Bildersturm - Bernd Stiegler - E-Book

Bildersturm E-Book

Bernd Stiegler

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Beschreibung

Bei Kriegen handelt es sich immer auch um Bilderkriege - die Bilder der verwüsteten Städte und verletzten Menschen fluten Social Media, werden in Zeitungen auf der ganzen Welt gedruckt, schüren Emotionen und werden immer wieder im medialen Kampf um Aufmerksamkeit benutzt. Bilder sind das große schwarze Loch, in dem die brennenden Konflikte zum kalten Frieden werden. Bernd Stiegler nimmt in seinem Beitrag eine Bestandsaufnahme brüchiger Bilder der Wirklichkeit des kalten Friedens vor. Er zeigt, dass der Rahmen über die Wahrnehmung des Bildes bestimmt. Das Framing der Bilder, der Rahmen, der über die Perspektive bestimmt, beginnt bereits beim Bild, macht aber bei diesem keineswegs halt.

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Seitenzahl: 23

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Kalter Frieden

 

Inhalt

Bernd Stiegler Bildersturm Ideologische Besetzungen der Fotografie in der Gegenwart

Anhang

Über den Autor

Bernd Stiegler Bildersturm Ideologische Besetzungen der Fotografie in der Gegenwart

Vor einigen Wochen postete der norwegische Autor Tom Egeland auf seiner Facebook-Seite das berühmte Foto der vor Napalmbomben fliehenden Kim Phúc aus dem Vietnamkrieg. Er stellte es als eines der ikonischen Kriegsbilder der Gegenwart in eine Reihe mit weiteren Fotos, die die Kriegsberichterstattung geprägt haben. Als Facebook unter Hinweis auf das Verbot, pornografische Aufnahmen zu posten, das Bild löschte und Egeland zugleich warnte, bei erneuter Missachtung der Regeln seine Seite zu sperren, kam es zu einer breiten Solidarisierungsaktion. Selbst von der norwegischen Premierministerin wurde das Bild erneut gepostet, nun aber versehen mit einem breiten Zensurbalken. Der Herausgeber der norwegischen Zeitung Aftenposten, Espen Egil Hansen, wandte sich sogar mit einem offenen Brief, den er auch in Gestalt eines Videos ins Netz stellte, direkt an Mark Zuckerberg und warf ihm Machtmissbrauch vor. Das Bild erschien am 9. September mit einem Hinweis auf den abgedruckten offenen Brief unzensiert auf der Titelseite der Zeitung, nun untertitelt mit: »Dear Mark Zuckerberg«. Hansen unterstrich die entscheidende Rolle, die den Medien bei der Kriegsberichterstattung für die Öffentlichkeit zukomme. Mitunter habe die Veröffentlichung solcher Bilder zu einer »Veränderung der Haltung geführt, die dann eine Rolle spielte, um den Krieg zu beenden. Sie trugen zu einer offeneren, kritischeren Debatte bei. So muss eine Demokratie funktionieren.«1

In dieser Diskussion ergriff auch die Bild-Zeitung das Wort und publizierte am 8. und am 9. September auf ihrer Onlineseite mehrere Artikel über die Aufgabe von Bildern beziehungsweise Fotografien für die Presse. Am ersten Tag war die Onlineausgabe bis mittags ohne Bilder (vermutlich abgesehen von denen der Werbepartner) geblieben. »Wir wollten damit zeigen«, so wird erläutert, »wie wichtig Fotos im Journalismus sind. Und dass es sich lohnt, jeden Tag um das beste Foto zu kämpfen! Denn Fotos können beweisen, was Mächtige verstecken wollen. Sie wecken Emotionen in uns. Sie zeigen schöne Momente, aber auch grausame. Sie lassen uns mit anderen Menschen mitfühlen. Denken Sie an das Schwarz-Weiß-Foto eines vietnamesischen Mädchens. Es rennt schreiend auf den Fotografen zu. Im Hintergrund US-Soldaten und eine bedrohliche, schwarze Wolke. Bis heute prägt dieses Foto unsere Abscheu vor Krieg mehr als jede Politiker-Rede, mehr als jedes geschriebene Wort. Auch das Foto des ertrunkenen Aylan (3) am Strand ging um die Welt. Es sorgte für Bestürzen und Mitgefühl, rüttelte Millionen Menschen wach. Darum steht BILD immer wieder für die Veröffentlichung umstrittener Fotos ein – oft gegen harte Widerstände. Die Welt muss die Wahrheit sehen, um sich zu verändern.«2 Am Tag darauf