The Captive - Das Damaskus-Komplott - Lena Johannson - E-Book
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The Captive - Das Damaskus-Komplott E-Book

Lena Johannson

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Beschreibung

Eine Frau allein gegen die mächtigsten Männer der Welt: „Blutwasser“ – der erste Thriller von Erfolgsautorin Lena Johannson als eBook bei dotbooks. Das größte Verbrechen der Gegenwart spielt sich direkt vor unseren Augen ab, doch niemand will es sehen… Als Katharina dem Ingenieur Ahmed verspricht, einen Artikel über die Korruption und die Missstände der globalen Wasserindustrie zu schreiben, will sie aufklären und wachrütteln: über verschmutztes Trinkwasser, Tausende verdurstende Menschen und unter der Hand verkaufte Wasserreservoirs. Bei ihrer Recherche in Jordanien sticht sie in ein Wespennest und setzt eine Kette blutiger Ereignisse in Gang: Ahmeds mysteriöser Tod ist nur der Anfang. Während alle von einem Unfall ausgehen, ist Katharina fest von einem Mord überzeugt und recherchiert allein weiter. Dabei gerät sie selbst in tödliche Gefahr – denn die dunklen Drahtzieher einer globalen Verschwörung setzen alles daran, unentdeckt zu bleiben. Zwischen Geldgier, politischen Intrigen und tödlicher Entschlossenheit – ein brisanter und hochaktueller Thriller über eines der größten Verbrechen an der Menschheit. Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Blutwasser“ von Lena Johannson – ein Thriller, der auf erschütternden Fakten beruht. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag. Den Trailer zum Buch finden Sie hier: https://www.youtube.com/watch?v=IenkyFIm-9E

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Über dieses Buch:

Das größte Verbrechen der Gegenwart spielt sich direkt vor unseren Augen ab, doch niemand will es sehen … Als Katharina dem Ingenieur Ahmed verspricht, einen Artikel über die Korruption und die Missstände der globalen Wasserindustrie zu schreiben, will sie aufklären und wachrütteln: über verschmutztes Trinkwasser, Tausende verdurstende Menschen und unter der Hand verkaufte Wasserreservoirs. Bei ihrer Recherche in Jordanien sticht sie in ein Wespennest und setzt eine Kette blutiger Ereignisse in Gang: Ahmeds mysteriöser Tod ist nur der Anfang. Während alle von einem Unfall ausgehen, ist Katharina fest von einem Mord überzeugt und recherchiert allein weiter. Dabei gerät sie selbst in tödliche Gefahr – denn die dunklen Drahtzieher einer globalen Verschwörung setzen alles daran, unentdeckt zu bleiben.

Zwischen Geldgier, politischen Intrigen und tödlicher Entschlossenheit – ein brisanter und hochaktueller Thriller über eines der größten Verbrechen an der Menschheit.

Über die Autorin:

Lena Johannson, Jahrgang 1967, widmete sich nach einer kaufmännischen Ausbildung dem Schauspielstudium und führte Regie am Theater. Als Journalistin lernte sie viel von der Welt kennen – auch die Schattenseiten. Seither verarbeitet sie ihre Erlebnisse in packenden Thrillern und engagiert sich in aktuellen politischen Aktionen.

Die Website der Autorin: www.lena-johannson.de

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Originalausgabe Juli 2023

Dieses Buch erschien bereits 2016 unter dem Titel »Blutwasser« bei dotbooks.

Copyright © der Originalausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Redaktion: Vera Baschlakow

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von Shutterstock/Yevhen Rehulian und AdobeStock/ Wirestock Inc.

ISBN 978-3-95824-768-0

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Lena Johannson

The Captive – Das Damaskus-Komplott

Thriller

dotbooks.

Kapitel 1

Jede Wette: Ein Gefängnis in diesem Land ist die Hölle. Wette gewonnen. Die letzten Tage waren ein Albtraum, und das hier ist die Krönung. Sechs Frauen in einer Zelle von vielleicht 15 Quadratmetern. Einmal am Tag geht es raus an die frische Luft. Für eine Stunde. Obwohl es im Hof keinen Schatten gibt und die Sonne das Gehirn kocht, ist der Spaziergang – immer im Kreis, nach fünf Runden in die andere Richtung – Luxus. In der Zelle stinkt es bestialisch. Nicht genug Luft zum Atmen. Es riecht sauer und nach Exkrementen. Besonders oben auf der Pritsche. Von dort fällt der Blick direkt auf die Toilette. Sie ist vom Wohnraum, in dem es nichts gibt außer den Stockbetten und einem Waschbecken, immerhin durch eine Schamwand getrennt. Die üblen Gerüche und sehr intimen Geräusche hält das nicht zurück. Das Essen verdient diese Bezeichnung nicht. Es verursacht mal Durchfall, mal Erbrechen, manchmal bei einer das eine, bei einer anderen das andere. Auf positive Dinge konzentrieren! Wenn es auch schwerfällt, welche zu finden. In dem fensterlosen Raum ist es nicht so heiß wie draußen. Das ist positiv. Die Mitinhaftierten sind neutral bis freundlich. Bis auf eine. Sie ist aggressiv, egoistisch. Bloß keine Angst zeigen. Ihre obszönen Gesten ignorieren, so tun, als würde man sie nicht verstehen. Wäre sie ein Mann, hätte man allen Grund zur Panik. Angst, vergewaltigt zu werden. Aber hier sind nur Frauen. Wenigstens das.

Eine erschreckend Dünne liegt fast nur auf ihrer Pritsche und stöhnt. Die Frauen sind aus verschiedenen Gründen eingesperrt. Ehebruch, Teilnahme an einer nicht genehmigten Demonstration, Beleidigung des Propheten und Abkehr vom Islam. Das verrät das Kauderwelsch aus Englisch, Arabisch und sogar einigen Brocken Deutsch, unterstützt von unzähligen Händen und vielsagender Mimik. Keine sonst ist wegen Mordes hier.

Es regnet. Die Tropfen prasseln auf das Flachdach des Frauentraktes. Schon seit den frühen Morgenstunden. Herrliches, reines frisches Wasser. Jede Menge davon. Gottgegeben für jeden, der es auffangen kann. Früher war Regen selbstverständlich, lästig manchmal, wenn er den Sommer verdorben hat, den Urlaub. Heute ist das anders. Wasser ist kostbar. Und ein wildes Tier. Es kann ein Segen sein und ein Fluch. Eines wird Wasser mit Sicherheit sein: der Grund, dass Menschen Kriege führen. Schon bald.

Die Tür geht auf.

»Hey you«, bellt ein Aufseher in brauner Hose und braunem Hemd und zeigt mit dem ausgestreckten Finger auf die Deutsche. Natürlich auf die Deutsche, sonst hätte er Arabisch gesprochen. »Come, come!« Er murmelt etwas von Visitor.

Besuch. Ihr schießen Tränen in die Augen, sie muss sie herunterschlucken. Nicht zu glauben, dass das Wiedersehen mit einem Menschen, den sie erst seit ein paar Tagen kennt, solche Gefühle in ihr auslöst. Ganz sicher ist es jemand, dem sie erst vor ein paar Tagen begegnet ist, den sie hier in Jordanien kennengelernt hat. Wer sonst? Ahmed ist der Einzige … Schon wieder Tränen. Nicht an ihn denken, nicht daran denken. Wer sonst könnte sie besuchen? Eine vertraute Person aus der Heimat, jemand, der sie hier herausholt? Bloß keine falschen Hoffnungen.

»Hurry«, brüllt der Aufseher. Yara, eine bildschöne Frau mit hellbrauner Haut und ungestümer schwarzer Lockenmähne lächelt ihr aufmunternd zu. Erst jetzt wird ihr klar, dass sie sich in Zeitlupe bewegt. Sie streckt das Kreuz durch und geht zur Tür. Endlich jemand, mit dem sie reden kann. Vielleicht jemand, der sagt, dass alles ein Missverständnis ist, dass sie nach Hause gehen kann. Der Aufseher greift grob ihre Hände, legt eine Kette darum, die er verschließt. Sie protestiert nicht und folgt ihm mit gesenktem Kopf zu einer Tür, die jede hier sehnsüchtig anschaut. Die Tür zum Besucherraum.

Regen auf dem Flachdach. Das Prasseln ist wunderschön. Ja, ihre Einstellung zum Regen hat sich geändert. Ihre Einstellung zu Wasser hat sich geändert. Ihr ganzes Leben hat sich geändert. Begonnen hat alles in Kopenhagen …

Kapitel 2

Kopenhagen 2009

»Sit down!« Die Männer in schwarzen Uniformen, dick gepolstert und furchteinflößend, brüllten hinter ihren Visieren.

Katharina verstand nicht. Wie bitte? Hinsetzen? Hier? Sie musste verschwinden. Trommeln und Musik verstummten, die Stimmung kippte. Das war nicht gut, das war gar nicht gut. Die Situation konnte jeden Moment eskalieren. Bloß raus aus dem Gewühl! Sie sah sich um. Die schreienden Polizisten kamen nicht mehr nur von einer Seite. Sie waren überall, formten gezielt einen Kessel, in dem sie möglichst viele Menschen einschließen konnten.

