BOCK AUF HANDBALL. Krass und kurios, bewegend und berührend - Daniel Duhr - E-Book

BOCK AUF HANDBALL. Krass und kurios, bewegend und berührend E-Book

Daniel Duhr

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Beschreibung

Mit Bob Hanning, Silvio Heinevetter, Dominik Klein, Andy Schmid, Benno Wiegert, Emmy Bölk, Henning Fritz, Christoph Theuerkauf, David Späth, Dinah Eckerle, Anja Althaus, Sven-Sören Christophersen, Paul Drux, Johannes Golla u.v.m. Hier erzählen 20 der größten Handball-Stars ihre ultimative Handballgeschichte – und warum ihr Sport der beste überhaupt ist. Sportliche Grenzerfahrungen, private Achterbahnfahrten, unglaubliche Insights, überraschende Begegnungen: unzensiert und ungeniert berichten die bekannten Handballerinnen und Handballer aus ihrem Leben mit diesem unglaublichen Sport. Mal hart, mal herzlich, mal tragisch, mal lustig - immer aus Liebe zum Handball. Und immer maximal emotional.

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Seitenzahl: 236

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Du hast mich zum Handball gebracht, da konnte ich gerade mal laufen. Das ist bei manchen in meiner Mannschaft auch heute noch so – aber das ist ein anderes Thema. Handball ist auch dank Dir ein großer, ein großartiger Teil meines Lebens geworden.

Schreiben ist brotlose Kunst, hast Du immer gesagt. Ich glaube, diese 20 Kapitel brotloser Kunst hätten auch Dir sehr gut geschmeckt.

Für Dich, Papa.

INHALTSVERZEICHNIS

Einleitung: Gänsehaut im Hochsommer

Silvio Heinevetter

Die Ersten werden die Letzten sein

Bob Hanning

Ein ganz besonderer Jahrgang

Emily Charlot Bölk

Achterbahnfahrt von Bietigheim zum Final Four

Henning Fritz

Heimlich auf der Autobahn

Andy Schmid

Der schlimmste Moment meiner Karriere

Christoph Theuerkauf

Stimmt so!

Johannes Golla

Kapitän statt Polizist

Dominik Klein

„Alfred, wechsle mich ein!“

Dinah Eckerle

Einmal schwanger und zurück

Finn-Ole Martins

FOMtastisch

Halbzeitinterview mit Jari Brüggmann

Patrick Wiencek

Superjeilezick

Torsten Lucht

Mit dem Europapokal im Kofferraum durch Hamburg

Paul Drux

Ein Veilchen in Bronze

Christian Zeitz

Teure Pass-Probleme

Anja Althaus

Besser als jeder Orgasmus

David Späth

Besser Späth als nie

Thilo Goetzky

Der 19-Tore-Mann

Sven-Sören Christophersen

Erst sah ich Rot, dann Bob und dann der HSV

Tobias Reichmann

Tschausen, ihr Banausen!

Bennet Wiegert

Die Geschichte von Tscheljabinsk

Danksagung

EINLEITUNG: GÄNSEHAUT IM HOCHSOMMER

Kleine Geschichten, große Namen: 155 Titelgewinne und eine ganz persönliche Mini-Anekdote aus der Handball-Bezirksliga zum Warmwerden

Damals war ich noch Mittelmann. Warum, wusste vermutlich nur Marco, mein damaliger Trainer. Auf jeden Fall war es an mir, den ersten Anwurf des Turniers auszuführen. Wir waren in Esbjerg auf einem internationalen A-Jugend-Turnier. Die Halle war voll. Und meine Hand war voll. Voll mit Harz.

Pfiff. Anwurf. Pfiff. Fuß. Freiwurf für den Gegner. Schnell ausgeführt, langer Pass, einfaches Tor – 0:1. Gelächter. Die ganze Halle lachte. Auch wir mussten lachen. Selbst Florian, unser Halbrechter, dem ich den Anwurf direkt auf den Fuß serviert hatte, und ich mussten lachen. Was war passiert? Ganz einfach: Ich war zwar grundsätzlich schon in der Lage, den Anwurf über 40 Zentimeter präzise in die Hände von Flo zu werfen. Zumindest ohne Harz. Jedoch hatten wir vorher nie mit dermaßen viel Harz an der Pocke gespielt.

Nie wieder war mir etwas auf dem Handballfeld derart peinlich, nicht mal meine einzige Rote Karte, die ich unmittelbar nach dem Anpfiff gezeigt bekam. Dabei war mir bei der Begrüßung am Mittelkreis lediglich ein „Och nö, du schon wieder …“ Richtung Schiedsrichter rausgerutscht.

Nie wieder hatte ich aber auch so viel Spaß auf einem Handballturnier wie damals mit meiner alten A-Jugend in Dänemark.

