Brenda Jackson Edition Band 7 - Brenda Jackson - E-Book

Brenda Jackson Edition Band 7 E-Book

BRENDA JACKSON

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Beschreibung

MAGIE EINER GEWITTERNACHT von Brenda Jackson

Eine magische Gewitternacht verbringt Derringer Westmoreland mit einer sexy Fremden. So sinnlich sind ihre Küsse … und am nächsten Morgen ist sie verschwunden! Nur ihren Spitzenslip hat sie zurückgelassen. Doch Derringer ist fest entschlossen, seine Traumfrau wiederzufinden!

AUF MEINEN LIPPEN BRENNT NOCH DEIN KUSS von Brenda Jackson

Bella ist sprachlos: Jason Westmoreland will sie tatsächlich heiraten! Durch eine Hochzeit käme sie an Geld für ihre geerbte Ranch – und er an neues Land. Eine Vernunftehe also. Nur wie kann Bella vernünftig sein, wenn Jason sie um den Verstand küsst?

HEIßE SEHNSUCHT KALTE LÜGEN von Brenda Jackson

Als Kalina den festlichen Ballsaal betritt, stockt Micah für einen Moment der Atem: Diese erotische Frau war seine Geliebte – bis sie ihn verließ, weil sie die Lügen ihres Vaters über Micah glaubte. Jetzt ist es an der Zeit, sie zurückzuerobern …

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Seitenzahl: 608

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BRENDA JACKSON

BRENDA JACKSON EDITION BAND 7

IMPRESSUM

BRENDA JACKSON EDITION erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

Neuauflage 2023 in der Reihe BRENDA JACKSON EDITION, Band 7

© 2011 by Brenda Streater Jackson Originaltitel: „A Wife for a Westmoreland“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Heike Warth Deutsche Erstausgabe 2012 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1705

© 2011 by Brenda Streater Jackson Originaltitel: „The Proposal“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Brigitte Bumke Deutsche Erstausgabe 2014 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1819

© 2012 by Brenda Streater Jackson Originaltitel: „Feeling the Heat“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Roswitha Enright Deutsche Erstausgabe 2014 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1823

Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 12/2023 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751517065

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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Magie einer Gewitternacht

1. KAPITEL

Lucia Conyers klopfte das Herz bis zum Hals, während sie viel zu schnell in die Kurve fuhr. Als sie gehört hatte, dass Derringer Westmoreland von seinem Pferd abgeworfen worden war und sich dabei verletzt hatte, war sie vor Sorge außer sich geraten.

Zwar nahm Derringer sie meistens gar nicht wahr und ignorierte sie, wo er nur konnte, aber das war im Moment zweitrangig. In Denver genoss er den Ruf eines Frauenhelden, wobei die Frauen, mit denen er normalerweise zusammen war, in Lucias Augen nur schwerlich als Damen bezeichnet werden konnten. Derringer war jedenfalls als Herzensbrecher berüchtigt, und wenn man irgendeinen Mann als sexy bezeichnen konnte, dann ihn.

Aber Lucia liebte ihn, auch wenn sie darüber nicht sonderlich glücklich war. In schöner Regelmäßigkeit versuchte sie, sich ihn aus dem Kopf zu schlagen, jedoch ohne Erfolg.

Nicht einmal die vier Jahre auf dem College in Florida hatten an ihren Gefühlen für ihn etwas ändern können. Kaum war sie wieder in Denver gewesen und ihm im Farbengeschäft ihres Vaters begegnet, wäre sie, überwältigt von ihren Gefühlen, beinah ohnmächtig geworden.

Zu ihrer Überraschung hatte Derringer sich noch an sie erinnert und sich erkundigt, wie es ihr auf dem College ergangen sei. Allerdings hatte er sich weder mit ihr verabredet, noch hatte er sie um der alten Zeiten willen zu einem Drink eingeladen. Stattdessen hatte er ohne ein weiteres Wort seine Einkaufstüte genommen und war gegangen.

Ihre Gefühle für ihn reichten bis in die Schulzeit zurück, als sie zusammen mit seiner Schwester Megan an einem Projekt gearbeitet hatte. Nie würde sie vergessen, wie er Megan aus der Schule abgeholt und sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Er war ihr als so attraktiv erschienen, dass sie beinahe in Ohnmacht gefallen wäre. Sie hatte das Gefühl gehabt, sterben zu müssen, und zugleich hatte sie sich im siebten Himmel geglaubt, als er sie angelächelt hatte. Grübchen, wie er sie hatte, gehörten verboten, fand sie, vor allem bei einem Mann. Sie hatte sich vom ersten Augenblick an unsterblich in ihn verliebt, und daran hatte sich nie etwas geändert. Das war ein paar Monate nach ihrem sechzehnten Geburtstag gewesen. Jetzt war sie neunundzwanzig und bekam immer noch eine Gänsehaut, wenn sie an die erste Begegnung mit ihm dachte.

In der Zwischenzeit hatte ihre beste Freundin Chloe Derringers Bruder Ramsey geheiratet, und sie sah Derringer öfter, aber an ihrem Verhältnis hatte das nichts geändert. Er war immer nett zu ihr, war aber an ihr als Frau nicht interessiert, das wusste sie.

Warum vergaß sie ihn nicht endlich und konzentrierte sich auf andere Dinge? Und vor allem: Warum setzte sie ihr Leben aufs Spiel, während sie wie eine Verrückte über die Straßen jagte, um sich davon zu überzeugen, dass es ihm gut ging? Zuerst war sie ins Krankenhaus gerast, nur um dort zu erfahren, dass er bereits entlassen worden war.

Wahrscheinlich würde er sich wundern, dass ausgerechnet sie ihm einen Krankenbesuch zu Hause abstattete. Und es würde sie auch nicht überraschen, wenn sie bei ihm eine Frau vorfand, die ihr zuvorgekommen war und ihn bereits hingebungsvoll pflegte. Aber das alles war im Moment zweitrangig. Wichtig war nur, sich zu vergewissern, dass es ihm gut ging. Nicht einmal das heraufziehende Gewitter konnte Lucia von diesem Besuch abhalten, obwohl sie Gewitter hasste.

Ihr war klar, dass sie sich dumm und unreif verhielt, aber darüber konnte sie später noch nachdenken.

Derringer wachte von einem gewaltigen Donnerschlag auf. Im selben Augenblick fuhr ein scharfer Schmerz durch seinen Körper und erinnerte ihn daran, dass er seine Medikamente nehmen musste.

Mühsam rappelte er sich auf und griff nach den Tabletten, die seine Schwester Megan fürsorglich auf dem Nachttischchen bereitgelegt hatte. Zwar hatte sie gesagt, er solle die nächste Dosis erst um sechs Uhr einnehmen – und bis dahin waren es noch zwei Stunden –, aber er brauchte jetzt etwas gegen die Schmerzen. Der ganze Körper tat ihm weh, und sein Kopf fühlte sich an, als wäre er gespalten.

Nicht einmal drei Minuten hatte er im Sattel gesessen, als der übellaunige Gaul ihn abgeworfen hatte. Der Sturz hatte ihm nicht nur mehrere gebrochene Rippen eingebracht, die bei jedem Atemzug wehtaten, sondern ihn auch tief in seinem Stolz verletzt.

Vorsichtig legte er sich wieder hin und wartete darauf, dass die Schmerzen nachließen.

Derringer’s Dungeon.

Lucia nahm den Fuß vom Gas, als sie das riesige Holzschild erreichte. Normalerweise hätten die fantasiereichen Namen, mit denen die Westmorelands ihre Ländereien bedachten, sie amüsiert. Sie war bereits an Jason’s Place, Zane’s Hideout, Canyon’s Bluff, Stern’s Stronghold, Riley’s Station und Ramsey’s Web vorbeigekommen. Wenn ein Mitglied der Familie fünfundzwanzig Jahre alt wurde, erbte es ein einhundert Morgen großes Stück Land. Das war auch der Grund, warum die Westmorelands so nahe beieinanderlebten.

Nervös biss sie sich auf die Unterlippe. Vielleicht ist es doch ein Fehler gewesen hierherzukommen, dachte sie, als sie vor dem einstöckigen Gebäude anhielt. Es war ihr erster Besuch auf Derringers Farm. Und nach allem, was Lucia gehört hatte, kamen die meisten Frauen nur her, wenn sie eingeladen worden waren.

Was wollte sie also hier?

Nachdem sie den Motor abgestellt hatte, blieb Lucia einfach sitzen. Aus einem Impuls heraus war sie losgefahren, weil sie Derringer liebte. Aber gleichzeitig war ihr klar, dass sie hier nichts zu suchen hatte. Derringer lag vermutlich im Bett und brauchte seine Ruhe, wahrscheinlich stand er auch unter dem Einfluss von starken Medikamenten. Wenn er überhaupt in der Lage war, ihr zu öffnen, dann sah er sie vermutlich an, als käme sie von einem anderen Stern. Für ihn war sie bestenfalls eine Bekannte, nicht einmal eine Freundin.

Lucia wollte gerade wieder kehrtmachen, als der Regen stärker wurde. Auf den Stufen zur Veranda stand ein großer Karton. Und das Mindeste, was sie tun konnte, war, dafür zu sorgen, dass er nicht nass wurde.

