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Die Welt ist aus den Fugen. Sie gleicht einer ausgehängten Tür. Sie ist verrückt geworden. Bretschneider, Prophet des Desasters, wütet gegen das Verbrechen der Gleichgültigkeit, gegen die mitunter ins Groteske umschlagende Grausamkeit der Gegenwart. Der Mensch ist Angst. Der Mensch ist Verlassenheit. Der Mensch ist Verzweiflung. Rücksichtslos geht es runter. Bis in die tiefsten Niederungen. Jede Geschichte ist eine weitere quälende Drehung an dieser Spirale des Niedergangs. Es ist die Tortur einer Daumenschraube. Ein dichter, temporeicher Sprachteppich. Ein unbequemer Sitzplatz, auf dem sich Burroughs, Sartre und Houellebecq verstört aneinander klammern.
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Seitenzahl: 309
Veröffentlichungsjahr: 2016
IMPRESSUM
© 2016 Hagen Bretschneider
Autor: Hagen Bretschneider
Umschlaggestaltung, Illustration: Hagen Bretschneider
Satz: m.göke, Hannover
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
ISBN: 978-3-7345-5048-5 (Paperback)
ISBN: 978-3-7345-5049-2 (Hardcover)
ISBN: 978-3-7345-5050-8 (e-Book)
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
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Hagen Bretschneider
Willkommen
Willkommen, ihr Bodenwellen-Reiter auf den großporigen
Teerstraßen, den Minenfeldern der urbanen Seele
Zu einer Reise in die dunklen Ströme des Herzens
Dies ist das Infarkt-Finale nach dem Spaßterror
Denn hier ist er schließlich angelangt, der kleine Junge,
Der den Höllenhund mit glutroten Augen
Unter seinem Bettchen entdeckt hat
„Wo ist zuhause, Mama?“
Aber keiner kommt hier lebend raus
Denn dies ist das Ende des Lebens
Und der Beginn des Überlebens ...
Nico Walser
Chemiekombinate husten schwefelgelben Auswurf in den Himmel
Glasschachteln und Vierkant-Riesen recken sich in den Smog
Das wild wuchernde Plankton der Vorstadt, monströse Termitenhügel,
Asphaltbänder, Häuserteppiche, urbane Endlosigkeit, Kleinfamilienhölle
Gigantische Wohnpyramiden, Betontempel, Siedlungs-Cluster
Babylonische Betonquader, terrassierte Kegel, Trabanten-Koller
Reißbrettmonster, Mammut-Erektionen, Geometrierausch, Suburbia-Neurose
Die Blumenkübelzone, Bäume aus Aluminium, Plastikteller mit Sushi
Babymützchenboutique, Ökoweinshop, Designersträuße, die nach Friedhof riechen
Die Flaniermeile für die Beautyfarm-Zombies, die sich in der neoliberalen
Konkurrenzgesellschaft nach oben geleckt haben wie die Fliegen am Honigglas
Die gestaltlose parasitische Gallerte aus Menschenmasse
Verbannte Vororthelden, Stadtrand-Nomaden, Freeway-Fetischisten
Schaumstoffwesen, Sekundärmenschen, unverdaute Fremdkörper
Populistische Poltergeister, Lehrer in Cordhosen, Mattscheiben-Voyeure
Somnambule Freischwimmer in mausgesteuerten Seifenopern,
Pillen- und putzsüchtige Mütter zwischen Wal-Mart und Waschmaschine,
Rentner in Unterhemden, die ihr Lungenkrebssputum auf die Straße husten,
Ein Talibanbart, der nervös an seinem Rucksack herumnestelt
Manchmal verschwindet ein Kind vom Spielplatz ...
Luc Thuillier, obsessiv rasenmähender Reihenhausbesitzer,
Überlegt, wie er seinem Heizungsproblem mit radioaktivem Müll beikommt
Suraj Sharma, indischer Programmierer, der auf Yoga schwört,
Trägt ein Jahr lang rote Socken, um sich neu zu erden
Hélène Duc, eine kleinkarierte Fanatikerin der Angepasstheit,
Die nicht in die Welt hinausgeht, weil sie nicht weiß, wo sie beginnt,
Schielt mit flinken Eichhörnchenaugen auf die Straße
Mit einem Paukenschlag prallt eine Limousine gegen einen Straßenköter
Die Schwalben spielen Engelflug, ausgelassene Tiefflieger,
Die sich heiter und schwerelos den Luftwirbeln überlassen,
Die sich auf den Wind werfen und mit spitzem Geschrei
Den auf zwei Füßen aufrecht gehenden Menschenpark verspotten ...
Duc holt Karton und Pappe aus dem Keller, faltet ein Flugzeug,
Öffnet das Fenster und wirft es mit Schwung hinaus in die Luft
Der Papierflieger fällt wie ein Stein auf die Straße ...
Menschliche Ölsardinen in ihrer urbanen Dose
Die Straßen verglühen unter dem aufgerissenen Himmel
Rasende Motoren, knirschende Getriebe, verwundete Spatzen
Fallstromvergaser, Beschleunigungspumpen, brennende Kopfstützen
Viehtransporter vollgestopft mit geduldig blökenden Schafen
Wohncontainer-Giganten und Shoppingcenter wie Reißverschlusszacken
Alice im Wunderland, Lolita im Bikini, stielaugenbedingte Auffahrunfälle
Ein Kommando syrischer Terroristen bringt eine Schule in seine Gewalt
Eine frisch betrogene Frau schmeißt sich dem nächsten Sextäter an den Hals
Im Schaufenster ausgestellt ein Schokoladen-Jesus in lila Stiefeln,
Zu jeder Bibel gibt es gratis einen Lippenstift und eine Zahnbürste ...
Bruno Madinier, der eine esoterische Endzeitsekte leitet, schlägt den Vater eines
12-Jährigen zu Brei, der seinem Sohn die teuren Turnschuhe zerschnitten hat
Mathieu Amalric, ein Don Juan mit schlackerndem Bauchfett, betrachtet,
Die Nasenspitze knorpeltief eingedrückt, einen Mini-String, kämmt sich
Umständlich mit einem winzigen Kamm die Haare, zupft sich die Brauen
Und schneidet sich mit einer Miniaturschere die Härchen aus den Nasenlöchern
Rauschgoldengel, Kokainhäschen aus Zelluloid, bonbonbunt, comicartig,
Die Röcke bis zur Schamhaargrenze hochgerutscht ...
Die kosmetisch behandelte Wohlstandsgesellschaft, das Leben keimfrei,
Die Liebe schmerzfrei, light und auf mittlere Frequenz gedimmt ...
Materialfetischismus, angelsächsische Raserei, hedonistischer Konsum
Koffeinbrause, Chicken-Nuggets, Kartoffel- und Fleischabfall, Zivilisationsplunder
Der Pullover aus Bangladesch, Lifestyle-Brainwash, Tristesse globale
Hypothesen und Prothesen, Brüste und Hüften, Sprünge und Spiralen
Meteorologen in rosa Hemden auf der Suche nach dem Wetter von morgen
Hollands Windmühlen versinken in den Fluten des Meeres ...
