITEL

Die Schicht war noch lange nicht vorbei. Serena fiel die Aufgabe zu, die Polizisten aus der Notaufnahme in den Warteraum der Intensivstation zu bringen. Sie erklärte ihnen, sobald Grant aus dem OP kam, würde jemand sie rufen, damit sie ihn sehen könnten.

Normalerweise war lediglich den direkten Angehörigen ein Besuch gestattet. Aber in diesem Fall durften die Beamten jeweils zu zweit zu dem Patienten hineingelassen werden. Als Serena den Raum verlassen wollte, wurde sie vom Captain zurückgehalten.

„Mein Name ist Reichert, Miss. Wir müssen auch über den Zustand des Verbrechers informiert werden“, verkündete er stirnrunzelnd. „Sobald er aus dem OP kommt, müssen wir rund um die Uhr eine Wache bei ihm aufstellen.“

Sie nickte. „Ich verstehe. Wie hieß er noch gleich? Ich werde diese Information an das Pflegepersonal weiterleiten.“

„Jason Roth.“ Nervös wiegte der Captain den Kopf hin und her. Die Krankenhausatmosphäre war ihm sichtlich unangenehm, und Serena konnte es ihm nicht verübeln. Ein solcher Vorfall erinnerte einen nur allzu deutlich an die eigene Sterblichkeit – vor allem, wenn man einem solch gefährlichen Beruf nachging.

Sobald Steve sein Einverständnis gegeben hatte, kehrte Serena auf die Intensivstation zurück. Sie musste die Dienst habende Schwester über den Status der beiden Patienten unterrichten.

Tess Walker nahm die Neuigkeiten gelassen auf und wies den zu erwartenden Patienten die beiden letzten leeren Zimmer zu. Dann forderte sie Serena auf, ihren Kollegen auf der Intensivstation bei der Arbeit zu helfen. Nach ihrem Erlebnis in der Notaufnahme empfand sie die Arbeit hier als eine ungeheure Erleichterung. Dennoch ging ihr Grant nicht aus dem Kopf. Sie bemühte sich, nicht daran zu denken, dass er es möglicherweise nicht schaffen würde. Ihr Bruder Eric war auch stark und gesund gewesen, als er in der Notaufnahme starb. Aber der menschliche Körper vermochte nur ein gewisses Maß an Verletzungen auszuhalten. Wenn lebenswichtige Arterien und Organe von zwei Kugeln getroffen waren, bedeutete dies eine schwerwiegende Belastung.

Wie typisch für Grant, dass er keine kugelsichere Weste angehabt hatte. Er tat immer so, als sei er unbesiegbar. Doch Serena wusste es besser. Sein Bild, wie er blutend vor ihr gelegen hatte, blieb ihr während der gesamten nächsten Stunde im Gedächtnis haften.

Dann wurde aus dem OP angerufen, dass Jason Roth bald auf die Station gebracht würde. Serena ging zum Warteraum, um Captain Reichert davon zu informieren. Verständlicherweise war er wenig erfreut über diese Nachricht.

„Warum zum Teufel ist Roths Operation schon vorbei? Wie geht es Sullivan?“ Unruhig marschierte der Captain auf und ab, während er weiterhin seinen Kaugummiklumpen kaute.

Serena hob die Schultern. „Ich weiß es nicht. Wir haben noch nichts Neues von Detective Sullivan gehört.“

„Verdammt, das gefällt mir nicht. Das gefällt mir ganz und gar nicht.“

Sie nickte. Ihr erging es genauso. Die Zeit schien still zu stehen, während Grants Leben an einem seidenen Faden hing. Sie schaute sich in dem Raum voller Polizisten um. Da fiel ihr plötzlich etwas ein. „Haben Sie sich mit Detective Sullivans Familie in Verbindung gesetzt? Er hat eine Schwester namens Cheryl, die in Denver lebt.“

Der Captain nickte und fuhr sich mit der Hand über seine beginnende Glatze. Falls er sich darüber wunderte, woher Serena von Grants Schwester wusste, ließ er es sich nicht anmerken. „Ja, sie ist schon unterwegs. Ich hätte gerne gute Nachrichten für sie, wenn sie kommt.“

Im Stillen pflichtete Serena ihm bei. In einer Situation wie dieser hielten Polizisten zusammen wie eine Bruderschaft. Doch Grant und Cheryl standen sich sehr nahe. Ihre Eltern waren vor einigen Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen, und jetzt hatten sie nur noch einander.

