Braut wider Willen? - Melanie Milburne - E-Book

Braut wider Willen? E-Book

Melanie Milburne

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Beschreibung

Kane Kaproulias hat nur einen Gedanken, als er nach Sydney zurückkehrt: Rache! Vor Jahren demütigte Owen Mercer ihn, den armen Jungen, zutiefst - und jetzt ist Kanes Chance gekommen. Der skrupellose Unternehmer steht vor dem finanziellen Ruin, aber Kane, mittlerweile immens reich geworden, wird ihn retten. Allerdings unter einer Bedingung: Bryony, Owens schöne Tochter, wird seine Frau. Alles verläuft perfekt nach Plan: Und doch kann Kane seinen Sieg nicht richtig genießen: Bryony, für die er schon damals schwärmte, hat sein Herz erneut erobert. Niemals kann er ihr wehtun ...

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Melanie Milburne

Braut wider Willen?

Bryony kann es nicht fassen: Sie muss Kane Kaproulias heiraten, damit er die Schulden ihres Vaters begleicht. Trotz ihrer Empörung spürt sie, wie prickelnde Erregung in ihr erwacht, denn schon vor Jahren war sie in Kane verliebt. Aber warum will er sie unbedingt zur Frau? Geht es ihm wirklich nur um Rache an ihrem Vater, der ihn damals aus Sydney vertrieb? Erste Zweifel an dieser Vermutung erwachen in ihren Flitterwochen: Kanes zärtliche Küsse sprechen eine ganz andere Sprache …

IMPRESSUM

JULIA erscheint 14-täglich im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20354 Hamburg, Valentinskamp 24

Redaktion und Verlag:

Postfach 301161, 20304 Hamburg

Tel.: +49 (040) 60 09 09 – 361

Fax: +49 (040) 60 09 09 – 469

E-Mail: [email protected]

Geschäftsführung:

Thomas Beckmann

Redaktionsleitung:

Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)

Cheflektorat:

Ilse Bröhl

Lektorat/Textredaktion:

Sarah Sporer

Produktion:

Christel Borges, Bettina Schult

Grafik:

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Poppe (Foto)

Vertrieb:

asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg Telefon 040/347-27013

Anzeigen:

Kerstin von Appen

Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste.

© 2005 by Melanie Milburne

Originaltitel: „The Greek’s Bridal Bargain“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

in der Reihe: MODERN ROMANCE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA

Band 1751 (5/2) 2007 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Übersetzung: Dorothea Ghasemi

Fotos: RJB Photo Library

Veröffentlicht als eBook in 07/2011 - die elektronische Version stimmt mit der Printversion überein.

ISBN: 978-3-86295-769-9

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

ROMANA, BACCARA, BIANCA, MYSTERY, MYLADY, HISTORICAL

www.cora.de

1. KAPITEL

„Bitte geh da nicht hinein, Bryony“, sagte Glenys Mercer mit bebender Stimme zu ihrer Tochter. „Dein Vater hat wichtigen … Besuch.“

Bryony wandte sich von der Tür zum Arbeitszimmer zu ihrer Mutter um. Diese stand im Schatten der alten Uhr, die bereits seit sechs Generationen auf dem Landgut der Familie die Zeit anzeigte.

„Wer ist es denn?“, fragte Bryony.

Glenys Mercer wirkte plötzlich noch abgespannter als sonst. „Dein Vater hätte bestimmt etwas dagegen, dass ich es dir erzähle.“ Nervös rang sie die Hände. „Du weißt ja, wie er ist.“

Ja, das wusste sie in der Tat. Bryony ging zu ihr. Dabei hallten ihre Schritte auf dem polierten Holzfußboden in der riesigen Eingangshalle und führten ihr einmal mehr die Leere vor Augen, die seit dem Tod ihres Bruders vor fast zehn Jahren in dem alten Haus herrschte. Jeder Winkel in dem Gebäude erinnerte sie an Austin, der so früh aus dem Leben gerissen worden war.

„Was ist los, Mum?“, erkundigte sie sich leise.

