5,99 €
Willkommen zurück an der Bluewell University! Ein neues Jahr beginnt und es gibt wieder jede jeder Menge Action, Spannung und prickelnde Gefühle. Rockster muss neben Studium und Nebenjob neuerdings auch noch seine jüngere Schwester großziehen. Alleine. Eine Rolle, mit der er schwer zu kämpfen hat, denn Zoey kämpft gegen eine schreckliche Krankheit an. Ausgerechnet da taucht auch noch Wesley an seinem Arbeitsplatz in der Kletterhalle auf, der verhasste Ex von Riley. Und auch wenn Rockster ihn zum Teufel wünscht, klebt er ihm von nun an regelrecht an den Hacken. Selbst an der Uni. Da sind Reibereien vorprogrammiert. Doch ausgerechnet ein flauschiges Fellknäul und ein gefährliches Hobby schafften es, die Schalen der harten Kerle zu knacken. Nur um neue und alte Wunden zu offenbaren. Für Fans mit folgenden Tropes: Haters to Lovers Forced Proximity He falls Harder Found Family Ein Own Voice Roman - frech, laut und so viel tiefsinniger als erwartet.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2025
Martina Riemer
Bluewell University – The Trust You Need
Martina Riemer
Bluewell University - The Trust you Need
Instagram: @martina_riemer
TikTok: @martina.riemer
Content Notes:
Toxische Beziehung, Hassverbrechen, Schwulenfeindlichkeit, schwulenfeindliche Sprache, Alkohol, Trauma, Gewalt, Schaukämpfe, emotionale Erpressung, psychische Misshandlung, unverblümte Sprache, Verlust, Geldsorgen, Sucht, Blut,
Übelkeit und Erbrechen, Sex (einvernehmlich).
1. Auflage 2025
Copyright © Novel Arc Verlag, Fridolfing 2025
Novel Arc Verlag, Kirchenstraße 10, 83413 Fridolfing
Alle Rechte vorbehalten.
Das Werk darf im Ganzen, wie auch in Teilen, nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben, vervielfältigt, übersetzt, öffentlich zugänglich gemacht oder auf andere Weise in gedruckter oder elektronischer Form verbreitet werden. Bei Fragen der Produktsicherheit wenden Sie sich bitte an: [email protected]
www.novelarc.de
wwwlnovelarcshop.de
Umschlaggestaltung: M. D. Hirt
Lektorat und Korrektorat: Tino Falke
Buchsatz: Novel Arc Verlag
Credits Envato Elements: creativetacos. Credits Shutterstock: Fernando Cortes, putra_purwanto, Andriy_A, Dancing_Man
Klappenbroschur: 978-3-910238-68-8
E-Book Ausgabe: 978-3-910238-74-9
Um allen das bestmögliche Leseerlebnis zu gewährleisten, informiere ich euch in diesem Vorwort über Inhalte des Buches, die womöglich triggern. Es ergeben sich Spoiler für die Handlung.
Folgende Themen werden in diesem Roman behandelt und manchmal auch nur angedeutet: toxische Beziehung, Hassverbrechen, Schwulenfeindlichkeit, schwulenfeindliche Sprache, Alkohol, Trauma, Gewalt, Schaukämpfe, emotionale Erpressung, psychische Misshandlung, unverblümte Sprache, Verlust, Geldsorgen, Sucht, Blut, Übelkeit und Erbrechen, Sex (einvernehmlich).
Bitte gebt beim Lesen auf euch acht, und meldet euch bei Novel Arc unter [email protected], wenn ihr Inhalte im Text entdeckt, die in der Liste fehlen.
1. Kapitel: Wincent Weiss – Frische Luft
2. Kapitel: Dean Lewis – Waves
3. Kapitel: Lost Frequencies ft. Bastille – Head Down
4. Kapitel: Sam Ryder – Space Man
5. Kapitel: Shaboozey – A Bar Song
6. Kapitel: Teddy Swims – Bad Dreams
7. Kapitel: The Weeknd – Dancing in The Flames
8. Kapitel: James Bay – Chew On my Heart
9. Kapitel: Hozier – Too Sweet
10. Kapitel: Marshmello & Halsey – Be Kind
11. Kapitel: Teddy Swims – Lose Control
12. Kapitel: Post Malone – Chemical
13. Kapitel: James Blunt – Monsters
14. Kapitel: Josh. – Ich gehör repariert
15. Kapitel: Coldplay – feelslikeimfallinginlove
16. Kapitel: Benson Boone – Beautiful Things
17. Kapitel: Lewis Capaldi – Hold Me While You Wait
18. Kapitel: Sam Smith – Fire On Fire
19. Kapitel: Lauv – I Like Me Better
20. Kapitel: Michael Schulte – Beautiful Reason
21. Kapitel: Dermot Kennedy – Giants
22. Kapitel: Matthew Mole – Running After You
23. Kapitel: Jacob Elias – Situationship
24. Kapitel: Banners – Perfectly Broken
25. Kapitel: Tom Odell – Another Love
26. Kapitel: Post Malone & Morgan Wallen – I Had Some Help
27. Kapitel: Ed Sheeran – Overpass Graffiti
Für alle, die glauben, sie sind es nicht wert.
Nicht gut, nicht talentiert, nicht besonders genug.
Ihr seid genau richtig, so wie ihr seid. ♥
In den Augen der meisten war ich der Böse in der Geschichte. Das Arschloch, dessen Name nicht genannt werden durfte und das zugesehen hatte, während sein Freund verprügelt worden war. Der Ahnungslose, der sich anschließend mit einem Schläger eingelassen hatte, der ebenfalls anderen schadete. Immer wieder der gleiche Kreislauf und ich darin gefangen wie bei einem bösen Fluch. Man müsste doch meinen, ein Fehler öffnete die Augen, und man besserte sich, lernte etwas daraus. Ähnlich wie Frodo, der auf seiner Reise nach Mordor bei jedem Zwischenschritt etwas Maßgebliches dazugelernt hatte. Tja, anscheinend hatte das bei mir nicht funktioniert, wie die Vergangenheit bewies, und ich Vollpfosten war von einem Kackfehler zum nächsten gelaufen.
Also nein, ich nahm es den Leuten nicht krumm, wenn sie die Geschichte gehört hatten, mich seitdem mieden und als den Bösewicht abstempelten. Denn sie hatten recht. Meine Schuld würde ich nie tilgen können oder mir selbst vergeben, für das, was passiert war. Zumindest hatte ich eine Sache daraus gelernt, und zwar, mich nie wieder mit einem gefährlichen Typen einlassen, der mehr Muskeln als Verstand hatte. Ohne werten zu wollen, versteht sich. Aber ganz ehrlich, da gab es schon eine kleine Tendenz, und damit klammerte ich mich selbst nicht aus, wie die Muskeln unter meinen Shorts und dem anliegenden Shirt bewiesen, in die ich geschlüpft war, um eine Runde Laufen zu gehen.
Nachdem ich die letzten Stunden mit der Anreise aus Foulk und dem Auspacken im Studentenwohnheim verbracht hatte, musste ich mich locker machen. Keine Ahnung, wie ich ansonsten morgen den ersten Tag im neuen Semester überstehen sollte, wenn ich komplett verspannt war. Rasch steckte ich mein Handy in die Halterung am Oberarm, stopfte mir die In-Ear-Ohrhörer hinein und joggte die Treppen hinunter, raus in die frische Luft auf den Campus. Die Sonne stand nicht mehr so hoch am Himmel, weshalb die Hitze des Tages an Intensität verlor. Leichter Wind strich über meine Haut, während ich loslief und sofort in meinen gewohnten Rhythmus verfiel. Es roch nach frisch gemähtem Rasen, gemischt mit dem Blütenduft der vielen bunten Blumensträucher, die zwischen den hohen Buchen und Weiden wuchsen.
Auf den gepflasterten Wegen zu den Wohnheimen tummelten sich Studenten, die ihr Zeug von A nach B schleppten oder sich in Gruppen unterhielten. Manche hingen bereits nach verrichteter Aufgabe auf dem getrimmten Rasen auf Picknickdecken oder direkt im Gras ab, mit Lachen in den aufgeregten Gesichtern. Würde nicht Billy Joel in meinen Ohren singen, könnte ich das stetige Summen der Menge hören. Wäre ein Teil der nervösen Masse, die sich auf das kommende Jahr freute, vor allem auf alte Freunde. Bei mir gab es nicht so viele, wenn ich ehrlich war. Nur meine beste Freundin Nora und ein paar Bekannte wie Riley, Jason und Denver, die mich in ihren Leben duldeten.
Der malerische Campus mit seinen hohen Bäumen und den roten Backsteingebäuden gehörte definitiv zu den Gründen, warum ich nach der Sache mit meinem Ex-Freund Brandon an der Bluewell University blieb. Denn entgegen der Meinung meines Dads, gab es hier an der Uni sehr wohl eine für mich maßgeschneiderte Ausbildung zu dem Studienfach, das ich gewählt hatte. Trotzdem wurde er nicht müde, mich darauf hinzuweisen, ich solle verflucht noch mal auf eine andere Uni wechseln, um Politikwissenschaften oder Wirtschaft zu studieren. Oder am besten mein Footballstipendium wiederaufnehmen und in seine Fußstapfen treten. Allein der Gedanke an Dad, an unseren Streit, bevor ich in den Flieger hierher gestiegen war, ließ mich das Tempo erhöhen, und mit jedem Keuchen rauschte die Welt an mir vorbei. Schob ich die Erinnerung beiseite. Es gab nur noch meine hämmernden Schritte, das Brennen in der Lunge, mein Herz, das die rote Flüssigkeit schneller und schneller durch meine Adern pumpte. Wie ein Rausch, der meinen Schädel klärte, und für einige Zeit konnte ich nur ich sein.
