Boden, Seele und Gesellschaft - Satish Kumar - E-Book

Boden, Seele und Gesellschaft E-Book

Satish Kumar

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Beschreibung

Wer heute einen nüchternen Blick auf die katastrophalen Zustände der Welt wirft, kann leicht der Verzweiflung anheimfallen. Satish Kumar hält dem das »Nicht-Anhaften« entgegen: Einfach das Richtige tun, ohne sich auf ein Ergebnis zu versteifen, und Aktionismus mit Meditation und Selbstfürsorge verbinden. Dabei beruft er sich auf seinen eigenen Werdegang vom Jain-Mönch, gandhianischen Aktivisten und Pilger für den Frieden, Anhänger von Rabindranath Tagore zum Mitstreiter von E.F. Schumacher, Gründer des Schumacher College und langjährigem Herausgeber der weltweit führenden Umweltzeitschrift »Resurgence«. Dieses Buch ist die Frucht vieler Jahre des aktiven Handelns und tiefen Nachdenkens, ein Leuchtfeuer in dunkler Zeit.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 241

Veröffentlichungsjahr: 2025

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SATISH KUMAR

Boden, Seele und Gesellschaft

SATISH KUMAR ist GRÜNDER des Schumacher College und EDITOR EMERITUS von Resurgence & Ecologist

Es gibt heute unbedingt viele gute Gründe, das weibliche Geschlecht wieder besser sichtbar zu machen. Dies ist seit mehr als 40 Jahren auch Anliegen unseres Verlages. Ob dies durch Gendern erreicht wird, darf man jedoch hinterfragen, immerhin geht es um unsere Muttersprache. Sicher ist, dass der grammatische Genus nichts über das Geschlecht (Sexus) aussagt. Deswegen halten wir uns als Verlag beim Gendern bewusst zurück. Ausführliche Begründung dazu unter www.neue-erde.de/derdiedas

SATISH KUMAR

Boden, Seele und Gesellschaft

Ein neuer Dreiklang für unsere Zeit

Bücher haben feste Preise.

1. Auflage 2025

Satish Kumar

Boden, Seele und Gesellschaft

Das Buch erschien im Original unter dem Titel Soul, Soil, Society2023 bei The Resurgence Trust, www.resurgence.org

First published in the UK by Leaping Hare Press in 2013

Satish Kumar text copyright © 2013 and 2022

Übersetzt aus dem Englischen von Andreas Lentz.

© für die deutsche Ausgabe Neue Erde GmbH 2025

Alle Rechte vorbehalten.

Umschlag:

Foto: Resurgence Trust

Gestaltung: Resurgence Trust

Lektorat: Laura Spies

Satz und Gestaltung:

Dragon Design, GB

eISBN 978-3-89060-498-5

ISBN 978-3-89060-854-9

Neue Erde GmbH

Cecilienstr. 29 · 66111 Saarbrücken

Deutschland · Planet Erde

www.neue-erde.de · [email protected]

Für meine Freunde und GastgeberJames & Margaret Sainsbury

Inhalt

Vorwort

von Marion Cotillard

Satish Kumar: Ein Mann mit Mut und Phantasie

von Lindsay Clarke

Vorwort

Einführung

1 Boden, Seele und Gesellschaft

2 Welt im Lotos

3 Sei die Veränderung

4 Wahrheiten von Tagore

5 Hirn, Herz und Hände

6 Klein ist immer noch schön

7 Neues Paradigma vs. altes Paradigma

8 Das wohlwollende Universum

Epilog: Boden, Seele, Gesellschaft (2022)

Eine Meditation über die Einheit des Lebens

Bibliographie

Literaturnachweis

Danksagung

Über den Autor

Index

Vorwort

Mich zu bilden; mein Gewissen zu wecken; mich meiner Verantwortung zu stellen; mich zu engagieren; für schöne und sinnvolle Dinge einzutreten; mich zu bemühen, die negativen Auswirkungen meines Handelns auf diese Erde, die mich trägt und mir alles gibt, zu verringern; mein Bestes zu tun, um sie zu erhalten.

Viele Jahre lang habe ich mit viel Nachdruck über Harmonie und Frieden gesprochen, die dieser Planet braucht, und über die Liebe, die diese wunderbare und freigiebige Erde verdient.

Doch wenn ich mit mir allein war, konnte ich in mir selbst Harmonie und Frieden gar nicht finden. Ich war unfähig, mich selbst liebevoll anzunehmen. Also nutzte ich alle verfügbaren Fluchtmöglichkeiten, derer wir uns so viele geschaffen haben.

Ich habe so viel Energie darauf verwendet, den Planeten zu schützen und mich vorbildlich zu verhalten. Doch gleichzeitig verschmutzte ich frohgemut das erste natürliche Zuhause, das ich hatte: mich selbst.

Eines Tages stieß ich auf diesen einfachen Satz: »Das beste Projekt, an dem man arbeiten kann, ist man selbst.« Das sprach mich sehr an und löste einen großen inneren Aufruhr aus.