„Würden Sie mich bitte rufen, sobald sie da ist?“

Captain Reichert nickte, und Serena kehrte an die Arbeit zurück. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass es noch gute vier Stunden bis zum Ende ihrer Schicht waren.

Sie half dabei, Jason nach seiner Operation auf der Station unterzubringen. Zu ihrem Entsetzen stellte sie fest, dass er erst knapp fünfzehn war. Die Vorstellung, dass ein Teenager mit einem Revolver durch die Straßen lief, war grauenvoll. Die Schusswunde in seiner Brust stammte vermutlich von Grant. Jason hatte Glück. Seine Jugend war auf seiner Seite. Wahrscheinlich würde er sich ohne Probleme wieder erholen.

Einer der Polizeibeamten aus dem Wartezimmer bezog seinen Posten vor Jasons Zimmertür.

Ein OP-Pfleger kam auf Serena zu und drückte ihr zwei Plastiktüten mit blutgetränkten Kleidungsstücken in die Hand. „Die haben wir den beiden Verletzten abgenommen. In diesem Beutel sind die Sachen von Jason Roth. Die Polizisten wollten sie als Beweismaterial haben. In dem anderen ist das Zeug des Beamten. Es ist auch eine Brieftasche mit drin. Sie sollten also lieber den Sicherheitsdienst rufen, damit sie im Safe eingeschlossen wird.“

Serena verzog das Gesicht, als sie die Beutel entgegennahm. „Danke. Ich kümmere mich darum.“

Sie legte Grants Sachen neben das für ihn bestimmte Bett und brachte dann den Beutel mit Jasons blutigen Kleidern zu dem Captain. Dieser war darüber hocherfreut und schickte sofort einen seiner Männer mit dem Beweismaterial zum Polizeirevier. Danach rief Serena den Sicherheitsdienst an.

Nach wenigen Minuten erschien ein Wachmann, und Serena öffnete Grants Brieftasche, um mit dem Beamten als Zeugen den Inhalt durchzusehen. Gemeinsam zählten sie das Geld und legten es in einen Umschlag, der daraufhin zugeklebt wurde. Als Serena die Brieftasche zuschlagen wollte, fiel ihr Blick auf das Bild einer schönen, brünetten Frau, die in die Kamera lachte.

Es versetzte ihr einen Stich der Eifersucht. Schnell klappte sie die Brieftasche zu und übergab sie zusammen mit dem Bargeld an den Sicherheitsbeamten. Die blutgetränkte und zerrissene Kleidung hob sie für die Polizei auf, in der Annahme, dass sie diese als Beweisstücke benötigen würde.

Das Bild der hübschen Brünetten ließ sich nicht verdrängen, obwohl Grants Privatleben Serena nichts mehr anging. Sie kannte sich selbst gut genug, um zu wissen, dass sie mit den Risiken, die sein Beruf mit sich brachte, einfach nicht umgehen konnte. Nicht, nachdem sie ihren Bruder auf so tragische Weise verloren hatte. Deshalb hatte sie Grant den Verlobungsring zurückgegeben und ihre Beziehung mit ihm beendet. Eineinhalb Jahre lang hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Und wenn er jetzt mit einer anderen zusammen war, umso besser. Er hatte es verdient, glücklich zu sein.

Mit kühler Vernunft gelang es Serena jedoch nicht, den Groll aufzulösen, der ihr den Magen zuschnürte. Warum hat Grants Liebe zu mir nicht ausgereicht, um seinen Beruf für mich aufzugeben? Oder sich zumindest auf einen weniger gefährlichen Posten versetzen zu lassen?

Sie fragte sich, ob die brünette Frau im Krankenhaus auftauchen würde, nachdem sie von Grants Verletzungen erfahren hatte. Serena wusste nicht, ob sie es ertragen könnte, freundlich mit ihrer Nachfolgerin zu plaudern. Vielleicht sollte sie ihn lieber von jemand anderem pflegen lassen.

