Blacks Blood - Stella Freewater - E-Book

Blacks Blood E-Book

Stella Freewater

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Beschreibung

"Alle bis auf den Letzten!" Schwor er, während er in ihre sterbenden Augen sah. " Ich werde sie mir alle holen, Mutter. Jeden einzelnen von ihnen. Einen nach dem anderen, solange bis ihre Blutlinie ausgelöscht ist. Ich werde sie suchen und töten. Sie werden bezahlen, für das, was sie Euch angetan haben." Die Frau, die er liebt, steht seinem vor Jahrhunderten gegebenen Schwur, die Blutlinie des Vampirjägers auszulöschen, im Weg. Sie ist die letzte Jägerin. Die 18-jährige Geschichtsstudentin Victoria, lebt seit dem Tod ihrer Eltern, bei ihrem Großvater in London und arbeitet nebenbei im Museum. Als sie dort den Charismatischen Aiden begegnet, trifft es beide wie ein Blitz. Sie ahnen nicht, dass ihre Leben, durch Blut und Schmerz miteinander verbunden sind. Als die junge Frau entdeckt, was ihre Bestimmung ist, weiß sie nicht, ob sie bereit ist, dieser zu folgen. Grenzenloser Hass und gnadenloser Blutdurst. Zwei Seelen am Rande eines Abgrundes, von dem es kein entkommen gibt. Eine Vendetta, die Leid und Tod über Generationen brachte und eine junge Frau, die sich ihrer Bestimmung stellen muss. Der erste Band einer dreiteiligen Buchreihe, die den Leser mit nimmt, auf eine epische Reise, durch die blutige Geschichte einer jungen Frau und dem mächtigsten Vampir der Welt. Auf den Spuren seines Blutes wächst eine Liebe, die nicht sein darf. Wird diese Liebe die Dämonen der Vergangenheit besiegen oder wird es beide mit in den Abgrund reißen?

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Stella Freewater

Blacks Blood

Band 1,

Stella Freewater

Blacks Blood

Der Schwur

Roman

Impressum

Texte: © 2020 Copyright by N. Frantz

Umschlag:© 2020 Copyright by Florin Sayer-Gabor, www.100covers4you.com

Verantwortlich www.100covers4you.com

für den Inhalt:N. Frantz

Auf dem Greite 22

37081 Göttingen

[email protected]

Druck:epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin

Prolog

Bran/ Rumänien,1477

Wie ein Sturm aus Verzweiflung, hallten ihre Schreie im Burghof von den kalten Mauern wider, in dem er, in der gleißenden Sonne stehend, gerade vom Pferd gestiegen war. Seinen langmähnigen Rappen, los lassend, riss er erschrocken den Kopf rum und hechtete, immer mehrere Stufen auf einmal nehmend, die Freitreppe der Festung rauf. Der Schrei drang in seinen Kopf ein und breitete sich dort aus. Wuchs wie ein heran nahender Orkan, an und wurde nur langsam zur Gewissheit, dass er verlieren würde, woran sein Herz so unendlich hing. Die Furcht, die nun von ihm Besitz ergriff, hatte er nie gekannt, denn es gab nichts, wovor er sich hätte fürchten müssen. Als SEIN Sohn, war er es, der Furcht verbreitete. Doch das änderte sich in diesem einen Moment, seines unsterblichen Lebens. So rannte der junge Woiwoden Prinz, durch die kalten Gänge der Festung, die er sein Zuhause nannte. Sein Vater, Fürst und Prinz des Landes, war vor Wochen in die Schlacht gezogen. Ihn, den ältesten Sohn hatte er, mit der Verantwortung eines Erwachsenen, einigen vom Gesindel und ihr zurückgelassen.Wie sehr hätte der junge Prinz der Walachei, den Vater nun an seiner Seite gebraucht. Sein junges Herz zog sich immer schmerzhafter zusammen, je näher er dem Gemach der geliebten Mutter kam. Mit jedem Schritt, den er tat, wurden ihre Schreie leiser und schwächer, worauf hin er erfolglos versuchte an Tempo zuzulegen. Seine Furcht bremste ihn jedoch, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. Tief in seinem innerem wollte er nicht dort ankommen. Wollte nichts sehen, von dem Leid, das er in ihrer Stimme hörten, konnte.

Die Männer, die der Vater ihnen zum Schutz dagelassen hatte, würden ihmauch nicht helfen können, das wusste er, noch bevor er die Tür aufriss.

Dass es schrecklich sein würde hatte er geahnt, doch was er dann sah ließ sein Herz zusammenschrumpfen, zu einem pulsierendem Klumpen aus Schmerz und blankem Entsetzen. Dann konnte er, wie durch einen dichten Nebel, hören, wie jemand grauenvoll schrie. Der Ton schwoll an, wurde stetig lauter und lauter, bis er seinen Verstand völlig umhüllte wie eine Wolke aus Furcht. Als er schließlich auf seine Knie fiel, ihren Kopf vorsichtig anhob und sie ihm zuflüsterte

"Nicht doch mein Sohn." erkannte er, dass es seine eigene Stimme gewesen war, die er schreien gehört hatte.

Zitternd starrte er auf den armdicken Holzpflock, der in ihrer schmalen Brust steckte. Das seidene Kleid war über und über besudelt von ihrem Blut gewesen. Sie hatte versucht, ihm mit einem schmerzerfüllten Lächeln zu sagen, dass es nicht so schlimm sei, doch der Anblick ihres geschändeten Körpers, hatte sie Lügen gestraft. Das Stück Holz hatte verheerenden Schaden angerichtet. Es war direkt unterhalb der sanften Erhebung ihrer Brüste in ihren zierlichen Körper eingedrungen und war an ihrem Rücken wieder herausgetreten. So war sie regelrecht festgenagelt worden. Ihr schönes Gesicht war trotz des missglückten Lächelns, das ihre ebenfalls blutverschmierten Lippen umspielte, Schmerz verzerrt. Die dunkelgrünen, von dichten Wimpern umrandeten Augen lagen tränen schwer in den Höhlen und sahen voller Mitleid zu ihm hoch. Es schnürte ihm die Kehle zu sie so zu sehen und tief in seinem innerem konnte er spüren wie ein Teil seiner selbst erstarb. 16 Jahre lang hatten ihre Augen voller Liebe auf ihm geruht und jeder Moment davon war pures Glück für ihn gewesen, doch dieses Glück endete an diesem Tag im November 1477, abrupt.

„Alle bis auf den Letzten!“

Schwor er, während er in ihre sterbenden Augen sah.

“Ich werde sie mir alle holen, Mutter. Jeden einzelnen von ihnen. Einen nach dem anderen, solange bis ihre Blutlinie ausgelöscht ist. Ich werde sie suchen und töten. Sie werden bezahlen, für das, was sie Euch angetan haben.“

Abermals versuchte sie zu lächeln, doch ihre Kraft schwand, mit jedem Wort aus seinem Mund. Ein letztes Mal noch strich sie, über sein Gesicht, das sie so sehr liebte und von dem sie wusste, dass sie es zum letzten Mal sah.

Angst vor dem Tod hatte sie jedoch keine, er war ihr in ihrem Leben so oft begegnet, dass er ihr wie ein Freund vorkam.

Kapitel 1

Florenz 2002

Amliebsten hätte er ihm eine gehörige Lektion erteilt und ihn das ganze Wochenende in der kaltenZelle gelassen, aber das hätte einen schlechten Eindruck hinterlassen. Man kannte sie hier zu gut. DerName ihrer Familie war fest mit dieser Stadt verbunden und die ständigen Eskapaden seines Bruders fachten nur unnötig das Gerede an. Wieder einmal hatte Mhineaes geschafft, die Aufmerksamkeitauf ihre Familiezu ziehen und ersah ihm nur zu deutlich an, dass er ahnte, was auf ihn zukam.

Als sie auf dem Weg nach Hause waren, sprachen sie kein einziges Wort miteinander, doch Mhineawusste, es warnur die Ruhe vor dem Sturm.