Entschlossen nahm sie ihren Schirm vom Rücksitz, stieg aus und rannte zur Veranda. Im selben Moment zuckte ganz in der Nähe ein Blitz vom Himmel, kurz gefolgt von einem krachenden Donner.

Chloe hatte ihr einmal erzählt, dass die Westmoreland-Männer nie abschlossen, und so steuerte sie auf die Tür zu und probierte es einfach aus. Ihre Freundin hatte recht gehabt: Die Tür war offen.

Lucia steckte den Kopf ins Haus. „Derringer?“, flüsterte sie, für den Fall, dass er unten auf dem Sofa statt in seinem Zimmer schlief.

Als sie keine Antwort bekam, beschloss sie, den Karton gleich ins Haus zu bringen. Innen sah sie sich um. Derringers Schwester Gemma hatte das Haus eingerichtet. Und sie hat wirklich ein Händchen dafür, stellte Lucia fest. Das Haus war wunderschön. Die hohen Fenster, die vom Boden bis zur Decke reichten, boten einen atemberaubenden Ausblick auf die Berge.

Gerade wollte sie sich wieder unauffällig entfernen, da hörte sie im ersten Stock ein lautes Poltern, dem ein kräftiger Fluch folgte.

Ohne nachzudenken, stürmte Lucia die Treppe hinauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, und stieß die Tür zu mehreren leeren Zimmern auf, bevor sie endlich die richtige gefunden hatte. Derringer lag auf dem Boden, als wäre er gerade aus dem Bett gefallen.

„Derringer!“

Sie rannte zu ihm und kniete sich auf den Boden. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie, einer Panik nahe. Trotzdem registrierte sie, dass er abgesehen von einem eng anliegenden schwarzen Slip nackt war. „Derringer?“

Langsam öffnete er die Augen, und ihr Herz schlug schneller. Sein Blick war glasig, als hätte er zu viel getrunken – oder eine Tablette zu viel genommen, was die wahrscheinlichere Variante war. Jetzt spielte ein kleines Lächeln um seine Mundwinkel, und sofort erschienen diese unwiderstehlichen Wangengrübchen. Lucia holte tief Luft.

„Was bist du denn für ein hübsches Ding?“, wollte er wissen. Seine Stimme klang belegt. „Wie heißt du?“

„Puddin’ Tame“, entgegnete Lucia spontan, als ihr ein Lied aus ihrer Kindheit einfiel. Ach wie gut, dass niemand weiß …

Ganz offensichtlich hatte er zu viele Tabletten genommen, denn er tat, als hätte er sie noch im Leben gesehen.

„Das ist ja ein ganz reizender Name, Sweetheart.“

Lucia verdrehte die Augen. „Wenn du meinst, Cowboy. Vielleicht kannst du mich darüber aufklären, was du hier unten auf dem Boden treibst und warum du nicht im Bett liegst.“

„Ich war im Bad. Und als ich wieder ins Bett wollte, stand es plötzlich woanders, und ich habe es nicht mehr gefunden.“

Sie unterdrückte ein Lächeln. „Sieht so aus. Komm, halt dich fest, ich helfe dir zurück.“

„Und wenn wieder jemand das Bett verschiebt?“

„Das glaube ich nicht“, erwiderte Lucia. Selbst unter dem Einfluss von Medikamenten klang Derringers Stimme so tief und sexy, dass sie Lust auf ihn bekam und ihre Brustspitzen unter dem feuchten T-Shirt hart wurden. „Komm schon. Du musst doch schreckliche Schmerzen haben.“

Jetzt lachte er. „Nein, mir geht es großartig. Ich hätte richtig Lust, Sugar Foot zu reiten.“

„Heute Nacht nicht mehr.“ Lucia schüttelte den Kopf. „Los, Derringer. Lass uns versuchen, dich wieder ins Bett zu kriegen.“

„Es gefällt mir aber hier unten.“

„Tut mir leid, du Held, aber da kannst du nicht bleiben. Entweder lässt du dir jetzt von mir helfen, oder ich rufe einen deiner Brüder an.“

„Auf die habe ich aber keine Lust. Da bekäme ich doch nur zu hören: ‚Das habe ich dir ja gleich gesagt.‘“

„Vielleicht solltest du beim nächsten Mal auf sie hören. Nun komm endlich.“

Es bedurfte mehrerer Anläufe, bis sie Derringer in der Senkrechten hatte und in Richtung Bett dirigieren konnte. Dort verlor er plötzlich das Gleichgewicht und fiel rückwärts auf sie.

„Rutsch auf die Seite“, befahl sie ihm, als sie wieder zu Atem gekommen war.

Wieder erschienen diese aufregenden Wangengrübchen. „Warum?“, wollte er wissen, und seine Stimme klang heiser vor Erregung. „Mir gefällt es auf dir, Süße. Du fühlst dich gut an.“

Mit einem Mal wurde ihr bewusst, in welcher Situation sie sich befand. Sie lag in Derringers Bett – und er auf ihr. Seine Erregung war deutlich zu spüren, genau zwischen ihren Beinen. Langsam breitete sich eine Hitzewelle in ihrem ganzen Körper aus und brachte ihr Blut in Wallung. Ihre Haut schien zu brennen. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, wurden ihre Brustwarzen hart gegen seinen bandagierten Oberkörper gepresst.

Verwirrt hob Derringer den Kopf und sah ihr in die Augen. Sein Blick war so begehrlich, dass Lucia unwillkürlich den Atem anhielt. Gleichzeitig wurde sie von einem Gefühl überwältigt, das sie noch nie erlebt hatte.

Mit jedem Herzschlag hob und senkte sich Derringers Brust, er schien wie elektrisiert.

Aus Angst vor ihrer eigenen Reaktion versuchte Lucia, ihn von sich zu schieben, aber er war zu schwer für sie.

„Derringer …“

Statt zu antworten, umfasste er ihr Gesicht. Und bevor sie noch den Kopf wegdrehen konnte, begann er, sie mit verzehrender Leidenschaft zu küssen.

Derringer kam zu dem Schluss, dass er offenbar träumte. Es war eine Fantasie, die nie mehr enden sollte. Diese Frau hatte so sinnliche Lippen, wie er sie nie zuvor gekostet hatte – heiß, feucht und einfach vollkommen. Wie ein Verdurstender, der endlich Rettung fand, war er mit der Zunge in ihren Mund eingedrungen und stillte seine Lust.

Irgendwo geisterte die Erinnerung an seinen Unfall durch seine lusterfüllten Gedanken. Eigentlich müsste er doch Schmerzen haben. Aber er spürte nur eine einzige Qual: diese unerfüllte Lust, die seinen ganzen Körper erfasst hatte.

Wer war diese Frau, und wo kam sie her? Müsste er sie kennen? Und warum brachte sie ihn dazu, etwas Verbotenes zu tun? Irgendwie hatte er das Gefühl, das er nicht ganz bei sich war, aber dann wieder konnte ihm nichts gleichgültiger sein. Sicher war nur eines: Er wollte sie. Am liebsten hätte er sie mit Haut und Haaren verschlungen.

Er bewegte sich ein wenig, um sie in die Mitte des Bettes zu rücken. Dabei löste er den Mund nur ganz leicht von ihrem. „Süße, du fühlst dich verdammt gut an“, flüsterte er heiser an ihren feuchten Lippen.

Und dann war sein Mund wieder auf ihrem, und er saugte an ihrer Zunge, als brauchte er sie wie die Luft zum Atmen. Und in diesem Augenblick war er davon überzeugt, dass es auch so war.

Lucia wusste, dass sie diesem Treiben ein Ende setzen musste. Derringer stand völlig neben sich und wusste nicht, was er tat – er erkannte sie nicht einmal. Aber wie sollte sie ihn aufhalten, wenn doch ihr Körper so heftig und leidenschaftlich auf ihn reagierte? Nie hatte ein Mann sie so geküsst, ihr solche Lust bereitet, dass sie unfähig war, einen klaren Gedanken zu fassen. Und noch nie hatte sie gespürt, dass man als Frau einen Mann derart begehren konnte. Sie liebte ihn und hatte ihn immer geliebt, aber jetzt verzehrte sie sich mit einer Begierde nach ihm, die ihr fremd gewesen war.

Bis jetzt.

„Ich will dich, Süße …“

Sie blinzelte, als er sich ein Stück zurückzog und sie für einen Moment in die Wirklichkeit zurückkehrte. Derringer mochte nicht wissen, was er tat, aber ihr war klar, dass er sie trotzdem zu nichts zwingen würde. Sie hatte die Freiheit, aufzustehen und zu gehen. Die Entscheidung lag bei ihr. Vermutlich würde Derringer sich später ohnehin nicht an diese Nacht erinnern.

Dennoch machte Lucia keine Anstalten, ihn zu verlassen. Da war etwas, das sie gefangen nahm, das sie unfähig machte, den Mann ihrer Träume zurückzulassen. Ihr war klar, dass Derringer sie nie wieder so wahrnehmen würde wie in dieser Nacht. Nie wieder würde er sie auf diese Weise begehren. Dass es jetzt offensichtlich nur die Medikamente waren, die dieses Begehren in ihm auslösten, verdrängte sie.