Aber vielleicht auch nicht. Sie wollte diese Sache durchziehen. Eine weitere Stunde verging, bevor die OP-Schwester endlich Bescheid sagte, dass Grant in fünfzehn Minuten aus dem Operationssaal kommen würde.

Serena nutzte diese Zeit, um sich zu vergewissern, dass in seinem Zimmer alles Notwendige für ihn vorbereitet war. Dann teilte sie dem Captain die Neuigkeit mit, der sich erst einmal damit zufrieden gab, dass sein Detective die Operation überlebt hatte.

Als Grant schließlich aus dem Operationssaal kam, war sein Zustand wesentlich weniger stabil als der von Jason Roth. Serena kam kaum zum Atemholen. In dem Zimmer drängte sich das medizinische Fachpersonal, und es wurden laufend irgendwelche Befehle gebrüllt.

Die Krankenschwestern schlossen schnell die Monitore an. Sowohl der Thorax-Chirurg als auch der Anästhesist blieben noch eine ganze Weile bei ihrem Patienten, um sicherzustellen, dass dieser nicht erneut operiert werden musste.

Das OP-Personal hatte Grant größtenteils von Blut gesäubert. Ein breiter Mullverband bedeckte seinen halben Oberkörper, und ein zweiter befand sich an seinem Oberschenkel. Seine muskulöse Gestalt lag vollkommen regungslos unter all den Kabeln und Schläuchen. Aber zumindest waren seine Vitalfunktionen stabil. Mehr konnte man zum jetzigen Zeitpunkt nicht verlangen.

„Sind irgendwelche Angehörigen von ihm hier?“ erkundigte sich der Chirurg bei Serena. „Ich werde bestimmt nicht mit dieser Horde Polizisten da draußen sprechen.“

Sie verkniff es sich, ihn darauf hinzuweisen, dass seine Kollegen Grant vermutlich mehr bedeuteten als jeder andere. Jedenfalls mehr, als sie ihm bedeutet hatte.

„Er hat eine Schwester in Denver, die auf dem Weg hierher ist. Erklären Sie mir doch einfach, was Sie bei der Operation gemacht haben. Dann kann ich die Information an sie weitergeben. Die Polizisten müssen nur wissen, dass sein Zustand stabil ist. Und wenn seine Schwester kommt, kann ich Sie jederzeit anpiepen.“

„Gut.“ Der Arzt folgte ihrer Aufforderung, und Serena versuchte, sich möglichst nichts anmerken zu lassen, während er die Operation in allen Einzelheiten beschrieb. Grant hatte einen ganzen Lungenflügel verloren. Außerdem mussten sie einen Muskelriss und die gerissene Arterie im rechten Oberschenkel nähen.

Grant hatte Glück gehabt, überhaupt mit dem Leben davongekommen zu sein. Dessen war Serena sich bewusst. Aber sie fragte sich, wie er wohl auf seine Verletzungen reagieren würde. Wäre es möglich, dass diese ihn in Zukunft an der Ausübung seines Berufes hindern würden? Sie verachtete sich dafür, dass ein Funken der Hoffnung in ihr aufflammte. Kopfschüttelnd erinnerte sie sich daran, dass er schon eine neue Frau in seinem Leben hatte. Selbst wenn Serena bereit gewesen wäre, ihrer Beziehung eine zweite Chance zu geben, war die Liebe zwischen ihnen doch verschwunden. Tatsächlich glaubte sie nicht, jemals wieder das Risiko einzugehen, sich zu verlieben. Abgesehen davon war Grants Zielstrebigkeit geradezu legendär. Falls es eine Möglichkeit gab, in seinen Beruf zurückzukehren, würde er sie ergreifen.

Serena ließ Captain Reichert aus dem Warteraum rufen, während sie aufmerksam die Monitorwerte notierte.

„Miss?“ Der Captain stand an der Tür. Die zahlreichen medizinischen Geräte bereiteten ihm sichtliches Unbehagen. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn, und seine Gesichtsfarbe wurde noch röter als ohnehin schon.

