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Welcome to the Wolf Queen’s Court
Als Vanessa Hart von einem Wolfsrudel angegriffen wird, ist ihr Leben nicht mehr dasselbe: ihre beste Freundin überlebt den Angriff nicht, und Vanessa wird schwer verletzt an den magischen Hof der Werwölfe gebracht. Doch statt ihren Verletzungen zu erliegen, geschieht das Unglaubliche: Sie verwandelt sich in eine Alpha-Wölfin! An der Werwolf-Academy soll sie sich mit ihren neu gewonnenen Kräften vertraut machen, doch trotz der charmanten Art ihres Mentors und Beschützers Prinz Sinclair fällt es ihr schwer, sich auf Mating-Rituale, Blutmagie und die Bedeutung der Mondphasen zu konzentrieren. Sie will Sins Vertrauen nur aus einem einzigen Grund: den Mörder ihrer Freundin finden und sich rächen ...
»Ein schillerndes Debüt: Das perfekte Buch für alle, die ihr Herz schon mal an einen Villain verloren haben!« Stephanie Garber
Der Auftakt zur neuen Fantasy-Romance-Dilogie von Debütautorin Jordan Stephanie Gray
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Seitenzahl: 735
Veröffentlichungsjahr: 2025
Titel
Zu diesem Buch
Leser:innenhinweis
Widmung
Die Hierarchie der Sieben Höfe der Werwölfe
Prolog
I – Der Fluch des Mondes
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
II – Die Strafe der Sterne
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
III – Die Vergeltung der Sonne
36. Kapitel
37. Kapitel
38. Kapitel
39. Kapitel
40. Kapitel
41. Kapitel
42. Kapitel
43. Kapitel
44. Kapitel
45. Kapitel
46. Kapitel
Danksagung
Die Autorin
Die Romane von Jordan Stephanie Gray bei LYX
Impressum
Jordan Stephanie Gray
Bitten
Roman
Ins Deutsche übertragen von Ronja Arndt
Als Vanessa Hart von einem Wolfsrudel angegriffen wird, ist ihr Leben nicht mehr dasselbe. Ihre beste Freundin überlebt den Angriff nicht, und Vanessa wird schwer verletzt an den magischen Hof der Werwölfe gebracht. Dort geschieht das Unglaubliche: Unter furchtbaren Schmerzen verwandelt sie sich in eine Werwölfin! Damit untersteht sie augenblicklich der Wolfs-Königin und muss lernen, sich den Regeln des Hofes und der Werwolf-Elite anzupassen. Um sich mit ihren neu gewonnenen Kräften vertraut zu machen, wird Vanessa an der Werwolf- Academy ausgebildet. Während ihre Mitschüler ihr dort das Leben zur Hölle machen, stehen ausgerechnet der charmante Prinz Sinclair und sein düsterer Cousin Calix ihr zur Seite. Die beiden könnten unterschiedlicher kaum sein, und doch fühlt Vanessa sich bei ihnen zum ersten Mal seit dem tragischen Unfall wieder sicher. Zwischen langen Unterrichtsstunden und der Suche nach dem Mörder ihrer Freundin kommen sie und Sin sich immer näher. Aber auf Sinclairs Schultern lastet die Zukunft eines gesamten Königreichs. Und niemals darf er sich auf eine Gebissene einlassen …
Liebe Leser:innen,
dieses Buch enthält potenziell triggernde Inhalte.
Deshalb findet ihr hier eine Triggerwarnung.
Achtung: Diese enthält Spoiler für das gesamte Buch!
Wir wünschen uns für euch alle
das bestmögliche Leseerlebnis.
Eure Jordan Stephanie und euer LYX-Verlag
Für London:
Ich liebe dich unendlich
Die Hierarchie der Sieben Höfe der Werwölfe
Regentinnen und Regenten des Wolfshofes
herrschen über einen gesamten Kontinent und alle dort lebenden Werwölfe.
Herzoginnen und Herzöge des Wolfshofes
herrschen über ein einziges Land und unterstehen dem Regenten.
Gräfinnen und Grafen des Wolfshofes
herrschen über einen Staat oder ein Territorium und unterstehen dem Herzog oder der Herzogin des jeweiligen Landes.
Baroninnen und Barone des Wolfshofes
herrschen über einen Bezirk oder eine Stadt und unterstehen direkt dem Grafen oder der Gräfin des Staates oder Territoriums.
Niedere Rudel des Wolfshofes
leben unter der Gerichtsbarkeit der Baroninnen und Barone der jeweiligen Bezirke oder Städte.
Der Hof der Wolfskönigin hat nur wenige Gesetze.
Zeige dich den Menschen niemals in deiner Wolfsgestalt.
Geheimnisse des Hofes dürfen nicht an die Außenwelt dringen.
Beiße keine Menschen ohne die direkte Erlaubnis der Wolfskönigin.
Töte unter keinen Umständen einen anderen Wolf.
Verstöße gegen diese Gesetze werden jedoch nicht mit Gefangenschaft oder Verstümmelung bestraft. Deshalb ist das Verlies unter Schloss Severi seit Jahrhunderten leer. Wenn ein Werwolf gegen ein Gesetz verstößt, erwartet ihn einzig und allein der Tod.
Nicht durch direkte Einwirkung natürlich, sondern durch Isolation.
Einsame Wölfe können nicht überleben. Ohne ihr Rudel verlieren sie sich selbst, so langsam und schmerzhaft wie ein Mensch abgefrorene Gliedmaßen verliert.
Königin Sybil Severi war sich dessen bewusst. Deshalb zögerte sie nicht, als sie ihre Schwester Cora mit einem Menschen im Bett erwischte. Sie zerrte ihre Schwester an den Haaren hinaus und warf sie vor die tobenden Mitglieder des Hofes. Der Mensch musste im Flügel des heiligsten Schlosses warten, halb entkleidet und zitternd, die Stirn glühend vor Fieber. Der Biss eines Wolfes prangte auf seinen Rippen.
»Verräterin«, knurrte Königin Sybil. Und das war vor den Mitgliedern des Hofes genug, um Cora zu verurteilen.
Cora verwandelte sich in eine weiße Wölfin mit rot glühenden Augen und stürzte sich in den Kampf, mit triefenden, gefletschten Zähnen. Die ersten drei Gesetze hatte sie bereits gebrochen, und das vierte brach sie in diesem Moment, als sie die Kehle eines Wolfsgenerals herausriss und das blutige Stück Fleisch auf den makellosen Marmorboden spuckte. Einige der Adligen wichen angesichts ihrer Mordlust zurück. Andere kämpften umso verbissener. Die Wände waren bald rot vor Blut. Cora schien siegreich, doch ihre Kraft schwand, sobald Königin Sybil die Worte sprach: »Du bist hiermit für immer von diesem Hof und aus diesem Rudel verbannt.«
Der Bruch war umgehend sichtbar, als würden unsichtbare Hände die Schwestern auseinanderreißen. Sie wurden an die jeweils entgegengesetzten Enden des Raumes geschleudert. Die Augen der Wolfskönigin verdunkelten sich, als sie beobachtete, wie ihre Schwester mit einem durchdringenden Heulen zu Boden sackte.
»Du wirst Schloss Severi auf der Stelle verlassen und nie wieder einen Fuß in unsere heiligen Hallen setzen.« Königin Sybil näherte sich Cora, und ihre Schritte hinterließen scharlachrote Fußspuren auf dem Boden. »Du bist verbannt, Cora Severi, und sollte dein Mensch sich verwandeln, so wird auch er sterben.«
Cora verwandelte sich unter dem ekelerregenden Geräusch brechender Knochen zurück in einen Menschen. Ihr blasser, nackter Körper bildete einen grausigen Kontrast zu dem tiefen Rot der Blutlache, in der sie lag. »Das darfst du nicht«, zischte sie. »Wenn er sich verwandelt …«
»Er ist ein Verräter der Krone und wird somit ein einsamer Wolf. Genau wie du.«
»Aber … aber …« Cora suchte nach Worten, während ihre roten Augen sich zu einem matten Kastanienbraun verdunkelten.
»Es gibt für dich nichts mehr zu sagen.« Königin Sybil packte den schlaffen Arm ihrer Schwester, um sie aus dem Thronsaal zu zerren, aus dem Schloss hinaus, bis hin zu den Wäldern. Dort würde sie umherstreifen, bis von ihrer Seele nichts als Asche und Staub übrig wäre. Bis sie selbst Asche und Staub geworden war.
Aber Cora gab nicht auf. Am Ende des Saals angekommen, rief sie mit fester Stimme: »Und was ist mit meinem Kind?«
Einer nach dem anderen verwandelte sich der Hof zurück. Von Wölfen wurden sie zu Männern, in einer grausamen Sekunde des Schmerzes. Die Wolfskönigin starrte zornig auf ihre Schwester hinab und ignorierte, wie die Mitglieder des Hofes um sie herum nach Luft schnappten. Sie erregten sich mehr über ein einzelnes Kind, als über die vielen zerstückelten Adligen zu ihren Füßen.