Ich habe immer gedacht, die Welt spiegele das wider, was wir in uns tragen.

Also stellte ich mich meinem inneren Unbehagen. Ich erforschte mein Gewissen gründlicher und eingehender als je zuvor.

All die Maßnahmen, die ich für den Planeten ergriffen hatte, waren natürlich hilfreich und konstruktiv gewesen, aber jetzt war es an der Zeit, mich auf einer anderen Ebene mit der Reinheit der Natur zu verbinden, deren Teil wir sind, und die ein Teil von uns ist.

Mit der Reinheit meines tiefsten Wesens.

Mit der Stille. Der wahren Stille. Mich nicht mehr von Gedanken überfluten zu lassen, von denen die meisten nutzlos und eitel sind. Um in mir Raum für eine nachhaltige Entwicklung zu schaffen. Und um zu meinen Überzeugungen zu stehen.

Es war nicht immer einfach. Bestimmte Lektüren und Begegnungen haben mich auf meinem Weg begleitet. Der magischste und wunderbarste Teil dieses inneren »Entrümpelns« ist, dass das Leben uns genau das schickt, was wir brauchen. Satish Kumar ist einer dieser Überbringer. Seine Sichtweise, seine Liebe, seine Einfachheit und seine Logik zeigten mir die Kraft, die ich in mir trug. Die Verbindung, die ich mit meinem inneren Zuhause und meiner Seele wiederherstellte, gab meiner Beziehung zur Gesellschaft und der Entwicklung in ihr eine neue Qualität. Ein neues Schwingen mit dem gegenwärtigen Moment. Eine klarere Sicht auf die Dinge, die uns umgeben.

Was mich an Satish Kumars Worten am meisten berührt, ist, dass sie wieder miteinander verbinden, was unsere Gesellschaft fälschlicherweise getrennt hat. Er zeigt, dass dieses innere Zuhause in uns, die Wiege unserer Seele, und das äußere natürliche Zuhause, das uns trägt und erhält, untrennbar miteinander verbunden sind. Diese Verbindung ist für das Entstehen von Harmonie und Frieden unerlässlich. Wenn wir uns um uns selbst kümmern, kümmern wir uns auch um andere und um die uns umgebende natürliche Welt. Sich um die Erde zu kümmern, ist eine Inspiration und eine wahre Liebesbotschaft für uns selbst.

Das enthält eine großartige Friedensbotschaft.

Ich bin ein Wesen im Werden, ich habe noch einen langen Weg vor mir, aber ich entdecke jeden Tag mit großer Freude, welche Geschenke mich auf diesem Weg erwarten. Dieses Buch ist ein solches.

Marion Cotillard,französische Schauspielerin

Satish Kumar: Ein Mann mit Mut und Phantasie

Seit mehr als zwanzig Jahren ist Satish Kumar einer meiner liebsten Freunde, nicht nur wegen seiner herzlichen, inspirierenden Art, sondern auch wegen der vielen anderen Visionäre, die ich durch die Zusammenarbeit mit ihm am Schumacher College und andernorts kennengelernt habe.

Zu diesen bedeutenden radikalen Denkern gehörte der Jungsche Psychologe James Hillman, der in seinem wunderbaren Buch The Soul‘s Code (dt.: Charakter und Bestimmung) dafür eintritt, dass wir nicht als unbeschriebenes Blatt in diese Welt kommen, sondern mit Ahnungen dessen, wer wir bereits sind und was wir in unserem Leben sein sollen. Zur Untermauerung seiner These führt Hillman viele überzeugende Beispiele von Menschen an, deren Schicksal durch ein solches intuitives Wissen bestimmt wurde, aber mir scheint, er hätte nach einem schlüssigen Beweis für diese These gar nicht weiter suchen müssen als im Leben seines Freundes Satish.

Warum sonst, so frage ich mich, hätte ein neunjähriger Junge in Rajasthan seiner Familie sagen sollen, es sei für ihn nun Zeit, das Elternhaus zu verlassen und sich den Jain-Mönchen anzuschließen, die in ihrer absoluten Ehrfurcht vor dem Leben zu den strengsten aller spirituellen Orden gehören, wenn er nicht bereits wusste, dass es seine Aufgabe war, ein Pilger für die Erde zu werden? Wie sonst ließe sich die innere Stimme erklären, die Satish, als er 18 Jahre alt und sich des Leids und der Ungerechtigkeit in der Welt bewusst geworden war, sagte, er solle den Bettelorden wieder verlassen und den Lehren Mahatma Gandhis folgen und sich schließlich Vinoba Bhaves gewaltloser Kampagne für eine Landreform in Indien anschließen?