Mein Lauf führte mich rund um den Campus und schließlich tiefer in den Ort hinein, der ein typisches Unistädtchen am Rand der Appalachen war. Man hatte stets einen Blick auf die bewaldeten hohen Berge rund um die Stadt, die so viel Grün zeigten, wie ich es aus meiner texanischen Heimat nicht kannte. Ein weiterer Pluspunkt auf meiner Liste. Wenn ich so weitermachte, hätte ich bald mehr Plus- als Minuspunkte, ich musste nur danach suchen. Ein wenig graben, wie die Goldjäger aus früheren Zeiten.
Ohne mir dessen bewusst zu sein, war ich in einer Siedlungsstraße angelangt, wo ältere Häuser mit Veranden rundherum und eigenen Gärten nebeneinanderlagen. In dieser Gegend hielt ich mich ansonsten nie auf, aber sie kam mir dennoch bekannt vor, als ich mich zur Orientierung umsah. Aus Neugierde blieb ich stehen, stellte mich in den Schatten einer Buche und nahm die Kopfhörer heraus. In dem Moment, als ich die Gegend von den Handyfotos meines Freundes Denver wiedererkannte, der mit seiner Freundin Suzzi in diese Allee umgesiedelt war, hörte ich ein Stöhnen. Kein perverses, sondern eines, das von Anstrengung zeugte, als würde die Person Hilfe benötigen.
Im Laufschritt folgte ich dem Geräusch und erreichte einen großen roten Truck. Fluchend vor sich hinmurmelnd, stand ein Typ mit hellen haselnussbraunen Haaren an der Ladefläche und versuchte einen riesigen Karton herauszuziehen. Dieser war fast so groß wie er selbst, also viel Spaß damit. Schmunzelnd steckte ich die Ohrstöpsel in die Tasche meiner Shorts und machte mich bemerkbar. »Hey, brauchst du Hilfe?«
Überrascht sah mich der Typ an und ließ grinsend von der Box ab. Dabei glitt sein Blick aus hellblauen Augen musternd über meine Statur. »Oh, hi. Danke für das Angebot. Eigentlich wollte mein Kumpel helfen, aber jetzt lässt der Arsch sich Zeit.«
Mit dem Kinn deutete er auf den weißen Bungalow, der zwar etwas in die Jahre gekommen aussah, aber gut gepflegt wirkte.
»Ich kann auch einfach weiterlaufen.« Unschlüssig zuckte ich mit den Schultern, weil ich mich nicht aufdrängen wollte, jetzt, da ich wusste, dass er meine Hilfe nicht benötigte. »Wollte nur nicht, dass du dir bei dem riesigen Ding einen Bruch hebst. Sieht schwer aus.«
»Ist es auch, scheißschwer. Dachte, ich schaff’s allein. Bin schlecht im Warten.«
Wieder lächelte er mich an, und in seinen Lachfältchen erkannte man, dass er jemand war, der oft grinste. Hatte ich früher auch getan. Vor der Sache mit Brandon. Bevor all das mit Riley passiert war. Beim verfluchten Sauron, nein, daran wollte ich jetzt nicht denken.
Abwartend zuckte ich mit den Augenbrauen und nestelte mit den Fingern an meinen Freundschaftsbändern herum, die ich um die Handgelenke geschnürt hatte. Teils geschenkt bekommen, die meisten aber von mir selbst geknüpft. »Also mein Angebot steht. Habe wie gesagt sonst nichts zu tun, als ein bisschen durch die Gegend zu laufen. Da kann ich auch eine kleine Kraftübung einschieben.«
Sein Blick wanderte ein weiteres Mal über mich, nun intensiver, als gefiele ihm, was er sah. Stand er etwa ebenfalls auf Typen und machte mich jetzt an? Zwar hatte ich bereits zwei Beziehungen mit Männern geführt – eine verborgen, eine offiziell –, konnte aber nicht aus viel Erfahrung schöpfen. Vor allem nicht mit solchen wie dieser, direkt und offen mitten auf der Straße. Es wäre gelogen, wenn ich sagte, das verunsicherte mich nur ein wenig.
»Das hast du nicht nötig. Aber ich nehme das Angebot gerne an. Danke.«
Jap, er machte mich tatsächlich an, und ich wusste nicht, wie ich mich dabei fühlen sollte. Nervös? Bestätigt? Eher unangenehm berührt und es war mir nicht klar, woran das genau lag.
Bevor ich antworten konnte, zwinkerte er mir zu. »Ich bin übrigens Maddox und wohne hier, falls es später noch mal relevant werden sollte.«
»Hi, Maddox, ich bin Wesley. Schön, dich kennenzulernen.«
»Ebenfalls. Beinahe wie Schicksal.«
»So weit würde ich nicht gehen. War einfach Glück«, meinte ich knapp, da mir sein nun eindeutig flirtender Unterton nicht entgangen war, ich darauf aber absolut keinen Bock hatte.
Nicht nur, weil ich tätowierten, trainierten Typen wie ihm abgeschworen hatte. Da half auch sein hellbraunes Haar und sein verschmitztes Grinsen nicht, das auf eine Art unschuldig und gleichzeitig verrucht wirkte, fast wie zu einer eigenen Kunstform erhoben.
»Also, Karton?«
Als hätte er meine abwehrenden Vibes endlich gespürt, erlosch sein breites Grinsen, und er nickte zur Ladefläche. »Klar, danke. Lass uns loslegen.«
Gemeinsam packten wir das Ding und zogen es halb über die Kante, bevor wir unten um die Ecken griffen und es mit einem Ächzen von der Ladefläche hoben, wobei mir der Karton beinahe aus den Fingern rutschte. Shit, war das schwer!
»Scheiße, was ist da drin? Deine Körpergröße in Steinen?«
»Nein«, keuchte Maddox mir gegenüber mit rotem Kopf. »Nur ein Pool.«
Erst jetzt sah ich die Verpackung genauer, da sie mir direkt ins Gesicht grinste, und es stimmte: Darauf war ein Pool zu erkennen. In Minischritten kämpften wir uns weiter zum Grundstück vor, das sich nun gefühlt Hunderte Meter weit entfernt befand.
»Wohin damit?«, fragte ich, sobald wir uns durch die offene Gartentür gequetscht hatten.
»Das wird dir jetzt nicht gefallen. Durch den Garten hinter das Haus.«
Über den Karton blickte ich mich um und jap, das gefiel mir überhaupt nicht. Denn der Garten und das Haus wirkten plötzlich viel größer als vorhin, dabei brannten mir bereits jetzt die Arme und die Finger vor Anstrengung.
»Wie hast du das Ding auf den Truck bekommen?«
»Gabelstapler. Hat nicht so schwer ausgesehen.«
Beinahe hätte ich gelacht, aber genau in dem Moment stolperte Maddox, und fast wäre uns beiden der Scheißkarton aus den Fingern gerutscht. Wäre nicht plötzlich ein dritter Kerl mit einer Reibeisenstimme und einem herben Fluch zu uns geeilt und hätte an der freien Seite nach der Verpackung gegriffen. Sofort wurde das Gewicht viel leichter und unsere Schritte in Richtung des hinteren Gartenstücks größer.
Statt weiter zu quatschen oder Flüche auszustoßen, schafften wir das Ding schweigend, dafür aber schneller als vermutet an den vorbereiteten Platz. Eine viereckige Fläche war sachte ausgehoben worden, in der Isolierplatten als Unterboden lagen. Zwar hatte ich keine Ahnung von einem Aufstellpool, aber es wirkte professionell auf mich. Nun, zumindest besser geplant als der Transport des Pools hierher. Trotz der Anstrengung schmunzelte ich darüber und stellte mit den anderen erleichtert den Karton auf den Boden. Endlich.
»Geschafft, ohne Unfall. Hätte ich nicht gedacht.«
»Ich auch nicht, das war irre. Hätten doch warten sollen«, kicherte Maddox, nun wieder fröhlich wie zuvor. »Danke für deine Hilfe, echt cool von dir.«
»Nichts zu danken. Wie hättet ihr die Kiste zu zweit hierher befördert?«
Mein Blick wanderte zu dem Neuankömmling, der ebenfalls ein Danke in seinen Vollbart an mich murmelte, aber seine Aufmerksamkeit auf Maddox geheftet hatte. »Ja, was sollte der Scheiß? Warum konntest du nicht warten, bis ich die verfluchte Schubkarre geholt habe?«
Unbeeindruckt über den Aufstand zuckte Maddox lächelnd die Schulter und sah zu seinem Kumpel auf. »Hat auch so geklappt, mach dir nichts ins Hemd. Alles easy.«
»Von wegen easy, der Pool hätte runterfallen und die Technik im Arsch sein können«, gab dieser richtigerweise zu bedenken. »Oder dir den Fuß brechen.«
»Dann hätte ich einen neuen gekauft oder mir einen Gips besorgt. Aber ich war mir sicher, dass wir es hinbekommen, und ich hatte recht, also reg dich ab, Großer.«
Damit tätschelte Maddox die Schulter des Kerls, wobei mein Augenmerk auf seiner riesigen Statur und dem breiten Oberkörper hängenblieb. Maddox und ich waren ungefähr gleich groß. Mit meinen eins sechsundachtzig musste ich auf die meisten Leute hinuntersehen, wenn ich mit ihnen redete. Doch bei diesem Hünen vor mir musste ich hochschauen, was mir sonst nur bei meinem Dad passierte. Obwohl der Typ mir den Rücken zukehrte, kam er mir bekannt vor, was vermutlich an seiner auffälligen Frisur und seinem Körperbau lag. Er trug seine hellbraunen Haare links und rechts kurz getrimmt und in der Mitte länger, was ihn bereits von hinten wild aussehen ließ. Dazu kamen mehrere Tattoos, die sich über seine muskulösen Arme zogen wie Muster auf einer Landkarte. Woher kannte ich ihn? Es lag mir auf der Zunge, wie ein Wort, das mir mitten in einem Satz entfiel. Ätzend.