Die lodernden Flammen, des mannshohen Kamins, ließen seine markanten Gesichtszüge noch deutlicher hervortreten. Der Ärger stand ihm allzu deutlich ins Gesicht geschrieben. Eigentlich legte er großen Wert darauf, dass seine äußere Erscheinung stets makellos war, doch angesichts des erneuten Anfalls der Idiotie, von seitens Mhineas, war ihm das an diesem Abend unmöglich. Entgegen seiner Gewohnheiten, öffnete er wütend, die ersten drei Knöpfe seines schneeweißen Hemdes, schleuderte die seidene Krawatte achtlos auf den Ledersessel und fuhr sich immer wieder, mit den Händen durch das sonst so sorgfältig frisierte Haar. Das Brandyglas in der rechten Hand, auf dessen Ringfinger der Siegelring seines Vaters steckte, hatte er seinem Bruder den breiten Rücken zugewandt und die azurblauen Augen genervt geschlossen. Es war nicht das erste Gespräch dieser Art, das er führen musste und er hasste es jedes Mal, aber er wusste, dass er in der Pflicht war Mhinea, wie schon so oft, die Regeln zu erklären, da dieser sie, offensichtlich, immer noch nicht verstand oder eben, was er für wahrscheinlicher hielt, nicht verstehen wollte. Wieder und wieder hatte er erfolglos versucht, Mhinea seinen Standpunkt zu erklären und eigentlich wusste der sehr wohl, dass er im Unrecht war, doch er konnte, oder wollte einfach nicht aus seiner Haut und sich anpassen. Schon als sie noch Kinder waren, war es immer er gewesen, der Mhinea zur Vernunft hatte bringen müssen. Als ihr Vater noch gelebt hatte, war es einfacher gewesen. Einzig Vaters Zorn, hatte der Bruder stets gefürchtet, wie die Hölle selbst, fuhr es ihm kurz durch den Kopf. Doch nach dessen Tod, war es schier unmöglich gewesen, ihn im Zaum zu halten. Er war ein wildes Kind gewesen und so hatte er ihm einiges nachgesehen, doch irgendwann waren sie eben keine Kinder mehr und Mhineas Dummheiten hatten trotzdem nicht aufgehört, lediglich die Art der Dummheiten hatte sich verändert. Wenn er darüber nachdachte, wusste er genau, wann es angefangen hatte. Es war Mhineas fünfzehnter Geburtstag gewesen, an dem er die Mädchen des Dorfes für sich entdeckt hatte. Diese Mädchen waren fasziniert von ihm gewesen und Mhiena hatte von Anfang an gewusst, wie er den jungen und unerfahrenen Dingern, den Kopf verdrehen konnte. Er war wie ein verbotenes Abenteuer für sie, aufregend und geheimnisvoll. Es hatte nicht lange gedauert und er war im ganzen Dorf als Weiberheld und Herzensbrecher bekannt. Er hatte ihn immer wieder gewarnt sich etwas zurückzuhalten und Mhinea hatte es tatsächlich versucht, aber seine Bemühungen waren nie von langer Dauer gewesen. Er rebellierte nun mal gern gegen jegliche Regeln. Sich anpassen und dafür sorgen, dass man die Aufmerksamkeit nicht auf sich zog, das lag ihm einfach nicht. Jedes Mal, wenn er sich durch seine Lebensweise in Schwierigkeiten gebracht hatte und das war mindesten einmal im Monat der Fall, war es an ihm, so wie heute, ihn wieder raus zu hauen.

“ Ich habe wirklich nicht die geringste Lust, dich erneut ins Gebet zu nehmen, aber du lässt mir keine Wahl. Du sagtest, ich soll dir vertrauen. Wie kann ich das, wenn du jedes Malin einer Zelle landest? Wie kann ich dich überhauptnoch allein lassen? Du bist doch alt genug, oder etwa nicht? Ich meine, was denkst du wie es weiter gehen soll? Erwartest du ernsthaft, dass ich das so weiter laufen lasse? Warum denkst du nur, es ist erstrebenswert so zu leben? Was zum Teufel hat dich diesmal geritten? Wie konntest du dich ausgerechnet mit dem Sohn des Bürgermeisters anlegen?Der Tag wird kommen, wo nicht mal ich dir helfen kann, was ist dann Mhinea?"sagte er und bemerkte, dass seine Stimme dabei weniger streng klang, als er angestrebt hatte.

Mhinea stand da, sah durch das Fenster runter in den gepflegten Garten. Der Regen prasselte gegen die Scheiben, wie dieWorte gegen seinen Rückenund die alten Tannen unter ihm neigten sich zur Seite, als wollten sie ihm aufmunterndzunicken. Er war so müde.

“Beim nächstenMal werde ich dir nicht den Hintern retten, du wirst sehen, wo dein Verhalten dich hinbringt? Ich dachte, das hatten wir schon mal. Hast du es den vergessen?" beschwerte er sich weiter, dochMhineasagte nichts, ließ die Schimpftiradeauf sich nieder regnen.

„Bevor du versuchst dich zu rechtfertigen, die Tatsache, dass dudeineGelüste nicht unter Kontrolle hast, wird mir langsam zu Bund. Warum muss ich dich jedesmal aus Situationenholen,in die du gar nichtgeraten würdest, wenn du deine Triebe in den Griff kriegen würdest?“ Dieses Mal hatte seine Stimme die nötige Strenge und er stemmte zufrieden die Händein die Hüften.

„Ich weiß, dass es für dich schwer zu verstehen ist, weil es nicht in deine Weltansicht passt. Ich habe einen Fehler gemacht, na und?"Sagte Mhiena endlich, doch er sah ihnnoch immer nicht an. Er konnte es sich nicht verkneifen, verächtlich zu schnaufen, aber auch das brachte Mhinea nicht wirklich aus der Fassung. Warum nur war sein Bruder so verdammt stur?

„Na und? Was glaubst du den wie wir jetzt wieder da stehen, die halbe Stadt hat gesehen wie man dich in Handschellen abgeführt hat.“ sagte er und war sich nicht sicher, ob er Mhineas Antwort daraufwirklich hören wollte.

“Was die Leute sagen interessiert mich nicht im Geringsten, die sollen vor ihrer eigenen Tür kehren. Abgesehen davon, warum mischt der dämliche Trottel sich auch ein? Ich habe seine Schwester schließlich nicht gezwungen in mein Bett zu springen. Das hat sie sehr wohl freiwillig getan und ich ging davon aus, dass sie mit immerhin 23 Jahren, alt genug ist sich ihre Bettgenossen selbst zu wählen." Antwortete derwohlwissend, dass eine solcheAntwort seinenZorn noch verstärken würde.

“Misere mei - erbarme dich meiner! Ich kann und will einfach nicht verstehen, wie jemand von deiner Intelligenz dermaßen stur und verbohrt sein kann. In Ordnung, es ist dir also egal was die Leute über unsere Familie sagen, wenn du es schon nicht für dich tust, dann tu wenigstens mir den Gefallen und versuch in Zukunft weniger Ärger zu machen. Die Tochter des Bürgermeisters wäre an sich nicht das Problem gewesen, wenn da nicht ihr Bruder gewesen wäre, dem du in aller Öffentlichkeit die Nase und den Kiefer gebrochen hast, aber deine anderen Kontakte, die werde ich nicht länger dulden, denn sie bringen auch mich in Verruf.Halte dich von diesen Herunter gekommenen Idioten fern die du Freunde schimpfst und lass deine Finger endlich von diesen Drecksnutten, den mir, ist es, nicht egal was diese Stadt von uns denkt. Deine Eskapaden fallen auf mich zurück, also werd um Himmels willen endlich erwachsen. Könntest du es wenigstens versuchen Mhinea? “ Zischte der.

"Ich wollte nur etwas Spaß haben. Soll ich für den Rest meines Lebens hinter diesen Mauern verrotten? Ist es das, was du willst? Willst du das ich mich in diesem alten Gemäuer verkrieche und nie wieder vor die Tür gehe und keinerlei Kontakte mehr zu anderen Menschen habe, so wie du es seit Jahren tust?" sagte er und bereute seine scharfen Worte gegen seinen Bruder sofort.

"So, du willst also wissen, was ich von dir erwarte? Nun gut, ich werde es dir erklären, lieber Bruder. Ich erwarte, dass du dich deiner Herkunft entsprechend benimmst, unserem Namen den gebührenden Respekt erweist. Du treibst dich Tag und Nacht mit diesem Pack herum. Sag mir, glaubst du sie wissen was Loyalität bedeutet? Wie kannst du so etwas auch nur ansatzweise glauben? Junkies, Nutten, Dealer, die ziehen dich in ihren Dreck und irgendwann landest du da wo sie jetzt sind, in der GosseMhinea, verstehst du das? Sie sind nicht wie wir, sie verstehen unsere Welt nicht. Das sind kaputte Existenzen, die sind niemals Freunde. Sie ruinieren deinen guten Namen, alles, was wir uns in dieser Stadt aufgebaut haben, das kann und darf dir nicht egal sein. Antworte mir, was gedenkst du also zu tun? Muss ich dich wirklich zurückschicken? Ich glaube nicht das du dazu Lust hast, also solltest du deine Ausflügemit diesem Gesindel in Zukunft lassen. Denn ich habe nicht länger vor es zu dulden" sagte er und sah wie Mhineadie Augen verdrehte.

Von seinem Bruder mal wieder missverstanden, verließ Mhinea ohne ein weiteres Wort den Raum. Ohne auf dessen Vorwürfeeinzugehen oder ihm gar zu antworten. Er wusste, dass es zwecklos war ihm zu Wiedersprechen, also ließ er es direkt bleiben. Er kannte die Einstellung seines Bruders nur zu gut. Seine Art zu Leben war für denein Gräuel, die wilden Partynächte, Alkohol, Sex und all die anderen Dinge, die er tat, wollten ihm nicht in den Kopf. Aiden würde sich nie ändernund sie würden nie aufhören zu streiten.