»Du bist verbannt«, wiederholte Königin Sybil. Aus ihren Fingern glitten Krallen mit der gleichen Leichtigkeit, mit der ein scharfes Messer durch eine Leiche gleiten würde. »Du bist eine Verräterin.«
Ihre Schwester setzte sich aufrechter hin und hob trotzig das Kinn. »Die Gesetze des Hofes sagen nichts über die Söhne von Verräterinnen.«
Königin Sybil kniete sich vor sie hin. Sie legte eine Kralle unter das Kinn ihrer Schwester und zog sie über die Haut, woraufhin sich eine Blutperle löste. Cora zuckte nicht mal. »Was soll ich deiner Meinung nach tun?«
»Lass mich ihn gebären.«
»Du wirst sterben, bevor es dazu kommt.«
»Du weißt, dass das nicht stimmt«, fauchte Cora. Ihre Augen funkelten zornig. »Ich werde ihn gebären und zum Eingang des Schlosses bringen. Du musst ihn annehmen.«
Der Adel begann zu wispern, aber verstummte nach einem einzigen Blick von Königin Sybil. Ihre Kralle grub sich tiefer in das Fleisch ihrer Schwester. »Ich bin Königin. Ich muss gar nichts.«
»Nimm ihn, und ich werde stillschweigend gehen.« Ihre Schwester atmete scharf ein. »Nimm ihn, und ich werde meinen Liebhaber selbst beseitigen.«
»Jetzt sofort?«, fragte die Wolfskönigin.
»Ja.«
Königin Sybil richtete sich auf. Sie betrachtete die restlichen Mitglieder ihres Hofes. Es waren noch immer zahlreiche von ihnen vorhanden, und sie waren stark. Sie sorgte sich nicht um einen möglichen, künftigen Verrat des Kindes – vor allem nicht, wenn das Orakel bei seiner Geburt seine Prophezeiung verlesen und ihn für würdig befinden würde. Aber sie sorgte sich um die Sicherheit ihres eigenen Sohns.
Der kleine, kränkliche Junge war erst in der Nacht zuvor zur Welt gekommen. Der Hof zweifelte bereits daran, ob er ein Anführer werden könnte, obwohl er gerade erst geboren war. Das Orakel hatte dies vorausgesagt. Er musste es einfach überstehen. Er musste einfach seinen Aufstieg zum Wolf überstehen und zu dem Kronprinzen werden, von dem sie wusste, dass er es sein könnte.
Und so beschloss die Wolfskönigin unter den Augen jener, denen sie am meisten vertraute und misstraute, dass sie die Kräfte des Sternenbildes Kassiopeia anrufen und einen Blutpakt schließen würde.
»Wenn du deinen Liebhaber noch am heutigen Tage umbringst und dein Kind auf dem Gelände nahe dem Schlosstor zur Welt bringst, werde ich es aufziehen, als wäre es mein eigenes. Aber als dein Blut soll dein Sohn meinen Erben mit all seiner Kraft beschützen und sein Leben an das meines Erben binden. Stirbt mein Sohn, so stirbt auch er.« Königin Sybil streckte ihre Hand aus. Eine Sekunde des Abwägens zu viel, und sie würde den Blutpakt zurückziehen. Ihre Schwester wusste das und packte rasch ihre Hand. Sie drückte so fest zu, dass sie sich an den Klauen schnitt und ihr Blut auf die Haut der Wolfskönigin tropfte und dort zu zischen begann. Die Haut der Königin absorbierte das Blut direkt vor ihren Augen, bis es gänzlich verschwunden war.
Der Blutpakt war geschlossen.
Königin Sybil erhob sich mit einem Grinsen, das so gespenstisch war wie das Schloss selbst. Sie rollte die Schultern zurück und richtete die Sternenkrone auf ihren schwarzen Haaren. »Damit ist es beschlossen. Töte deinen Liebhaber und verschwinde, geliebte Schwester. Wenn du lange genug leben solltest, um dein Kind zur Welt zu bringen, dann bring es zu uns. Und dann stirb.«
Cora erhob sich taumelnd und machte sich auf den Weg zu ihrem Liebhaber. Sie fand ihn, noch immer zitternd, im Schlossflügel. Der ganze Hof der Wolfskönigin schaute zu, wie Cora ihm den Kopf von den Schultern riss, als würde sie lediglich Unkraut im Garten jäten. Menschen. Königin Sybil schnaubte abfällig und wandte sich ab. »Macht das sauber«, befahl sie. Und dann: »Jagt sie hinaus.«
Ohne jedes Zögern – oder auch nur die Fähigkeit, zu zögern – befolgte ihr Hof ihre Befehle. Und als einsamer Wolf floh Cora vor den Soldaten in ihren sicheren Tod. Sie rannte und rannte – bis sie eines Tages, schwach und kurz vorm Sterben, ihren Sohn gebar, sich vor die Tore des Schlosses schleppte und ihn dort ablegte.
Und so kehrte der Beschützer zum Prinzen zurück, welcher seinen Schutz erwartet hatte, und sie wuchsen als Brüder auf. Niemals voneinander getrennt. Immer zusammen.
Aber dies ist nicht die Geschichte des Prinzen oder die seines Beschützers. Dies ist die Geschichte eines menschlichen Mädchens und wie der Prinz und sein Beschützer es zerstörten.
Heute ist Vollmond.
Er schimmert am dunklen Himmel wie die Schuppe einer Meerjungfrau, sein Licht gleicht einer Kerze in der Dunkelheit. Ich starre zu ihm hinauf und wische mir mit meinem Unterarm den Schweiß von der Stirn. Die frühe Septemberhitze in St. Augustine ist erdrückend. Es fühlt sich fast an, als würde man auf dem Trockenen ertrinken. Mit jedem Atemzug füllt feuchte Wärme meine Lunge, und nicht mal der atemberaubende Mond kann mich davon ablenken, dass ich hier bei lebendigem Leibe gekocht werde.
Ich werde Celeste umbringen.
Mein Hintern schmerzt vom langen Sitzen auf der scharfen Kante der Veranda, während sie hinter dem Haus herumläuft, um irgendeine Überraschung zu holen. Ich habe keine Ahnung, um was es geht oder wieso es so wichtig ist. Eigentlich sollten wir schon längst auf dem Weg ins Kino sein. Dad hatte mich auf seinem Weg zur Arbeit hier abgesetzt, weshalb wir gerade mal genug Zeit haben würden, um Popcorn zu holen, bevor die Trailer anfangen würden.
»Kann ich dir irgendwie helfen?«, rufe ich frustriert. Anstelle einer Antwort höre ich durch die halb geöffneten Fenster nur die eingespielten Lacher einer Sitcom, die in ohrenbetäubender Lautstärke im Fernseher ihrer Eltern läuft. »Ich werde bei lebendigem Leibe aufgefressen«, füge ich hinzu und schlage nach einem Paar übereifriger Mücken.
Sie schweben in der warmen Brise davon. Ich kauere mich zusammen und schlinge meine Arme um die Knie, während ich warte. Grillen zirpen. In der Ferne ist das Hupen eines Autos zu hören. Ich hole mein Handy hervor, um für einen Moment zu scrollen, nur um es dann direkt wieder mit einem ungeduldigen Seufzer wegzupacken. Was auch immer Celeste für eine Überraschung geplant hat, es dauert ewig, und wir werden definitiv zu spät …
Ein Ast knackt neben mir.
Ich runzle die Stirn und blicke zur Quelle des Geräusches. Aber dort steht nur ein einsamer Zitronenbaum, der einen langen Schatten im Mondlicht wirft. »Hallo?«, flüstere ich und kneife die Augen zusammen, um etwas in den Schatten zu erkennen. Niemand antwortet mir. Natürlich nicht. Eichhörnchen können schließlich nicht reden.
Ich schüttele den Kopf und ignoriere das Kribbeln in meinem Nacken. »Celeste, wir müssen wirklich …«
Sie kommt hastig zurück. Die Überraschung ist unter einem alten Strandtuch versteckt. Ihre kobaltblauen Locken wehen wie Schleifchen im leichten Wind. »Ich weiß, dass du ein kompletter Kontrollfreak bist, aber versuch dich noch ein wenig zu gedulden. Ich bin fast fertig!« Sie rennt an mir vorbei, die Treppen hoch und ins Haus. Ihre Eltern beschweren sich lautstark, weil sie die Tür zuknallt, bekommen aber keine Entschuldigung. Wenn Celeste Ward sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, kann niemand sie aufhalten.
Das sollte ich eigentlich wissen. Immerhin hat so unsere Freundschaft angefangen. In der ersten Klasse kam sie zu mir gelaufen, hat an meinen Zöpfen gezogen, die mein Vater an dem Morgen ungeschickt versucht hatte zu flechten, und mir mitgeteilt, dass wir Schwestern würden. Egal, ob ich das wolle oder nicht.
Ich weiß nicht, wieso sie mich ausgesucht hat. Vor diesem Tag habe ich nicht mal gewusst, was wahre Freundschaft ist. Celestes Liebe ist bedingungslos und allumfassend. Und das ist es wert, alleine unter dem Vollmond zu sitzen, während sie was auch immer macht.
»Fast fertig!«, ruft sie durch die geschlossene Tür.
Ich halte meine bissige Antwort zurück. Denn Celeste hat sich nie darum geschert, wenn mein Vater uns einen Teller Nachos aus der Mikrowelle als Abendessen servierte, während Polizeiberichte aus seinem Radio schallten. Mir war es egal, dass sie eine kleine Ladendiebstahl-Phase in der Unterstufe hatte. Sie bringt mir die Reste ihres letzten gekochten Mittagessens mit, und ich kümmere mich darum, dass sie sich von jedem Geschäft im Umkreis von 30 Meilen fernhält. Sie sitzt bei jedem meiner Volleyballspiele, meine Trikotnummer in knallrot auf die Wangen gemalt, in der ersten Reihe. Ich trage schwarzen Lippenstift und zerrissene Strumpfhosen zu ihren Lieblingskonzerten.