Ästhetischer Darwinismus, kannibalischer Narzissmus, kollektive Schockstarre
Der Lack der Welt, schattenlos und porentief gereinigt vom Schmutz des Realen
Elektrifizierte Lebensläufe, desinfizierte Gehirne, verkantete Sinne
Die gewaltige Konformitätsmaschine, die Unterwerfung des Individuums
Das Leben in Horden, das Menschenmeer, das sich kochend selbst verzehrt
Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen, die fragmentierte Identität
Standardisierung, Linealisierung, Sterilisierung, Ameisenisierung
Das Leben ist leer, der Tag ist lang ...
Milchiger Himmel, ziegelrote Wolken, grauer Industrieteppich
Skelette von Stahlträgern, gelbe Erde, schwarze Baracken
Fenster, zerschlagen oder blind, starren mit toten Augen auf die Straße
Waghalsig gestapelte Türme von Autowracks, die Reste einer Feuerleiter,
Fettige Ölkanister, das fensterlose Gehäuse eines Straßenbahnwagons,
Feiner Staub in der Farbe von Kinderkot bedeckt einen Lieferwagen,
Wie das Herz eines Sauriers ein Motorblock ohne Kolben und Ventile,
Schwarz und ölverschmiert auf schwere Holzblöcke gewuchtet,
Rohrzangen und schwere Ketten, die in schwarzer Schmiere versinken,
Nägel von der Dicke eines Unterarms und rostüberzogene Kugellager,
Kardanwellen und Pleuelstangen, abgenützt, abgebaut, ausgedient
Greifer befördern den Schrott auf das Laufband und in den Schredder,
Wo er gepresst, zerschlagen und in faustgroße Stücke gerissen wird
Unsichtbare lnnenwelten, unterkühlte Irrealität, instabile Monotonie
Einbeinige Parkenten, die im Kreis schwimmen, Hundekot in allen Farben,
Rotznasige Blagen, die in Rosenbeete kacken, ein zuckersüchtiger, ständig
Süßigkeiten in sich hineinstopfender Junge, der mit Steinwürfen Tauben tötet
Schwanenfütterer und Regenschirmaufspanner mit geringem gesellschaftlichen
Nutzwert, die mit vogelartigen Bewegungen durch den Stadtpark flanieren
Penetrant vitale Jogger und verdrossene Ehemänner, die in
Bademantel und Schluffen von ihren Hunden spazieren geführt werden
Ein unvorsichtiges Karnickel landet frisch gehäutet auf dem Grill
Sandrine Bonnaire, eine diätsüchtige, halb tot geliftete Literaturstudentin,
Wirft einen Brombeerbonbon in den Brunnen und bemerkt nicht,
Dass über ihrem Haar eine riesige schwarze Sonne erstrahlt ...
Vom Licht entzündete Engel mit marmornem Uterus und kupferne
Kriegshelden steigen von ihren Sockeln, zerren die Musen ins Gebüsch
Und stoßen mit ihren polierten Metallpenissen in die steinernen Schamlippen
Ein gegenwartsgehetzter Grübler lacht der leeren Flasche ins Gesicht
André Antoine, ein Träumer, der mit großer Geschwindigkeit träumt,
Spielt Violine, als würde es kein Morgen geben ...
In seinen Augen spiegeln sich psychedelische Regenbögen,
Von Chemiefabriken und Ölraffinerien in den Himmel gemalt ...
Die G-Saite ist aus dem Darm eines unschuldigen Mädchens gedreht ...
Die Luft, das grüne Glas, zerbricht ...
Die Sonne wandelt hinter den Häuserreihen die Straßen herunter
Stücke herausgerissenen Himmels hängen an den Spitzen der Zweige
Das Licht ist eine Spinne, kriecht unter die Lider und webt dort seine Netze
Der urbane Bienenstock, Fremdkörper, Antikörper, Schwellkörper, Hohlkörper
Metallbrillen, dunkelrot, mattgrün, schmutzabweisend, gehärtet, entspiegelt
Die Straßen sind Schützengräben, das dumpfe Hirn will Geschwindigkeit ...
Alphamännchen hinter schweren Autotüren, der Körper eine Hülle aus Blech
Der rollende Uterus, der Kokon aus Metall und Glas, das bessere Ich ...
Der Asphalt knistert elektrisch, ein angefahrener Hund sinkt winselnd in den Tod
Ich-Anarchisten, Evangelisten, Gehirntrainer, Schlipsträger, Bratwurstesser,
Feierabendrassisten, die ihre geistige Konkursmasse in die Welt brüllen
Ein Greis rotzt ins Taschentuch und schreit nach dem Abfalleimer
Brigitte Fossey, die immer mit demselben Ziel apathisch ihre Wege geht,
Streut Vogelfutter aus der Handtasche bis sie Federn hustet
Die globale Kosmetikmafia, kernseifenweiße Unterwäsche, Zahnbürstenerotik
Die mitleidlose Glücksindustrie, massenmedial aufgeputschte Sehnsüchte
Moorleichen im Menschenzoo, Madenspiele, Bäuerinnensuche
Das Medienproletariat, das Humangehege, Zotenlärm und Zickenkrieg
Feuchtgebiete, Schoßgebete, blumenkohlige Hämorrhoiden, Wundschorf
Die Achse der Mösen, vaginale Selbstbestimmung, Bahnhofstoilettenpoesie
Ostdeutsche Swingerclubs, islamistische Terrorzellen, Hobbyköche, Volksmusik
Das Fußballstadium ist gefüllt mit Kannibalen schreiend nach Blut und Bier
Leben mit Einbauküche, Onanieren nach Dienstschluss, Telefonsex
Fake-Eier, Labor-Burger, glutenfreies Bier aus Kichererbsen
Bizarre Parallelwelten, Orte ohne Selbst, Selbst ohne Ort, neurotisches Elend
Die alltägliche Bestialisierung, die Kleintierzüchtung der Zivilisation
Die Schäume-Räume der Moderne, Verhaustierung, neurobiologische Apartheid
Normannen und Nomaden, jeder ist ein Doppelgänger des anderen
Der tägliche Griff in die Steckdose, Wahl zwischen Irrsinn und Wahnsinn
Schablonen, Hoden und Elektroden, Testosteron-Krisen, Ich-Prothesen
Gérard Barray, grässlich einsam im Grundrauschen der Stadt,
Beobachtet, wie der Wind Zeitungsblätter über den Rasen weht
Resigniert verfolgt er das Fischgewimmel, wirft seinen Blick wie eine Angel aus,
Zerrt, was er sieht, zu sich herauf, begutachtet es verständnislos
Und wirft es wieder fort, seinen Schmerz vertraut er den Tauben an ...
Ruhelos jagt das Kapital um den Erdball
Goldrausch-Visionen, Spekulationsblasen, Eiterblasen, Seifenblasen
Schattenzocker, Finanz-Wikinger, aufgeblasenes Hongkong-Ambiente
Das Regiment der Aktentaschen, der Mikrokosmos der Finanzelite
Jean-Baptiste Maunier, eine größenwahnsinnige Kröte mit Rundbrille,
Tänzelt im Jackett, unten herum nur in Boxershorts, mit einem Golfschläger
Vor seinem Tempel herum und atmet die Abgase der freien Marktwirtschaft
Urban Entertainment Center, City-Boutiquen, Flagship-Stores
Sprechende Einkaufswagen, kalorienarme Geflügelwurst, Darmverschluss
Klebriger Smog, gelbe Hunde ohne Fell, abgehustete Schleimhäute
Mongolenpferde und Motorräder, Kohorten aus Chrom und Blech,
Benzin und Benzodiazepin, Esso für die Limousine, LSD für die Ladies
Pierre Morel, ein junger Arzt, der eine Vorliebe für rohe Leber
Zum Frühstück hat, sucht für sein Staatsexamen ein Raucherbein
Schaufensteraugen, Blitzlichtjapaner, Spatzen in Wartestellung
Wellness-Buddhismus, Verschwörungstheoretiker, Gardinenbügler
Stop-and-Go zwischen Schwiegermutterlektüre und Mallorca-Reiseführer
In Dosen konserviert der letzte Atemzug des Sozialismus ...
