Blutzeichen - Allison Brennan - E-Book

Blutzeichen E-Book

Allison Brennan

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Beschreibung

Sieben Todsünden. Sieben Dämonen. Und nur eine Frau, die das Böse besiegen kann.

Im Kampf gegen den Dämon Neid hat die Dämonenjägerin Moira ihren geliebten Mentor Pater Phillip verloren, und auch sie selbst und ihr Mitstreiter Rafe sind nur knapp dem Tod entkommen. Doch nun wird sie erneut von düsteren Visionen heimgesucht, und die Bilder, die sie in ihren Träumen sieht, sind so schrecklich wie nie zuvor. Als kurz darauf in Los Angeles mehrere Tote mit rätselhaften Malen auf dem Körper auftauchen, weiß Moira: Die schwerste Schlacht steht ihnen noch bevor …

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Seitenzahl: 571

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Zum Buch

Die Hexe Fiona hat es sich zum Ziel gemacht, die sieben Todsünden in Gestalt von Dämonen auf die Erde loszulassen. Gerade erst hat der Dämon Neid in dem Ort Santa Louisa in Kalifornien für Tod und Zerstörung gesorgt, doch als nun in Los Angeles Tote mit satanischen Malen auf dem Körper gefunden werden, überkommt die Dämonenjägerin Moira O’Donnell die schreckliche Ahnung, dass der Kampf gegen das Böse gerade erst begonnen hat. Seit dem Tod ihres Mentors Pater Philip, der sie als junge Frau in seinem Kloster aufnahm, gibt es nur noch einen Menschen, dem Moira wirklich vertraut: dem jungen, einfühlsamen Priester Rafe. In der Stadt der Engel angekommen wird den Dämonenjägern schnell klar, dass eine weitere der sieben Todsünden dort ihr Unwesen treibt. Der Dämon Wollust vernebelt den Menschen den Verstand, lässt Leidenschaft in Gewalt umschlagen. Während Rafe und Moira für die entscheidende Schlacht all ihre Kräfte aufbringen müssen, stellt sich ihnen außerdem die Frage, ob die leidenschaftlichen Gefühle, die sie füreinander empfinden, das Werk des Dämons Wollust sind oder ihr wahres Verlangen …

Zur Autorin

Allison Brennan arbeitete dreizehn Jahre lang als Beraterin der Justiz von Kalifornien, bevor sie ihren Beruf aufgab, um sich ausschließlich dem Schreiben und ihrer Familie zu widmen – mit Erfolg. Allison Brennan ist mittlerweile eine vielfache New-York-Times- und USA-Today-Bestsellerautorin. Zuletzt erschienen im Diana Verlag ihr Roman Furcht soll dich begleiten sowie der erste Band der übersinnlichen Deadly Sins-Reihe, Sündenjagd. Die Autorin lebt mit ihrem Ehemann Dan und ihren fünf Kindern im Norden von Kalifornien.

ALLISONBRENNAN

Blutzeichen

Roman

Aus dem Amerikanischen von Sabine Schilasky

Die Originalausgabe erschien 2010 unter dem TitelCARNAL SIN bei Ballantine Books, an imprint of The Random House Publishing Group, a division of Random House, Inc., New York

Deutsche Erstausgabe 03/2013

Copyright © 2010 by Allison Brennan

Published by Arrangement with Allison Brennan

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2013

by Diana Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Redaktion | Kathrin Stachora

Umschlaggestaltung | t.mutzenbach design, München

Umschlagmotiv |© mauritius images / Trigger Image; shutterstock

Satz | Leingärtner, Nabburg

ePub-ISBN 978-3-641-09422-5

www.diana-verlag.de

All den fantastischen Autorinnen

bei Murdershewrites.com

zur Feier unserer fünf Jahre im Internet

Der Lust Verlangen will befriedigt sein;es fordert, befiehlt und tyrannisiert.

marquis de sade

PROLOG

Eine Woche zuvor

Kent Galion war verrückt nach der Blondine.

Mit dunkel lodernden Augen blickte sie ihn von oben herab an. Und als sie mit einem Tablett voller Gläser für die Studenten in der Ecke an ihm vorbeiging, streifte sie ihn absichtlich. Den ganzen Abend beobachtete er sie, und sie hatten diesen Blick gewechselt, der unumwunden Ich will dich sagte.