Hätte sie ihn nicht so geliebt, wäre sie immun gegen diese sexuelle Lust und Anziehung gewesen. Aber Liebe und Lust waren eine explosive Mischung, der sie hilflos ausgeliefert war. Dagegen kam sie nicht an, und eigentlich wollte sie es auch nicht. In zehn Monaten würde sie dreißig werden und hatte noch nie mit einem Mann geschlafen. Es war an der Zeit, dass sich das änderte. Und warum sollte es dann nicht mit dem einzigen Mann geschehen, den sie je lieben würde?

Die heutige Nacht gehörte ihr, und sie würde die Erinnerung daran wie einen kostbaren Schatz in ihrem Herzen verschließen. Und wenn sie Derringer danach wiedersah, würde sie das Geheimnis, von dem er nicht einmal etwas ahnte, für sich behalten.

Lucia wusste, dass es nur noch eine Sache von wenigen Augenblicken war, dann würde er ihr Schweigen als Zustimmung nehmen. Aber sie hatte ihre Entscheidung gefällt. Die unbändige Begierde, die sie erneut erfasste, schrie förmlich nach Befriedigung. Und so schlang Lucia ihm die Arme um den Nacken und begann, ihn zu küssen. Im selben Moment schien etwas in ihr zu explodieren und sie in einen Strudel voll wunderbarer Empfindungen zu reißen, von deren Existenz sie bisher nicht einmal etwas geahnt hatte.

Derringer küsste sie, bis ihr die Sinne zu schwinden drohten und sie kaum mitbekam, dass er ihr das Hemd über den Kopf streifte und ihr den BH auszog. Als er dann die Lippen auf ihre Brustspitze senkte und daran zu saugen begann, schwappten Wellen der Lust und des schieren Glücks über Lucia hinweg. Sie nahm seinen Kopf mit beiden Händen und presste ihn an sich, voller Angst, Derringer könnte sich wieder von ihr lösen. Laut stöhnte sie auf und drängte sich ihm entgegen.

Und dann schob er ihr den Rock hoch und begann sie an der Stelle zu liebkosen, die sich so sehr nach Erlösung sehnte.

„Derringer!“

Lucia zitterte am ganzen Körper, während er begann, sie auf eine Art und Weise zu streicheln, gegen die sie so machtlos war wie gegen seine verführerischen Grübchen. Nie zuvor hatte sie so viel lustvolle Zuwendung erfahren.

„Ich will dich“, stieß er hervor. Dann küsste er sie erneut, ließ die Zunge um ihre tanzen.

Lucia war wehrlos und ließ sich nur allzu willig von ihm verführen. Sein Kuss war so verzehrend, dass sie erst merkte, dass er seinen Slip nach unten geschoben und sie ganz ausgezogen hatte, als sie seine warme Haut auf ihrer spürte. Und als er sich dann von ihr löste, um sich auf sie zu legen, war sie ihrer Leidenschaft und Begierde derart ausgeliefert, dass sie ihn nicht mehr hätte aufhalten können, selbst wenn sie es gewollt hätte.

Begehrlich ließ er den Blick über ihre vollen Brüste schweifen, bevor er ihr in die Augen sah. In seinem Blick stand so viel sexuelles Verlangen, dass sie sich nur zu gern davon überzeugen ließ, dass er außer ihr noch nie eine Frau auf diese Weise angeschaut hatte.

Erneut küsste er sie und drang gleichzeitig in sie ein. Der plötzliche Schmerz ließ Lucia aufschreien.

Als hätte Derringer gespürt, was das bedeutete, hielt er mitten in der Bewegung inne. Erstaunt hob er den Kopf, um sie anzusehen, zog sich jedoch nicht zurück. Sie wusste nicht, welche Gedanken ihm durch den Kopf gingen, wollte es auch gar nicht wissen. Und so schlang sie die Arme um ihn und begann ihn so leidenschaftlich zu küssen, wie er sie zuvor geküsst hatte. Er erschauerte und begann langsam, sich in ihr zu bewegen. Willig gab sich Lucia seinen Bewegungen hin, begierig darauf, das Feuer, das zwischen ihnen loderte, noch weiter zu schüren.

Als er für einen kurzen Moment die Lippen von ihren löste, um Atem zu schöpfen, stieß sie seinen Namen hervor. „Derringer!“

Die unbändige Lust, die sie zuvor nicht für möglich gehalten hätte, drohte sie vollends zu verschlingen.

Von ihren Freundinnen, vor allem von Chloe, wusste Lucia, wie schön es war, mit einem Mann zu schlafen, besonders mit einem, den man liebte. Aber keinen Moment hatte sie sich vorgestellt, wie überwältigend und wunderbar dieses Gefühl war, das ihr durch und durch ging. Oder Chloe hatte es vielleicht erwähnt, und sie hatte es nur nicht geglaubt. Jetzt wusste sie es. Derringer ließ all ihre erotischen Träume und Fantasien, alles, was sie sich je ausgemalt hatte, Wirklichkeit werden.

Er unterbrach den Kuss, bewegte sich aber weiter in ihr, vor und zurück. Er wollte alles. Lucia drängte sich ihm entgegen, als ihre Gefühle so stark und übermächtig wurden, dass sie sich nicht mehr zu beherrschen vermochte. Immer wieder schrie sie auf, als sie unaufhaltsam in einen Strudel von Leidenschaft gezogen wurde, aus dem es kein Entrinnen mehr gab.

Und dann geschah etwas mit ihr, etwas ganz Neues, nie Gekanntes. Immer wieder drang Derringer in sie ein und trieb sie unaufhaltsam zum Höhepunkt. Und als sie so weit war, hob er den Kopf und sah ihr in die Augen, bevor er ein letztes Mal zu ihr kam.

„Süße“, flüsterte er, und der Kosename klang aus seinem Mund wunderschön. Mehr brauchte sie nicht, um auf den Gipfel der Lust katapultiert zu werden.

„Derringer!“

Wieder senkte er den Kopf und ließ die Zunge in ihren Mund gleiten. Lucia drängte sich ihm erneut entgegen, nahm alles, was er ihr geben konnte und wollte. Bruchteile von Sekunden später warf er den Kopf zurück, stöhnte laut auf und kam.

Langsam schlug Lucia die Augen auf. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie geschlafen hatte. Nur dass sie sich völlig erschöpft und wunschlos glücklich in die Kissen gekuschelt hatte, wusste sie noch. Sie hatte mit dem aufregendsten Mann der Welt geschlafen und war noch zutiefst erfüllt von diesem wunderbaren Gefühl.

Derringer lag neben ihr und schlief. Ihr fehlte sein Gewicht auf ihrem Körper, seinen Herzschlag zu spüren, aber am meisten fehlte ihr das Gefühl, ihn in sich zu spüren.

Noch immer war sie erfüllt von der Erinnerung an die Ekstase, die sie gemeinsam erlebt hatten. Innerhalb weniger Augenblicke hatte sie eine Reihe von Höhepunkten erlebt, um die jede andere Frau sie glühend beneidet hätte. Ihr erstes Mal hatte sie überwältigt. Und wie Derringer sie danach angeschaut hatte – wenn er sie gerade nicht geküsst hatte –, hatte sie erschauern lassen. Trotz des Verbandes um seine Brust hatte sie seine kräftigen Schultern und den muskulösen Rücken unter ihren Fingern gespürt.

Diese Nacht würde sie niemals vergessen, ihr Leben lang nicht. Sie würde für immer tief in ihrem Gedächtnis eingegraben sein, auch wenn Derringer sich wahrscheinlich später an nichts mehr würde erinnern können. Das tat weh, und Tränen traten ihr in die Augen. Eigentlich sollten es Freudentränen sein, dachte sie, nicht Tränen des Kummers. Sie liebte Derringer schon so lange. Wenigstens hatte sie diese glücklichen Stunden mit ihm erleben dürfen und konnte ihr Leben lang davon zehren.

Es hatte aufgehört zu regnen. Draußen war alles still und friedlich. Außer Derringers ruhigem Atem war nichts zu hören. Die Dämmerung zog herauf.

Lucia wusste, dass sie ihn bald verlassen musste. Je früher sie wieder fuhr, desto besser. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie er reagieren würde, wenn er sie beim Aufwachen in seinem Bett fand. Und ganz gleich, was er ihr vorwerfen würde, es würde die wunderschönen Erinnerungen an diese Nacht mit ihm zerstören.

Außerdem würde wahrscheinlich bald jemand auftauchen – ein Bruder oder ein Cousin vielleicht –, um nach ihm zu sehen. Wer auch immer es war, er würde einen mittelschweren Schock erleiden, wenn er sie in dieser Situation entdeckte.

Vorsichtig schlüpfte Lucia aus dem Bett, bemüht, Derringer nicht aufzuwecken, und sah sich nach ihren Sachen um. Bis auf ihren Slip fand sie alles, und der war vermutlich irgendwo unter der Bettdecke verborgen. Vorsichtig hob sie die Decke hoch und sah unter Derringers Bein ein Stückchen pinkfarbenen Stoffs hervorblitzen. Natürlich hätte sie ihn wecken und bitten können, sein Bein etwas anzuheben, aber das war ihr ganz und gar unmöglich. Einen Moment blieb sie stehen, in der Hoffnung, dass er sich vielleicht bewegte und sie den Slip unter seinem Bein hervorziehen könnte, aber vergebens.

