Blackfin Boys - Zombies am Toten Fluss - Flynn Todd - E-Book

Blackfin Boys - Zombies am Toten Fluss E-Book

Flynn Todd

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Beschreibung

Die Blackfin Boys sind vier Jungs im Alter von 16 bis 19 Jahren, die mit ihrem gutmütigen Rottweiler ständig in lebensgefährliche Abenteuer geraten. Die unzertrennlichen Freunde haben es oft mit paranormalen Bedrohungen zu tun, die sie nur als Team bekämpfen können. Ihr Überleben hängt von ihrer einfallsreichen Zusammenarbeit ab. Ihre Gegner versuchen ständig, sie aus dem Weg zu räumen, doch mit viel Geschicklichkeit, Cleverness und ein paar Waffen schaffen sie es, die Oberhand zu gewinnen. Das ist nicht immer garantiert, aber eine Sache ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Die Jungs sind füreinander da. Ausnahmslos. Ihre Abenteuer führen sie in ferne Länder. Ob auf einer tropischen Insel, im Schwarzwald, an der Küste Israels, im Amazonas Regenwald von Peru und im Bermudadreieck, selbst in Berlin und in der Antarktis kämpfen sie gegen skrupellose Wissenschaftler, Dämonen, geheimnisvolle Erscheinungen, okkult fanatische Nazis, Tierquäler, Mörder, Grabräuber und Zombies (die, die schneller laufen können). Sogar im Reich der Toten haben die Jungs wichtige Dinge zu klären. Und darum geht es in diesem Abenteuer: Die Blackfin Boys treffen sich endlich wieder. Und zwar in Peru, wo sie ein paar entspannte Tage verbringen wollen. Ziel ist zunächst der Mayantuyacu-Fluss, der wegen seiner kochend heißen Quellen weltbekannt ist. Als die Jungs das Lager aufschlagen, wird Mark von Einheimischen entführt, die dem Zorgogo-Stamm angehören. Dieser Stamm stellt Natur und Tier über den Menschen. Außerdem müssen die vier sich mit unheimlichen Untoten herumschlagen. Der Stammesführer aber scheint mehr zu wissen.

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BESTEN DANK AN

Kanut Kirchesfür Lektorat, Korrektorat und Beratung.www.lektorat-kanut-kirches.de

Swen Marcel Illustrationfür das mega-geile Cover. Besuchen Sie auch www.swenmarcel.de

Sarah Riesz (personal assistant office) für die freundliche Genehmigung der Textzeilen zu „We Can Move A Mountain“ von Fancy.fancy-online.com / fancy-art.com

AIDA (Team Customer Relations) für die Berechnung einer speziellen See-Route.www.aida.de

Inhaltsverzeichnis

KAPITEL 1 – ZURÜCK IN DIE GEGENWART

KAPITEL 2 – ALTE FREUNDE, NEUE PLÄNE

KAPITEL 3 – MEERESLUFT

KAPITEL 4 – DIE GRÜNE HÖLLE

KAPITEL 5 – FROY

KAPITEL 6 – DIE NACKTEN UND DIE TOTEN

KAPITEL 7 – WIEDER VEREINT

KAPITEL 8 – MENSCHENMÜLL

KAPITEL 9 – ANGRIFF IST DIE BESTE VERTEIDIGUNG

KAPITEL 10 – GROSSANGRIFF DER ZOMBIES

KAPITEL 11 – BLUT, GEDÄRM UND NAPALM

KAPITEL 12 – EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL

KAPITEL 13 – ABSCHIED IST EIN BISSCHEN WIE STERBEN...

KAPITEL 14 – TAG AM MEER

KAPITEL 15 – DIE ABRECHNUNG

KAPITEL 16 – DER UNGEBETENE GAST

BONUS

KAPITEL 1 – ZURÜCK IN DIE GEGENWART

Geschockt und verwirrt sahen die Jungs den Soldaten an. Auf seine Frage wollte keiner so recht antworten. Die Angst, etwas Falsches zu sagen, stand eindeutig im Vordergrund. Außerdem wusste keiner, ob es sich bei dem Bewaffneten um einen Feind oder Freund handeln würde. Toby versuchte dennoch, auf die Frage, wo sie denn herkommen, zu reagieren.

„Also ich, wir, äh …“

„Wie auch immer“, unterbrach der Soldat. „Geht zum nächsten Fahrstuhl und fahrt nach oben, wo auch die anderen sind. Ihr kommt sicherlich alleine klar, ich muss weiter. Vielleicht gibt es hier noch mehr Überlebende.“ So schnell wie der Soldat aufgetaucht war, verschwand er auch wieder und ließ die leicht verwirrten Jungs zurück.

„Seit wann fährt der Fahrstuhl an die Oberfläche? Bisher konnte man die Unterwasserstation doch nur über die Schleuse tief unten im Meer erreichen“, dachte Julius laut.

„Also die Uniform des Soldaten war relativ modern, genau wie seine Waffe. Sein Abzeichen war von der US Navy. Ein gutes Zeichen. Und das bedeutet, wir befinden uns in unserer alten Zeit“, meinte Toby.