Während ich mich also nur zu gerne umgedreht, die Tür eingetreten und sie an ihren knallblauen Haaren zum Auto gezerrt hätte, zwinge ich mich, zuckersüß zu sagen: »Ich habe die Kinokarten schon gekauft.«
Sie antwortet nicht, und erneut umgibt mich Stille. Seltsam. Die Grillen haben aufgehört zu zirpen. Ich widerstehe dem Verlangen, noch einen Blick zum Zitronenbaum zu werfen. Dort ist nur ein Eichhörnchen. Nur ein Eichhörnchen. Aber es prickelt noch immer in meinem Nacken, als würde ich beobachtet werden.
Gerade, als ich mich durchgerungen habe, doch hinzuschauen, kommt Celeste zurück. Sie zieht mich mit einem breiten Grinsen auf die Füße und verbannt alle meine Gedanken an heimtückische, menschenfressende Eichhörnchen.
»Hier.« Sie hebt einen winzigen Porzellanteller hoch. Er ist hübsch, mit einem pinkfarbenen Schleifendekor am Rand, und auf ihm der hässlichste, hastig zusammengeworfene Matschkuchen, den ich je gesehen habe. Eine einzelne Kerze steckt in dem Haufen aus Dreck, Gras und Eicheln. »Happy Birthday, Vanessa.«
Ich starre sie mit erhobenen Augenbrauen an. Überraschenderweise ist es nicht der Dreckhaufen, der mich irritiert. Es ist das Datum. »Mein Geburtstag ist erst am Dienstag. Du bist zu früh.«
»Ich weiß«, trällert sie. »Aber wir müssen heute feiern! Es ist Freitagabend, und am Strand gibt es eine Riesenparty. Das kann doch kein Zufall sein!« Sie klimpert unschuldig mit ihren langen Wimpern, als hätte sie das nicht genau so geplant, seit sie mich angerufen und gebettelt hat, ich solle den Abend mit ihr verbringen. Wenn ich sie nicht so sehr lieben würde, würde ich das Tanktop ausziehen, das sie mir geliehen hat, und sie damit erwürgen.
»Nein.«
Sie lässt den Teller sinken und zieht einen Schmollmund. »Vanessa Hart …«
»Nein.«
»Du wirst nur einmal in deinem Leben siebzehn. Du musst das feiern! Was wäre eine bessere Art, das zu tun, als mit sechzig deiner engsten Freunde lauwarmen Alkohol am Strand zu trinken?«
Meine Lippen zucken. »Ich habe nicht mal fünf enge Freunde.«
»Das spricht noch mehr dafür!« Sie wirft ihre Haare über die Schulter. »Wir sind eingeladen, Vanessa, und was ist eine Einladung, wenn nicht ein Versprechen für die beste Nacht deines gottverdammten Lebens?«
Die Kerze zwischen uns flackert. Lilafarbenes Wachs tropft auf den Kreis aus Löwenzahn. Das Lila gleicht dem der Strähnen in meinen Haaren. Celeste macht es mir einfach unmöglich, sie zu hassen. »Das letzte Mal, als wir feiern gegangen sind, hast du fast eine ganze Flasche Tequila alleine getrunken und bist ohne Unterwäsche nach Hause gekommen.«
»Das war vor Jahren!«, winkt sie lachend ab. Ihr Lachen ist sanft wie eine Feder, doch darunter liegt ein stahlharter Kern. Es klingt so durch und durch nach Celeste – so vertraut –, dass ich denke, ich könnte seinem Klang bis ins All folgen.
»Das war vor zwei Tagen«, erwidere ich augenrollend. »Ich lasse mich nicht in noch mehr von deinen schlüpfrigen Affären hineinziehen.«
»Jetzt klingst du wie Brenda, Vanessa.« Ihre manikürten Fingernägel, mitternachtsblau und bedrohlich, zeigen auf die Eingangstür. »Wie meine Mutter, deren liebstes Hobby es ist, in die Kirche zu gehen, knapp gefolgt von Einkaufen bei Costco. Es geht um deinen siebzehnten Geburtstag. Willst du nicht wenigstens ein bisschen leben?«
Ich will ihr den Teller abnehmen, aber sie lässt mich nicht mal die Kerze auspusten. Stattdessen schirmt sie diese mit ihrer Hand ab.
»Ich weiß, dass du die letzte Party, auf der wir waren, furchtbar fandest, und dass sozialer Kontakt dich in eine Risikoanalystin verwandelt, wenn auch in eine mit einem klasse Arsch, aber hör mir jetzt zu.« Sie legt eine Hand an mein Gesicht, damit sie meine volle Aufmerksamkeit hat. »Eines Tages wirst du in einem Büro arbeiten und den heißesten Ehemann der Welt haben und zwei niedliche Kinder. Du wirst deine Wochenenden damit verbringen, Kochkurse zu besuchen und die neuesten Filme zwischen deinen Schichten im Krankenhaus zu diskutieren …«
»Moment, um sicher zu gehen«, unterbreche ich sie, »das heißt, mein zukünftiger Ehemann wird ein Arzt sein?«
»Ein Herzchirurg, der nebenberuflich modelt«, erklärt sie, bevor sie fortfährt. »Du wirst das Leben deiner Träume führen, und für mich wird es ein gottverdammter Albtraum sein, dich an einen Vorort verloren zu haben. Aber wie auch immer, heute bist du jung und attraktiv und quasi siebzehn! Wir verschwenden diesen Freitag nicht an Popcorn mit extra viel Butter. Wir gehen zu Max Caydens Party, und du wirst ihm so was von die Zunge in den Hals stecken.«
Oh Gott. Ein Schauer läuft meinen Rücken hinab, und ich beiße mir auf die Lippe. »Du hast nicht gesagt, dass es Max’ Party ist.«
Sie grinst verschlagen. »Jetzt hab ich deine volle Aufmerksamkeit, oder was?«
Ich erröte, als ich mich daran erinnere, wie er mir mal mitten im Volleyballspiel beim Aufstehen geholfen hat. Ich war nach einer schlechten Vorlage auf dem Linoleumboden ausgerutscht – natürlich war das andere Team daran schuld –, und er stand an den Seitenlinien. Es war Schicksal, dass er mir seine Hand anbot, und meine ausflippenden Hormone sorgten dafür, dass ich für den Rest des Spiels keinen einzigen Punkt holte. Es war nicht fair, dass seine Augen so blau waren. Genau genommen, war es extrem nervtötend.
Ich nehme Celeste den Teller endlich ab und trage ihn bis zu ihrem Auto. Dagegengelehnt, schließe ich die Augen und seufze. Es kommt nicht infrage, dass ich zu einer Party von Max gehe. Ich würde mich zum Volldepp machen. Auch wenn ich vor Celeste selbstbewusst sein kann – außerdem stur, häufig kontrollierend und ganz und gar ich selbst –, ich könnte so nicht vor einem Jungen sein, den ich kaum kenne. Schon gar nicht vor Max.
Celeste lehnt sich neben mir gegen die gelbe Motorhaube ihres alten VW-Käfers. »Ich kann nicht noch ein Jahr ertragen, in dem du zu viel Angst davor hast, das zu tun, was du wirklich willst. Du bist so … so voller Leben, Vanessa. Wenn du das nur anderen Menschen außer mir und den Mädchen vom Volleyballteam zeigen würdest.« Dann sagt sie weniger sanft: »Du wirst flachgelegt, und ich werde dafür sorgen. Und wenn du willst, dass es Max tut, dann soll es so sein.«
Ich drehe mich mit einem Schnauben zu ihr. »Grant …«
»Grant Austin zählt nicht, und ich muss dir nicht erklären, wieso. Oder vielleicht muss ich das, und das beginnt mit: Nur …«
»Okay, okay!«, unterbreche ich sie und halte schützend den Teller vor mein Gesicht, das schon wieder rot anläuft. »Ist ja gut, ich komme mit zu Max’ dummer Party, wenn du mir versprichst, diese Worte nie wieder auszusprechen.«
»Ha! Ich gewinne immer.« Sie strahlt mich an und schnipst gegen eine meiner lilafarbenen Strähnen. »Und jetzt wünsch dir was, damit wir loskönnen. Ich habe gehört, dass Max’ große Schwester vom College da ist und sich um den Alkohol kümmert.«
Mein Magen macht einen Hüpfer. Alkohol. Max. Eine Party. Drei Dinge, an die ich mich niemals gewöhnen werde. Ich schlucke und wünsche mir, ich könnte meine klammen Hände an meinem Rock abwischen. »Bist du dir sicher, dass das keine dumme Idee ist?«
»Würde ich dich jemals zu etwas Dummen überreden?«, fragt sie.
Ich hebe die Augenbrauen und sage nur: »Keine Unterwäsche und eine ganze Flasche Tequila? Deine Mutter, die dich fast rauswirft?«
Sie lacht, als ob sie sich um nichts in der Welt scheren würde. »Und war das nicht das Beste, was wir in letzter Zeit erlebt haben? Komm schon. Keine kalten Füße. Ich verspreche dir auch, dass ich mein Höschen diesmal nicht verliere.«
Ihre braunen Augen treffen meine, und sie sind so voller Zuversicht, dass ich es nicht über mich bringe, Nein zu sagen. Obwohl ich es sagen will. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich es sagen wollen sollte. Am Ende ist es eh egal. Celeste ist mein Polarstern. Oder vielleicht sind wir eher wie das Zwillings-Sternenbild. Wo sie hingeht, folge ich, und wo ich hingehe, folgt sie. Immer.