»Sit down!«

Mädchen und Jungen, ganze Familien, alte Leute wurden wie Gefangene zusammengetrieben, schrien. Eine Frau streckte einen Arm zur Seite, ihre Hand griff ins Leere, konnte die Hand ihres Mannes nicht mehr fassen. Er wurde abgedrängt, immer weiter weg von ihr in der immer dichter werdenden Masse aus Körpern. Panik stieg in Katharina auf. Was war hier los? Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um die Lage besser überblicken zu können. Durch den Ring Uniformierter, die mit ihren geschlossenen Visieren martialisch wirkten, gab es kein Entkommen. Sie musste mit ihnen reden, ihnen erklären, dass sie nur zufällig in diesen Schlamassel geraten war. Dann würden sie sie gehen lassen. Das hier war schließlich nur eine Demo und kein Bürgerkrieg. Ihr Herz schlug so heftig, dass sie es im Hals spürte. Ganz ruhig, die lassen dich gehen, wenn du mit ihnen geredet hast.

Sekunden später setzten sich die Menschen in dem Kessel auf den eisigen Asphalt. Sind die denn von allen guten Geistern verlassen? Warum ließen sie sich das gefallen? Sie sah, wie die Ordnungshüter ihre Knüppel hoben und ausholten. Ihr wurde übel.

Im nächsten Augenblick waren zwei der komplett schwarzgekleideten Polizisten bei ihr, griffen ihre Arme.

»Halt, das können Sie nicht machen. Lassen Sie mich los! Ich will in mein Hotel. Ich bin keine Demonstrantin.« Hörte der sie überhaupt unter seinem komischen Helm? Katharina versuchte, das Stimmengewirr, das Rufen und Kreischen, den lautstarken Protest und die gebrüllten Kommandos zu übertönen. Sie probierte es auf Englisch, doch es half nichts. Die Männer stießen sie voran zu einer bereits auf der Straße sitzenden Reihe von Menschen und drückten sie zu Boden.

»Hören Sie mir doch mal zu!« Keine Reaktion. Sie kam zwischen den gespreizten Beinen eines Fremden zum Sitzen. Einer der Polizisten schob mit seinem klobigen Stiefel ihre Füße auseinander, damit der nächste vor sie gesetzt werden konnte, ein anderer führte ihre Hände auf ihrem Rücken zusammen.

»Das darf doch nicht wahr sein«, flüsterte sie atemlos. Ein Schmerz, als sich ein scharfer Gegenstand stramm um die kalte Haut ihrer Handgelenke legte. Mist, Mist, Mist, wieso war sie nicht direkt in ihr Hotel gegangen? Jetzt hatte sie den Salat. Hoffentlich veranstalteten die dieses Theater nicht lange, sonst holte sie sich noch eine Nierenbeckenentzündung.

Der Spuk dauerte nur wenige Minuten, dann saßen bestimmt 100 oder sogar 200 Menschen in mehreren Reihen auf der nackten Straße. Sie sah, wie jemand versuchte, aufzustehen. Nur wie, mit auf dem Rücken gefesselten Händen und dicht zwischen zwei Fremden eingeklemmt? Probierte es einer, war sofort ein Uniformierter da. Ein absurder Anblick, als hätte es sich die Polonaise von vorhin gemütlich gemacht. Aber das hier war nicht gemütlich. Es war hart und bitterkalt, einige bluteten.

»Das dürfen die doch gar nicht«, stieß Katharina hervor. »Das ist doch wohl ein Verstoß gegen die Bürgerrechte. Und gegen das Demonstrationsrecht!«

»Das wurde beides geändert, extra für den Gipfel.« Die Stimme des Mannes vor ihr klang tief und weich trotz des leichten Akzents, der ihr etwas Kantiges verlieh. Katharina betrachtete ihn. Er hatte schwarze Haare, die sich über dem Kragen seiner Winterjacke kräuselten. Seine Hände wurden von einem Kabelbinder zusammengehalten. Das war es also, was ihr ins Fleisch schnitt, sobald sie sich bewegte.

Dabei hatte dieser 12. Dezember so gut angefangen …

Es war ein schöner Wintertag gewesen. Sehr kalt, aber mit klarer Luft, blauem Himmel und nur wenigen Wölkchen, wie mit einem dicken Pinsel hingetupft. Katharina hatte ein Interview mit einer jungen dänischen Designerin erfolgreich hinter sich gebracht. Wahrscheinlich würde Hansen, stellvertretender Chefredakteur und Ressortleiter der Rubriken Mode und Lifestyle, ihren Text komplett auf links drehen und die wirklich interessanten Antworten zugunsten von mehr Bildmaterial streichen. Mit einem Dankeschön dafür, dass sie ihren Termin im Tierpark abgesagt hatte, weil keine der Redakteurinnen an diesem Wochenende Zeit für eine Reise nach Kopenhagen gehabt hatte, rechnete sie ebenso wenig wie mit seiner Begeisterung. Egal, Katharina war gern eingesprungen. Sie durfte in einem Vier-Sterne-Hotel wohnen und brauchte keinen Cent für Reisekosten auszugeben. Eine ziemliche Sensation für eine Redaktionssekretärin mit mittelmäßigem Gehalt. Als Gegenleistung lieferte sie einen Text und passende Bilder. Vielleicht würde Hansen bei der Gelegenheit sogar auf ihre flotte Feder aufmerksam oder auf ihre gute Beobachtungsgabe. 

Katharina war nach dem Interview die Langebrogade entlanggegangen, hatte eine Brücke überquert. Auf dem Hans Christian Andersen Boulevard war ihr das erste Mal der Klang von Trommeln aufgefallen. Sie hatte sich noch gefragt, ob bei dieser Kälte Straßenmusiker unterwegs waren. Nachdem sie den berühmten Tivoli hinter sich gelassen hatte und am Rathaus rechts abgebogen war, hatte sie eine Menschenmenge gesehen, die sich durch die Straße auf sie zu wälzte. Blaue Umhänge, scheppernde Megaphone, eine Samba-Gruppe. Katharina ließ sich zu einem Platz mit einem beeindruckenden Reiterdenkmal treiben. Plötzlich ein riesiger luftgefüllter Ball, der über den Köpfen der Menschen weitergereicht wurde. Eine Weltkugel. Leute mit dicken Mützen hielten Schilder in die Höhe: »There is no Planet B« und »Bla bla bla – act now!«

Natürlich, Klimagipfel! Die Zeitungen waren voll davon gewesen.

Wie dämlich konnte man sein, das nicht sofort zu kapieren? Typisch. Die Polizisten hätten ihr auffallen müssen. Ziemlich viele Einsatzkräfte, wenn sie es recht bedachte. Auf den Bürgersteigen Polizeiwagen Seite an Seite. Maßlos übertrieben. Sie hatte gerade beschlossen, zurück zum Hotel zu gehen, als sie aus dem Augenwinkel einen Gegenstand wahrgenommen hatte, der sehr schnell durch die Luft geflogen war. Schon im nächsten Moment war ein Tumult losgebrochen, der ihr die Orientierung geraubt hatte. Aus der Richtung, in die das Ding gesaust war, kamen Polizisten gerannt. Die eben noch friedlich Feiernden stoben auseinander. Uniformierte, deren Anblick Katharina plötzlich Angst machte, trieben die Menschen zusammen, kesselten sie ein. Viele versuchten, sich davonzumachen. Auch Katharina hatte probiert, zwischen den Ordnungshütern durchzuschlüpfen. Keine Chance. Nun saß sie hier.

Sie zitterte vor Kälte und vor Aufregung. Was hatte der Mann vor ihr gesagt?

»Wie meinen Sie das, die haben das Demonstrationsrecht extra geändert? So einfach geht das doch nicht.«

»Aber sicher geht das. Ist das Ihre erste Demo?« Das klang amüsiert.

»Das ist überhaupt nicht meine Demo.« War es wirklich nicht. Katharina kümmerte sich gern um das, was sie direkt beeinflussen und überschauen konnte. Was in der Welt geschah, machte ihr oft Angst. Umschalten oder weghören war ihre Strategie, um mit den vielen Nachrichten klarzukommen. Als Kind hatte sie mal gesehen, wie ein Igel über die Straße getrippelt war. Ein Auto war herangebraust, der kleine Kerl hatte sich zusammengerollt und war überfahren worden. Katharina hatte eine Ewigkeit nicht mehr daran gedacht. Jetzt erinnerte sie sich, wie lange ihr der Anblick des toten Tieres, seine Gedärme ein roter Brei auf dem Asphalt, zu schaffen gemacht hatte. Verhielt sie sich nicht genau wie dieser Igel? Wenn es darum ging, dass irgendetwas aus dem Lot war, schloss sie die Augen und hoffte, dass die Bedrohung einen Bogen um sie machte. Eine tödliche Strategie. Womöglich nicht nur für Igel. Die Erkenntnis schmeckte bitter. Ein Polizist ging an Katharinas Reihe entlang.