Drei Dinge folgten aus meinem erbärmlichen Anwurf auf den Fuß. Erstens: Ich habe kein einziges Spiel mehr ohne Harz gemacht. Zweitens: Ich habe keinen einzigen Anwurf mehr auf den Fuß meines Mitspielers gesetzt. Und drittens: Ich spiele jetzt Linksaußen und habe dadurch sowieso keinen einzigen Anwurf mehr gemacht.

Handball ist pure Emotion

„Wenn es nicht kracht, ist es nicht Handball.“ So formuliert es Stefan Kretzschmar. Da möchte ich als durchschnittlich talentfreier Bezirksliga-Handballer natürlich nicht widersprechen. Aber ergänzen. Denn neben dem zweimal 30-minütigen Action-Thriller, neben der Sportart gewordenen Adrenalin-Spritze, neben dem reinen Vollgas-Spektakel auf der Platte ist Handball noch so viel mehr. Handball ist nämlich auch all das, was vor und nach dem Spiel passiert, all das, was sich in der Kabine und außerhalb der Halle abspielt, all das, was uns bitter leiden und leidenschaftlich jubeln lässt.

Handball ist pure Emotion. Handball ist griffig. Handball ist alles – außer gewöhnlich. Und auch dieses Buch ist alles andere als gewöhnlich. 20 der bekanntesten und beliebtesten Handballerinnen und Handballer erzählen hier ihre ganz persönliche Geschichte aus ihrem rasanten Handball-Leben. Zusammen kommen sie auf stolze 155 Titel. Fünfmal Weltmeister, achtmal Europameister, dazu 16 Champions-League-, 18 Europapokal-, 60 Meister-, 47 Pokal- und ein Kreismeistertitel. Ihre Erzählungen sind wie ein Handballspiel im Zeitraffer: in einem Moment gnadenlos, grausam und brutal hart, im nächsten Moment glanzvoll, glorreich und großartig. Es geht um Leiden und Leidenschaft, um große Schlachten und noch größere Freundschaften, um überraschende Geständnisse und völlig irre Einblicke.

Bob Hanning erzählt zum Beispiel, wie es gelang, die U-21-Weltmeisterschaft nach Deutschland zu holen und zu einem wahren Handballfest zu machen. Nationaltorhüterin Dinah Eckerle lässt uns mitfühlen, wie verdammt schwer es ist, sich nach einer Schwangerschaftspause als Mutter wieder zurück ins Tor zu kämpfen. Weltmeister Henning Fritz schildert sehr offen und sehr emotional von seinem Erschöpfungszustand und wie er ihn erfolgreich überwunden hat. Und Christoph Theuerkauf gibt lustige Einblicke in seine Reise mit der deutschen Nationalmannschaft – bei der ein Kasten Bier auch schon mal 98,40 Euro kosten darf.

Wir hatten überlegt, auch Michael „Mimi“ Kraus, Mittelmann und Weltmeister von 2007, erzählen zu lassen. Zum Beispiel die Geschichte seines irren Spiels im Oktober 2018, als er beim 37:34-Sieg über die TSV Hannover-Burgdorf unfassbare 18 Tore für den TVB Stuttgart warf. Aber dann hörten wir von dieser Kreisliga-Legende: Thilo Goetzky. Und der hat tatsächlich einmal 19 Tore in einem Spiel geworfen. Das – und was den Amateurhandball so besonders macht – erzählt er uns in seinem ganz persönlichen Kapitel.

Anschnallen und festhalten

Los geht’s mit mächtig viel Tempo und Silvio Heinevetter in Island im Trainingslager. Da ist Heine mächtig ins Schwitzen gekommen. Und gelacht wurde auch nicht zu knapp. Exakt so ist es mir übrigens beim Schreiben dieses Buches ergangen. Ich habe viel gelacht. Ich habe ebenso viel mitgefühlt, mitgelitten und mitgefiebert, hatte selbst im Hochsommer immer wieder Gänsehaut. Vor allem aber habe ich 20 starke Persönlichkeiten kennenlernen dürfen. 20 äußerst sympathische, offen-ehrliche, gute Typen. Handballerinnen und Handballer eben. Und jetzt lade ich Euch, liebe Leserinnen und Leser, herzlich ein, diese 20 Handball-Stars hier noch besser kennenzulernen.

Ach ja: Das Beste kommt wie immer zum Schluss – in diesem Buch ist das die Geschichte von Tscheljabinsk. Danke, Benno Wiegert, für diese komplett irre Story! Jetzt aber genug des Aufwärmens. Ab nach Island, ab nach Reykjavík. Heine, du übernimmst. Im Helikopter … Also: Anschnallen, festhalten und ganz viel Spaß!

SILVIO HEINEVETTER

© Sascha Klahn

Name: Silvio Heinevetter

Spitzname: Heine

Position: Tor

Geboren am: 21. Oktober 1984

Geboren in: Bad Langensalza

Größter Erfolg: Vereinsweltmeister 2015 mit den Füchsen Berlin

Handball ist für mich: Zu groß, um es mit wenigen Worten zu beschreiben. Ich sage nur: Ich habe unfassbar Bock auf Handball!