Nervös biss sie sich auf die Unterlippe. Schließlich konnte sie nicht bis in alle Ewigkeit hier herumstehen, und so zog sie sich schließlich hastig an. Schon erschien die Sonne am Horizont. Lucia hatte keine Wahl. Sie musste wohl oder übel ohne ihren Slip heimfahren. Nach einem letzten prüfenden Blick durchs Zimmer, ob sie auch nichts Verräterisches vergessen hatte, schlich sie sich auf Zehenspitzen hinaus – nicht ohne sich noch ein letztes Mal nach Derringer umzudrehen. So sah er also in den frühen Morgenstunden aus, wenn er noch schlief. Mit dem Bartschatten fand sie ihn noch attraktiver als je zuvor.

Wahrscheinlich würde er sich fragen, wer den pinkfarbenen Slip in seinem Bett vergessen hatte – aber vielleicht auch nicht. Immerhin schlief er mit so vielen Frauen, dass er sich wahrscheinlich weiter keine Gedanken darüber machte. Was bedeutete schon ein Slip?

Kurz danach, als Lucia bereits im Auto saß, warf sie über den Rückspiegel einen letzten Blick auf Derringers Haus und ließ noch einmal die Nacht Revue passieren. Sie hatte ihm etwas geschenkt, das sie bisher keinem Mann anvertraut hatte – ihre Jungfräulichkeit. Traurig war nur, dass er es niemals erfahren würde.

2. KAPITEL

Eine Frau ist bei mir gewesen.

Es war der Geruch nach Sex, den Derringer beim Aufwachen wahrnahm. Verwirrt öffnete er die Augen und schloss sie gleich wieder, weil ihn grelles Sonnenlicht blendete. Als er sich umdrehen wollte, zuckte ein scharfer Schmerz durch sein Bein und seine Brust, und er stöhnte auf.

Langsam hob er den Kopf. Er sollte vielleicht eine Schmerztablette nehmen. Aber dann ließ er sich wieder zurücksinken, weil ihm einfiel, dass er in der vergangenen Nacht schon einige Medikamente gegen die Schmerzen genommen hatte. Megan würde ihm mit Sicherheit Vorhaltungen deswegen machen, aber wenigstens hatte er durchschlafen können.

Oder doch nicht?

Derringer krauste die Nase und atmete tief ein. Merkwürdig. Es roch eindeutig nach einem weiblichen Parfüm und nach Sex.

Außerdem tauchten plötzlich kleine Bildfetzen von einer Frau auf, mit der er geschlafen hatte. Es war der beste Traum gewesen, den er seit Jahren gehabt hatte. Meistens kamen solche Träume nicht annähernd an die Wirklichkeit heran, aber bei diesem Traum war das anders. Dass er von Sex träumte, wunderte ihn nicht, denn es war lange her, dass er zum letzten Mal mit einer Frau zusammen gewesen war. Die Vorbereitungen für die Pferdezucht, die er mit seinem Bruder Zane, seinem Cousin Jason und diesen neu aufgetauchten Verwandten, den Westmorelands aus Georgia, Montana und Texas, betreiben wollte, hatten einen Großteil seiner Zeit in Anspruch genommen. Da war für Frauen keine Zeit gewesen. Merkwürdig war nur, dass dieser Traum sich so realistisch und so echt angefühlt hatte. Aber vermutlich hatte es sich nur um eine schöne Illusion gehandelt, hervorgerufen durch die starken Schmerzmittel, die er genommen hatte.

Trotzdem, dachte er und streckte sich – nur um es sofort zu bereuen, als er erneut starke Schmerzen verspürte. Langsam schob er die Hand unter die Bettdecke, um sich den Oberschenkel zu massieren, und fühlte dabei ein Stück Stoff, das dort eindeutig nicht hingehörte. Er zog es heraus und starrte verständnislos auf einen winzigen pinkfarbenen Slip, der genau nach diesem Parfüm roch, das ihn geweckt hatte.

Vorsichtig richtete er sich auf und studierte das verräterische Dessous. Wem mochte der Slip gehören? Und wieso lag er bei ihm im Bett? Ihm wurde bewusst, dass der verräterische Geruch nicht nur an dem Slip haftete, sondern auch an seiner Bettwäsche. Außerdem war das Kopfkissen neben ihm eingedrückt, als hätte da noch vor Kurzem jemand gelegen.

Panik ergriff ihn. Mit wem, zum Teufel, hatte er letzte Nacht geschlafen? Denn inzwischen hatte er keinen Zweifel mehr daran, dass genau das passiert war. Diese Lust und tiefe Befriedigung bildete er sich nicht nur ein. Und es war auch nicht nur ein Traum gewesen, sondern er hatte das alles wirklich erlebt. Die Frage war nur: Wer war diese Frau gewesen?

Derringer schloss die Augen und versuchte, sich an ihr Gesicht zu erinnern. Aber es wollte ihm einfach nicht gelingen. Er musste sie kennen, das stand für ihn fest. Eine Fremde wäre doch nicht einfach bei ihm aufgetaucht und hätte sich zu ihm ins Bett gelegt – oder doch? In seinem Leben hatte er sich schon mit etlichen ziemlich hemmungslosen Frauen vergnügt, aber keine hätte es gewagt, ohne Aufforderung hierherzukommen.

Und doch hatte eine es getan.

Er starrte die Wand an, als fände er dort eine Erinnerung an die vergangene Nacht und den vorangegangenen Tag. Dass er von Sugar Foot abgeworfen worden war, wusste er noch, und das würde er auch so schnell nicht vergessen. Auch konnte er sich daran erinnern, dass Zane und Jason ihn in die Notaufnahme gebracht und ihn, nachdem er verarztet worden war, heimgefahren hatten.

Und von ihrem mehrfach wiederholten Vorwurf „Das haben wir dir ja gleich gesagt“ klingelten ihm noch immer die Ohren. Später, als er schon zu Hause im Bett gelegen hatte, hatte dann Megan auf dem Weg ins Krankenhaus, wo sie als Anästhesistin arbeitete, vorbeigeschaut und ihm seine Medikamente verabreicht – mit der strengen Ermahnung, nicht zu viele Pillen zu nehmen. Hatte er sich vielleicht nicht daran gehalten?

Der Notarzt hatte ihn schon gewarnt, dass die Schmerztabletten sehr stark seien und keinesfalls überdosiert werden dürften.

Das hatte er allem Anschein nach trotzdem getan. Aber das gab keiner Frau das Recht, in sein Haus einzudringen und seine Notlage auszunützen. In Gedanken ging er verschiedene Bekannte durch und fragte sich, welche von denen es gewesen sein könnte. Vielleicht hatte die Frau von seinem Unfall gehört und beschlossen, als eine Art Krankenschwester zu fungieren. Ashira würde er so etwas vielleicht zutrauen, wenn überhaupt jemandem. War sie also die Frau gewesen, mit der er letzte Nacht geschlafen hatte? Er hoffte inständig, dass es nicht so war. Ihr traute er ohne Weiteres zu, dass sie ihn hereinlegen wollte, aber er war noch lange nicht so weit, in absehbarer Zeit die Verantwortung für irgendwelche Babys zu übernehmen. Außerdem war das, was er mit dieser geheimnisvollen Frau erlebt hatte, ganz anders gewesen als der Sex mit Ashira. Es war tiefer gegangen, offenbar so tief, dass ihn das Erlebnis nachhaltig beeindruckt hatte.

Dann fiel ihm plötzlich noch etwas ein. Die Frau war Jungfrau gewesen. Es wunderte ihn zwar, dass er sich daran erinnerte, aber da war er sich ganz sicher. Er hätte nicht vermutet, dass es in dieser Welt tatsächlich noch unberührte Frauen gab, aber er wusste genau, dass er sich nicht irrte. Selbst in seinem benebelten Zustand hatte er sich diesen unschuldigen Blick nicht nur eingebildet. Schon allein deshalb konnte es nicht Ashira gewesen sein, da sie alles andere als unberührt war. Abgesehen davon hatte er es sich zur goldenen Regel gemacht, nicht mit Jungfrauen zu schlafen.

Derringer seufzte tief auf. Er wollte, er könnte sich an mehr Einzelheiten erinnern, zum Beispiel an das Gesicht dieser Frau, schon um seines Friedens willen. Ihm wurde übel, als ihm siedend heiß einfiel, dass er kein Kondom benutzt hatte. Hatte die Frau ihm vielleicht eine Falle gestellt und präsentierte ihm in neun Monaten ein Baby?

Die Vorstellung, dass er auf diese oder auch eine andere Weise benutzt worden war, brachte sein Blut in Wallung, und ihn erfasste ein solcher Ärger, wie er ihn noch nie empfunden hatte. Wenn die Frau sich einbildete, dass sie ihn auf diese Weise übervorteilen konnte, würde sie ihr blaues Wunder erleben. Nicht nur, dass sie in sein Haus eingedrungen war. Nein, sie hatte außerdem seine Privatsphäre verletzt und seine Schwäche und Wehrlosigkeit ausgenutzt.