„Dann lasst uns zum Fahrstuhl“, drängelte Mark. „Soweit ich mich erinnern kann, ist doch einer gleich hier um die Ecke. Roland, alles klar? Sieht aus, als ob du Schmerzen hättest.“

„Schon gut, mein Schädel brummt wie Sau.“

Als die fünf den Fahrstuhl betraten, machten sie eine ungewöhnliche Feststellung. Das Steuerpult war verändert worden – jemand hatte behelfsmäßig einen weiteren Knopf angebaut. Beschriftet war dieser mit einem dicken schwarzen Filzer. Ausgang stand demnach nun auch zur Auswahl. Julius betätigte diesen Knopf. Die Türen schlossen sich und die Fahrt startete langsam Richtung Oberfläche.

„Ist schon komisch, wieder hier zu sein. Ich fühle mich auf einmal, ja, wie denn? Verletzlich, und ausgeliefert, würde ich sagen.“

„Mach dir mal keinen Kopf, Julius, wir werden hier wohl nicht lange bleiben. Freu dich lieber auf dein neues Leben“, sagte Roland beruhigend und kniff Julius kurz in seine rechte Schulter. Roland tat dies immer, wenn er jemanden eigentlich gern in den Arm nehmen würde. Diese Art war aber einfach cooler.

Der Fahrstuhl bremste abrupt ab und fuhr langsamer. Laute Knallgeräusche ließen vermuten, dass sich der Schacht verzogen hatte und Metall auf Metall traf. Nach einem kurzen Ruckeln öffnete sich die Fahrstuhltür. Tatsächlich hielt die Kabine direkt am Strand der Insel, ganz in der Nähe der Rampe, auf der sie schon einige Male mit dem Amphibienfahrzeug ins Meer getaucht waren.

„Alter Schwede, seht euch das an“, staunte Toby. „Die US Navy war aber fleißig. Wie viele Zelte sind denn das hier? Und dann diese ganzen Menschen, die aufgeregt hin und her laufen – Wahnsinn.“

„Guckt mal, wie die den Fahrstuhlschacht verlängert haben. Einfach einen Haufen Ziegelsteine vermauert. Na ja, scheint ja zu halten. Ein bisschen krumm und schief, deswegen hat es während der Fahrt auch so komische Geräusche gegeben“, meinte Roland.

Julius war mit seinen Gedanken ganz woanders:

„Ich hatte schon ganz vergessen, wie schön es hier eigentlich ist. Diese warme Luft, der angenehme Geruch des Wassers, der tiefblaue Himmel ohne ein Wölkchen ...“

„... und ein Massenmörder, der auch dich umgebracht hätte“, vervollständigte Toby.

„Stiles, warte!“, rief Mark. „Da rennt der doch gleich wieder ins Wasser, der Schlingel.“

„Ja toll, wo sollen wir denn jetzt hingehen?“, fragte Roland und sah sich um, während er sich unbewusst am Hinterkopf kratzte.

Bevor einer seiner Freunde die Frage beantworten konnte, sahen sie William Blake, der mit einem freundlichen Lächeln auf sie zukam. Er trug einen weißen Kittel.

„Ich wusste, dass ihr zurückkommen würdet.“

„Woher das?“, fragte Toby.

„Vor ein paar Minuten gab es einen kurzen Schauer. Es regnete heiße Tropfen. Das passiert jedes Mal, wenn in der Nähe ein Zeitsprung stattfindet.“

Roland erinnerte sich: „Moment mal – als wir damals auf die Insel kamen, hat es auch so einen heißen Schauer gegeben.“

„Richtig, das war mein Sohn, der mit der Maschine experimentierte. Aber nun was anderes: Ihr wollt doch sicherlich nach Hause. Ich werde das veranlassen.“

Der alte Blake führte die Jungs durch die Wirren des Zeltlagers. Das US-Militär hatte hunderte von Unterbringungen auf der Insel errichtet. Während der Führung erklärte Blake, was all dies zu bedeuten hatte.

„Genau einen Tag nach eurer Abwesenheit hat das Militär Wind von der Insel bekommen. Durch die Überflutung der Unterwasserstation wurde der Störsender außer Kraft gesetzt. Dadurch war die Insel auf allen Radaren auf einmal sichtbar. Außerdem strahlte die ganze Elektronik so starke Wellen aus, dass sämtliche Satelliten Alarm schlugen. Das weckte natürlich Interesse.

Alle Mitarbeiter meines Sohnes konnten gerettet werden. Die US Navy rückte mit einem Flugzeugträger an. Dann verlegten sie in der Unterwasserstation Rohre und pumpten das Wasser wieder zurück ins Meer. Übrigens konnten sie die Schleuse schließen und komplett abdichten. Das war eine Meisterleistung.

Nun gut, ich hätte da noch zwei Dinge, die ich mit euch besprechen wollen würde. Was ist aus meinem Sohn geworden?“

Toby übernahm die schwere Aufgabe, Blake die Todesnachricht zu überbringen: „Wir sind alle zusammen in Ihrer Maschine gelandet, und es gab auch ein paar Handgreiflichkeiten. Als wir dann in eine andere Zeit und in einen anderen Raum geschleudert wurden, hat es ihn erwischt. Genau an dem Punkt, an den Ihr Sohn teleportiert wurde, stand ein Baum. Beide sind miteinander verschmolzen. Er war sofort tot.“

Blake schloss kurz seine Augen und senkte seinen Kopf.