DIE ERSTEN WERDEN DIE LETZTEN SEIN

Trainingslager auf Island: knarzende Doppelstockbetten, fliegende Schnitzeljäger und ein magischer Mannschaftsabend mit Dagur an der Gitarre.

Ich schloss meine Augen. Richtig dunkel wurde es trotzdem nicht. Die Luft war stickig. Wenn eine Brise durch unser Nachtquartier wehte, roch sie nicht gut. Es stank vielmehr wie im Pumakäfig. Dazu die Geräusche. Irgendwer schnarchte immer. Oder es knarzte eines der neun Doppelstockbetten unter der Last sich hin und her wälzender 100-Kilo-Handball-Elfen. Da ich in einem der unteren Betten lag, nahm ich die Bewegungen meines Kollegen Johannes Sellin über mir 1:1 war und hatte dennoch Glück, dass er als Außenspieler nur rund 80 Kilo auf die Waage und das Bettgestell brachte. Aber weder die Helligkeit des isländischen Mittsommers noch die Geräuschkulisse und der Gestank ausdünstender Trainingsklamotten waren ein echtes Problem. Auch nicht die Tatsache, dass wir zum Schiffen und Duschen in ein Gemeinschaftsbad auf dem Flur mussten. Schließlich wussten wir ja alle, warum wir hier waren.

„Hier“ heißt in diesem Fall im Kex, einem kleinen Hostel in der isländischen Hauptstadt Reykjavík. Eine Unterkunft, die vom Design und von der Atmosphäre her irgendwo zwischen Retro-Jugendherberge und Designer-Seefahrerkneipe angesiedelt war. Dass der Laden unserem Trainer Dagur Sigurðsson gehörte, änderte zwar nichts daran, dass wir uns als frisch gebackene Champions-League-Halbfinalisten und ambitionierte Bundesliga-Dritte mit 18 Mann in einem Schlafraum Doppelstockbetten teilen mussten, es gab der ganzen Sache aber einen familiären Rahmen. Wenn man weiß, auf welcher Seite sein Mitspieler am liebsten einschläft und wann wer seine morgendliche Sitzung abhält, dann mag das von außen betrachtet vielleicht als zu intim wirken. Doch auch das sind Erfahrungen und Momente, die dazu beitragen, zu einer Mannschaft zusammenzuwachsen. Jeder, der schon mal Handball gespielt hat und mit seinem Team im Trainingslager war, weiß, wovon ich spreche.

Genau das wollten wir: zusammenwachsen. Und Dagur wollte auch, dass wir zusammenwachsen. Wir sollten in unserer Vorbereitung nicht bloß trainieren und pünktlich zum Start der Saison 2012/13 auf unserem sportlichen Maximum angekommen sein. Wir sollten uns noch besser kennenlernen, uns schätzen lernen, nicht zuletzt eine gute Zeit miteinander haben. Und die hatten wir. Wir hatten eine wirklich gute, wilde Zeit – vielleicht mit die beste in meiner Karriere.

Blaues Wunder in der Blauen Lagune

Zu unserer ersten Teambesprechung im Rahmen unseres Trainingslagers hatte der Trainer uns in die Bláa Lónið eingeladen, in die Blaue Lagune, jenes Thermalbad im Freien nahe Reykjavík, das in ein Lavafeld gebettet zu den Hauptattraktionen Islands zählt und jedes Jahr Tausenden Touristen Entspannung pur bietet. Um uns herum dampfte das 39 Grad warme Wasser. Dazu strahlender Sonnenschein und die hügelige, schroffe Naturlandschaft Islands im Hintergrund. Wären da um mich herum nicht 17 andere, Badehose tragende Männer unseres noch einmal aufgewerteten und mit Weltmeistern und Champions-League-Siegern hochdekorierten Kaders gewesen, hätte ich mich in diesem Moment wie im Urlaub gefühlt. Doch statt Piña Colada und Sonnencreme bereitete Dagur uns in der Blauen Lagune unser blaues Wunder, will sagen: Er referierte den Plan für die nächsten fünf Tage. Spätestens da war dann auch dem letzten Träumer unter uns bewusst, dass wir in dieser Juliwoche nicht nur Wellness auf dem Programm stehen haben würden. Was uns erwartete? Eine Mischung aus knallhartem Training, kulturellem Sightseeing und eine mehrere Tage dauernde Schnitzeljagd als Inbegriff von Teambuilding – allerdings ohne Schnitzel.