Glenys Mercer konnte ihrem Blick nicht standhalten. Sie wandte den Kopf ab und betrachtete angelegentlich die kunstvollen Schnitzereien am Treppengeländer.

„Mum?“

„Mach bitte keinen Wirbel, Bryony. Das halte ich nicht aus.“

Bryony unterdrückte einen Seufzer, denn ihre Mutter hatte ein sehr schwaches Nervenkostüm. Im nächsten Moment nahm sie hinter sich ein Geräusch wahr, und als sie sich umdrehte, sah sie ihren Vater aus dem Arbeitszimmer kommen. Anders als sonst war er ganz blass.

„Bryony … Mir war so, als hätte ich dich hereinkommen hören.“ Mit einem zusammengeknüllten Taschentuch fuhr er sich über die Stirn. Dabei zitterte seine Hand.

„Stimmt etwas nicht?“ Sie ging einen Schritt auf ihn zu, blieb jedoch abrupt stehen, als hinter ihm eine große Gestalt auf der Schwelle erschien und Kane Kaproulias, Austins Todfeind, ihr in die Augen sah. Vor Angst war sie wie betäubt, und das Herz schlug ihr bis zum Hals.

Er war viel größer, als sie ihn in Erinnerung hatte. Allerdings waren inzwischen auch zehn Jahre vergangen. Seine schwarzbraunen Augen wirkten noch dunkler als damals, und die geraden Brauen verliehen seinen faszinierenden Zügen etwas Überhebliches. Unwillkürlich ließ sie den Blick zu seinem Mund schweifen, wie sie es immer tat, seit sie ihm die Narbe an der Lippe beigebracht hatte.

Sie war immer noch da …

„Hallo, Bryony.“

Der Klang seiner samtweichen Stimme schreckte Bryony aus ihren Gedanken und veranlasste sie, ihm erneut in die Augen zu sehen. Sie räusperte sich, was aber nichts nutzte. „Hallo … Kane“, erwiderte sie heiser.

Owen Mercer stopfte sein Tuch in die Tasche und wandte sich an sie. „Kane möchte etwas mit dir besprechen. Deine Mutter und ich sind im grünen Wohnzimmer, falls du uns brauchst.“

Nachdenklich beobachtete sie, wie ihre Eltern sich schnell zurückzogen. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Vater sie hatte warnen wollen, als fürchtete er, Kane Kaproulias könnte ihr Schaden zufügen, sobald er mit ihr allein war.

Erneut drehte sie sich zu ihm um. „Was führt dich nach Mercyfields, Kane?“, fragte sie abweisend.

Er hielt ihr die Tür zum Arbeitszimmer auf und bedeutete ihr mit einem Nicken voranzugehen.

Sein Schweigen beunruhigte sie, doch sie wollte ihm auf keinen Fall zeigen, wie sehr. Also setzte sie eine gleichgültige Miene auf, bevor sie den Raum betrat. Dabei versuchte sie, den würzigen Duft seines Aftershaves und die Tatsache, dass er einen teuren Maßanzug trug, zu ignorieren.

Der uneheliche Sohn der Haushälterin hatte offenbar etwas aus sich gemacht. Sie erkannte den schlaksigen Teenager von damals nicht wieder. Kane wirkte wie ein Mann, der es gewohnt war, seinen Willen durchzusetzen. Er nahm sicher keine Anweisungen von anderen entgegen.

Bryony ging über den großen Perserteppich zu dem Schaukelstuhl in der Nähe des Fensters mit Blick auf den See. Krampfhaft bemüht, die Fassung zu wahren, schlug sie die Beine übereinander und betrachtete angelegentlich ihre Schuhe.

Sie wusste, dass Kane sie beobachtete, und spürte seinen Blick auf sie gerichtet, als würde er sie berühren. Sie war Bewunderung von Männern durchaus gewohnt, doch wenn Kane Kaproulias sie ansah, fühlte sie sich beinah nackt und sehr verletzlich.

Deshalb lehnte sie sich zurück und musterte ihn betont kühl.

Schweigend betrachtete er sie. Ihr war klar, dass es für ihn so etwas wie eine Machtprobe war, und sie hielt seinem Blick stand, so schwer es ihr auch fiel.