»Entschuldigung«, rief sie auf Englisch. Ein kurzer Blick, dann wandte sich der Uniformierte ab. »Gehen Sie nicht weg, bitte! Sie können doch nicht zulassen, dass diese Menschen hier so behandelt werden.« Sie suchte nach Worten. »Bestimmt ist das nicht Ihre Schuld, aber vielleicht können Sie etwas dagegen tun. Ich meine, die holen sich hier alle noch den Tod.« Der Mann reagierte nicht. »Hören Sie mir bitte zu, es ist wichtig.« Jetzt blieb er stehen. Sein Gesichtsausdruck war hinter dem Visier verborgen. »Sie machen hier Ihre Arbeit, davor habe ich allergrößten Respekt. Nur würde ich auch gern meine Arbeit machen. Und wenn Sie mich nicht gehen lassen, verpasse ich mein Flugzeug. Das wäre sehr schlecht, denn ich muss unbedingt um 18 Uhr zur Schlusskonferenz in meiner Redaktion in Hamburg sein.« Hoffentlich schluckte er das. Den Typen vor ihr schien sie jedenfalls neugierig gemacht zu haben, denn er drehte ein wenig den Kopf, als wollte er besser hören können. Sie legte noch eins drauf: »Ich habe in meiner Tasche den Leitartikel für die nächste Ausgabe des Stern. Sie können sich sicher vorstellen, was das bedeutet? Inklusive Fotos. Wenn ich das Material nicht heute Abend in Hamburg abliefere, hat die Chefredaktion ein echtes Problem. Wollen Sie das verantworten?« Hoch gepokert. Noch nie hatte sie einen Staatsbediensteten belogen. Der Polizist hatte gerade weitergehen wollen, hielt jedoch in der Bewegung inne. Der Mann vor ihr richtete seinen Blick auf den Uniformierten. Er schien dessen Reaktion sehr genau zu beobachten. Katharina nahm allen Mut zusammen. Wie hätte wohl Hansen in ihrer Situation reagiert? »Geben Sie mir Ihren Namen und Ihre Dienststelle«, forderte sie selbstbewusst. »Ich werde Sie zur Verantwortung ziehen. Sie haben kein Recht, mich festzuhalten.« Sehr gut. Und jetzt den Sack zumachen. »Das ist Freiheitsberaubung.«

»Schade«, flüsterte der Dunkelhaarige. »Bisher waren Sie richtig gut.«

»Was?«

Er drehte sich halb zu ihr um, so dass sie sein Profil sehen konnte. Eine breite, leicht gekrümmte Nase, volle Lippen, dunkle Augen. »Die dürfen uns bis zu 12 Stunden festhalten, ohne triftigen Grund.«

»Was heißt hier uns? Ich habe mit diesem ganzen Theater überhaupt nichts zu tun!«

Er lachte leise. »Doch, haben Sie. Haben wir alle.« Sie verstand nicht gleich. Nach einer Sekunde, in der sich Katharina so hilflos fühlte wie selten zuvor in ihrem Leben, meinte er: »Mitgefangen, mitgehangen. Sagt man das so?«

»Ja, das sagt man so. Aber das kann man doch nicht einfach hinnehmen. Ich meine es ernst, da sind Kinder und alte Leute dabei. Wollen Sie nichts dagegen tun?« Sie sah von seinem Rücken zu dem Polizisten. Wenn sie jetzt nichts unternahm, würde er weitergehen. Dann konnte sie nicht einmal mehr versuchen, ihn davon zu überzeugen, sie freizulassen. »Könnten Sie sich vielleicht auch mal etwas überlegen? Ich war in der Schule in der Theater-AG. Ich könnte Atemnot vortäuschen. Meinen Sie, das hilft?«, fragte sie. Er lächelte. Katharina bemerkte, dass die Trommeln wieder dröhnten. Außerhalb des Kessels protestierten Demonstranten, die das Glück gehabt hatten, weit genug von dem losbrechenden Tumult entfernt gewesen zu sein, gegen das brutale Vorgehen der Polizei.

»Let them go!«, skandierten sie.

»Hey, Freund.« Der Dunkelhaarige wandte sich an den Uniformierten. Endlich »Ich weiß, dass Sie nur Ihren Job machen. Wie meine Kollegin Ihnen schon sagte, würden wir das auch gern tun. Ich bin Fotograf, wir müssen um 18 Uhr in Hamburg sein. Ist da etwas zu machen?« Ganz schön dreist. Aber immerhin hatte sie jetzt Unterstützung. Der Polizist kam näher.

»Tut mir leid«, sagte er. Es klang eigenartig dumpf unter dem Helm. »Ich bin nicht berechtigt …«

»Sie tun mir leid, mein Freund. Ich bin sicher, Sie würden auch lieber für den Schutz unseres Planeten kämpfen als gegen uns.« Der Mann mit dem Akzent senkte die Stimme. Sofort beugte sich der Polizist reflexartig zu ihm herunter und nickte kaum merklich mit dem Kopf. Dann hob er sein Visier und sah sich um. Suchte er nach einem Vorgesetzten, der die Befugnis hatte, jemanden gehen zu lassen?

»Ich mache Ihnen einen Vorschlag.« Katharina musste die Ohren spitzen, um die Worte ihres Vordermannes zu verstehen. »Wir geben Ihnen unsere Papiere, damit Sie sich unsere Personalien notieren können. Sie lassen uns gehen, und in der nächsten Ausgabe des Stern ist zu lesen, dass die dänische Polizei alles getan hat, um die Sicherheit der friedlichen Demonstranten zu gewährleisten.« Der Kerl war clever. Frech, aber clever.

»Also gut«, sagte der Ordnungshüter endlich. Katharina atmete auf. Sie sah, wie er ein Messer aus einer der aufgesetzten Hosentaschen zog und sich daranmachte, die Kabelbinder ihres Vordermannes zu durchtrennen. Die Klinge an der Plastikfessel fragte er: »Sie schreiben über den Klimagipfel?«

»Ja!«, »Nein!«, antworteten der Mann vor ihr und Katharina in der gleichen Sekunde. Verdammt! Sie sah, wie ihr Vordermann kaum merklich den Kopf schüttelte. Sie waren so kurz davor, hier wegzukommen. Sie durfte nicht aufgeben.

»Ja, auch«, sagte sie schnell. »Wir schreiben auch über den Klimagipfel. Ich sagte doch schon, es handelt sich um den Leitartikel. Da geht es um viel mehr, das ist ziemlich komplex.« Das hatte sie souverän über die Lippen gebracht. Es musste einfach klappen.

»Kann ich Ihre Presseausweise sehen und eine Akkreditierung?« Der Polizist sah sie streng an. Sie hatten noch nicht gewonnen, waren aber wieder im Spiel.

»Natürlich, kein Problem. Sie müssen mich nur losmachen.« Sie lächelte ihn freundlich an und hob die Hände hinter ihrem Rücken ein Stückchen an. »Dann zeige ich Ihnen meinen Presseausweis.« Oder wenigstens den Hausausweis des Verlages. Das musste reichen. Hoffentlich!

»Einer genügt doch sicher, mein Freund«, hakte der vor ihr ein. »Meiner liegt nämlich im Hotel.« Er hob entschuldigend die Schultern.

»Er würde seinen eigenen Kopf vergessen, wenn der nicht angewachsen wäre«, bekräftigte sie lachend. »Ich bin immer wieder erstaunt, dass er seine Kamera jedes Mal dabeihat.«

Die Miene des Polizisten verfinsterte sich. »Was ist mit der Akkreditierung? Haben Sie irgendetwas Offizielles?«

»Alles im Hotel.« Sie machte ein zerknirschtes Gesicht.

»Dann tut es mir leid, Sie müssen warten, bis mein Vorgesetzter kommt.« Mit einer schnellen Handbewegung ließ er das Visier herunterklappen, steckte das Messer wieder ein und ging davon.

»Sie haben es vermasselt«, hörte Katharina die weiche Stimme ihres Vordermannes. 

»Wie bitte? Wieso ich? Ich bin im Besitz eines Presseausweises.« Oder etwas ähnlichem. »Mich hätte er gehen lassen.«

»Hätte er nicht.«

»Weil Sie sich an mich ranhängen wollten und ihn angelogen haben. Ich hatte ja nicht einmal die Chance, meine Papiere zu zeigen.« Sie war lauter geworden.

»Sie haben doch auch gelogen«, kam es ruhig zurück.

»Habe ich nicht! Ich muss zurück nach Hamburg in die Redaktion. Wenn auch nicht heute«, ergänzte sie leise. Katharina rutschte auf dem Boden hin und her. Wenn nicht bald etwas passierte, würde sie festfrieren.