Vormittage zum Kotzen

Die Vormittage waren anstrengend. So lustig die Nächte in unserem Gemeinschaftsschlafraum waren, so mittelmäßig war der Schlaf. Wenn man nachts wach wird und sich beim Gang aufs Klo fragt, ob man verschlafen hat, weil alles taghell ist, das Handy dann aber 2.30 Uhr anzeigt, macht das schon etwas mit einem. Der Biorhythmus gerät gewaltig aus dem Takt. Dafür bekamen wir zum Start in den tatsächlichen Tag ein gutes, reichhaltiges Frühstück und starken Kaffee. Das war großartig, zumindest wenn alles drinblieb. Und ein Problem, wenn alles wieder hochkam. Denn natürlich trainierten wir auch extrem hart, immer wieder bis zur Grenze und auch darüber hinaus – Sportler werden die „Kotzgrenze“ kennen.

Die Einheiten fanden im Trainingszentrum von Valur Reykjavík statt, dem Club, bei dem unser Coach Manager war, bevor er zu uns Füchsen nach Berlin kam. Eine schöne Halle, wir hatten alles, was wir brauchten. Ab und an gab es auch Besuch. Die Isländer sind unglaublich handballbegeistert. Neben Fans waren auch alte Bekannte auf der Insel. Alexander Petersson zum Beispiel schaute mit seinem Sohn beim Training vorbei. Auch an ein kurzes Treffen mit Alfreð Gíslason erinnere ich mich gerne zurück.

Nicht so gerne denke ich an die harten Halleneinheiten. Meiner Meinung nach hat sich noch nie jemand in den Kader gelaufen. Ich bin kein Freund von brutalen Konditions- und Krafteinheiten. Aber ich kann mich quälen, natürlich. Sonst hätte ich es auch nicht so weit gebracht. Auf jeden Fall haben es einige der Einheiten in die Top Ten meiner anstrengendsten Trainings geschafft. Und immer, wenn ich in der Halle mitkriegte, dass jemand mit unmissverständlichem Würgegeräusch Richtung Toilette spurtete, wusste ich nicht genau, was ich tun sollte. Lachen? Schwierig, ich könnte ja der Nächste sein, der rennt. Mitleid? Ja, aber wir wollten ja alles aus uns herausholen. Das gehört dann eben mit dazu. Ich blieb übrigens bis zur Abreise einer der wenigen, die das kostbare Frühstück immer drin behalten haben. So schlecht war es offenbar um meine Kondition nicht bestellt gewesen.

Eine willkommene Abwechslung war eine ganz besondere spätabendliche Trainingseinheit. Dagur, eigentlich durch und durch Harmoniemensch, hatte ein Paintball-Match für uns organisiert. Alt gegen Jung. Wir haben bis weit nach 23 Uhr gespielt und uns mit den Farbkugel-Gewehren in einen Rausch geballert. Wir waren komplett im Flow, wie wir Sportler sagen. Lachend und kichernd wie Schulkinder, die beim Klingelmännchen hinter der Hecke kauern. Am Ende blieb nur noch einer übrig: Iker Romero. Unserem Star aus Spanien konnte keiner das Wasser reichen. Allerdings hatte er als passionierter Tontauben-Schütze auch klare Vorteile.

Haifisch auf dem Teller und Dagur an der Gitarre

Neben dem Paintball-Duell hatte sich Dagur viele weitere Ausgleichsaktivitäten zum harten Training für uns überlegt. Als Isländer, der in Reykjavík geboren ist, kannte er sich bestens aus. Und er wollte uns auch seine Heimat zeigen, uns die isländische Kultur näherbringen. Sonst hätten wir das Trainingslager ja auch auf Mallorca oder gleich bei uns in der Halle veranstalten können. Wir probierten die lokalen Spezialitäten. Also kam Haifisch auf den Teller. Auch geröstetes Lamm und Fischchips, die von ihrer Konsistenz her eher im Baumarkt bei den Sägespänen als im Supermarkt bei den Süßigkeiten hätten liegen müssen. Dagur zeigte uns die Stadt. Seine Stadt. Seine Heimat, sein Reykjavík.

Die Abende blieben davon weitgehend unberührt. Da zogen wir in Eigenregie um die Häuser. Kneipen, Bars, Clubs – wir hatten eine geile Zeit und wuchsen jeden Tag mehr als Mannschaft zusammen. Und manchmal bringt ein tiefgründiges Gespräch mit einem Mitspieler bei zwei bis zehn Bier auch mehr, als wenn man den Medizinball das hundertste Mal gegen die Wand wuchtet. Die Quittung bekamen wir stets am nächsten Morgen in der Halle.