Als er den Blick dann zu ihrem Mund schweifen ließ, verspürte sie den übermächtigen Drang, sich die Lippen zu befeuchten, den sie allerdings bekämpfte. Dadurch bekam sie plötzlich Spannungskopfschmerzen, was ihren Zorn auf Kane noch verstärkte. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus.

Aufgebracht sprang sie auf und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Also, ersparen wir uns die Förmlichkeiten und kommen gleich zur Sache. Warum bist du hier?“

Noch einen Moment lang sah Kane sie an. „Ich dachte, es sei an der Zeit, der Familie Mercer einen Besuch abzustatten“, sagte er dann.

„Ich kann mir nicht vorstellen, warum. Schließlich gehörst du nicht mehr zu den Leuten, die Weihnachten eine Karte von uns bekommen.“

Unmerklich presste er die Lippen zusammen. „Stimmt.“

Dass der Anblick seiner Narbe sie nach all den Jahren immer noch so aus der Fassung brachte, überraschte sie, und sie zwang sich, woandershin zu sehen.

Kane wirkte fit und durchtrainiert, als wäre er körperliche Anstrengung gewohnt. Außerdem hatte er eine gesunde Bräune, was wohl daran lag, dass seine Mutter Griechin war. Neben ihm fühlte Bryony sich geradezu unnatürlich blass, obwohl es seit Weihnachten, das vier Wochen zurücklag, unerträglich heiß war.

„Wie geht es deiner Mutter?“, erkundigte sie sich höflich.

„Sie ist tot.“

Die unverblümte Antwort brachte sie aus der Fassung. „Das … tut mir leid. Ich hatte keine Ahnung …“

Seine Augen funkelten zynisch. „Nein. Ich schätze, der Tod einer langjährigen Bediensteten ist bei den Mercers bestimmt kein Thema für den Frühstückstisch, ganz zu schweigen für die Essensrunde am Abend.“

Seine bitteren Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Wahrscheinlich hatte er recht, auch wenn sie es nicht gern zugab. Für ihre Eltern waren Hausangestellte Menschen zweiter Klasse. Mit dieser Anschauung war sie aufgewachsen, doch im Lauf der Jahre hatte sie sich von dieser überholten Einstellung distanziert. Das brauchte er aber nicht zu erfahren. Sollte er sie ruhig weiterhin für die verzogene reiche Erbin halten.

Als Bryony zum Schaukelstuhl zurückkehrte, warf sie Kane einen herrischen Blick über die Schulter zu.

„Also …“ Ausführlich betrachtete sie ihre perfekt manikürten Nägel, bevor sie ihn wieder ansah. „Was machst du jetzt so, Kane? Ich schätze, du bist nicht in die Fußstapfen deiner Mutter getreten und verdienst dir deinen Lebensunterhalt damit, für andere zu putzen?“

Ihr war klar, dass sie damit wie das oberflächliche reiche Mädchen klang, für das er sie immer gehalten hatte. Er verzog sogar die Lippen, als würde er sich darüber freuen, dass sie seine Meinung bestätigte.

„Richtig geraten.“ Mit der für ihn so charakteristischen Gleichgültigkeit lehnte er sich an den Schreibtisch ihres Vaters. „Man könnte sagen, ich habe mit Schiffen zu tun.“

„Typisch griechisch!“, meinte sie sarkastisch.

Herausfordernd sah er sie an. Dabei blitzte Zorn in seinen Augen auf. „Ich bin genauso australischer Staatsbürger wie du, Bryony. Ich war noch nie im Heimatland meiner Mutter und kann auch nur ein paar Brocken Griechisch.“

„Woher bist du dir, was deine Herkunft betrifft, so sicher?“, fragte Bryony. „Ich dachte, du wüsstest nicht, wer dein Vater ist.“

Das war ein boshafter Seitenhieb, auf den sie nicht gerade stolz war, aber Kane provozierte sie aufs Äußerste. Sie sah ihm an, dass er sich nur mühsam beherrschte.

„Offenbar spielst du immer noch gern unfair“, stellte er fest.