Welche Frau würde Kent Galion auch nicht wollen? Als man ihn zu einem von Los Angeles zehn begehrtesten Junggesellen gewählt hatte, war mehrfach von seinem Talent, Dreck zu Geld zu machen, und von seinem umwerfenden Aussehen die Rede gewesen. Er war vierzig Jahre alt und topfit, in der Blüte seiner Jahre. Ihm, dem King der West Side, gehörten dieser und noch weitere Clubs. Seine Serviererinnen hätten ihn ausnahmslos auch gern in seinem oder ihrem Bett bedient, was sie ihm des Öfteren recht unverblümt anboten, nur ging er selten darauf ein. Zwei Jahre lang war er mit einer verführerischen Cocktail-Kellnerin liiert gewesen, und jene Beziehung hatte in eine langfristige Geschäftspartnerschaft gemündet. Er wusste bis heute nicht, warum er sich von seinem Schwanz zu solch einer Dummheit hatte verleiten lassen, denn immerhin übernahm er das ganze Risiko, während der Gewinn fifty-fifty geteilt wurde. Wenigstens kümmerte Wendy sich um das Alltagsgeschäft, das ihm zuwider war. Diese Regelung stand als wunder Punkt zwischen ihm und seinem jüngeren Bruder; andererseits war Marcus nun einmal stockkonservativ.

Kent blickte sich in dem dämmrigen Club um, konnte Wendy jedoch nicht entdecken. Wo steckte sie? Sie hätte sein tiefes Verlangen stillen können, denn es gab nichts, was sie nicht tat.

Schon immer hatte er die Gesellschaft von Frauen genossen, aber in jüngster Zeit war seine Lust unstillbar. Es war beinahe wie in seinen wüsten Jugendjahren. Er gierte nach Sex wie damals, bevor er die Verantwortung für ein Geschäftsimperium trug. Dennoch war es ihm gelungen, den Mädchen im Club zu widerstehen, bis es unmöglich geworden war, ihnen aus dem Weg zu gehen. Vor zwei Nächten …

Schweißperlen traten ihm auf die Stirn. Er verdrängte die Erinnerung, denn gewiss konnte es nicht so schlimm gewesen sein, wie er es im Gedächtnis hatte. Am nächsten Morgen hatte er versucht, Stephanie anzurufen, aber sie ging nicht an ihr Handy. Und heute war sie nicht zur Arbeit erschienen. Vielleicht hatte sie ihren freien Abend. Mit den Dienstplänen befasste er sich normalerweise nicht.

»Wer ist die Neue?«, fragte Kent den Barkeeper. Er trank wie üblich Selters mit Limone. Seiner Meinung nach machte Alkohol kluge Männer blöd.

Ike blickte zu der kurvenreichen Blondine, nach der Kent sich schon den ganzen Abend verzehrte.

»Rachel Prince. Sie ist seit ein paar Monaten hier.«

Kent hatte sie noch nie gesehen, was nicht weiter verwunderlich war, drehte er doch gewöhnlich nur einmal im Monat seine Runde. Diese Woche zog es ihn komischerweise Abend für Abend ins Velocity, seinen neuesten und angesagtesten Club.

Rachel lächelte ihm zu, als sie auf dem Weg zur Kasse an ihm vorbeikam. »Sie ist die Sorte, die sich in dein Geld verliebt«, warnte Ike ihn.

»Ihr Hintern gefällt mir.«

»Ich meine ja nur.«

Kent hatte schon reichlich Frauen gehabt, die nur wegen seines Geldes mit ihm schliefen. Auch das war ein Grund, weshalb er sich vor fünf Jahren hatte sterilisieren lassen: damit ihm keine ein Kind anhängen konnte. In seinem Leben gab es bereits eine Exfrau und zwei Kinder, für die er sehr viel bezahlte. Glücklicherweise lebten sie an der Ostküste, und abgesehen von dem Scheck, den er monatlich ausschrieb, brauchte er sich nicht mit ihnen herumzuschlagen. Seine Ex hatte wieder geheiratet, diesmal einen Mann, der in dem ganzen häuslichen Kram viel besser war als Kent.

