Bin nur schnell Schuhe kaufen ... - Marian Keyes - E-Book

Bin nur schnell Schuhe kaufen ... E-Book

Marian Keyes

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Beschreibung

Wie trennt man sich im Guten vom langjährigen Friseur? Welche ungeahnten Gefahren verbergen sich hinter dem Gebrauch künstlicher Wimpern? Welche schillernden Lügen sollte man immer parat haben, wenn man in die Antarktis reist? Marian Keyes bietet in ihrer Kolumnensammlung die perfekten Antworten zu allen wirklich dringenden Fragen des Lebens – urkomisch, wahrhaftig und hundertprozentig persönlich.

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Seitenzahl: 285

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Zum Buch

Willkommen bei »Bin nur schnell Schuhe kaufen … komme wieder, wenn das Wichtige vorbei ist«! Auf ihre bekannt komische Art schildert Marian Keyes darin ihre ganz persönlichen Erlebnisse zu so zentralen Lebensthemen wie Kunstbräune, Nagellack und die Antarktis. Denn Hand aufs Herz: Was gibt es Schöneres und Wichtigeres als die duftende, glitzernde Welt der Beautyprodukte? Oder abenteuerliche Reisen an die schönsten Orte der Welt? Zumindest in der Theorie … Denn in der Praxis stolpert Marian gerne mal in all die Fallen, die der schnöde Alltag bietet: So muss sie sich mit ausgefallenen Wimpern, arroganten Friseuren und grauenhaften Mitreisenden herumschlagen. Aber mit Humor lässt sich alles meistern!

Zum Autor

Marian Keyes, 1963 in Limerick geboren, wuchs in Dublin auf und jobbte nach dem Abbruch ihres Jurastudiums einige Jahre in London, bevor sie mit ihrem Debütroman »Wassermelone« einen phänomenalen Erfolg landete. Alle folgenden Romane wurden zu internationalen Bestsellern. Zuletzt bei Heyne erschienen: »Mittelgroßes Superglück«.

Lieferbare Titel

Lucy Sullivan wird heiraten

Pusteblume

Unter der Decke

Neue Schuhe zum Dessert

Märchenprinz

Der hellste Stern am Himmel

Sushi für Anfänger

Wassermelone

Auszeit für Engel

Rachel im Wunderland

Erdbeermond

Glücksfall

Mittelgroßes Superglück

Marian Keyes

Bin nur schnell

SCHUHE

KAUFEN …

… KOMME WIEDER, wenn das WICHTIGE VORBEI IST

Aus dem Englischenvon Susanne Hoebel

WILHELM HEYNE VERLAGMÜNCHEN

Die Originalausgabe

MAKING IT UP AS I GO ALONG erschien bei Michael Joseph, einem Imprint von Penguin Random House UK

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Bei dieser Ausgabe handelt es sich um die Übersetzung des ersten Teils der oben genannten Originalausgabe: die Kapitel »(Bad) Health And Beauty«, »What Would Scrooge Do?« und »On My Travels«

Vollständige deutsche Taschenbuchausgabe 2/2017

Copyright © 2016 by Marian Keyes

Copyright © 2017 der deutschsprachigen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag

Verlagsgruppe Random House GmbH

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: Eisele Grafik · Design, München, unter Verwendung von © Bigstock (a_bachelorette, Lelene)

Innenillustration: © Shutterstock/Lelene

Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln

ISBN 978-3-641-20249-1V001

www.heyne.de

Für Jonathan

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

(Schlechte) Gesundheit und Schönheit

Der Anfang von allem

Wimpernverlängerung

Kunstbräune

Hautpflege

Nägel

Mein Chanel-Nagellack-Museum

Haare an den Beinen

Laserbehandlung

Parfum

In der Apotheke

Zähne

Süßigkeiten

Kochen lernen

Wie man sich von seinem Friseur trennt

Wie man mit feindseligen Friseuren fertigwird

Personal Shoppers

Kugelhanteln

Plunder für Dödel

Bono Boots

Was würde Scrooge tun?

Zum Weihnachtsfest nach Hause

Weihnachten bei Marian

Was würde Scrooge tun?

Das Gute an Weihnachten

Marian auf Reisen

Maison des Rêves

Norwegen

In Frankreich wandern

Ulster sagt NEIN!!!

Zypern

Brasilien

Die Auvergne

Slowakei

Donegal

Finnland / Lappland

New York

Portugal

Chile

Bulgarien und Amsterdam

Laos

Tagebuch der Antarktis

Vorwort

Hallo und willkommen bei »Bin nur schnell Schuhe kaufen … komme wieder, wenn das Wichtige vorbei ist«.

Dies ist eine Sammlung von autobiografischen Artikeln, die ich im Lauf der letzten neun Jahre geschrieben habe. Manche davon wurden bereits in englischsprachigen Magazinen oder Zeitungen veröffentlicht, etwa im Irish Tatler oder der Marie Claire. Besonders möchte ich mich beim Sunday Times Style-Magazin bedanken, die mir eine regelmäßige Kolumne mit dem Titel »Passen Sie auf Ihren Kopf auf!« gegeben haben.

Andere Stücke dieses Buchs wurden aus meinen monatlichen Newslettern rausgepickt, die ich für meine Website geschrieben habe. Und manche sind – keuch! – noch komplett unveröffentlicht!