»Aber Sie arbeiten nicht für den Stern und haben auch keinen Leitartikel in der Tasche.«

»Woher wollen Sie das wissen?«

Er drehte den Kopf und sah sie über die Schulter an. »Sie sind nicht der Typ.«

Sie schluckte. Nein, das war sie nicht. Sie war der Typ unauffällige Sekretärin. Dass man ihr das drei Meilen gegen den Wind ansah, tat weh. »Sie haben recht«, erwiderte sie kleinlaut. »Ich arbeite für eine Frauenzeitschrift.« Das war die Wahrheit. Wenn er sich darunter auch etwas anderes vorstellte. »Auf mich wartet keine Chefredaktion, sondern die Sauna und ein nettes Abendessen in meinem Hotel.« Sie seufzte. »Aber ich musste es wenigstens versuchen. Sehen Sie sich doch um. Es ist einfach nicht in Ordnung, was hier passiert.«

»Da haben Sie recht.« Kurz darauf stellte er sich vor: »Ahmed Badawi. Bitte entschuldigen Sie, dass ich Ihnen nicht die Hand gebe. Ist keine Unhöflichkeit.«

»Katharina Rensch. Ich freue mich, Sie kennenzulernen.«

Kapitel 3

Kopenhagen Konferenzcenter, Dezember 2009

»Sehr geehrte Damen und Herren, ich fasse noch einmal zusammen.« Der Mann ließ seinen Blick durch den gutbesetzten Konferenzraum gleiten. Hier und da steckten einige Anwesende die Köpfe zusammen, um etwas zu besprechen, andere prüften kurz, ob sie Nachrichten auf ihren mobilen Kommunikationsgeräten erhalten hatten. Die meisten jedoch schienen noch immer erfreulich aufmerksam zu sein, obwohl sein Vortrag mehr als anderthalb Stunden gedauert hatte.

»Seit dem Weltwasserforum vor neun Jahren in Den Haag ist festgeschrieben, dass Wasser gehandelt werden darf wie jedes andere Wirtschaftsgut auch. Die Privatisierung von Teilbereichen dieses Wirtschaftszweiges kann dazu beitragen, eine Grundversorgung für Millionen von Menschen sicherzustellen. Was wir bisher sehen, ist jedoch, dass nicht in Teilbereichen, sondern umfassend privatisiert wird. Dieses Vorgehen stellt uns vor Probleme, die uns, wenn wir jetzt nicht gegensteuern, sehr teuer zu stehen kommen werden. Konzerngiganten wie Suez und Veolia berücksichtigen weder die kulturelle noch die soziale oder ökologische Rolle, die die Versorgung mit Trinkwasser aber unbestreitbar spielt. Die Erfahrung zeigt, dass dort, wo private Konzerne mit dem blauen Gold handeln, arme Bevölkerungsgruppen schlechter oder gar nicht versorgt werden, die Kosten für die Menschen steigen, die Qualität sinkt. Verunreinigungen und Verluste durch marode Leitungen, in die kein Geld mehr gesteckt wird, nehmen zu. Auch die Verschwendung dieses kostbaren Lebensmittels wird nicht etwa unterbunden, sondern eher noch gefördert. Bitte bedenken Sie, meine Damen und Herren, dass die Unternehmen an jedem Tropfen, jedem Liter, jedem Kubikmeter verdienen. Sie haben kein Interesse daran, Sparmaßnahmen und technische Hilfsmittel zur Einsparung von Wasser zu unterstützen. Am Ende, meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kollegen, wenn das System finanziell ausgesaugt und heruntergewirtschaftet worden ist, ziehen sich die Konzerne zurück und hinterlassen der öffentlichen Hand ein Millionengrab, das unter höchstem Aufwand erst wieder in den guten Zustand versetzt werden muss, in dem es vor der Privatisierung war. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.«

Der Mann nahm den Applaus entgegen, nickte in die Runde und schob seine Unterlagen zurück in eine Klarsichthülle.

»Gut gebrüllt, Löwe. Du warst mal wieder absolut überzeugend.«

Dieter Bendzko hatte gar nicht gemerkt, dass sein langjähriger Freund und Wegbegleiter zu ihm ans Pult getreten war.

»Du willst mir doch nicht weismachen, dass du dir meinen Vortrag angehört hast.«

»Aber natürlich, von der ersten bis zur letzten Silbe.«

»Dann beglückwünsche ich dich, dass du nicht eingeschlafen bist. Mein Manuskript dürfte für dich nichts Neues enthalten haben.«

Der Mann lächelte schmal. »Ich musste doch sichergehen, dass du nicht wieder heilbringenden Konzernen wie WatEX den einen oder anderen Seitenhieb verpasst. Danke, dass du dieses Mal ohne ausgekommen bist.«

Dieter zuckte mit den schmalen Schultern. »Ich hatte keine Veranlassung. Mein heutiges Thema hatte mit verunreinigtem Wasser in Plastikflaschen, die jede Menge Schadstoffe abgeben, schließlich nichts zu tun.« Er schob die Papiere in der dünnen Kunststoffhülle in seine Aktentasche, dann wandte er sich dem Mann zu. »Wie sieht es aus, gehen wir heute Abend zusammen essen?«

»Ich fürchte, daraus wird nichts. Der türkische Wirtschaftsminister ist da. Wir wollen die Gelegenheit nutzen, um über den Staudamm zu sprechen.« Dieses Treffen könnte auch für Dieter interessant sein. Warum lud sein alter Kumpel ihn nicht ein, sich dazuzugesellen? Da war dieser Blick, den Dieter an ihm nicht leiden konnte, stechend und selbstherrlich.

»Na, dann wünsche ich dir viel Erfolg. Wie ich meinen lieben Freund Ahmed kenne, steckt der ohnehin schon wieder in handfesten Schwierigkeiten oder ist wenigstens dabei, sich ein paar neue Feinde zu machen. Wahrscheinlich sollte ich mich sowieso lieber um ihn kümmern.«

»Viel Vergnügen. In Kopenhagen soll es ausgezeichnete Hot Dogs geben. Oder vielleicht hast du Glück, und ein paar Demonstranten haben ihre Suppenküche noch geöffnet.« Er blieb stehen, als würde er auf etwas warten.

»Gute Idee«, gab Dieter kühl zurück. »Wir sehen uns dann bei Gelegenheit in Amman. Bin gespannt, was du von deinem Treffen mit dem türkischen Minister zu erzählen hast. Schönen Abend noch.« Damit ließ er ihn stehen.

Kapitel 4

Katharina und Ahmed hockten noch immer auf dem eisigen Boden. Die Sonne war untergegangen, die Dunkelheit wurde nur von grellen Scheinwerfern vertrieben, die auf Polizei-Einsatzfahrzeugen montiert waren. Nachdem sie zuerst unkontrolliert zu zittern angefangen hatte, war irgendwann jedes Gefühl aus Katharinas Beinen gewichen. Dafür schmerzte jede Faser ihres Rückens, ihrer Arme und Hände. Hätte Ahmed nicht unermüdlich von seinem Heimatland Syrien erzählt, von Damaskus, einer der ältesten Siedlungen der Menschheit, sie wäre verrückt geworden. Er hatte die Altstadt in schillernden Farben beschrieben, die für Besucher einem undurchdringbaren Labyrinth glich, in dem es an jeder Ecke etwas Neues zu entdecken gab, was einen weiter von seinem ursprünglichen Weg fortführte. Er hatte von der Omayyaden-Moschee gesprochen, die seit weit über 1000 Jahren an ihrem Fleck stand, und von dem prachtvoll geschmückten Grab von Johannes dem Täufer. Je länger sie Ahmed zuhörte, wie er von den Spuren der Kreuzritter und der Römer, von Dattelhainen und den Ufern des Euphrat schwärmte, desto mehr vergaß sie ihre scheußliche Lage. 

Nach Stunden lösten die Einsatzkräfte die Einkesselung auf. Katharina beobachtete, wie einer nach dem anderen grob auf die Füße gezogen wurde. Sie sah Menschen, deren Beine einfach nachgaben. Als wären sie aus Pappe! Als sie selbst an der Reihe war, erging es ihr kaum besser. Ihre Knie knickten kurz ein, doch ihre Muskeln, von regelmäßigen Dauerläufen trainiert, fingen sie auf. Ihre befreiten Handgelenke dagegen wollten nicht gehorchen. Sie hatte weder Kontrolle über ihre Finger noch Kraft darin. Zwei Uniformierte, ein Mann und eine Frau, zerrten sie zu einem Wagen mit vergitterten Fenstern und schoben sie hinein. Von Vorsicht hatten sie anscheinend noch nichts gehört. Ein scharfer Schmerz in ihrem Knöchel. Katharina ließ sich auf die Sitzbank fallen, gegen deren Metallhalterung ihr Fuß geknallt war. Sechs schlotternde Männer und Frauen saßen bereits in dem Fahrzeug. Einige nickten ihr zu, andere starrten einfach nur auf den Boden. Ahmed wurde ebenfalls in den Wagen verfrachtet. Hinter ihm fiel die Tür zu.

»Wohin bringen die uns?«

»Zur Polizeistation, die Personalien aufnehmen.« Er lächelte ihr aufmunternd zu. Es war das erste Mal, dass sie sein Gesicht in aller Ruhe vollständig betrachten konnte. Die Nase war nicht nur gekrümmt, sondern wirklich sehr breit. Seine Haut war eine Nuance dunkler als ihre eigene. Das Auffälligste aber waren seine leicht mandelförmigen Augen. Obwohl er ruhig und gelassen sprach, funkelten sie und ließen ahnen, dass es in ihm anders aussah. »Aber da ist es wenigstens warm, und es gibt Stühle. Nehme ich an«, hörte sie ihn sagen.

Als sie eine Weile später durch einen Torbogen in einen Hinterhof fuhren, griff Katharina in die Innentasche ihres Mantels. In ihren Fingern kribbelte und juckte es. Blut und Wärme kehrten zurück. Sie konzentrierte sich darauf, eine Visitenkarte aus ihrem Portemonnaie zu fischen, und reichte sie Ahmed.

