Bilqiss - Saphia Azzeddine - E-Book

Bilqiss E-Book

Saphia Azzeddine

4,9

Beschreibung

Die junge Witwe Bilqiss soll gesteinigt werden, weil sie anstelle des (betrunkenen) Muezzin zum Morgengebet gerufen hat und zudem (bewiesenermaßen) Make-up, Stöckelschuhe und sogar einen Lyrikband besitzt… Wie irre muss man sein, um in einer Aubergine einen Phallus zu sehen und ihren Kauf nur zerstückelt zu erlauben? Das fragt Bilqiss, die widerspenstige Heldin dieses tragikomischen Romans. Man hat sie verurteilt, man hat sie verdammt, man wird sie steinigen. Bilqiss jedoch lässt sich den Mund nicht verbieten, sie verteidigt sich selbst vor dem überforderten Richter. Tags im Gerichtssaal, nachts in ihrer Zelle, wo er sie bald regelmäßig besucht. Rhetorisch geschickt und außerdem klug entlarvt sie die obszöne Fehlinterpretation des Korans und die scheinheilige Moral, erzwingt Tag um Tag den Aufschub ihrer Hinrichtung. Die Weltöffentlichkeit verfolgt das Ganze in Echtzeit, schon ziert das Antlitz der Angeklagten amerikanische Solidaritäts-Tassen. Eine jüdische Journalistin reist an, um sich selbst ein Bild und eine große Reportage über den Fall zu machen. Wütend, witzig und weise erzählt dieser Roman die Geschichte einer freien Frau in einem islamischen Land. Saphia Azzeddine schreibt mit viel Ironie und leichter Hand, dabei ist es ihr bitter ernst. Bilqiss wird sich nicht beugen, nicht um Verzeihung bitten. Und schließlich wird das Urteil gesprochen.

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Christoph112

Man kann sich nicht von der Lektüre losreißen

sehr tiefgründig
00



Aus dem Französischen von Birgit Leib

Die französische Originalausgabe erschien 2015 unter dem Titel Bilqiss bei Editions Stock in Paris.

Dieses Buch erscheint im Rahmen des Förderprogramms des Institut français und des französischen Außenministeriums, vertreten durch die Kulturabteilung der Französischen Botschaft in Berlin.

E-Book-Ausgabe 2016

© 2015 Editions Stock

© 2016 für die deutsche Ausgabe: Verlag Klaus Wagenbach, Emser Straße 40/​41, 10719 Berlin

Covergestaltung Julie August unter Verwendung einer Fotografie von Asma’a Musleh, girl reading quran

Datenkonvertierung bei Zeilenwert, Rudolstadt.

Alle Rechte vorbehalten. Jede Vervielfältigung und Verwertung der Texte, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für das Herstellen und Verbreiten von Kopien auf Papier, Datenträgern oder im Internet sowie Übersetzungen.

ISBN: 9783803142054 Auch in gedruckter Form erhältlich: 978 3 8031 3281 9http://www.wagenbach.de/​

Für Julien.

Für Karim.

Wer singt, betet doppelt.

Augustinus

Streben nach Wissen ist mehr wert

als ein ganzes Leben im Gebet.

Der Prophet Mohammed

EINS

»Im Gegensatz zu euch spreche ich nicht in Seinem Namen. Aber ich fühle es intuitiv. Ihr verehrt Gott, Er aber hasst euch.«

Tosender Protest erhob sich im Gerichtssaal und übertönte die tiefe Stimme des Richters, mit der er Ruhe forderte. Sofortige Ruhe. Eine radikale Ruhe, denn die war ihm die liebste. Eine Ruhe, die an jenem Tag nicht mehr einkehren wollte und ihn dazu zwang, die Verhandlung zu vertagen.

Ich würde diesen Prozess natürlich verlieren. Ich betrachtete ihn nicht als meinen Prozess, sondern eher als einen weiteren Mummenschanz in meinem Land, das schon gestorben war, nur dass keiner sich traute, es davon in Kenntnis zu setzen. Ich sah zu, wie diese weißgekleideten Schurken mit stolz tätowierter Stirn sich bis zur Erschöpfung in hölzernen Reden ereiferten, die sie mit der charakteristischen Energie des Hasses derer ausspien, die Frauen allein deshalb verachten, weil sie keine Männer sind. Ich bestritt alles, was mir zur Last gelegt wurde, denn ich betrachtete mich nicht als Akteurin meines Lebens. Es war mir bei der Geburt aberkannt worden.

Gleich nach der Niederkunft hätte man schon gewisse Scherereien vorhersagen können, mit denen meine Existenz gespickt sein würde. Mir schallten keine Hurrarufe der im Nebenzimmer ausharrenden Nachbarschaft entgegen. Stattdessen hatte mein Vater die Menge mit einem lakonischen »Das ist der Wille Allahs« weggeschickt und die Festlichkeiten beendet. Die mit Trauermiene auf der Türschwelle stehende Hebamme war mir auch böse, weil ich kein Sohn war; damit vermasselte ich ihr eine schöne Gelegenheit, sich feiern zu lassen. Gerade mal eine Stunde alt und schon meines Geschlechts wegen angeklagt. Ich hätte jedoch nicht gedacht, dass es die Wurzel so großen Übels sein würde. Nichts anderes hat mir jemals so viele Ärgernisse beschert. Und dieses Mal waren es keine Schläge, Schikanen oder Erniedrigungen, die mich erwarteten, weil ich nicht gehorcht hatte, sondern nichts weniger als die Todesstrafe durch Steinigung auf dem Dorfplatz, einer brachliegenden Fläche, in deren Mitte sich die Überreste eines versiegten Brunnens auftürmten. Ich war eine Frau in einem Land, in dem es besser war, irgendwas anderes zu sein, vorzugsweise geflügelt.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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