Einen Extra-Denkzettel kassierten wir am letzten Abend. „Männer, heute können wir auch mal ein Bier trinken gehen. Ich zeige Euch ein paar Kneipen und dann gehen wir noch Musik machen“, sagte Dagur für uns alle etwas überraschend. Wahrscheinlich hatte er mit Begeisterung gerechnet. Zumindest hatte er Zustimmung erwartet. Stattdessen blickte er nur in leere Gesichter. Man könnte auch sagen: in verkaterte, angeschlagene Gesichter, die von der harten Trainingswoche, aber eben auch vom in Eigenregie zelebrierten Vorabend gezeichnet waren. Doch das erst unausgesprochene, kurz darauf dann auch zaghaft geäußerte „Nein“ von uns Spielern akzeptierte er schlichtweg nicht. „Ihr seid alle solche Pfeifen!“

Wir gaben nach, gingen mit und kämpften uns in den letzten Abend. In einen Abend, der zu den schönsten der ganzen Woche zählen sollte. Wir landeten in einem Musikstudio. Iker Romero sang seinen Lieblingssong Soldadito marinero der spanischen Rockband Fito y los Fitipaldis. Es geht um einen Marinesoldaten, um langes Leiden und schnelle Liebe, um Hoffnung und Trauer. Uns ging es vor allem um den schönen Song. Verstanden haben wir ihn eh nicht, mitgesungen haben wir dafür umso lauter. Wir alle begleiteten Iker: Dagur auf der Gitarre, der Rest mit einer Rassel oder einer Tröte. Es war eine magische Stimmung. Wir waren eine Einheit.

Ein bisschen hatte ich auch zu der genialen Stimmung beigetragen, mit einer Geschichte, die wir uns am letzten Abend genauso oft erzählten, wie wir es auch heute, über zehn Jahre später, noch machen. Denn meine Dreiergruppe hatte die für das Teambuilding organisierte Schnitzeljagd etwas anders interpretiert als der Rest.

Schnitzeljagd im Top-Gun-Stil

Die Schnitzeljagd war die zentrale „Wochenaufgabe“. Der Inhalt unserer Nachmittage, die große Team Challenge des Trainingslagers. Dagur hatte uns in Dreierteams eingeteilt. Ich bekam Iker Romero Fernández an die Seite, den spanischen Ausnahme-Mittelmann, Champions-League-Sieger, Weltmeister, spanischer Meister und im Laufe seiner Zeit bei den Füchsen auch mit uns DHB-Pokalsieger und Europapokalsieger. Gleichzeitig war Iker ein ganz feiner Mensch. Ein Mitspieler, ein Freund – und einer meiner zwei Wingmen der Schnitzeljagd. Der andere war Konstantin Walerjewitsch Igropulo. Ebenfalls Champions-League-Sieger mit dem FC Barcelona, spanischer Meister und Pokalsieger und mit uns später DHB-Pokalsieger und Europapokalsieger. Genau wie Iker ein richtiger Bulle. Kurzum: Wir waren ein bärenstarkes Dreierteam. Dass wir in dieser Konstellation Letzte geworden sind, verstehe ich bis heute nicht. Akzeptiere ich auch bis heute nicht.

Am ersten Tag der Schnitzeljagd verließen wir unsere Herberge in der Skúlagata 28 am nördlichen Rand des Zentrums. Wir tauschten den Blick über das Meer auf die Bergkette Esja mit dem auf einen vollen Kaffeebecher und hatten uns erst mal in ein nahe gelegenes Café begeben. Lagebesprechung. Auf dem Papier schienen die Aufgaben keine große Sache zu sein. Verschiedene Orte und Stationen mussten besucht werden. Als Beweis musste jeder ein Foto vor Ort machen. Da die Orte so weit auseinander lagen, hatten wir alle ein Fahrrad bekommen. Wir mussten unter anderem in einem bestimmten Burgerladen einen Burger essen, in einer bestimmten Eisdiele ein Eis essen und in der ältesten Fischbude der Stadt ein Fischbrötchen essen. Zudem standen auf der Roadmap ein Hafengebäude, ein Geysir am Stadtrand und die Hallgrimskirche. Zu guter Letzt eine Fahrradstunde plus eine Stunde Aufstieg zu Fuß entfernt: der Gipfel des 295 Meter hohen Úlfarsfell nordöstlich der Stadt.

Dieser letzte Punkt, die Wanderung hoch auf den Úlfarsfell, war ein Problem. Nicht für mich. Auch nicht für Igropulo. Aber für Iker. „Leute …“, sagte er, während er an seinem Kaffee nippte, „mein Knie – das mit dem Berg ist völlig ausgeschlossen!“ Ratlos guckten wir uns an. Im Hintergrund servierte der Kellner ein paar Touristen ein Stück Kuchen. Draußen war es – wie immer – taghell. Und drinnen verdunkelten sich unsere Mienen. Wie sollten wir die Challenge mit dem Berg lösen, wenn Iker Knieprobleme hat? Igropulo, der zwar mit Mathematik und Physik ernste Fächer studiert hat, fabulierte eher spaßig in die Runde: „Wäre geil, wenn wir jetzt einen Heli hätten …“ Wir nickten ihm zu, etwas erheitert, aber nicht wirklich weitergekommen im Text. Da stand plötzlich vom Nebentisch ein Mann mittleren Alters auf und kam zu uns rüber. „Hey guys, someone here needs a helicopter?!“ Ungläubig starrten wir den Kerl an, der sich als Mitarbeiter des Flughafens vorstellte. Kurze Besprechung, dann war klar: Ein Helikopter wäre die Lösung für unser Problem. 70 Euro pro Nase. „Deal!“