Ich werfe einen Blick auf die brennende Kerze. Die Flamme hat bereits fast die Hälfte des Wachses geschmolzen, und das lilafarbene Wachs lässt den Matschkuchen direkt viel besser aussehen. Seit der ersten Klasse – als mein Vater an meinem Geburtstag auf die Polizeistation gerufen wurde und es keinen Kuchen und keine Geschenke gab, nur einen sehr genervten Babysitter, der mich direkt ins Bett schickte – hat Celeste mir einen Geburtstagskuchen aus Matsch und Stöckchen und Zweigen, und was auch immer sie sonst in ihrem Hinterhof finden konnte, gemacht. Früher hat sie den Kuchen nach der Schule zu mir nach Hause gebracht.
Doch dieses Jahr ist es anders, und auf einmal, mit der Kerze, die lange Schatten zwischen uns wirft, fühle ich mich auch anders. Vielleicht älter. Erwachsener. Als könnte ich schon über den Zaun meiner Kindheit in die Zukunft schauen. Celeste möchte das vielleicht nicht, aber Normalität … zwei Eltern und ein Haus mit einem weißen Gartenzaun und einem festen, verlässlichen Zeitplan … das ist alles, was ich will. Meine Mutter hat mich so früh verlassen, dass ich mich an keine Zeit erinnern kann, zu der es nicht nur mich und meinen Vater gab. Mein Vater und Celeste. Die anderen Polizeibeamten auf seiner Dienststelle. Ein paar Mädchen aus meinem Volleyballteam. Grant Austin für einen Monat im letzten Sommer.
Das war’s. Das war der soziale Kreis meines gesamten Lebens.
Ein Auto fährt die Straße hinab und strahlt den Zitronenbaum an. Dort ist nichts. Natürlich nicht. Dieses beklemmende, zittrige Gefühl in meiner Magengrube ist aus einem ganz anderen Grund da. Und möglicherweise hat Celeste recht. Möglicherweise bin ich bereit für etwas anderes. Etwas Neues.
Celeste greift meine Hand und drückt sie. »Wünsch dir was, Vanessa.«
Als ich meine Augen schließe und die Kerze ausblase, mache ich genau das.
Ich wünsche mir mehr.
Celeste fährt uns in ihrem Käfer zu der Party. Die gelbe Farbe des Autos ist komplett verrostet, wodurch wir wie ein Bronzeblitz aussehen, als wir die Bridge of Lions Richtung Anastasia Island überqueren.
St. Augustine besteht aus zwei Teilen, welche beide gleichermaßen historisch interessant wie berüchtigt sind. Da gibt es die Innenstadt auf dem Festland. In den engen, gepflasterten Straßen gibt es Geister-Touren, Piraten-Museen und ein seit langer Zeit leer stehendes Schloss. Im Sonnenlicht sieht es aus wie der perfekte Urlaubsort. Pastellfarbene Blumen sprießen über die Kanten der roten Mauern, und die Dächer im spanischen Stil werfen Schatten auf den Großteil des Marktplatzes. Nachts jedoch fühlt man, wie alt der Ort wirklich ist. Es ist die älteste europäische Siedlung in den Vereinigten Staaten – was natürlich nicht viel heißt, da die Staaten schon vorher von den Menschen, die hier zuerst lebten, besiedelt waren –, aber ich glaube, es erklärt die Faszination für Geister in dieser Stadt. Vor Plymouth und vor Jamestown hatte Spanien diese Küste kolonialisiert.
St. Augustine ist ein Ort des Blutvergießens wie viele andere, und es gibt mehr als genug Anbieter von Geister-Touren, die dir zu gern das Geld aus der Hand reißen und davon erzählen.
Anastasia Island liegt direkt hinter der Brücke und ist weniger bekannt. Sicher, Touristen kommen auch hierher, und Geister-Touren legen hier ebenfalls Stopps ein. Aber wenn man an St. Augustine denkt, denkt man eher nicht an die Insel oder den Leuchtturm mit roter Spitze. Oder an die nach jedem Hurrikan wiederaufgebauten modernen Strandhäuser, die stolz den Strand säumen, gerade so, als wollten sie den nächsten Sturm herausfordern.
Celeste und ich fahren nie auf die Insel. Dort leben nur die reichen Kids, die teure, von ihren Eltern bezahlte Autos fahren und schicke Universitäten entlang der Küste besuchen. Sie verschwenden keine Zeit damit, mit Leuten wie uns zu sprechen.
Celeste klopft dreimal auf ihr Lenkrad, als wir es über den Fluss und auf die Insel geschafft haben. Ein Aberglaube, den sie ohne jeden Zweifel mit ins Grab nehmen wird. »Fünf Minuten«, sagt sie und legt eine andere CD ein, ohne auch nur auf das Radio zu schauen. Die Musik dröhnt viel zu laut und basslastig für mein Herz, das bereits schmerzhaft zwischen meinen Rippen pocht. »Bist du bereit?«
»Mir in die Hosen zu machen? Na sicher.« Ich lehne meinen Kopf gegen das halb geöffnete Fenster und wünsche mir, dass ihre Klimaanlage mehr könnte, als nur die warme Luft aufzuwirbeln.
»Es ist nur eine Party, Ness.«
»Für dich«, sage ich. »Du glänzt auf Partys. Du bist witzig und charmant, und alle lieben dich. Ich hingegen … Ich stehe da und plappere sinnloses Zeug, bis die Leute abhauen.«
Sie macht eine Vollbremsung, als die Ampel vor uns rot wird, und wirft mir einen finsteren Blick zu. »Es ist doch nicht deinetwegen, dass die Leute abhauen.«
»Ich meinte nicht …«
»Mir ist egal, was du meintest. Ich habe eine sehr enge Beziehung zu deinem Unterbewusstsein, und das kann manchmal eine richtige Bitch sein.« Die Ampel wird grün, aber Celeste fährt nicht los, selbst als ein Auto hinter uns hupt. Sie schaut mich nur weiter an, mit gerunzelter Stirn. Schweißtropfen laufen ihr die Nase hinab, bis auf die pinkfarbenen Lippen. »Ich liebe dich, Vanessa.«
»Ich liebe dich auch«, sage ich mit Leichtigkeit. Weil es das ist. Leicht. Ich habe nie etwas leichter aussprechen können. Ich liebe Celeste, als wäre sie meine Schwester, oder vielleicht auch mehr als das.
»Gut. Versprich mir, dass du versuchen wirst, eine gute Zeit zu haben. Mach dich locker. Hab Spaß.«
»So wie du das sagst, klingt es, als wäre ich die totale Spaßbremse.«
»Da ist ein Fünkchen Wahrheit dran …« Sie wirft ihren Kopf mit einem klirrenden Lachen in den Nacken, als ich ihr auf den Arm schlage. Endlich tritt sie aufs Gas.
»Ich bin keine Spaßbremse! Du bist einfach crazy!«
»Lieber crazy als eine Spaßbremse.«
Ich strecke ihr die Zunge raus. »Ich hasse dich.«
»Nein, du liebst mich.«
Das tue ich wirklich. Aber es ist unnötig, es noch mal zu sagen, und selbst wenn, würde sie es nicht hören. Denn Celeste dreht die Musik so laut auf, dass wir Gefahr laufen, wegen Lärmbelästigung angezeigt zu werden. Die Texte, die sie mitsingt, passen so gar nicht zu ihren Schleifen im Haar oder dem Glitzer auf ihren Wangen. Doch so ist Celeste eben. Sie hat unendlich viele Facetten. Und ich habe – »Zwei Lipgloss, eine Packung Kaugummi, eine Dose Pfefferspray und, dank meines sehr besorgten Vaters, ein silbernes Schweizer Taschenmesser«, schreie ich ihr den Inhalt meiner Handtasche zu, bis sie die Musik leiser dreht. »Oh, und einen Müsliriegel. Glaubst du, wir brauchen noch was?« Ich halte den Snack an einer Ecke der zerknitterten Verpackung hoch. Celeste wirft einen Blick darauf und biegt in dem Moment falsch ab.
»Ich glaube, wir sind eher für die Apokalypse als einen entspannten Abend vorbereitet.«
»Hey, pass auf, wo du hinfährst. Der öffentliche Strand ist erst da hinten.«
Sie wirft mir ein teuflisches Grinsen zu. »Wer hat etwas vom öffentlichen Strand gesagt?« Wir fahren weiter die schmale, von Eichen gesäumte Straße hinab und biegen ab auf den Parkplatz vor dem schwarz gestreiften Leuchtturm.
»Celeste«, sage ich warnend und mit einem ganz mulmigen Bauchgefühl.
