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Eine Welt, angetrieben durch Bioenergie: wie grün, wie sauber, wie nachhaltig und friedlich? Der Traum ist ausgeträumt. Nüchtern zeigt Smith die dramatischen Folgen des Anbaus und Vertriebs von Biokraftstoffen. Die Idee ist nicht neu: Schon 1925 sprach Henry Ford davon, dass der Jahresertrag eines Kartoffelackers ausreichen würde, um den für die Bearbeitung notwendigen Maschinen hundert Jahre Energie zu liefern. Heute soll ein Viertel des weltweiten Energiebedarfs durch Bioenergie gedeckt werden. Für Entwicklungsländer entstehen damit wirtschaftlich sehr lukrative Möglichkeiten, nicht ohne schwerwiegende Konsequenzen: Agrarnutzflächen werden ökologisch verwüstet, Kleinbauern ihrer Lebensgrundlagen beraubt, Hunger breitet sich aus. Die Gewinner sind wieder einmal die Großkonzerne. Smith bezeichnet die vermeintlich grüne Wende als moderne Form der Kolonisierung, die zu weiterer Verschärfung des globalen Nord- Süd-Konflikts führt. Vor allem kritisiert er, dass die weitreichenden politischen Entscheidungen zur Bioenergie auf wissenschaftlich noch unzureichenden Grundlagen getroffen werden. Risiken werden in Kauf genommen und erneut "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" (Jean Ziegler, bis 2008 UN- Sonderberichterstatter) begangen, um weiterhin bedenkenlos dem Überkonsum von Energie frönen zu können.
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Seitenzahl: 167
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James Smith
Eine Idee wird zum Bumerang
Aus dem Englischen von Hans-Gerd KochÜberarbeitete Ausgabe
Die englische Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel Biofuels and the globalization of risk – the biggest change in North-South relationships since colonialism? bei Zed Books in London.
Politik bei Wagenbach. Herausgegeben von Patrizia Nanz.
© 2010 James Smith
© 2012 für die deutsche Ausgabe: Verlag Klaus Wagenbach,
Emser Straße 40/41, 10719 Berlin.
Alle Rechte vorbehalten.
Jede Vervielfältigung und Verwertung der Texte und Bilder, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für das Herstellen und Verbreiten von Kopien auf Papier, Datenträgern oder im Internet sowie Übersetzungen.
ISBN 978 3 8031 4110 1
Auch in gedruckter Form erhältlich: ISBN 978 3 8031 3644 2.
Eins
Einleitung: Perfekte Stürme
Zwei
Naturwissenschaft: Biotreibstoffe, gestern und morgen
Drei
Systeme: Komplexität und Wissen
Vier
Synergie: Netzwerke und Interessen
Fünf
Lösungen und Risiken in der Waagschale
Sechs
Nachhaltigkeit? Die Globalisierung des Risikos
Anmerkungen
Auswahlbibliographie
Im Jahr 2009 beschrieb John Beddington, der oberste wissenschaftliche Berater der britischen Regierung, mit dem Begriff »perfekter Sturm« das bevorstehende Zusammentreffen von weltweiter Nahrungs-, Wasser- und Energieknappheit (Beddington 2009). Er erfasste damit die beispiellose Bedrohlichkeit dieser Zukunft. Dabei sollten wir uns absolut im Klaren darüber sein, dass die Prozesse und Wechselwirkungen, die zu Nahrungs-, Wasser- und Energieknappheit führen werden, in erster Linie von uns verursacht sind, von unseren Forderungen und Entscheidungen. Eine Vielzahl dieser Wechselwirkungen hängt von unserer Handhabung neuer Erkenntnisse und neuer Technologien ab.
Es wird zunehmend deutlicher, dass wir lernen müssen, Wissenschaft und Technologie besser zu nutzen, um die komplexen Zusammenhänge und Prozesse zu verstehen, zu neuen Technologien, Prioritäten und Zielsetzungen zu kommen und gegenwärtige und künftige Risiken zu bewältigen, statt sie zu verschärfen. Biotreibstoffe – flüssige Treibstoffe, die aus erneuerbaren, biologischen Quellen gewonnen werden, insbesondere aus angebauten Nutzpflanzen – lassen manche dieser Probleme deutlich hervortreten. Eines der herausragenden Merkmale von Biotreibstoffen ist ihr immenses Potential, Lebensgrundlagen, Muster des Rohstoffverbrauchs, die Umwelt und die Systeme landwirtschaftlicher Nahrungsmittelproduktion vollständig zu verändern. Aber jeder Nutzen hat seinen Preis, und der ist oftmals hinter der Fassade des technischen Fortschritts verborgen.
Im gleichen Maße, wie technologischer Optimismus Verantwortlichkeiten verlagert, ist mit diesen Kraftstoffen auch ein Export der Folgen und Risiken verbunden. Mit der Produktion von Biotreibstoffen geht die Gefahr einher, dass Bodennutzung weltweit wieder eine solche Priorität erhält, dass wir deren Auswirkungen kaum abzuschätzen vermögen. Biotreibstoffe befördern und verändern die zunehmend verwickelteren Beziehungen zwischen Energie, Ernährungssicherung und Klimawandel. Der Versuch, politische Entscheidungen, Berichte und Diskurse zu verstehen, von denen die Strategie und Praxis der Biotreibstoffe bestimmt werden, bietet deshalb auch eine Gelegenheit, über das heikle Verhältnis von Wissenschaft, Entwicklung und Umwelt insgesamt nachzudenken (Molony und Smith 2010).
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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