Wir schnappten uns unsere Fahrräder und radelten zum Flughafen. Dort wurden wir am verabredeten Treffpunkt von unserer Café-Bekanntschaft empfangen und zum Flugfeld geleitet. Dann ging alles ganz schnell. Unser Pilot war bereits im Landeanflug, immer größer wurde der Heli vor unseren Augen, immer näher kam die Maschine Richtung Boden. Während bei Igropulo und mir diebische Vorfreude ob unseres genialen Plans aufkam, verließ Iker seine ansonsten sehr gesunde Gesichtsfarbe. Dieser Baum von einem Mann hatte Flugangst. Wie B.A. Baracus aus dem A-Team. Zwar haben wir Iker nicht bewusstlos geschlagen (wie sollten wir auch), doch es brauchte viel Überzeugungsarbeit, dabeizubleiben, während unser Heli im Landeanflug war.

Was jetzt passierte, wirkt heute noch wie in einem Film. Und so ganz daneben liege ich damit auch nicht. Der Helikopter landete, die Türen gingen auf und wer stieg aus? Tom Cruise. Tom Cruise, der Top-Gun-Pilot. Maverick! Wenn auch aus einem Heli statt aus einem Kampfjet und als Passagier statt als Pilot. Trotzdem irre. Der Hollywood-Star war für Dreharbeiten zu seinem Kinofilm Oblivion in der Luft gewesen. Oblivion bedeutet „Vergessenheit“. In Vergessenheit geriet diese außergewöhnliche Begegnung bei uns jedenfalls nicht – höchstens kurzzeitig fünf Minuten später, als wir selbst abhoben. Unser Pilot war der Mann, der wenige Monate vorher mit der BBC in den Krater des in jenem Jahr halb Europa lahmlegenden Vulkans Eyjafjallajökull geflogen war. Jetzt flog er mit uns auf Schnitzeljagd.

Angst, Panik, Begeisterung, Euphorie – irgendwo dazwischen verlief unser Heli-Abenteuer. Wir flogen auf den Úlfarsfell, genehmigten uns oben ein Gläschen Sekt auf unseren Coup und konnten uns vor Lachen kaum halten bei dem Gedanken daran, dass sich der Rest zu Fuß den Berg hinaufquälen durfte. Doch wir beließen es nicht dabei. Denn von dem Moment an, in dem uns der Kumpel des Piloten in dem Café ansprach, bis zur Landung oben auf dem Gipfel hatten unsere drei teuflisch-genialen Gehirne genügend Zeit, um den Plan und konsequenterweise die Flugroute zu verlängern. So flogen wir also die anderen Ziele der Schnitzeljagd auch noch ab, machten fleißig unsere Beweis-Selfies. Hoch oben über der Kirche statt vor dem Altar. Wie wir zu den Zielen kamen und unsere Bilder machten, stand schließlich nirgendwo geschrieben. Durch unseren enormen Geschwindigkeitsvorteil dank des Helikopters hatten wir alle Aufgaben an einem Nachmittag erledigt. Die anderen Nachmittage erkundeten wir gemütlich die Cafészene Reykjavíks. Unsere größte Herausforderung war, die Nummer bis zum Ende der Woche für uns zu behalten.

Konstantin Walerjewitsch Igropulo, Silvio Heinevetter und Iker Romero Fernández 2012 bei ihrer Schnitzeljagd mit Helikopter.

© Silvio Heinevetter

Ungläubiges Entsetzen und kollektiver Lachflash

Erst zum Ende dieses von Dagur wirklich fantastisch organisierten Trainingslagers, nach den vielen harten Trainingseinheiten, den kurzen Erholungsphasen und den langen Nächten, zum Abschluss unseres Island-Abenteuers ließen wir die Katze aus dem Sack. Es gab eine Schlussbesprechung. Jede Dreiergruppe präsentierte ihre Bilder, danach wurde entsprechend bewertet. Als letzte Gruppe präsentierten wir dann unsere Bilder. Iker, Igropulo und ich. Mit Heli. Dieser Moment, als allen anderen klar wurde, dass wir die Schnitzeljagd mit dem Hubschrauber erledigt hatten – unbezahlbar. Das Entsetzen in den Gesichtern. Völlig ungläubiges Staunen. Und dann ein kollektiver Lachflash, wie ich ihn selten wieder so erlebt habe. Selbst Dagur konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Trotzdem wurden wir Letzte.

Dagur wusste übrigens wirklich nicht, dass wir die Schnitzeljagd mit Luftunterstützung gelöst hatten. Auch, dass wir alle einen Kater hatten an dem Abend, an dem er mit uns losziehen wollte, wusste er anfangs nicht. Wie er so manches aus dieser Woche nicht im Detail wusste. Aber das muss ein Trainer auch nicht. Ein Spitzentrainer muss – neben aller sportlichen, technischen und taktischen Elementen – vielmehr wissen, wie man aus einer bunten Truppe von verschiedensten Charakteren, wie man aus 20 guten Handballern eine Topmannschaft formt. Eine Einheit eben, einen verschworenen Haufen.