Natürlich wollte Rachel Prince ihn. Er war reich, und ihm gehörte der Laden, in dem sie arbeitete. Und wie dankbar sie für seine Aufmerksamkeit war, würde sie ihm auf dem Rücken, dem Bauch und auf Knien beweisen – auf jede Weise, die er sich wünschte. Sein Schwanz wurde hart, und er änderte seine Sitzposition auf dem Barhocker, um den Druck zu mildern, was nicht half.

Kent wartete, bis Rachel ihre Pause einlegte, dann ging er in den hinteren Teil des Clubs, wo er sie allein im Pausenraum des Personals fand. Die Velocity-Mitarbeiter waren sehr stilvoll gekleidet: die Frauen in schwarze Kleider, in denen alles angedeutet wurde, obwohl sie außer ein wenig Dekolleté nichts zeigten. Bei Rachel gab der kurze Rock den Blick auf endlos lange, vollkommene Beine frei.

»Hallo, Rachel«, grüßte er. Das Wummern der Bässe aus dem Tanzbereich war bis hierher zu spüren.

»Hi, Mr. Galion.«

»Kent.«

Lächelnd musterte sie ihn mit ihren braunen Augen und benetzte sich die rot geschminkten Lippen.

Er war mit der Absicht hergekommen, sie zu bitten, heute Abend mit ihm nach Hause zu kommen. Nun allerdings war sie hier, allein, und sah ihn mit solch unverhohlener Lust an, dass ihr ebenso gut NIMM MICH JETZT auf der Stirn hätte stehen können.

Kent fing an zu schwitzen. Er trat auf Rachel zu, und sie wich zurück, was ihn irritierte. »Komm her!«, raunte er.

»Ich habe nur zehn Minuten. Und Sie sollten nicht hier hinten sein.«

»Mir gehört der Schuppen.«

»Aber das hier ist die Damenumkleide.«

Er drehte sich um und schloss die Tür ab. »Ich habe gemerkt, wie du mich angesehen hast.«

»I-ich meinte das nicht so.«

Warum war sie so nervös? Dass dies hier passierte, hatte doch praktisch schon festgestanden, seit sich ihre Blicke erstmals begegnet waren und sie sich stumm auf heißen schnellen Sex geeinigt hatten. Der Gedanke, dass sein Verlangen warten müsste, peinigte Kent. Er hatte Kopfschmerzen und keine Geduld für den lächerlichen Tanz um den heißen Brei, den Frauen so gern veranstalteten. Jetzt und hier!

Blitzschnell packte er sie, fester als beabsichtigt. »Du hast zugestimmt.«

»Ich weiß nicht, was Sie meinen. Lassen Sie mich los! Bitte!« Sie schrie nicht, stieß ihn nicht weg. Es waren also nur Worte, die nichts besagten.

Er küsste ihren Hals, drückte mit einer Hand ihre Brust. Rachel verspannte sich merklich, als er sie gegen die Wand schubste. »Ich brauche dich«, raunte er, sog an ihrem Nacken und erinnerte sich, wie er als geiler Teenager jedem Mädchen Knutschflecken verpasst hatte. Er hatte sie gebrandmarkt, jedem gezeigt, dass die Flittchen ihm gehörten.

»Nein! Bitte, hören Sie auf!« Weinte Rachel? Er wollte nicht hinsehen.

Sie will dich nicht! Sie will das hier nicht!

Kents Schläfen pochten, als vor seinem geistigen Auge eine andere Blondine erschien – Stephanie, die schluchzte. Und sie hatte blaue Flecken.

Wo steckte Stephanie?

Du hast sie umgebracht, Arschloch!

»Nein!«, stöhnte er und packte die Frau mit seinen Fäusten, um die Erinnerungen zu vertreiben.

Rachel glaubte anscheinend, dass er mit ihr redete, nicht aufhören wollte, und sie stammelte etwas, das er nicht verstand. Er musste aufhören. Dies hier war falsch. Er musste sich keiner Frau aufzwingen. Sie kamen freiwillig zu ihm. Und er hatte noch nie mit Gewalt …

Stephanie. Du hast sie vergewaltigt und getötet!