Während ich grübelte, war der Riese zu einem tiefen Lachen übergegangen, das durch seine ganze Brust zu vibrieren schien, und scherzte nun mit Maddox, was die gesamte Stimmung im Garten veränderte. Als ob der Kerl seine Laune vor sich trug wie eine Aura und alle anderen damit in seinen Bann zog. Oder zumindest wirkte es bei mir so, denn Maddox feixte wie zuvor, dazwischen und auch jetzt. Damit erinnerte er mich an die Grinsekatze aus »Alice im Wunderland«, den ich erst in den Sommerferien mit meinen jüngeren Geschwistern Jonah und Sadie gesehen hatte. Oder jeden anderen Zeichentrickfilm, den es so gab, um genau zu sein.
Obwohl die Sonne unterging und der Himmel anfing, sich in verschiedenen Rosa-, Rot- und Lilatönen zu verdunkeln, stand vom Lauf und dem Tragen der Schweiß auf meiner Stirn. Diesen wischte ich mit meinem Shirtsaum fort, gerade als mir der Hüne auf die Schulter klopfte. »Also danke noch mal für deine Hilfe. Mit dem Vollpfosten allein hätten wir das vermutlich nicht geschafft. Viel eher wäre er unter der Last zerquetscht worden wie eine Ameise.«
Er lachte schallend, ansteckend, und ich war beinahe versucht mit einzustimmen.
»Hey, das habe ich gehört«, mischte sich Maddox ein, der zwei kühle Mineralwasserflaschen von der Veranda geholt hatte. »Hör nicht auf ihn, ich bin alles andere als ein Vollpfosten. Geschweige denn eine Ameise. Ameisen sind Plagegeister.«
»Siehst du, je nachdem, in welcher Stimmung du bist. Vollpfosten oder Plagegeist«, lachte der große Typ und grinste mich von der Seite an, wodurch seine grünen Augen funkelten, die mich wie gebannt starren ließen.
»Ähm, kein Problem. Ihr hättet es auch ohne meine Hilfe geschafft, aber so ging es schneller, und ich habe gerne geholfen.«
Zumindest etwas, das ich richtig hinbekam.
»Trotzdem, danke. Seine Hilfe anzubieten, ist leider nicht mehr selbstverständlich.«
Der große Kerl hatte ein markantes Gesicht, dessen untere Hälfte von einem gestutzten Vollbart ergänzt wurde. Sein Blick wanderte ebenfalls über mich, doch bei ihm störte es mich nicht, kein bisschen. Sein ganzes Auftreten, seine Ausstrahlung wirkten lebensfroh, rau und ungebändigt – anziehend. Okay, holy shit, er hatte tatsächlich eine gewisse Wirkung auf mich, die er nicht haben sollte.
»Jedenfalls, ich bin Rockster und teile mir den Bungalow mit Maddox. Du gehst auch auf die Bluewell, stimmt’s? Kommst mir bekannt vor. Welche Kurse hast du?«
Heilige Scheiße! Bei dem Namen Rockster klingelte es endlich bei mir, und ich verschluckte mich beinahe. Er war ein Freund von Riley und wusste vielleicht über unsere Vergangenheit Bescheid. So ein verkackter Mist.
Noch während ich über meine verknotete Zunge »Psychologie und Sportwissenschaften« stotterte, reichte uns Maddox eine Wasserflasche und fügte flirtend hinzu: »Das klingt ja interessant, Wes.«
»Wesley … Wes?«, überlegte Rockster laut, starrte mich dabei an, und ich fühlte mich wie eine Maus, die einer Schlange entgegenblickte, als sich vor Erkenntnis seine Augen weiteten.
Aber erst, als sein zuvor schelmisches Lächeln einem finsteren Blick wich, wurde mir klar, dass er die ganze Geschichte kannte und jap, er gehörte zu jenen, die mich als den Bösen darin sahen. Wer täte das auch nicht, immerhin war ich schuld gewesen.
»Scheiße, ich habe von dir gehört! Was zum Teufel machst du bei uns?«
»Alter, was soll das denn jetzt?« Verwirrt blickte Maddox zwischen Rockster und mir hin und her, was ich ihm nicht verdenken konnte. Selbst mir wurde schwindelig bei der Kehrtwendung dieses Zusammentreffens, und ich kannte den Grund für Rocksters plötzlicher Abneigung. Seinen Groll. Dennoch biss ich die Kiefer zusammen und deutete äußerlich gelassen auf meine Klamotten.
»Joggen.«
»Von der Uni?«, fragte Rockster barsch, als würde ich ihn verarschen. »Die liegt zu Fuß mindestens fünfzig Minuten entfernt.«
»Ich laufe schnell. Was ich auch jetzt tun werde.« Seufzend gab ich Maddox die unangerührte Flasche zurück. »Zeit, sich zu verabschieden. Bye.«
»Sehe ich genauso. Lass dich hier nicht mehr blicken, verstanden? Ich will nichts mit Leuten wie dir zu tun haben.«
Autsch, das hatte gesessen, mitten auf meinen Solarplexus, denn das war der einzige Grund, warum ich mit einem Mal schwerer atmete. Beinahe nach Luft ringend, drehte ich mich um und ging ohne ein Wort Richtung Straße.
»Krieg dich wieder ein, Rockster!«, blaffte Maddox schockiert.
Mir neben dem Haus durch den Garten folgend, reichte er mir erneut die Flasche. »Hey, ich weiß nicht, was da gerade abgegangen ist, und es tut mir leid, aber trink einen Schluck, bevor du zurück zur Uni läufst, sonst kippst du noch aus den Latschen.«
Dabei beäugte er mein nasses Shirt, das an meinem Oberkörper klebte, und er dürfte vielleicht nicht ganz unrecht haben, daher nahm ich dankbar einen kräftigen Zug aus der Mineralwasserflasche. »Danke.«
»Nichts zu danken, wir stehen in deiner Schuld. Egal, was Rockster so plötzlich über die Leber gelaufen ist. Wenn dir danach ist, kannst du gerne wiederkommen, um eine Runde zu schwimmen oder was auch immer.«
Das wäre das Letzte, was ich täte, dennoch nickte ich dankbar und verabschiedete mich, bevor ich die In-Ear-Ohrhörer hineinsteckte und zu einem lauten Beat davonlief. Von diesem Ort. Von Rockster. Von dem anschuldigenden Blick, der sich tief in mich gegraben hatte.
Nach meinem Ausbruch atmete ich mehrmals tief ein und aus, bevor ich den beiden folgte, die am Rand des Grundstückes standen, wo Wes aus einer Wasserflasche trank. Mit geballten Fäusten marschierte ich zu ihnen, hin- und hergerissen zwischen der Reue und meinem Zorn, was ein Scheißgefühl war. Normalerweise war ich nicht gemein oder gehässig, sondern easygoing. Das Gegenteil zu dem, was eben im Garten abgegangen war.
Einerseits hatte er im ersten Augenblick richtig nett gewirkt, ein hilfsbereiter Typ, den ich bei seinem Aussehen und ruhigen, freundlichen Ausstrahlung ansonsten bestimmt eines zweiten Blickes oder mehreren gewürdigt hätte. Kein Wunder, ich stand auf dunkelhaarige Typen, und er hatte rabenschwarzes, zerzaustes Haar, das ihm teilweise feucht in die leicht schrägen, dunklen Augen gehangen hatte. Dazu einen durchtrainierten Körper, der von seinem Einsatz zeugte. Ich bewunderte Leute, die sich für sich selbst, seinen Körper und andere einsetzen. Tja, wäre da nicht die Sache mit meinem Uni-Bekannten Riley, bei dem sich dieses Arschloch kein Stück eingesetzt hatte. Also ja, ich war immer noch zwiegespalten, als ich bei Maddox ankam, der Wesley – ausgerechnet Wes – schmachtend hinterherstarrte.
»Was soll das werden, wie lange willst du ihm noch hinterhersehen?«, fragte ich mürrisch, als von diesem Wes nichts mehr zu sehen war.
Maddox ließ ein Lächeln aufblitzen, bevor er aus der gleichen Flasche trank wie Wes zuvor, was er übertrieben zur Schau stellte, als wollte er mich damit aufziehen. »Was denn? Er ist heiß! Und tu nicht so, als wäre dir das vorhin nicht ebenfalls aufgefallen.«
»Ich dachte, du hast dich im Moment auf Frauen festgelegt?«
»Normalerweise schon, aber für diesen Typen würde ich glatt mal wieder eine Ausnahme machen. Ich meine, hast du seine Bauchmuskeln gesehen, als er sich die Stirn abgewischt hat? Das hat bei mir eindeutig auch was feucht gemacht.«
Was zur Hölle? Das passte mir nicht in den Kram. Normalerweise war es mir egal, mit wem Maddox es trieb. Vor allem, da er seit zwei Semestern kein Interesse mehr an Typen gezeigt hatte und mit Frauen verkehrte. Wir hatten uns gleich am ersten Unitag bei der LGBTQIA+-Studentencommunity kennengelernt, da Maddox bi war, jedoch auf der Kinsey-Skala auf 2 lag, somit zu heterosexuell mit gelegentlichen Ausnahmen tendierte. Aber musste er ausgerechnet jetzt auf einen Typen abfahren und dann auch noch auf Wes?