Und der waren wir dank Dagur nach den sieben Nächten im Pumakäfig, keine Frage.

BOB HANNING

© Sascha Klahn

Name: Hans Robert Hanning

Spitzname: Bob

Position: Geschäftsführer Füchse Berlin, Trainer VfL Potsdam, ehemaliger Vizepräsident DHB

Geboren am: 9. Februar 1968

Geboren in: Essen

Größter Erfolg: Dass unsere Jungs 2023 in Deutschland U21-Weltmeister geworden sind!

Handball ist für mich: Ein sehr harter, aber trotzdem sehr ehrlicher Sport. Deswegen habe ich Bock auf Handball!

EIN GANZ BESONDERER JAHRGANG

Eine Weltmeisterschaft nach Deutschland zu holen, ist eine Sache – sie zu einem überragenden Turnier zu machen und dann auch noch zu gewinnen, eine ganz andere.

Wenn Hassan Moustafa, der Präsident des Handball-Weltverbands, und ich zusammen in Berlin essen gehen, dann immer bei meinem Stamm-Italiener. Hassan isst kein Fleisch – und dass ihm ein mit Bacon ummantelter Fisch nicht neu fleischlos zubereitet, sondern nur in neuer Garderobe wieder serviert wird, möchte ich kein zweites Mal erleben. Deswegen bei mir in Berlin nur noch Don Camillo, ein wirklich guter Italiener in Charlottenburg, der mein absolutes Vertrauen genießt. Und der dann – wenn Hassan zu Besuch ist – eben auch mal mittags oder sonntags außerplanmäßig für uns die Küche öffnet.

Die Treffen mit Hassan sind für mich immer etwas Besonderes. Nicht, weil er der Präsident des Handball-Weltverbandes IHF ist, sondern weil ich ihn sehr schätze. Er ist mir mittlerweile ein richtiger Freund geworden. Unsere Gespräche sind oft tiefgehend und produktiv.

Äußerst produktiv war ein Gespräch mit ihm vor einigen Jahren in einem kleinen Schweizer Ort am Rhein. Dort saß ich gemeinsam mit Hassan und unserem DHB-Präsidenten Andreas Michelmann im Restaurant. Es gab Fisch, einen guten Weißwein, dazu eine leichte Brise vom Fluss. Wir sprachen über Handball, natürlich. Und irgendwann sagte Hassan zu uns: „Ihr wolltet doch immer was im Jugendbereich tun und ein Turnier ausrichten. Jetzt ist die Zeit!“

Im Dienst der Sache

Sechs Turniere standen zur Diskussion, drei im Juniorinnen- und drei im Juniorenbereich. Jetzt muss ich dazusagen: Ich war von 2013 bis 2021 Vizepräsident des Deutschen Handballbundes. In den über acht Jahren habe ich stets den Erfolg des deutschen Handballs im Sinn gehabt. Nur zweimal habe ich etwas entschieden, das gleichzeitig auch ein persönlicher Wunsch von mir war.

Zum einen habe ich 2014 Prof. Dr. Kurt Steuer zum leitenden Mannschaftsarzt gemacht. Kurt ist ein Freund von mir. Der eigentliche Grund aber war, dass ich einen erfahrenen, sehr guten Arzt wie ihn auf diesem Posten haben wollte.

Und zum anderen habe ich die Junioren-WM 2023 nach Berlin geholt. Ich habe mich damals dafür entschieden, wissend, dass meine eigene B-Jugend in Berlin dann dort auch eine gewichtige Rolle spielen würde. Aber eben auch wissend, dass es genau das Richtige für den deutschen Handball war und wir genau dann auch so weit sein würden, dieses Turnier optimal organisatorisch austragen zu können.

Ein solches Turnier wie eine Junioren-Weltmeisterschaft nach Deutschland zu holen, ist eine Sache. Dafür braucht es die passende Infrastruktur, Erfahrung, Überzeugungskraft und natürlich gute Kontakte. Aber ein solches Turnier dann auch zu einem erfolgreichen Event zu machen – und es zudem sportlich zu dominieren und mit dem Titelgewinn zu krönen –, eine ganz andere Sache. Dafür muss der gesamte Fokus auf diesem einen Ziel liegen. Nicht nur mein Fokus, nicht nur der des Verbands oder der Spieler. Nein, alle Beteiligten müssen sich für so einen Erfolg komplett fokussieren. Und ab dem Moment, in dem klar war, dass wir die WM austragen durften, richteten wir alles auf diesen Traum aus. Wir alle. In den Vereinen, im Verband, meine Wenigkeit – und die Spieler samt Staff sowieso. Der Erfolg hat uns im Nachhinein Recht gegeben. Möglich war der Triumph nur, weil jeder Einzelne mit maximaler Überzeugung für dieses Ziel gearbeitet hat.