Daraufhin blickte sie ihn erneut an. Der Ausdruck in seinen Augen war unergründlich. „Wenn man mich dazu zwingt, ja.“

„Hoffen wir nur, du wirst mit den Konsequenzen fertig, wenn du in Zukunft wieder das Bedürfnis verspürst.“

Bryony krauste die Stirn. Sein Verhalten verstärkte das ungute Gefühl, das sie schon an diesem Morgen beschlichen hatte, als sie von Sydney nach Mercyfields gefahren war.

„Warum bist du hier?“, hakte sie nach. „Was für einen Grund gibt es für dein Kommen?“

„Mehrere.“

„Fangen wir mit dem ersten an.“ Obwohl sie insgeheim vor Angst bebte, hob Bryony energisch das Kinn.

Als Kane nun die Beine kreuzte, wurde ihr Blick von seinen muskulösen Schenkeln angezogen. Sie zwang sich jedoch, ihm wieder in die Augen zu sehen.

„Der erste Grund ist …“ Obwohl er nur den Bruchteil einer Sekunde zögerte, verstärkte sich ihr Unbehagen. „Mercyfields gehört jetzt mir.“

Bryony war alarmiert. „Was?“

Er ignorierte ihren Ausruf aber und fuhr ruhig fort: „Der zweite Grund ist, dass ich jetzt auch der Eigentümer von Mercer Freight Enterprises bin.“

Vergeblich versuchte sie, die aufsteigende Panik zu bekämpfen. „Ich … ich glaube dir nicht.“

Auch diesmal ging er nicht auf ihre Worte ein. „Auch das Apartment am Hafen und die Yacht sind jetzt in meinem Besitz.“ Nachdem er ihr einen undurchdringlichen Blick zugeworfen hatte, fügte er hinzu: „Aber ich habe beschlossen, dass dein Vater den Mercedes und den Jaguar behalten darf, denn ich habe genug Autos.“

„Wie überaus großzügig von dir!“, bemerkte sie scharf. „Gibt es noch mehr in unserem Haushalt, was deiner Meinung nach jetzt dir gehört?“

Sein hasserfülltes Lächeln jagte ihr einen Schauer über den Rücken.

„Ich glaube nicht nur, dass alles mein Eigentum ist, Bryony. Es ist so.“

Dann nahm er einen Stapel Papiere vom Schreibtisch ihres Vaters, den er ihr reichte. Mit zittrigen Fingern nahm sie ihn entgegen und sah ihn durch. Auf allen Dokumenten stand dasselbe.

Der neue Eigentümer des gesamten Besitzes der Familie Mercer war Mr. Kane Leonidas Kaproulias. Alles gehörte ihm: die Häuser, die Firma, die Kapitalanlagen, die Yacht …

Benommen stand Bryony auf, und dabei entglitten die Papiere ihren Händen. „Das verstehe ich nicht … Wie konnte das passieren? Mein Vater hätte so etwas niemals zugelassen! Eher würde er sterben.“

Wieder lächelte Kane boshaft. „Im Gegenteil. Zum Schluss war er sehr entgegenkommend.“

„Das glaube ich nicht. Bestimmt hast du ihn erpresst, denn er würde niemals zulassen, dass du …“ Sie verstummte, als sie daran dachte, wie ihr Vater sich in letzter Zeit verhalten hatte. Er war schon immer ein richtiger Kontrollfreak gewesen und hatte permanent unter Stress gestanden, aber seit Kurzem war es noch schlimmer. Weihnachten hatte eine so angespannte Atmosphäre geherrscht, dass sie unter einem Vorwand früher als geplant abgereist war, obwohl sie ihrer Mutter gegenüber ein schlechtes Gewissen gehabt hatte.

Hatte Kane ihn hereingelegt, um ihn zu vernichten? Ganz sicher hätte er allen Grund dazu gehabt, denn obwohl ihr Vater ihm als Geste des guten Willens die Ausbildung an einer Privatschule bezahlt hatte, hatte er ihn damals, als er auf dem Anwesen lebte, einfach abscheulich behandelt.