Wie sonst ist es zu erklären, dass Bertrand Russells Eintreten für die nukleare Abrüstung Satish und seinen Freund E.P. Menon 1962 dazu inspirierte, ohne einen Penny in der Tasche auf eine Pilgerreise für den Frieden von Neu-Delhi nach Moskau, Paris, London und Washington zu gehen, mit einem Päckchen Friedenstee für jeden Führer der vier Atommächte im Gepäck und dem Ratschlag, sie sollten sich erst einmal hinsetzen und in Ruhe eine Tasse Tee trinken, bevor sie auf den Atomkrieg als Lösung ihrer Probleme zurückgreifen? Und wie sonst ist es zu erklären, dass dieser sprudelnde Idealist aus ganz bescheidenen Verhältnissen, als er 1973 nach Großbritannien kam, sich schnell als eine der angesehensten und bedeutendsten Stimmen des Landes etablieren sollte?

Satish Kumar ist eindeutig ein Mann, der mit beispielhaftem Mut und Einfallsreichtum dem besonderen Schicksal, das ihn in dieses Leben geführt hat, alle Ehre gemacht hat. Er hat sich einen internationalen Ruf als Herausgeber von Resurgence erworben, der Zeitschrift, die seit Jahrzehnten der deutlichste Verfechter von ökologischem Bewusstsein, sozialer und wirtschaftlicher Gerechtigkeit und einer ehrfürchtigen Lebensweise ist, die von einer Philosophie der Gewaltlosigkeit und humanen spirituellen Werten geprägt ist. Mit der Gründung der Small School in Hartland schuf er ein Modell für phantasievolle Gemeinschaftserziehung; und als tatkräftiger Gründungsdirektor des Schumacher College hat er einige der weltweit bedeutendsten Denker und Aktivisten dazu gebracht, in diesem Land zu lehren, wobei er selbst eine wichtige Rolle bei der Bewusstseinsentwicklung spielte, die sich in unserer Zeit vollziehen soll.

Aus seiner leidenschaftlichen Sorge um das Leben auf diesem schönen Planeten, dem wir auf so viele zerstörerische Arten schaden, ist Satish Kumar seit langem ein unermüdlicher Vorkämpfer in Fragen von größter Dringlichkeit. Ob als Redakteur, Pädagoge, Schriftsteller oder Redner in Rundfunk und Fernsehen, sein Leben und seine Arbeit sind ein lebendiger Beweis dafür, was erreicht werden kann, wenn unser Weltbild und unser Wirken in dieser Welt wieder mit den heilenden und transformativen Kräften der Seele ausgestattet werden. Diese Kräfte können wir, aufregend lebendig und anschaulich, auf den Seiten dieses Buches finden.

Lindsay Clarke

Vorwort

Der Boden ist die Quelle allen Lebens, buchstäblich und in übertragendem Sinn. Alles Leben kommt von Mutter Erde und kehrt zu ihr zurück. Ich liebe den Boden wie meine Mutter und kümmere mich um ihn. Der Boden enthält Erde, Luft, Feuer und Wasser. Er ist die Natur selbst.

Wenn mein äußerer Körper der Boden ist, dann ist mein inneres Wesen die Seele. So wie ich den Boden bearbeite, um Nahrung für den Körper anzubauen, kümmere ich mich um die Seele und kultiviere Liebe, Mitgefühl, Schönheit und Einheit, um im Inneren und Äußeren Harmonie zu verwirklichen.

Wenn ich mich innerlich wohlfühle, fühle ich mich auch äußerlich wohl. Ich fühle mich wohl mit der gesamten Menschheit. Indem ich mich um den Boden kümmere, bin ich ein Teil der Erdgemeinschaft, und indem ich mich um die Gesellschaft kümmere, bin ich ein Teil der menschlichen Gemeinschaft. Milliarden von Menschen mit ihren unterschiedlichen Kulturen und Farben sind eine einzige Menschheitsfamilie. Ich leide mit ihrem Leid und freue mich über ihr Glück. Dann kann ich in die Sphäre des Gleichmuts transzendieren.

Der Dreiklang von Boden, Seele und Gesellschaft drückt in drei Worten aus, dass wir alle miteinander verwandt, verbunden und voneinander abhängig sind. Dies ist eine Trinität der Ganzheit und Einheit des Lebens in seinen unzähligen Formen.

Einführung

Der Dreiklang von Boden, Seele und Gesellschaft ist ein Destillat aus vielem Gelernten und Gelebten. Da ich in Indien geboren und die erste Hälfte meines Lebens dort verbracht und in der zweiten Hälfte im Westen gelebt habe, habe ich in beiden Welten viel gelernt, wofür ich dankbar bin.

Bei der Lektüre der »Talks on the Gita« von Vinoba Bhave stieß ich auf ein Konzept, das in drei Sanskrit-Wörtern zusammengefasst ist und mir einen Weg zum Verständnis und zum Aufbau einer richtigen Beziehung zur Natur, zum Selbst und zur Gesellschaft eröffnete.