„So was in der Art dachte ich mir schon.“

„Er war ein Monster“, sagte Julius energisch. „Und du weißt das. Auch wenn er dein Sohn war, da gibt es wohl keinen Grund, zu trauern.“

„Wahrscheinlich hast du recht, Julius. Übrigens, wie seid ihr zurechtgekommen – im Jahr 1941?“

Die Jungs staunten und sahen sich aufgeregt gegenseitig an. Mit ihren Blicken verständigten sie sich wortlos. Ein Wort stand ihnen allen im Gesicht: Woher? Blake antwortete auf die unausgesprochene Frage mit einem Foto, das er aus der Innentasche seines weißen Kittels zog. Er hielt es explizit Roland vor die Nase.

„Das bin ich mit Elsa! Woher hast du das Bild? Mark hat das doch erst vor ein paar Tagen aufgenommen?!“

„Ich habe das Bild von meiner Mutter bekommen als ich sechs Jahre alt war. Das war 1947. Sie sagte, das wäre ihr Lieblingsbild von ihr, zusammen mit meinem Vater.“

Roland stockte der Atem. Er bekam einen hochroten Kopf und seine Augen wurden glasig. Seine Hände, die das Schwarz-Weiß-Foto festhielten, begannen zu zittern. Leise und schüchtern fasste er das Wesentliche zusammen: „Also ist Elsa von mir schwanger geworden, und du bist mein Sohn – William Blake, der wiederum der Vater von Maurice Blake ist. Sehe ich das richtig?“

Zaghaft umarmte der alte Blake seinen Vater. Roland erwiderte den Körperkontakt zögerlich. Die Jungs beobachteten die Szenerie fassungslos. Dann begannen Roland und Blake bitterlich zu weinen und lagen sich in den Armen. Toby sagte leise: „Lasst uns mal ein paar Meter weiter gehen, ich glaube, die brauchen erst mal etwas Privatsphäre.“

„Ich verstehe nicht ganz, wie Blake das Foto haben kann“, rätselte Julius.

Mark wusste natürlich die Antwort: „Als wir uns im Jahr 41 befanden, habe ich vier Filme verschossen. Die wollte ich alle in unsere Zeit mitnehmen, aber aus irgendeinem Grund befanden sich nur drei Filme in meiner Tasche. Das bemerkte ich erst auf Burg Adeptus. Der Film muss mir im U-Boot herausgefallen sein. Elsa hat ihn wohl entwickeln lassen. Und so kam sie an die Bilder.“

Roland und Blake beruhigten sich nach ein paar Minuten. Die beiden sprachen sich aus und Blake erklärte, warum er sich nicht schon beim ersten Zusammentreffen als Sohn ausgegeben hatte. Zum einen hätte Roland diese Geschichte niemals geglaubt, und zum anderen würde Blake gar nicht existieren, wenn Roland nicht im Jahr 1941 ein Kind mit Elsa gezeugt hätte.

Blake brachte seinen Vater Roland und die Jungs zu einem kleinen Motorboot. Stiles hatte so eine Ahnung, was passieren würde, also nahm er den besten Platz für sich in Anspruch. Der Soldat, der das motorisierte Schlauchboot steuerte, konnte sich das Lachen nicht verkneifen und begrüßte den freundlichen Rottweiler mit einem Na, du?!

„Der Fahrer wird euch zum Flugzeugträger bringen, von da aus werdet ihr dann alle nach Hause geflogen. Jetzt heißt es Lebewohl, liebe Freunde. Ich habe Roland ja schon gesagt, dass ich ein gutes Angebot der US Navy erhalten habe, die ganzen Geheimnisse auf der Insel aufzuklären. Mein Platz ist vorerst hier. Immerhin habe ich hier einen Großteil meines Lebens verbracht.“

Die Jungs gaben Blake respektvoll die Hand zum Abschied und wünschten ihm alles Gute. Sie konnten immer noch nicht fassen, dass dieser alte Mann Rolands Sohn sein sollte. Immer wieder senkten sie ihre Köpfe, um den Blickkontakt mit Blake zu vermeiden. Roland machte wie immer Nägel mit Köpfen. Er stellte seinem Sohn eine Frage, deren Antwort er längst kannte: „Sehen wir uns noch einmal wieder?“

Blake schüttelte seinen Kopf und schloss für einen kurzen Moment seine Augen. Dann gab er dem Fahrer ein Handzeichen – das Schlauchboot fuhr los. Roland war völlig durcheinander.

Was ist da eben passiert? Vor ein paar Minuten habe ich erfahren, dass ich einen Opa als Sohn habe. Ich bin der Vater eines Kindes. Elsa ist die Mutter. Aber was ist aus ihr geworden? Wieso sehen mich die Jungs so komisch an?

„Ist was?“

„Geht es dir gut, Roland?“, fragte Toby vorsichtig.

„Ja, es geht schon. Ist natürlich harter Tobak. Ich weiß nicht, was ich von der ganzen Sache halten soll. Ich muss das erst mal verdauen. Wenn ihr mir einen Gefallen tun wollt, labert einfach über irgendetwas. Ich brauche Ablenkung.“

Die Jungs waren aber so kaputt und ausgebrannt, dass keiner auch nur ein einziges Wort von sich gab. Wie hypnotisiert starrten sie auf den überdimensionalen Flugzeugträger der US Navy, dem sie sich zügig näherten. Der Fahrer des Schlauchbootes hatte es anscheinend ziemlich eilig. Am Heck des Schiffes wurde eine Laderampe heruntergelassen, die genau auf der Höhe des Wasserspiegels ausgerichtet war. Mit etwas Anschwung fuhr das kleine Gummiboot direkt auf die Rampe in den Laderaum.