Libidinöse Fernsteuerung, sexuelle Karambolagen, kollektive Tristesse
Imperiale Hinterbacken, harte Eierstöcke, missglückte Analrasuren
Somnambule Lolitas und Stadthäschen mit rutschenden Spaghettiträgern
Likörsüchtige Landfrauen gekrümmt unter der Last riesiger Einkaufstaschen
Katholisch kopfoperierte Rentnerinnen mit geschliffener Optik um den Hals
Fuchshaarige Diven mit Dogge, das Gehirn in Katzenfell gewickelt
Die Motorik der trivialen Welt, sedierte Wohlstandsträume, Familienfinsternis
Auf dem Friedhof der Atem vergangener Zeiten, das kalte Fleisch der Toten
Zink-Urnen wie Blindgänger, ein Leichenhemd, ein Sargriff schwarz wie Kohle
Ein streunender Hund schlabbert Regenwasser aus einem offenen Schädel
Ein Metallmonster mit bezahnter Schaufel zertrümmert das Gräberfeld
Eingesammelt werden Schulterblätter, Kniescheiben, Wadenbeine
Im Lehm das blasse Gesicht eines Träumers
Wer da entsorgt wird, lief einmal aufrecht und verliebt ...
Musik sickert aus dem Schweiß des Asphalts
Betörend, berauschend, verletzend
Eine Tonart für jeden Schrei ...
Krähen sitzen zu Hunderten auf den Stromleitungen,
Die den Himmel wie Spinnennetze durchziehen
Zelte, Bretterbuden, Container mit Imbissständen, Wechselstuben
Technosound, Bier mit Schokoladengeschmack, Wodka mit Büffelgras
Krummbeinige Zwerge schlagen Purzelbäume im Pferdemist
Verrotzte Kinder mit Bürstenhaarschnitt streiten sich um Schlachtabfälle
Fingerlange Sardinen, Rochen von der Größe eines Kopfkissens
Der Fischhändler schlägt mit gefrorenem Grinsen die Tintenfische zu Tode
Rote Kugeln in holländisch beschrifteten Kisten, eingelegte Gurken,
Verzerrte Klänge von raubkopierten Jacques-Brel-Kassetten,
Gartenzwerge, ein röhrender Hirsche groß wie eine deutsche Dogge,
Känguruh-Hoden, explodierende Mangos, Champagner in Dosen
Israelische Uzi, die Bronzestatue des polnischen Nationalhelden Pilsudski,
Ein deutscher Wehrmachtshelm mit Durchschuss, Semtex,
Schweizer Messer aus China, ein Zippo-Feuerzeug mit Hakenkreuz,
Nachtsichtgeräte der Roten Armee, die Borduhr einer Mig-21,
Ein komplettes Chirurgenbesteck, eine Anstecknadel mit SS-Runen,
Das vergilbte Foto von einem kapitalen Ochsen, ein geöffneter Lammschädel,
Küchenfertiges Hirn und kleine runzlige Würste mit kleinen rosa Aftern
Jerzy Skolimowski, der Metzger, ein nach Schweiß riechender Staubsack,
Pinkelt in den brummenden Kühlschrank und scheucht die Fliegen vom Speck
Auf seiner Stirn baumelt eine Locke wie ein Stück Darm ...
Ein schlaksiger Junge, der wie ein Vogel auf einem Teppichberg hockt,
Spuckt Kaugummis in den Mittag, die Hinterhöfe sind finstere Hinterhalte,
Aus denen es dumpf herausweht wie von einem Friedhof,
Ein Schreinermeister zimmert Kindersärge, stapelweise, roh, billig
Männer und Frauen schwirren dicht in der Luft wie Mücken, eine Herde von
Schafen, die auf einer staubigen Ebene unter brennender Sonne im Kreise treibt
Zwischen sie fahrend, mit gesträubten Flanken sie beiseite stoßend,
Sägezahnig und rotäugig die wilden erzkonservativen Keiler,
Bonzen und Rinnsteinganoven, Amtsanarchisten und Staatsterroristen
Mit dicken Bäuchen und Gewehrsammlungen an den Wohnzimmerwänden
Andrzej Zulawski, der im Menschen nur ein Auslaufmodell sieht, das sich selbst
Auf die Müllhalde der Geschichte befördert, greift lustlos in die Chipstüte
Eines Tages wird er in eines der schwankenden Boote am Fluss kriechen
Und sich wegspülen lassen ...
Die Genetik der Moderne, die Dämonie des Tempos
Der nackte Wirbel der Zahlen, die zerfaserten Ordnungslinien der Welt,
Die mächtigen Ströme der durchgetakteten Gegenwart, das organisierte Geld
Die Haut der Stadt, der verbrauchte Himmel, das Karussell der Fragmente
Leben mit Rissen in den Wänden, Stein gewordenes Schicksal ...
Aufgeständerte Autobahnen, turmartige Wohnmaschinen, ruinierte Gebisse
Stinkende Schlachtviehtransporte, Kernkraftwerke im Dauerstress,
Satellitenschüsseln, die groß genug sind, um mit dem Mars Kontakt aufzunehmen
Die Eisenbahntrasse verläuft wie eine schartige Messerwunde
Durch die verwickelten Eingeweide der Stadt, aus den Hallen
Der backofenheißen Bahnhöfe steigt ein zäher Brei empor
Kollidierende Kolonnen, ausgebremste Hektiker und ausbremsende Rentner,
Eingesargt in ihr Fleisch und in ihre Designer-Kleidung, mit Pillen aufgeblähte Wesen,
Die sich zufällig auf derselben Strecke des historischen Zeitstrahls
Bewegen, die sich ins Gedärm der Stadt hineinbohren wie Würmer ...
Pornosauger und Bibelleser, Fußballfetischisten und Bürgerwehrfaschisten,
Zahnspangen-Trutschen und Stilettostöcklerinnen, die sich von Popcorn ernähren
Irgendwer schleift eine Kleiderpuppe über den Boden, bis sie ein Bein verliert ...
Das alltägliche Mittelklasseglück, die kollektive Krankheit der Zuversicht
Nervtötende Lebensbejahungsparolen, Lächeln bis zum letzten Atemzug
Isabelle Adjani, die nachts gern mit erfundenen Problemen Hotlines anruft,
Schließt sich frustriert in ihrem Zimmer ein und masturbiert,
Weil ihre Babymützchenboutique rote Zahlen schreibt
Pascal Laugier, ein bewamster Mittsechziger, der sich vor seiner Frau fürchtet
Wie vor einem riesigen Vogel, der ihn wie einen Apfelkern aufpicken könnte,
Onaniert traurig in den Vorgarten vor ihrem Fenster ...