Zugegeben, zwar kannte ich nicht die ganze Geschichte, aber ich hatte erfahren, dass Wes’ homophobe Freunde Riley an der Highschool zusammengeschlagen hatten und seine Fußballkarriere wegen des Schädelhirntraumas vorbei war. Und mehr musste ich nicht wissen, das sagte meiner Meinung nach alles über einen Menschen aus. Punkt.
»Maddox, er ist nicht gut für dich oder für irgendjemanden. Er ist kein guter Mensch, egal, ob er uns geholfen hat.«
Neugierig beäugte mich Maddox von der Seite. »Oh, jetzt wird es interessant. Was weißt du? Der war doch mit diesem glatzköpfigen Schläger Brandon zusammen, der voriges Jahr wegen Körperverletzung von der Uni geschmissen wurde, oder? Hast du deshalb ein Problem mit ihm? Du weißt schon, dass er nichts dafür kann, was sein Ex gemacht hat?«
Stimmt, an das hatte ich mich noch gar nicht erinnert, und schon hasste ich den Typen noch ein Stück mehr. Wie konnte man zweimal so blind sein, um sich solche Freunde aufzuhalsen, die derart fies waren? Da musste doch etwas grundlegend mit ihm falsch laufen.
»Danke, das ist mir klar. Aber dieser Brandon war nicht das einzige Arschloch, mit dem er befreundet war. Und bevor du fragst, ich erzähle keinen Tratsch, der andere Leute betrifft«, schob ich dazwischen, als Maddox zur nächsten Frage angesetzt hatte.
»Ach, komm schon, einen kleinen Hinweis, nur für mich. Du willst doch immer alle beschützen, also fang mit mir an, bevor ich mich in ihn vergucke und er dann jeden Tag in meinem Bett aufwacht.«
Missmutig verzog ich bei der Vorstellung das Gesicht. Wenn es dafür nicht schon zu spät war, nach dem begierigen Ausdruck in seinem Blick zu urteilen. Fuck. Dennoch wollte ich ihn nicht blindlings hineinlaufen lassen. Seufzend gab ich nach. »Sagen wir so, er ist niemand, der mit einer Pride-Fahne durch die Gegend läuft oder dir den Rücken stärkt, solltest du wegen deiner Orientierung angepöbelt werden.«
»Ah, einer von dieser Sorte. Verstehe. Schade. Aber vielleicht kann man ihn ja noch bekehren oder seinen Rücken stärken«, sinnierte Maddox, während ich mich bereits abwandte.
»Wunder geschehen, aber nur in den seltensten Fällen. Und jetzt komm, lass uns einen Pool aufstellen.«
Zwar war ich auch kein Fahnenträger, aber ich hatte Shirts mit aussagekräftigen Sprüchen, einen Pride-Button für diverse Events, setzte mich für andere ein, wenn ich mitbekam, dass etwas falsch lief, und äußerte meine Meinung. Lautstark. Aber so war nicht jeder, und diese anderen konnten mir gestohlen bleiben. Mir war klar, dass es nicht für alle so leicht war, zu sich und ihrer Orientierung zu stehen, wegen des Elternhauses, der Umgebung, des Berufs. Aber wofür zum Teufel sollte man sonst kämpfen, wenn nicht für seine eigenen Rechte, so leben zu können, wie man wollte? Das Leben mit dem Menschen zu teilen, den man liebte – egal welchen Geschlechts, welcher Herkunft oder Glaube.
Vielleicht war das gutgläubig und rosarot gezeichnet, weil nicht jeder diese Freiheit hatte, wenn man in der falschen Gegend, dem falschen Land oder bei intoleranten Menschen aufwuchs. Aber erneut rauschte Zorn durch meine Adern, wenn ich an Riley und seine Verletzungen dachte, die er an der Highschool abbekommen hatte. Wegen Wes. Und ausgerechnet Riley hatte ihm verziehen, sie schienen sogar wieder befreundet zu sein. Was mir absolut unverständlich war.
Sobald ich bei der Poolverpackung angelangt war, riss ich sie auf, um meine Hände zu beschäftigen, meinem Geist etwas zu tun zu geben und produktiv zu sein. Den Zorn hinunterschluckend, holte ich die einzelnen Teile heraus und fischte im noch ausreichenden Licht der Abenddämmerung nach der Beschreibung, wie dieses Ding überhaupt aufzustellen war. Wenn Maddox schon sein Geld für so ein Zeug ausgeben wollte, das wir seiner Meinung nach unbedingt brauchten, sollte es zumindest richtig zusammengebaut werden.
Maddox erschien neben mir, vermutlich unschlüssig, ob er helfen oder mich mein Ding machen lassen sollte. Wir kannten uns lange genug, und er wusste, ich beruhigte mich am schnellsten mit Sport oder Basteleien wie diesen hier.
»Also, ähm, hast du Lust auf die Party von Sigma Tau zu gehen? Ein bisschen den Kopf freibekommen und nun ja, jemanden abschleppen, um dein Gemüt zu beruhigen?«
Auf dem Boden über der Beschreibung hockend, sah ich zu ihm auf.
»Sehe ich aus, als hätte ich Lust auf eine Party?«
»Und wie du danach aussiehst! Jetzt ist der beste Zeitpunkt, um deinen zwei Meter großen Körper abzukühlen. Die haben einen Pool dort, um das zu erwähnen.«
»Um genau zu sein, haben wir auch einen Pool hier, den du unbedingt wolltest. Lebensnotwendig für uns – waren deine Worte, wenn ich mich richtig erinnere.«
Seit einem halben Jahr lag er mir damit in den Ohren, bis ich schließlich eingewilligt hatte, nachdem unser Freund und Mitstudent Craig nach seinem Abschluss ausgezogen war. Nun lebte er zwei Flugstunden entfernt, und da er an einer Chlorallergie – gibt es tatsächlich – litt, hatte ich erst jetzt eingewilligt, dass Maddox einen Pool besorgte, da ich mir schlichtweg keinen leisten konnte. Sogar bei der Miete musste ich mich nicht vollkommen beteiligen, weil Maddox einerseits reiche Eltern hatte und ich andererseits selbst mit den zwei Nebenjobs ansonsten zu wenig für die Uni verdiente. Besonders, da ich einen Teil meines Verdienstes abzwackte und damit am Ende des Monats gerade so über die Runden kam.
»Der Pool steht noch nicht, und wenn ich mich so umsehe, bezweifele ich, ob das jemals ein richtiger Pool sein wird. Das ist nur Plastik und Stangen, die auf dem Boden herumliegen.«
»Du könntest helfen, dann ginge es schneller.«
Perplex schaute er mich an. »Ernsthaft? Es wird bald dunkel! Hm, Party oder Pool zusammenbauen mit einem Rockster, der schlecht drauf ist. Lass mich mal überlegen, eine wirklich schwere Entscheidung.«
Seine Stimme triefte vor Sarkasmus, und ich nahm es ihm nicht einmal übel. Selbst ich wollte nicht bei mir sein, wenn ich schlecht drauf war. Wie sagte Maddox immer – ich war ungefiltert. Sagte meine Meinung genauso geradeheraus, wie ich meine Stimmung über andere ausschüttete. Ganz und gar.
Zum Glück für meine Umwelt war ich meistens gut gelaunt, leicht zu erheitern und damit umgänglich. Aber heute Abend war ich das glatte Gegenteil, daher gab ich nach.
»Na schön, du hast das Ding für uns gekauft, also werde ich es für uns aufstellen. So schwer kann das nicht sein.«
Maddox gluckste. »Die berühmten letzten Worte, bevor jemand den Krankenwagen benötigt. Klar, nicht schwer.« Grinsend tätschelte er meine Schulter. »Nein, mach dich frisch, und morgen packen wir es gemeinsam an.«
»Ernsthaft, es ist kein Problem. Geh du auf die Party, und ich kümmere mich darum.«
Zweifelnd blickte Maddox zwischen mir und dem Pool hin und her, wobei er sein Gewicht ebenso balancierte, als vibrierte unruhige Energie in ihm. »Ich weiß nicht. Ich kann doch nicht feiern gehen, während du ackerst.«
»So wie du im Moment drauf bist, wärst du mir sowieso keine Hilfe. Komm schon, lass mich das machen, dann habe ich nicht so ein schlechtes Gewissen wegen des Geldes.«
Zwar stand Geld selten zwischen uns, weil wir offen darüber redeten, wir die Herkunft des anderen kannten und uns hundert Prozent vertrauten. Dennoch, in schwachen Momenten überkam mich ein schlechtes Gewissen, trotz seiner ständigen Versicherungen, es sei kein Problem.
»Das musst du nicht, das weißt du. Ist nicht mein Geld, das ich ausgebe, sondern das meiner Eltern. Außerdem lieben sie dich wie einen Sohn. Dad fragt mich ständig, ob wir nicht doch noch zusammenkommen.«
Gleichzeitig schüttelten wir den Kopf und grinsten breit. Nein, das würde nicht passieren. Ich liebte Maddox, aber wie er ebenfalls angedeutet hatte – wie einen Bruder, nicht auf romantische Art.