Sie schaltet den Motor aus. »Du wärst nicht mitgekommen, wenn ich es dir gesagt hätte.«
»Was ist aus dem entspannten Abend geworden? Wir können nicht im Leuchtturm feiern! Es wird jemand Alarm schlagen, und dann kommt die Polizei und wir werden ins Gefängnis geworfen, noch bevor die Unis eine Chance hatten, uns abzulehnen.«
»Sagt das Mädchen, das mit einem Messer spielt.«
Ich werfe das Messer hastig in meine Handtasche und setze mich aufrechter hin. Selbst als Celeste ihre Tür öffnet, weigere ich mich, den Sicherheitsgurt abzulegen. Ich dachte, dass es am letzten Mittwoch bei Brooklyn Davies – einem Typen, von dem Celeste schwört, dass sie nichts von ihm will – so wild war, wie es nur werden könnte. Sie hatte getrunken, geraucht und war für eine Stunde in der Masse an Leuten verschwunden … das hätte der Höhepunkt sein sollen.
»Ich bin mir sehr sicher, dass das hier eine Straftat ist.«
»Also erstens«, beginnt Celeste, »feiern wir nicht im Leuchtturm, sondern dahinter am Strand. Brooklyns Dad arbeitet da. Das ist absolut legal.«
»Oh, und da ist er wieder, dieser Name. Stalken wir jetzt Brooklyn? Ich dachte, Max würde die Party schmeißen.«
»Tut er. Mit Brooklyn.«
»Die beiden haben nicht mal zusammen Unterricht.«
»Also, hast du dir jetzt Max’ Stundenplan gemerkt? Ich wusste, dass du deine Kräfte für das Böse einsetzen kannst. Überleg mal, was wir alles erreichen könnten, wenn du die Eier dazu hättest.« Sie schnappt meine Handtasche und wirft sie mit einem Jauchzer aus dem Auto. Nachdem sie die Tür zugeschlagen hat, bewegt sich ihre blasse Silhouette mit wenigen Schritten aus meinem Sichtfeld. Ich steige aus und gehe ihr nach.
»Das ist nicht, was ich unter einem schönen Geburtstag verstehe!«
»Ich will leben, Vanessa. Ich will frei sein!« Mit ausgebreiteten Armen dreht sie sich im Kreis. »Machst du mit, oder nicht?«
Ich zögere. Es wäre so einfach, sich umzudrehen und im Auto zu warten, bis die Polizei kommt. Sie würde Ärger bekommen, aber für nichts, was sie nicht verdienen würde. Auf der anderen Seite … Ich denke an Max, und an meinen Wunsch, als ich die Kerze ausgeblasen habe.
Ich will mehr. Ich wünsche mir mehr.
»Lebe«, verlangt sie. »Du wirst nur einmal siebzehn.«
»Na gut.« Ich mache einen Schritt vorwärts. »Aber ich mache dich verantwortlich, wenn irgendeine Scheiße passiert.«
Mit einem freudigen Quietschen zieht Celeste mich am Leuchtturm vorbei, den Weg hinunter und durch ein Brombeergestrüpp, bevor wir zum Steg am Ufer gelangen. Unsere Arme sind untergehakt, und sie schiebt mir wieder meine Handtasche zu, die ich hastig mit meiner freien Hand packe. Ich klammere mich daran wie eine Ertrinkende an ein Floß, während wir über den unebenen Boden laufen.
Hier zu sein, erinnert mich an das Gefühl vor dem Einschlafen. Der Raum zwischen Nichts und Träumen, wenn du von der tiefen Stille in eine Explosion aus Fantasie, Gedanken und Gefühlen eintauchst, ohne zu wissen, dass es passiert.
Der knarzende Steg liegt verlassen vor uns, und die über ihn gekrümmten Bäume verbergen, was sich weiter hinten befindet. Im Rauschen der Zweige gehen die Geräusche des Atlantiks unter. Und dann endet der Steg plötzlich, und wir sind am Strand.
Mit einem Mal beginnt die Party, doch das mulmige Gefühl in meinem Bauch bleibt.
* * *
Schwitzende Körper drängen sich auf dem Strandabschnitt vor uns. Sand dringt in meine Schuhe und reibt an meiner Haut, zwischen den Zehen. Die salzige Luft fühlt sich in der Nacht schwerer an, wie eine Decke, die sich eng um mich legt. Unter dem Mondlicht glitzern goldene Strahlen verführerisch auf dem schwarzen Wasser. Smartphones leuchten, wo der Mond versagt. Sie sind auf Kühlboxen und Fässern und regenbogenfarbenen Strandstühlen verteilt, die alle eher wie ein Kaleidoskop aus Schatten wirken.
Ich weiß nicht, wo ich als Erstes hingehen soll, also klammere ich mich an Celeste, als sie durch die Menge der Leute aus unserer Schule direkt zur nächsten Kühlbox läuft. Sie schaut währenddessen gar nicht auf den Boden, doch stolpert auch nicht, als wir durch eine Kuhle im Sand laufen. Sie marschiert einfach mit geradem Rücken und erhobenem Kinn los, ihr Gesicht in Mondlicht getaucht. Ich wünschte, ich könnte das Gleiche für mich sagen.
Ich war vorher schon auf Partys gewesen – Lagerfeuern am Strand und Hauspartys –, aber keiner wie dieser. Keiner, die so groß und laut war, dass es sich anfühlte, als würde ich im Lärm, den Gerüchen und den hell flackernden Lichtern ertrinken. Sie erleuchten die Gesichter einiger Leute, die ich aus der Schule und vom Volleyball kenne, und anderer, die ich nicht kenne. Wunderschöne, reiche Typen, deren breite Schultern und muskulöse Armen in Designer-Klamotten gehüllt sind. Sie drehen die Köpfe in unsere Richtung, als würden sie uns beobachten.
Mit einem holprigen Schritt trete ich beinahe auf Celestes Sandale und sorge dafür, dass wir beide zu Boden stürzen. Eine Rothaarige im schwarzen Lederrock lacht, als ich mich wieder aufrichte, und mein Magen verkrampft sich, als ich realisiere, dass sie uns beobachtet hat – sie alle haben es. Ich kann spüren, wie ihre Blicke uns folgen, während Celeste nur schnaubt und ihnen den Mittelfinger zeigt, bevor sie mich weiterzieht. Und ich weiß nicht, wo ich hinschauen soll. Weiß nicht, was ich tun soll. Meine Gliedmaßen fühlen sich seltsam an, schwerer als sonst, als wären sie mir fremd. Soll ich lächeln, oder wirkt das komisch? Denken die anderen, ich sei arrogant, wenn ich die Stirn runzle? Sieht es peinlich aus, wenn ich zum wummernden Rhythmus der Musik tanze? Oder sehe ich aus wie Celeste – eine kleine Elfe, die sich anmutig zum Klang der Musik bewegt?
Mein Gehirn könnte explodieren, noch bevor wir verhaftet werden, und ehrlich gesagt, wäre das die bessere Alternative. Celeste drückt meine Hand, als könne sie meine Gedanken lesen, und ihre erhitzte Haut brennt auf meiner. »Es ist wie eins deiner Spiele«, ruft sie, damit ich sie hören kann. »Mit elf anderen Mädchen auf dem Spielfeld bist du immer diejenige, die die Kontrolle hat. Und weißt du, wieso?«
»Nein«, versuche ich zurückzurufen, aber ich quietsche mehr, als dass ich spreche.
»Weil du beim Spiel nicht nachdenkst. Du bist einfach präsent.« Sie streicht eine meiner braunen Locken hinter mein Ohr und glättet die damit verknotete lila Strähne. »Dein Körper weiß schon, was er machen soll. Hör auf, dich von deinem Kopf ablenken zu lassen, und vertrau auf deinen Körper.«
Sie hat recht. Beim Volleyball grüble ich nie. Aber auf dem Spielfeld geht es auch nur um den Ball und mich. Hindernisse in Form einiger Mädchen und das Netz. Hier hingegen … hier sind Mädchen aus meiner Mannschaft, die ich unbedingt beeindrucken will, um nächstes Jahr Kapitänin zu werden. Max Cayden ist angeblich irgendwo hier, und das sorgt dafür, dass ich mich ein bisschen – oder ausgiebig – übergeben will. Und die ganzen anderen … Ich weiß nicht wieso, aber es kümmert mich einfach, was sie von mir denken und wie sie mich wahrnehmen.
Noch haben sie kein Urteil gefällt, noch hat niemand nach links oder rechts gewischt, und das bedeutet, dass es eine Chance gibt, dass sie mich mögen könnten. Oder, was realistischer ist, dass ich gleich Mist baue. Ihnen die schlimmste Seite von mir zeige, die sonst nur für Celeste reserviert ist, und dass ich so dafür sorge, dass sie schreiend davonlaufen.
»Nicht nachdenken ist leichter gesagt als getan«, erkläre ich Celeste.
»Ja, wenn man nüchtern ist.« Sie öffnet eine Kühlbox, in der pinkfarbene Flaschen liegen. Smirnoff Erdbeere, Wodka mit Limonade und Tequila mit Cremelikör. Sie klingen alle gleichermaßen exotisch. Celeste fährt mit den Fingern über die Etiketten und wählt aufs Geratewohl unser Gift. »Hier.« Sie nimmt eine Flasche Wodka mit Limo aus der Truhe, findet einen Stapel Plastikbecher und schenkt uns ein. »Trink das.«
»Aber die Polizei …«
»Ich verspreche dir, dass wir heute Abend deinen Vater nicht zu sehen bekommen.« Sie drückt den Becher gegen meine Lippen, und ich weiß, dass ich aussehe, als wäre ich ein Baby, das mit der Flasche gefüttert werden muss. Ich weiß, dass die anderen vermutlich denken, dass wir ein Pärchen sind. Ich versuche so, so sehr, mich nicht darum zu scheren. »Kein Nachdenken mehr«, warnt sie mich. »Trink oder tanz. Das sind die Optionen.«
Ich nehme einen kräftigen Schluck von dem Getränk, weil ich bezweifle, dass ich ohne Alkohol tanzen werde. Zuerst schmeckt es scheußlich. Noch ein Schluck, der fast süß schmeckt. Nach dem dritten genieße ich es genug, um zu lächeln. Vielleicht hätte ich es schon letzten Mittwoch mit Trinken versuchen sollen – aber dann fällt mir ein, dass ich Celeste dann nicht hätte nach Hause fahren können.