Eine Walze rasselt auf der frisch geteerten Schotterung die Straße auf und ab
Behelmte Bauarbeiter schleppen eine Kiste Bier über den Parkplatz
Wie ein wütendes Ungeheuer frisst sich ein Bagger durch das Häusermeer
Die Abrissbirne schlägt einen ganzen Altstadtblock weg, alle Zimmer stehen offen,
In allen Ecken stehen Schuhpaare, die Tapeten hängen in Fetzen herunter
Wie die abgezogene Haut eines menschlichen Körpers
Der Möbelwagen steht schon seit Tagen an der Ecke
Im Fernseher sitzt eine Porzellanpuppe und kündigt den Spätfilm an
Die Zeit ist eine Drehtür und zieht weiter ...
Der Angriff der Gegenwart, die Erdbeben der Spätmoderne
Trabantenstädte, labyrinthische Autobahnzubringer, Einkaufszentren
Ein Himmel, der sich wie ein fiebriger Auswurf über alles legt
Verstauchte Finger, Nasenschleimhautentzündung, Gebärmutterhalskrämpfe
Ein überfüllter Bus, eine eiserne Missgeburt, nur Stehplätze
Niemand ist freiwillig eingestiegen, niemand kennt den Zielort
Für immer auf den Füßen, für immer gegen Fremde gequetscht
Für immer unter dem Blick anderer, kein Ausstieg in verwunschene Orte
Die Luft ist dick und verbraucht, jeder geschlossene Raum ist ein Sarg ...
Aurélie Amblard, die auf dem Dach eines verlassenen Kinos wohnt
Und ihre Lebensgefährten mit dem Pendel aussucht,
Starrt fassungslos auf ihren Rucksack, er sieht aus wie ein Fötus
Sie lässt ihn auf den Boden fallen, unter dem der Diesel blubbert ...
Der Bus hält auf einem staubigen Platz, die Türen öffnen sich,
Der Dampf von hitzestarrendem Plastik strömt aus ...
Mahmoud Zemmouri, der Fahrer, ein blasser Mann in der lauten Welt,
Steigt aus, vom langen Sitzen entzündet leuchtet sein After ...
Farbe blättert von den umliegenden Häusern, vermischt sich und setzt sich in
Feinen Fäden auf Schultern und Wangen ab, eine Lawine aus rissigem
Asphalt rauscht heran, Hupen brüllen, Auspuffrohre rotzen Dieselruß
Zemmouri hört es nicht, er hat nur Ohren für das, was aus dem ölschwarzen
Metallblock kommt, hingebungsvoll beugt er sich über die Zylinderreihen,
Hört den Bauplan der Maschine, den Atem des Motors,
Das harmonische Orchesterspiel des mechanischen Systems
Ein beschädigtes Triebwerk rührt ihn mehr als ein beschädigtes Leben ...
Er arbeitet, wohnt, isst und schläft in seinem Bus, zu Beethoven-Sonaten
Sieht man ihn um Verkehrsinseln kreisen, durch Industriebrachen und
Vorstädte fahren, Frau und Kinder besuchen ihn ausschließlich im Bus ...
Eine schwarz vermummte Gestalt, ein dunkler Apostel, ein von Gott autorisierter
Exekutor des Jüngsten Gerichts, schlägt ihm mit kalter Brutalität eine
Eisenstange ins Gesicht, zertrümmert ihm die Zähne, prügelt ihn ins Koma
Am Eingang zum Güterbahnhof stehen Viehwaggons vor dem Prellbock
Durch die offenen Schiebetüren weht der Gestank nach Urin und Kot
Das Vieh steht, die Körper mit Untergangsstimmung gesättigt,
Leib an Leib in Angst und Schweiß, Mäuler schäumen, Zungen schwimmen ...
Magnetische Stürme, koronale Massenauswürfe, Teilchenschauer
Die Stadt sprengt ihre Mauern und lässt den Asphalt brennen
Die Spatzen flüchten in die schwarzen Schatten der Berge
Die Bäume reiben aneinander wie die haarigen Beine der Heuschrecken
Die Straßen wiederholen sich wie die Rippen eines riesigen Skeletts
Startlöcher und Stirnfalten, Staublungen und Stolperfallen
Bürgersteigkanten und Treppenhäuser werden bezwungen,
Der Landtag, McDonald’s und der internationale Flughafen ...
Gérard Jugnot, Verkäufer von Rasenmähern und Motorsägen,
Der sich nach nichts mehr sehnt als nach einem Ich, das ihm allein gehört,
Schiebt sich eine Kaugummikugel in den Mund, unter ihm das betäubende
Rauschen der Abwasserströme, die sich unter der Straßendecke hinwälzen
Mühsam schleppt er sein Spiegelbild von einem Schaufenster zum nächsten,
Unschlüssig, an welche Wand er sich lehnen soll, seit Jahren jagt er seine
Erinnerungen, jetzt begreift er, dass seine Erinnerungen ihn gejagt haben ...
Böse kaut er auf seinem vom Tabak gebräunten Schnurrbart herum
Und schließt sich dem murmelnden Draußen, dem Fließband, an ...
Die Hüften einer voluminösen Frau schaukeln im Takt der Straße,
Bis ihr Rücken in der Finsternis der Kathedrale versinkt ...
Auf dem Schoß des Bischofs sitzt ein Mädchen, wenige Jahre alt, von einem
Schmetterling notdürftig verhüllt, das mit zwei Fingern Segen und Fluch erteilt
Benoît Jacquot, der Kirchenfürst, wischt sich den Schweiß von der Stirn
Wenn er in den Spiegel schaut, blickt er auf Völker nackter Männer und Frauen,
Die ihm unter Folterschmerz und Ekstase die Hände entgegenstrecken ...
Kein Tropfen Wasser in seinem Körper, der nicht zuvor in unzähligen
Anderen seinen Dienst tat, in Schnaps, Mörtel und Marmelade
Er spitzt den trockenen Echsenmund, feiert die Wiedergeburt und behauptet,
In den Augen von Schweinen den Blick verlorener Menschen zu sehen,
Im Verlauf der Wanderung seiner Seele die gepanzerten Körper von Reptilien
Bewohnt zu haben und aus diesen schäbigen Inkarnationen durch
Schüsse erlöst worden zu sein, er wäre schon ägyptischer Grabräuber,
Irischer Mönch und jüdischer Arzt gewesen, habe Städte wie Babylon, Troja
Und Karthago aus dem Stein wachsen und in den Staub sinken sehen
Der große Zeiger der Turmuhr wandert jede Minute mit einem Ruck weiter,
Bebt ein bisschen, bleibt stehen, wandert weiter ...
Warteschleifen, Warmlufteinbrüche, Weltenlärm
Moleküle aus dem Chaos, zelluläre Kopiermaschinen, fötales Dasein
Inertialsysteme, Beschleunigungsgeneratoren, Scheinkräfte
Kollektive Metamorphosen, Krümmungssprünge, Konformitätsverstärker
Quellcodes, Mundschleimhäute, der genetische Flickenteppich,
Der Sog der Masse, die Synchronisierung der Gefühle, das große Stolpern
Autokolonnen wachsen wie Schorf aus den Gefäßwänden der Erde
Manchmal hebt sich ein Kanaldeckel einen Spalt ...