“ Ja Lauf nur davon! So wie du es immer tust! Ich habe nichts anderes von dir erwartet!„

Hörte er ihm noch hinter sich herrufen, als er die Stufen der großen Treppe hochging.

***

Das war nicht das erste Mal das Mhineaeinfachgegangen war, wenn sie sich so stritten. Sobald er bemerkte, dass er keine Argumentemehr hatte,ohne seinen älteren Bruder gegenüber respektloszu werden, zu müssen, zog er es vor zu gehen.

Wütend nahm er sich einen zweiten Brandy und wählte Isa's Nummer. Dass er seine Probleme damit noch um einiges verschlimmern würden, ahnte er nicht.

Als Mhinea am nächsten Morgen herunterkam und den großen Speisesaal betrat, saß er bereits am Tisch und war in die Tageszeitung vertieft.

"Guten morgen", sagteMhinea vorsichtig, sicher,der Bruder würde erneut dazu übergehen, ihm die Leviten zu lesen.

"Guten Morgen" die knappe Antwort

Ersah kurz von seiner Zeitung auf und sah, dass Mhinea dem Hausmädchen, das ihm gerade Tee eingoss, in derHinternkniff, worauf hin das Mädchenrot anlief und mit einem leisen Aufschrei hastig den Raum verließ.

"Lass doch bitte das Personal in Ruhe. Lucyist gerademal eine Woche hier und du kannst schon wieder nicht deine Hände bei dir behalten. Du weißt, ich mag es nicht, wenn du dem Personal nachstellst."

"Verzeih, aber als ich sie gestern Nachtin der Küche besuchte, kam sie mir gar nichtschüchtern vor.“ grinste Mhinea, dem Mädchen grinsend hinterherschauend.

"Wie auch immer“, sagte er, während er die Zeitung sorgsam zusammen faltete und neben sich auf den Tisch legte.

„Ich habe keine Lust mehr, mit dir zu streiten. Das bringt ja doch nichts. Du hast recht, ich verstehe deine Art zu leben nicht, aber ichverstehe, dass du etwas anderes brauchst alsich. Ich fühle mich hier wohl, gehe gerne auf die Jagd und ich mag die Einsamkeit, die diese alten Gemäuer mit sich bringen. Ich schätze diese Stadt und die Stadt schätzt mich-uns Mhinea. Aber darum geht es gerade nicht. Ich habe gestern Abend noch lange nachgedacht und habe einen Entschluss gefasst. Ich habe zu viel von dir verlangt, das sehe ich nun ein und möchte mich bei dir entschuldigen. Es geht nicht darum das ich dir verbieten will Spaßzu haben, ich mache mir eben Sorgen Mhineaich bin dein Bruder und als solche habe ich die Verantwortung, so sehe ich das. Ja, du bist kein Junge mehr, aber nimm es mir nicht übel, dass ich versuche Ärger von dir fernzuhalten, ich kann eben nicht aus meiner Haut. Ich bin streng, ja das weiß ich, aber dasmuss nicht bedeuten, dass ich das Recht habe deine Bedürfnisse außer Acht zu lassen.“ sagte er und dieses Malhatte er bewusst die Härte aus der Stimme genommen.

"Nicht doch Bruder. Du musstdichnicht bei mir entschuldigen." sagte Mhinea, der auf einmal einen bitteren Nachgeschmack auf der Zunge hatte.

"Nein, nein. Es ist schon okay.“ winkte sein Bruderab, "Ich verstehe durchaus, du bist jung und willst Spaß haben. Dagegen ist nichts einzuwenden. Versteh mich nicht falsch, ich mag deine Art von Freunden immer noch nicht, das werde ich nie tun, aber solange du dich hin und wieder auch auf deine Pflichten konzentrierst und mir versprichst, dass ich dich nicht schon nächste Woche wieder aus dem Gefängnisholen muss, werdeich versuchen weniger streng zu sein. Und ich gehe sogar noch etwas weiter, lieber Bruder, den ich habewie gesagt lange überlegt, was ich tun könnte, damit sich die Situationzwischen uns beiden etwas entspannt. Du magst es doch zu reisen, oder?Nun, ich finde, das ist eine fantastische Idee. Ich war so viele Jahre hier eingesperrt, dass ich fast vergessen habe, dass wir auch mal Spaß miteinander hatten. Lass uns wie früher zusammen verreisen, was hältstdu davon? London?" Sagte er und sah Mhineaan.

Demverschlug es beinahe die Sprache

"Ist das dein Ernst? Du willst mit mir nach London?" Sagte er erstaunt und sah ihn aus ungläubigen Augen an.

"Aber ja doch.Ich würde mich da um einige Dinge kümmern, die ich vielzu langevernachlässigt habe und du könntestdeinen Spaß haben." sagte er, machte eine fahrige Handbewegung, legte den Kopf etwas zur Seite und zog kurz eine Augenbraue hoch. Herausfordernd, so kam es Mhineavor, sah er ihn lächelnd an.

"Wo ist der Haken?" wollte er wissen.

"Es gibt keinen. Nur einige Regeln, aber keine Angst, nichts Schlimmes. Ich möchte lediglich, dass du die Finger von Drogen lässt, das ist wohl verständlich nach deinem letzten Ausrutscher." Sagte er und Bilder, die er lieber vergessen hätte, huschten kurz, als flüchtige Phantome, an seinem inneren Auge vorbei.

"Eh... nein, ich meine ja, das ist verständlich. Ich schwöre, ich werde dir keine Sorgen mehr machen. Solange waren wir nicht mehr zusammen auf Reisen. Du glaubst nicht wie sehr mich deine Worte freuen. Du wirst sehen, wir werden beide Spaß haben." Sagte Mhinea und strahlte ihn an.

"Das hoffe ich sehr", sagte er, auch wenn er eigentlichnicht vorgehabt hatte, Spaß zu haben. Er tat es Mhinea zuliebe und weil Isaihm dazu geraten hatte. Dass diese Entscheidung ihrer beiden Leben völlig verändern würde, ahnte erzu diesem Zeitpunkt natürlich nicht. Wie sollte er auch?

Kapitel 2

Der Parkplatz war, wie jeden Morgen brechen voll und Vicky war froh das sie nicht, wie alle anderen Studenten, an dem all morgendlichem Krieg um die Parkplätze teilnehmen musste. Ihr Fahrrad abschließend, nahm sie ihren Rucksack aus dem Fahrradkorb und sah sich um, als Charlie, ihr Rad neben sich herschiebend, auf sie zu gelaufen kam.

"Na? Du hast wohl verschlafen? Sehr gut, dann bin ich heute mal, nicht die einzige die zu Spät zur Vorlesung kommt." sagte sie und stellte Ihr Rad, neben das von Vicky.

"Na toll. Ich hasse es zu spät zu sein, aber mein blöder Wecker wollte heute Morgen einfach nicht klingeln. Hätte Senair mich nicht angerufen und geweckt würde ich immer noch schlafen." sagte die genervt.

"Ach, ist doch keine große Sache, jedenfalls nicht für Dich. Ich meine Du bist immer pünktlich, einmal ist nicht so schlimm. Bei mir ist das was anderes, von mir erwartet man das ich zu spät komme. Alles andere wäre merkwürdig, ich habe einen Ruf zu verlieren." scherzte Charlie und ging neben Vicky her auf den Eingang zu. Alle drängten in dieselbe Richtung und die beiden Freundinnen hatten Mühe nicht umgerannt zu werden.

"Man sag mal, sind wir unsichtbar, oder was? Wenn wir nicht ausweichen rennen die einen einfach über den Haufen. Nicht einer dieser Idioten würde auf die Idee kommen auszuweichen." schimpfte Vicky, wie zur Bestätigung ihrer Worte, wurde Sie von einer etwas molligen, brünetten, heftig zur Seite gestoßen.

"Pass doch auf! Hast Du keine Augen im Kopf? "Rief sie ihr empört nach.Das Mädchen drehte sich nicht mal um, schnauzte stattdessenCharlie mit den Worten: “blöde Kuh!“anund rannte weiter.

"So eine dämliche Ziege", staunte Vicky und schüttelte ihren roten Lockenkopf.

"Die erwische ich nach her in der Mensa, warte ab." versprachCharlie und wich geschickt, wie eine Tänzerin, einem breitschultrigem Typen aus, der offensichtlich zum Football Team gehörte und mitten in der großen Tür des Backsteingebäudes stand.

"Mensch Junge, geh doch zur Seite!" fuhr Charlie ihn unhöflich an und Vicky bemerkte das die Freundin, wie immer, mit einem solchen Verhalten davon kam ohne das sich jemand darüber beklagte. Man machte ihr vorbehaltlos Platz und warf ihr noch bewunderte Blicke hinterher. Zugegeben, Charlie war hübsch, aber musste man sich deshalb dermaßen darauf ausruhen? Sie selbst fand nämlich, dass es Menschen und besonders Frauen, attraktiver machte, wenn diese mit Wissen und Bildung glänzten. Trotzdem liebte sie Charlie innig, wie eine Schwester. Die beiden waren schon im Kindergarten unzertrennlich gewesen, obwohl sie unterschiedlicher kaum hätten sein können. Charlie, Tochter eines ziemlich erfolgreichen Immobilienmaklers, verwöhnt und stets perfekt, hatte das kleine verunsicherte Mädchen mit den leuchtend roten Locken gemocht und auch oft beneidet, wenn gleich die nie verstanden hatte warum. Sie war bei weitem nicht so hübsch wie Charlie, zumindest war das ihre eigene Meinung. Außerdem hatten ihr Großvater und sie, solange sie denken konnte, jeden Cent umdrehen müssen, während Charlie sich um so etwas Banales wie Geld nie Gedanken machen musste. Was für Charlie das Schoppen war, waren für Vicky ihre geliebten Bücher.