„Hallo.“ Aufmunternd lächelte Serena ihm zu. „Nun, so weit, so gut. Die Operation dauerte länger als erwartet, aber seine Vitalfunktionen sind stabil.“

Tapfer trat Captain Reichert in das Zimmer hinein und betrachtete mit düsterer Miene den Patienten auf dem Bett. „Wird er wieder aufwachen?“

„Ja, sobald die Wirkung der Narkose nachlässt. Sein Körper braucht Zeit, um sich von den Verletzungen und der anstrengenden Operation zu erholen. Die nächsten vierundzwanzig Stunden sind entscheidend, aber bis jetzt hält er sich recht gut. Ist Cheryl inzwischen angekommen?“

Mit mahlendem Kiefer kaute der Captain seinen Kaugummi. „Sie hat vom Flughafen aus angerufen. Ihr Anschlussflug hat Verspätung. Ich habe ihr gesagt, dass er aus dem OP draußen ist.“

„Gut. Dr. Hardy, der Chirurg, möchte informiert werden, sobald sie da ist.“

„Ich erinnere mich an ihn.“ Captain Reicherts gerötete Augen verengten sich, und er schob den Kaugummiklumpen in die andere Backentasche. „Ich will auch mit ihm sprechen. Einer meiner Beamten steht bereit, um das Beweisstück aufs Revier zu bringen.“

Serena hob die Brauen. „Beweisstück?“

„Die Kugel, die sie Sullivan aus der Brust geholt haben.“ Er schaute zum Nachbarzimmer, wo einer seiner Männer saß und Jason bewachte. „Die brauchen wir, um zu beweisen, dass Roth geschossen und einen von uns getötet und den anderen schwer verletzt hat.“ Er schien befriedigt darüber, dass Jason Roth des Mordes angeklagt werden würde.

Sie konnte es ihm nicht übel nehmen. Der Gedanke, dass Grants Angreifer hinter Schloss und Riegel kam, verschaffte auch ihr ein befriedigendes Gefühl. Nach einigen Minuten kehrte der Captain in den Warteraum zurück.

Serena schaute Grant an, der so still dort lag. Sie fing an, mit ihm zu sprechen, wie sie es mit allen Patienten tat.

„Grant? Ich bins, Serena. Du bist auf der Intensivstation, aber dir geht es gut. Entspann dich einfach, wir kümmern uns um dich.“ Sie legte ihm die Hand auf die Stirn und musste den Impuls unterdrücken, sich herabzubeugen und einen Kuss daraufzudrücken.

Früher hatte sie jedes Grübchen, jeden Zentimeter von Grants Körper besser gekannt als ihren eigenen. Bei der Erinnerung an seine Berührungen prickelte es in ihren Fingerspitzen. Ob er sich seit der Trennung wohl verändert hatte?

Sie trat vom Bett zurück, um die beiden nächsten Polizisten hereinzulassen, die an der Tür warteten. Serena hörte, dass sie kurz mit der Wache nebenan sprachen und einer von ihnen sagte, er werde dafür sorgen, dass der Junge vor ein Erwachsenengericht käme.

Wahrscheinlich hatten sie Jasons Leben gerettet, nur um ihn wegen Mordes anzuklagen. Als Krankenschwester sollte Serena eigentlich neutral bleiben, aber in diesem Fall teilte sie die Meinung des Captain. Ihrer Ansicht nach hätte Grant zuerst operiert werden müssen.

Allmählich machte sich ihre Müdigkeit bemerkbar. Nur noch eine knappe Stunde, dann war ihre Schicht zu Ende. Um nicht einzuschlafen, beschäftigte sie sich so gut es ging. Kurz bevor sie die Station verließ, suchte sie Tess auf und trug sich auch für die beiden nächsten Nachtschichten an diesem Wochenende in den Dienstplan ein. Natürlich verschwieg sie ihre Absicht, dass sie auf diese Weise Grant unter ihrer Aufsicht behalten konnte. Serena redete sich ein, dies habe nichts mit persönlichen Motiven zu tun, sondern sie würde sich um jeden ihrer Freunde genauso kümmern.

Allerdings regte sich tief in ihrem Innern der Verdacht, dass der wahre Grund doch sehr viel komplizierter war.

Eine liebevolle, beruhigende Stimme schien ihn aus den Tiefen seines Bewusstseins zu holen. Doch dann traf ihn der Schmerz. Ein betäubender, explodierender Schmerz, der seinen gesamten Körper erfüllte. Sekundenlang genoss er die kühle, sanfte Berührung einer Hand auf seiner Stirn, ehe der sich steigernde Schmerz alles andere verdrängte. Außerstande, dagegen anzukämpfen, glitt er wieder in das wohltuende Vergessen zurück.