Wütend schüttelte er den Kopf. Und wenn er jeden Stein in Denver umdrehen musste, er würde diese Frau ausfindig machen. Und dann würde sie dafür bezahlen.

„Lucia, bist du okay?“

Es war Mittag, und Lucia saß an ihrem Schreibtisch in der Redaktion von Simply Irresistible, einer Zeitschrift für junge, erfolgreiche Frauen. Die Idee dazu hatte Chloe ein paar Jahre zuvor gehabt und zunächst eine regional beschränkte Ausgabe im Südwesten herausgebracht. Als sie dann beschlossen hatte, den Absatzmarkt weiter nach Westen auszudehnen und eine Redaktion in Denver zu eröffnen, hatte sie Lucia als Büroleiterin eingestellt.

Lucia liebte ihre Arbeit. Inzwischen war sie inoffiziell zur Chefredakteurin aufgestiegen, da Chloe sechs Monate zuvor eine kleine Tochter bekommen hatte und seither viel Zeit zu Hause bei ihrer kleinen Familie verbrachte. Noch in ihrer Schwangerschaft hatte sie Lucia dazu ermuntert, sich fortzubilden und ihren Master in Kommunikationswissenschaften zu machen. Viele Voraussetzungen dazu hatte Lucia bereits erfüllt, sodass sie ihren Abschluss sehr bald machen würde und ihrer Karriere bei Simply Irresistible nichts mehr im Wege stand.

Wahrscheinlich war es nur eine Frage der Zeit, bis Chloe und Ramsey sich zu einem zweiten Kind entschlossen, womit dann auch offiziell die Leitung der Redaktion in Denver in ihren Händen liegen würde.

„Lucia!“

Bei Chloes schärfer gewordenem Ton fuhr Lucia zusammen. „Was ist los? Du hast mich erschreckt.“

Chloe lächelte. So geistesabwesend hatte sie ihre Freundin lange nicht erlebt. „Ich habe dich etwas gefragt.“

Lucia runzelte die Stirn. „Wirklich?“

„Ja.“

„Und was?“

Nachsichtig schüttelte Chloe den Kopf. „Ich habe das Gefühl, dass du völlig abwesend bist. Was ist los? Mit der Arbeit kann es eigentlich nichts zu tun haben, denn die Verkaufszahlen für den April sind glänzend. Also? Mach endlich den Mund auf.“

Lucia biss sich auf die Lippe. Irgendjemandem musste sie einfach erzählen, was in der vergangenen Nacht passiert war. Und da Chloe ihre beste Freundin war, war es naheliegend, ihr das Herz auszuschütten. Andererseits gab es da auch ein Problem: Chloes Mann Ramsey war Derringers ältester Bruder. Zwar zweifelte Lucia nicht daran, dass ihre Freundin kein Sterbenswörtchen verlauten lassen würde, wenn sie sie darum bat, aber trotzdem …

„Okay. Ich frage dich nur noch einmal, dann lasse ich dich in Ruhe, wenn du nicht darüber reden willst. Was ist los mit dir? Du machst den Eindruck, als ob du in Trance bist. Ich könnte wetten, dass du kein Wort aus der Besprechung heute Morgen behalten hast. Also: Was ist passiert?“

Lucia holte tief Luft. „Derringer.“

Chloe runzelte die Stirn. „Was ist mit ihm? Ramsey hat heute Morgen nach ihm gesehen, und da schien alles in Ordnung zu sein. Natürlich hat er noch Schmerzen, aber abgesehen von seinen Medikamenten und viel Schlaf braucht er nichts.“

„Das mit dem Schlaf ist so eine Sache“, meinte Lucia. „Ich glaube nicht, dass er gestern viel geschlafen hat.“ Sie trank einen Schluck von ihrem Cappuccino.

„Aha. Und wie kommst du darauf?“

Lucia zuckte die Achseln, beschloss dann aber, mit der Wahrheit herauszurücken. „Weil ich in der Nacht bei ihm war, und wir beide kaum geschlafen haben.“

Völlig entgeistert sah Chloe sie an, und Lucia hoffte, dass sie sich mit dieser Kurzversion zufriedengab. Aber da kannte sie ihre Freundin schlecht.

„Du bist mit Derringer zusammen?“ Der geschockte Ausdruck auf Chloes Gesicht war einem Lächeln gewichen.

„Das kommt darauf an, was du darunter verstehst“, gab Lucia zurück. „Jedenfalls bin ich seit gestern Nacht keine Jungfrau mehr. Derringer war dermaßen mit Schmerzmitteln vollgepumpt, dass er sich vermutlich an nichts erinnert.“

Das Lächeln verschwand wieder von Chloes Gesicht. „Was?“

„Ja. Er hat mich sogar gefragt, wie ich heiße und wer ich bin.“

Es dauerte zehn Minuten, bis Lucia Chloe die ganze Geschichte erzählt hatte. Auch den zurückgelassenen Slip vergaß sie dabei nicht. „Das war alles“, schloss sie dann.

Chloe schüttelte den Kopf. „Das glaube ich eher nicht, und zwar aus zwei Gründen: Du liebst Derringer, und das schon seit einer halben Ewigkeit. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das so einfach aufhört. Und nach dieser Nacht wirst du ihn außerdem in einem ganz anderen Licht sehen. Jedes Mal, wenn er dir in Zukunft über den Weg läuft, wirst du daran denken. Du kannst nur hoffen, dass Derringer deinen Slip nicht findet. Denn dann wird er alles daransetzen, um die Frau aufzustöbern, die bei ihm war – vorausgesetzt, er hat wirklich nicht gemerkt, dass du es warst.“

Daran wollte Lucia lieber nicht denken. Sie umschloss ihre Tasse mit beiden Händen und sah aus dem Fenster über die Stadt. Dann atmete sie tief durch und trank einen Schluck. Sie konnte nur hoffen, dass Chloe sich irrte. Derringer würde außer sich sein, wenn er die Wahrheit erfuhr, und was dann geschah, wollte sie sich lieber nicht ausmalen.

„Bei seinem Ruf wird das so sein, als würde er eine Nadel im Heuhaufen suchen.“

„Möglich. Aber was ist, wenn er diese Nadel trotzdem zufällig findet?“

Diese Möglichkeit zog Lucia lieber gar nicht erst in Betracht. Sie liebte Derringer schon so lange, dass sie nicht einmal wusste, ob sie überhaupt wollte, dass er die Wahrheit herausfand – schon allein deshalb, weil er ihre Liebe nicht erwiderte.

„Lucia?“

Sie drehte sich wieder zu ihrer Freundin um. „Keine Ahnung, was dann passiert. Ich will es auch gar nicht wissen. Am liebsten wäre mir, er würde sich nicht erinnern und es einfach dabei belassen.“

Eine Weile schwiegen beide. „Aber du wirst dich immer danach sehnen, wieder mit ihm zu schlafen“, prophezeite Chloe dann. „Du willst ihn, gib’s zu.“

Lucia zuckte mit den Schultern. „Ich habe ihn immer gewollt, Chloe.“

„Aber jetzt wahrscheinlich noch viel mehr.“

Lucia wollte ihrer Freundin widersprechen, aber das wäre vergebene Liebesmüh gewesen. Denn im Grunde ihres Herzens wusste sie, dass Chloe wahrscheinlich recht hatte. Sie musste ununterbrochen an Derringer denken und konnte sich kaum auf ihre Arbeit konzentrieren. Immer wieder schwelgte sie in Erinnerungen an die vergangene Nacht. „Ich werde dagegen ankämpfen.“

„Das geht nicht so einfach.“

Das wusste Lucia selbst. Nichts, was Derringer betraf, war je einfach gewesen. „Und was schlägst du stattdessen vor?“, wollte sie wissen. Resignation lag in ihrer Stimme.

„Hör mit der Heimlichtuerei und Träumerei auf, und geh es endlich an!“

Natürlich würde Chloe ihr genau das raten. Lucia kannte ihre Freundin. Sie war immer schon mutig und direkt gewesen, und wenn sie etwas wollte, dann versuchte sie entschlossen, ihr Ziel zu erreichen. Lucia hatte sie immer um diese Gabe beneidet.

Chloe sah, dass Lucia zögerte. „Los, geh in die Offensive, Lucia. Wenn du etwas von Derringer willst, musst du dir was einfallen lassen. Und nach dieser Nacht, finde ich, wird es allerhöchste Zeit. Denk mal drüber nach.“

Eine Woche später wollte Jason Westmoreland von seinem Cousin wissen: „Soll das eine Scherzfrage sein oder was?“ Er lachte.

Derringer schüttelte den Kopf und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. In den letzten Tagen hatte er viel geschlafen, und jedes Mal, wenn er aufgewacht war, hatte er unter sein Kopfkissen gegriffen und den pinkfarbenen Slip hervorgezogen, um sich zu vergewissern, dass er nicht geträumt hatte. Immer wieder war ihm dabei der Kosename durch den Kopf gegeistert, den er der Frau gegeben hatte, mit der er geschlafen hatte – Süße.

An diesem Morgen fühlte er sich deutlich besser als in den Tagen zuvor, und er beschloss, die Medikamente abzusetzen. Vielleicht konnte er dann klarer denken und sich doch noch an irgendeine entscheidende Kleinigkeit erinnern. Aber noch hatte seine Hoffnung sich nicht erfüllt.