Sie liefen auf die Treppe zu, die zu den oberen Hörsälen führte.

Vicky warf einen hastigen Blick auf die silberne Uhr, die ihr Großvater ihr letztes Jahr geschenkt hatte.

"Los Charlie, beeil Dich. Der Professor wird uns den Kopf abreißen." drängelte sie.

"Ach Hangar meinst Du? Der tut keiner Fliege was. Obwohl er aussieht, wie einer, der das spielend mit einer Hand tun könnte, findest Du nicht auch?“ wollte Charlie wissen.

„Ja, er ist schon ein Riesenkerl. Ein echt wahnsinnig guter Lehrer finde ich. Ich kann ihm stundenlang zuhören. Seine Unterrichtsstunde ist mir eine der Liebsten.“ sagte Vicky und bog in den Gang zu ihrer rechten ab.

Charlie nickte nur und folgte ihr, den blonden Kopf fast komplett in ihrem Rucksack steckend.

Dann standen sie vor der Tür des Hörsaals und lauschten.

"Fürchterlich, wie peinlich jetzt da rein zu platzen. Ich mag das gar nicht." sagte Vicky und streckte die Hand zögerlich aus, um die Tür zu öffnen, doch dazu kam sie nicht.

"Ach Du Memme." Charlie schob ihre Freundin zur Seite und riss die Tür förmlich auf. Augenblicklich drehten sich alle zu den beiden jungen Frauen um.

"Oh guten Morgen, wie schön, dass sie sich doch noch zu uns gesellen, Miss Thomson. Was war es den dieses Mal, vielleicht ein aus dem hiesigen Zoo entlaufener Tiger?" Professor Fjell Hangarsah sie an und Vicky versuchte sich hinter ihrer Freundin zu verstecken, die Situation war ihr unangenehm.

"Oh Miss Frazier, Sie auch? Das ist ja gar nicht ihre Art. Nun ja wir haben schon genug Zeit verschwendet, setzen Sie sich bitte. Und wenn es irgend möglich ist, bitte ohne Lärm." Er lächelte sie mit hochgezogener Augenbraue an und Vicky errötete augenblicklich. Die zwei nickten nur, murmelten ein verlegenes "Entschuldigung" und gingen zu ihren Plätzen.

Der Professor, der ganze 2,5 Meter maß, wartete geduldig und sah ihnen zu, wie sie, geduckt wie die Mäuse, zu ihren Sitzen gingen, um sich dann leicht grinsend wieder der Tafel zuzuwenden.

Sein feuerrotes Haar war schulterlang und im Nacken locker zu einem Pferdeschwanz gebunden und sein ebenso roter Bart, war gepflegt und lenkte die Blicke der Studentinnen, auf ein dahinter liegendes markantes Gesicht, das eine norwegische Abstammung vermuten ließ. Fjell Hangar war einer der jüngsten Professoren an der Universität und wann immer er auftauchte, war er umringt von kichernden Studentinnen, die sich darum rissen, in seine Vorlesungen gehen zu dürfen.

„Wie kann man nur so blaue Augen haben? Und guck dir mal Stephanie an. Die verschlingt den Prof. gleich mit ihren Augen". Flüsterte Charlie Vicky ins Ohr.

„Du auch“, kicherte Vicky zurück. Charlie grinste von einem Ohr, zum anderen.

„Na und. Was denkst du wie alt Hangar ist?“ wollte sie wissen, ohne den Blick vom breiten Rücken des Lehrers zu nehmen, der gerade dabei war einen Namen an die Tafel zu schreiben.

„Ich wäre euch extrem dankbar, Mädels, wenn ihr eure Gespräche auf die Pause verschieben könntet. Ich versuche zu unterrichten. Konzentriert euch doch bitte darauf, sonst sind eure Noten nachher für die Katz. Und ich mag es gar nicht, wenn meine Schüler durchfallen. Also bitte meine Damen.“ Vicky und Charlie sahen erschrocken auf, als der Professor sie direkt ansprach und alle anderen Studenten vorwurfsvoll in ihre Richtung guckten.

„Also, wo war ich stehen geblieben? Ach ja richtig Vlad Tepes von Rumänien. Wurde 1431 in Schäßburg geboren, während sein Vater Vlad II. mit seiner Familie im Exil war. 1456 wurde Dracula zu Vlad III. ernannt und warsomit Herrscher über die ungarische Walachei. VladTepes zeichnete sich durch seine militärischen Fähigkeiten aus. So forderte er Sultan Mehmed II. heraus. Strategie, Tapferkeit und Einfallsreichtum machten ihn zu einem glänzenden Feldherrn.“ fuhr er fort und alle weiblichen Studentenhingen nur so an seinen Lippen.

***

Als die Vorlesung beendet war und der Saal sich langsam leerte, strömten die Studenten in Richtung Mensa.

Dort angekommen, reichte die Schlange an der Essensausgabe fast bis zur Tür.

Charlie packte Vicky am Handgelenkund zog sie mit, vorbei an den neuen Semestern, bis ganz nach vorn.Vicky war das etwas peinlich, sie mochte es nicht, dassalle sie ansahen.

,, Man Charlie muss das sein? Ich hasse es, wenn du das machst!" beschwerte sie sich, doch Charlie zuckte nur gelangweilt mit den Schultern.

,, Was habe ich jetzt wieder falsch gemacht? Willst du lieber so lange anstehen, bis die Pause vorbeiist? Ich jedenfalls nicht und abgesehen davon, was interessieren mich diese kleinen Erstsemester? Komm schon, ich habe Hunger." sagte sie und drängelte sich weiter vor. Vicky befüllte sich ihr Tablett so schnell es ging, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Der Speisesaal war brechen vollund die beiden jungen Frauen,standen unschlüssig umher und sahen sich suchendnach einem freien Platz um. Schließlichwar es Vicky, die über die Köpfeder anderen Studenten hinweg, einen roten Lockenkopf ausmachen konnte und fröhlich winkten, darauf losging.

"Da ist Eric, komm wir setzen uns zu ihm", rief sie Charlie zu und bevor die etwas erwidern konnte, war dies Mal sie es, die die Freundin mit sich quer durch den Raum zog. Eric sah lächelnd auf, als die beiden sich zu ihm an den Tisch setzten.

"Hi Mädels, na wie war es in Hangars Lesung? Vicky, du hast dich doch die ganze Woche darauf gefreut, hat es sich wenigstens gelohnt?" er sah sie neugierig an und sie nickte eifrig während sie ihre Milch aufriss.

"Ja, ich könnteihm stundenlang zuhören. Es ist der Wahnsinn, was der alles über das alte Rumänien und diesen Grafen weiß. Wenn er darüber redet, habe ich immer das Gefühl ich wäre direkt dabei. Ich muss unbedingtspäter mit Senair darüber reden, er liebt die Geschichten rund um Dracula genau wie ich. Auch Hangars letzte Lesung über die Schlacht bei Culloden in Schottland war toll. Meine Vorfahren haben da auch gekämpft. Ich liebe das Fach Geschichte einfach. Merkt man das? Sie grinste und Charlie verzog missmutig den Mund.

"Ach so was juckt mich nicht. Meine Tante hat mir mal erzählt, dass ihr Cousin vierten Grades, der Urenkel von Sir Conan Doyle war, aber mal ehrlich, wenn juckt den so was?" sagte Charlie und machte eine fahrige Bewegung mit der Hand.

"Der hat doch Sherlock Holmes geschrieben, oder? Ist doch cool. Also ich wäre gerne mit dem Verwand" sagte Vicky beeindruckt.

"Ja, du hast seine Bücher ja auch regelrecht inhaliert.Ich kenne wirklich niemanden, der soviel liest.Mal ganz ernsthaft, Vicky, ich glaube, ich habe dich überhaupt noch nie, ohne ein Buch gesehen.Echt, dir Platz sicher eines Tagesder Kopf,weil du ihn so mit Wissen vollstopfst." sagte sie, machte eine Grimasse und prustete ihre Wangen auf. Sie sah aus als würde sie tatsächlich gleich explodieren und die drei Freunde brachen in schallendes Gelächter aus. Vicky rollte der Apfelvon Tablett,den sie sich als Nachtischgenommen hatte und als sieimmer noch prustend vor Lachen, unter dem Tisch, danach greifen wollte, wurde sie angerempelt. Sie stieß sich unsanft den Kopf an der Tischkante, als sie nach oben kam und blickte in das Gesicht eines Zweitsemesters,mit goldblondem Haarund grauenAugen, der sie, ihren Apfel in der Hand haltend, frech angrinste.