»Ist leider nur meine private.« Ihre Wangen glühten. »Der Verlag entwickelt gerade ein neues Corporate Design«, schwindelte sie. »Die neuen Karten sind noch nicht fertig.« Wie wäre es mit der Wahrheit, Katharina? Das silberne Etui, in dem sie die Job-Visitenkarten aufbewahrte, lag griffbereit in der anderen Innentasche. Sie konnte ihm eine geben, dann wusste er Bescheid: Redaktionsassistentin. Sekretärin sagte man ja nicht mehr. »Wahrscheinlich sehen wir uns nicht wieder. Aber melden Sie sich bei mir, ja?« Konnte er nicht irgendetwas sagen, anstatt sie nur ernst anzusehen? »Bitte, Sie haben mir das Leben gerettet, glaube ich. Ohne Sie wäre ich völlig verzweifelt. Ich würde mich freuen, wenn ich mich irgendwie revanchieren könnte.« Sie hielt ihm das kleine Stück Hochglanz-Karton hin, das sie selbst in einer Online-Druckerei hatte anfertigen lassen. Immerhin stand ihre eMail-Adresse vom Verlag drauf, eine private hatte sie nicht. Als die Tür des Wagens geöffnet wurde, nahm er das Kärtchen wortlos und steckte es in seine Jackentasche.

Katharina musste noch eine halbe Stunde warten, ehe ihre Personalien aufgenommen waren und sie gehen konnte. In ihrem Zimmer angekommen, kroch sie ins Bett. Sämtliche Knochen taten ihr weh, ihre Oberschenkel fühlten sich an, als wären sie aus Eis. Selbst unter der dicken Daunendecke zitterte sie und fand keinen Schlaf. Das lag auch daran, dass Ahmed ihr nicht aus dem Kopf ging. Sie hätte ihn nicht anlügen sollen. Das war richtiger Mist! Eigentlich hatte sie gar nicht ihn angelogen, sondern diesen Polizisten. Und das war eine Notlüge gewesen. Trotzdem hätte sie das Ahmed gegenüber längst aufklären müssen. Ob sie je etwas von ihm hören würde? Es war überhaupt nicht ihre Art, einem fremden Mann ungefragt ihre Visitenkarte in die Hand zu drücken. Warum hatte sie das gemacht? Sie war froh darüber. Irgendwie. Sie wollte den Kontakt halten. Jetzt kannte dieser Fremde ihre private Anschrift. Nicht besonders klug. Sie wusste kaum etwas über ihn, hatte ihn nicht einmal gefragt, ob er in Kopenhagen lebte. Wie war noch sein Name? Katharina schaltete die Nachttischlampe ein und notierte auf dem Notizblock des Hotels Ahmed. Danach kam etwas mit Ba, wenn sie sich richtig erinnerte. Batani? Sie schrieb es auf, malte ein Fragezeichen dahinter und löschte das Licht. Katharina lag noch eine ganze Weile in der Dunkelheit und dachte über den Mann nach, mit dem sie eine Erfahrung teilte, auf die sie gern verzichtet hätte. Aber vielleicht hatte sie das erleben müssen, um ihn kennenzulernen. Allmählich ebbte das Frösteln ab, sie schlief ein.

Als ihr Handy sie weckte, brauchte Katharina ein paar Sekunden. Dann begriff sie, dass es nicht die Weckfunktion war, die sie aus dem Schlaf gerissen hatte, sondern ein eingehender Anruf.

»Rensch.«

»Guten Morgen. Na, haben Sie den Schock von gestern überstanden?« Sie erkannte die Stimme mit dem Akzent sofort. Kein Wunder, sie hatte ihr über Stunden gelauscht.

»Guten Morgen, das ist eine Überraschung.«

»Warum? Sie haben mich gebeten, mich bei Ihnen zu melden.«

Zwei Minuten später waren sie zum Frühstück verabredet. Katharina ging unter die Dusche, zog sich an, warf eilig ihre Sachen in den Koffer und checkte kurz darauf aus. Sie trafen sich in Kastrup in einem Schnellimbiss. Nicht schön, aber sehr praktisch, denn der Flughafen lag nur wenige Meter davon entfernt, und Ahmed konnte den Stadtteil von der Innenstadt leicht mit dem Zug erreichen. Katharina schob ihren Rollkoffer zwischen eine mit Kunstleder bezogene Sitzbank und einen Tisch. Dann nahm sie selbst Platz und blickte unentwegt zur Tür. Was tat sie hier? Wieso wollte Ahmed sich sofort mit ihr treffen? Was wollte er von ihr? Moment mal, die Frage war doch: Was wollte sie von ihm? Sie hatte ihm ihre Adresse gegeben, hatte sie ihm geradezu aufgedrängt. Gut, es war seine Idee gewesen, sich vor ihrem Abflug noch zu treffen, doch sie hatte sofort zugestimmt. Katharina hatte die Finger ineinander verschränkt, ihre Daumen klopften in schnellem Rhythmus gegeneinander. Eine Kellnerin trat an den Tisch. Katharina sah kurz zu ihr auf, ohne sie wahrzunehmen, erklärte, dass sie noch warten wolle, und fixierte wieder die Tür.

Da war er. Den Kragen des schwarz-melierten Stoffmantels hatte er hochgeschlagen, um den Hals trug er einen orange leuchtenden Schal. Es war eigenartig, ihn zu sehen. Ein Fremder, der ihr seltsam vertraut war, obwohl sie stundenlang nur seinen Nacken betrachtet hatte. Mit großen, sicheren Schritten kam er zu ihr herüber, reichte ihr höflich die Hand.

»Guten Morgen. Schön, dass es gepasst hat.« Das klang förmlich, geradezu geschäftlich. Er sah ihr in die Augen, während er seinen Mantel auszog und über ihren Koffer warf. Erwartungsvoll, das war das richtige Wort, er beobachtete sie erwartungsvoll. Nur: Was erwartete er von ihr?

»Gut geschlafen?« Er saß ihr jetzt gegenüber, die gefalteten Hände auf dem Tisch. Große Hände, gepflegt, die Nägel sauber und akkurat geschnitten.

»Ja, danke. Sie auch, hoffe ich.«

»Ich schlafe immer wie ein Bär.« Ein Lächeln huschte über seine Lippen und war schon wieder verschwunden. Dieser Blick, konzentriert und fest, irritierte sie. Als ob sie sich nicht schon unsicher genug fühlen würde.

»Ich bin noch immer fassungslos«, begann sie. »Die Menschen haben friedlich demonstriert. Wenn man dann so behandelt wird, ist es kein Wunder, wenn niemand mehr für eine gute Sache auf die Straße geht.«

»Das war doch nichts.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung und lächelte sanft.

»Nichts? Na, besten Dank, mir hat’s gereicht.«

»Ja, das habe ich gemerkt.« Er machte eine Pause, in der er sie nicht aus den Augen ließ. »Nein, hören Sie, wer sich engagiert und an Kundgebungen teilnimmt, der rechnet mit Schlimmerem. Es gibt immer Idioten, die solche Veranstaltungen stören und für ihre Zwecke missbrauchen. Das eskaliert dann ganz schnell, und die Polizei geht gegen alle vor. Da wird Tränengas eingesetzt oder ein Wasserwerfer.« Ein dünnes Lächeln erschien auf seinen Lippen, das sie nicht deuten konnte. Wie auch, sie kannte diesen Mann nicht. »Wasser gegen Menschen«, sagte er leise und schüttelte den Kopf. Dann wandte er sich ihr wieder zu. »Glauben Sie mir, in Ländern wie diesem oder Ihrem kann man noch ohne Angst auf die Straße gehen und offen seine Meinung sagen.«

»In Ihrem nicht?« Dumme Frage. In Syrien gab es so etwas wie Meinungsfreiheit vermutlich nicht.

Er lachte sie nicht aus, wie sie erwartet hatte. »Sagen wir es so: Wir dürfen auch offen unsere Meinung sagen. In den eigenen vier Wänden. Das syrische Volk hat seinen Weg gefunden, sich über die Regierung das Maul zu zerreißen. Kennen Sie etwa den berühmten syrischen Humor nicht?« Er meinte das ernst. Katharina schüttelte den Kopf. »Du hast nie eine unserer Comedy-Reihen gesehen?« Er war tatsächlich überrascht. Im nächsten Moment beantwortete er sich seine Frage selbst. »Nein, natürlich nicht, ihr Europäer guckt euch lieber das Zeug aus Amerika an mit Gelächter vom Tonband.« Er zog verächtlich die Augenbrauen hoch. »Was machst du, wenn du nicht arbeitest oder in einem fremden Land auf der Straße sitzt?«

»Nicht fernsehen. Naja, selten. Ich laufe regelmäßig, am liebsten am Strand, wenn ich die Möglichkeit habe. Außerdem lese ich gerne, bin viel im Zoo oder in Wildparks.« Das klang ja alles ungeheuer spannend. »Ach ja, und ich gebe Erste-Hilfe-Kurse in Schulen. Ich habe selbst als Kind einen ganz tollen Kurs besucht, bin dann gleich ins Jugendrotkreuz eingetreten und irgendwie hängengeblieben.« Sein Blick hatte etwas Warmes. Als fände er schön, was er hörte. »Es macht mir Spaß, mit Kindern zu tun zu haben. Solange ich sie wieder abgeben kann.«

Er lachte laut auf. »Aber politisch engagierst du dich nicht? Ich meine, bist du Parteimitglied oder in irgendeiner Vereinigung aktiv?«

»O Gott, nein.«

»Du bist noch nie verhaftet worden, weil du Parolen an eine Mauer geschmiert hast?« Dieses Mal war sein Entsetzen ganz offensichtlich gespielt.

