Brennpunkt Candor - Wilfried Hary - E-Book

Brennpunkt Candor E-Book

Wilfried Hary

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Seuchenalarm auf Candor – ein Planet soll erobert werden. Zwei bahnbrechende Entdeckungen, gleichzeitig aber unabhängig voneinander auf zwei verschiedenen Planeten gemacht, bieten dem Konzernboss die Aussicht auf unendliche Macht und Reichtum ohne Grenzen. Mann muss nur skrupellos genug sein und Menschenleben dürfen keine Rolle spielen. Ein deutscher SF-Bestseller in Neuauflage

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI
PDF

Seitenzahl: 118

Veröffentlichungsjahr: 2023

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Brennpunkt Candor

1

 

 

 

 

 

 

 

Brennpunkt Candor

 

 

 

 

 

 

 

Wilfried Hary

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Copyright: Novo-Books im vss-verlag

Jahr: 2023

 

 

 

Lektorat/ Korrektorat: Franz Groß

Covergestaltung: Hermann Schladt

 

 

Verlagsportal: www.novobooks.de

 

 

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publika-tion in der Deutschen Nationalbibliografie.

 

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheber-rechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig

 

 

 

 

Etwas wurde anders; die vielstimmi­ge Geräuschkulisse der candoranischen Natur reagierte darauf und verebbte.

Das Mädchen Lisa verhielt unwill­kürlich im Schritt. Mit dem untrügli­chen Instinkt einer sensiblen Frau spürte sie die Veränderung, die sie nicht einmal in Worte zu fassen ver­mochte.

„Haben wir uns nicht schon zu weit vom Gleiter entfernt?“ fragte sie bang ihren Begleiter.

„Wie kommst du darauf?“

Das ferne Schreien eines Vogels wurde lauter und riss plötzlich ab.

Das Mädchen erschauerte. Ängst­lich sah es sich um.

„Vielleicht - vielleicht sollten wir umkehren? Ich - ich denke, dass ...“

Er zuckte die Schultern. Sein Ge­sicht blieb ausdruckslos.

„Nun, wenn du meinst. Vor einer Minute hast du noch anders gespro­chen!“

Sie hörte den leisen Vorwurf, such­te seinen Blick.

„Ich - ich weiß nicht recht, Ken. Da ist auf einmal so ein seltsames Ge­fühl.“

Dann hielt sie es nicht mehr länger aus, warf sich an seine Brust.

„Bitte, Ken, lass uns zurückgehen, bitte!“

Er packte sie an den Schultern. „Verdammt, Lisa, was ist denn in dich gefahren?“

„Hörst du es denn nicht?“

„Was soll ich denn hören? Vorhin sagtest du noch, wie romantisch die­se unberührte Natur sei. Hast du Angst vor wilden Tieren? Das ist un­sinnig, Lisa. Du kennst selber die Wirkungsweise der winzigen Sensotropen. Sie halten uns alles vom Leib, solange wir sie bei uns tragen. Kein Tier wird uns gefährlich.“

„Und wenn es sich gar nicht um ein Tier..begann sie zögernd. Doch dann schrie sie: „Ich will zurück, be­greifst du das denn nicht?“

Noch einmal versuchte Ken, sie zu beruhigen: „Lisa, komm zu dir! Ich bin hier, ich, Ken!“

Sie befreite sich aus seinem Griff, wirkte auf einmal ganz ruhig.

„Ich weiß nicht mehr den Weg zurück“, sagte sie. nachdenklich und blickte an den mächtigen Bäumen empor, deren dichtbelaubte Kronen Schatten warfen. Es war Mittag und doch hier, mitten im Wald, düster und unheimlich.

Nicht nur die Baumkronen ließen diese Düsternis entstehen!

Lisa schrie gellend, als sie den Himmel sah. Drohende Wolken türmten sich auf, als wollten sie die beiden einsamen Menschen erdrücken.

Die Natur stand still; es schien, als erwarte sie den Untergang.

Ken sah, was sei­ne Freundin so sehr beunruhigte und lachte.

Das hätte er bes­ser nicht getan, denn dieser Laut durchbrach mit brutaler Härte die Stille, verhallte zwischen den Stämmen der Baumriesen.