Das Leben entkrustet sich Schicht um Schicht zu Blut und Schleim
Überall tropft und wächst und wogt es, glitschige Kohorten flutschen über
Den Asphalt, erklimmen Kaugummiautomaten und Telefonzellen,
Die vollverglasten Aquarien der Hochfinanz und den Fernsehturm,
Verschwinden im Spinnennetz der Kanalisation und tauchen wieder auf
Schwanzlurche, Scheibenzüngler und Schaufelkröten steigen aus dem
Erdmantel, Veteranen der Evolution, Geschöpfe zwischen Wasser und Land,
Wesen aus einer anderen Weltzeit unterwegs zwischen flüssig und fest
Eine springflutartige Überschwemmung, ein Dammbruch zäh und unnachgiebig
Aufpumpte Schallblasen, ohrenzerreißende Paarungsrufe, Amplexus axillaris
Hochzeitstänze, Ringkämpfe, fladenförmige Laichteppiche, Eier-Piraterie
Klammerreflexe, Knoten, Fehlpaarungen mit Treibholz und toten Fischen
Ein Schlauch, ein Quaken, ein Quietschen, ein Wispern, ein Wimmern
Daniel Auteuil, der sein Leben mit dem Verteilen von Werbeprospekten fristet,
Wird von der rauschenden Strömung erfasst, gestoßen, geschoben und
Von einem Wirbel davongetragen, rings um ihn klecksen Augen und Lippen,
Tausende Zungen, Schwimmblasen und aufquellende Gallertschichten
Sprudelnde Luft, glasiges Perlen, Lichtpunkte, Flutwasser, Fiebertanz
Der Rest der Welt dreht sich schneller als der Kern
Jeder Körper ist eine Welle, jeder Schritt ein Fallen
Eine Klaue reißt an seinem Haar, splitterndes Stirnaufschlagen, Hirn fließt
Zurück bleibt ein zusammengedrücktes Knäuel stumm gemachtes Fleisch,
Von der Speiseröhre der Stadt umspeichelt und verdaut
Namenlose Wolken formen im Vorübergleiten den Himmel
Die Erde ist ein winziger Steinklumpen,
Der sich unaufhörlich um ein anderes Gestirn dreht
Unbedeutend ...
Der Frühlingsrausch stampft das Leben aus der Erde
Sonnenlicht überflutet in prächtigen Säulenbündeln die Stadt
Der Himmel ist eine Decke aus dufterfüllter Flüssigkeit
Gazellen mit Strohhalmkaffeebechern, Eiscreme und Campari
Erdbeeren, die wie platzende Farbkugeln aus den Tiefkühltruhen steigen
Fingerdicke Wespen, die ihre Flügel wie Ventilatoren kreisen lassen und Tulpen,
Die sich verschwenden bis sie durchsichtig sind wie brüchige Seide und sterben
Berstende Fenster und Bäume, die von Frauen bestiegenen Penissen gleichen
Nomaden der Liebe in der Kristallkugel der Verzauberung oder in der
Seifenblase der Illusion, marmorglatte Schenkel, rotlackierte Zehen, fettig
Geschminkte Augenlider, explodierende Erregung, ekstatischer Atemtausch
Der Käfig der Sehnsüchte, die Herrschaft der Körper,
Die Schlacht der Paare und Geschlechter, der Abgrund des Wollens
Manische sexuelle Aktivität, Narzissmus, Todesnähe, Martyrium
Bruno Crémer, der es zu Sonnenbrille und Krawatte gebracht hat,
Lässt sich hinaufejakulieren ins Paradies, auf schimmernde Goldwiesen
Und schmarotzt zwischen Haut und Saft und Mädchenbrüsten
Sophie Quinton, die Überstunden als unterbezahlte Putzkraft schiebt
Und keine Lust mehr hat auf die eisigen Kanten ihrer eingefrorenen Ehe
Mit geregeltem Geschlechtsverkehr, saugt die Atome der Frühlingsluft
In die Lungen und segelt wie funkelnder Liebesstaub durch die Männerträume
Zweisamkeitstaumel, Schmetterlingsschwärme, Amokläufe
Fiebriges Hin- und Herverweben zwischen Zeiten und Welten
Zwei wilde Symphonien, multitonal, barbarisch, chaotisch, wild, brutal
Ein orchestraler Exorzismus, eine ewig flackernde Kopulation
Crémer und Quinton steigern sich zu einem wuchtigen Fortissimo,
Reißen wie an einem rohen Stück Fleisch an ihrer Liebe, taumeln ineinander,
Reißen sich, den immer entfesselteren Wahnsinn der Liebe im Blick,
Die Hüllen ab, lassen sich lachend im Gewitter nassregnen,
Überschlagen sich, fressen einander auf und zerfetzen sich im Streit
Im Hirn reißt ein Nerv, Quinton wechselt das Kostüm
Sie will nicht die Röhre für die Selbstwerdung eines anderen sein
Die Glut, die Ekstase löscht sie mit seinem Blut
Sie schneidet ihm die Genitalien ab und läuft noch tagelang mit den
Liebesreliquien in der Handtasche durch die Stadt ...
Betonschornsteine über Betondächern, Straßen öffnen und schließen sich
Menschen-Material, Maschinen, industrielle Mondlandschaften,
Eine von Jahrhunderten schonungsloser Ausbeutung durchpflügte Zone,
Ein Himmel, dem die Umweltverschmutzung das letzte Blau genommen hat
Die Spatzen pfeifen wie Autoreifen, Hüftspeck knackt, Brüste hüpfen
Heizdeckenverkäufer, Hitzköpfe, Zylinderköpfe, Regenwürmer in Panik
Fuchshaarige Kleinstadtfrauen mit den Lippen von Schlaganfallpatienten
Sexualforscher mit Stoppuhren, Schürzenjäger, Steigbügelhalter, Spaltschlüpfer
Über dem Friedhof wartet der Himmel, über der Stadt der Polizeihubschrauber
Von der Haustür blättert der Lack ab, der Lichtschalter ist kaputt ...
Das Sonnenlicht döst auf dem Sessel, der Fernsehapparat schweigt ...
Die hirnfarbene Rauhfasertapete, der transparente Acryl-WC-Sitz
Krumme Lebenswege, seelische Unbehaustheit, Ich-Schmerz im Gedärm
Frédéric Febvre, seit geraumer Zeit Übersetzer von Gebrauchsanweisungen,
Hackt mit der Schreibmaschine Löcher ins Papier
An der Wand schnarrt eine Uhr im Sekundentakt
Jede Zigarette ist eine niederbrennende Brücke zur Welt
Die Kindheit ist versperrt, das Ich ein erstickter Kontinent,
Ein mythisches Inselreich versunken unter dem Meeresspiegel,
Das große Abenteuer ein Pickel, das Glück ein leichtes Mädchen
Ketchuprote Lippen, einstürzende Magenwände, zwitschernde eiserne Vögel
Die Flut der Menschheit, schaumgekrönte Brecher, Strand- und Treibgut
In seinem Kopf drehen sich immer schneller die Zahnräder
Die Welt ist ein Schiff, das irgendwann bei strahlendem Sonnenschein
Und leichtem Wellengang auf einem Riff zerschellen wird ...