Jason war vorbeigekommen, um nach ihm zu sehen, und jetzt saßen sie beide bei einer Tasse Kaffee am Küchentisch.

„Nein, das ist keine Scherzfrage. Ich dachte nur, dass ich einfach mal bei dir anfange und dann mit Riley, Zane, Canyon und Stern weitermache. Und anschließend vergleiche ich die Antworten.“

Jason nickte kaum merklich. „Okay. Dann wiederhol deine Frage noch mal, damit ich sicher sein kann, dass ich alles richtig verstanden habe.“

Entschlossen lehnte Derringer sich über den Tisch. Es war ihm ernst. „Was sagen Schnitt und Farbe eines Slips über die Trägerin aus?“

„Na ja …“ Sein Cousin rieb sich das Kinn. „Ich würde sagen, gar nichts, es sei denn, die Frau trägt eine weiße Baumwollunterhose mit Spitzeneinsatz, die bis zur Taille reicht.“

„Nein, das tut sie nicht.“ Derringer hatte Jason nicht erzählt, aus welchem Grund er das wissen wollte, und Jason fragte nicht nach. Nicht jeder Westmoreland war so diskret wie er.

„Dann bin ich überfragt“, meinte Jason und trank einen Schluck Kaffee. „Es heißt ja, dass die Kleidung sehr viel über Menschen aussagt, und Weiß wird allgemein mit Unschuld in Zusammenhang gebracht. Allerdings trägt Fannie Nelson, die weit davon entfernt ist, in irgendeiner Weise unschuldig zu sein, ebenfalls weiße Slips. Das habe ich selbst gesehen, als sie ein Paar dieser Hüftjeans anhatte.“

„Willst du eigentlich gar nicht wissen, warum ich mich für Frauenslips interessiere?“

„Ich gebe zu, es macht mich schon neugierig. Aber andererseits wirst du deine Gründe haben, und ich bin mir nicht so ganz sicher, ob ich die wirklich erfahren will.“

Das konnte Derringer nachvollziehen. Schließlich kannte Jason den Ruf seines Cousins, der allgemein als Herzensbrecher galt.

„Hast du irgendwelche Pläne für heute, nachdem du wieder in die Welt der Lebenden zurückgekehrt bist? Ich habe gehört, dass der Arzt dir empfohlen hat, dich wenigstens noch eine Woche lang zu schonen, so lange, bis du wieder ganz gesund bist.“

„Ich werde noch ein paar Tage hier herumhängen und höchstens mal einen Ausflug mit dem Auto machen. Fahren darf ich ja.“

„Freut mich, dass du so vernünftig bist. Es hätte zwar schlimmer kommen können, aber der Sturz war trotzdem nicht ohne. Und wegen der Dessous würde ich an deiner Stelle Zane fragen, wenn er aus Boulder zurück ist. Er ist der absolute Fachmann auf dem Gebiet.“ Jason lachte. „Und vergiss nicht, etwas zum Schreiben mitzunehmen. Sonst vergisst du die Hälfte.“

Zwei Tage später verließ Derringer zum ersten Mal seit seinem Unfall das Haus und fuhr zu Zane. Da dessen Wagen auf dem Hof stand, hieß das wohl, dass sein Bruder wieder da war. Zane war zwar nur vierzehn Monate älter als er, aber was Frauen betraf, war er erheblich erfahrener.

Zanes Meinung sagten Farbe und Stil eines Slips sehr viel über die Trägerin aus. Sexuell freizügige Frauen trugen demnach winzige Tangas in allen Farben – außer in Weiß und sehr selten in Pastelltönen. Die meisten bevorzugten Schwarz. Und Frauen, die gern mit Männern spielten und sie reizten, entschieden sich nach Zanes Aussage meistens für schwarze Spitze. Wobei Spitze grundsätzlich bedeute, dass die Frau sich schön fühle. Bikinihöschen seien heutzutage nicht mehr so sehr in Mode wie Tangas und Hüftslips. Wenn eine Frau also trotzdem noch Bikinihöschen vorziehe, dann sei sie vermutlich sexuell weniger emanzipiert.

Derringer musste lachen, als Zane ihn in aller Ernsthaftigkeit vor Frauen warnte, die die großmütterliche, biedere Variante trügen, und rote Dessous empfahl, die dagegen wilden, offenen Sex versprachen. Gelb spreche für Experimentierfreude, womöglich auch verbunden mit dem Einsatz von Handschellen, und Blau für unverbrüchliche Treue. Dies lasse aber gleichzeitig auch eine gewisse Tendenz zu Besitzansprüchen erkennen. Bei Grün sei höchste Vorsicht geboten, denn Frauen in grünen Slips seien nur hinter Geld her, weshalb sicherheitshalber zwei Kondome übereinander zu empfehlen seien.

Zane benötigte fast eine Stunde, bis er endlich auf die Farbe Pink zu sprechen kam. Von diesen Frauen solle man am besten die Finger lassen, riet er, denn sie hätten nur die Ehe im Sinn. Mit einer aufregenden Mischung aus Unschuld und Lust am Sex kaperten sie die Männer, am Ende aber gehe es ihnen immer um einen Ehering.

„Okay. Nachdem du also über eine Stunde meiner Zeit beansprucht hast, verrätst du mir vielleicht, warum du so an dem Thema interessiert bist“, schloss Zane mit einem neugierigen Blick auf seinen Bruder.

Eigentlich geht es Zane nichts an, fand Derringer, aber dann entschloss er sich doch, ihm alles zu erzählen. Zwar standen ihm alle seine fünf Brüder und seine Cousins sehr nahe, aber zwischen ihm, Zane und Jason bestand eine besondere Verbindung. Hinzu kam, dass Zane sich ganz offensichtlich mit Frauen besser auskannte als er selbst und ihm deshalb vielleicht einen Rat geben konnte, wie er mit dieser ganzen Sache umgehen sollte.

„An dem Abend, an dem ich vom Pferd gefallen bin, ist eine Frau bei mir zu Hause aufgetaucht. Ich kann mich nicht an sie erinnern und weiß nur noch, dass ich mit ihr geschlafen habe. Keine Ahnung, wer sie war.“

Eine Weile sah Zane Derringer nur an. „Bist du ganz sicher, dass du dir das alles nicht nur eingebildet hast? Schließlich warst du mit Medikamenten vollgepumpt und ziemlich high. Megan war eigentlich davon überzeugt, dass du durchschläfst.“

Derringer schüttelte den Kopf. „Aber ich weiß genau, dass ich nicht nur geträumt habe, und dafür habe ich auch einen Beweis. Am Morgen habe ich nämlich ihren Slip im Bett gefunden.“ Was er nicht sagte, war, dass es der beste Sex seines Lebens gewesen war.

Zane holte tief Luft und seufzte dann. „Ich drücke dir die Daumen, dass es nicht Ashira war. Mann, wenn du kein Kondom benutzt hast und sie dich reingelegt hat, möchte ich nicht in deiner Haut stecken. Stell dir vor, was wäre, wenn du Vater wirst!“

Allein die Vorstellung ließ Derringers Kopf schmerzen, und er massierte sich die Schläfen. „Nein, Ashira war es nicht, das steht fest. Diese Frau war ganz anders, und ehrlich gesagt hatte ich noch nie so aufregenden Sex wie mit ihr. Außerdem hat Ashira vor ein paar Tagen angerufen, um sich zu erkundigen, wie es mir geht. Sie ist gerade auf Besuch bei ihrer Großmutter in Dakota und war schon vor dem Unfall weg.“

„Eine Möglichkeit gäbe es, herauszufinden, wer deine geheimnisvolle Unbekannte war“, meinte Zane.

„Und die wäre?“

„Wir haben doch ein paar Wochen vor deinem Unfall diese Überwachungskameras einbauen lassen, falls jemand es auf die Pferde abgesehen hat. Damit müsste eigentlich jeder erfasst werden, der dein Haus betritt.“

Warum hatte er daran nicht gleich gedacht! Derringer stand auf und ging zur Tür. „Ich werde mir das Band sofort vornehmen.“

„Und was willst du tun, wenn du herausfindest, wer die Frau war?“, wollte Zane wissen.

Derringer blieb noch einmal stehen und drehte sich um. „Keine Ahnung. Aber ich schwöre dir, dass sie es bereuen wird.“ Damit wandte er sich endgültig zum Gehen.

Es war ihm ernst. Dank der Videoaufzeichnung fand er vielleicht bald heraus, wer ihn des Nachts heimgesucht und seine wehrlose Lage ausgenutzt hatte. Und dann konnte diese Frau sich warm anziehen! Wütend presste er die Kiefer aufeinander, als er in seinen Wagen stieg und losfuhr. Allerdings hatte er so ein Gefühl, als wäre es noch nicht damit getan, seine nächtliche Besucherin zu identifizieren. Der Sex mit ihr war einfach so unglaublich gut gewesen, und die Erinnerung daran würde ihn noch lange in seinen Träumen verfolgen.

In Rekordzeit traf er zu Hause ein und stürmte dann unverzüglich in sein Büro, um den Computer hochzufahren.

