Bilderflut - Vinzent S. Mus - E-Book

Bilderflut E-Book

Vinzent S. Mus

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Beschreibung

Surrealistische Prosa und Gedichte, angesiedelt zwischen Christian Morgensterns Lyrik und Michael Endes Visionen. Teils dunkel humoristische, gotisch mystische Traumvisionen, teils luzid surreale Gemälde erinnernd an Maler wie William Blake und Salvador Dali. Büro für angewandte surreale Forschung (Wenn Sie sich sicher sind, hier richtig zu sein, treten Sie bitte unverzüglich ein.)

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Bilderflut

InhaltBilderflut ZyklusLyrik und ProsaAnhangImpressum

Inhalt

Inhalt:

Lyrik und Prosa

aus dem letzten Jahrtausend

(zehn Stücke & Anhang)

der Schrei

die Erhabenen

das dunkle Haus

der kleine Tod

Seelenfeuer

Nachtgespräch

Kinder der Nacht

Gotteskrieger

wir Erfolgreichen

Zipfelmanns Mütze

Bilderflut Zyklus

Der Schrei

Schwarze Wolken ziehen dahin. Sie tragen

einen dunklen Sinn in sich

und rücken unaufhörlich den Himmel ab.

Bis er geschlossen ist

und kein Licht mehr hindurchströmt.

Die Bäume sehen traurig aus.

Kein Geräusch ist zu hören

und doch legt sich Schwere auf jedes Ohr

und Dunkelheit auf jedes Auge.

Nicht die Art von Dunkelheit ohne Licht.

Eine Dunkelheit der Sinne.

Die Menschen laufen hin und her.

Mit dem Licht verschwindet die Orientierung für sie.

Sie sehen nach oben

und hoffen, der Himmel würde sich wieder auftun.

Nichts passiert.

Nur Stille.

Niemand wagt, ein Geräusch von sich zu geben.

Ein Mann öffnet den Mund.

Die Menschen um ihn herum warten auf ein Wort,

ein Schluchzen.

Doch der Mann steht da, als wäre er festgefroren.

Einfach am Boden festgefroren

und auch sein Geist ist starr, wie vor Kälte.

Ein gefrorener Schrei.

Das ängstigt die Menschen um ihn herum noch mehr.

Sie entfernen sich von ihm, wie

von einem Leprakranken, der sich als solcher

zu erkennen gibt.

Die Menschen halten Abstand zu ihm,

und solche die ihn noch nicht gesehen haben,

kehren nachdem sie es getan haben, um

oder laufen im Bogen an ihm vorbei.

Sie alle wollen nach Hause, wissen aber nicht wohin.

Alle laufen sie auf und ab und sehen so aus,

als wollten sie irgendwo hin.

Als hätten sie ein Ziel, das es schnell zu erreichen gilt.

Und noch immer stand der Mann da.

Ohne sich zu rühren, stand er da,

in seinem erfrorenem Schrei.

Er blickte nach oben.

Viele blickten nach oben, aber keiner schrie.

So wie er da stand, sah er aus wie ein Baum.

Ja auch die Bäume schrien

mit zum Himmel erhobenen Armen.

Ebenfalls an der Erde festgefroren.

Nichts bewegte sich, außer die Menschen,

die hin und her liefen wie Ameisen.

Aber sie trugen nichts.

Nur sich selbst.

Je dunkler es wurde,

desto weniger Menschen suchten ihren Weg.

Haben die anderen ihr Ziel erreicht?

Gab es einen Endpunkt ihrer Bemühung, sich fortzubewegen?

Bewegen heißt nicht stillzustehen, heißt

immer weiterzugehen,

aber wohin?

Was ist, wenn alle ihr Ziel erreicht haben würden?

Würde es dann heller werden?

Dunkelheit ist Müdigkeit.

Wenn es dunkel wird, werden die Bäume müde.

Dann senken sie ihre Arme und schlafen einen langen Schlaf.

Schlafen auch um zu vergessen.

Nur der Mann, der da stand, schlief nicht.

Er schrie seinen leisen Schrei in den dunklen Himmel.

Er hatte Angst, zu schlafen und zu vergessen.

Er hatte Angst, nie wieder aufzuwachen.

Deswegen schlief er nicht,

er schrie.

Die Erhabenen

Der Haufen wird immer größer

andauernd wird ein Neuer oben draufgetan

ich ersticke.

wie soll man atmen bei so vielen Körpern

und immer kommt noch einer oben drauf

und noch einer

wird es denn nie enden?

hier sind schon so viele

so viele Körper liegen hier auf mir

und andauernd werden es mehr

haben sie denn kein Mitleid?

ich werde erdrückt!

sehen sie denn das nicht

so viele Körper auf mir

und ich liege ganz unten

und der Haufen wird immer größer und größer.

Ich blicke um mich herum und sehe

Arme, Beine, Köpfe mit verdrehten Augen

und Hände mir steifgewordenen Fingern

leblose Leiber mit verzerrten Gesichtern

die Grimassen schauen mich alle an

als ob sie lachen würden.

ja, sie lachen mich aus mit ihren verzerrten Mündern

lacht nur, ihr seid auch nicht besser dran!

ihr mit euren verrenkten Körpern und hervortretenden Fischaugen

ihr bekommt mich nicht

drückt nur, aber glotzt mich nicht so an.

mit euren großen Triefaugen

habt ihr verstanden!?

oder seid ihr taub

natürlich sind sie taub

sind ja schließlich tot

ich werd jetzt einfach nicht mehr an euch denken

wenn ich nicht mehr an euch denke,

seid ihr nicht mehr da.

ich schließe die Augen und halte die Luft an

Irgendwann halte ich es nicht mehr aus

und lechze nach Luft

und da sind sie wieder und schauen mich an.

der Druck ist größer geworden

laufend kommen welche hinzu

das muß ein Versehen sein

ich bin nicht wie die hier

hört mich denn keiner!?

ich bin nicht tot wie die hier

schaut mich an; kein bischen steif

was hab ich denn mit denen zu tun

schaut mich doch an

Der Haufen wird größer

immer größer und größer

sie wollen mich zerquetschen

mit ihren Leibern

diese abgewrackten Leiber

wie tote Jesusse sehen sie aus

einer wie der andere

und glotzen mich an mit ihren mitleidigen Blicken

schaut nur ich hab nichts zu verbergen

was hab ich mit euch zu tun

ihr mit euren krummen Fingern