»Wer fährt uns heute nach Hause?«
»That’s my girl.« Celeste leert ihren Becher in einem Zug, wie ein Profi. Als sie bereits mit dem zweiten fertig ist, bin ich bei der Hälfte meines ersten, und sie zieht mich zur Tanzfläche. Ich sehe Sara Wu vom Volleyball-Team, und sie kommt mir ganz nah.
»Heftige Party!«, schreit sie. Ihr Atem riecht so, als könnte er die Farbe vom Leuchtturm lösen.
Celeste hebt meine Arme hoch und bewegt ihre Hüften so, dass meine ihr folgen müssen. »Der Wahnsinn!«, stimmt sie zu. Sara und Celeste – die gerade mal wenige Worte nach meinen Spielen gewechselt haben – lachen, als wären sie alte Freundinnen. Celeste schnappt sich Sara und macht mit ihr etwas, das National Geographic wahrscheinlich als antikes Paarungsritual beschreiben würde. Ich gebe mein Bestes, um mitzuhalten, und zwinge meine Hüften, Schultern und Füße, ihre Bewegungen nachzuahmen. Schließlich packen Sara und Celeste mich an der Hüfte und bringen mich in einen natürlicheren Rhythmus.
Der Alkohol schwappt in meinem Magen hin und her. Im Vergleich zu dem eisigen Wasser zu unseren Füßen ist er kochend heiß. Er schießt durch meine Adern, direkt in mein Herz, und breitet sich dann in meine Muskeln aus, bis ich gänzlich warm und locker und geschmeidig bin.
Auf einmal fühle ich mich großartig. Als wären meine einzigen Probleme feuchte Sandalen und nasse Zehen. Da ist Celeste vor mir, die wie eine Hyäne lacht, als sie mit dem Arsch wackelt, und Sara hinter mir, die mir etwas über unseren letzten Sieg zubrüllt. Ich bemerke kaum, wie die reichen Kids uns noch immer anstarren.
Dann sollen sie halt starren.
Ich glaube, ich liebe Partys. Ich lache und ziehe an Celestes samtigen, azurblauen Strähnen, bis sie sich, weich wie immer, um meine Finger wickeln.
»Ich liebe dich«, schreie ich, weil mein Kopf und mein Körper mir sagen, dass ich das tun soll.
Sie stellt sich auf die Zehenspitzen und drückt mir einen feuchten Kuss auf die Wange. »Für immer, Bitch!«
Wir lachen noch mehr, und alle meine Bedenken wegen heute Abend verblassen. Schluck um Schluck lässt der warme Schnaps mein schlechtes Gefühl im Bauch verschwinden, bis ich tatsächlich glaube, dass auf keinen Fall die Polizei auftauchen wird. Dass ich auf keinen Fall in den Abendnachrichten lande.
Hier sind nur meine Freunde und ich. Alle sechzig. Celeste hatte recht. Das ist die beste Nacht aller Zeiten.
Auf einmal kreischt Celeste, und ich drehe mich um. Brooklyn David erscheint in einem silbernen Lichtkegel seines Handys vor uns. Groß, mit tiefschwarzen Braids und glatter, dunkelbrauner Haut. Mit Abstand der netteste Junge an unserer Schule. Sie ruft seinen Namen auf eine Art, wie ich es noch nie gehört habe, und ich muss grinsen. Ich wusste, dass sie ihn mag.
»Da bist du ja!«, ruft sie und wirft ihm die Arme um den Hals.
Er lacht und hebt sie hoch, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu drücken. Brooklyn ist Celeste das ganze letzte Jahr hinterhergelaufen, hat ihre Bücher getragen, sein Mittagessen mit ihr geteilt und ihr angeboten, das Öl im Auto ihrer Mutter gratis zu wechseln. Sie konnte ihn nicht für immer auf Distanz halten. Schon gar nicht, wenn sie ihn jedes Mal so anschaute, als könnte sie nicht glauben, dass es ihn wirklich gab. Als würde sie darauf warten, dass er verschwindet, oder dass seine Fassade verschwinden und einen faulen Kern offenbaren würde. Doch er hat keinen. Und ich glaube, dass sie anfängt, das zu realisieren.
Sie schaut ihn mit offenem Mund an, aber nur für eine Sekunde, bevor sie ihn noch fester umarmt.
Er lacht glucksend. »Wenn ich gewusst hätte, dass du dich so freust, mich zu sehen, dann wäre ich früher gekommen. Brauchst du immer noch wen, der dich später nach Hause fährt?«
»Ja, bitte«, ruft sie. Die Musik ist wie eine Göttin, die jeden Zentimeter des Strandes mit ihren Klängen segnet. Ich kann nicht aufhören, mich dazu zu bewegen. Will nicht aufhören. »Ich hab dich vermisst!«
Er setzt sie ab und führt seine Lippen an ihr Ohr. Ich höre nicht, was er ihr zuflüstert, aber das brauche ich auch nicht, um zu verstehen, dass sie verliebt sind. Ich drehe mich im dramatischsten, fröhlichsten Kreis, bin eins mit mir und dann – dann ist er da. Direkt vor mir steht Max Cayden.
Oh Gott. Ich kann nicht mehr schlucken. Ich kann nicht mehr atmen. Er ist weniger als einen Schritt von mir entfernt. Blonde Haare, blaue Augen. Haut wie Mondlicht. Ich will seine Haare berühren. Seine Haut. Was mache ich denn jetzt? Der Schnaps verlässt augenblicklich meinen Körper, und eisiges Wasser kneift mir in die Füße wie ein Krebs. Das holt mich von meinem wunderbaren Tagtraum in die finstere Wirklichkeit zurück.
Ich bin auf einer illegalen Party, und der Junge, von dem ich besessen bin, ist genau hier.
Celeste schubst mich mit der Stärke eines Kategorie-5-Hurrikan in Max rein. Jetzt könnte ich sie tatsächlich hassen.
»Oh mein Gott, das tut mir so leid«, beeile ich mich zu sagen. Meine Wörter klingen lallend, nahezu unverständlich, als er mich mit zwei schlanken, muskulösen Armen auffängt.
Er lacht schallend, und das Geräusch durchdringt mich bis auf die Knochen. »Mach dir keinen Kopf. Meine Partys sind dafür bekannt, ganz schön überfüllt zu sein.«
»Jap«, entgegne ich sprachlos. Er hält mich weiterhin, und ich starre auf die Stelle, wo seine Finger über meine Ellenbeuge streichen, und erzittere.
Seine saphirblauen Augen glitzern, als würde er innerlich lachen. »Da genießt aber jemand den geheimen Vorrat meiner Schwester.«
Vorrat. Geheimen Vorrat? Oh! Der Schnaps, von dem Celeste meinte, dass seine Schwester ihn mitbringen würde. Ich nicke als Antwort und wünsche mir, ich könnte erklären, wie ich meine Zunge bei seinem Anblick verschluckt habe und für die nächsten sieben bis zehn Werktage nicht sprechen kann. Aber das brauche ich gar nicht, weil es immer noch Celeste gibt. Und sie will eindeutig mehr sehen.
»Das ist Vanessa«, sagt sie für mich zu Max und zieht Brooklyn neben sich. »Habt ihr beiden nicht Mathe zusammen?«
Max rückt näher an mich heran, und ich schwöre, dass ich meinen eigenen Herzschlag im Hals spüren kann. »Haben wir? Mr Peters in der vierten Stunde?«
»Ja. Ich … ähm, ich sitze ganz hinten.« Ich starre ihn an. Er starrt mich an. Es fühlt sich an, als würden wir beide nicht blinzeln, aber dann bricht er endlich die Stille. Ich bin so erleichtert, dass ich weinen könnte.
»Ah, cool. Glaub ich.«
Oh.
Ich schiebe meine Haare hinter die Ohren. Dann schiebe ich sie wieder nach vorne, bevor er mein doppeltes Helix-Piercing uncool finden kann. Ich dachte, dieses Gespräch würde anders ablaufen. Vielleicht war es unrealistisch zu hoffen, er würde mich hochheben und genau hier und jetzt küssen, aber sollte da nicht ein bisschen mehr kommen?
»Du sitzt vorne«, füge ich hinzu. Celeste zuckt zusammen, und Brooklyn wirkt, als würde er ein Lachen unterdrücken. Nicht mal Max schaut mir noch in die Augen. Er winkt einem blonden Mädchen zu meiner Rechten zu, und dann einer Rothaarigen links von mir. Scheiße. Ganz eindeutig verderbe ich gerade alles.
Celeste hat mir gesagt, dass ich nicht nachdenken soll. Dass ich trinken oder tanzen soll. Wenn ich nicht will, dass diese Nacht als meine schlimmste in meiner Erinnerung bleibt, muss ich mich zusammennehmen. Was würde Celeste sagen? Was würde sie tun?