Stephanie war freiwillig mit zu ihm nach Hause gekommen. Sie hatte gewollt, dass er sie vögelte. Ihn gewollt.

Sie hat nicht gewollt, dass du sie ans Bett fesselst. Auch nicht, dass du sie verprügelst. Sie hat dich angefleht aufzuhören!

Er hatte nicht genug von ihr kriegen können, sie festbinden müssen, damit sie ihm nicht weglief.

Du hast sie ermordet!

Stephanies tote grüne Augen starrten ihn an.

Du hast sie ermordet.

Er schüttelte den Kopf, als Rachel den Mund aufriss, um zu schreien, und presste seine Hand auf ihr Gesicht. »Ich will das nicht tun, bitte, hilf mir, ich brauche dich!« Sein Herz raste, und er packte ihr Kleid, zerrte es nach unten, denn er wollte ihre Brüste sehen. Sowie eine heraussprang, biss er hinein, kostete ihr exotisches Aroma.

Rachel rammte ihm ein Knie in den Schritt, und er sackte halb ein. Gleichzeitig regte sich eine maßlose Wut in ihm. Sie wollte ihn verletzen, ihn abweisen, und sein schmerzhaftes Verlangen bliebe ungestillt. Dabei starb er, wenn er sie nicht vögeln durfte. Ja, er würde sterben!

Schreiend lief Rachel zur Tür, nur waren die Wände sehr dick. Und bei der lauten Musik vorn konnte sie ohnehin niemand hören. Sie rüttelte an der Tür, die Kent verriegelt hatte. Das gab ihm Zeit, sie zu packen.

Sie entwand sich ihm.

Lass sie los, lass sie los!

Stolpernd rannte sie zur Hintertür, dem Personaleingang.

Hol sie dir!

Kent jagte ihr nach, schnappte sie auf dem Hinterhof und knallte sie mit solcher Wucht gegen eine Mauer, dass sie das Gleichgewicht verlor und zu Boden fiel.

»Bitte nicht, Mr. Galion, nein …«

Er hörte ihr Flehen nicht, roch den Müll aus dem Container nicht, nahm die Graffiti auf den dunklen Mauern nicht wahr.

Alles, was er sah, war diese Frau, seine Trophäe, seine Befriedigung. Nachdem er seinen Reißverschluss geöffnet hatte, griff er nach unten und zerrte ihr das Kleid herunter. Das Geräusch von reißendem Stoff tat ihm gut.

Sie wehrte sich, doch er fühlte weder die Kratzer in seinem Gesicht noch ihre nassen Tränen oder das klebrige Blut an ihrer Wange, mit der er sie gegen die Mauer gestoßen hatte. Er spürte gar nichts außer dem übermenschlichen Drang, diese Blondine zu bumsen. Er übertönte das letzte Flüstern seines Gewissens.

»Du gehörst mir!«, knurrte er und verdrehte ihr den Arm, bis er brach.

Detective Grant Nelson saß bei seinem ersten Bier, genoss die alternative Musik und die attraktiven Frauen. Seit zwei Stunden hatte er Feierabend, war zu Hause gewesen, hatte geduscht und sich umgezogen und war dann direkt zum Velocity gefahren. Zum Auftakt seines freien Wochenendes brauchte er dringend ein bisschen Entspannung. Hinten im Nacken war sein Haar noch feucht. Das Rasieren hatte er sich gespart, und wahrscheinlich war genau das der Grund, weshalb er so viele Seitenblicke von Frauen erntete, die viel zu jung für ihn waren. Die kurzen Stoppeln waren etwas dunkler als sein hellbraunes Haar, was seinem Aussehen etwas Gefährliches verlieh. Anscheinend fanden Frauen Anfang zwanzig diesen Look des raubeinigen Cops anziehend.

Julie Schroeder, die stellvertretende Geschäftsführerin des Clubs – die außerdem Nelsons Exfreundin war –, bahnte sich ihren Weg durch das Gedränge zu ihm. Sie hatten sich vor Monaten getrennt, aber Grant pflegte eine lockere Freundschaft mit all seinen früheren Partnerinnen, und er und Julie kamen gelegentlich immer noch zusammen. Um ehrlich zu sein, fiel es ihm schwer, sich von ihr fernzuhalten, obwohl sie beide wussten, dass sie gemeinsam eine tödliche Mischung abgaben.