Ich habe die verschiedenen Texte bestimmten Themen zugeordnet, wie »Gesundheit und Schönheit« und »Marian auf Reisen«. Sie stehen nicht immer in chronologischer Reihenfolge; ich habe sie eher so zusammengestellt, dass Sie hier und dort immer wieder rein- und rauslesen können, ganz wie Sie wollen. Sie könnten sogar ganz hinten mit der Lektüre anfangen, wenn Sie so eine Art von Teufelskerl sind. Brechen Sie bitte gerne alle Regeln. So oder so hoffe ich, dass Sie die Artikel genießen.

Ich bin meiner Verlegerin Louise Moore und meinen Lektorinnen Maxine Hitchcock und Celine Kelly sehr dankbar, die tonnenweise Rohmaterial gesichtet haben, um diese Sammlung zusammenzustellen. Außerdem muss ich Ihm Selbst danken, der immer mein allererster Leser ist, die Stimme der Vernunft, ein Fels in der Brandung und der beste Kollege der Welt.

Und los geht’s!

(Schlechte) Gesundheit und Schönheit

In den letzten Jahren habe ich verschiedene Schönheitskolumnen geschrieben. Wer mir hin und wieder auf Twitter folgt, kennt meine große Liebe: Apotheken. Und weiß außerdem, dass ich mich schlechter Gesundheit »erfreue«. Darum geht es hier.

Der Anfang von allem

Meine Liebe zu Kosmetika reicht Jahrzehnte zurück, und ich mache Mammy Keyes dafür verantwortlich, denn – genau wie alle Töchter es tun – gebe auch ich meiner Mutter (vollkommen zu Unrecht) die Schuld für viele meiner Leiden. Ganz klar also, dass ich ihr auch meine tiefgehende und anhaltende Liebe zu Kosmetika in die Schuhe schiebe. In einer meiner frühesten Erinnerungen sehe ich sie an ihrem Toilettentisch sitzen und mit den Fingern eine komische Flüssigkeit in ihrer Handfläche bearbeiten, bis daraus eine weiße Paste entstand, die sie sich auf das Gesicht strich. »Pflege deine Haut«, sagte sie oft, »dann pflegt sie eines Tages dich.«

Seltsamerweise ereignete sich diese Szene im Irland der Sechziger- und Siebzigerjahre des Zwanzigsten Jahrhunderts, als die katholische Kirche alles kontrollierte und Frauen die Botschaft vermittelte, sie sollten Kinder am Fließband produzieren, sich selbst völlig vernachlässigen, riesige Töpfe voll Kartoffeln kochen und rund um die Uhr Gebete sprechen, während sie auf tiefgefrorenen Erbsen knieten. Ein Wochenende mit den Freundinnen bestand aus zwei Tagen auf Holy Island, wo sie verbranntes Toastbrot aßen, »Gesegnet seist du, Maria« sangen und mit nackten Füßen über spitze Steine gingen.

Eitelkeit war komplett untersagt, und meine Mammy war – und ist auch heute noch – eine fromme Frau. Trotzdem konnte sie an keiner Theke mit Schönheitsprodukten vorübergehen. Nicht dass sie über die Stränge schlug und wie ein Filmsternchen mit künstlichen Wimpern herumlief und mich mit parfümierten Küssen überschüttete und »Schätzchen« nannte, aber sie hatte die Grundprodukte da. Und eines Tages, ich war vielleicht zwölf, cremte ich mir das Gesicht mit ihrer Grundierung ein und war verdutzt – ich sah … also, ich sah FANTASTISCH aus! Meine molkeweiße keltische Haut war leuchtend orange – damals gab es, glaube ich, ein Gesetz, wonach Grundierungscremes in Irland ausschließlich diese Farbe haben durften –, und es galt als chic, sie so aufzutragen, dass sie mit dem Kieferknochen aufhörte, wodurch das Gesicht wie ein orangefarbener Lutscher auf einem weißen Hals aussah.

Verzaubert von meiner eigenen Hübschheit betrachtete ich mich im Spiegel, und mir fiel auf, dass das Weiß meiner Augen noch weißer wirkte und das Grün noch grüner und dass meine schändlichen Sommersprossen ganz verschwunden waren. Die transformative Wirkung von Make-up war nie offensichtlicher gewesen, und da ich mir immer wie ein hässliches kleines Entlein vorgekommen war, schwor ich mir, dass dieses Wunderzeug für immer Teil meines Lebens sein sollte.

Die pekuniären Mittel dazu waren anfangs natürlich ein Problem. Aber zum Glück fiel meine neue Liebe zu Kosmetika mit dem frühen Teenageralter zusammen, in dem Ladendiebstähle an der Tagesordnung sind. So war ich also jeden Samstag bei Woolworth in Dún Laoghaire zu finden, wo ich den einen oder anderen Kajal- oder Lippenstift mitgehen ließ. (Inzwischen bereue ich diese Angelegenheit. Wenn ich sie ungeschehen machen könnte, würde ich das tun, aber so ist das nun mal im Leben: Wir alle machen Dinge, die wir anschließend bereuen, und werden mit Schuldgefühlen bestraft.)