»Nein, tut mir leid. Ich glaube, ich tauche in keiner einzigen Polizeiakte auf.«

Er lächelte. »Das ist gut«, sagte er leise. »Wir sagen, was wir denken«, kam er auf ihr Ausgangsthema zurück. »Mit Humor, mit Blicken und Gesten, zwischen den Zeilen. Verstehst du?«

»Ja.« Sie nickte. »Bist du länger hier in Dänemark?« Das Du, zu dem er schon vorher übergewechselt war, kam ihr leicht über die Lippen. Nach all den gemeinsamen Stunden hätten sie gestern schon dazu übergehen sollen.

»Nein, ich fliege morgen auch nach Hause. Ich habe hier an einer Konferenz teilgenommen.«

»Aha.«

»Ich bin Wasser-Ingenieur. Die genaue Berufsbezeichnung ist länger. Ich will nicht, dass du deinen Flug verpasst.« Er verzog keine Miene. Dieser Mann verunsicherte Katharina in jeder Sekunde. Wann meinte er es ernst, wann machte er einen Scherz? Er war nicht unsympathisch, im Gegenteil. Trotzdem fühlte sie sich in seiner Gegenwart unbehaglich. »Der Nahe Osten, wie ihr sagt, gehört zu den Regionen mit ständigem erheblichem Süßwassermangel. Hast du das gewusst?« Sie schüttelte den Kopf. Natürlich nicht. Der Nahe Osten kam in ihrer Welt nur in den Nachrichten vor. Syrien war von Deutschland nicht so weit entfernt, doch für sie war es ein anderer Planet. Was wusste man schon vom Nahen Osten, außer dass es dort ständig Auseinandersetzungen gab, zwischen Palästinensern und Israelis etwa? Selbst dazu könnte sie in einer handfesten Diskussion nichts wirklich Kluges beitragen, weil ihr das nötige Hintergrundwissen fehlte.

»Ist nicht schlimm. Das ist den wenigsten klar«, sagte er gerade. »Wenn es um Wassernot geht, denken alle eher an Afrika.«

Die Kellnerin trat zu ihnen an den Tisch. Ahmed bestellte zweimal das große Frühstück mit Orangensaft extra, dazu Tee, ohne Katharina nach ihren Wünschen zu fragen.

»Der Kaffee hier ist es nicht wert, ihn zu trinken«, bemerkte er lediglich. Katharina zog die Augenbrauen hoch. Sie hätte gern einen getrunken. Sie trank morgens immer Kaffee. »Du musst nach Damaskus kommen. Dann gehen wir in ein Kaffeehaus. Wir trinken ihn mit einem Hauch Kardamom.« Er küsste seine aneinandergelegten Spitzen von Daumen und Zeigefinger. Im nächsten Augenblick knüpfte er wieder an sein vorheriges Thema an. »Meine Heimat gehört zu den regenärmsten Regionen der Erde. Kaum ein Tropfen seit gut drei Jahren.«

»Es hat drei Jahre lang nicht geregnet? In Hamburg wären wir ganz froh, wenn es nicht so viel regnen würde.« Sie lächelte scheu.

»Nein, wärt ihr nicht.«

Die blonde Kellnerin servierte das Frühstück und wünschte einen guten Appetit. Ahmed schenkte ihr ein strahlendes Lächeln, als er sich bedankte. Er leerte das Glas Orangensaft beinahe vollständig in einem Zug.

»Bismillah«, sagte er und begann, ein Brötchen aufzuschneiden. Irgendwie wirkte er gehetzt. Vielleicht konnte er nicht lange bleiben.

»Guten Appetit«, gab Katharina leise zurück und sah auf ihre Armbanduhr. Sie konnte sich Zeit lassen. »Hamburg ist bekannt für den vielen Regen. Deshalb habe ich das gesagt. Obwohl … mir kommt es so vor, als wäre das in letzter Zeit gar nicht mehr so schlimm wie früher.«

Er nickte. »Stimmt. Noch ist die Trockenheit erst in Südeuropa bedrohlich, aber der Norden wird auch immer trockener.« Das klang beiläufig, als würde er sagen: »Eigentlich wollte ich gerade den Camembert probieren, aber ich nehme doch lieber Leberwurst.« Er biss in sein mit Schinken und Käse belegtes Brötchen. Katharina war überrascht, er aß Schweinefleisch. »Das Wasser aus dem Jordan und dem Euphrat ist für unsere Versorgung überlebenswichtig. Kein Regen bedeutet, der Pegel sinkt immer weiter. Dummerweise gibt es aber immer mehr Menschen, die sich an den Flüssen ansiedeln.« Er zuckte mit den Schultern, als sei das zwar alles lästig, aber nicht von Bedeutung. »Israel hat sich den größten Zugriff auf den Jordan und seine Zuflüsse gesichert, der Irak staut den Tigris und schneidet seine Nachbarn von der Süßwasserversorgung ab, die Türkei plant ein gigantisches Staudammprojekt.« Er machte eine Pause und hörte auf zu essen. Seine Wangenknochen traten hervor. »Schon wieder«, fuhr er leise fort. Er schien seine Wut nur mühsam unterdrücken zu können. »Als sie die ersten beiden Dämme gebaut haben, haben wir und der Irak mit Krieg gedroht. Das könnten wir jetzt auch wieder. Nur wofür?« Er sah ihr in die Augen. »Die Türkei ist stärker als wir. Und sie hat einen mächtigen Partner, die NATO. Die können es leicht auf eine militärische Auseinandersetzung mit uns ankommen lassen.«

»So einfach ist das auch wieder nicht. Klar greift Europa ein, wenn ein Partner angegriffen wird, die NATO ist schließlich ein Militärbündnis. Das heißt aber nicht, dass die Mitgliedsstaaten sich alles erlauben und andere Länder von lebenswichtiger Versorgung abschneiden können. Da spielt Europa nicht mit.«

»Sicher?« Mist, ertappt. Gerade hatte Katharina sich für eine Sekunde ein bisschen fester im Sattel gefühlt, schon hatte er sie wieder vom Pferd gestoßen. »Darum geht es auch gar nicht.« Sie hatte erst ein paar Bissen zu sich genommen, während er sich bereits das zweite Brötchen schmierte. »Syrien hat am Euphrat auch einen Staudamm gebaut. Wir sind nicht besser. So ist der Mensch nun einmal: Zuerst kommt er selbst, dann kommen die anderen. Falls noch etwas übrig ist. Es liegt nicht in meiner Hand, für politische Lösungen zu sorgen. Ich kann nur versuchen, die Menschen in meiner Heimat besser mit Trinkwasser zu versorgen. Und ich bemühe mich, sie im Umgang damit zu schulen. Wie du die Kinder in Erster Hilfe.« Er strahlte sie an. »Wir sind ein Volk von Bauern. Die müssen kapieren, dass sie alles verlieren, wenn sie weiter so durstige Pflanzen anbauen.«

»Was genau machst du als Wasser-Ingenieur?« Was er erzählte, war neu und fremd für sie, doch auch ungeheuer spannend.

»Ich habe eine Pflanzen-Kläranlage entwickelt. Das Schmutzwasser wird von Pflanzen gereinigt. Ohne Chemie. Das ist das Prinzip. Und das mache ich offiziell. Außerdem habe ich da noch eine Idee …« Jetzt blitzten seine Augen. »Al-hamdulillah.« Er schob seinen Teller beiseite, legte die gefalteten Hände auf das Tischset aus Papier und lehnte sich vor. »Meine Arbeit ist bedeutungslos, für die Katz, wie ihr sagt, solange die Menschen nicht lernen, dass Wasser kostbar ist, ein Lebensmittel, von dem wir abhängig sind.« Sie sah, wie die Knöchel seiner Finger weiß hervortraten. »Und solange es Leute gibt, die Wasser als Ware betrachten, die einen reich machen kann, werden wir die Sache nie in den Griff kriegen.«

»Wie meinst du das? Es gab schon immer Unternehmen, die Wasser verkauft haben. Daran ist doch nichts Schlechtes.«

»Findest du?« Er sah sie lange an.