"Hi Vicky, ich glaube dir ist da etwas heruntergefallen, schöne Frau", sagte er grinsend und hielt ihr den Apfel hin. Sie griff danach und lächelte schüchtern, aber sichtlich erfreut, zurück.

"Dankeschön." Sagte sie etwas verlegen und drehte sich wieder zu Charlie, die ihr augenzwinkernd zulächelte. Eric zögerte keine Sekunde.

"Hey! Was denkst du, was du da tust, du Lauch?" wollte er, aufspringend wissen.Seine grünenAugen,wanderten spöttisch,den tatsächlichrecht schmalen Körpersdes anderenentlang, während er sich wutschnaubend vor dem Jungen aufgebaut hatte.

"Was willst du Mclachlan? Ich habe Vicky nur ihren Apfel wiedergegeben und außerdem ist es ja wohl mein Ding, was ich mache und mit wem erst recht. Das geht dich einen feuchten Dreck an oder bist du ihr Bodyguard?" sagte der blonde, wenig beeindruckt von Erics Imponiergehabe, was den natürlich noch mehr in Rage versetzte.

Seine Gesichtsfarbe wechselte schlagartig in ein leuchtendes Rot und noch bevor sein Gegenüber reagieren konnte, hatte der Erics Faust mitten im Gesicht und hellrotes Blut spritze aus seiner Nase quer in alle Richtungen. Augenblicklich hatte sich ein Kreis um die beiden Jungs gebildet und lautes Gebrüll feuerte die, sich am Boden wälzenden, jungen Männer an. Eric war als Quarterback der Football Mannschaft, dem zwar ebenso großem, aber auch leider schmaleren Jungen, der nun keuchend unter ihm lag, weit überlegen, aber der wehrte sich aus Leibeskräften und Eric war überrascht wie viel Kraft er hatte. Ein Hieb traf ihm heftig am Auge, die Sterne, die er jetzt sah, nahmen ihm, für einen Moment die Sicht und ein weiter Treffer landete auf seinem Oberarm, der darauf hin anfing wie eine Buschtrommel Alarm zu schlagen. Wut schnaufend, schüttelte Eric sich, senkte seinen Kopf, dann stürzte er nach vorn und rammte ihm dem anderen in den Bauch. Der brüllte laut auf und fiel nach hinten auf den Rücken, wo er zusammen gekrümmt dalag wie ein Käfer, was Eric die Chance gab sich breitbeinig auf seinen Oberkörper zu platzieren und ihm jetzt beide Fäuste, immer wieder Rechst und Links, in die Rippen zu schlagen. Begleitet wurde er dabei vom lautem Geschrei und Jubel, der umstehenden Studenten, die nun im Chor seinen Namen riefen. „ERIC! ERIC!“ ertönte es wie aus einem Mund und Erics Wut bekam mit jedem weiteren Jubelruf neue Nahrung. Vicky und Charlie standen hilflos daneben, als Professor Cornell die Mensa betrat, bzw., als er angerannt kam, als wäre eine Armee von Dämonen hinter ihm her und endlich dazwischen ging, sah der Blonde, der mittlerweile dazu übergegangen war, sein Gesicht mit den Händen zu schützen, ziemlich mitgenommen und ramponiert aus. Seine Nase blutete und seine Lippen, waren aufgeplatzt und bluteten ebenso heftig. Außerdem hatte er eine klaffende Wunde an der Augenbraue und hielt sich den rechten Oberarm. Sein blondes, noch vor einigen Minuten, so akkurat frisiertes Haar. Stand ihm wild um den Kopf herum und sein Shirt war blutverschmiert und am rechten Arm zerrissen. Wütend funkelte er Eric aus fast völlig zu geprügelten Augen an. Der stand grinsend neben Vicky, den Arm lässig und demonstrativ um ihre Schulter gelegt da und schien sich nichts daraus zu machen, dass der Professor nun einen Grund haben könnte, ihn von der Schule zu werfen. Im Gegenteil. Stolz sah er sich um und grinste die umstehenden Studenten an, als hätte er gerade einen Pokal gewonnen.

"Tja, muss man eben nicht fremde Mädchen anquatschen. Das nächste mal bin ich nicht so freundlich." sagte er, verstummte aber augenblicklich, als Professor Cornell ihm einen tadelnden Blick zu warf. Wenig später saßen beide, unter dem wachsamem Blick des Professors, vor dem Büro des Direktors.

***

Charlie und Vicky standenauf dem Parkplatzund sahen sich erstaunt an, als Eric nach nur fünf Minuten auf sie zukam.

"Was ist denn? Warum guckt ihr den so komisch? Habe ich was an der Nase?" Wollte er wissen und grinste die beiden Freundinnen an?

"Sag mal Eric, hast du sie noch alle? Stell dir mal vor, du hättest den Jungen schwer verletzten können und dann? Willst du von der Uni fliegen?" sagte Vicky wütend und wunderte sich, dass er offensichtlich keinerlei Einsicht zeigte.

"Ach das trauen die sich doch gar nicht. Die brauchen mich fürs Team. Aber was macht der Typ dich auch so blöde von der Seite an? Er ist schließlich selbst dran schuld, dass ich ihm das dumme Maul poliert habe." antwortete Eric.

Charlie schüttelte resignierend den Kopf. Eric hielt sich selbst, für die Erfüllung, aller Träume, die je ein Mädchen gehabt hatte. Eigentlich war er ein lieber Kerl, etwas dümmlich, wie Charlie fand, durchaus liebenswert, aber er konnte es einfach nicht lassen. Sobald sich irgendein anderes männliches Wesen, Vicky auch nur ansatzweise näherte, drehten seine Synapsen durch und Eric verlor die Fassung. Das war schon im Kindergarten so gewesen.

"Wie bitte? Mich blöd von der Seiteanmachen? Was geht dich das anMclachlan? Ernsthaft, soweitich mich erinnern kann sind wir nicht mehrzusammen, also warum schlägst du Leutezusammen wenn sie mit mir Flirten? Spardir das in Zukunft.Ich entscheide ja wohl immer noch selber von wem ich mich blöd anmachen lasse und von wem nicht, oder denkst du etwa du hast Sonderrechte, nur weil wir mal ein Paar waren? Wobei die Betonungauf dem Wort „waren“ liegt Eric. Verstehst du das?Was ich mache,gehtdich nichts an, nicht mehr." blaffte Vicky ihn nun sichtlich aufgebracht an.

"Darum geht s doch gar nicht. Ich mag es eben nicht, wenn Typen so eine schleimige Art und Weise an den Tag legen. Er kann nicht wissen, dass du nicht meine Freundin bist, so einfach ist das. Und doch, ich bilde mir sehr wohl ein, dass ich das Recht dazu habe. Soweit ich weiß haben wir nur eine Beziehungspause eingelegt." sagte Eric und hatte das Kinn nach oben gereckt, sich, wie es aussah, immer noch selbst beweihräuchernd.

"Nein Eric. DU wolltest eine Pause, das wollte ich aber nicht,vergessen?Deshalb habe ich Schlussgemacht,weil ich nämlichder Meinungbin, dass man keineBeziehungspausenmacht. Entweder man ist zusammen, oder man ist es eben nicht. Wozu soll so einePause gut sein? Damit du in Ruhe fremd gehen kannstvielleicht? Ich habe dir klipp und klar gesagt, dass ich das nicht mitmache. Kümmere dich in Zukunft, um deine Sachen.Das wäre ja noch schöner,wenn ich mir von dir vorschreibenlasse, was ich mache."

Charlie hatte etwas Mühe sich ein Grinsen zu verkneifen, als sie sah, dass Eric erneut rot anlief.

"Soll das heißen, du hattest gefallen an dem Spargel Tarzan? Das ist doch wohl nicht dein Ernst oder Vic? Na gut, dann werde ich mir das eben merken. Geh mir aus dem Weg, ich muss zum Training. Wie kann man nur so blöd sein echt!" schnaubte er wütend und stapfte an Charlie vorbei in Richtung Football Feld. Vicky sah ihm nach.

"Warumtut er das? Ich versteh nicht, weshalb er nicht begreift, dass es ihn nichtsangeht, was ich mache?" sie sah Charliefragendan

"Na ja,ich war von Anfang an der Meinung, du hättest ihm besser gleich nach eurer Trennung mehr auf Abstand halten sollen. Würdest du mir hin und wieder zuhören, wüsstest du längst, was alle anderen schon lange wissen.„ sagte Charlie und wühlte in ihrem Rucksack nach ihrem Stundenplan.

"Was sollte das bitte sein?“, fragte Vicky, obwohl sie dieAntwort kannte.

„Alle wissen, dass Eric glaubt, er könnte dich einfach zurücknehmen. Er verreckt vor Eifersucht, egal wer sich dir nähert. Er denkt eben, du gehörst ihm immer noch.“ sagte Charlie, während sie ihren blonden Kopf, fast völlig in ihrem Rucksack versenkt hatte.