Spielanteile in den Vereinen

Wir bei den Füchsen haben mit Tim Freihöfer, Moritz Sauter, Nils Lichtlein, Max Beneke, Matthes Langhoff und Torhüter Lasse Ludwig sechs Spieler aus dem WM-Kader gestellt. Wir haben in Berlin einfach versucht, für die Jungs ein Haus zu bauen, das die Möglichkeit bietet, 1., 2., 3. Liga und zweimal Jugend-Bundesliga unter einem Dach zu haben. Das ist in Europa einmalig. Innerhalb der Kooperation der Füchse Berlin mit dem 1. VfL Potsdam können wir per Zweitspielrecht drei Spieler aus der 2. Liga in die 1. geben – und umgekehrt. So konnten wir für jeden Spieler individuell entscheiden, wann er sich wo am besten entwickelt. Das war eine ideale Situation, sowohl für die Vereine als auch für die Spieler.

Was uns tatsächlich auch etwas in die Karten gespielt hat, war die Corona-Pandemie. So schwierig die Zeit gerade für junge Menschen war, so hilfreich war sie für uns aus sportlicher Sicht. Da viele Spiele in verschiedenen Wettbewerben ausgefallen waren, gab es jede Menge Zeit zum Trainieren. Die Jungs blieben unter sich in ihrer bubble. Trotzdem hatten sie ihren Spaß, zum Beispiel nach dem Sieg der Deutschen Meisterschaft mit der Füchse-A-Jugend, den sie ausgiebig feierten. Das war ganz sicher eine der wildesten Partys, die während Corona möglich waren – natürlich alles unter Beachtung der Sicherheit aller Beteiligten. Um diese Party zu ermöglichen, mieteten wir einen gesamten Flur in unserem Hotel an. Nur für uns. Das war wichtig und gehört einfach dazu. Gerade in diesem Alter müssen die Jungs auch mal abschalten und einen Ausgleich zum Handball haben. Außerdem gibt es kaum bessere Maßnahmen für nachhaltiges Teambuilding.

Auch die anderen Vereine gaben unseren U21-Weltmeistern großzügige Spielanteile. Christian Prokop beispielsweise, der unseren Rückraumrechten Renārs Uščins und Kreisläufer Justus Fischer bei der TSV Hannover-Burgdorf regelmäßig auf die Platte ließ. Oder Mathis Häseler in Gummersbach und Florian Kranzmann in Minden, um nur Einige zu nennen. Auch die Vereinstrainer hatten durch ihre Entscheidungen, dem Nachwuchs Spielanteile zu gewähren, ihren Anteil am Erfolg. Und nur so geht es ja überhaupt: Man muss gemeinsam das Ganze sehen, die Dinge groß und vom Ende her denken. Der WM-Gewinn der U21 ist da eine wunderbare Blaupause, wie wir in Handball-Deutschland zusammenarbeiten müssen.

Die Mannschaft hat alles gegeben

Von unserer Mannschaft war ich von Anfang an zu einhundert Prozent überzeugt. Das ist ein ganz besonderer Jahrgang. Man kann und sollte da keinen besonders hervorheben. Aber ein paar Beispiele gibt es natürlich, die zeigen, warum diese Truppe so hervorragend funktioniert hat.

Da ist etwa David Späth: ein Charakter, der einerseits sehr entspannt ist, andererseits eine Entschlossenheit in der Sache verkörpert, die bemerkenswert ist. Den interessierte die Frage nach einer Prämie nicht, der wollte einfach diesen Titel für Deutschland holen. Ich habe in meinen dreißig Jahren im Handballgeschäft selten so eine Mentalität erlebt, das war beeindruckend.

Dazu kamen Renārs, der Leader, Fischi und Christian Wilhelm als Abwehrgaranten, Tim Freihöfer und Florian Kranzmann, die einfach ihren Job gemacht haben, um ein paar stellvertretend für alle zu nennen. Und natürlich auch Nils Lichtlein, der völlig zu Recht MVP des Turniers geworden ist. Ohne Abwehr zu spielen, was allein schon viel über seine exzellenten Auftritte im Angriff aussagt. Von ihm war ich immer überzeugt. Bei uns in Berlin haben wir bei den Füchsen einen Slogan an der Wand stehen: „Eine Sekunde in der Zukunft spielen.“ Genau das macht er, damit ist Nils perfekt beschrieben und eben das macht ihn so wertvoll.

Kurzum: Das war nicht bloß irgendeine erfolgreiche Mannschaft. Das war eine Gemeinschaft. Eine Einheit, ja, eine Familie. Und sie hat all das zurückgezahlt, was die anderen in sie in den vergangenen Jahren investiert haben.

Volle Hallen, volle Aufmerksamkeit