Febvre schneidet sich die Brust auf und hält sein erigiertes Herz in die Sonne
Resigniert schleudert er das letzte Buch aus dem Fenster
Zum Denken zu nervös, zum Schreiben zu verzettelt,
Das Papier zu weiß, die Augen zu starr, der Blutdruck zu niedrig,
Die Worte unverdaulich verklebt, gallertartig, nass, ätzend wie Säure
Zerebrale Knallfrösche, Silbengewürm, rhetorischer Schaum
Verwirrte Protokolle eines pathologischen Geistes,
Nicht mit Tinte getränkt, sondern mit dem Eiter uralter Wunden
Kapitulation im Kampf gegen papiersüchtige Ameisen
Blut auf dem Papier, die Ergießung eines geschrumpften Herzens ...
Plattenbauwucherung so weit das Auge reicht
Der Rand des Himmels füllt sich mit blauem weichem Sand
Die polaren Spannungen des Daseins, die erschöpfte Existenz der Lebenden
Das humane Experimentierfeld, die hypnotische Wirkung der Sinnlosigkeit
Wagenrennen mit Airbag und Navi, Schlipsträger verharrt in Denkerpose,
Daten-Zombies, die ins Leere starren und nach Plastiksternen greifen,
Prostituierte, die sich über die Vorzüge des Mozzarella unterhalten,
Gören ohne Geldsorgen, Frauen in Fetzen, die sich in der Dusche ertränken,
Weinerliche Vorstadt-Rassisten, die sich die Welt auf Kleingartengröße wünschen,
Koksende Polizisten, Journalisten mit dem eigenen Blut auf der Kamera,
Böller, Brandsätze, Sprengkörper, Kinder unter goldfarbenen Rettungsfolien,
Verkohlte Betten, in Qualen verrenkte Körper, die Kopfhaare verschmort,
Ein rußiges Gekröse, die Augäpfel verkocht, die Haut auf Brust und Bauch
Zu einem ledrigen Panzer verbrannt, die Finger zu Krallen verkrümmt
Kein Blick ist ein Blick, der Himmel ist nichts als Himmel ...
Langsam blättert eine Zeitung ihre Todesanzeigen auf ...
Denis Ménochet, der sehenden Auges in ein Auto lief und seither an Krücken geht,
Rupft sich das letzte Haar aus der Kopfhaut, als wolle er einen Kosmos von
Kleinlebewesen vertreiben, ein Taxi wirft ihm verbranntes Benzin ins Gesicht
Der Himmel zerfällt wie eine langsame Lawine
Zu einem immer dicker werdenden Rand aus weichem blauem Sand ...
Bérénice hatte langes welliges Haar, nichts ist ihm jemals wieder so durch die
Hände geflossen, solche Haare hatte er im Lager gesehen, in der Todesfabrik,
In einer Halle, in der abgeschnittene Zöpfe, Locken und Büschel lagen,
Zu einem Haufen zusammengeworfen oder in Leinensäcke gestopft,
Rohmaterial für Matten, Perücken und Matratzen ...
Die Haut, die zuerst zerriss, war die Tür, ein gewöhnlicher Kleinbürgertag,
Im Morgengrauen waren sie gekommen, die Schlächter und Folterknechte,
Blonde glatthaarige Bürgersöhne, die Schuhe eingeschmiert mit dem Bauchfett
Der Getöteten, um den Hals als Kette die abgeschnittene Finger von Kleinkindern
Heimtückischer Gestapogeruch, stahlbekappte Stiefel, Knüppelhiebe
Unter einer Maske aus geronnenem Blut war er in einer Zelle aufgewacht
Nach dem Krieg hat er in umgepflügten Städten nach ihr gesucht
Sie war in einem Krematorium verraucht ...
Sein Mantel hat die Farbe des zerstörten Himmels,
Seine Finger die des weichen blauen Sandes
Fahles Gelb dringt durch die Risse im Himmel
Christliche Schwangerschaftsberatung, Sonnenstudio, Nagelstudio
Männer, die auf Automaten starren, Fassaden, hinter denen niemand wohnt
Das von schrankenloser Nachkriegsbebauung verwüstete Stadtzentrum
Der Bahnsteig erinnert an den Pausenhof einer Gesamtschule
Klappmesser, Crack, eine Schlampe muss Zigarettenfilter kauen
Pierre Cosso, ein gefürchteter Schläger, der seinen eisenharten Schädel
Zwischen Aufzugstüren hielt und seitdem ein verstümmeltes Ohr hat,
Tötet ein Mädchen mit einem Bolzenschussgerät ...
Vor Jahren malte er sich die Auslöschung seiner Schulkameraden aus
In einer Reihe aufgestellt sollten sie durch Kopfschuss hingerichtet werden
Der Zug steht wie ein aus dem Streckennetz geratener,
Von den Behörden vergessener Irrläufer im Bahnhof, ein rostiges Insekt
Ein Eisenbahner klopft mit einem Hammer an die Räder
Ein kinderloses Ehepaar zusammengesunken auf einer Bank
Juliette Binoche, die einen halben Finger in der Rolltreppe verloren hat,
Spricht davon, sich zu erhängen, ihr Ehemann trägt bequeme Kleidung
Frauen erhängen sich nur selten, sie nehmen Schlaftabletten ...
Frauen stellen das Essen warm, hängen die Betten in die Fenster
Und bürsten das Erbrochene aus dem Teppich ...
Bruno Madinier, ein schweigsamer Mann mit weichem Händedruck,
Der pünktliche Züge und geschlossene Türen liebt,
Verliert sich in den schimmernden Tiefen kristalliner Strukturen,
In kubischen, hexagonalen, orthorhombischen oder monoklinen Systemen,
In winzigen Kristallgärten, deren Blüten im Gegenlicht silbergrün glimmen,
Ein zeitloses Bild der Welt, das ihn den Hass für den Augenblick vergessen lässt
Der Wunsch kommt auf, eine Bakterie zu sein
Sie führt ein beschauliches und friedliches Leben
Durch das Protonenkonzentrationsgefälle wie von einer Turbine angetrieben
Erforscht sie neue Welten, neues Leben und neue Zivilisationen,
Dringt in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat ...
Sie wächst, indem sie ihrer Umgebung einfache Nahrung entnimmt
Dann pflanzt sie sich eintönig durch Zell- und Querteilung fort
Die Qualen der Liebe bleiben ihr für immer unbekannt ...
Solange die Bedingungen günstig sind, fährt sie mit der Fortpflanzung fort
Dann stirbt sie ...
Die Metropole, der Brutkasten, der Auspuff, das darwinistische Bestarium
Wie zerschlagene Flaschen liegt die Wirklichkeit in Scherben herum
Jäger und Sammler in Nadelstreifen, gläserne Aufzüge, Fensterstürze
Flüchtige Ficks zwischen Buchhaltung und Gehaltsabrechnung
S-Bahnen, die wie Maden über die Haut der Vororte kriechen
Ein Strichjunge zieht sich schon auf dem Bahnsteig aus
Und masturbiert mit flinker Hand in ein fleckiges Tuch
Im Schließfach die Leiche eines Säuglings, die Nabelwunde noch frisch,
Der Name auf der Haut noch nicht getrocknet ...