Na ja, genug philosophiert und zurück zum Make-up! Mit siebzehn hatte ich meinen ersten Job, und von dem Tag, als ich meinen ersten Gehaltsscheck bekam, bis zu einem Morgen vor ungefähr drei Monaten habe ich das Haus NIE ohne Grundierung verlassen. Das meine ich ganz ernst. Egal wie müde ich war, egal, wie wenig Geld ich hatte, die Grundierung war meine Brücke zur Außenwelt. Ich hatte ehrlich das Gefühl, ohne Grundierung könnte ich keinem anderen Menschen ins Gesicht blicken. Auch auf eine verlassene Insel würde ich Grundierung mitnehmen, denn ohne Grundierung könnte ich nicht am Strand auf- und abspringen und mein T-Shirt schwenken und laut rufen, damit ein vorbeifahrendes Schiff zu meiner Rettung käme. Stattdessen müsste ich mich hinter einer Kokospalme verstecken, damit die Piraten nicht mein sommersprossiges Gesicht sähen und vor Schreck erstarrten. Was geschah vor ziemlich genau drei Monaten? Ich ließ mein Gesicht mit IPL behandeln, mit dem außerordentlichen Effekt, dass alle meine Sommersprossen verschwanden und meine Haut anschließend – es tut mir leid, wenn ich superprahlerisch klinge – absolut frisch und ebenmäßig wirkte. Offenbar hatte die traumatische IPL-Erfahrung (eine Abkürzung für Intense Pulsed Light, also intensive Lichtstöße) bei meiner Haut tatsächlich die Produktion von Collagen angeregt. Mir war gesagt worden, dass das passieren würde, aber tief in meinem Innern war ich überzeugt, dass jemand, der so etwas verspricht, ein Lügner ist, weshalb ich völlig überrascht war, als genau das eintrat. Ich weiß, es ist nicht für immer. Irgendwann werde ich die Prozedur wiederholen lassen müssen, und das, obwohl sie a) höchst kostspielig und b) unglaublich schmerzhaft ist. Trotzdem!

In meinen Zwanzigern zog ich nach London und wohnte mit zwei anderen Frauen zusammen. In der Zeit war Lippenstift unabdingbar. Und zwar ausgerechnet Lippenstift von Chanel. Wir hangelten uns von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck, wir borgten Geld und machten Tauschhandel und mussten mit unserem Vorrat an Jacob’s Creek haushalten, und trotzdem wollten wir auf Lippenstift von Chanel nicht verzichten. Natürlich in Rot. Weil er uns Macht verlieh, wurde uns gesagt. Wir würden befördert, wenn wir Lippenstift trugen, hieß es. Wir würden die Welt regieren, wenn wir roten Lippenstift trugen. Wir würden ein Haus kaufen und Autofahren lernen und einen Mann finden, wenn wir roten Lippenstift trugen …

Trotz des Lippenstifts ging mein Leben auf Talfahrt, als sich herausstellte, dass ich dem Jacob’s Creek zu sehr zugeneigt war und eine Entziehungskur machen musste. (Auch in der Zeit habe ich jeden Tag Grundierung getragen.) Nach sechs Wochen war ich wieder draußen, und mein Leben änderte mit rasanter Geschwindigkeit die Richtung. Ich fing an, ein Buch zu schreiben, schloss einen Vertrag mit einem Verlag, lernte einen reizenden Mann kennen und heiratete – vielleicht hat also der rote Lippenstift auf Umwegen doch seine Wirkung gehabt!

Dann wurde ich eines Tages gebeten, eine Make-up-Kolumne zu schreiben. Und bis heute bin ich überzeugt, dass mir nie etwas Besseres passiert ist. Ich schwör’s, es ist die Wahrheit! Von diesem Moment an flatterten in Luftpolsterumschlägen verpackte Gratissendungen mit Make-up ins Haus. Das erste Päckchen war von Lancôme, zu einer Zeit, als Frauen einander in den Kosmetikabteilungen niedertrampelten, um eine Juicy Tube zu ergattern, und mir wurden drei – DREI – der neuen Farben ins Haus geschickt.

Das Ganze war so aufregend, dass eine Familienkonferenz einberufen wurde. Alle meine Brüder und Schwestern und meine Mam und mein Dad saßen um den Küchentisch und bewunderten das Make-up, und keiner mochte es wirklich glauben, und Dad, der Steuerberater war, rechnete aus, wie viel das alles gekostet hätte, wenn ich dafür hätte bezahlen müssen, und wir STAUNTEN über die Zahl, und meine Mammy wurde ganz aufgeregt, weil sie meinte, an der Sache müsse ein Haken sein. Aber alles in allem war es einfach fantastisch!

Mit einem Mal fürchtete ich den Postboten nicht mehr als jemanden, der Rechnungen, seltsame Anfragen und so brachte. Stattdessen wartete ich regelrecht auf ihn. Wenn er klingelte, würde der Tag richtig gut werden, denn meistens brachte er einen der ersehnten Luftpolsterbriefe voller schöner Dinge, die in der Regel zu dick waren, um durch den Briefschlitz zu passen. Und wenn der Mann auch noch so früh vor der Tür stand, immer hüpfte ich fröhlichen Herzens die Treppe hinunter und machte ihm auf. Bald wurde ihm klar, dass er mit mir mehr Arbeit hatte als mit der ganzen restlichen Straße, aber ich konnte mich nur dafür entschuldigen und ihm zu Weihnachten ein ordentliches Trinkgeld geben.

Der Gedanke, dass meine Liebe zu Make-up unvereinbar mit meinem feministischen Anspruch sein könnte, trieb mich eine Weile lang um, aber irgendwann schloss ich damit meinen Frieden.

Aber, wie jeder weiß, alles Gute hat sein Ende. Die Zeitschrift, für die ich meine Kolumne schrieb, wurde eingestellt, und es kamen keine Luftpolsterbriefe mit schönen Dingen mehr. (Auch zehn Jahre später spüre ich bei dem Gedanken an diesen Verlust noch einen stechenden Schmerz in der Brust.) Aber natürlich blieb mein leidenschaftliches Interesse an allen Dingen, die mit Schönheit zu tun haben, bestehen und regt sich immer dann besonders, wenn etwas »Neues und Aufregendes« angekündigt wird.