»Julie.« Er neigte sich zu ihr, damit sie ihn hören konnte, und berührte ihren Rücken gerade so, dass sie begriff: Er war allein hergekommen, hatte allerdings nicht vor, allein wieder zu verschwinden. »Wie geht es dir?«

»Hinten gibt’s Ärger«, antwortete sie.

Grant stellte sein Bier ab und glitt vom Barhocker. Während er Julie durch den Club folgte, blickte er sich um, konnte jedoch keine anderen Cops entdecken. Das wunderte ihn nicht, denn das Velocity war kein klassischer Treffpunkt für Polizisten. Deshalb hielt Grant sich gern hier auf; er zog es vor, die Arbeit vom Vergnügen zu trennen.

Ausgenommen es gab Ärger. Jetzt zum Beispiel hätte er nichts gegen ein bisschen Verstärkung gehabt.

Julie erzählte: »Eine der Angestellten beschwerte sich diese Woche, dass Kent Galion aufdringlich geworden wäre. Ich schickte sie nach Hause und sagte ihr, dass ich mit ihm reden würde. Da war ich mir noch sicher, dass es sich um ein Missverständnis handelte, aber gestern Abend kam eine andere Bedienung mit der gleichen Beschwerde zu mir. Danach habe ich versucht, mit ihm zu sprechen. Er hörte überhaupt nicht zu, wirkte irgendwie weggetreten. Und vorhin habe ich gesehen, wie er Rachel in den Pausenraum gefolgt ist. Jetzt ist die Tür verriegelt.«

»Kent Galion?« Grant wollte es nicht glauben. Kent war der Besitzer des Velocity und mehrerer anderer Clubs in Westwood und Umgebung. Und er war ein angesehener Mann, einer der Topgeschäftsleute in L.A. Vor wenigen Jahren hatte ihn sogar eine der hiesigen Illustrierten zum begehrtesten Junggesellen gewählt.

»Normalerweise würde ich mir keine Sorgen machen, schließlich ist er ein ganz Netter. Aber jetzt gab es drei Beschwerden, und Ike meinte, Kent sei heute Abend ziemlich neben der Spur. Er denkt, er ist vielleicht krank oder so.«

»Drei Beschwerden?«

»Stephanie behauptete, dass er am Montagabend bei ihr zudringlich geworden wäre. Am Mittwoch ging sie früher, nachdem ich ihr gesagt hatte, dass sie einen Vogel hat. Deshalb fühle ich mich jetzt ganz mies. Aber, mal ehrlich: Kent und Frauen belästigen? Jedenfalls ist sie heute nicht zur Arbeit gekommen. Sicher ist sie sauer auf mich.«

Grant drehte den Türknauf. »Schlüssel?«

»Hab’ ich schon versucht. Die Tür ist von innen blockiert.«

»Ruf die Polizei! Sag Ike, er soll es von hier versuchen. Ich nehme mir Reggie und gehe zum Hintereingang.«

Grant lief zurück durch den Club und schnappte sich den Türsteher, der mit seinen dreihundert Pfund purer schwarzer Muskelmasse eine recht brauchbare Verstärkung abgab. »Hinten gibt es Probleme«, sagte er leise zu ihm. Reggie kam mit ihm, ohne Fragen zu stellen.

Im Laufschritt eilten sie die Seitengasse entlang, Grant vorweg. Als er eine Frau schreien hörte, wurde er schneller.

Die Notbeleuchtung über der Hintertür schien auf Kent, der eine Frau hinter einen Müllcontainer schleifte und ihr gleichzeitig ins Gesicht schlug. Grant blieb keine Zeit zu überlegen, warum Kent Galion, ein Mann, den er seit Jahren kannte, eine Frau attackierte. Es ergab überhaupt keinen Sinn. Drogen? Alkohol? Wahrscheinlich beides, nur hatte er Kent noch nie trinken, geschweige denn Drogen nehmen gesehen.