»Willst du tanzen?«, platzt es aus mir, und der einzige verbleibende Gedanke in meinem Kopf ist ein drängendes: Bitte, Bitte, Bitte, Bitte.
Max hebt überrascht die Augenbrauen. Er wirft einen Blick zu den anderen Mädchen und zuckt dann mit den Schultern. »Na klar. Wieso nicht?«
Aber bevor wir tanzen – bevor er seinen Arm um meine Hüfte legen und mich in die romantische Umarmung meiner Träume ziehen kann –, schubst mich jemand, und ich falle auf den Boden. Hart.
Das hier ist offiziell die schlimmste Nacht aller Zeiten geworden.
»Jo, was zur Hölle soll das? Wenn jemand einen Krankenwagen ruft, sind wir alle am Arsch!«, ruft Max quer über den Strand.
Wer auch immer mich geschubst hat, ist verschwunden, und leider auch Max. Ich atme schnell, und meine Knie brennen. Etwas Warmes, Klebriges träufelt meine Beine hinab.
Natürlich verläuft diese Nacht so. Ich, blutend auf dem Boden, und Max … also, ich glaube nicht, dass er etwas von mir will. Die Musik wird zu einem leisen Summen, und alle drehen sich um, um mich anzustarren. Verdammte Scheiße.
Ich komme taumelnd auf die Füße und suche nach Celeste, aber auch sie ist verschwunden. Ich wurde zurückgelassen bei Sara, die mir einen mitleidigen Blick zuwirft und sagt: »Wir sollten dir ein Pflaster besorgen. Ich glaube, ich hab welche in meinem Auto.« Ich nicke, und meine Augen füllen sich mit Tränen, aber dann sehe ich Brooklyn. Er steht in der Nähe, und sein Blick ist auf etwas in der Ferne gerichtet. Und dann höre ich es – nein, sie. Höre, wie sie schreit.
Ich lasse Sara stehen und gleite durch die grölende Menge. Sie drehen sich zu mir, um zu fragen, ob alles in Ordnung ist, aber da drinnen in der Menge schreit Celeste. Es muss ein Hilfeschrei sein. Ich muss sie finden. Vielleicht wurde sie auch verletzt. Vielleicht …
»Was zur Hölle glaubst du, wer du bist?« Celeste stößt einen Finger in die Brust eines Unbekannten. Der Junge ist größer als Brooklyn, blasser, hat lange schwarze Haare und beinahe scharlachrote Augen. Wie alle von der Insel ist er wunderschön. Atemberaubend. Unnatürlich, mit einem selbstgefälligen Lächeln auf den Lippen, die für abschätzige Beleidigungen und Silberlöffel gemacht sind. Er wirft schnaubend einen Blick auf ihren Finger, als würde er sich nicht einmal die Mühe machen, auf ihre Dreistigkeit einzugehen.
»Hey, Arschloch«, sagt sie lauter. »Du hast meine Freundin geschubst. Wirst du dich jetzt entschuldigen, oder sind deine schönen Lippen zu sehr damit beschäftigt, an Mommys und Daddys Zitzen zu nuckeln?«
Nicht gut.
Ich eile nach vorne und schiebe meine Arme durch ihre. Sie bewegt sich nicht, als ich sie zurückziehen will. Schwer wie ein Zementsack bleibt sie im Sand stehen.
Der Blick des fremden Jungen fällt erst auf mich, dann auf meine Knie. Seine Nase kräuselt sich, als wäre er angeekelt. »Wir haben getanzt. Vielleicht hätte sie mehr darauf achten sollen, wo sie steht.«
Ein Mädchen an seiner Seite tritt nach vorne. Ihre seidigen schwarzen Haare reichen ihr bis zur Hüfte, und ihre rotbraunen Augen passen exakt zu seinen. Sie haben die gleiche gerade Nase und das gleiche spitze Kinn, aber ihre Lippen und Augen stehen enger zusammen als seine. Sie sieht aus wie eine Wespe, kurz bevor sie zusticht, und der Gedanke sorgt für Gänsehaut auf meinen Armen.
Ihre Stimme klingt kalt wie Eis. »Vielleicht war deine Freundin zu sehr damit beschäftigt, diesen Fuckboy anzusabbern, um es zu bemerken, aber das hier ist eine Party. Leute tanzen auf Partys.« Sie verzieht ihr Gesicht zu einer Grimasse. »Selbst die, die es nicht können.«
Ich versteife mich. Scham lässt mich von den Wangen bis zum Hals erröten. Ich versuche, es zu verstecken, indem ich Celeste zurück in die Menge ziehe. Aber sie verhindert, dass ich mich bewegen kann.
»Celeste, das ist es nicht wert«, wispere ich und wünsche mir, dass die Musik wieder angeht und alle wieder tanzen. Aber sie schauen uns zu und warten, was passiert.
Hinter den ersten beiden der reichen Kids steht eine Reihe aus sechs weiteren, wunderschönen Arschlöchern. Sie schauen missbilligend auf uns herab. Ich will mich mehr als je zuvor verstecken, aber Celeste will das nicht.
Vor allem nicht, als das Mädchen sagt: »Warum verpisst ihr euch nicht?« Sie knackt mit den Fingerknöcheln und spannt die Muskeln in ihren Unterarmen an. Die anderen reichen Kids stehen direkt hinter ihr. »Oder willst du das so knallhart regeln, wie du es glaubst zu sein?«
Die Leute aus unserer Schule scheinen kollektiv die Luft anzuhalten. Für wenige Sekunden gibt es nur das Geräusch der Wellen, die an den Strand schwappen. Vor uns liegt einzig und allein das Versprechen von Gewalt in der Luft.
Die Alarmsirenen in meinem Kopf heulen auf.
Gefahr, Gefahr, Gefahr.
Diese Kids haben genug Geld, um an einem Tag die Polizei zu bestechen, einen neuen Leuchtturm zu kaufen und dem Krankenhaus einen neuen Flügel zu spenden. Außerdem sehen sie so trainiert aus, als könnten sie acht Runden gegen einen MMA Champion durchhalten. Wenn wir uns mit ihnen anlegen, verlieren wir.
Ich ziehe und zerre, aber Celeste will sich immer noch nicht bewegen. Sie wischt sich den Schweiß von der Stirn, der mittlerweile schneller herabläuft, als würde ihre Wut ihre Temperatur zum Steigen bringen. »Ich habe keine Angst vor dir.«
»Ach nein?« Das Mädchen legt den Kopf schief, und ihre Haare fließen über ihre Schultern, sodass sie den seltsamen Anhänger ihrer Kette verdecken. »Das solltest du aber. Denkst du, ein zerschrammtes Knie ist das Schlimmste, was wir fertigbringen?«
»Ich finde, du könntest dich entschuldigen«, sagt Max neben mir. Ich spüre seine Wärme wie einen Anker – bis er hinzufügt: »Oder willst du, dass die Polizei kommt und meine Party ruiniert?«
Das Mädchen lacht, als sie sieht, wie mir das Gesicht entgleist, und meine Gänsehaut fühlt sich an wie scharfe Messerstiche. Grauen gräbt sich in meine Eingeweide. Ich schaffe es, Celeste mit mir zu ziehen, aber es ist nicht genug, um sie aus dem Blickfeld zu entfernen. Ich will einfach nicht mehr gesehen werden. Ich will nach Hause.
Das Mädchen ist jedoch noch nicht mit mir fertig. Sie hat eine Schwachstelle gefunden und greift an. »Dachtest du wirklich, dass er dich mögen würde? Er mag ein Fuckboy sein, aber zumindest ist er heiß. Schau dich doch an …« Sie zeigt mit einer schnippischen Geste auf meine Knie. »Du bist armselig.«
In diesem Moment springt Celeste nach vorne, reißt sich von mir los und wirft das Mädchen zu Boden. Die Menge teilt sich. Gibt den beiden Platz, die sich im Sand zu wälzen. Ich kann kaum erkennen, was passiert. Ich sehe Fäuste und Nägel, die wie Krallen über Wangen kratzen, und höre in der Ferne ein Heulen, das genauso gut der Startschuss für ihren Kampf sein könnte. Celeste schreit und zieht an den Haaren des Mädchens. Brooklyn hastet nach vorne und hebt sie an der Hüfte hoch, um sie davonzutragen.
Allerdings ist das Mädchen auch noch nicht mit Celeste fertig. Sie ohrfeigt Celeste, bevor Brooklyn sie schützen kann, und hinterlässt eine tiefe Schramme. Die Wunde ist gezackt und unnatürlich groß, angesichts der perfekt manikürten Fingernägel des Mädchens. Und sie ist tief genug, dass Blut über Celestes Wange strömt. Die Blicke der anderen bleiben an der Wunde hängen. Ihre Augen scheinen sich zu verdunkeln. Vielleicht warten sie darauf, dass Celeste aufgibt, aber die Verletzung sorgt nur dafür, dass sie noch härter zutritt und kratzt.