Und auch ihr Bruder Austin hatte ihn manchmal schikaniert, ganz zu schweigen von ihr selbst. Noch heute schämte sie sich dafür, wenn sie darüber nachdachte …

„Als Erpressung würde ich es nicht unbedingt bezeichnen“, widersprach Kane nun. „Sagen wir einfach, ich habe ihn vor die Wahl gestellt. Und wie ich nicht anders erwartet hatte, ist er den Weg des geringsten Widerstands gegangen.“

Ungläubig sah sie ihn an. „Jemandem Vermögenswerte in Höhe von mehreren Millionen Dollar zu übertragen nennst du den Weg des geringsten Widerstands gehen?“

„Das ist es, wenn man sonst mit einer längeren Haftstrafe rechnen muss.“

Nun war Bryony sprachlos. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. „Haftstrafe?“, brachte sie schließlich hervor.

„Allerdings.“

„Ich verstehe nur nicht, was mein Vater verbrochen haben soll. Hat er deinen Geburtstag vergessen?“

„Ja, das wäre tatsächlich ein Vergehen, wenn man den fünften Grund für mein Kommen bedenkt.“

Im Geiste zählte sie die anderen Gründe auf, die Kane genannt hatte. Der erste war das Anwesen, der zweite die Firma, der dritte die Yacht, der vierte das Apartment in der Stadt …“

„Wovon redest du? Du hast doch schon alles. Was gibt es sonst noch?“

„Es überrascht mich, dass du es noch nicht erraten hast. Schließlich ist es das Einzige, was ich je gewollt habe seit dem Tag, an dem meine Mutter und ich durch das Tor von Mercyfields gegangen sind.“

„Rache …“, flüsterte Bryony von Panik ergriffen. „Du willst es uns heimzahlen …“

Unverwandt betrachtete Kane sie aus seinen dunklen Augen. „Und, was glaubst du, wie ich es tun könnte, meine süße Bryony?“

So hasserfüllt sie konnte, funkelte sie ihn an. „Ich habe keine Ahnung, was in einem nicht gesellschaftsfähigen Menschen wie dir vorgeht. Du wirst es mir wohl sagen müssen.“

Sein Lachen ließ sie erschaudern. „Wie merkwürdig, dass du mich so siehst!“

„Wundert dich das etwa? Schließlich wurdest du hier weggeschickt, weil du wegen Sachbeschädigung und Tierquälerei vorbestraft warst. Oder hast du Mrs. Bromleys Cockerspaniel schon vergessen?“

Ein harter Ausdruck trat in seine Augen. „Damit habe ich nichts zu tun. Die Sachbeschädigung hingegen war das Ergebnis eines Wutausbruchs, und ich habe die volle Verantwortung dafür übernommen.“

Bryony schnaufte verächtlich. „In den letzten zehn Jahren ist dir also ein Heiligenschein gewachsen. Schade nur, dass ich ihn nicht sehen kann!“

„Du siehst ja auch nur, was du sehen willst“, erwiderte Kane bitter. „Aber irgendwann wirst du dich der Wahrheit stellen müssen.“

„Dass ausgerechnet du dieses Wort in den Mund nimmst!“, konterte sie. „Also, was hast du vor, Kane? Ich schätze, ich bin diejenige, die den Preis zahlen muss, sonst hätte man mich wohl nicht herzitiert.“

„Ich dachte, es wäre in deinem Interesse, wenn du heute Nachmittag auch dabei bist. Aber ich habe deinen Vater nicht gebeten, dich herzubestellen.“

„Lassen wir diese Wortspielchen, und kommen wir endlich zur Sache.“

Kane atmete tief durch, während er Bryony betrachtete. Sie dachte das Schlimmste von ihm, und das war ihm momentan nur recht. Er hatte lange auf die Gelegenheit gewartet, Owen Mercer entgegenzutreten. Hinter ihm lagen zehn harte Jahre, in denen er sich ganz nach oben gekämpft hatte. Dabei hatten ihn seine Wut und seine Rachegelüste angetrieben.