Dominique Rocheteau, der den ganzen Tag auf einem bunten Wolldeckenhügel
Sitzt und Frikadellen isst, beneidet die Fische, die dicht gedrängt auf
Ihren Tischen sterben, schutzlos ausgeliefert dem Anschwärmen
Der Fliegen, den Griffen der Käufer, dem Messer des Händlers ...
Gebannt starren die Spekulanten nach der Invasion der Bush-Krieger
In den Irak auf den riesigen Monitor mit den aktuellen Aktienkursen
Bettelgötter mit verrotzten Haarspiralen kriechen durch den Schmutz der Welt
Rinnsteingestalten, die schweigend auf farbverschmierten Dielenbrettern
Und aufgeschlitzten Matratzen herumliegen und ihren Tod ausbrüten
Stadtneurotiker, die verzweifelt piranhahafte Frustmorde begehen
Drogenmischer, die in dreckigen Küchen Crystal Meth brauen
Überirdische Wesen, die auf einer anderen Wirklichkeitsfrequenz existieren
Engelsköpfe süchtig nach außerirdischem Kontakt,
Die über Kloschüsseln hängen wie über offene Gräber
Erloschene Gesichter wiederbelebt im Schein aufglimmernder Pfeifen,
Die in Unterwäsche vor staunenden Spiegeln kauern
Großstadtartisten, die im übernatürlichen Licht aufgegebener Textilfabriken
Unter dem Himmel hängen und die schwebende Musik des Alls hören
Sonnen-Kinder aus dem Magma-Sperma, die sich waschen im Blut der Slums
Gangster des Mülls, die barfuß gehen und Kälte nicht fühlen
Aasfresser, die hungern und nicht weniger werden,
Deren Krankheitskeime im Blut eine Flammensäule verzehrt
Mottenkönige, die steif wie leere Mülltonnen in den Ecken hocken
Barden des Elends, sanft lächelnd wie Kinder vor dem Weihnachtsfest
Die Hunde machen sich davon, um eine andere trostlose Gegend
In dieser Stadt aufzusuchen ...
Die Menschen riechen nach Parfümnamen
Der Himmel riecht nach Schuppenbildung und Haarausfall
Der Figaro um die Ecke, Nackenpinsel, Ohrhaartrimmer, Gehirne in Töpfen
Sonnenschein strömt staubbeladen durch schwere Gardinen
Girlies im Glitzerfummel, betäubende Fahrstuhlmusik im Südsee-Sound
Modellier- und Manikürscheren, Heizwickler, versengtes Haar
Am Schwenkarm hängt eine Trockenhaube wie ein Blütenkelch von der Decke
Alban Ceray, kugelrunder Feinkosthändler mit Wurstfingern,
Der seinen Körper mit einer Gänseleber-Diät ruiniert, versinkt im Frisiersessel
Vincent Lacoste, der Haararchitekt, der Frisuren schneidet,
Die kein Haarwuchs zerstören kann, arbeitet wie ein Spinnentier
Mechanisch und wortlos schlägt er eine erste Schneise bis zum Scheitel,
Rodet die Gegend um die Ohren, seift die Hirnschale ein und wischt den
Schädel mit einer Serviette blank, bis er matt wie eine Elfenbeinkugel schimmert,
Bis das Gesicht vulgär wie ein schlaffes Geschlechtsorgan herabhängt
Im Augenwasser schwappt eine Stubenfliege, auf dem Weg zum Mund
Bricht ihm der Henkel der Kaffeetasse, Ceray zieht den Kopf
Wie eine Schildkröte ein, die man auf den Rücken gedreht hat ...
Ertrinken in Seifenschaum, Federbetten, Gartenteichen
Zwischen dampfenden Schaumwolken glitzert eine Unkrautharke
Ein alter Mann auf dem Rücken liegend im Kartoffelfeld,
Ein schlotternder Sack fest verschnürt und fertig für das Sterben
Verzinktes Wetter tief über der Ebene, ein Sturm naht ...
Die Knochen, brüchig vom Starrsinn der Zeit, schaudern in der Kälte
Wie eisiges Wasser glucksen die Jahrhunderte in den Schläfen
Silberweiß und blutig ragt der Bart in die Höhe
Voll Blut von den Blasen an den wundgelaufenen Füßen auch die Socken
Das Gesicht wird in den Boden gezogen, mit Erde gefüttert, mit Frost gefüllt
Seife im Ohr, Waschpulver im Mund, die Wangen roh wie Koteletts
Die Fliege schrubbt ihre Flügel mit den Hinterbeinen,
Faltet ihre Vorderbeine wie ein Mensch, der sich die Hände einseift,
Streicht sich sorgfältig über den lappigen Kopf und bürstet sich die Haare
Ceray tastet mit zwei Fingern nach ihr, packt und zerdrückt sie
Zwischen Daumen und Zeigefinger zu einem matschiggrauen Mus
Heißes Ekelgefühl
Hadernd mit dem Kontostand, mit dem Wetter, mit dem Schnupfen
Die Ampeln springen von Rot auf Grün, dann wieder von Grün auf Rot
Der erschrockene Raum, das überdrehte Draußen, das monotone Innen
Die kapitalistischen Mühle, der an Rankings und Ratings angedockte Zeitgeist
Die traumlosen Codes der Waren, die Wunden in der Haut der Zivilisation
Zeitmanagement-Gurus, Burnout-Experten und Lifestyle-Ingenieure, die
Zärtlich die rot glühenden Augen der Apparate unter dem Schädeldach tätscheln
Das narzisstische Selbst, botoxgeblähte Lippen, Schönheitsdurst, Blutdurst
Der Darwinismus von Beauty & Fashion, die Hot Spots des Affenkörpers,
Das liquidierte Individuum, das eliminierte Nichtidentische ...
Erwachen im brennenden Sitz des Autowracks, die Kinder fangen Feuer
Und drehen sich wie Kreisel, im Kofferraum schreit die Katze nach Luft
Bäume mit Wundverband, ein Frosch im Rollstuhl,
Die Hunde wären lieber Wölfe, die Ameisen lieber Vögel ...
Eine Frau, die häusliche und einfältige Form des Menschen, wartet auf Grün
Sorgfältig prüft sie ihre Fingernägel, Minuten später ist sie tot ...
Scharfe TV-Bilder für schärfere Liebe, Staubsauger für schnelleres Wohnen
Der Fahrstuhl stürzt ab, die Toilette ist verstopft, irgendwer fällt aus dem Fenster
Im ersten Stock das Gebrüll der Kameraden, Marionetten einer sinnentleerten
Pflichterfüllung, der Blick immer hungrig, die Hand schnell in der Hose
Fäkalsprache, Spindsaufen, Anpimmeln, Stromschläge, Jukebox, Hitlergruß
Rollmöpse mit Frischhefe und rohe Schweineleber bis zum Erbrechen ...
Ein Rekrut löffelt die braune Suppe aus der Toilettenschüssel,
Einem anderen wird mit einem Paddel eine Banane in den After getrieben,
Dem nächsten wird der Hintern mit der Bohnermaschine poliert ...
Im zweiten Stock kommt volltrunken der Alte nach Haus, dickwanstig,
Feistwangig, schlachtbankgefärbt, mit gigantischen Stierhoden
Frau und Kinder erdrückend, das Abendessen ist eine Orgie in Tierblut
Der Nachwuchs verkohlt im mörderischen Streit zum Schlackehaufen
Eifersüchtig nimmt er sein Messer, geht in die Kneipe
Und tötet seinen Nachbarn, schnell und schmerzlos wie immer ...