Als ich dann für den Frieden von Neu-Delhi nach Moskau, Paris, London und Washington pilgerte, wurde mir klar, dass Frieden nicht nur die Abwesenheit von Krieg bedeutet, sondern vielmehr eine Art und Weise ist, in Harmonie mit dem Planeten Erde, mit sich selbst und mit allen Menschen auf diesem Planeten zu leben, unabhängig von ihrer Rasse, Religion oder Nationalität. Diese lange Wanderung wurde zu meiner Meditation über die Wirklichkeit von wechselseitiger Abhängigkeit und Gemeinschaft.

Ich habe mich von klein auf mit buddhistischer Philosophie beschäftigt, doch erst als ich die Lehren des Buddha im Zusammenhang der Wechselbeziehung von Planet, Individuum und Volk reflektierte, verstand ich die tiefe Bedeutung der vier edlen Wahrheiten – die, wie ich erkannte, ein Mittel zur Heilung der Erde, der Seele und der Gesellschaft sind. Es kann keine Heilung des Selbst geben, wenn die Erde um uns herum krank ist und die menschlichen Gemeinschaften leiden.

In meiner Jugend war ich ein Jain-Mönch und lernte die Prinzipien der Gewaltlosigkeit, der Selbstgenügsamkeit und der Selbstdisziplin, aber damals betrachtete ich diese Prinzipien nur unter dem Gesichtspunkt der persönlichen Befreiung. Als ich jedoch die Gita studierte, viele Kulturen kennenlernte und die tiefe Bedeutung der vier edlen Wahrheiten in meiner Meditation ergründete, sah ich die Jain-Prinzipien in einem anderen Licht. Nicht zu schaden und Gewaltlosigkeit gegenüber Pflanzen, Tieren und Menschen zu praktizieren, war zugleich ein Weg, meine Beziehung zur natürlichen Welt, zur inneren Welt und zur sozialen Welt zu verbessern. Wenn unsere Zivilisation sich Gewaltlosigkeit, Selbsterkenntnis und Selbstdisziplin zu eigen machen würde, könnten wir ökologische Katastrophen, persönliche Entfremdung und soziale Ungerechtigkeit beenden.

Das Jain-Wort und auch das Wort, das in der Gita für Selbstdisziplin verwendet wird, ist Tapas. Das hat mit Hitze zu tun, das fand ich sehr interessant. Vinoba erklärte einmal, dass Früchte, die in der Hitze der Sonne reifen, eine schöne Farbe, ein herrliches Aroma und einen köstlichen Geschmack erhalten, weil die Früchte die Hitze der Sonne aufgenommen haben. Wenn man also Reife und Süße erlangen will, muss man durch die Hitze der Selbstdisziplin gehen. Und auch von der Sonne gereifte Körner und Gemüse müssen durch die Hitze des Ofens gehen, um genießbar und verdaulich zu werden. Metaphorisch ausgedrückt, entspricht solche Nahrung dem Erreichen von Tapas. Ein anderes Beispiel ist Gold: Um einen Goldbarren in Schmuck zu verwandeln, muss das Gold durch die Hitze des Feuers gehen. Und Ton muss durch die Hitze des Brennofens gehen, um zu einem brauchbaren Topf zu werden. Wenn wir uns nicht in Selbstdisziplin üben, können wir nicht vom Sein zum Werden gelangen. Alle spirituellen Praktiken sind Formen der Selbstdisziplin, um die Seele zu stärken und das Selbst für alle Eventualitäten zu rüsten.

Mahatma Gandhi war ein hervorragendes Beispiel für Selbstdisziplin, Selbsterkenntnis und Gewaltlosigkeit. Er stellte eine eigene Trinität auf, die des Dreiklangs von Boden, Seele und Gesellschaft sehr ähnlich ist. Gandhi ist mir mein ganzes Leben lang ein Leitstern gewesen. Ob implizit oder explizit, er bestand auf der Ehrfurcht vor allen Lebewesen, ob Menschen oder Nicht-Menschen. Er nahm sich immer Zeit für seine Ausübung der Meditation, des Schweigens, der Gebete und des Fastens, um seine Seele zu pflegen. Und dann widmete er sein Lebenswerk der Förderung der Armen, der Unberührbaren, der Unterdrückten und der Benachteiligten. Daher sind die Ideen Gandhis wesentlich für die Trinität von Boden, Seele und Gesellschaft.

Während Gandhis Leben den fruchtbaren Boden für meinen Dreiklang bildete, setzte Rabindranath Tagore all das durch seine Poesie in Szene. Politik ohne Poesie ist unvollständig. Seit ich auf die Geschichten, Lieder, Gemälde, Theaterstücke und Gedichte von Tagore gestoßen bin, hat mich die Intensität seiner Vorstellungskraft in ihren Bann gezogen. Ohne die Vorstellungskraft, die sich im Zauber der Poesie, im Zauber der Lieder manifestiert, wird es uns nicht gelingen, den Boden zu pflegen, die Seele zu nähren und der Gesellschaft zu dienen. Die Trinität von Boden, Seele und Gesellschaft ist also sehr stark von der Poesie Tagores inspiriert.