Allerdings bin ich weder eine professionelle Kosmetikerin noch ein Make-up-Artist. Ich bin lediglich eine begeisterte Amateurin – eine über die Maßen begeisterte Amateurin, die immerhin gelegentlich eigene Erkenntnisse gewonnen hat. Haben Sie zufällig schon einmal von dem »Lippenstift-Index« gehört, wonach während einer Rezession der Verkauf von Lippenstift in die Höhe geht, weil Frauen ihr Geld nicht mehr für teure Dinge wie Schuhe und Handtaschen ausgeben, sondern sich auf erschwingliche Erwerbungen wie Lippenstift verlegen.

Inzwischen ist dieser Index vom »Nagellack-Index« überholt worden. Und wissen Sie, was mich umwirft? Ich habe das vorausgesehen. Ich wusste, dass es so kommen würde, weil ich es an meinem eigenen Verhalten beobachtet habe: Ich fing an, die Rimmel-Stände abzuklappern und zwei oder drei Nagellacke in auffallenden Farben zu kaufen – alles für unter zehn Pfund. Leider habe ich niemanden außer Ihn Selbst in meine Theorie eingeweiht. Ich könnte mich dafür treten, dass ich es nicht wie David McWilliams gemacht und einen gelehrten Artikel für die Sunday Business Post geschrieben habe, denn dann würde man mich jetzt als die neue irische Wirtschaftsweise begrüßen, aber klar, so ist das eben.

Erstmals veröffentlicht im Irish Tatler, November 2014.

Wimpernverlängerung

Augenwimpern. So hübsch. Je mehr, desto besser, danke schön. Seit Jahren suche ich regelmäßig den Kosmetiksalon auf und beobachtete dabei die umwerfende Wirkung von künstlichen Wimpern, konnte mich aber nie überwinden, sie selbst zu benutzen.

Dann hörte ich eines Tages von Wimpernverlängerung: künstliche Wimpern, die eine nach der anderen an die eigenen Wimpern geklebt werden und so lange dran bleiben, bis die eigenen Wimpern von selbst abfallen. Nie wieder Wimperntusche. Stattdessen ununterbrochene, ganztägige Hübschheit mit dunklen Wimpern. Das klang wie eine Fantasterei.

Ich ging also hin – es ist schon einige Jahre her – und legte mich auf eine Liege und zu meiner Bestürzung waren die künstlichen Wimpern anschließend so schwer, dass sie meine Augenlider nach unten zogen, und in den Tagen danach sagten mir mehrere Menschen, dass ich wie Salman Rushdie aussehe.

Außerdem fühlte ich mich »zwinkerig«. Immer, wenn ich zwinkerte (und ich stellte fest, dass ich oft zwinkerte), fühlte es sich wie in Zeitlupe an. Und was noch schlimmer war – die Wimpern waren hart und irgendwie störrisch, sodass ich nachts von einem Kratzen an meinem Kissen aufwachte, und wenn ich beim Schlafen auf den Wimpern lag, waren sie beim Aufwachen in seltsame geometrische Formen gebogen.

Und dann  – das passierte nach wenigen Tagen – fingen sie an auszufallen, zusammen mit meinen eigenen Wimpern, und schon bald waren meine Augenlider nackt. Das war eine schlimme Erfahrung, und ich dachte: »Na gut, wir lernen ständig dazu.«

Ungefähr neun Monate später beschloss ich, es noch einmal zu versuchen. Ich ging in einen anderen Kosmetiksalon, wo sie entzückende leichte Wimpern benutzten – und danach hatte ich weder schwere Augenlider, noch zwinkerte ich in Zeitlupe, und außer Salman Rushdie selbst sah niemand wie Salman Rushdie aus.

Ich kann gar nicht ausdrücken, wie wunderbar ich mich fühlte. Die Wirkung war umwerfend: Die langen Wimpern veränderten die Form meines Gesichts und meine Augen »stachen hervor«. (Aber in einem positiven Sinne.)

Kurzum, mit Wimpernverlängerungen sieht man fantastisch aus. Man wacht auf und sieht fantastisch aus. Man geht schlafen und sieht immer noch fantastisch aus. Man kann schwimmen gehen und sogar dabei fantastisch aussehen. Es sieht nicht so aus, als würde man falsche Wimpern tragen – besonders wenn man Seidenwimpern nimmt, die teurer sind; man sieht aus, als hätte man tolle lange, natürliche Wimpern, nur mit weit größerer Strahlwirkung, als man sie mit der tollsten Wimperntusche je hinkriegen würde.

Doch große Macht bringt große Verantwortung mit sich, und es ist absolut keine Kleinigkeit, für halb-permanente künstliche Augenwimpern sorgen zu müssen. Sie sind nämlich nervöse Biester, die rund um die Uhr unter großer Anspannung stehen. Man darf sie beispielsweise überhaupt nicht berühren, weil sie sich so leicht aufregen, und wenn sie sich aufregen, verlassen sie einen, und das ist unangenehmer, als ich es zu beschreiben vermag.

Sich die Augen zu schminken wird ebenfalls schwierig. Noch schwieriger ist es, die Schminke wieder zu entfernen. Um den Lidstrich anzubringen, musste ich einen ganz langen Schminkpinsel benutzen und winzige, außerordentlich zarte Pinselstriche machen.

Kennen Sie das Spiel, bei dem man mit einem metallischen Stift eine enge Bahn nachfahren muss, ohne die elektrisch geladenen Ränder zu berühren? (Nennt man das Dr. Bibber?) So ist das mit dem Lidstrich. Es erfordert intensivste Konzentration.