Lisa zitterte, wich vor ihrem Freund zurück, immer weiter, bis sich sich unvermittelt abwandte und davonrannte.

Der junge Mann stand wie vom Schlag getroffen, als könnte er es nicht fassen.

„Lisa, bleib! Du brauchst dich nicht zu fürchten. Nur ein Gewitter. Wir gehen zum Gleiter zurück, dann kann es uns nichts anhaben.“

Er verlor sie aus den Augen. Sie hörte nicht auf ihn.

Ken machte Anstalten, ihr zu fol­gen. Doch das Geräusch ihrer Schrit­te verstummte, als habe sie der Erd­boden verschlungen.

Lisa war erst ein Jahr auf Candor. Sie wohnte in der Geborgenheit der Stadt, die von einem Kraftfeld um­spannt wurde. Niemals zuvor hatte sie ein Gewitter in freier Natur er­lebt.

Jetzt spürte auch Ken die Angst. Das Gewitter würde Lisa töten. Sie musste zum Gleiter zurück, in Si­cherheit. Nur Ken jedoch war in der Lage, den Weg dahin zu finden.

Was sollte er tun? Wenn er nach dem Mädchen suchte, bestand die Gefahr, dass auch er sich verlief. Wie es aussah, ließ das Unwetter nicht mehr lange auf sich warten und würde bald mit Urgewalt über sie hereinbrechen.

Ken brachte es nicht fertig, seine Freundin im Stich zu lassen. Er eilte hinterher, blieb immer wieder stehen, hörte nichts, was auf sie hin wies, rannte wei­ter, die Panik in seiner Brust ignorie­rend.

Dann gelangte er an den Stein­bruch.

Es gab intelligente Wesen auf Can­dor. Sie waren verschlossen, hatten eine unverständliche und uner­gründliche Kultur und lebten zu­rückgezogen in den ausgedehnten Wäldern. Die menschlichen Siedler von Candor hatten wenig Kontakt mit den Ureinwohnern - und wenn, dann war dieser stets friedlicher Na­tur. Die Eingeborenen waren wenig zahlreich und duldeten die fremden Eroberer.

Dieser Steinbruch passte nicht in das Bild, das man sich von den Wesen machte. Wissenschaftler rätselten lange schon herum, wer hier einmal Steine gebrochen hatte, denn die Eingeborenen benutzten andere Werkstoffe zum Bau ihrer Hütten.

Ken verhielt im Schritt. Weiter vorn sah er Lisa laufen. Sie stolperte, fiel beinahe hin, fing sich im letzten Augenblick.

Das Areal war riesig. Man sah deutlich, dass gigantische Quader mit Gewalt gelöst worden waren. Und Lisa lief da, nicht wissend, in welcher Gefahr sie sich befand.

Inzwischen war Dunkelheit her­eingebrochen. Der Himmel war tief­schwarz und hielt die Strahlen der Mittagssonne ab. Kens Lungen brannten wie Feuer. Verzweifelt versuchte er, Lisa einzuholen. Wenn sie hier vom Unwetter überrascht wurden, waren sie völlig unge­schützt.

Das Mädchen überquerte das weite Gelände gottlob an der schmälsten Stelle. Als der erste Blitz nieder zuck­te, hatte sie die andere Seite er­reicht.

Sie war total erschöpft. Nach Atem ringend, warf sie sich zu Boden.

Ken hetzte heran, beugte sich über sie, blickte in ihre weit aufgerissenen Augen.

„Lisa!“ sagte er beruhigend, „ich weiß, das ist das erste Gewitter in deinem Leben. Hier gibt es kein schützendes Kraftfeld. Wir müssen in Sicherheit.“

Ihr Mund formte unhörbare Wor­te.

Ken zwang das Mädchen auf die Beine.

„Es ist zu spät, zum Gleiter zurück­zugehen. Komm, es gibt ein paar Höhlen. Dort suchen wir Unter­schlupf.“

Willenlos folgte sie ihm.

Die Höhle, die sie bald erreichten, war wenig geräumig, bot aber den beiden Menschen für die Dauer der Naturkatastrophe genügend Platz.

Ken machte sich schlimme Vor­würfe, dass er nicht vor ihrem Aus­flug den Wetterbericht eingeholt hatte. Candors Natur war unbere­chenbar.