Tagore war nicht nur Dichter, sondern auch ein großer Pädagoge. Er gründete sowohl eine Schule als auch eine Universität. Er hielt den Unterricht unter Bäumen ab und sagte zu seinen Schülern: »Ihr habt zwei Lehrer: mich, einen menschlichen Lehrer, und den Baum, unter dem wir sitzen: Er ist euer Naturlehrer. Ihr könnt vom Baum viel mehr Weisheit lernen als von mir.« Tagore hatte so recht. Denn wer kann mit der Freigiebigkeit eines Baumes mithalten? Ein Baum gibt seine Früchte bedingungslos an alle und jeden.

Tagores Schule inspirierte mich zur Gründung von The Small School in Hartland, wo ich lebe, und des Schumacher College in Dartington, beide in Devon. Bei diesen pädagogischen Versuchen habe ich die Schwerpunkte erweitert. Anstatt Lesen, Schreiben und Rechnen zu betonen, legen wir den Schwerpunkt auf Herz, Hände und Hirn.

Mein Leben als Jain-Mönch, als Pilger für den Frieden, als Student der buddhistischen Philosophie, als Mitarbeiter in der Gandhi-Bewegung und als Anhänger der Weisheit von Tagore hat mir die Ideale des Ostens erschlossen. Dann lernte ich E.F. Schumacher kennen, einen westlichen Wirtschaftswissenschaftler, Naturschützer, Philosophen und Praktiker spiritueller Disziplinen. E. F. Schumacher verkörperte die Ideale von Boden, Seele und Gesellschaft. Wenn ich das westliche Buch nennen soll, das mein Denken am meisten geprägt hat, dann wäre es Schumachers Small is Beautiful. Als sich die Welttrends in Richtung Zentralisierung, Globalisierung, Militarisierung und Kommerzialisierung bewegten, hatte Schumacher den Mut und die Kühnheit, sich für eine lokale, selbständige, ökologische, spirituelle, einfache, gewaltfreie und anmutige Lebensweise einzusetzen. Diese Werte und das lebendige Beispiel Schumachers haben mich beim Schreiben dieses Buches stark beeinflusst.

Ein Großteil meiner Schriften möchte die Philosophie der Ganzheitlichkeit und die Einheit von Boden, Seele und Gesellschaft beleuchten. Dieses Buch ist eine Möglichkeit, meine Schuld gegenüber diesen Lehrern und Aktivisten anzuerkennen und ihnen für ihre inspirierende Arbeit Tribut zu zollen und meine Dankbarkeit zu erweisen.

1

BODEN, SEELE UND GESELLSCHAFT

Ich stelle den Boden an die erste Stelle, weil er die Natur repräsentiert und das gesamte Lebensnetz aufrechterhält. Alles entstammt dem Boden und kehrt zum Boden zurück.

Große Bewegungen und immerwährende Philosophien haben im Laufe der Geschichte ihre wesentliche Botschaft oft in drei Worten, in einer Trinität zusammengefasst. Eine der hinduistischen Trinitäten ist Brahman, Vishnu und Shiva – die Prinzipien der Entstehung, des Seins und des Vergehens oder mit anderen Worten: Geburt, Leben und Tod. Die Christen haben Vater, Sohn und den Heiligen Geist. Die Griechen richteten sich auf das Wahre, Gute und Schöne aus.

Die Väter der amerikanischen Verfassung nannten es Leben, Freiheit und Streben nach Glück, die Französische Revolution »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit«. In unserer Zeit beruft sich die New-Age-Bewegung auf das Konzept von Körper, Geist und Seele. Diese Trinitäten haben ihre Berechtigung und sind in ihrem jeweiligen Zusammenhang von Bedeutung – aber keine von ihnen stellt ausdrücklich eine ganzheitlich ökologische Weltsicht dar. Sie sind entweder spirituell oder sozial, und sie sind meist anthropozentrisch und berücksichtigen nicht unsere Beziehung zur Natur oder die Verbindung zwischen dem Gesellschaftlichen und dem Spirituellen.

In einem alten hinduistischen Text, der Bhagavad Gita, bin ich jedoch auf drei Worte gestoßen, die mich zum Nachdenken über Ökologie, Spiritualität und Menschlichkeit angeregt haben. Diese drei Wörter im Sanskrit sind yagna, tapas und dana. Yagna bezieht sich auf die Beziehungen zwischen Mensch und Natur, Tapas auf das Innere und Dana auf die gesellschaftlichen Beziehungen. Ich habe diese Trinität als Boden, Seele und Gesellschaft übersetzt.