»Danke, dein Dad ist auch toll. Ich weiß, aber es wäre mir dennoch wichtig«, beharrte ich.
So war es meistens. Er hatte das Geld, ich kümmerte mich um diese Kleinigkeiten rund um das Haus. Ein eingespieltes Team, wie ein altes Ehepaar oder besser noch, wie Familie.
Schulterzuckend trat er einen Schritt zurück. »Okay, dann machen wir es so. Wenn du früher fertig bist, kommst du nach, und wenn die Party scheiße ist, bring ich uns Bier mit, und wir trinken noch eins zu Hause. Deal?«
»Deal«, pflichtete ich ihm bei, und wir stießen mit den Fäusten gegeneinander. »Danke.«
»Ich danke dir. Bis später!«
Okay, ich hatte es unterschätzt. So einen Aufstellpool zusammenzubauen, war beinahe eine eigene Wissenschaft – wie Raumfahrt oder so. Gut, das vielleicht nicht, aber es dauerte länger, als ich vermutet hatte. Sobald ich jedoch den Dreh raushatte, wo genau ich die Stangen in welche Öffnungen zwischen den Plastiklöchern schieben musste, war ich gut vorangekommen. Nun, Stunden später stand die ganze rechteckige Pracht vor mir, Pooltechnik ebenfalls bereits montiert, und aus dem Wasserschlauch sprudelte kaltes Wasser hinein. Zufrieden drehte ich mich zum Haus, da mein Magen knurrte, was kein Wunder war. Der Himmel war bereits pechschwarz, da es mitten in der Nacht war und ich die letzten Stunden beim Licht der Veranda gearbeitet hatte. Das Gute daran: Ich war wieder ich selbst, bis auf den Hunger, aber das war ein Problem, das schnell zu lösen war.
Gerade als ich hinten ins Haus reinging, klopfte es an der Vordertür. Überrascht hob ich den Kopf und überlegte, ob ich das Handy auf lautlos und Maddox den Schlüssel verlegt hatte. Aber nein, dann wäre er einfach in den Garten getorkelt. Also musste es jemand anderes sein.
Vorhin hatte ich Maddox noch ein Foto des fertigen Pools geschickt, auf das ich eine johlend erfreute Voice-Antwort bekommen hatte, die bewies, dass er einige Bier intus hatte und die Party okay war. Noch mal über seine Nachricht den Kopf schüttelnd, aber mit einem Schmunzeln, öffnete ich die Tür und erstarrte.
»Äh, Mum? Chloe? Was macht ihr denn hier – alles in Ordnung mit euch?«
Besorgt wanderte mein Blick an ihnen rauf und runter, wobei ich zur Erleichterung keine Verletzungen registriere, aber sehr wohl das Gepäck, das beide über die Schultern geschwungen hatten. Mum trug eine kakifarbene Funktionshose mit passendem Leinenhemd und schwarzer Jacke über ihrer schlanken Figur. Die erdbeerblonden Haare trug sie wie immer offen und kinnlang, was ihre schottische Herkunft unterstrich.
»Hey, Schatz. Sorry, dass ich unangemeldet auftauche, aber es hat sich kurzfristig etwas ergeben, und wir brauchen dringend deine Hilfe.«
»Du brauchst seine Hilfe, ich will einfach nur nach Hause«, grummelte Chloe in Mums Richtung.
Meine kleine Schwester schenkte mir einen schnellen Blick und murmelte: »Hi, Brian«, bevor sie die Arme vor der Brust verschränkte und auf den Boden starrte. Meine Familienmitglieder waren die Einzigen, die mich Brian nannten. An der Uni kannten mich die meisten nur als Rockster, von meinem Nachnamen Rockestern abgewandelt.
Trotz ihrer abwehrenden Haltung legte ich einen Arm um die Schultern meiner Schwester und drückte sie zur Begrüßung an mich. »Hallo, Süße. Was gibt’s?«
Nachdem sie mich kurz umarmt hatte, stapfte sie wütend ins Haus, wobei ihre langen erdbeerblonden Haare flatternd schwangen, als ziehe sie in den Krieg. »Wenn du es genau wissen willst, werde ich das kommende Semester bei dir wohnen, weil Mum«, dabei schoss sie einen giftigen Blick in Richtung unserer Mum, die leicht zusammenzuckte, »für ein halbes Jahr einen Job in Europa angenommen hat und unsere Wohnung vermietet. Kannst du dir das vorstellen?! Fremde Leute schlafen in meinem Bett! Das ist … Mann, das ist so was von scheiße! Ohne mit mir darüber zu reden. Ich bin kein Kind mehr, sie hätte es mit mir besprechen müssen!«
Dabei zeterte sie jedoch genau wie eines, dem man die Süßigkeiten gestohlen hatte. Ich schluckte den Kommentar hinunter. Ein anderer Aspekt hatte meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, als meine Gedanken über die Erwähnung des Auslandsjobs stolperten.
»Moment mal … Du fotografierst für ein halbes Jahr im Ausland und was …? Du lässt Chloe einfach bei mir?«
Eigentlich war die Frage unnötig, denn die Indizien lagen klar auf der Hand. Dennoch wollte ich es aus Mums Mund hören, die zwar etwas blass um die Nase aussah, jedoch entschieden nickte. »Richtig. Ich kann mir diesen Job nicht entgehen lassen. Du weißt, wie schwer es ist, als Fotografin bezahlt zu werden und einen fixen Job zu finden.«
Und ob ich das wusste. Nicht umsonst überwies ich ihr einen Teil meines Gehalts, um sie bei der Miete und den Schulsachen für Chloe zu unterstützen.
»Dann steig endlich von deinem hohen Ross und fotografiere auch auf Hochzeiten und mach verfluchte Babyfotos, um Geld zu verdienen, wie jeder normale Fotograf!«, keifte meine Schwester und schmiss sich auf das Sofa, ganz so, als lebte sie bereits hier. Wie schön, Familienidylle.
»Du weißt, dass ich Fotojournalistin bin«, kam prompt als Antwort, und ich erkannte an Mums schmalen Lippen, dass sie diese Diskussion nicht zum ersten Mal führten.
Langsam, aber sicher bekam ich Kopfschmerzen. Einerseits war ich auf Chloes Seite, weil Mum sich aufgrund der finanziellen Situation schlichtweg ihre beruflichen Prinzipien nicht leisten konnte. Andererseits bewunderte ich sie für ihre Leidenschaft, an ihrem Traum festzuhalten, es als Fotojournalistin zu schaffen. Dennoch gefiel mir die Sache nicht. Ein ganz schlechtes Gefühl blubberte in meinem Magen herum, als hätte ich verdorbene Milch getrunken.
»Wo ist der Auftrag, und wer ist dein Auftraggeber?«
»Die Beckley Daily Press. Wenn ich in den sechs Monaten gute Arbeit abliefere, bekomme ich eine Festanstellung. Eine, die gut bezahlt ist und in der Stadt liegt. Dann müsste ich nicht mehr herumreisen oder mich von einem kurzen Job zum nächsten hangeln. Ich könnte endlich einmal durchatmen. Wir könnten das!«
Schon seit Jahren ging Mum immer wieder tage- oder wochenlang für kurze Jobs weg und ließ Chloe bei Familien ihrer Freunde, aber nie für so lange wie jetzt. Und noch nie hatte sie Chloe mehr als für ein Wochenende bei mir abgeliefert, da ich ihr Bruder und kein Erziehungsberechtigter war. So viele Chancen, stets mit der Hoffnung, danach eine Festanstellung zu bekommen. Dieser Traum hing vor ihr wie eine Karotte vor einem Esel. Ich hatte null Ahnung von Fotografie, daher konnte ich auch Mums Handwerk nicht beurteilen. Jedoch wusste ich, dass es Hunderte, wenn nicht mehr Fotografen in der Stadt und Umgebung gab, die sich dasselbe wünschten und hart dafür arbeiteten.
»Ich kann es schaffen, nur ein halbes Jahr. Das packe ich. Wirklich«, wiederholte sie, um mich, um Chloe oder gar sich selbst davon zu überzeugen. Dabei ignorierte sie nach wie vor meine Frage und erwähnte mit keinem Wort, wo dieser Einsatz sein sollte.
»Ja, großartig, Mum. Riskier ruhig dein Leben für einen Job, bei dem du vielleicht später eine Festanstellung bekommst. Und wenn nicht, bekommen wir dich in einem Leichensack zurück«, mischte sich Chloe zornig ein, dennoch zitterte ihre Stimme gegen Ende hin und fegte ein Schaudern über meinen Rücken. Was zum Teufel?
»Wo ist dieser Job?«
Bitte sag jetzt nicht, irgendwo in einem Kriegsgebiet, wie Russland oder in der –
»Ukraine!«, sprach Mum meinen schlimmsten Gedanken aus. Bei dem Wort zuckte ich zusammen und starrte sie ungläubig an. »Das kann nicht dein Ernst sein? Du willst in ein Kriegsgebiet reisen? Wegen Fotos, deiner Karriere?«
Nun presste sie meinetwegen die Lippen fest zusammen und kniff sich den Nasenrücken. Dann schob sie ihr Kinn vor, gewappnet für den nächsten Kampf – wie passend. »Diese Diskussion habe ich schon geführt. Mehrmals, frag Chloe. Aber ich lasse mir das nicht ausreden.«
»Pff, nein, alles, was man ihr sagt, geht bei einem Ohr rein und beim anderen raus, als würde man gegen eine Wand reden. Es interessiert sie nicht. Und mich interessiert es auch nicht mehr! Soll sie doch machen, was sie will.«
»Sie steht vor dir, also rede mit mir, Chloe.«
»Ich habe mit dir geredet, aber jetzt habe ich genug. Geh doch, wenn es dir so wichtig ist.«
Ohne ein Wort des Abschieds rannte Chloe mit ihrer Tasche und wehenden Haaren aus der großen Wohnraumküche in den Flur, der zu den Schlafzimmern und dem Bad führte. Im nächsten Moment knallte eine Tür zu. Vermutlich von meinem Schlafzimmer. Großartig.