"Ich habe ihm nie gehört. Ich bin verdammt noch ein mal doch keine Vase, die er nach Belieben ins Regal stellen kann und wieder herausholen kann, wann ihm danach ist. Was denkt er bitte, wer er ist, warum kommt jemand auf so eine hirnrissige Idee?“ schnaufteVicky wütend.

"Ganz einfach, weil er ein Mann ist. Die verstehen und hören immer nur was sie wollen. Eric wird von allen hier auf ein Podest gestellt, weil er der Quarterback ist und jeden Sieg für die Schule einfährt. Deshalb kommt er gar nicht erst auf die Idee, dass jemand ihm, dem großem und tollen Eric Mclachlan den Laufpass geben könnte. Er meint, du wirst zurückkommen, weil jede hier hinter ihm her ist. Siehst du das wirklich nicht? Ich bitte dich Vicky, so naiv kannst du nicht sein. Ich meine gut, du hast nicht viel Erfahrung mit Männern, das weiß ich ja, aber jetzt mal echt. Du musst doch sehen, dass der Typ ein Ego hat, das größer als das Empire State Building ist.“ Charlie war immer wieder überrascht, wie gut gläubig Vicky sein konnte, obwohl sie auf allen anderen Gebieten so klug war.

"Ja, das weiß ich, aber das wird ihm in meinem Fall nichts bringen. Ich bin nicht wie die anderen Barbie Püppchen hier, die ihm nach laufen, als wäre er die Krone der Schöpfung. Ich kenne ihn seit wir zusammen im Kindergarten waren und weiß, dass er ein Idiot ist. Ich meine ich mag ihn als Mensch ja, aber ich werde nicht zu ihm zurückgehen. Nicht in einer Million Jahre. Wenn er dafür eine Weile braucht, bitteschön. Ist sein Problem, nicht meines. Und heute ist er zu weit gegangen. Du sagst, ich soll ihn auf Abstand halten, das scheint mir eine prima Idee zu sein.„ trotzig regte sie ihr Kinn in die Luft und Charlie hackte sich lächelnd bei ihrer Freundin unter.

"Ja, dann wollen wir mal sehen wie lange du das durch ziehst. Ich kenne dich, Victoria Frazier. Du bist nicht nachtragend und wir wissen beide, dass Eric zwar ein Idiot sein kann, wir ihn aber trotzdem lieb haben. Er ist ein Dickschädel ja, aber eigentlich ist er immer da, wenn wir ihn brauchen und als Freund kann man sich echt auf ihn verlassen. Keine Ahnung warum er ständig durchdreht, sobald es um dich geht, schmoren ihm die Synapsen durch. Lass ihn sich beruhigen und dann sehen wir weiter. Ich weiß doch, dass du an ihm hängst.“ sagte Charlie und lächelte Vicky breit an.

Vicky nickte “Damit hast du ja recht, aber ich hasse es, wenn er sich so benimmt. Du weißt, ich hasse Gewalt und Menschen, die sofort die Faust heben. Ich sag es dir, wenn er sich nicht bessert, dann war es das mit der Freundschaft. Ich möchte keine gewalttätigen, prügelnden Menschen um mich herum haben.„ Antwortete Vicky.

„Ja, weiß ich doch und Eric auch. Er ist eben verliebt. Wer wollte ihm das verübeln, du bist aber auch eine Hammerfrau.“ sagte Charlie und verdrehte die Augen und Vicky tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.

„Als wüssten Männer, was echte Liebe ist.“

„Ach ja, hab ich vergessen. Du hast recht. Nun ja, wie auch immer, lassen wir das Gerede über Erics Dummheit und gehen lieber wieder rein, sonst kommst du wieder zu spät und dann drehst du mir noch völlig durch. Wenn es etwas gibt, was du noch mehr hasst als Gewalt, dann ist es Unpünktlichkeit. Obwohl ich sagen muss, so ganz unsexy ist es ja nicht, wenn ein Typ sich für dich prügelt.“ sagte Charlie und sah verträumt in die Wolken.

„Ach Mensch Charlie, ich bitte dich.“, jetzt war es Vicky, die die Augen verdrehte.

„Entschuldige mal, ich finde es eben ein wenig sexy. Aber gut, ich bin ja schon still. Komm schon, wir müssen los.“

„Deine Definition von Sexy, musst du mir nachher mal genauer erklären.„ Lachte Vicky.

„Kein Ding, komm nachher mit zu mir. Mom freut sich, sie macht uns sicher was Schönes zum Essen, und dann werde ich dich in die Geheimnisse der menschlichen Sexyness einweihen.„ Sie machte eine ausladende Handbewegung und Vicky sah gen Himmel.

„Um Himmels willen, ob ich das will weiß ich nicht, aber das Essen deiner Mom klingt verlockend.“ Beide lachten und rannten zurück ins Gebäude.

Kapitel 3

Mhinea fuhr langsam die lange Allee entlang, die zum Anwesen führte und Aiden atmete laut ein. Er hatte nicht herkommen wollen, aber jetzt war er froh es doch getan zu haben. Er liebte dieses Haus noch immer. Es war ein schöner und friedlicher Ort, an dem man herrlich zur Ruhe kommen konnte. Mhineaselbst war sich plötzlich nicht mehr so sicher, ob es für ihn gut war hier zu sein. Er war unsicher, ob London eine gute Wahl war, um die Beziehung zwischen Aiden und ihm zu verbessern, es gab sicher eine Million Orte, die besser geeignet gewesen wären. Als sie am Flughafen aus der Privatmaschine ausgestiegen waren, tauchten unentwegt Bilder aus der Vergangenheit vor seinem inneren Auge auf und obwohl es so viele Jahre her war, bereiteten diese Bilder ihm Sorgen. Er durfte keinen Fehler machen, das wusste er. Aiden vertraute ihm und dieses Gefühl hatte er so lange vermisst, das wollte er auf keinem Fall aufs Spiel setzen. Wie ein Schloss, aus längst vergangenen Zeiten, thronte das Haus auf dem Hügelund London lag klein und unbedeutend weit unter ihnen. Der steile Weg, führte vorbei an Linden, die die Allee rechts und links säumten.

Oben angekommen, wurden sie bereits erwartet.

"Brandon, alter Junge, schön dich zu sehen“, sagte er, ein Lächeln auf den Lippen, während er ausstieg.

Der alte Mann lächelte erfreut zurück. Zwei von schneeweißen Wimpern umgebenen, dunkelblauen Augen strahlten ihn an.

"Es ist so schön sie wieder hier zu haben Mr. Black. Es ist alles vorbereitet für sie und den jungen Herrn.“

"Ich danke dir, Brandon. Gut siehst du aus.“ Sagte er und klopfte dem alten Mann auf die eingefallenen Schulter.

„Ja, Mylord, viel zu lange. Um so mehr freue ich mich, sie wieder hier zu haben.“ Die vielen runzligen Falten um seinen schmalen Mund breiteten sich aus wie ein Kranz kleiner Äste, als er erneut lächelte.

„Es ist gut zu wissen, dass ich mich stets auf dich verlassen kann. Wie ich sehe, ist das Haus gut in Schuss. Ich hoffe nur, du hattest das nicht allein zu bewältigen. Hast du dir Hilfe geholt, so wie ich es dir gesagt habe?“ Der Alte nickte eifrig.

„Oh ja, Mylord, ich habe ein recht fleißiges Mädchen eingestellt und einen guten Gärtner. Für mich allein wäre es in der Tat etwas viel, bin ich doch kein junger Bursche mehr. „

„Ach Brandon, du bist ein Ausbund von Loyalität und immer noch so zuverlässig wie eh und je.“ Mhinea war hinzugetreten und hatte nun ebenfalls seinen Arm um den alten gelegt, der ihn darauf hin freudig angrinste.

„Ich danke euch, junger Herr. Es ist mir ein inneres Bedürfnis, dafür zu sorgen, dass alles zu ihrer Zufriedenheit ist.„ Lächelte er und die kleinen Fältchen rings um den schmalen Mund kräuselten sich zusammen und gaben ihm einen leicht verschmitzten und liebenswürdigen Ausdruck.

Mhinea lächelte ihn an und ging dann hinter Aiden her ins Haus. Brandon sah den beiden nach. Das Lächeln auf seinem Gesicht blieb, als er das Gepäck aus dem Wagen lud und ihn dann gewissenhaft in die Garage fuhr.

Aiden kannte seinen Bruder nur zu gut und so grinste er nur schief, als er Mhinea auf direktem Weg zur Bar gehen sah.

„Ich hätte auch gern einen Brandy Mhinea“, sagte er, während er zum Fenster ging.

Draußen dämmerte es bereits und unter ihnen in der Stadt gingen nach und nach die Lichter an. Vielleicht tat es ihnen beiden gut hier zu sein, dachte er.