Pflege des Bodens

Ich stelle den Boden an die erste Stelle, weil er die Natur repräsentiert und das gesamte Lebenssystem erhält. Alles entstammt dem Boden und kehrt zum Boden zurück. Die Nahrung, die das Leben erhält, kommt aus dem Boden. Das Wasser, das das Leben nährt, wird vom Boden gehalten. Die Sonne, der Mond und die Sterne, sie alle stehen in Verbindung zum Boden. Der Boden ist eine Metapher für das gesamte natürliche System. Wenn wir uns um den Boden kümmern, kümmert sich der Boden um uns. Durch den Boden sind wir alle miteinander verwandt und vernetzt. Wir werden vom Boden gehalten und getragen. Wir sind auf den Boden angewiesen. Alle Lebewesen sind vom Boden abhängig, und der Boden behandelt alle Lebewesen gleich. Reich oder arm, Dichter oder Bauer, jung oder alt, wer auch immer wir sind, der Boden liebt uns alle bedingungslos und erhält uns am Leben.

Die Hoffnung ist das Ding mit den Federn

Das in der Seele nistet

Und die Melodie singt ohne Worte

Und niemals aufhört zu singen

Emily Dickinson

Leider hat es sich durch die Entwicklung von Wissenschaften, Technik, Wirtschaft und Philosophie in den letzten Jahrhunderten ergeben, dass wir den Menschen zum Herrscher gemacht und ihm einen höheren Status als allen anderen Lebewesen gegeben haben. Wir haben eine Weltanschauung entwickelt, die besagt, dass die menschliche Spezies allen anderen Arten überlegen sei. Tiere, Wälder, Flüsse und Meere müssen nicht nur den Bedürfnissen des Menschen dienen, sondern seinem Begehr entsprechen und seiner Gier. Diese Denkweise wird als »Speziesismus« bezeichnet, was bedeutet, dass eine Spezies, nämlich die menschliche, als allen anderen überlegen zu betrachten ist.

Diese Anmaßung hat dazu geführt, dass die wechselseitigen, respektvollen, ehrfürchtigen und spirituellen Beziehungen zwischen den Menschen und der übrigen Natur untergegangen sind. In der Tat sind die Menschen zu der Überzeugung gelangt, sie seien von der Natur getrennt und stünden über ihr. Die Natur ist dort draußen: die Wälder, die Flüsse, die Vögel und andere Wildtiere; und wir Menschen sind hier, eingeschlossen in unseren Häusern, Palästen, Schlössern, Wohnungen, Büros, Autos, Zügen und Flugzeugen.

In der jüngeren Vergangenheit gab es Philosophen und Wissenschaftler, die es für richtig hielten, dass sich die Menschheit auf den Weg machte, die Natur durch Technik, Wissenschaft, Industrie und Handel zu erobern. In diesem industriellen und technologischen Zeitalter führt die Menschheit einen Krieg gegen die Natur und vergiftet das Land mit Chemikalien und Pestiziden, um die Nahrungsmittelproduktion zu steigern. Wir sperren Vögel und andere Tiere in Ställe und Käfige und behandeln sie grausam, um durch den steigenden Absatz von tierischem Eiweiß immer größere Gewinne zu erzielen; die schonungslose Zerstörung von Regen- und Laubwäldern wird gerechtfertigt, um die Anbauflächen für die Agrarindustrie zu vergrößern; die industrielle Fischerei ist ein weiteres Beispiel für unseren Krieg gegen die Natur. Wir sind uns kaum bewusst, dass wir selbst dann, wenn wir den Krieg gewännen, auf der Verliererseite stünden.

Dieser Krieg gegen die Natur wird von unserer Überzeugung befeuert, dass die Funktion der Natur darin bestehe, den Motor der Wirtschaft anzutreiben. Die Wahrheit ist jedoch, dass die Wirtschaft eine hundertprozentige Tochter der Ökologie ist. Wenn das natürliche Kapital erschöpft und die natürliche Umwelt zerstört ist, dann wird die Wirtschaft zum Erliegen kommen!

Die Herausforderung für die Menschheit im einundzwanzigsten Jahrhundert besteht also darin, Demut zu entwickeln und sich wieder mit der Natur zu verbinden. Wir müssen verstehen, dass die Natur nicht nur »da draußen« ist, sondern dass auch wir Natur sind. Das Wort »Natur« hängt mit natus, Geburt zusammen. »Natal«, »Nativität« (Geburtsstunde), »nativ« (einheimisch) und »Natur« stammen alle von derselben Wurzel ab. Alles, was geboren wird und stirbt, ist Natur. Da wir Menschen auch geboren werden und sterben, sind auch wir Natur. Natur und Mensch sind also eins. Deshalb müssen wir verstehen, dass wir das, was wir der Natur antun, auch uns selbst antun. Wenn wir der Natur schaden, schaden wir uns selbst. Wir sind alle miteinander verbunden; wir leben in einer wechselseitig abhängigen Welt.