Das Abschminken war noch nervenaufreibender. Dazu benutzte ich ein Wattestäbchen, das ich in eine ölfreie Abschminkflüssigkeit getaucht hatte, und wenn ich versehentlich an die künstlichen Wimpern kam, musste ich rufen: »Tut mir leid! Tut mir wirklich leid!«

Um ehrlich zu sein: Das Leben mit Wimpernverlängerungen war wie das Leben in einer schlechten Beziehung.

Nach ein paar Runden mit Acrylwimpern stieg ich zu Seidenwimpern auf – teurer, aber noch leichter, dazu dunkel und dicht. Ich verliebte mich noch mehr.

Es heißt, die Verlängerungen halten »ungefähr sechs Wochen«, aber das ist natürlich gelogen. Selbst bei zartester Pflege fangen sie nach drei Wochen an auszufallen und reißen die eigenen Wimpern mit. Und jede verlorene Wimper ist wie ein kleiner Tod.

Ich füllte die Lücken mit Mascara, der abends entfernt werden musste, was den Verlängerungen nicht behagte, so dass sie schneller und schneller ausfielen – und lange bevor die sechs Wochen um waren, stand ich wieder im Kosmetiksalon und verlangte eine Erneuerung.

Die Tage vor dem Termin waren die schlimmsten. Ich fühlte mich total entblößt und hatte Angst, man würde mich mit Rufen wie »Nacktauge« verspotten.

Demütig und wimpernlos zwinkernd betrat ich den Salon – und nach zwei Stunden wankte ich hinaus und klapperte mit meinen fabelhaften Augenlidern in alle Richtungen, dass die Flugzeuge von ihren Routen abkamen und die Mülltonnen auf der Straße in Bewegung gerieten und miteinander kollidierten, und fühlte mich wie die mächtigste Frau der Welt.

Ich war süchtig nach den Verlängerungen und konnte mir nicht vorstellen, ohne sie zu leben. Aber es gibt da einen Haken: Nach sechs Monaten soll man die Verlängerungen aussetzen, weil man den eigenen Wimpern Sonnenlicht und Sauerstoff und so weiter entzieht.

Aber als die sechs Monate um waren, war mir klar, dass ich AUF GAR KEINEN FALL aufhören konnte. Also fing ich an – wie die Süchtige, die ich in Wirklichkeit bin – zu lügen und zu betrügen. Ich ging in verschiedene Salons, so wie ich früher, in meiner Trinkerphase, in verschiedene Spirituosenhandlungen gegangen war, damit niemand das Ausmaß meiner Sucht erkannte. Wenn die Kosmetikerin mich fragte, seit wann ich Verlängerungen benutzte, antwortete ich mit gekonntem Zögern: »Mhm, mal sehen, vielleicht … so ungefähr … was weiß ich, seit vier Monaten?« Während ich sie in Wirklichkeit seit anderthalb Jahren machen ließ.

Aber nach zwei Jahren brach alles um mich herum zusammen. Ich ging damals zu einer Kosmetikerin, die mich in meiner Sucht unterstützte – sie wusste, dass ich log, machte aber mit. Eines Tages war sie nicht da, stattdessen wurde ich von ihrer Vertretung empfangen, und diese Neue stürzte sich auf mich!

Sie entfernte den Mascara und die wenigen Verlängerungen, die sich noch daran festklammerten, und zwang mich dann, mir meine eigenen Wimpern genau anzusehen – ich war entsetzt. Da waren nur noch matte braune Stummel. »Sie müssen damit aufhören«, sagte sie. Sie weigerte sich, mich zu bedienen.

Dann schickte sie mich nach Hause, mit einer Tube Rapid-Lash-Irgendwas und der Anweisung, die Creme zweimal täglich aufzutragen. Sie sagte, ich müsse einen Wimpernverlängerungsentzug machen.

Es war ein schlimmer, schlimmer Moment: Ich war tief gesunken, mein Spiel war aufgeflogen. Ich würde sehr, sehr lange auf Augenwimpernverlängerungen verzichten müssen.

Ich tröstete mich mit bitteren Gedanken, die der Kosmetikerin galten, und heckte Pläne aus, wie ich möglichst schnell wieder an meine Verlängerungen kommen könnte, aber nach einer gewissen Zeit gewöhnte ich mich daran, normale Augenwimpern zu haben. Und es fühlte sich an, als wäre eine Bürde von mir genommen. Es war sehr, sehr anstrengend gewesen, das Leben eines Menschen mit Wimpernverlängerungssucht zu führen – und jetzt war ich davon befreit. Ich wollte nicht befreit werden, aber jetzt, da ich frei war, gefiel es mir.

Und wie es aussieht, habe ich keine Pläne, die Sucht in naher Zukunft wieder aufzunehmen.

Erste Veröffentlichung im Irish Tatler, November 2014.

Kunstbräune

Ach du lieber Gott, es ist schon wieder so weit. Jedes Jahr, wenn der Schnee schmilzt und die Osterglocken zu blühen anfangen und es wärmer wird, bricht mir nichts, dir nichts, die Zeit der Kunstbräune an. Oder der Selbstbräune. Oder der sonnenlosen Bräune. Wie immer man es nennt, der Geruch ist immer der gleiche.