Mit einem Mal sah Mum um Jahre gealtert aus. Sie blickte Chloe hinterher, dennoch machte sie keine Anstalten, ihr zu folgen. Nein, sie wich einige Schritte zurück wie ein geschlagener Hund. Herausfordernd hob ich eine Augenbraue und trat näher.
»Wirklich, Mum? Du willst jetzt gehen, ohne dich richtig von ihr zu verabschieden? Ohne mit mir noch ein paar Dinge zu besprechen? Ich meine, sie ist nicht volljährig, und ich bin nicht ihr Erziehungsberechtigter. Du kannst sie nicht einfach für Monate bei mir lassen. Wie stellst du dir das vor?«
Weitere Zentimeter schlich sie unmerklich zurück, aber mir fiel es auf, da ich sie genau beobachtete. Frustriert rang sie die Hände, bis ihre sture Wut übernahm. Nun, die hatte ich wohl von ihr. »Mein Gott, Chloe ist bald achtzehn und geht nächstes Jahr an die Uni, wenn sie ihren Notendurchschnitt hält, und du bist jetzt dreiundzwanzig und schon seit Jahren erwachsener als viele andere.«
Mehr als sie selbst, schwang in den Worten mit. Das wussten wir beide, ohne es beim Namen nennen zu müssen.
»Dennoch weiß ich nicht, wie ich einen Teenager erziehen soll. Oder was ist, wenn die Nachbarn etwas mitbekommen oder meine Professoren, und sie in ein Heim gesteckt wird?«
Nun warf Mum die Hände in die Höhe, als könnte sie meine Einwände nicht fassen. »Sei nicht so theatralisch. Sie sieht aus wie zwanzig und benimmt sich auch so, wenn du mich fragst. Ihr werdet keine Probleme haben, wenn ihr den Mund haltet. Und die sechs Monate vergehen schneller als gedacht. Hier ist meine neue Nummer vor Ort. Das Handy bekomme ich von den zuständigen Presseleuten in Europa.«
In den Händen hielt sie ein weißes, bedrucktes Kärtchen, als befänden wir uns im Jahr 1990. Statt danach zu greifen, blieb ich stur – musste ich wohl auch von ihr haben.
»Nein, du kannst nicht einfach so gehen, ohne das alles mit mir zu besprechen, und selbst dann weiß ich nicht, ob du es tun solltest. Ich meine, wir reden von Krieg. Wo es Bomben gibt, Luftangriffe, Tote. Ist dir –«
»Das ist mir alles klar! Darum ist es auch so wichtig, dass die Welt davon erfährt, dass es fotografisch dokumentiert wird. Für die Nachwelt. Für einen Blick auf die harte Realität«, brach es aus ihr heraus.
Hektisch legte sie das Kärtchen auf den Rand der Couch, wich hastig zurück, um nicht von mir aufgehalten zu werden, und berührte die Tür. »Ich muss jetzt los, zum Flughafen.«
»Mum, bitte, überleg es dir noch mal. Das ist Wahnsinn.«
Obwohl es mir schon vor ihrer Antwort klar war, schlüpften die Worte aus meinem Mund, als mich die ganze Tragweite in den Panikmodus versetzte. »Geh nicht. Wir finden einen anderen Job. Bitte, Mum. Tu uns das nicht an.«
Statt sofort das Weite zu suchen, trat sie auf mich zu, umarmte mich fest und drückte mir einen schnellen Kuss auf die Wange, wobei sie sich auf die Zehenspitzen stellen musste.
»Mach dir keine Sorgen. Ich passe auf mich auf. Alles wird gut. Danke, Schätzchen, ich hab dich lieb und Chloe auch. Sag ihr das.«
»Sag es ihr selbst.« Nun klang ich wie ein eingeschnapptes Kind, ohne etwas daran ändern zu können. Aber verdammt, sie war trotz aller Schwierigkeiten meine Mum, und ich wollte nicht, dass sie verletzt wurde oder Schlimmeres. Ich wollte sie in Sicherheit wissen, nicht in Übersee. Mitten im Krieg.
Bedauernd schüttelte sie den Kopf. »Habe ich bereits, doch sie hört im Moment sowieso nicht zu. Ich melde mich.«
»Mindestens einmal die Woche, damit ich weiß, dass es dir gut geht, okay?«
»Werde ich, versprochen. Mach’s gut, Schätzchen.«
Bevor ich noch etwas sagen konnte, stellte sie die letzte Reisetasche von Chloe auf den Boden und huschte aus der Tür. Wie ein kalter Windhauch, der mich fröstelnd und allein zurückließ. Mit einem Teenager, der gleichermaßen traurig wie stinksauer war. Jackpot.
Nach dem bescheidenen gestrigen Abend war der erste Vormittag des neuen Semesters besser über die Bühne gegangen als vermutet. Die Vorlesung von Professorin Chan in Sportpsychologie war eine der besten, die ich je besucht hatte, und ich freute mich auf das Semester mit ihr. Was nicht verwunderlich war, da sie als frühere Olympionikin in Turnen wusste, wovon sie sprach, wenn es um geistige Kontrolle und Motivation im Sport ging.
Vermutlich lag ein Teil meiner zurückgewonnenen Ruhe auch daran, dass ich spät abends über Zoom noch eine Notfallsitzung mit meinem Therapeuten Grant gehabt hatte. Er war ein trans Mann, der in seiner Jugend ebenfalls mit Intoleranz und Schmerz zu tun gehabt hatte. Ein Mensch, von dem ich mich verstanden fühlte, wenngleich mir körperlich nie etwas zuleide getan worden war. Es war die psychische Angst, die mir zu schaffen gemacht hatte, das Umfeld. Dennoch hatte ich die schlimmen Seiten gesehen, war vor Ort gewesen und wie ein Feigling vor Angst erstarrt. Bis heute hatte ich keine Erklärung dafür, wie ich so hatte reagieren können, als wäre mein Geist von meinem Körper losgelöst worden. Doch der Selbsthass steckte nach wie vor tief in meiner Brust, wie der Stachel eines Skorpions, der nicht zu lösen war und unaufhörlich sein Gift verströmte. Dennoch hatten Grants eindringlichen Worte, das Zurechtrücken meines Selbstbildes geholfen, um wieder Luft zu bekommen. Den Wunsch gemildert, mich zu übergeben oder mich in einer Ecke zu verstecken, um nie wieder rauszukriechen.
Nichtsdestotrotz stand ich nun nach dem Vormittagskurs aufrecht in der Schlange an der Mensa und wartete umhüllt von Essensgeruch auf mein Mittag und auf Nora. Sie verspätete sich, wie immer, aber da sie jeden Tag beinahe das Gleiche aß, hatte ich ihr Essen bereits auf mein Tablett gestellt. Einen Salat oder ein vegetarisches Menü, hin und wieder Lachs oder Forelle, aber selten und nur von ökologischen Farmen, um das Überfischen der Meere zu sabotieren. Da das vegetarische Menü heute aber aus Reis mit Koriander bestand, was sie nicht ausstehen konnte, hatte ich den Avocado-Linsen-Mozzarella-Salat gewählt. Gerade als ich bei den Spaghetti mit Fleischbällchen nach einem gefüllten Teller griff und mich bedankte, erschien Nora neben mir.
»Hey, du bist ja schon da. Sorry für die Verspätung, habe mich verplappert. Und wie ich sehe, hast du schon alles?«
Sie beäugte mein Tablett und lächelte breit, wie immer. Nora versprühte stets gute Laune, was nicht nur an ihrer bunten Erscheinung lag, sondern auch an ihrem sprudelnden Naturell. Meistens bändigte sie ihre dunkle Mähne aus Korkenzieherlocken mit einem neonpinken Band, das gemeinsam mit der grellgrünen Leggings unter einem geringelten Rock und weißem Shirt nach Achtzigerjahren schrie. Was totale Absicht war, denn Nora liebte alles, was damit zu tun hatte. Filme, Serien und vor allem Musik aus diesem Jahrzehnt hatten es ihr angetan. Ganz zum Leidwesen ihrer lateinamerikanischen Familie, die sie lieber mit Rasseln oder Trommeln sehen würde. Doch Nora spielte Schlagzeug und hatte schon immer ihren eigenen Kopf gehabt, wofür ich sie liebte. Ich weiß nicht, wie ich es ohne sie durch die letzten Monate an der Bluewell geschafft hätte.
Mit dem freien Arm drückte ich sie an mich, bevor ich ihr ein Lächeln schenkte, das hoffentlich meine Augen erreichte. »Hallo, Nora. Der beste Teil des Tages – wenn ich dich sehe.«
Das sagte ich nicht nur so, das war mein voller Ernst. Selbst an schlechten Tagen konnte sie einen zum Lächeln bringen, als wäre es ihre ganz eigene Superkraft. Fehlte nur noch ein Cape hinter ihrem Rücken.