Die Jungs und der Hund wurden in ein Quartier mit vier Betten geführt. Kein Mensch stellte ihnen Fragen bezüglich der Unterwasserstation oder der Insel, denn man nahm an, dass die vier zum Personal von Maurice Blake gehörten. Und das hatte man in der letzten Woche bereits ausführlich befragt. Dann, im Quartier, das gerade mal acht Quadratmeter groß war, passierte etwas Neues. Etwas, das die Jungs noch nicht kannten.

„Fällt euch was auf, Leute?“, fragte Toby.

„Du meinst, dass es hier so ruhig ist?“, fragte Julius.

Roland haute sich auf eines der unteren Betten und wollte einfach nur schlafen: „Erzähl schon, Alter. Ich penn eh gleich ein.“

„Ich meine die Situation. Es ist das erste Mal, dass wir in totaler Sicherheit sind, seit wir uns kennen.“

„Stimmt“, meinte Mark. „Nach all dem ganzen Mist, den wir hinter uns haben, kann man nun beruhigt sagen, wir haben es geschafft. Seht mal, Stiles pennt schon, der ist auch geschafft. Und Roland schnarcht, na super.“

Obwohl es taghell war, bevorzugten es die Jungs, die Nachtruhe um ein paar Stunden vorzuziehen. Die Strapazen der letzten Wochen ließen sie ganze zweiundzwanzig Stunden schlafen. Der nächste Tag war von der US Navy bestens organisiert – alle vier wurden in ihre Heimatländer geflogen. Roland und Julius nach Berlin, Toby nach Los Angeles und Mark mit Stiles nach Phoenix im US-Bundesstaat Arizona. Natürlich tauschten sie vorher alle möglichen Kontaktdaten aus. Handy, E-Mail, Facebook, Twitter und Instagram-Accounts wurden genauso ausgetauscht wie die Adressen, und natürlich die Geburtstage. Auf keinen Fall wollte man sich aus den Augen verlieren.

KAPITEL 2 – ALTE FREUNDE, NEUE PLÄNE

Ein ganzer Monat war vergangen. Julius hatte sich bestens in seinem neuen Zuhause bei Roland und dessen Mutter Lisa eingelebt. Sogar ein eigenes Zimmer hatte er bekommen, das praktischerweise genau neben Rolands lag. Lisa stand nach der Scheidung von ihrem Ehemann finanziell gut da. Deswegen war es für sie ein Leichtes, Roland bei seiner Rückkehr einen nagelneuen Land-Rover-Geländewagen zu kaufen, mit dem sie ihren geliebten Sohn einfach nur verwöhnen wollte. Julius bekam von Lisa eine American-Express-Karte überreicht. Eintausend Euro dürfe er im Monat ausgeben, bis er einen Job gefunden habe, meinte sie.

Das übergroße Haus mit Swimmingpool und großem Garten wurde täglich von zwei Bediensteten in Schuss gehalten. Der finanziellen Unabhängigkeit seiner Mutter hatte Roland es zu verdanken, dass er sich von seinem Job in der Rehabilitationsklinik ein halbes Jahr unbezahlt freistellen lassen konnte. Er wollte die nächsten Wochen einfach nur genießen und Julius die schönsten Flecken von Berlin zeigen. Aber vor allem wollte Roland seinem Freund beibringen, wie man als Teenager richtig lebt. Das hatte Julius durch die Jahre auf Blakes Insel längst verlernt. Die beiden verbrachten jede Minute miteinander und genossen das in vollen Zügen. Völlig unbeschwert, und nicht von unerwarteten Gefahren bedroht, kamen sie erschöpft vom Tretbootfahren am späten Nachmittag zurück in ihr Haus.

Als Roland seinen iMac hochfuhr, weil er mit Julius Konzertkarten für die Popgruppen Von wegen Lisbeth und Kraftklub bestellen wollte, meldete sich die App Facetime auf dem Bildschirm. Es war ein Anruf von Toby, dessen Livebild auf dem Monitor zu sehen war. Roland und Julius waren so voller Freude, dass sie Toby gleichzeitig begrüßten.

„Ich freue mich auch, euch zu sehen. Ihr habt euch ja gar nicht verändert – immer noch die gleichen Pappnasen wie früher“, meinte Toby mit einem Grinsen.

„Klar, dass du so eine große Klappe hast, bist ja auch in deinem Amerika in sicherer Entfernung, mein Freund“, konterte Roland.

„Sag mal, Julius, kümmert sich der Roland denn ordentlich um dich?“

„Klar macht er das, ich bekomme etwas Wasser, manchmal auch Brot, und darf im Haus schlafen – zumindest wenn es draußen kalt ist.“

Roland nahm Julius in den Schwitzkasten und biss Julius mit leichtem Druck in sein Genick, sodass dieser kurz aufschrie. Tobys Blick verriet, dass er gleich einen sarkastischen Kommentar ablassen würde: „Na, ihr versteht euch ja blendend. Soll ich lieber später noch mal anrufen?“

„Nein, brauchst du nicht, Toby. Erzähl mal, was treibst du so im sonnigen Los Angeles?“, fragte Roland.