***

Während Vicky mit ihren Freunden an der Uni war, stand Thomas Sinclair in seiner Küche und durchforstete die Schränke. Sein Gedächtnis ließ nach, er hatte es bereits vor ein paar Monaten bemerkt, hatte aber nichts gesagt, um seine Enkelin nicht zu beunruhigen.

Wütend über sich selbst schüttelte er den Kopf, auf dem das einst so leuchtend rote Haar, längst Weiß geworden war. Er riss erneut die Küchenschublade auf, in die er nun schon zum dritten Mal geschaut hatte und da lag es.

„Dem Herrn im Himmel sei Dank“, murmelte er und griff danach. Warum er es nicht schon vorher gesehen hatte, hinterfragteer nicht. Sein Kopf spielte ihm in letzter Zeit öfter den ein oder anderen Streich und er wunderte sich nicht mehr darüber. Mit dem Buch in der Hand ging er zum Telefon.

Setzte sich in seinen Lieblingssessel und wählte.

„Bakarov?“ Eine tiefe Männerstimme am anderen Ende der Leitung war zu hören und Thomas atmete auf.

“ Sergej, Gott sei Dank. „

„Tom, Du klingst besorgt, was gibt es?“

„Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, er ist in der Nähe. Ich habe ein ganz widerliches Gefühl in meiner Magengegend und Du weißt, was das heißt.“

„Ja, das weiß ich allerdings. Seit wann hast du dieses Gefühl? Wann hat es genau angefangen? Und hast Du etwas gesehenen oder ist es nur das Gefühl?“ Sergej klang inzwischen auch besorgt.

„Ich habe nichts gesehen, aber ich sage Dir, er ist hier, ich fühle es und Du weißt, ich hatte bis jetzt immer recht. Ich wollte sicher sein, dass es Dir gut geht, mein Freund.“

„Ach um mich mach Dir mal keine Sorgen, ich passe schon auf mich auf, aber wenn er wirklich raus gefunden hat, wo ihr seit, dann haben wir wirklich ein Problem.

Weiß Vicky Bescheid? Sicher nicht.“ sagte Sergej.

„Richtig geraten und das wird auch erst mal so bleiben.„ war die knappe Antwort Sinclairs.

Sergej atmete übertrieben laut aus, so dass Thomas es nicht überhören konnte, dass der Freund seine Entscheidung missbilligte.

„Nun gut, ich werde mich auf den Weg machen. Da du immer noch ein alter Dickschädel bist, fühle ich mich wohler, wenn ich bei euch bin. Du kannst dich natürlich auf mich verlassen.“

„Ja, das weiß ich, Sergej. Aber ich brauche dich im Moment noch in Moskau. Du musst da meine Augen und meine Ohren sein. Höre dich um, ich will wissen, ob jemand etwas weiß. Er muss Spuren hinterlassen, selbst er ist nicht wirklich unsichtbar, wir beide wissen das seid Paris. Das hier bekomme ich so lange schon alleine hin, bis jetzt ist es ruhig.“

„Ja, bis jetzt, aber wir beide wissen, wie schnell sich das ändern kann. Denkst du nicht, es wäre besser wenn, ich zu dir und Victoria nach London komme? Denk mal nach Tom, bitte denk noch einmal über deine Entscheidung nach und sag es ihr. Sie ist völlig ahnungslos, das kann ihr schnell zum Fallstrick werden und dir auch.“

„Nein, ich bin noch nicht tot, Sergej, es ist noch lange nicht an ihr diese Bürde zu tragen. “

„Das verstehe ich, aber sie sollte es wissen, meinst du nicht, es ist langsam an der Zeit für sie?“

Tom schüttelte den Kopf. “ Nein, es betrifft sie nicht.“

„Wie bitte? Es betrifft sie nicht, das ist ja wohl nicht dein Ernst. Tom Sie wird ihm eines Tages gegenüber stehen und nicht wissen, wie ihr geschieht. Das geht so nicht.“

„Nichts da, dazu wird es nie kommen, ich werde dem ein Ende setzen.“

„Aber sie ist die nächste in der Reihe Tom“, sagte Sergej hartnäckig.

„Nein, das ist sie nicht, noch ist es an mir. Und ich soll verdammt sein, wenn ich zulasse, dass er sich ihr nähert. Nein, ich werde es beendenund Victoria wird eine normale junge Frau sein.“

„Das klingt eher nach einem sehr frommen Wunsch, als nach einem guten Plan. Den alleine die Möglichkeit deines Versagens bringt sie in eine schlimme Situation. Denk wenigstens darüber nach.“

„Sollte ich versage, ist es an dir, ihr zur Seite zu stehen“, sagte Thomas.

“Das ist etwas, das außer Frage steht, das weißt du.Selbstverständlichwerde ich sie mit meinem Leben schützen, dennoch ich würde es bevorzugen sie einzuweihen und sie vorzubereiten. Aber ich werde dir vertrauen, so wie es immer tat. Sie ist deine Enkelin und du wirst wissen, was richtig für sie ist.“

„Danke alter Freund. Ich wusste, dass ich mich auf dichverlassen kann. Ich werde dich morgen Abend nochmal anrufen und dich natürlich auf dem Laufenden halten.“

„In Ordnung. Mach dir keine Sorgen, ich werde mich hier umhören. Pass auf dich auf.“

„Tue ich doch immer, keine Sorge“, antwortete Thomas und beendetedas Gespräch.

***

Aber Sergej machte sich Sorgen. Er kannte Thomas und wusste, dass der sich gerne in Schwierigkeiten brachte. Und der Gedanke, dass mehrere Flugstunden voneinander entfernt waren, beunruhigte ihn. Sich umhören war einfacher gesagt als getan, aber Sergej wusste, wo er den Hebel ansetzten musste, um an die gewünschten Informationen zu kommen. Gelassen griff er nach seinem Bastard-Schwert und steckte es sich unter den bodenlangen Mantel, dann setzte er sich in den alten Sessel, der vor dem schmutzigen Fenster stand und wartete darauf, dass die Sonne unterging. Erst danach verließ er die kleine Zweizimmerwohnung und fuhr in seinem alten Ford Mustang in Richtung Industriegebiet. Alte leerstehende Lagerhallen ragten wie fremdartige Wesen aus längst vergangenen, besseren Zeiten in den dunklen Nachthimmel und über den Boden waberten dicke Nebelschwaden wie weiße Kreaturen in Richtung Stadtrand. Hier hatten die kleinen Familienclans der Vampire der Stadt ihre illegalen Clubs, zu denen viele verlorene Seelen zutritt hatten und schnell zu Futter für die Kinder der Dunkelheit wurden. Sergej war dort eigentlich nicht gerne gesehen, als Clan loser Vampir wollte man ihn lieber Tod sehen, als mit ihm zu feiern und so hatte er sich angewöhnt zu lügen. Ein Tattoo an der rechten Schulter, das einen Drachen zeigte, war sein angebliches Clanzeichen. Alle Vampire hatten so eine Tätowierung, ein jeder Clan ein anderes, aber da man nicht jeden Clan auf der Welt kannte, machte er sich keine Gedanken. In Russland, Rumänien, der Ukraine und den anderen Ländern auf dieser Seite des Globus, gab es unzählige Clans, die einen Drachen in ihren Tattoos führten. Niemand schaute da genaue hin. Man warf einen flüchtigen Blick auf die Schulter und das genügte in der Regel. Außerdem ging man davon aus, dass kein Clan loser Vampir es wagen würde dort hinzukommen, wo andere seiner Art waren, weil dort als Vogelfrei galten. Jeder hatte das recht, ja sogar die Pflicht sie zu töten. So war Sergej sich also ziemlich sicher, dass er keine Probleme haben würde, war es doch nicht das erste Mal, dass er sich unter die feiernden Clans Moskaus gemischt hatte. Man kannte sein Gesicht dort und als er grinsend an zwei riesige Vampiren, die rechts und links an der Eingangstürdes Clubs standen, vorbeiging, nickte man ihm nur kurz und erkennend zu, beachtete ihn aber nicht weiter. Drinnenschlug im ohrenbetäubende Technomusikentgegen.Die Luft war stickig und geschwängert vom Geruch frischenBlutes.Menschen waren gerne gesehen Gäste und man machte ordentlichWerbungum sie anzulocken. Dass Sie, die Attraktionwaren, ahnten diese Menschen nicht. Die junge Moskauer Partyszene war hier voll vertreten und man hatte auch kein Problem damit, dass hier Leute herumliefen, die sich für Vampire hielten und das auch laut sagten, man glaubte ihnen schlicht nicht. Sie galten als extravagant und es war ebene eine eigene Szene.Hier her kamen Gotikund Punks.Aber auch Menschen,die sich wie Vampire kleideten, oder sagen wir, die sich so kleideten, wie sie dachten, dass es Vampire tun würden. Dass unter ihnen echte Vampirewaren, ahnten diese Schafenicht. Die weiblichen Besucher waren wie immer in der Überzahl und Sergejbrannte der aufdringliche Geruchvon den unterschiedlichParfums in der empfindlichen Nase. Gemischt mit Schweißund Blut ergab es für einen Vampir eine wohlig angenehme Duftkombination.Es roch für ihn in etwa so wie ein Grillfestfür Menschen. Appetitlich und anregend. Eine kleineBlondine, verschwitzt und offensichtlich schonrecht betrunken, stand plötzlich mit einemCocktailglas in der Handvor ihm und grinste ihn schief an. Er warf ihr ein knappes Lächeln zu und wollte an ihr vorbeigehen, aber sie stellte sich ihm in den Weg und fuhr ihm mit der Hand durch das dunkle Haar.