Dampfende Tröge, der Geruch von Blut, Federn und Schnaps
Sechs Tage die Woche hängt er Hühner an Haken,
Schneidet die Köpfe ab und wirft sie in Plastikkübel
Kein Tropfen im Grundwasser schreit ...
Der Himmel wölbt sich wie ein Zwerchfell über die Stadt
Seifenfabriken, Rohstofflager, Schmieröl, Schweinefetttanks
Quiekende Viehtransporter, neugierige Rüssel, Hiebe mit dem Gummischlauch
Verschmierte Helligkeit strömt durch das verrostete Dach
Ein enger Korridor, runzlige Wände scharlachrot wie Därme
Die Türen gleichen ovalen, grobschlächtig vernähten Wunden
Kurz hinter der Schleuse legt sich ein dicker Film auf die Zunge
Zwei Angestellte beim Frühstück, Wurstbrot, die Kittel blutverschmiert
Jean-Marc Thibault, der Schweine-Baron, der Fleisch produziert wie Schrauben,
Immer billiger, immer schmutziger, schüttet sich ein Bier in sein Seelenloch
Gestank nach verbranntem Haar und versengter Haut
Laufgänge, klinisches Grün, Rinder groß wie Mittelklassewagen
Motorsägen kreischen, irgendwer kotzt in die Darmwanne ...
Hals aufschneiden, Rektum aufbohren, enthäuten, aufschneiden, zerlegen
Brüllen, Schreie, Stampfen, niemand weiß, ob von Tier oder Mensch
An der Decke kreisen die Schwärme blanker Haken
Massige Körper schnellen in die Höhe und gondeln in den Tod
Mit langer Klinge öffnet der Anstecher die Hauptschlagader
Ein stumpfes Würgen und aufspritzendes Blut sprenkelt die Kacheln
Osteuropäische Söldner, Ritter in Kettenhemden und Eisenhandschuhen,
Zwacken mit überdimensionierten Gartenscheren Ohren und Hörner ab,
Reißen die verdrehten rotgeäderten Augen aus ihren Höhlen,
Durchtrennen die Kiefer, ziehen das Fell über die Ohren, schlagen die Köpfe ab
Ein Zwerchfell schwer wie ein nasser Wollpullover klatscht schmatzend auf
Die Fliesen, Tibor Pálffy, der Vorarbeiter, greift nach einer verschmierten
Cola-Flasche und genehmigt sich einen kräftigen Schluck Zwetschgenbrand
Fettiges Gekröse, gestopfte Würste, geronnenes Kälbergequiek
Lamellenförmiges Zahnfleisch, gallertartiger Ohrbelag, gelbes Wasser
Lungen und Pansen, die im kalten Raum wie atmende Körper dampfen,
Ein trächtiger Uterus, ein Kalb nackt in der schützenden Fruchtblase
Graue Zungen, aufgeschnittene Hodensäcke, gekappte Samenleiter
Die Männer, die sich die gefrorenen Hände im dampfenden Fleischhaufen
Wärmen, haben die Gesichtsfarbe von rohem Fleisch, nass und blutig
Tropfende Wände, kaltes Fett, schwarze Pfützen
Niemand weiß, wie tief sie sind ...
Durch den Himmel geht ein Schatten, der nach den Gesichtern greift
Das Schlachtfeld des Bewusstseins, die Komödie der Normalität
Desinfizierte Sonntags-Christen im Hades der Tiefgaragen
Asphaltierte Botanik, lackierte Straßen, Mauerblick, Sonnenschwund
Frauenbeine sind nichts als Frauenbeine, Vögel nichts als Vögel ...
Im Stadtpark brennen die Bäume, hinter einer Säule explodiert ein Regenbogen
Der innere Bauplan, die Pforten der Wahrnehmung, die Bergwerke des Traums
Albert Dupontel, der aus Furcht vor seiner Frau tagelang Straßenbahn fährt,
Gerät in die Spirale des Schlafes und versinkt ins Untergründige
Der dampfende Maschinenraum, das fauchende Röhrenwesen, gigantische
Darmverschlingungen, ohrenbetäubendes Hämmern, beißender Qualm
Die Turbine, das stählerne Ungetüm, aus dem blaue und gelbe Kabel quellen,
Rumort wie eine Dampflokomotive, die Funken und Feuer spuckt
Dupontel, ein verwildertes Hausschwein mit speckigem Fleisch,
Wird gemeinsam mit anderen Schweinen in den Tunnel getrieben
Die Strömung des Wassers, die ihn weitertreibt, ist nicht sehr stark
Manchmal gelingt es ihm, die Beine auf den Boden zu bringen
Dann kommt eine Welle und er wird ein paar Meter tiefer gezogen
Manchmal sieht er das weiße Fleisch eines seiner Gefährten,
Der durch den Sog roh nach unten gezogen wird
Sie kämpfen im Dunkeln, aufgeblähte Leiber im Strudel, in völliger Stille,
Kurz unterbrochen vom Scharren der Hufe an den Metallwänden
Ganz langsam drehen sie sich zu Tode in immer kleiner werdenden Kreisen
Ein Schwein, hysterisch vom Blutgeruch eines vor ihm geschlachteten Tieres,
Jagt ihn weiter in das kalte Getriebe, in den Bauch der Finsternis,
In die Vorhölle mit ihren messerscharfen Flügelrädern
Rasendes Tosen und Toben erfüllt die Luft, Tod im Sekundentakt
Später liegt sein Kopf abgeschnitten auf einer Wiese
Der Schädel ist der Länge nach in zwei Hälften geteilt
Dennoch hat eine Hälfte nicht das Bewusstsein verloren
Allmählich dringen Ameisen in die offenliegende Gehirnmasse
Sein einziges Auge beobachtet den Horizont
Die Grasfläche dehnt sich unendlich aus
Auf den Wiesen blühen Blumen, die roten für die Schweine ...
Die Bäume sind schamlos grün, die Sonne gelb und feige ...
Bauchnabelnde Kleinstadtmädchen, Lollipop lutschende Knirpse,
Tagelöhnertrupps in ranzigen Wohnwägen und windschiefen Zelten
Ein Eisverkäufer bugsiert seinen Blechwagen durch eine Wolke von Fliegen
Ein Neonazi lässt die Hose herunter und uriniert auf Kinder aus Vietnam
Der Marktplatz ist von Menschen gefüllt, deren Augenhöhlen leer sind
Lebendes Material, nassglattgekämmt, gescheitelt, beschnurrbartet
Unter einem Zelt hat Jean-Louis Coulloc‘h, ein geschäftstüchtiger Arzt,
Der Flüchtlinge aus Syrien als lebende Blutkonserven verschachert,
Einen zum OP-Stuhl umgebauten Einkaufswagen aufgebaut,
Eine Stehlampe und ein paar rostige chirurgische Bestecke
In einem Glaszylinder schwimmt eine Leberzirrhose mit Verfettung
Hinter ihm wird Erbsensuppe aus der Gulaschkanone verteilt ...
Auf dem Gesicht des Mediziners macht sich ein Lächeln breit,