Austin Mercer hatte seine Strafe bekommen, und er weinte ihm keine Träne nach. Seine Mutter Sophia hingegen war gestorben, bevor er sich für alles revanchieren konnte, was sie für ihn getan hatte.

Kane beobachtete, wie Bryony die Fassung zu wahren versuchte, und bewunderte sie dafür. Ihr Vater hatte sofort kapituliert, doch sie war eine Kämpferin. Seine Narbe war ein Beweis dafür.

Und sie war noch schöner als damals, schlank und anmutig wie eine Balletttänzerin. Ihr seidiges blondes Haar war lang und zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, ihre Augen hatten ein faszinierendes Blau. Die vollen Lippen vermittelten den Eindruck, als würde sie schmollen, was vermutlich daran lag, dass sie ihn als minderwertig betrachtete.

Aber er war geduldig. Er hatte so lange gewartet. Deshalb konnte er sich Zeit lassen.

Obwohl es sie zunehmend nervöser machte, dass Kane sie so musterte, schwieg Bryony weiter. Schlimmer konnte es schließlich nicht mehr kommen. Falls ihm jetzt tatsächlich alles gehörte, würde sie aus der Wohnung in Sydney ausziehen und sich eine neue suchen müssen.

Als Ballettlehrerin verdiente sie nicht schlecht. Trotzdem musste sie mit ihrem Geld haushalten, weil sie die weniger gut gestellten Eltern normalerweise nicht anmahnte, wenn sie mit den Zahlungen im Rückstand waren. Allerdings konnte sie eine Nebentätigkeit ausüben. Ihren Vater wollte sie jedenfalls nicht um Hilfe bitten.

„Ich habe mit deinem Vater eine Abmachung getroffen“, informierte Kane sie jetzt.

„Ach ja?“, meinte Bryony betont desinteressiert.

„Ich gebe ihm die Chance, einer Haftstrafe zu entgehen.“

„Warum solltest du das tun? Schließlich …“ Sie verstummte. Nur zu gut erinnerte sie sich daran, was Sophia Kaproulias hatte durchmachen müssen, als man ihren Sohn der Sachbeschädigung beschuldigt hatte. In der Lokalzeitung hatte man ihn als undankbaren Rebellen bezeichnet, der seinem Wohltäter in den Rücken gefallen wäre. Man hatte ihn hart bestraft –zu Recht, wie sie fand –, aber vorzeitig wegen guter Führung entlassen.

„Dein Vater würde im Gefängnis nicht einen Monat überleben“, erklärte Kane. „Und deine Mutter würde nicht einmal den ersten Tag überstehen.“

„Meine Mutter?“ Bestürzt blickte Bryony ihn an. „Was hat sie denn damit zu tun?“

„Man würde sie wegen Beihilfe belangen“, informierte er sie kühl. „Und da das Familienvermögen jetzt mir gehört, würde kein Anwalt den Fall übernehmen.“

„Du hast dir das alles ausgedacht …“

„Leider nein, Bryony. Dein Vater hat in den letzten Jahren einige dubiose Geschäfte getätigt. Ich habe davon gehört und beschlossen, ihn zur Rechenschaft zu ziehen.“

Unsicher atmete sie ein. „Und welche Rolle spiele ich dabei? Ich habe mit dem Unternehmen nie etwas zu tun gehabt.“

„Das stimmt. Jetzt spielst du allerdings eine wichtige Rolle. Ansonsten musst du leider zusehen, wie deine Eltern beide von der Polizei abgeführt werden, genau wie ich vor zehn Jahren.“

Diese Vorstellung war unerträglich. Panik überkam sie, als Bryony sich ausmalte, welche Rachepläne Kane verfolgen mochte.

Es gab nur eins, womit er sie richtig treffen konnte, doch das konnte er unmöglich vorhaben …

Nun stieß er sich vom Schreibtisch ab und kam lässig auf sie zu, woraufhin sie prompt zu zittern begann. Als sie zu ihm aufblickte, wurde ihr zum ersten Mal klar, dass sie ihn unterschätzt hatte. Der Ausdruck in seinen Augen bewies, dass Kane sie bewusst auf die Folter spannte, um ihre Qualen auszukosten.