Auf den ersten Blick ist Selbstbräuner für Menschen wie mich ein Geschenk des Himmels, denn Sonnenbaden war noch nie mein Ding. Gibt es etwas Langweiligeres als ruhig zu liegen, während einem der Schweiß über die Kopfhaut läuft, dazu noch stillschweigend, weil die begeisterten Sonnenanbeter, mit denen man in Urlaub gefahren ist, der Überzeugung sind, ein Gespräch würde die Wirkkraft der Sonnenstrahlen zunichtemachen? Für mich nicht. Außerdem hat Sonnenbaden bei mir keinen Sinn, weil meine Haut (bin ich die Einzige?) an verschiedenen Stellen meines Körpers ganz unterschiedlich reagiert. Bräune hat bei mir folgendes Aussehen: Füße – golden, Bauch – mahagoni, Schienbeine – thunfischrosa. Gesicht – blauweiß, in der Mitte eine große, rote, sich pellende Clownsnase. Nach zwei Wochen in der Sonne sehe ich aus wie eine Patchworkdecke.

Dennoch weigere ich mich, mich dem Unvermeidlichen zu beugen und bei meiner natürlichen Milchflaschenblässe zu bleiben. Man könnte also denken, ich wäre von Kunstbräunungsmitteln begeistert. Aber alles hat seinen Preis, und es lässt sich kaum sagen, was daran das Schlimmste ist:

1. der schreckliche Geruch

2. der Fluch der orange gefärbten Hand

3. die Batikfersen

4. die Stunde nackten Herumtanzens, während ich warte, dass das Zeug trocknet

5. die bernsteinfarbenen Flecken auf meinem Laken, die durch nichts zu entfernen sind

6. alles zusammen

Wenn ich noch einmal auf den Geruch zurückkommen darf. Als ich mich zum ersten Mal selbst »behandelte«, ging ich danach zu Bett und wachte mitten in der Nacht von einem unerträglichen Geruch auf. War das der Teufel? Dem ging doch angeblich ein schrecklicher Fäkaliengeruch voraus. Vor Angst zitternd linste ich über die Bettdecke, in Erwartung, kohlerote Augen und einen gespaltenen Schwanz zu erblicken, nur um schließlich zu entdecken, dass der Atem beklemmende Gestank von meiner eigenen, frisch gebräunten Person kam. In den letzten Jahren haben Kosmetikfirmen sich Mühe gegeben, etwas gegen den Gestank zu unternehmen, und manche Marken behaupten, sie haben einen »angenehmen Duft«. Und das stimmt, sie haben einen angenehmen Duft, aber – und das ist ganz wichtig – der ist nur eine Beigabe zu dem höchst unangenehmen Geruch, der das Markenzeichen aller Selbstbräunungsmittel ist.

Was die Anwendung von Selbstbräunungsmitteln angeht, muss ich gestehen, dass ich keinen Fehler, den man bei der Anwendung machen kann, ausgelassen habe.

Erster Fehler: Ich hatte es eilig und war der Meinung, dass eine dicke Schicht die gleiche Wirkung hätte wie mehrere dünne, die man nacheinander aufträgt. Das Ergebnis? Mein ganzer Körper sah aus, als wäre er gebatikt worden, und ich konnte eine Woche das Haus nicht verlassen.

Zweiter Fehler: Ich vergaß, mir nach der »Anwendung« die Hände gründlich zu waschen, sodass meine Handflächen hinterher von einem grässlichen, grellen Orangerot waren. Hätte ich sie gen Himmel gereckt, man hätte sie vom Weltall aus sehen können. Immerhin lernte ich aus diesem tragischen Fehler meine Lektion: OP-Handschuhe. Sie bewahren mich nicht nur vor orangen Handflächen, sondern wenn ich sie überstreife, verschaffen sie mir auch einen kleinen Lebensrettermoment: Schwester Keyes steht bereit.

Dritter Fehler: Ich wollte es richtig machen. Ich trug hauchdünne Schichten auf und ließ zwischen den Vorgängen reichlich Zeit zum Trocknen. Nur dass dieser Vorgang fast zu einer Art Obsession wurde, die mein Leben zu bestimmen begann. Ich trug die erste Schicht auf und tanzte im Zimmer herum, während ich wartete, dass sie trocknete, dann trug ich eine zweite Schicht auf und tanzte wieder, und als die Farbe immer noch nicht durchkam, trug ich eine dritte Schicht auf. Beim Tanzen schwenkte ich sogar einen langen roten Schal über meinem Kopf. Irgendwann war das Ergebnis der Bräunungsprozedur nebensächlich: Allein das Tun zählte (und ist das nicht schließlich genau der Rat, den Lebenshilfegurus uns immer mitgeben?).

Dann kam Er Selbst ins Zimmer und rief: »Herr im Himmel!« Ich dachte, es sei mein Tanzstil, und blieb sofort stehen und war verlegen wegen des Schals. »Guck dich mal an«, sagte er. »Guck doch mal.«

Ich betrachtete mich also, und statt golden zu schimmern, wie ich es erwartet hatte, bot ich von oben bis unten den Anblick von billigem Mahagonifurnier; wahrscheinlich überzog die sogar meine inneren Organe. Wieder konnte ich eine Woche lang das Haus nicht verlassen. Schließlich will man nicht die Kränkung erleiden, dass Wildfremde auf der Straße hinter einem herrufen: »Und wer hat das Bräunungsmittel aus der Flasche getrunken?«

Vierter Fehler: die Schlammbehandlung, die ich von einer Kosmetikerin in einem Kosmetiksalon vornehmen ließ. Beim ersten Mal entdeckte ich erst, nachdem ich von oben bis unten damit zugekleistert war, dass das Zeug bis zum nächsten Morgen draufbleiben musste.

»Klar, heute Abend sehen Sie beschissen aus«, sagte die Kosmetikerin, »aber morgen sind Sie überall fabelhaft braun.«

»Gut, gut«, sagte ich mit piepsiger Stimme.