Erschöpft bis auf die Knochen blinzelte Serena in das helle Morgenlicht, das durch die Fenster hereinschien, als sie die Treppe zu ihrem Apartment hinaufging. Nachtschichten waren immer hart. Glücklicherweise stand ein kühler Frühsommertag bevor, so dass sie ohne Schwierigkeiten schlafen konnte, obwohl ihre Wohnung keine Aircondition besaß. Plötzlich lief eilig ein Junge an Serena vorbei.

„Rico?“ Instinktiv nahm sie zwei Stufen auf einmal und sah gerade noch, wie der dunkelhaarige Zwölfjährige in dem Apartment verschwand, das ihrem gegenüberlag.

Energisch klopfte sie an die Wohnungstür der Gonzales. „Rico, mach auf. Ich bins, Serena.“

Nach einer längeren Pause wurde die Tür einen Spaltbreit geöffnet, ohne dass der Junge die Sicherheitskette löste. Serena beugte sich ein wenig herunter, bis sie durch den Schlitz direkt in Ricos große, misstrauische Augen blicken konnte.

„Bist du grade erst nach Hause gekommen?“ Es war Samstagmorgen, acht Uhr.

Achselzuckend senkte er den Blick.

„Ist Marta bei der Arbeit?“

Er nickte langsam.

„Du sollst doch eigentlich zu Hause bleiben, wenn deine Schwester arbeitet, stimmts?“

Erneut nickte er, doch da er sie nicht ansah, wusste Serena, dass er sich nicht an diese Regel gehalten hatte. Mal wieder. Sie seufzte. Der Junge war nach der Schule und das ganze Wochenende immer allein, während Marta zwei Jobs nachging, um sich und ihn zu ernähren. Mit ihren einundzwanzig Jahren war Marta sieben Jahre jünger als Serena und viel zu jung, um Ricos Vormund zu sein. Bisher hatte Serena Rico für einen recht verantwortungsbewussten Jungen gehalten. Aber jetzt war sie nicht mehr so sicher.

„Rico.“ Im Grunde war es nicht ihr Problem, doch im Laufe des letzten Jahres hatte sie die beiden Geschwister recht gut kennen gelernt. Er wird doch nicht die ganze Nacht weg gewesen sein, dachte sie beunruhigt. „Hast du Lust, ein bisschen zu mir herüberzukommen, um mir Gesellschaft zu leisten?“

Mehrere Sekunden vergingen, und Serena hielt den Atem an. Schließlich schüttelte der Junge nur stumm den Kopf und machte leise die Tür wieder zu.

3. KAPITEL

Als Serena erwachte, war sie einen Moment lang etwas desorientiert, weil die Abendsonne in ihr Schlafzimmerfenster schien. Nach einigen Minuten kehrte jedoch die Erinnerung an die Ereignisse der vergangenen Nacht zurück.

Grant war angeschossen worden. Zweimal. In Ausübung seines Berufs.

Serena schaute auf den Wecker und fuhr sich mit den Fingern durch das zerzauste Haar. In fünf Stunden musste sie im Trinity ihre nächste Schicht antreten. Wie es Grant wohl heute ergangen sein mochte? Ob sein Zustand sich gebessert hatte?

Auf dem Weg zum Bad musste sie gegen ihr Bedürfnis ankämpfen, auf der Station anzurufen und sich nach ihm zu erkundigen. Ich darf mich emotional nicht zu sehr einlassen, ermahnte sie sich. Vor allem, weil er ja offensichtlich jemand anderen gefunden hat. Dennoch war ihr zu Mute, als habe er sie erst gestern zärtlich umarmt, anstatt vor anderthalb Jahren.

Dennoch war es richtig gewesen, die Verlobung zu lösen. Serena war sicher, wenn sie mit Grant zusammen geblieben wäre, hätte sie sich jeden Augenblick, den er auf Streife war, schreckliche Sorgen gemacht. Er brauchte jemanden, der ihn unterstützte.

Als sie sich anzog, hörte sie draußen auf dem Flur ein Geräusch und steckte den Kopf zur Wohnungstür hinaus.

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