"Dich habe ich hier noch nie gesehen? Hast du Lust auf mich?" Lasziv grinste sie ihn an und leckte sich die roten Lippen. Er griff nach ihrer Hand und schüttelte immer noch lächelnd den Kopf.

"Nein, danke für das Angebot, aber ich bin verabredet, du verzeihst mir, ja?" Abermals wollte er weitergehen und sie drehte sich um und griff erneut nach ihm.

"Ist sie hübscher als ich? Deine Verabredung meine ich. Du darfst auch gern von mir trinken, wenn du möchtest." Sie streckte ihm ihren schlanken Hals hin und er konnte die Adern unter der Haut des Mädchens pulsieren sehen.

"Ich bin nicht mit einem Mädchen verabredet und du bist sicher die hübscheste hier, aber ich bin nicht durstig. Vielleicht komme ich ja später darauf zurück, aber jetzt muss ich leider weiter." sagte er, drückte ihr einen Kuss auf die Halsschlagader. Widerwillig ließ sie ihn los.

"In Ordnung, aber du musst mir versprechen nachher zu mir zu kommen, ich mag dich nämlich." er nickte und ging.

Die tanzende Meutedrängte dicht an dicht und Sergej hatte, mühe voran zukommen. Wie erwartet achtete man nicht auf ihn. Die meistenVampire kannte er ohnehin. Es waren, wie die Menschen, die sich hier herumtrieben, allesamt solche, die man woanders nicht so gern sah. Die Elite der Vampire, die Sangurianer, wie sie sich nannten, feierte aufder anderen Seiteder Stadt, zusammenmit der HighSociety der MoskauerGesellschaft. Sie hatten sich perfektangepasst, warenGeschäftsleute, Anwälte, Richter, Polizisten, Bankiers und Politiker, aber es gab eben auchdiese Seite hier. Vampire, die nicht zur Oberschicht gehörten,als sie noch Menschen waren und es deshalb auch nicht taten, nachdem sie gewandelt worden waren. Als nicht geborener Vampir war man in der oberen Schicht geduldet, aber nicht wirklich dazugehörig. Sergejs Ziel war auf der anderen Seite der Tanzfläche. Ein Runder Tisch an dem sechsVampire des Raven Clanssaßen. Vier junge Mädchen hatten sich zu ihnen gesellt und flirteten heftig und ausgelassen. Erstand direkt vor dem Tischdoch es dauerte einige Minuten bis sie ihn bemerkten.Der Älteste von ihnen, der in der Mitte saß und sein Gesicht in den Hals einer knapp angezogenen rothaarigen vergraben hatte, schaute kurz auf und musterte ihn unfreundlich.

"Was guckst du den so? Die Mädchen gehören zu uns."

Sergej warf ihm einen abschätzenden Blick zu.

"Die kannst du gern behalten, sind nicht mein Geschmack. Zu billig. Ich bin auch nicht hier um mich mit menschlichem Frauen zu amüsieren,ich sucheKyrill "

Der andere sah ihn feindselig an und Sergej wusste sehr wohl, dass man versuchte ihn einzuschätzen. Es war gefährlich sie zu reizen, aber schwach zu wirken war in diesenKreisen weitaus gefährlicher. Also richtete er sich noch etwas mehr auf und die feindseligen Blicke, die ihn trafen, machten deutlich, dass er nachsetzen musste, wenn er sich Respektverschaffen wollte.

"Bevor du mir eine Antwort gibst, bedenke, dass ich sicher nicht hergekommen bin ohne Kyrillswissen. Ich gehe mal nicht davon aus, dass du in der Position bist, um ihm vorzuschreiben, mit wem er sich trifft." Die Sechs warfen sich unschlüssige Blicke zu und Sergej schlug seinen Mantel etwas zur Seite. Das polierte Bastard-Schwert glänzte im Neonlicht.

"Kyrill ist draußen." Der Vampir zu seiner Rechten, hatte schmierige, schulterlange Haare und sah aus wie ein, zum Leben erwachtes Vampir-Klischee. Sergej sah ihn von unten bis oben an und rümpfte die Nase.

"Geht doch. Ach und ihr solltet mal den Stylisten wechseln, ihr seht aus wie Clowns." Der Schmierige öffnete den Mund, aber der ältere in der Mitte machte eine Handbewegungin seine Richtungund er schwieg. Sergej ging an ihnen vorbei in RichtungHintertür. Die kalte Abendluft verbannteaugenblicklich den Geruch von Blut und Schweißaus seinerNase. Auf der anderen Seite, im Schattender Halle, neben einem alten Container, standen siebenMänner. Sergejsteuerteauf sie zu und erkannte Kyrillsofort. Sergej konnte die Angst in seinen Augen sehen. Man kannte ihn wie gesagt. Kyrills blondes Haarwar, mit Gel, wild nach oben frisiert und in seinem rechten Ohr blitzte ein Ohrring.

Als er Sergejnun auf ihn zuging, grinste er ihn an.

"Hey, was treibtdich hier her, hab dich lang nicht gesehen Bakarov,was gibt es den?" Versuchte Kyrill unbeschwert zu klingen.

Sergej stand breitbeinig vor ihm und überragte ihnum weit mehr als zwei Köpfe.

"Hast wohl nicht damit gerechnet das ich dich so schnellfinde, was ist los Kyrill? Du bist doch sonst nichtso leicht aufzuspüren? Wirst du etwa alt? Oder hast du mich vermisst?" Kyrilltratnervösvon einemFuß auf den anderen und sah sich um. Sergej wusste, dass er bei der ersten Gelegenheitversuchen würde zu türmen.

"Ach, so ein Blödsinn. Ich freue mich immer dich zu sehen. Ich helfe gern weißt du doch. Was kann ich für dich tun?" sagte Kyrill und seine Stimme klang ein wenig zu sehr nach Schleim, dachte Sergej.

"Gut zu wissen, dass du klüger geworden bist und mir diesmal keine Probleme machst. Beim letzten Mal musste ich dir förmlich alles aus der Nase ziehen oder sagen wir besser Prügeln? Es ist gut, dass wir vernünftig miteinander reden können. Also um zur Sache zu kommen, du hast doch gute Kontakte zur Szene in London, oder? Gibt es da aktuell irgendwas, das ich wissen sollte?"

Kyrillgriff sich an das Kinnund tat alswürde er angestrengt nachdenken.

"Nein, eigentlich nichts Erwähnenswertes. Bist du auf der Suche nach etwas oder jemandem, vielleicht könnte ich mich ja mal umhören?" Kyrill spielte den Unwissenden, während Sergej sein Gewicht auf das linke Bein verlagerte und seine Hand locker auf den Griff seiner Waffe gelegt hatte.

„Wir zwei wissen, was ich suche, Kyrill,lassenwiralso dieses Theater. Wenn du wissen solltest,wo er ist, sag es besser, sonst muss ich deutlicher werden. Das willst du doch nicht, oder?„ Kyrill schüttelte schnell den Kopf.

„Nein, ich will keinen Ärger haben, Bakarov. Ich habe keine Ahnung wovon du da eigentlich redest?“ Er sah verstohlen zu den sechs anderen Vampiren, die an der Tür des Clubs standen und ihn natürlich hören konnten. Er schob Sergej ein Stück weiter in dieDunkelheit und senkte die Stimme.

"Bakarov pass auf. Ich kann dich gut leiden, du hast Stilund du lässt dir nicht reinquatschen, ich bewunderedas, ehrlich,aber ich weißnichts. Wirklich, ich würde es dir sagen. Du musstauch meine Seiteverstehen. Ich möchte da nicht rein geraten. Ich weiß schon das man dich besser nicht anlügt, also werde ich das auch nicht tun. Bin ja nicht dumm. Aber ihn fürchte ich mehr als dich, das musst du verstehen. Er ist gnadenlos mit Verrätern,niemandwill ihm in die Finger geraten. Stell dirmal vor, was er mit mir macht, wenn ihm jemand steckt, dass ich gesungen habe. Ich bin kein mutiger Mann und ich verfüge nicht über deine Kampferfahrung. Ich bin Geschäftsmann, verstehst du das Bakarov? Vampire meiner Art, versuchen lediglich nicht aufzufallen und hier irgendwie zu überleben. Ich will damit nichts zu tun haben, dasist mir eine Nummer zu groß und wenn du klug bist, dann hörst du auf nach ihm zu suchen mein Freund, das ist es nicht wert. Hier haben die Wände tatsächlich Ohren und nicht jeder da drinnen, ist so wie ich verschwiegen. Irgendwannwird ihm jemand stecken, dass du nach ihm suchst