Sie war im Begriff, den Kopf zu verlieren, und spürte, dass er es wusste. Ihr Mund war plötzlich ganz trocken, und die pochenden Schmerzen in den Schläfen wurden immer unerträglicher.

Schließlich stand sie auf, bereute es allerdings sofort, weil sie viel zu dicht vor Kane stand und ihre Schenkel fast seine berührten. Als sie einen Schritt zurückweichen wollte, hielt er sie zurück, indem er ihren Ellbogen umfasste.

„Nimm deine dreckigen Hände weg!“, forderte sie ihn eisig auf.

Seine Mundwinkel zuckten unmerklich. Nach einer Weile ließ er sie los. Verzweifelt versuchte sie, regelmäßig zu atmen, aber seine Berührung hatte seltsame Gefühle in ihr geweckt. Sie hatte Angst vor ihm und fühlte sich gleichzeitig zu ihm hingezogen, was sie zutiefst verwirrte.

„Du wirst dich daran gewöhnen, von mir angefasst zu werden“, erklärte er. „Vielleicht sehnst du dich irgendwann sogar danach.“

„Für kein Geld der Welt!“, entgegnete sie steif.

„Und was ist mit dem der Mercers?“

„Wovon redest du?“

Erneut betrachtete Kane sie mit einem unergründlichen Ausdruck in den Augen. „Genau das ist mein Plan, Bryony. Deine Eltern werden in Freiheit bleiben, und ich zeige mich großzügig und unterstütze sie finanziell, aber nur unter einer Bedingung.“

Bryony schluckte nervös. „Und die wäre?“, erkundigte sie sich, obwohl sie die Antwort eigentlich gar nicht hören wollte.

„Ich möchte, dass du meine Frau wirst.“

2. KAPITEL

Bryony war so schockiert, dass es ihr für einen Moment die Sprache verschlug. „Für einen Aprilscherz ist es noch zwei Monate zu früh“, brachte sie schließlich hervor.

„Das ist kein Witz, Bryony.“

„Du erwartest doch nicht etwa, dass ich das ernst nehme, oder?“

„Wenn du deinen Eltern einen Gefängnisaufenthalt ersparen willst, schon.“

„Das ist wirklich ein ganz schlechter Scherz!“, beharrte sie.

„Nein.“

Dieses eine Wort brachte sie mehr aus der Fassung, als eine umfassende Antwort es getan hätte.

Ruhig fuhr Kane dann fort: „Entweder heiratest du mich in vierzehn Tagen, oder deine Eltern werden die nackten Wände einer Zelle anstarren.“

„Ich glaube, du musst noch ein bisschen üben, Kane“, erklärte Bryony betont trocken, um zu verbergen, wie bestürzt sie war. „Man fragt sich wirklich, wie du sonst mit Frauen umgehst. Schleifst du sie an den Haaren hinter dir her, wenn dir eine gefällt?“

„Nein. Zu solchen Methoden musste ich bisher noch nicht greifen.“

„Bezahlst du sie vielleicht?“

„Sieh dich vor, Bryony“, warnte Kane sie trügerisch sanft. „Es wäre nicht besonders klug, mich auf die Probe zu stellen. Sonst wäre ich vielleicht versucht, deine Eltern doch ihrem Schicksal zu überlassen.“

Sie wünschte, sie hätte den Mut, es zu tun. Da sie allerdings überhaupt keinen Einblick in die Geschäfte ihres Vaters hatte, war ihr klar, dass sie Kane gegenüber im Nachteil war.