Grant brüllte: »Stehen bleiben! Polizei! Stehen bleiben, Galion!«

Kent hörte ihn nicht, weshalb Grant sofort an PCP – auch »Angel Dust« genannt – dachte. Kents Hose war bis zu den Knöcheln heruntergezogen, und er hielt Rachel dicht an sich gedrückt. Was für eine beschissene Situation! Aber Grant musste die Frau in Sicherheit bringen. Er konnte keine Waffe an Kent ausmachen, doch das musste nicht heißen, dass er kein Messer oder keine kleine Pistole bei sich hatte.

»Kent!«, rief Grant.

Kent drehte sich zu ihm. Sein Blick war wirr, und Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Er wirkte wie ein gefangenes Tier, was absurd erschien, denn hier stellte Kent die Bedrohung dar und die Kellnerin die wehrlose Beute.

Grant stürmte auf ihn los wie früher beim College-Football und rammte den Kerl zu Boden. Sie rollten über den harten Beton. Grant prellte sich schmerzhaft die Schulter. Trotzdem ließ er Kent nicht los, hievte sich auf ihn und nutzte Kents verwundbare Lage – mit heruntergelassenen Hosen –, um ihm ein Knie zwischen die Beine zu rammen. »Verfluchter Perversling!«, knurrte Grant ihn an. »Was soll der Mist?«

Er hatte keine Handschellen bei sich, also drehte er Kent auf den Bauch, stand auf und richtete seine Waffe auf Galions Kopf. »Keine Bewegung!«

Dann sah er zu den anderen. Reggie hatte sein T-Shirt ausgezogen und es der halbnackten Kellnerin übergestreift. Seinen muskulösen Arm legte er schützend um ihre Schultern. »Rachel?«, fragte Grant. »Sind Sie okay?«

Sie blutete aus einer Kopfwunde, war kreidebleich und zitterte am ganzen Leib. Mit einer Hand hielt sie sich den gebrochenen Arm. Den weit aufgerissenen Augen nach stand sie unter Schock oder zumindest unmittelbar davor.

»Haben Sie ihn?«, fragte Reggie.

»Sie muss ins Warme«, entgegnete Grant, ehe er sich wieder Kent Galion zuwandte.

Dieser rührte sich nicht. Mist, Mist, Mist!

»Officer Nelson?« Das war Reggie hinter ihm.

Grant beachtete den Türsteher nicht und ging neben Galion in die Hocke. Er tastete nach einem Puls, den er erst nicht fand. Als er ihn endlich hatte, raste er so schnell, dass es unmöglich war, die Schläge mitzuzählen. Zudem glühte Kent wie ein Hochofen.

»Verdammt, Kent, auf welchem Dreck sind Sie?«, murmelte er.

Julie und Ike kamen durch den Hintereingang hinausgelaufen. »Ein Tisch hat die Tür von …«, begann Ike, verstummte jedoch beim Anblick Galions. »Mein Gott, was ist passiert?«

»Was hat er getrunken?« Drogen und Alkohol bildeten eine richtig beknackte Kombination.

»Selters.«

»Er ist auf irgendeinem Trip.« Grant hatte schon hinreichend Idioten auf PCP, Meth und zig anderen harten Narkotika gesehen, dass er die Symptome erkannte. »Holt feuchte Handtücher! Er verbrennt! Und ruft einen Krankenwagen! Sagt denen, dass wir wahrscheinlich eine Überdosis haben. Hast du die 911 gerufen?«, fragte er Julie.

Sie nickte, ging zu Rachel und nahm Reggie die traumatisierte Kellnerin ab.

»Er ist hinter mir hergekommen, Julie. Er hat mich den ganzen Abend angeguckt, und er hat gesagt … er hat gesagt, dass ich ihm Zeichen gegeben habe, dass ich mit ihm schlafen will!« Rachel schluchzte. »Das habe ich nicht! Ich habe gar nichts gemacht, das ihn auf so eine Idee bringen könnte. Wirklich nicht, Julie, ich schwöre …«

»Schhh, ich weiß, ist schon gut. Alles wird wieder gut«, beruhigte Julie die junge Frau und führte sie in den Club zurück.