Toby machte es spannend:

„Na ja, wie soll ich sagen? Ich habe hier zwei Typen, die euch auch sehen wollen.“

„Ach ja? Wer denn?“ fragte Julius.

Toby drehte grinsend seinen Monitor ein klein wenig herum, ganz langsam – und dann mit einem Ruck waren Mark und Stiles im Bild zu sehen. Roland und Julius flippten aus. Die Freude war so groß, dass sie aufsprangen und in die Hände klatschten.

„Hey Kleiner, hatte schon ganz vergessen, wie du aussiehst! Lass dich mal drücken – scheiße, geht ja nicht.“

„Toll, euch alle wieder zu sehen. Hat Stiles etwa zugenommen? Hast ihn wahrscheinlich ohne Ende verwöhnt, was, Mark?“, meinte Julius augenzwinkernd.

„Nee, der hat ein ganz normales Gewicht. Ich habe übrigens die Bilder entwickeln lassen. Wir sollten sie uns mal ansehen.“

„Hast du die nicht eingescannt? Dann schick sie doch rüber!“, schlug Roland vor.

„Och nö. Ich würde vorschlagen, ihr kommt rüber, und wir sehen sie uns zusammen an. Ich habe extra im Labor Papierabzüge machen lassen.“

„Weißt du, wie viel das kostet, Alter?“, fragte Julius.

Toby wedelte vor dem Bildschirm mit zwei Umschlägen herum. Dabei strahlte er bis über beide Ohren. Mark zeigte mit seinen Händen auf die geheimnisvollen Papiere, als würde er sie in einem Shoppingkanal anpreisen wollen.

„Nun sagt schon!“, drängelte Roland.

„Es ist eigentlich ganz einfach“, erklärte Toby seelenruhig. „Mark und ich haben die Goldmünzen, die damals in Palästina, also im heutigen Israel, in unseren Reisekoffern steckten, mitgenommen und verkauft. Und mit dieser Kohle laden wir euch ein, liebe Freunde, nach L.A. zu kommen, um einen kleinen Autotrip durch Südamerika zu machen. Mark ist gestern mit Stiles aus Phoenix zu mir geflogen – jetzt seid ihr dran! Und das hier sind die Flugtickets. Ich schicke euch gleich den Link, dann könnt ihr sie ausdrucken.“

Roland und Julius waren von Tobys und Marks Spontanität so überrumpelt, dass sie zunächst nur mit sinnlosem Gestammel reagieren konnten, das Toby aber sofort auf sarkastische Weise unterbrach:

„Äh, ich, wir, öhm – packt eure Zahnbürsten ein und was ihr so braucht und bewegt eure Knackärsche gefälligst auf den entsprechenden Kontinent. Und denkt an eure Reisepässe. Ich gehe jetzt mit Mark und Stiles runter zum Strand. Ende.“

„Da schaltet der einfach ab. Was meinst du dazu, Julius?“

„Ich finde, wir haben wirklich Knackärsche! Nein, jetzt mal im Ernst – ich find die Idee super. Ich brauche nur einen Reisepass, den habe ich nicht. Auf der Insel war so was nicht nötig.“

„Lass uns am besten gleich morgen früh zum Einwohnermeldeamt gehen, wir beantragen für dich einen vorläufigen.“

„Und was machen wir mit den Konzertkarten? Ich hätte die beiden Bands ja gern gesehen.“

„Die Karten buchen wir später. Die Konzerte sind eh erst in drei Monaten, so lange werden wir wohl nicht bleiben. Warte, da kommt der Link per E-Mail. Mal sehen, was der Spaß kostet. Na geht eigentlich, 528,- Euro pro Person, und sogar mit Lufthansa. Das ist ein echtes Angebot. Flugzeit vierzehn Stunden über Frankfurt am Main. Coole Sache!“

„Ist doch egal, wie teuer das ist, wir sind doch eingeladen“, grinste Julius. „Aber ganz schön gerissen von den beiden, die Goldmünzen einfach mitzunehmen.“

Aufgeregt packten die Jungs ihre Koffer. T-Shirts, kurze Hosen, und ein paar kurzärmlige Hemden – mehr brauchten sie ja wahrscheinlich nicht.

Der nächste Tag schien überhaupt nicht vorüber zu gehen. Der Flug ging erst um 18:00 Uhr, aber bereits um 7:00 Uhr wurden die beiden wach, denn die Aufregung war einfach zu groß. Um den Tag schneller vergehen zu lassen, beschlossen die Jungs, in der Berliner Innenstadt ein wenig Geld auszugeben. Julius war bisher mit seiner Kreditkarte überaus sparsam gewesen. Seine monatliche Abrechnung betrug nie mehr als zweihundert Euro, also nur einen Bruchteil von dem, was er ausgeben konnte. Roland überredete ihn, heute mal nicht allzu sehr auf die Preise zu sehen.