Mit diesem Gefühl für die Einheit von Mensch und Natur gelangen wir zu einer neuen Art der Wertschätzung und Anerkennung allen Lebens. Der norwegische Philosoph Arne Næss nannte dies »Tiefenökologie«. Wenn wir die Natur nur im Hinblick auf ihren Nutzen für den Menschen betrachten, wenn wir sie um des eigenen Vorteils willen erhalten und schützen, dann ist das eine oberflächliche Ökologie; wenn wir aber den inneren Wert allen Lebens erkennen, ob klein oder groß, dann ist das tiefe Ökologie. Ein Grashalm, ein Regenwurm, ein Insekt, sogar eine Mücke hat ein Recht auf Leben, ebenso wie Bäume, Flüsse, Vögel und Fische, ungeachtet ihres Nutzens für den Menschen.

Tiefenökologie speist sich aus einer tiefen Erfahrung der Natur. Unserer modernen Lebensweise fehlt jedoch diese tiefe Erfahrung, weil wir kaum noch etwas mit der Natur zu tun haben. Unser Leben ist darauf angelegt, Abstand zu ihr zu halten. Unsere Häuser, unsere Büros, unsere Geschäfte sind von der Natur völlig abgekoppelt. Das moderne Leben findet bei künstlichem Licht, mit Klimaanlagen und mit Wasser aus Flaschen statt!

Um tiefe Erfahrungen mit der Natur machen zu können, müssen wir den Boden berühren, im Wald spazierengehen, im Meer schwimmen, die Wolken beobachten und dem Sonnenuntergang huldigen. Nur aus einer solchen tiefen Erfahrung kann eine tiefe Verpflichtung zur Achtung und Pflege der Natur erwachsen. Nur dann können wir vom Konsumdenken zum Naturschutz gelangen.

So wie wir die Menschenrechte anerkennen, verlangt die Tiefenökologie von uns, dass wir die Rechte der Natur anerkennen. Unsere Beziehung zur Natur muss in die Prinzipien der Ehrfurcht vor dem Leben eingebettet sein. Tiefenökologie führt zu einer ehrfürchtigen und spirituellen Ökologie. Die Natur ist kein totes Objekt. Die Natur ist lebendig. Der Wissenschaftler James Lovelock hat die Gaia-Theorie aufgestellt, wonach die Erde ein lebendiger Organismus ist.

In der hinduistischen Philosophie wird die Natur als intelligent und bewusst angesehen. Den Elementen Erde, Luft, Feuer und Wasser wohnt Göttlichkeit inne. Hindus sprechen vom Regengott Indra, vom Windgott Vayu, von der Feuergöttin Agni und von der Erdgöttin Bhoomi. Sie sprechen auch vom Sonnengott, von der Mondgöttin, dem Gott des Himalaya, Shiva, und der Wassergöttin Ganga. Im Grunde genommen sind Götter und Göttinnen nicht von der Natur getrennt.

In seinem Kommentar zur Gita sagt Vinoba Bhave, dass alles, was uns umgibt, nichts anderes als göttlich sei. Das Göttliche haben wir stets vor der Nase. Es ist das Göttliche, und nur das Göttliche, das in allem Belebten und Unbelebten erscheint. Das Göttliche ist überall im Weltenall. Heilige Flüsse, hohe Berge, sanftmütige Kühe, fröhliche Kuckucksrufe, lodernde Flammen, die stillen Sterne – das Göttliche durchdringt die ganze Schöpfung in unterschiedlichsten Formen. Wir sollten unsere Augen darin üben, das Göttliche überall zu sehen.

Die Natur ist göttlich, geweiht und heilig und dazu überaus reich. Alle Arten werden durch die Opferung von Leben, das das Leben erhält, genährt und versorgt. Wir Menschen sind mit den Gaben der Natur gesegnet. Solange wir der Natur nur das entnehmen, was wir zur Befriedigung unserer lebensnotwendigen Bedürfnisse brauchen, stehen uns die Gaben von Nahrung, Wasser und Obdach zur Verfügung. Wir müssen sie mit Demut und Dankbarkeit annehmen, ohne sie zu missbrauchen, zu verschwenden, aufzubrauchen oder zu verschmutzen. Wie Mahatma Gandhi sagte: »Die Natur bietet genug für die Bedürfnisse aller, aber nicht genug für die Gier auch nur eines einzigen Menschen.« Verschwendung ist Gewalt, Verschmutzung ist Gewalt und die Anhäufung von Besitztümern, die nicht lebensnotwendig sind, ist Gewalt.

Die Natur ist gütig, mitfühlend und großzügig; sie ist erfüllt von bedingungsloser Liebe. Aus einem winzigen Samen wächst ein großer Apfelbaum, der Jahr für Jahr Tausende und Abertausende von Äpfeln hervorbringt. Der Baum bietet seine Früchte dar, ohne eine Gegenleistung zu verlangen; er erfreut alle, die kommen, mit duftenden, süßen, nahrhaften Früchten, ohne Bedingungen zu stellen. Ob Heiliger oder Sünder, Bauer oder Philosoph, Mensch oder Tier, Vogel oder Wespe, alle sind unterschiedslos eingeladen, die Früchte zu genießen.