„Warum solltest du mich zur Frau haben wollen?“, erkundigte Bryony sich verächtlich. „Wir haben überhaupt nichts gemeinsam.“

„Du sprichst sicher davon, dass deine Familie sich für blaublütig hält, während ich in euren Augen nur ein Bastard bin, stimmt’s?“

„Du musst verrückt sein, wenn du glaubst, ich würde dich je heiraten.“

„Ich verstehe, dass dich die Vorstellung abschreckt, aber irgendwann betrachtest du es vielleicht als ausgleichende Gerechtigkeit.“

„Meine Eltern würden so eine Eheschließung niemals zulassen“, erklärte sie, war allerdings selbst nicht ganz überzeugt davon. „Es würde ihnen das Herz brechen, ihre Tochter an den unehelichen Sohn ihrer ehemaligen Haushälterin wegzugeben.“

„Deine Eltern haben keinen Hehl aus ihrer Bestürzung gemacht, aber ihnen ist durchaus bewusst, was auf dem Spiel steht. Sie haben mir ihre Erlaubnis bereits gegeben – nicht, dass ich sie gebraucht hätte.“

„Hast du nicht eine Kleinigkeit vergessen?“ Spöttisch funkelte sie ihn an. „Muss die Braut den Antrag nicht annehmen?“

„Du hast gar keine andere Wahl.“

„Dann lass dir etwas gesagt sein, Kane Kaproulias. Ich nehme deinen unverschämten Antrag nicht an. Du müsstest mich schon unter Drogen setzen und fesseln, um mich überhaupt in die Nähe eines Altars zu bringen.“

„Eine kirchliche Trauung schwebte mir eigentlich nicht vor.“

Wütend stampfte Bryony mit dem Fuß auf. „Es wird überhaupt keine Hochzeit geben.“

Ruhig erklärte er: „Es wird eine schlichte Zeremonie im kleinen Kreis.“

„Für wen hältst du dich eigentlich?“, rief sie empört aus. „Nach all den Jahren tauchst du hier plötzlich auf, hältst mir irgendwelche Besitzurkunden unter die Nase und willst dich unbedingt an uns rächen, obwohl du zuerst Unrecht begangen hast? Du bist völlig verrückt, wenn du auch nur einen Augenblick glaubst, ich würde einen Mann heiraten, den ich aus tiefstem Herzen verabscheue!“

„Ich werde dich schon lehren, mich zu respektieren. Darauf habe ich lange gewartet.“

„Wie könnte ich das jemals?“, konterte sie eisig. „Du bist gar nichts, nur ein Stück …“

Weiter kam sie jedoch nicht, denn Kane umfasste ihre Arme und zog sie so brutal an sich, dass ihr sprichwörtlich die Luft wegblieb. Im nächsten Moment neigte er den Kopf, um die Lippen auf ihre zu pressen.

Zuerst wollte sie sich wehren, doch sobald er ein erotisches Spiel mit der Zunge begann, schmolz sie förmlich dahin, und heiße Begierde flammte in ihr auf. Schließlich war er es gewesen, der sie damals gelehrt hatte, wie verführerisch ein Kuss sein konnte.

Bryony konnte ihre Reaktion nicht verstehen, geschweige denn etwas dagegen tun. Leidenschaftlich erwiderte sie seine Zärtlichkeiten. Sie spürte seine Narbe und seine Bartstoppeln, als er den Kopf ein wenig bewegte, und sehnte sich noch mehr danach, mit ihm eins zu werden.

Nach einer Weile ließ er die Hände sinken und wich einen Schritt zurück. Es kam so unerwartet, dass sie leicht schwankte. Sobald sie sich gefasst hatte, funkelte sie ihn aufgebracht an und fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund.

„Versuch das nie wieder“, stieß sie hervor, allerdings mehr aus Wut auf sich selbst. „Für wen hältst du dich eigentlich?“

„Bis zur übernächsten Woche bin ich dein Verlobter“, erwiderte Kane gewandt. „Danach wirst du meinen Ring tragen und dich nicht mehr beschweren, wenn ich dich anfasse.“

„Dann hoffe ich nur, dass du Zugang zu starken Betäubungsmitteln hast“, sagte sie scharf. „Ansonsten wirst du mich kaum dazu bekommen, mit dir zu schlafen.“

Daraufhin lächelte er schief. „So ein theatralisches Verhalten ist wohl typisch für jemanden, der immer seinen Willen durchgesetzt hat. Die Ehe mit mir wird dich zur Frau machen, Bryony. Das garantiere ich dir.“

„Du nimmst offenbar an, dass ich in deinen absurden Plan einwillige.“