Zuerst gingen die beiden in einen Uhren-Shop. Roland wollte schon immer diese eine Armbanduhr haben. Als die Jungs den Laden betraten, fragte Roland gleich den Verkäufer um Hilfe:

„Hallo, ich suche eine Casio-Uhr, die genaue Bezeichnung lautet Mudmuster GWG-1000. Haben Sie die?“

Der Verkäufer öffnete eine Schublade und präsentierte mit einem Lächeln die hochwertige Uhr. Dieser Chronograph entsprach genau Rolands Vorstellungen. Wasserdicht, robust, eingebauter Kompass, Solarbetrieb, Funksignalempfang, Höhenmesser, Barometer, Thermometer und viele Funktionen, die im Outdoorbereich von Nutzen sind. Nachdem Roland den Verkäufer gebeten hatte, die Uhr einzupacken, wurde Julius‘ Blick immer aufgeregter. Roland bemerkte das.

„So wie du schaust, hättest du auch gern so eine Uhr, oder, Julius?“

„Ja, ich finde sie völlig cool. Aber siebenhundert Euro sind ganz schön teuer. Okay, deine Mutter meinte ja, ich darf 1000 Euro im Monat ausgeben. Habe ich noch nie gemacht. Also, ich nehme auch eine.“

„Hm, meinst du, Toby und Mark würden auch Gefallen an dieser Uhr finden? Warte mal kurz, ich gehen mal vor die Tür, um zu telefonieren.“

Während Roland ein Telefongespräch führte, packte der Verkäufer die beiden Uhren ein, und präsentierte die Rechnung. Das Gespräch dauerte nicht lange. Auf jeden Fall förderte es Rolands Laune erheblich.

„Okay, guter Mann, wir nehmen insgesamt vier. Können Sie die einpacken, bitte?“

Auf dem Nachhauseweg erklärte Roland Julius, wie es dazu gekommen war. Er hatte seine Mutter angerufen, die sich gerade in Monaco befand. Roland erklärte, dass er und Julius eingeladen wurden, in die USA zu fliegen, und er als freundliche Geste die Uhren verschenken wollte. Seine Mutter hatte zugestimmt. Und das war auch erforderlich, denn der Betrag wurde immerhin von ihrem Kartenkonto abgebucht, über das Roland und Julius mit Zusatzkarten verfügen konnten – solange es im Rahmen blieb.

Die zwei Jungs legten ihre Uhren gleich an und fuhren mit dem Taxi zum nächstgelegenen Gewässer. Zwei Stunden Tretbootfahren sollten dazu beitragen, den Tag noch schneller vorbei gehen zu lassen. Aus den zwei Stunde wurden schließlich vier. Die beiden liebten das Wasser und die frische Luft, die sanft über die Wasseroberfläche wehte. In den letzten Monaten hatten sie etliche Kilometer auf dem Wasser zurückgelegt.

Endlich war es so weit. Die beiden saßen im Flieger und warteten ungeduldig auf den Abflug. Sie rechneten aus, dass sie gegen acht Uhr am nächsten Morgen in Los Angeles landen würden. Dann wären sie genau vierzehn Stunden unterwegs. Weil die Nacht quasi vor ihnen lag, bestellten sich die beiden ein paar alkoholische Getränke. Insgesamt machten sie sechs Bloody Marys nieder. Das Wodka-Tomatensaft-Gemisch trug dazu bei, die ganze Nacht durchzuschlafen. Gegen 3:00 Uhr morgens wachte Julius auf. Da er Roland hatte überreden können, ihm den Fensterplatz zu überlassen, hatte Julius eine wundervolle Aussicht.

Wie schön und friedlich das hier über den Wolken ist. Als ob ein Meer aus Watte unter uns wäre, das uns zur Not auffängt, falls der Flieger abstürzen sollte. Roland sieht auch so friedlich aus, wenn er schläft.

Er würde mich niemals hängen lassen. Ich kann mich hundertprozentig auf ihn verlassen. Aber auch Toby und Mark würden mich wahrscheinlich nicht fallen lassen. Mein Leben wäre wesentlich schlechter verlaufen, hätten die Jungs mich nicht von dieser gottlosen Insel geholt.

Das Einzige, was mir wirklich Angst macht, ist die berufliche Geschichte. Was fange ich mit meinem Leben an? Rolands Mutter kann mich ja nicht bis zur Rente unterstützen. Ich sollte noch ein wenig schlafen, wir landen ja erst in fünf Stunden.

Bin ich jetzt total durchgeknallt, oder habe ich was mit meinen Augen? Da vorne in der ersten Reihe sitzt doch mein Bruder! Ich muss sofort nachsehen, obwohl ich weiß, dass er es nicht sein kann – Tote können kein Flugzeug benutzen. Das diffuse Nachtlicht hier ist nicht gerade hilfreich. Sein Hinterkopf sieht auf jeden Fall so aus ...

Julius näherte sich langsam dem unbekannten Jungen und legte seine Hand auf dessen Schulter. Dieser drehte sich unverzüglich um und stach mit einem großen Fleischermesser zu.

„Hallo, mein geliebter Bruder, damit hast du wohl nicht gerechnet?! Zehn Worte.“

Ich kann mich nicht bewegen – auch nicht sprechen, bin wie gelähmt. Wie er mich ansieht, diese weit aufgerissenen Augen und das diabolische Lächeln. Diese Schmerzen! Wieso hilft mir denn keiner von den Fluggästen? Sieht denn niemand, dass er mir ein Messer in den Bauch sticht? Das Blut läuft an seiner Hand herunter. Oh mein Gott, er zieht die Klinge heraus, indem er das Messer nach unten drückt.