BÄUME

Ich glaube, ich werde nie ein Gedicht sehen, das so schön ist wie ein Baum.

Ein Baum, dessen hungriger Mund an die süße, fließende Brust der Erde gedrückt ist; ein Baum, der den ganzen Tag auf Gott schaut,

Ein Baum, der im Sommer ein Rotkehlchennest in seinem Haar trägt, auf dessen Schoß sich Schnee gelegt hat, der mit dem Regen vertraut ist.

Gedichte werden von Tölpeln wie mir gemacht, aber nur Gott kann einen Baum erschaffen.

Joyce Kilmer

Nach dem Prinzip von Yagna sollten wir die Schönheit, die Fülle und die Erhabenheit der Natur feiern, indem wir das, was wir genommen haben, wieder auffüllen. Wenn wir fünf Bäume nehmen, um unser Haus zu bauen, müssen wir sie wieder auffüllen, indem wir fünfzig Bäume pflanzen. Wenn wir dem Land Weizen, Reis und Gemüse entnommen und damit dem Boden etwas Gutes entzogen haben, müssen wir den Boden mit Dung und Kompost wieder auffüllen und das Land nach sieben Jahren des Anbaus brachliegen lassen. Dies wird Yagna genannt, Wiederauffüllung, Wiederherstellung und Erneuerung. Vinoba Bhave schreibt: »Wenn sich hundert von uns einen Tag lang an einem Ort versammeln, wird das den Ort verderben, die Atmosphäre verschmutzen und so der Natur schaden. Wir sollten etwas tun, um die Natur zu regenerieren, um ihr Gleichgewicht wiederherzustellen. Zu diesem Zweck wurde Yagna geschaffen. Yagna soll entschädigen, zurückgeben, was wir der Natur genommen haben (…) den Verlust auszugleichen ist einer der Zwecke von Yagna.« (Aus: Talks on the Gita, Paramdham Prakashan Pavnar, Wardha, Indien)

Wird die Natur als unbelebte Maschine betrachtet, wird sie zum Objekt der Ausbeutung, während die Natur, wenn sie als heilig betrachtet wird, zu einer Quelle der Inspiration für Kunst, Kultur, Architektur und natürlich Religion und Spiritualität wird. Wir bewundern und ehren große Künstler wie Van Gogh dafür, dass er Sonnenblumen gemalt hat, und vergessen dabei, dass Sonnenblumen selbst große Werke göttlicher Kunst sind, die die Phantasie des Künstlers anregen. Ohne Sonnenblumen gäbe es keinen Van Gogh, keinen Monet ohne die Seerosen im Teich und keinen Cézanne ohne den Montagne Sainte-Victoire. Künstler haben schon immer um die heilige Qualität der Natur gewusst. Jetzt müssen Wissenschaftler, Industrielle und Politiker sie ebenfalls anerkennen und aufhören, die Natur als bloße Quelle für Profit zu betrachten.

Wenn wir uns in Demut und Dankbarkeit üben, können wir viel von der Natur lernen. Aber wir, in der anthropozentrischen, modernen Zivilisation, lernen über die Natur. Es besteht ein großer Unterschied zwischen dem Lernen »von« der Natur und dem Lernen »über« die Natur. Wenn wir »über« die Natur etwas lernen, wird sie zu einem Studienobjekt, was zu ihrer Ausbeutung führt. Deshalb haben einige Wissenschaftler, wie Francis Bacon, von der menschlichen Mission gesprochen, »der Natur ihre Geheimnisse zu entreißen«. Wenn wir jedoch »von« der Natur lernen, bauen wir eine enge Beziehung zu ihr auf. Dann entstehen innewohnende Demut und Ehrfurcht vor dem Geheimnis der natürlichen Vorgänge.

Wenn wir Bäume beobachten, erkennen wir, wie alles miteinander verbunden ist und zusammenhängt. Die Photosynthese macht es möglich, dass die Energie der Sonne die Blätter des Baumes versorgt, vom Regen wird der Baum genährt, der Boden hält die Wurzeln. Alles ist verbunden.

Wenn wir die Natur erleben, entwickeln wir ein tiefes Gefühl von Empathie und Liebe für die Natur, und wenn wir etwas lieben, pflegen wir es, erhalten es und schützen es.

Ein Großteil der derzeitigen Umweltschutzbewegung wird von der Angst vor dem Untergang und der Katastrophe angetrieben. Das kann nicht die richtige Motivation für eine wirklich nachhaltige Zukunft sein. Vielmehr werden Liebe und Ehrfurcht vor der Erde ganz von selbst zu Nachhaltigkeit, Eingebundensein und Harmonie führen.

Wir müssen erkennen, dass Harmonie ein Grundprinzip der Ökologie ist.