Grant packte sämtliche nassen Handtücher, die Ike ihm brachte, und bemühte sich, Galions Körpertemperatur zu senken.

Wag es ja nicht, mir wegzusterben!

Bei Galion setzten Krämpfe ein.

»Wo bleibt der verdammte Krankenwagen!«, fluchte Grant. Im nächsten Moment waren Sirenen zu hören.

Kent Galion starb auf dem Weg ins Krankenhaus.

EINS

Heute

Moira O’Donnell erwachte mit Blut an den Händen.

Ihr Herz raste, als sie sich in dem fremden Bett aufsetzte und das dunkelrote Blut anstarrte, das auf die weißen Laken tropfte, sich dort zu einem Kreis ausbreitete und verschwand. Sie schluckte den Schrei hinunter, der in ihrer Kehle aufstieg.

Nachdem sie einmal geblinzelt hatte, war das Blut fort. Die panische Wut verblasste. Sie hatte fast – fast, aber nicht ganz – vergessen, wie der schwere Dolch sich in ihrer Hand anfühlte. Auch die Erinnerung an das übelkeiterregende Geräusch der Klinge, die Sehnen durchtrennte, auf Knochen stieß und eine unsichtbare Seele herausschnitt, um sie Dämonen zum Fraß vorzuwerfen, war noch da.

Es ist nicht real, sagte sie sich. Es ist nicht real!

Dieses Mantra wiederholte sie im Geiste, beteuerte sich selbst, dass es sich nur um einen Albtraum gehandelt und sie ganz sicher noch nie einen Menschen getötet hatte.

Die beklemmende Furcht aus dem Traum blieb. Das tat sie immer. Moira lebte tagein, tagaus mit dieser Angst, die sie bisweilen so tief in sich vergrub, dass sie beinahe glaubte, sie wäre vorüber. Aber in solchen Momenten log sie sich etwas vor.

Während der Albtraum verblasste, wurde ihre Sicht schwummrig. Das fahle Morgenlicht, das an den Jalousierändern eindrang, sah wolkig und surreal aus, wie in ihrem Traum. Sie spürte, dass eine Vision nahte … was nicht sein konnte. Noch nie hatte sie im hellwachen Zustand eine Vision gehabt. Sie kamen stets in jenem Moment des Unbehagens direkt nach einem Albtraum, bevor Moira sich ins Bewusstsein zurückgekämpft hatte.

Jetzt aber war sie wach, das wusste sie, auch wenn alles um sie herum neblig wirkte und in ihrem Geist ein Film abzulaufen begann, den sie nicht sehen wollte. Instinktiv versuchte sie, die Bilder zu verscheuchen, doch das konnte sie nicht, egal, wie sehr sie sich anstrengte. In einem Schwall wurde ihr Verstand von Gedanken geflutet, die nicht ihre waren, von Erlebnissen, die sie nicht gehabt hatte, und von Gefühlen, die sie nie empfand. Keine Vision war jemals so wie diese gewesen. Bei keiner hatte sie derart deutlich, gleichsam mit jeder Pore, gespürt, wie das Böse in sie eindrang – bis sie schreien wollte.

Sie flog über den Kontinent und zurück, müde, angeödet und frustriert. Es gab viele Orte, an denen sie hätte bleiben können, aber keiner von ihnen reizte sie. Es war alles zu einfach. Körperliche Bedürfnisse machten einen schwach, und sie war alles andere als schwach. Sie wollte frei sein, war es aber nicht. Sie wollte Rache, und die konnte sie kriegen – wie sie überhaupt alles haben konnte –, wenn sie erst frei war.

Freiheit! Ihre Zeit war gekommen. Mit jedem Tag, der verstrich, wurde sie stärker.

Dennoch war ihr Geist von etwas gefangen, das stärker war als sie. Wütend sträubte sie sich dagegen, doch sie blieb an die Erde gefesselt, und je mehr sie sich wehrte, desto schwächer wurde sie. Sie geriet ins Trudeln, drehte sich, wirbelte schneller und schneller, unkontrollierbar, schrumpfte …

Eine schwache dunkelhaarige Frau saß in einem Kreis und wartete auf sie. Sie kämpfte gegen die Falle, was zwecklos war. zurück.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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