»Das will ich auch meinen. Mit mir geht die Sonne auf.«
Lachend zwinkerte sie mir zu und stieß mir freundschaftlich den Ellbogen in die Seite.
»Auf alle Fälle. Kannst du, Sonnenschein, uns in der Zwischenzeit einen Platz suchen, während ich bezahle?«
Es waren nur noch fünf Studenten vor mir, die bei der Kasse anstanden.
»Geht klar.« Nickend kramte Nora in ihrem Rucksack, vermutlich auf der Suche nach Kleingeld für das Mittagessen.
»Lass stecken, geht auf mich.«
»Du kannst mich nicht immer zum Essen einladen, Wesley. So dankbar ich dir auch dafür bin.«
»Ist kein Problem, wirklich. Meine Eltern überweisen mir jeden Monat viel zu viel, um ihr Gewissen zu erleichtern, was ich gar nicht alles ausgeben kann. Also nimm es bitte einfach an.«
Außerdem kümmerte ich mich gerne um sie, half ihr bei Hausarbeiten aus oder eben wie hier, wenn ich sie auf Kleinigkeiten einlud. Nora redete zwar nicht gerne darüber, aber ich wusste, dass ihre Eltern nicht in Geld schwammen, und wenn ihr jüngerer Bruder in zwei Jahren ebenfalls studieren wollte, musste die ganze Familie sparen, selbst mit Noras halbem Stipendium. Da erschien es mir nur fair, ihr das Essen zu bezahlen.
Ihr Mund verzog sich nur kurz, bevor sie wieder breit lächelte. »Na schön, danke. Du bist der Beste.«
»Bin ich nicht, eher das Gegenteil«, murmelte ich leise, was mir einen weiteren Rempler in den Bauch einbrachte. Dieses Mal schmerzhaft. Autsch.
»Nora, was soll das bitte?«
»Hör auf, so über meinen besten Freund zu reden.«
»Tut mir leid, es war nur, ähm, eine anstrengende Anreise.«
Wir hatten uns bereits gestern Nachmittag kurz gesehen und begrüßt, jedoch nicht mehr seit dem Zwischenfall mit Rockster. Ich wollte ihr auch nichts davon erzählen, um sie nicht zu beunruhigen. Immerhin hatte sie voriges Jahr genug Sorgen mit mir und meinem fremdgehenden, aggressiven Arsch von einem Ex-Freund gehabt.
»Sicher, dass das alles ist? Du wirkst heute total durch den Wind. Hast du … hast du wieder eine Nachricht von Brandon bekommen?«, flüsterte sie seinen Namen, als wäre er Putin oder Sauron höchstpersönlich und nicht ein ehemaliger Student, der im Gefängnis gewesen war.
Einen Moment flackerte sein Gesicht in meiner Erinnerung auf, was Steine in meinen Magen festsetzte, die sich verhärteten, als sich das Gesicht zu Rocksters finsterer, angepisster Miene von gestern veränderte. Ich schluckte die Scham und den Ekel vor mir selbst hinunter und verscheuchte die Bilder.
»Nein, seit ich seine Nummer gesperrt habe, ist Ruhe. Alles ist gut. Also, suchst du uns einen Platz, bitte?«
Schnell drückte sie mir einen Kuss auf die Wange, wofür sie hochhüpfen musste, da ich sie um einen Kopf überragte. »Gut, bis gleich. Ich spür uns einen supergenialen Platz auf, direkt bei den Fenstern, um Sonne abzubekommen. Passt das?«
»Perfekt, danke.«
Keine fünf Minuten später hatte ich noch nach zwei Eistee-Glasflaschen gegriffen – Nora steckte mich langsam mit ihrem Umweltbewusstsein an – und bezahlt. Nachdem ich aus der Schlange trat, sah ich mich suchend um und fand Nora, die wild winkend in meine Richtung grinste. Sie hatte es tatsächlich geschafft und einen langen Tisch bei den Fensterfronten ergattert, die Licht hereinließen und schräg geöffnet waren, damit auch frische Luft in die Mensa strömen konnte. Da der Tisch an einer Ecke stand, befand er sich in unmittelbarer Nähe eines Farns und kleineren Aloe-Vera-Sträuchern, die in der Mensa in Abständen entlang der Wände drapiert waren, um für eine angenehmere Atmosphäre und angeblich bessere Luft zu sorgen. Nun, bei so vielen Studenten und dem Essensgeruch bräuchte man vermutlich hundertmal so viele Pflanzen.
Erst als in mich dem Tisch näherte, bemerkte ich die anderen Studenten, die ebenfalls dort saßen, und eine Mischung aus Freude, aber auch Hemmung machte sich in mir breit. Riley, mein Ex-Freund aus der Highschool, saß gemeinsam mit seinem Freund Jason dort, neben ihnen ihre Freunde Denver und Suzzi, die ebenfalls ein Paar waren. Neben Nora, die sich voriges Jahr mit Suzzi angefreundet hatte, war noch ein freier Platz für mich.
Sobald die Gruppe mich bemerkte, winkten sie mir zu, lächelten wie Denver, Suzzi und sogar Riley oder schenkten mir zumindest ein neutrales »Hi« wie Jason. Er war kein Fan von mir, aber seit Riley und ich wieder befreundet waren, hatte mich die Gruppe integriert, daher trafen wir uns hin und wieder. Aber richtige Freunde waren wir nicht, nicht so wie Nora, die alles von mir wusste, sondern mehr so eine Freundschaft in der Schwebe. Man aß bei Gelegenheiten wie diesen zusammen, quatschte ein paar Worte im Gang oder lernte gemeinsam in der Bibliothek. Jedoch erzählte man sich nichts über einen Schwarm, jammerte nicht über seinen Dad oder umschiffte generell schwierige Themen, die an die Substanz gingen.
Und nach meiner gestrigen Begegnung mit Rockster war es heute noch eigenartiger als sonst, mich zu ihnen zu setzen, obwohl ich es Riley hoch anrechnete, dass er mir unsere Vergangenheit und das, was meine früheren Footballfreunde ihm angetan hatten, verziehen hatte. Einfach so. Weil er ein besserer Mensch war als wir alle.
»Wie geht’s dir? Gut angekommen und dein Zimmer eingerichtet?«, fragte Riley mich, sobald ich neben Nora saß, die dankend nach ihrem Salat und dem Getränk griff.
Wie immer war Riley darum bemüht, alle in ein Gespräch zu verwickeln, damit sich keiner ausgeschlossen fühlte. Selbst jemand wie ich.
»Danke, ganz gut. Habe ja nicht so viel Zeug wie du mit dabei. Daher ging das schnell«, antwortete ich mit einem halben Lächeln, da ich genau wusste, dass er auch in diesem Jahr seine halbe Star-Wars-Sammlung mitgenommen hatte, um sich wie zu Hause zu fühlen.
Bei mir waren es buntes Garn für Knüpfbänder und die Malutensilien mit richtigem Papier für Kalligrafie – beides Dinge, die ich durch die Therapie intensiviert hatte, da sie meinen Geist beruhigten, mich im Hier und Jetzt verankerten. Dadurch rutschten meine Gedanken nicht in Vorstellungen ab, die mich in ein schwarzes Loch zogen, aus dem etwas Schlechtes entstand. Zwar hatte ich die Kalligrafie durch Grant wieder begonnen, aber ich hatte diese Kunst bereits in jungen Jahren von meiner Mum gelernt, die es perfekt beherrschte.
Mum war schon immer die sensiblere, künstlerisch Begabte in unserer Familie gewesen. Sie liebte mich bedingungslos, das wusste ich. Selbst nach all dem Schmerz, den ich verursacht hatte. Daher hatte ich ansonsten nur ein Foto dabei, das meine Mum, meine zwei jüngeren Geschwister, die Zwillinge Jonah und Sadie, und mich zeigte, während wir auf einer Decke am Strand saßen und mit lachenden Gesichtern Ananas futterten. Im Hintergrund ein See unter der untergehenden Sonne. Dad war an diesem Tag im Büro gewesen, während wir diesen Ausflug gemacht hatten. Das ganze Wochenende. Wie so oft.
»Und wie, es ist sogar noch mehr als im letzten Jahr, er hat das ganze Star-Wars-Zeug von seinem Zimmer auch auf den Gemeinschaftsraum ausgeweitet. Bald können wir eine Ausstellung eröffnen und Eintritt verlangen«, beschwerte sich Jason halbherzig, obwohl es nicht ernst klang.
Eher so, also gefiele ihm die nerdige Seite an Riley, der das ebenso erkannte und Jason eine Hand an die Wange legte. »Hey, du liebst meine Leidenschaft und hast dich bisher nicht beschwert.«
Mit seinen Worten drückte er ihm einen Kuss auf den Mund, den Jason lächelnd erwiderte. Dabei flüsterte er ihm zu: »Ich liebe eben alles an dir.«
»Mein Glück.«
Erneutes Grinsen, Anschmachten und ein Kuss folgten, der uns andere erröten ließ. Sie waren wirklich süß zusammen, aber fast schon so, dass man Diabetes davon bekam, daher wandte ich meinem Blick ab.
Denn ein kleiner Stich der Eifersucht meldete sich in meinem Magen, wofür ich mich treten könnte. Nicht auf Riley oder Jason im Speziellen, sondern auf die Art Beziehung und Liebe, die sie füreinander empfanden. Das war selten, und mir ganz sicher nicht bestimmt. Hatte ich noch nie gehabt, selbst damals nicht, als ich mit Riley zusammen gewesen war. Obwohl, wir hatten nie eine richtige Beziehung gehabt, sondern eine geheime Lern-Nachhilfe Plus. Was mit Chemie angefangen hatte, war mit einem Blowjob zu Ende gegangen.