„Soll ich jetzt meinen Finger in deine klaffende Wunde stecken? Zehn Worte. Gut, ich steck ihn jetzt rein – ist das deine Leber? Zehn Worte.“

Roland wurde durch das Gemurmel von Julius wach und schlug ihm leicht ins Gesicht.

„Sorry, Alter, du hattest wohl einen Albtraum. Du bist auch völlig durchgeschwitzt.“

„Danke fürs Wecken. Das war echt unheimlich.“

„Schlaf einfach weiter, der Flug dauert noch ewig.“

Ich bekomme doch jetzt kein Auge mehr zu. Das war so real. Merkwürdig, ich fühle genau in der Bauchgegend einen abklingenden Schmerz, genau da, wo Milan mit seinem Messer zugestochen hat. Wahrscheinlich nur Einbildung.

KAPITEL 3 – MEERESLUFT

Als die Maschine pünktlich um 08:00 Uhr in Los Angeles landete und die Jungs aus dem Flugzeug stiegen, wurden sie von einem sonnigen Tag und einem prächtig blauen wolkenlosen Himmel begrüßt.

„Ach Julius, ist das ein geiles Klima. Da kann man gar keine schlechte Laune haben. Und diese Luft. Ich bin zwar zum ersten Mal hier, aber ich liebe es jetzt schon.“

„Du hast recht. Die ganze Atmosphäre ist weit und großräumig. So viel Fläche, so viel Platz. Also im Gegensatz zu Berlin fühle ich mich hier nicht ganz so eingeengt. Ich würde sagen, mehr Ellbogenfreiheit.“

Die Gepäckausgabe ging relativ zügig vonstatten. Für jeweils einen Koffer und einen Rucksack konnten die beiden auf einen Gepäckträger verzichten.

Kurz vor dem Ausgang liefen ihnen schon Toby, Mark und Stiles, der wie wild an der Leine zog, entgegen. Als sie Blickkontakt aufnahmen, wollten sie sich eigentlich ganz cool ansehen. Aber die Freude der fünf war so groß, dass das überhaupt nicht funktionierte. Mit einem breiten Grinsen fielen sie sich in die Arme und drückten sich ausgiebig zur Begrüßung. Stiles bellte und sprang abwechselnd an jedem Rudelmitglied hoch, um maximale Zuneigung zu präsentieren. Toby hielt eine kurze Rede: „Was soll ich sagen? Willkommen im Land der tausend Möglichkeiten. Ich freue mich total, euch wiederzusehen. Wie war der Flug?“

„Eigentlich ganz gut. Bis auf den Albtraum von Julius ist nichts Spektakuläres passiert. Ich musste ihn aufwecken.“

„Was hast du denn für einen Albtraum gehabt, Julius?“, fragte Mark neugierig.

„Ach, das erzähle ich später, in einer ruhigen Minute. Aber jetzt zu euch, was habt ihr mit uns geplant?“

„Na ja, wir fahren mit dem Auto durch Südamerika. Erster Stopp ist in Peru, dort zelten wir am Mayantuyacu-Fluss. Der ist so heiß, dass sein Wasser ständig kocht. Voll interessant. Aber da müssen wir ja erst mal hinkommen, und mit dem Auto wäre das zu weit, oder, Mark?“

„Ganz genau, das wäre zu weit.“

„Jetzt sagt endlich, was läuft, Mann!“, drängelte Roland.

„Ist ja gut“, beruhigte Toby. „Immer noch der alte ungeduldige Hitzkopf. Wir fahren jetzt zum Hafen San Pedro. Von dort aus geht es dann mit einem Schiff nach Peru – genauer gesagt, ist unser Reiseziel zunächst die schöne Stadt Callao, das ist auch der Endpunkt unserer kleinen Schifffahrt.“

„Und auf diesem Schiff werden wir eine ganze Woche nichts tun. Außer natürlich in der Sonne liegen, ein paar Cocktails schlürfen, und faulenzen“, erklärte Mark stolz.

„Sagt mal, Jungs, wie viel habt ihr denn für eure beiden Goldmünzen bekommen?“, wollte Julius wissen. „Diese Reise hat doch bestimmt ein Vermögen gekostet?“

„Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern. Du vielleicht, Toby?“

„Nee, ich auch nicht. Es waren aber keine zwei Münzen, sondern drei. Die aus Rolands Koffer hatte ich zur Sicherheit an mich genommen. Und die Münze, die in Julius’ Koffer war, brauchten wir ja, um uns in Israel was zu essen zu kaufen.“

„Ihr seid echt so was von gerissen! Aber es gefällt mir“, sagte Roland, während er mit dem Kopf nickte und seine Augen leicht zukniff.

Die Stimmung war großartig, wurde aber noch gesteigert, als Toby auf dem Flughafenparkplatz den Wagen präsentierte, mit dem die fünf durch Wald und Wiese fahren sollten. Ganz besonders bei Roland verursachte der Anblick Glücksgefühle.