Sie bemerkte meine Verstörtheit. »Wollten Sie heute Abend etwa ausgehen?«

»Nein, eigentlich nicht.« Es ist der Geburtstag meiner Mutter.

Im Restaurant erregte ich einiges Aufsehen. Und als wäre der Geruch nicht schon schlimm genug, fielen Brocken des Schlamms, der sich schwarz und grün verfärbt hatte, von meinem Gesicht ins Essen.

Ich frage mich also: Lohnt sich das alles? Oder werde ich mich dieses Jahr endlich mit meiner blauweißen irischen Haut abfinden? … Vielleicht.

Bisher unveröffentlicht.

Hautpflege

Zum ersten Mal seit Jahren mache ich eine strenge Hautpflege-»Diät« – das heißt, ich benutze nur eine Marke, eine einzige Marke für alles: Make-up-Entferner, Toner, Nachtserum, Augencreme, Tagesserum, Tageslotion. Ich nehme eine französische Marke namens Payot. Zu dieser Maßnahme hat mich die reizende Mihaela überredet, die in meinem Salon Pretty Nails Pretty Face arbeitet. Denn tatsächlich habe ich mir unter den verschiedenen Marken jahrelang nur die Rosinen rausgepickt, die mich jeweils gerade ansprachen.

Ich würde die Marke Payot unbedingt empfehlen – meine Haut sieht gut aus, fühlt sich gut an, und die Produkte sind zwar teuer, kosten aber kein Vermögen. Trotzdem, Freundinnen, ich kann das nicht. Ich tauge nicht zur Hautpflege-Monogamie.

Wenn meine Payot-Produkte zur Neige gehen – und ich hoffe, das wird bald der Fall sein, denn ich langweile mich ohne Ende –, ziehe ich weiter. So bin ich nun mal.

Wäre ich ein Mann und Hautpflegemarken wären Frauen, würde ich jede mit einem sexy Knurren warnen: »Verlieb dich nicht in mich, Baby, ich breche dir nur das Herz.«

Ich kann nicht treu sein. Ich werde nie treu sein. Jede neue Marke, die ich entdecke, erregt meine Neugier – und es gibt so viele. Der Markt ist völlig überflutet, und alle kämpfen um meine Aufmerksamkeit und mein Geld, und ich will jede einzelne davon besitzen.

Die ganze Angelegenheit ist höchst kompliziert, aber ich will versuchen zu erklären, wie ich sie empfinde.

Also, das größte Versprechen fast aller Pflegekosmetikhersteller ist ein jugendliches Aussehen. Als Feministin habe ich tiefreichende Einwände gegen eine Aussage wie: »Verehrte Damen, Sie müssen für alle Zeiten jung bleiben«, aber in den letzten Jahren sind auch Männer mit dieser Botschaft behelligt worden. Nicht, dass ich glaube, das macht es fairer oder leichter; es bedeutet einfach, dass die Bürde, jung auszusehen, für alle schwerer wird.

Es geht um die Frage, wie die Wirkung einer Gesichtscreme je bewiesen werden kann. Die meisten Marken werben ja mit Slogans dieser Art: »81 Prozent der Benutzerinnen haben einen Rückgang bei den feinen Fältchen beobachtet« und: »78 Prozent haben eine stärkere Resistenz festgestellt« etc. Aber erst wenn ich sterbe, werden diese Behauptungen bewiesen werden können. Dann nämlich, wenn Gott eine jünger aussehende Version von mir hervorholt und sagt: »Das ist das Gesicht, das du gehabt hättest, wenn du an jedem Tag deines Lebens die Marke XY benutzt hättest. Aber nein! Trotz der ganzen Werbebilder von reizenden, leuchtenden Frauen, die sich mit Zeitlupenwasser besprengen, hast du eine minderwertige Marke gewählt, und deshalb siehst du jetzt so aus. Du dummes Ding!«

Ich weiß, teure Hautpflegeprodukte können nicht verhindern, dass ich alt werde und sterbe, trotzdem reagiere ich mit starken Emotionen auf sie. Ich LIEBE Hautpflegeprodukte. Manchmal, wenn ich durch die Kosmetikabteilung eines Kaufhauses gehe, habe ich einen komischen Geschmack im Mund, ich bekomme Durst und habe das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden.

Die Fläschchen und Töpfchen erreichen mich auf einer primitiven Ebene und umgehen den rationalen Teil meines Gehirns – wenn es lediglich um die Wirksamkeit einer Gesichtscreme ginge, warum reagiere ich dann so stark auf Verpackung, Farbe, Geruch und die jeweilige »Story«? Was macht es für einen Unterschied, ob bei einer Creme ein kleiner Keramiklöffel liegt oder eine Pipette wie im Labor, oder ob die Dose einen metallischen Deckel hat? Oder ob sie aus Zutaten besteht, die ausschließlich um Mitternacht bei Vollmond von nackten Menschen gepflückt wurden, die dabei einen verrückten Tanz aufführten?

Nur um zu zeigen, wie schlimm es um mich steht: Als ich in Florenz war, fand ich ein Glas Nachtcreme von der Officina Profumo Farmaceutica di Santa Maria Novella viel aufregender als Michelangelos David. In dieser Farmacia brauchten sie nur Begriffe wie »Mönche«, »Heilkräuter«, »Salbe« und »die älteste Apotheke der Welt« zu erwähnen, und ich war völlig entrückt.