Ein Jahr zuvor hatten seine Cousins aus Montana beschlossen, ihre außerordentlich erfolgreiche Pferdezucht auszuweiten, und ihm, Zane und Jason die Partnerschaft angeboten. Mit Pferden kannte Derringer sich aus, und deshalb hatte er, genau wie die beiden anderen, die Chance sofort beim Schopf gepackt. Und da in Kürze die Pferde eintreffen würden, hatten sie vorsichtshalber diese Kameras installieren lassen. Hier in der Gegend schlugen immer wieder Pferdediebe zu, aber diesen würden sie von vornherein einen Strich durch die Rechnung machen.

Derringer atmete tief durch, als der Computer hochgefahren war, dann tippte er den entsprechenden Code ein, der ihm den Videokanal öffnen sollte. Angespannt ging er die infrage kommenden Dateien durch. Mit angehaltenem Atem saß er da, die Nerven zum Zerreißen gespannt.

Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis endlich Scheinwerfer auf dem Bildschirm auftauchten. Am Himmel hatte sich ein Gewitter zusammengebraut, und es war dunkler, als es der Uhrzeit nach hätte sein dürfen. Auf einmal erinnerte er sich wieder daran, dass es an diesem Abend gedonnert und geblitzt hatte, begleitet von starkem Regen. Irgendwann bin ich davon sogar aufgewacht, fiel ihm ein. Er kniff die Augen zusammen, als er versuchte, den Wagen zu erkennen, der da in strömendem Regen auf seinen Hof fuhr. Mit jeder Sekunde wurde das Wetter schlechter.

Und dann wusste er plötzlich, wem dieser Wagen gehörte. Fassungslos lehnte er sich zurück. Er traute seinen Augen nicht. Die Frau, die da ausstieg und den Karton von der Veranda ins Haus zog, war niemand anderes als Lucia Conyers.

Derringer schüttelte den Kopf und versuchte zu begreifen, was er sah. Warum auch immer, jedenfalls war Lucia vorbeigekommen – vermutlich um Chloe einen Gefallen zu tun – und so nett gewesen, den Karton vor dem Durchweichen zu bewahren.

Er starrte auf den Bildschirm und wartete darauf, dass Lucia wiederauftauchte, zu ihrem Wagen rannte und wieder davonfuhr. Irgendwann würde ein zweiter Wagen vorfahren, und das würde dann die Frau sein, mit der er geschlafen hatte. Aber zwanzig Minuten später war Lucia immer noch nicht wieder erschienen.

Lucia Conyers ist meine Süße.

Derringer schüttelte den Kopf. Das war ganz und gar unmöglich. Er schaltete auf schnellen Vorlauf und ging das Band bis fünf Uhr morgens durch. Da erst öffnete sich seine Haustür wieder, und Lucia schlich sich hinaus, verstohlen, als verlasse sie den Tatort eines Verbrechens. Die wenigen Meter zu ihrem Wagen legte sie im Laufschritt zurück.

Derringer befand sich in einem Schockzustand. Hätte er es nicht gerade selbst gesehen, er hätte es nie für möglich gehalten. Wenn er eine Frau so gar nicht in Verdacht gehabt hatte, dann Lucia. Aber das Videoband lieferte den Beweis dafür, dass sie die Frau war, mit der er die Nacht verbracht hatte. Lucia, die beste Freundin seiner Schwägerin. Die süße Lucia war noch unberührt gewesen, wenigstens darin hatte er sich nicht geirrt. Sie, die immer zusammenzuckte, wenn er sie nur ansprach, und die die Flucht ergriff, wenn er ihr zu nahe kam … Ausgerechnet sie hatte seine Wehrlosigkeit ausgenutzt!

Erst ein paar Wochen zuvor hatte er zufällig mit angehört, wie Chloe und seine Schwestern sie gedrängt hatten, aufzuschreiben, was sie vor ihrem nächsten Geburtstag, dem dreißigsten, unbedingt noch erledigen wollte. Ob auf dieser Liste wohl auch der Punkt „Schwangerschaft“ aufgeführt war? Oder zumindest „Sex mit einem Mann“?

Derringer wurde wütend. Lucia Conyers würde einiges zu erklären haben, und er konnte ihr nur raten, sich einen guten Grund dafür einfallen zu lassen, dass sie ihn in seinem Bett überfallen hatte. Entschlossen zog er sein Handy aus der Hosentasche und wählte die Nummer der Redaktion von Simply Irresistable.

„Ja, bitte? Wie kann ich Ihnen helfen?“

Er hatte große Mühe, sich zu beherrschen. „Ich würde gern mit Lucia Conyers sprechen“, sagte er.

„Es tut mir leid, aber Ms. Conyers ist zu Tisch.“

„Wissen Sie zufällig, wohin sie zum Essen gegangen ist?“

Eine kleine Pause entstand. „Darf ich Ihren Namen erfahren?“

„Ja. Westmoreland.“

„Mr. Westmoreland, wie geht es Ihnen? Vor zwei Tagen war Ihre Frau mit dem süßen Baby da. Ihre Tochter ist Ihnen wie aus dem Gesicht geschnitten.“

Die Frau hielt ihn offenbar für Ramsey, aber das störte ihn nicht, solange er erfuhr, was er wissen wollte.

„Ich nehme das als Kompliment. Hat Lucia gesagt, wo sie essen will?“

„Ja, Sir. Bei McKay’s.“

„Ich bedanke mich.“

„Keine Ursache, Sir.“

Derringer lehnte sich zurück. In seinem Kopf nahm langsam ein Plan Gestalt an. Er würde Lucia nicht verraten, dass er die Wahrheit kannte. Sollte sie ruhig annehmen, dass er keine Ahnung hatte, und sich in Sicherheit wiegen.

Er würde zuschlagen, wenn sie es am wenigsten erwartete.

3. KAPITEL

Ohne dass sie sagen konnte, was sie dazu veranlasst hatte, sah Lucia von der Speisekarte auf und direkt in die Augen von Derringer Westmoreland. Sie erstarrte, als er geradewegs auf sie zukam. Seine Miene war undurchdringlich.

Wie immer war sie von seiner Erscheinung überwältigt: Er war groß, hatte breite Schultern, und unter seinem blauen Westernhemd zeichneten sich deutlich seine Muskeln ab. Die engen Jeans umschlossen seine kräftigen Oberschenkel wie eine zweite Haut. Aber erst sein Gesicht! Mit seiner mittelbraunen Hautfarbe, den kaffeebraunen Augen und den sinnlichen Lippen sah er so gut aus, dass es mit Worten nicht zu beschreiben war.

Lucia saß wie angewurzelt auf ihrem Stuhl, unfähig, sich zu bewegen. Am liebsten hätte sie auf der Stelle die Flucht ergriffen, brachte jedoch nicht die Energie dazu auf. Sie spürte, wie ihr ganz heiß wurde, als sie ihm ins Gesicht sah – das erste Mal seit dieser Nacht vor fast zwei Wochen.

Was suchte er hier? Und warum kam er so zielstrebig auf sie zu? Ob er den Slip gefunden und erraten hatte, dass er ihr gehörte? Sie schluckte. Aber das war unmöglich. Er konnte nicht herausgefunden haben, dass sie in seinem Bett gewesen war. Aber was wollte er dann von ihr?

Jetzt hatte er ihren Tisch erreicht und blieb stehen. Nervös fuhr Lucia sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Sie hätte schwören kann, dass er jede ihrer Bewegungen genau beobachtete. Wieder schluckte sie. Ihr Fehler war, dass sie eine zu lebhafte Fantasie hatte.

„Derringer, wie kommst du denn hierher?“, brachte sie schließlich hervor. „Chloe hat mir erzählt, dass du einen Unfall hattest.“

„Ja, ich bin vom Pferd gestürzt. Aber manchmal muss man auch etwas essen. Angeblich gibt es hier jeden Donnerstag die beste Fleischpastete in ganz Denver. Und nachdem ich dich hier allein am Tisch entdeckt habe, dachte ich, ich tue den Leuten etwas Gutes.“

Lucia hatte Schwierigkeiten, ihm zu folgen. „Aha. Und wie willst du das anstellen?“, fragte sie schließlich.

Er lächelte. „Indem ich mich zu dir setze und dadurch nicht auch noch einen eigenen Tisch beanspruche und für andere Gäste blockiere.“

Vor Schreck ließ Lucia beinah die Speisekarte fallen, aber sie gab sich redliche Mühe, ihre Gefühle zu verbergen. Hatte er gerade allen Ernstes vorgeschlagen, sich zu ihr an den Tisch zu setzen? Praktisch dieselbe Luft wie sie zu atmen? Sie war versucht, ihr Wasserglas in einem Zug auszutrinken. Stattdessen holte sie tief Luft, um ihren Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen. Wie konnte eine einzige Nacht mit ihm den Wunsch in ihr wecken, bei seinem Anblick jede Vernunft in den Wind zu schlagen und sich ihm in aller Öffentlichkeit an den Hals zu werfen?

Aber natürlich war das ganz und gar unmöglich. Wie wäre wohl Chloe mit so einer Situation umgegangen? Die Antwort war nicht schwer, aber sie half ihr nicht. Sie war nun einmal nicht Chloe. Trotzdem. Sie hatte keine andere Wahl. Das hieß, sie würde gefasst und selbstbewusst sein. Wenn das nur so einfach wäre …

Lucia zwang sich zu einem Lächeln. „Ja, das ist eine gute Idee, Derringer. Setz dich.“

„Danke.“ Er erwiderte ihr Lächeln und nahm ihr gegenüber Platz.