„Alter, ich glaube, mir fällt ein Ei aus der Hose. Das ist doch der neue Jeep Wrangler Unlimited Sahara! Wie geil ist das denn?! Ich fahre ja seit Kurzem einen Landrover, aber Jeep ist genauso endlos geil. Ich liebe Geländewagen, die halten wenigstens was aus. Ach, da fällt mir ein, ich habe was für euch, Toby und Mark.“

Roland kramte in seinem Koffer herum und übergab den beiden stolz eine kleine Schachtel, die schon beim ersten Hinsehen einen hochwertigen Eindruck machte. Mit einem strahlenden Lächeln übergab er die Geschenke an seine Freunde. Statt einem Bitteschön gab es den für Roland typischen Hinweis

„Jetzt macht die Teile doch endlich auf!“

„Geil, eine Uhr, und dazu noch eine richtig gute“, staunte Toby.

Auch Mark war von dem Chronometer hellauf begeistert. „Ich lieb‘ sie! Ihr habt die auch, oder?“

„Ja, Roland hat gleich vier Stück für uns alle gekauft“, erklärte Julius.

Aus Dankbarkeit umarmten Toby und Mark ihren Gönner und drückten ihn kräftig. Seltsamerweise genoss Roland die Art der Dankbarkeit. Es gab schließlich Zeiten, in denen er lieber auf körperlichen Kontakt verzichtet hatte. Das lag ganz einfach daran, dass Roland aufgrund seiner Bi-Sexualität vielleicht mehr für seine Freunde empfinden könnte, wenn es um körperliche Nähe ging. Das wollte er auf jeden Fall vermeiden.

„Ist irgendwie voll das Markenzeichen, alle die gleichen Uhren“, freute sich Toby.

„Na ja, wir sind eben eine richtige Bande. Wir brauchen noch einen Schlachtruf oder so was“, schlug Julius begeistert vor.

„Es reicht doch schon, wenn wir Blackfin Boys heißen. Allein das finde ich schon etwas merkwürdig. Und jetzt noch ein Schlachtruf?“

„War ja nur eine Idee, Roland. Immerhin bin ich stolz, dass mir der Name eingefallen ist. Was ist denn, Mark, guckst du Löcher in die Luft?“

„Nee, mir ist gerade nur ein cooler Schlachtruf eingefallen.“

Roland blickte gequält in den Himmel:

„Oh Gott, bitte nicht!“

„Ich sag es trotzdem: ‚Unser Zusammenhalt macht uns gefährlich.‘ Das ist doch voll geil, und irgendwie passt es auch. Ich meine, wir sind ja nicht gerade die Unschuld vom Lande.“

„Also mir gefällt es“, meinte Toby. „Aber labern wir nicht lange herum, im Hafen wartet unser Schiff. Also schmeißt eure Koffer in den Kofferraum und setzt euch in den Wagen.“

Geradezu besoffen vor Freude und Zufriedenheit stiegen die Jungs in Tobys Jeep. Stiles legte sich im hinteren Teil des geräumigen Geländewagens hin und betrachtete neugierig die Umgebung durch das Seitenfenster. Während der Fahrt zum Hafen San Pedro beschäftigte Roland eine wichtige Frage.

„Wie kommt es, dass der Hund mit an Bord darf? Das ist doch eigentlich unüblich.“

Toby holte tief Luft und ging für ein paar Sekunden konzentriert in sich, bevor er antwortete:

„Also, normalerweise fährt ein anderes Schiff diese Route. Da dieses aber technische Probleme hat, die wohl nicht so schnell gelöst werden können, tritt die AIDA quasi als Vertretung ein, und zwar für ganze sechs Wochen.“

„Und jetzt kommt das Besondere“, fuhr Mark fort. „Das Schiff fährt von Los Angeles ohne Stopp nach Callao, also Peru. Wir sind dann genau zehn Tage, acht Stunden, plus zwei Stunden, die für das Manövrieren eingeplant werden, unterwegs. Außerdem sind auf der AIDAzurro Hunde erlaubt, sofern sie angeleint sind. Und Toby, jetzt wieder du.“

„Die Rückfahrt dauert siebzehn bis einundzwanzig Tage. Auf dieser Route sind mehrere Zwischenstopps geplant, bei denen die Passagiere an Land gehen dürfen. Aus diesem Grund fliegen wir von Peru zurück nach L. A., haste verstanden, Roland?“

„Zu viel Text, Alter. Aber das Wesentliche habe ich gecheckt.“

„Also ich finde es total toll, mit euch zusammen zu sein, ohne dass man ums Überleben kämpfen muss. So richtig entspannend“, freute sich Julius.

Mark warf Julius einen zweifelhaften Blick zu: „Wie ein Kompliment hört sich das gerade nicht an. Aber ich weiß, was du meinst.“

„So Jungs, da vorne ist sie. Die AIDAzzurro. Ein ganz neues Schiff der absoluten Extraklasse. Für euch nur das Beste. Und wisst ihr, wer diesen riesigen Dampfer getauft hat? Mark, du bist ruhig!“

„Nein, wissen wir nicht“, sagte Roland gelangweilt. „Und ich schätze, keiner kann verhindern, dass du uns die Story erzählen wirst.“

„Hab dich auch lieb, Roland. Adriano Celentano hat das Schiff getauft, weil sein Song Azzurro der Namensgeber für das Schiff war. Und nimmt man das letzte A