»Naja, das ist doch ganz normal. Das Wasser, das aus der Leitung kommt, wurde aufbereitet, damit ich es trinken kann. Menschen wie du, die eine Kläranlage entwickeln und betreiben, müssen davon leben können.« Gutes Argument. »Mineralwasser muss gereinigt und abgefüllt werden, damit ich es bequem in Flaschen nach Hause tragen kann. Diese Dienstleistung muss bezahlt werden. Das ist nur gerecht.«

»Gerecht.« Wieder dieser konzentrierte, eindringliche Blick. »Wie sieht es mit der Luft aus? In einigen Städten gibt es so viel Smog, dass die Menschen nicht mehr atmen können. Würde man klare, saubere Luft irgendwo in den Bergen abfüllen, durch eine Leitung zu den Leuten bringen und dafür viel Geld kassieren, wäre das gerecht?«

»Das ist etwas ganz anderes.«

»Weil es nicht möglich ist. Noch nicht. Wer weiß?« Er blickte auf seine Hände, die sich ein wenig entspannt hatten. Dann sah er ihr wieder in die Augen. »Findest du es auch gerecht, wenn Konzerne eine Quelle kaufen, einen großen Zaun darum ziehen und das Wasser, das die Menschen der Region sich vorher einfach holen konnten, nun teuer verkaufen? Ist es gerecht, wenn sie sich einen Süßwassersee sichern und daraus so viel Wasser abzapfen und verscherbeln, dass der Grundwasserspiegel sinkt und die Brunnen der Anwohner versiegen?«

Katharina dachte nach. Ein erstes Gefühl sagte ihr, dass das nicht in Ordnung war, doch es war leicht, schnell zu urteilen. »Wenn die Menschen sich das Wasser vorher einfach geholt haben«, überlegte sie laut, »mussten sie es selber filtern und abkochen, bevor sie es nutzen konnten. Das brauchen sie nicht mehr, und dafür bezahlen sie.«

»Wenn sie können.«

»Vorher hat auch nur der Wasser geholt, der es tragen und vielleicht einen weiten Weg gehen konnte. Richtig? Kranke und schwache Menschen hatten vielleicht keinen Zugang. Für sie könnte es ein Glück sein, dass ihnen jemand die Last abnimmt und ihnen Flaschen bis vor die Haustür bringt. Und was ist mit denen, die keinen eigenen Brunnen besitzen?«

Er kniff die Augen ein wenig zusammen, dann nickte er langsam. »Du hast recht. Jede Münze hat zwei Seiten. Es gibt nichts, was nicht auch etwas Gutes hätte.« Wieder blickte er auf seine Hände. Er lächelte versonnen, als wäre er mit einem Mal tief in Erinnerungen versunken.

»Du hast gesagt, deine Pflanzen-Kläranlage ist das, was du offiziell machst«, setzte Katharina an, um sein Schweigen zu brechen. »Gibt es auch etwas, das du inoffiziell machst?« Sie lachte unbeholfen.

Er holte Luft, als wollte er antworten, doch dann zögerte er. »Ich habe da eine Idee, eine neue Technik.« Er wirkte plötzlich unsicher. »Es ist eine Möglichkeit, dort Wasser zu … sagen wir … generieren, wo eigentlich keines ist.«

»Du kannst Wasser machen?« Sie sah ihn skeptisch an.

»Wunderbar, nicht? Wenn ich das an ein Land mit einem großen Dürreproblem verkaufe, bin ich reich. Was denkst du?«

Sie sah ihn an, legte den Kopf schief. »Ich denke, du würdest es nicht wie die Regierungen der Türkei oder Syrien machen.«

Er kniff die Augen zusammen. »Was meinst du damit?«

»Naja, erst komme ich, dann die anderen. So egoistisch wärst du nicht. Du würdest diese Technik doch bestimmt allen zur Verfügung stellen. Dann gibt es auch keinen Krieg darum.«

Mit einem Mal schimmerten seine Augen. Sie sagten lange kein Wort mehr, sahen einander nur an. Etwas war gerade geschehen. Katharina bekam eine Gänsehaut.

»Lass uns über dich sprechen«, meinte er schließlich. »Du bist Journalistin. Du solltest einen Artikel über die Wasserversorgung in Syrien schreiben. Ich kann dir alle Informationen geben, die du brauchst.«

»Ich? Nein, ich …« Hatte er sich deswegen so schnell mit ihr treffen wollen?

»Du glaubst, das interessiert niemanden?«

»Das will ich nicht sagen. Nur ist das nicht mein Ressort.« Und dann wäre da noch die unbedeutende Tatsache, dass sie gar keine Journalistin war. »Ich könnte ein Dossier über Wasser vorschlagen. Die besten Mineralwasser im Test, Hydrotherapie, Wasserversorgung in regenarmen Ländern.« Das war wirklich eine gute Idee. Hansen würde es sie niemals selbst schreiben lassen, das traute sie sich auch nicht zu, aber er würde vielleicht ein anderes Bild von ihr bekommen, wenn sie ein Thema vorschlug, das keine der Redakteurinnen auf dem Zettel hatte.

»Konzerne sichern sich für lächerlich geringe Summen in großem Stil Rechte an Trinkwasservorkommen. Dafür kassieren sie auch noch Fördermittel von der Weltbank und dem Internationalen Währungsfond.« Er schlug mit der Faust auf den Tisch. Ein Mitarbeiter, der gerade das Espresso-Sieb des großen silbernen Kaffeeautomaten geleert hatte, sah zu ihnen herüber. »Das ist ein Skandal, Katharina, das muss aufhören.« Ahmed legte die Fingerspitzen beider Hände gegeneinander. »Das ist kein Stoff für ein Dossier mit Mineralwassertest und Kosmetiktipps, das ist Stoff für eine Reportage, die den Europäern die Augen öffnet. Bei euch sind viele Bürger politisch interessiert und über das Internet verbunden. Die sammeln Unterschriften gegen Gesetzesentwürfe oder für die Freilassung politischer Häftlinge. Sie bewegen etwas. Wenn sie erfahren, was bei uns los ist, dann helfen sie uns. Dann erzeugen sie Druck auf Regierungen und Konzerne. Du hast ja keine Ahnung, wie wichtig das für mich ist. Für uns, Katharina, für mein Volk und seine Nachbarn.«

Da war plötzlich dieses Bild. Aus heiterem Himmel. Wie lange hatte sie nicht daran gedacht? Als Kind hatte sie einmal auf dem Heimweg vom Ballettunterricht einen Vogel auf dem Grünstreifen neben dem Bürgersteig gefunden. Er hatte auf dem Rücken gelegen, die Augen, zwei schwarze, glänzende Knöpfchen, waren auf sie gerichtet, als sie sich zu ihm herunterbeugte. In seinem Blick lag etwas Flehendes, das sie daran hinderte, einfach weiterzugehen, den Vogel sich selbst zu überlassen. Sein Leben hing von ihr ab. Sie hatte ein Taschentuch und einen ihrer Ballettschuhe aus dem Turnbeutel geholt, die junge Amsel mit dem ausgebreiteten Tuch gegriffen und behutsam in den Schuh geschoben. Wie warm und flauschig und wie zerbrechlich sich der kleine Körper angefühlt hatte.

»Ich passe auf dich auf. Du brauchst keine Angst mehr zu haben«, hatte Katharina dem Vögelchen immer wieder versprochen. Sie war sicher, ihre Mutter würde ihr helfen, die kleine Amsel gesund zu pflegen. Doch das tat ihre Mutter nicht. Sie schimpfte, weil das Vieh voller Parasiten sei, wie sie sich ausdrückte. Dann hatte sie Katharina den Schuh mit spitzen Fingern abgenommen, in den Garten getragen und das Tier einfach hinter den Kompost geworfen. Katharina hatte es vermasselt, sie hatte ihr Versprechen nicht gehalten. Noch lange hatte sie von den schwarzen, glänzenden Augen geträumt und ein schrecklich schlechtes Gewissen gehabt, weil sie versagt hatte.

»Katharina?« Ahmed beobachtete sie. »Alles in Ordnung?«

»Ich kann das nicht«, sagte sie leise. »Ich verstehe, dass du mich darum bittest. Du denkst, wenn du schon eine Journalistin kennenlernst und ihr stundenlang in der eisigen Kälte Mut machst, dann kann sie auch etwas für dich tun. Für dein Land«, ergänzte sie schnell. »Aber ich bin keine … Ich schreibe keine Leitartikel für den Stern, sondern arbeite für eine Frauenzeitschrift. Das weißt du. Wir haben nicht einmal ein Ressort, das sich um solche Themen kümmert.« Er sah auf die Tischplatte. Eine Falte erschien über seiner Nasenwurzel, seine Augen wanderten schnell hin und her. »Es tut mir wirklich leid.« Stille. Sie hätte ihm gern etwas anderes gesagt, aber wenn sie jetzt falsche Versprechungen machte, die sie nicht einhalten konnte, wäre die Enttäuschung für ihn nur noch größer. Schlimm genug, dass sie nicht endlich mit ihrer Hochstapelei Schluss machte. Sie war nur die Sekretärin. Nur? Ihre Position hatte auch einen Vorteil. Bei ihr liefen die Fäden zusammen. Sie kannte viele Leute im Verlag, Leute, die für andere Zeitschriften und Magazine arbeiteten. Sie dachte angestrengt nach. Es musste doch irgendjemanden geben, der Interesse an Ahmeds Thema haben könnte. »Moment mal«, sagte sie plötzlich. Er sah auf. »Ich kenne jemanden, einen ehemaligen Kommilitonen, der schreibt für ein Wirtschaftsmagazin. Wenn das alles stimmt, was du sagst …«

»Du glaubst mir nicht?«

»Doch. Entschuldige. Ich meine, wenn das alles belegbar ist, wäre es für ihn sicherlich eine gute Story. Ich werde ihn anfüttern, okay? Und wenn er anbeißt, stelle ich den Kontakt zu dir her.« Sie lächelte ihn an. Das war zu schaffen. Dieses Mal würde sie es nicht vermasseln. Uwe hatte das Ressort Aktuelles bearbeitet, als sie ihre Stelle angetreten hatte. Sie erinnerte sich noch gut, wie fassungslos er gewesen war, dass sie nach dem Germanistikstudium als Sekretärin bei einem Verlag gelandet war, während er seine Karriere in einem renommierten Wirtschaftsmagazin gestartet hatte. Uwe war der Richtige. »Dazu müsste ich allerdings deine Kontaktdaten haben.«

»Ich habe deine. Ich schicke dir eine eMail, sobald ich zu Hause bin.«

»Klar, wie du willst.«

»Wie ich will?« Seine Augen blitzten auf, seine Lippen zuckten.