War sie noch zu retten? Zu spät wurde ihr klar, was sie da getan hatte. Sie hatte ihn zu sich an den Tisch eingeladen! Worüber, um alles in der Welt, sollte sie sich nur mit ihm unterhalten? Was war, wenn sie sich verplapperte und etwas Dummes sagte wie: „Ach übrigens, wann kann ich meinen Slip bei dir abholen, den ich vor ein paar Tagen vergessen habe?“

Lucia stieß einen tiefen Seufzer aus. Es konnte gut sein, dass er schon alles wusste. Warum sonst sollte er sich zu ihr an den Tisch setzen? Das hatte er noch nie getan.

Sie riskierte einen Blick und sah, wie er lächelte und dabei seine Grübchen zeigte, die sie so wehrlos machten. Er sah genauso aus wie in dieser denkwürdigen Nacht, nur stand in seinen Augen nicht dieselbe verzehrende Lust. Heute waren sie ganz klar.

Die Bedienung kam, um die Bestellung aufzunehmen, und gewährte Lucia noch eine Galgenfrist. Lucia konnte nur hoffen, dass sie halbwegs anständig aussah. Geistesabwesend fuhr sie sich mit den Fingern durchs Haar. Aber mit ihrer äußeren Erscheinung schien alles in Ordnung zu sein.

Erneut lächelte er. „Ich habe gehört, dass du wieder studierst.“

Lucia sah, dass sich seine Lippen bewegten. Offenbar hatte er etwas gesagt.

„Wie bitte?“

„Du studierst wieder?“

„Ja. Woher weißt du das?“

„Von Chloe.“

„Aha.“ Wieso sollte Chloe mit ihm über sie reden? Es sei denn, er hätte sich nach ihr erkundigt. Aber das war höchst unwahrscheinlich. Vermutlich war ihr Name einfach nur zufällig während eines Gesprächs gefallen, und dann war die Sprache auf ihr Studium gekommen. Mehr steckte nicht dahinter. Sonst hätte Chloe sie bestimmt gewarnt.

„Ja, ich besuche einen Abendkurs, um meinen Master in Kommunikationswissenschaften zu machen.“ Sie sah Derringer an. „Du scheinst deinen Unfall gut überstanden zu haben.“ Kaum hatte sie das gesagt, als sie es schon bereute. Es war gefährlich, diesen Tag oder diese Nacht auch nur ansatzweise zu erwähnen, ganz gleich, in welchem Zusammenhang.

„Ja. Ich habe viel geschlafen diese Woche. Das hat geholfen. Ich bin schon wieder ziemlich gut in Form.“

Natürlich konnte sie ihm nicht sagen, dass er ihrer Ansicht nach auch während ihrer gemeinsamen Nacht ziemlich gut in Form gewesen war. Jedenfalls schien der Sturz seine Beweglichkeit nicht eingeschränkt zu haben. Wenn sie nur daran dachte, was er alles mit ihr angestellt hatte, wurde ihr ganz heiß.

„Und? Was hast du in letzter Zeit so getrieben?“

Lucias Herz schlug wie verrückt, und sie fragte sich, ob er wohl etwas merkte. Was sie getrieben hatte, wollte er wissen? Sie hätte es ihm sagen können. Immerhin war er es gewesen, der ihr die Jungfräulichkeit genommen hatte – derselbe Mann, der sie in die sinnlichen Freuden eingeführt hatte, von denen sie sonst nur in ihren Romanen las, derselbe Mann, den sie liebte und ihr Leben lang lieben würde. Das Absurde dabei war, dass er nicht die geringste Ahnung von alldem hatte. In seinen Augen war sie vermutlich ziemlich langweilig und schüchtern.

„Nicht viel“, hörte sie sich antworten. „Das Lernen und meine Arbeit in der Redaktion halten mich ziemlich auf Trab. Aber es macht mir Spaß, und ich beklage mich nicht. Und was machst du so?“

Sein Blick schien an ihren Lippen zu hängen.

Jetzt lachte Derringer. „Abgesehen davon, dass ich mich von diesem Gaul habe zum Narren halten lassen, habe ich nichts Aufregendes getan.“

Lucia neigte den Kopf zur Seite. „Warum hast du ihn überhaupt geritten? Ich dachte, es sei allgemein bekannt, dass er einen schlechten Charakter hat.“

Wieder ertönte dieses Lachen, so tief und sexy, dass sie eine Gänsehaut bekam. „Pure Eitelkeit. Ich dachte, wenn Casey es fertigbringt, Sugar Foot zu reiten, dann schaffe ich das auch.“

Lucia wusste, dass seine Cousine Casey und ihr Mann sowie sein Cousin Durango und dessen Frau Savannah ihn vor ein paar Wochen besucht hatten. Dabei hatte Casey Sugar Foot geritten und sich damit allgemeine Bewunderung erworben. Natürlich hatte der Hengst sie auch abwerfen wollen, aber sie hatte sich erfolgreich im Sattel gehalten.

„Ich bin eigentlich ein ziemlich guter Reiter“, sagte Derringer jetzt. „Wobei ich natürlich nicht von dem legendären und einzigartigen Sid Roberts trainiert wurde wie Casey und ihre Brüder.“

Lucia nickte. Casey, Cole und Clint waren Drillinge und bei ihrem Onkel Roberts aufgewachsen. „Aus Fehlern kann man nur lernen“, erwiderte sie und trank einen Schluck Wasser.

„Ja, da hast du recht.“

Lucia hatte das Gefühl, dass sie eine kleine Erholungspause nötig hätte, und stand auf. „Wenn du mich einen Moment entschuldigst?“

„Ja, natürlich“, sagte Derringer sofort und erhob sich ebenfalls.

Lucia holte tief Luft. Am liebsten hätte sie das Restaurant fluchtartig verlassen und wäre nicht mehr wiedergekommen. Aber es half nichts. Als sie die Toilette ansteuerte, spürte sie Derringers Blicke im Rücken.

Derringer sah Lucia nach. Sie sah ziemlich sexy aus. Mit ihrer schmalen Taille und den leicht gerundeten Hüften konnte sie den knappen hellblauen Pulli und knielangen Rock gut tragen. Besonders groß war sie nicht, vielleicht einen Meter achtundsechzig, aber sie hatte schöne Beine, die jetzt in hübschen schwarzen Lederstiefeln steckten. Nur zu gut erinnerte er sich daran, wie ihre Beine sich in dieser unglaublichen Nacht um seinen Körper geschlungen hatten.

Er hatte Lucia mit ihrer ebenmäßigen braunen Haut und den glänzenden schwarzen Haaren, die sie gewöhnlich als Pferdeschwanz trug, immer schon hübsch gefunden. Dazu kamen ihre haselnussfarbenen Augen, die hohen Wangenknochen und das fein geschnittene Gesicht. Und ihre sinnlichen Lippen verfolgten ihn regelrecht in seinen Gedanken, vor allem wenn er sich vorstellte, was sie damit alles anstellen konnte …

Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und erinnerte sich daran, wie sie ihm vor Jahren, als er gerade von der Universität zurückgekommen war – sie musste ungefähr achtzehn gewesen sein und kurz vor der Abreise ins College gestanden haben –, zum ersten Mal aufgefallen war. Es war auf dem traditionellen Wohltätigkeitsball der Westmorelands gewesen. Damit sollte der Eltern von Derringer, seiner Tante und eines Onkels gedacht werden, die alle vier bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen waren, als Derringer noch in der Highschool gewesen war. Das Geld, das durch den Ball zusammenkam, war für die Westmoreland-Stiftung bestimmt, mit der Hilfsprojekte in der Gemeinde finanziert wurden. Auch Lucia hatte in Begleitung ihrer Eltern den Ball besucht.

Er hatte gerade an der Bowlenschüssel gestanden, als sie hereingekommen war, und konnte sich noch sehr gut daran erinnern, wie ihm bei ihrem Anblick der Atem gestockt hatte. Den ganzen Abend hatte er die Blicke nicht von ihr wenden können, und das war etlichen anderen Ballbesuchern irgendwann aufgefallen – unter anderem auch Lucias Vater.

Der hatte ihn dann, als der Abend schon fortgeschritten war, beiseitegenommen und gewarnt: Er würde nicht dulden, dass ein Mitglied der Familie Westmoreland seiner Tochter nachstellte! Das lag nicht zuletzt an Derringers Cousin Bane, der Crystal Newsome schon seit der Schule nachstellte. Da Bane die Neigung hatte, in Schwierigkeiten zu geraten, hatte Carl Newsome ihm verboten, seiner Tochter zu nahe zu kommen. Unglücklicherweise hatte Crystal andere Vorstellungen von ihrem Glück und war genauso verrückt nach Bane wie er nach ihr. Und zusammen sorgten sie für eine Menge Ärger. Einmal waren sie sogar zusammen durchgebrannt, aber Carl Newsome hatte seine Tochter aufgespürt und an einen geheimen Ort verbannt, während Bane in seinem Kummer zur Navy gegangen war.