»Celeste, hör auf …«
»Fick dich!«, schreit Celeste, nicht zu mir, sondern zu dem Mädchen. Ihre Stimme ist rauer als sonst. Brooklyn hebt sie in die Höhe, presst sie an seine Brust und kann sie gerade so wegziehen. »Ihr beschissenen, arroganten Arschlöcher!«
»Das bringt doch nichts«, sagt der erste Junge mit einem unbeteiligten Schulterzucken, obwohl auch sein dunkler Blick auf Celestes Wange ruht. »Das ist kein wirklicher Kampf.«
Das Mädchen fährt sich mit grazilen Fingern durch ihre Haare und richtet ihre Seidenbluse, als wäre sie nur etwas sandig geworden von einem kurzen Lauf am Strand, nicht einer echten Schlägerei. Währenddessen setzt Brooklyn Celeste mit einem Blick zu mir ab – eine Bitte um Hilfe –, und ich helfe ihm dabei, meine beste Freundin zurückzuhalten, die sich heftig gegen unseren Griff wehrt.
Ich verstehe nicht, warum sie weitermacht. Celeste kämpft nie. Nicht ein einziges Mal war sie Teil einer physischen Auseinandersetzung. Das sollte nicht passieren. Etwas ist nicht in Ordnung.
»Celeste«, sage ich mit aller Kraft und Ruhe, die ich aufbringen kann.
Ihr Blick findet meinen, und für den Bruchteil einer Sekunde sehe ich eine Fremde vor mir. Ich erkenne das Mädchen mit diesen Augen nicht. Die lallenden Wörter aus ihrem Mund. »Du bist verletzt«, keucht sie, als wäre damit alles gesagt. Sie verlangt einen Preis für meinen Schmerz, und die anderen sollen ihn bezahlen. Ihre Brust hebt und senkt sich schwer. Der Handabdruck auf ihrem Gesicht zieht sich von ihrem Augenwinkel bis zu ihrem Kinn. Auf ihrem Schlüsselbein hat sich getrocknetes Blut gesammelt. Ihre Haare stehen in nahezu jede erdenkliche Richtung ab, verklebt von Sand und Schweiß und Meerwasser. In ihren Augen glüht ein unmenschlicher Durst nach Rache.
Während das andere Mädchen – es steht ganz ruhig da und untersucht das Blut unter seinen Nägeln mit einem leichten Grinsen – zufrieden mit sich selbst wirkt.
Ich könnte sie dafür umbringen. Wut kocht in meinen Adern, vielleicht nicht so heiß wie in Celestes, aber nicht weniger rasend. Ich hasse dieses Gefühl. Ich hasse noch mehr, dass ich es nicht aufhalten kann. »Was glaubst du eigentlich, wer du bist?«, frage ich und löse mich von Celeste, bevor ich einen Schritt nach vorne mache. »Du gehst nicht auf unsere Schule. Du kennst niemanden hier. Hau ab.«
»Was ich glaube, wer ich bin?«, säuselt sie. »Dein schlimmster Albtraum.« Sie zeigt mir den Mittelfinger, und die meisten aus ihrer Gruppe heulen auf vor Lachen. Hass brennt in mir, bis ich, ja ich, tatsächlich über physische Gewalt nachdenke.
Aber dann reißt Celeste sich aus Brooklyns Griff los, und ich drehe mich auf der Stelle um, bevor sie etwas Dummes tun kann. Zumindest nichts so Dummes, wie ich es gerade noch erwogen habe.
Jedoch bewegt sie sich nicht nach vorne. Sie zerrt an ihrem T-Shirt, zieht den Kragen weg von ihrem Hals. Dort sehe ich weitere Schweißflecken, ihr Dekolleté ist gerötet. Noch mehr Schweiß tränkt ihre Achseln. Ihre andere Hand legt sich auf ihren Bauch, und ihre Wangen sind so rot, als würde ihr Kopf gleich explodieren. Selbst ihr Knutschfleck sieht größer aus als vorher, erstreckt sich bis unter ihr T-Shirt, noch weiter, als ich sehen kann. Dunkel wie ein Fleck aus lila Tinte. Ein gemeiner Ausschlag.
»Ich … ich muss gehen.« Celeste läuft durch die Menge davon Richtung Leuchtturm. Die reichen Kids spotten und lachen hinter ihrem Rücken, aber die Leute aus unserer Schule bilden eine Mauer zwischen uns und ihnen. Beschützen uns. Gott sei Dank. Brooklyn und Max stehen vor der Meute, mit verschränkten Armen und erhobenen Kinnen. Die reichen Kids sind alle größer als sie. Breiter gebaut. Haben mehr Muskeln und bewegen sich anmutiger. Als würde das nicht reichen, sehen sie auch noch besser aus als wir.
Die Wortführerin, die am nächsten bei mir steht, mit den langen schwarzen Haaren und dichten Wimpern, fährt sich mit der Zunge über die Lippen. »Sei eine gute kleine Hündin und laufe deiner Alphawölfin hinterher.«
Ein anderer Junge – ein blonder – beugt sich nach vorne und tippt ihr auf den Arm. »Genug«, sagt er. Augenblicklich tritt sie hinter ihn. Er öffnet den Mund, als würde er noch mehr sagen wollen, aber es kümmert mich nicht, was er zu sagen hat. Niemand von ihnen kümmert mich.
Nur Celeste.
Max und Brooklyn – der Rest unserer Schule – sind in der Lage, sich um sich selbst zu kümmern. Ich renne meiner besten Freundin hinterher, geleitet von den grausigen Geräuschen, die sie beim Übergeben von sich gibt. Bis ich sie schließlich finde.
* * *
Celeste steht vornübergebeugt auf der anderen Straßenseite des Leuchtturms und steckt den Kopf in ein Gebüsch. Ihr VW-Käfer steht nur wenige Meter entfernt auf dem Parkplatz zwischen den Autos der anderen Partygästen. In der Dunkelheit sieht es mehr aus wie der Schatten eines Steines als ein Auto. Von hier aus können wir die Musik nicht mehr hören. Wir können abgesehen von den Straßenlaternen über uns auch kein Licht sehen. Ich streiche in beruhigenden Kreisen über Celestes Rücken, während sie den Rest ihres Mageninhalts auf den unglücklichen Strauch kotzt. Ich wische ihr das Blut von Wangen und Brust und achte darauf, dabei nicht den wachsenden Ausschlag zu berühren.
Als sie sauber ist, durchsuche ich meine Handtasche und ziehe einen Müsliriegel hervor, gefolgt von der Dose Pfefferspray. »Was denkst du? Ein Snack, um den Alkohol aufzusagen, oder Pfefferspray, um unsere Augen auszubrennen und zu vergessen, dass diese Nacht jemals passiert ist?«
Ihre Stimme klingt kratzig, aber wieder normal. »Ich glaube, das Pfefferspray könnte genau das Gegenteil bewirken.«
»Na gut.« Ich ersetze ihn durch mein Taschenmesser. »Wie wäre es mit einer kostenlosen Lobotomie?«
Sie stöhnt und richtet sich streckend auf, wobei sie nach mir greift, um nicht aus dem Gleichgewicht zu kommen. Ich lasse meine Handtasche fallen, um sie aufzufangen. »Haben das alle aus der Schule gesehen?«, fragt sie und vergräbt ihr Gesicht an meiner Schulter. Es klingt wie der Wunsch nach einem Gnadenstoß.
»Ganz sicher nicht alle. Es waren keine Lehrer da«, erkläre ich mit einem schiefen Lächeln.
Sie stöhnt lauter und umklammert ihren Kopf. »Ich werde nie wieder trinken.«
»Ja, ganz sicher.« Ich fahre mit einer zittrigen Hand durch ihre Haare. Tränen rinnen meine Wangen hinab, aber das lasse ich sie nicht sehen. Ich bin einfach froh, dass es ihr gut geht. Ich bin froh, dass der Kampf nicht eskaliert ist. Aber davon kann ich jetzt nichts sagen, ohne sie noch mehr aufzuwühlen. In diesem Moment sind alle meine Instinkte darauf ausgerichtet, das hier in Ordnung zu bringen. Sie sicher nach Hause zu bringen.
»Ich meine das ernst«, jammert sie. »Ich – ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe. Ich habe noch nie gekämpft. Und diese blöde Schlampe – ihre Nägel waren höllisch scharf.« Ihre Finger fahren über die Spuren auf ihrer Wange, und sie zischt vor Schmerz auf. Ich fühle das Brennen, als wäre es mein eigener Schmerz. Mein Herz klopft wie wild in meiner Brust. Diese Nacht hätte so viel schlimmer ausgehen können.
»Du hast versucht, mich zu beschützen«, sage ich und zwinge mich, dabei normal zu klingen. Zwinge mich, den Schweiß zu ignorieren, der Celestes Shirt durchnässt. Das verkrustete Blut an ihrem Ohr. »Du warst außerdem sehr betrunken. Und stur.«
»Es tut mir leid, Ness.« Ihr zierlicher Körper wird von Schluchzern geschüttelt. »Ich fühle mich … meine Brust tut so weh. Es ist, als könnte ich nicht atmen. Mir ist so warm …«
»Das ist das Adrenalin. Dein Körper ist im Schockzustand. Sobald der Kampf losgegangen ist, war es fast so … als wärst du verschwunden.« Ich schlucke hart. Celeste zittert, und ihre Haut fühlt sich immer noch fiebrig an. Vielleicht kommt es nicht nur von der Hitze. Vielleicht ist wirklich etwas nicht in Ordnung. Ganz und gar nicht in Ordnung, und …
Nein. So darf ich nicht denken. Nicht jetzt. Wenn ich keinen kühlen Kopf bewahren kann, kann sie das erst recht nicht.