Mein Blick wanderte über den Tisch und blieb bei Nora hängen, die ihr Kinn in ihre Hand gestützt hatte und selig lächelnd die beiden beobachtete. »Hach, sie sind so ein schönes Paar. Das wünsche ich mir auch.«
»Was, die zwei? Das können wir noch viel besser, oder, Schatz?«, mischte sich Denver ein, der sich eine blonde Locke aus der Stirn strich und aufreizend mit den Augenbrauen wackelte.
Seine Freundin Suzzi schwang ihre blonden, langen Haare, die mit grünen Strähnen durchzogen waren, hinter die Schulter. »Wenn du meinst, wir würden jetzt vor allen anderen Leuten eine Show abziehen, um zu zeigen, wie grandios unsere Beziehung ist, wie in einer RomCom, dann muss ich dich enttäuschen, mein Liebster.«
Ihr Konter hielt Denver nicht davon ab, sich vorzubeugen. »Nur ein kleiner Kuss, mein Schatz, bitte.«
Dabei schenkte er ihr seinen besten Welpenblick, der sogar den ernsten Legolas schwach gemacht hätte. Suzzi verdrehte die Augen, legte die Hände um sein Gesicht und küsste ihn auf den Mund. Zwei-, dreimal schnell, bis der Kuss langsamer wurde und sie in eine richtige Knutscherei kippten. Grandios. Zwei Pärchen, die beide vor uns rummachten.
Meine Aufmerksamkeit wanderte zu Nora, die keine Scham hatte, die vier genauestens zu beobachten. Kopf schüttelnd stieß ich ihr den Ellbogen in die Seite. »Echt jetzt? Zuerst bringst du uns an einen Tisch mit lauter glücklichen Pärchen, bei denen man vor Süße Karies bekommt, und jetzt schaust du ihnen schamlos beim Knutschen zu?«
»Warum nicht? Ist das Natürlichste auf der Welt und laut Studien macht es nicht nur glücklich, sondern hält gesund oder hilft bei der Genesung. Also ich würde auch knutschen, wenn mir jemand zur Verfügung stehen würde.«
Sie lächelte zu mir hoch und wackelte mit den Augenbrauen, was mich zum Lachen brachte. »Nein, sorry. Ich kenne zwar diese Studien, wir sitzen ja im gleichen Psychologiekurs, aber deshalb küsse ich nicht wahllos herum.«
»Schade, dann muss ich mich mit Zugucken zufriedengeben.«
Kitzelnd stupste ich sie in die Seite, woraufhin sie es mir gleichtat, bis wir beide rot angelaufen lachend nach Luft japsten.
»Hey, Leute«, meldete sich Denver mit einem breiten Grinsen zu Wort, wobei er leicht atemlos, aber bestens gelaunt wirkte. »Kommenden Samstag haben wir eine fette Party in unserem Haus, ihr seid gerne eingeladen. Ich bin mir sicher, dort werdet ihr jemand Passenden zum Knutschen finden, bestimmt!«
Suzzi legte ihm eine Hand an die Schulter. »Eigentlich ist es eine Einweihungsfeier unseres kleinen Hauses, das wir gemietet haben, und keine riesige Party. Jeder bringt etwas zu trinken oder zu essen mit, wir machen ein wenig Musik und unterhalten uns. Ganz locker und ungebunden. Wir würden uns freuen, wenn ihr kommt.«
Dabei schenkte sie uns beiden ein offenes Lächeln, zog einen bunten Stift zwischen ihren Haaren und Ohr hervor und zog einen Zettel aus ihrem Rucksack. »Und, darf ich euch auf die Liste setzten?«
»Klar, auf alle Fälle!«, bestätigte Nora, bevor ich geschluckt hatte. »Ich nehme vegetarisches Essen und Wesley etwas zu trinken mit.«
»Warum?«, fragte ich nur, weil mir das gerade alles etwas zu schnell ging.
»Nun ja, die wenigsten essen vegetarisch, und wenn ich Alkohol kaufe, werde ich – anders als du mit deinen Muckis und Größe – immer nach meinem Ausweis gefragt, was mächtig nervt. Also, mein Hübscher, darfst du das erledigen.«
»Okay, abgemacht. Danke für die Einladung. Das ist sehr nett, und wir freuen uns.«
»Klar doch«, meinte Denver grinsend.
Wie immer in den letzten Jahren regte sich Vorfreude, gemischt mit unruhiger Nervosität in meinem Magen. Wer würde dort sein? Was könnte passieren? Immer, bei allem, was ich tat, drehte sich mein Gedankenkarussell, und ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal einfach an einem Ort gewesen war, wo ich frei und ohne zwiegespaltene Gefühle sein konnte. Nicht vor meinem Outing, da mir immer die Angst im Nacken gesessen hatte, und auch nicht danach, weil mich Schuld und schlechtes Gewissen bei jedem Schritt begleiteten. Ich wollte einfach frei sein, ich brauchte frische Luft, aber wusste nicht, wie ich sie finden konnte. Vielleicht irgendwann.
~*~
Nachdem meine Nachmittagskurse zu Ende waren, schlenderte ich über den Campus zu meinem Wagen, einem schwarz lackierten Chevrolet, den mein Dad für dieses Jahr geleast hatte. Dort warf ich meinen Rucksack auf den Beifahrersitz und startete den Motor, um zur Kletterhalle zu fahren, die ungefähr zehn Minuten entfernt lag. Eigentlich hatte ich nach keinem Nebenjob gesucht, aber in der letzten Ferienwoche hatte mir Nora am Handy erzählt, dass ihr Bekannter Himal in einer Notlage war und neue Kursleiter und Guides brauchte, da drei Leute umgezogen waren – ein Pärchen und eine Studentin, die mit dem Studium fertig war. Daher hatte ich mich nach ihrem Drängen per Zoom vorgestellt und Himal versprochen, nach Unibeginn anzufangen. Also heute.
Zuerst würde ich drei- oder viermal die Woche nach den Vorlesungen hinfahren, bis er noch ein oder zwei Leute eingestellt hatte. Dann sollten einer oder zwei Nachmittage reichen. Immerhin wollte ich nur aushelfen und meine Zeit in der Kletterhalle verbringen, wenn ich schon nicht auf einen richtigen Berg kam. Auf das Geld war ich nicht wirklich angewiesen. Egal, wie großkotzig das klang, es war eine reine Tatsache.
Sobald ich die Kletterhalle betrat, die angenehm gekühlt war, kam Himal hinter dem weißen Tresen hervor. Mein neuer Chef war groß gewachsen, hatte eine drahtige Kletterstatur, der man die zähe, ausdauernde Kraft ansah, die unter seiner warmen orangebraunen Haut steckte. Er trug eine dunkle, knielange Hose und ein lila Shirt mit dem Logo der Kletterhalle darauf. Himals schwarze Haare fielen ihm lockig in die Stirn. Er strich sie sich aus den fröhlich blickenden Augen, bevor er mir lächelnd die Hand drückte. »Hi, Wesley, da bist du ja! Freut mich, dass du gekommen bist, auf die Minute genau. Perfekt! Danke!«
»Hallo, klar. Habe ich dir versprochen«, antwortete ich und erwiderte sein ansteckendes Lächeln.
Kopfschüttelnd fegte er die Bemerkung mit einer Handbewegung beiseite und lachte bitter. »Wenn du wüsstest, wie oft Versprechungen gebrochen werden? Mindestens zwei Bewerber sind diese Woche einfach nicht gekommen, ohne den Termin abzusagen.«
»Wow, das ist scheiße, tut mir leid.«
»Wem sagst du das?«, seufzte Himal, lächelte mich aber gleich wieder an. »Zumindest ist auf dich Verlass, dafür muss ich mich später noch bei Nora bedanken.«
Ich war ja nicht vieles, aber wenn ich etwas versprach, dann hielt ich es.
»Das wird sie freuen, sie wird bestimmt mindestens die nächste Woche lang damit prahlen, was für einen guten Riecher sie hatte.«
Erneut lachte er auf. »Ja, so kennen wir Nora mit ihrer guten Intuition.«
Vorwort
Playlist
1. Ein neuer Beat im Ohr
Wesley
2. Neuer Mitbewohner
Rockster
3. Alte und neue Freunde
Wesley
4. An die Decke gehen
Rockster
5. Partytiger unter sich
Wesley
6. Eine unerwartete Bitte
Wesley
7. Hoch in die Berge
Rockster
8. Was auf dem Berg passiert
Wesley
9. Keine Lust zu teilen
Rockster
10. Ein Geheimnis bewahren
Wesley
11. Ein Bündnis eingehen
Rockster
12. Vollkommen mitgerissen
Rockster
13. Von der Vergangenheit heimgesucht
Wesley
14. Um Hilfe bitten kostet Mut
Wesley
15. Von Rummelfahrten und farbenfrohen Plüschbären
Rockster
16. Der höchste Punkt am Riesenrad
Wesley
17. Ein Festessen der Sinne
Rockster
18. Neue Sphären erkunden
Rockster
19. Für die Zukunft planen
Wesley
20. Idole sind auch nur gewöhnliche Menschen
Rockster
21. Hinter die Fassade blicken
Rockster
22. Den Weihnachtsfrieden sichern
Wesley
23. Von Sorgen überschüttet
Rockster
24. Sich von alten Lasten befreien
Wesley
25. Dem Druck nicht mehr standhalten