»Ist doch deine Sache, wenn du mir jetzt keine Adresse geben willst.« Sie drehte den Zuckerstreuer zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her.

»Ich will, dass du den Artikel schreibst.«

»Das kann ich nicht.«

»Doch, kannst du. Du kommst nach Syrien. Ich zeige dir alles und erkläre dir alles. Bis du verstehst. Bitte!« Er schob seine Hände über den Tisch, zog sie jedoch zurück, ehe sie Katharinas berührt hatten. »Komm nach Damaskus.«

Kapitel 5

Türkei, am Ufer des Tigris, Dezember 2009

»Assalamu Aleikum, geschätzte Brüder, ich bringe gute Nachricht.« Scheich Malal vom Stamm Bani Khalid aus dem Irak sah nacheinander die elf Männer an, die seiner Einladung gefolgt waren. Nicht nur Europäer und Amerikaner wären über die Zusammensetzung der Runde überrascht gewesen, die sich in einer einfachen, kalten Höhle eingefunden hatte. Auch mancher Araber hätte kaum für möglich gehalten, dass die Männer, Anführer verschiedener Klans und Nomadenstämme, friedlich beieinanderhockten und ein gemeinsames Ziel anstrebten. Aber so war es. Sie hatten das gleiche Problem, kämpften gegen einen gemeinsamen Feind. Mit, wie es scheinen wollte, erstem Erfolg.

»Nach der Schweiz haben jetzt auch die Weißnasen aus Deutschland und Österreich die Gelder eingefroren, die sie für den Staudamm bereitstellen wollten. Unsere Versorgung mit Wasser aus dem großen Fluss ist sichergestellt, und eure Stadt muss nicht in den Fluten eines Sees versinken.« Das Leuchten seiner Augen wirkte glücklich wie lange nicht mehr. Eine große Last schien von ihm genommen zu sein. »So war es also gut, dass wir uns verbrüdert haben.«

»Allah sei Dank«, tönte Scheich Hafez al-Mulhem vom syrischen Bakara-Stamm. »In dieser Angelegenheit mag es klug gewesen sein, gemeinsame Sache zu machen. Das heißt nicht, dass wir Freunde mit gleichen Interessen werden oder gar Brüder.«

»Gleiche Interessen haben wir bereits«, wandte Malal geduldig ein.

»Nein. Wir haben gleiche Feinde. Das sollte niemand verwechseln.«

»Manchmal führt das eine zum anderen.« Beifälliges Murmeln. Malal blickte erneut in die Runde, betrachtete die Gesichter der Männer, die auf einfachen Decken in einer der ehemaligen Felsenwohnungen hoch über dem Tigris hockten. In den trockenen heißen Sommern mochten diese Behausungen eine gute Wahl gewesen sein, bei nur einigen Grad über Null waren sie alles andere als behaglich. Die feuchte Kälte kroch aus dem Steinboden in die Körper. Doch diese Männer ließen sich von solchen Kleinigkeiten nicht aus der Ruhe bringen. Es ging um Größeres. Malal hatte gar das Gefühl, sie waren dabei, etwas ganz Großes auf die Beine zu stellen.

»Betrachten wir unsere Lage einmal ohne all die Verzierungen und Umwege, die wir sonst so lieben, dann kommen wir unweigerlich zu dem Schluss, dass hier Anführer anwesend sind, Oberhäupter, deren Stämme nicht betroffen sind. Warum sind sie dennoch bei uns?« Stille. Nur das Knistern der brennenden Holzscheite in einem Feuerkorb, die einzige Wärmequelle hier oben, und der Wind, der um die Felsen heulte, waren zu hören. »Weil sie verstehen, dass morgen auch sie betroffen sein können. Weil auch ihre Felder verdorren und ihre Menschen verdursten, wenn wir es nicht verhindern.« Zum ersten Mal, seit er auf Allahs Erde wandelte, und das war nun schon seit über 70 Jahren der Fall, erlebte er es, dass Stammesführer einträchtig beieinandersaßen, die sich sonst nach allen Regeln der Kunst bekämpften. Endlich.

»Unser Bruder aus dem Irak hat recht.« Cemil Barsani, Kopf eines kurdischen Klans, nickte langsam. »Allah hat uns begünstigt, indem er den entscheidenden Leuten in Italien und Großbritannien vor Jahren die Einsicht geschenkt hat, Abstand zu nehmen von diesem Monstrum, das den Tigris in Ketten legen soll. Unser Präsident jedoch hält daran fest. Und jetzt hat er neue Verbündete gefunden.«

»Und schon wieder verloren. Allahu akbar. Ich habe Brüder im Irak«, dröhnte Scheich Hafez al-Mulhem. »Es sind die, die dem Bakara-Stamm angehören. Sonst nenne ich niemanden meinen Bruder. Der Damm kostet mehr Geld, als die Türkei je dafür aufbringen kann. Die Weltbank hat eine Beteiligung abgelehnt. Die Sache ist erledigt. Ich sehe keine Notwendigkeit mehr, dass wir uns weiter darum kümmern.«

Einige der Männer steckten ihre Köpfe zusammen und tuschelten, einer begann, die Wasserpfeife zu säubern, die die Runde gemacht hatte. Der Wind heulte stärker. Es wurde Zeit, die Höhle zu verlassen.

»Wir sollten nicht voreilig sein.« Malal hob beschwörend die Hände. »Die Sache ist vorerst erledigt, ja. Der türkische Präsident wird jedoch nicht eher ruhen, bis er das Geld für den Damm hat. Er will ihn bauen. Ich hörte, dass der Wirtschaftsminister bereits Gespräche mit neuen möglichen Geldgebern geführt hat. Wir müssen weiter auf der Hut sein. Bedenkt dies, meine Brüder.« Er warf Hafez einen Blick zu, den dieser unmöglich missverstehen konnte. »Hätten unsere neuen Freunde von UILTIS den Weißnasen nicht die Augen darüber geöffnet, welche Auswirkungen das Projekt wirklich auf die Kultur- und Naturschätze der Türkei hätte, wären diese auf die sogenannte Verträglichkeitsprüfung hereingefallen.«

Die Männer nickten.

»Wahr gesprochen«, stimmte auch Cemil zu. »Diese jungen Männer und Frauen, die sich da zusammengeschlossen haben, sind für uns von unschätzbarem Wert.« Er hob die Stimme. »Wir sollten sie unterstützen!«

In den Tiefen der einstigen Felsenwohnung beobachtete ein Mann, verborgen in einem Winkel, in den nur wenig Licht fiel, die Unterredung. Obwohl ihm nicht das Recht zustand, seine Meinung zu äußern, falls er eine hatte, wusste er doch um den Respekt und das Vertrauen jedes einzelnen hier anwesenden Mannes. Ihm war klar, dass es nicht mehr lange dauern würde, ehe man auf ihn zukam.

»Immerhin haben sie geplante Verstöße und Ungereimtheiten bei den richtigen Stellen angezeigt. Erst daraufhin haben diese ihre Zustimmung zurückgezogen.«

»Jeder von uns hätte das genauso gut tun können«, wandte Hafez ungeduldig ein.

»Könnte, aber es hat keiner von uns getan.« Malal blickte ihm fest in die Augen. »Zu dieser Gruppe, die sich da gerade erst formiert hat, gehören clevere junge Menschen aus deinem und meinem Land, dazu welche aus der Türkei, dem Libanon, aus Jordanien und Israel.«

»Das ist mir bekannt, uns allen ist das bekannt, alter Mann«, polterte Hafez.

»Dann wird dein messerscharfer Verstand auch wissen, dass sie uns diese unerfreulichen Begegnungen auf hartem Boden«, er hob abwechselnd die rechte und linke Seite seines Gesäßes von der zerschlissenen Wolldecke, »ersparen können. Diese Leute eint ein großes Ziel, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Stand und ihrer Religion. Sie können eine Hoffnung für all unsere Völker sein«, sagte er mit bebender Stimme und sah einen nach dem anderen an. »Geben wir ihnen all unsere Hilfe, damit sie lange gemeinsam für die Sache kämpfen werden. Basam!«