Aber jetzt sitze ich hier mit einem halb vollen Glas Payot-Creme (die wirklich ausgezeichnet ist) und fühle mich wie ein Pferd, das am Zaumzeug zerrt, denn ich will etwas Neues ausprobieren, weshalb ich gleichzeitig ein schlechtes Gewissen habe. Und das macht mich defensiv, sodass ich jedes Mal, wenn ich an das Glas gehe, mehr nehme als nötig und dabei ungeduldig ausrufe: »Hör auf, mich so vorwurfsvoll anzusehen, und sieh zu, dass du leer wirst!«

Erste Veröffentlichung in der Daily Mail Plus, August 2013.

Nägel

Darf ich frei und offen mit Ihnen über Nägel sprechen? Gut! Danke! Es ist nämlich so, dass ich immer schon sehr hässliche Hände hatte. Meine Finger sind kurz und stummelig, meine Knöchel haben mich immer an ET’s Gesicht erinnert, und was die Nägel angeht – davon wollen wir gar nicht erst reden! Ich spreche nicht abwertend von mir in der Hoffnung, dass Sie mich dann mögen, sondern ich habe wirklich hässliche Nägel, und sie haben mir das Leben schwer gemacht.

Meine Nägel sind sehr kurz und brechen ab, sobald sie auch nur einen Millimeter gewachsen sind. Jeder einzelne Nagel hat eine andere Form. Ich bin wie eine Sammlung von gemischten Nägeln, bei der man von zehn verschiedenen Sorten jeweils ein Exemplar zum Ausprobieren bekommt. Der Zeigefingernagel an meiner rechten Hand ist mit Abstand mein bester Nagel: Er sieht normal aus, hat eine gute Nagelform, er wächst und bricht nicht so leicht. Noch heute erinnere ich mich sehnsüchtig an den Sommer des Guten Fingernagels. (Damals war ich zwölf.)

Um meine Nägel zu stärken, versuchte ich, jeden Tag einen Becher Wackelpudding zu essen, aber a) glaube ich, die stärkende Wirkung von Gelatine ist ein Ammenmärchen, und b) konnte ich es nicht bei einem Becher belassen und verzehrte jedes Mal die ganze Sechserpackung.

Ich habe mich also im Großen und Ganzen nicht viel um meine Fingernägel gekümmert. Selbst an meinem Hochzeitstag habe ich mir keine Maniküre gegönnt! Ich bin einfach mit meinen nackten, schiefgeschnittenen Fingernägeln vor den Altar getreten, und obwohl ich möglichst nichts in meinem Leben bedauern möchte, wäre dies doch ein Bedauern wert.

Aber ich liebe Farben und ich liebe Nagellack, weswegen ich mir immer die Fußnägel lackiert habe. Meinen Fingernägeln aber habe ich den Lack zur Strafe nur von Weitem gezeigt und gesagt: »Hübsch, was? Aber ihr kriegt keinen!«

Dann fing ich an, zu meiner Freundin Helen Cosgrove zur Fußpflege zu gehen. Sie lackierte meine Fußnägel in einer tollen Farbe und bestand darauf, auch meine Fingernägel zu lackieren, obwohl ich das verhindern wollte und ausrief: »Nein, Helen, nein! Sie haben es nicht verdient. Bring sie nicht auf falsche Ideen!«

Aber schon nach kurzer Zeit gefiel es mir sehr, lackierte Fingernägel zu haben – ich mag die Farben einfach. Sie haben eine enorme Wirkung auf meine Stimmung. Sie muntern mich kolossal auf. Wenn meine Fingernägel lackiert sind, habe ich das Gefühl, bunte Fruchtdrops wären an meinen Fingernägeln befestigt. Hübsche Nägel machen mich zutiefst glücklich. (Wenn ich mich dazu aufraffen kann, meine Dankbarkeitsliste aufzustellen – eigentlich soll ich das jeden Abend machen, aber ich schaffe es, um ehrlich zu sein, nur ungefähr einmal in der Woche –, kommen lackierte Nägel unbedingt darauf vor. Man muss sich eine Freude machen, wo immer man kann.)

Eines Tages schenkte Helen mir ein Fläschchen fliederfarbenen Nagellack, das war meine Einstiegsdroge …

Ich fing an, Nagellack zu kaufen. Ständig und überall, wie das bei einer Obsession nun eben mal ist. Bald war ich – und bin es bis heute – sehr angetan von den Rimmel-Lacken. Die Firma bietet eine große Farbpalette, und zusätzlich zu den Rosa- und Rottönen gibt es eine Reihe scharfe, wegweisende Farbtöne – kürzlich habe ich einen gelben Lack aus dem Sortiment gekauft. Und das Tollste an Rimmel ist  – die Nagellacke kosten so gut wie nichts.

Dann fand ich eine noch billigere Marke. In meiner Apotheke, wo ich wegen diverser Gebrechen einen guten Teil meines Lebens verbringe, entdeckte ich die Marke Essence. Ich erstand den hübschesten Glitzerlilalack, den man sich denken kann, für sage und schreibe einen Euro und neunundsiebzig Cent!

An dieser Stelle muss ich wegen einer anderen Geschichte abschweifen, wenn Sie mir bitte folgen würden. Vor ungefähr einem Jahr fing ich mit Shellac und/oder Gelish-Lack an (was nahezu das Gleiche ist). Bestimmt kennen Sie die bereits, aber falls nicht – diese Sorte Lack verspricht eine »Zwei-Wochen-Maniküre«, manchmal sogar eine »Drei-Wochen-Maniküre«, und das kann ich voll bestätigen. In einer Welt voller Werbeslogans und damit verbundener furchtbarer Enttäuschungen war das für mich ein ÜBERWÄLTIGENDER Erfolg.