Eng kauerte sich Lisa an ihren Freund. Sie zitterte noch immer.

Es roch nach Regen. Ken sah die Gewitterwand, die auf sie zukam.

Er hatte einen guten Blick auf den geheimnisvollen Steinbruch, den die Blitze gespenstisch beleuchteten.

Lisa hielt die Augen geschlossen. Auf diese Weise schirmte sie sich von der Umwelt ab. Das Unwetter musste für sie ein furchtbares Erlebnis sein.

Tropfen prasselten nieder - dicker als irdische Walnüsse. Blitze züngel­ten kreuz und quer über das Firma­ment, Donner rollte.

Ken blickte auf seine Armband­uhr. In spätestens einer Stunde hat­ten sie es überstanden. Davon war er überzeugt. Länger dauerte ein sol­ches Naturereignis nie.

Aber noch nie war es so schlimm gewesen.

Er redete sich ein, keinen Grund zum Pessimismus zu haben, sondern nur Geduld üben zu müssen. In der Höhle waren sie einigermaßen si­cher.

Sein Blick glitt über die schroffen Felswände des Steinbruchs. Ken sah dass einer der Blitze jenseits in den Wald fuhr, mehrere hundert Meter von seinem Standort entfernt. Der getroffene Baumriese wurde regel­recht gespalten. Meterhohe Flam­men schlugen empor, wurden vom prasselnden Regen jedoch schnell wieder gelöscht.

Der zweite Blitz - diesmal direkt in den Steinbruch!

Kens Kehle entrang sich ein unar­tikulierter Laut. Er vergaß die Enge der Höhle und sprang auf. Dabei stieß er mit dem Kopf gegen die Fels­decke.

Der junge Mann achtete nicht dar­auf, sondern starrte fassungslos auf ein unglaubliches Phänomen.

Der Blitz hatte einen Steinbrocken losgeschlagen, der mindestens eine Tonne wog. Aber der Brocken rollte nicht etwa talwärts. Er riss sich vol­lends los und flog zum Himmel, dabei immer schneller werdend!

Ken folgte dem Geschehen mit den Blicken, bis er nichts mehr von dem Stein sehen konnte.

Schwer ließ Ken sich zurückfallen. War er wahnsinnig geworden?

„Was ist mit dir, Ken? Ist dieses Unwetter noch nicht bald zu Ende?“

Lisa öffnete die Augen. Ken sah ih­re Angst.

Er schluckte schwer. Nein, er konnte es ihr nicht erzählen. Das war einfach unmöglich.

Ken war ein junger Geologe, kann­te den Steinbruch und das Gestein. Mit Lisa war er hergekommen, weil die Gegend romantisch war und - einsam.

Stabiler Felsen. Natürlich, er un­terschied sich von den Formationen auf anderen Planeten. Wo aber gab es schwere Gesteinsbrocken, die aus unerfindlichen Gründen das Fliegen lernten?

Ken rieb sich über die Augen. Er musste sich geirrt haben. Eine andere Erklärung gab es nicht.

Das Unwetter war längst nicht vorüber. Wenig später zuckte ein er­neuter Blitz mitten in den Stein­bruch, unweit von Ken.

Der Geologe beobachtete auf­merksam. Der Blitz spaltete den Fel­sen nicht, wie er zunächst angenom­men hatte. Es schien vielmehr, als sauge sich ein Teil des Gesteins voll mit der Energie und benutze diese Energie schließlich, um ...

Ken konnte es nicht fassen. Der Vorgang widersprach jeglicher Ver­nunft.

Und dennoch sah er es mit eigenen Augen. Steine lösten sich krachend aus dem Felsen und flogen davon.

Beim vierten Blitz, der auf diese Weise in den Steinbruch fuhr, sah es auch Lisa.

Ken überlegte nicht lange. Er rede­te dem Mädchen gut zu und über­zeugte sie schließlich davon, dass sie einer Halluzination erlegen war.

Als das Gewitter vorüberzog, gin­gen .sie zum Gleiter. Unterwegs war Ken sehr nachdenklich. Ein unge­heurer Zufall hatte ihn das Schau­spiel miterleben lassen. Er wusste, dass es zuvor kein Mensch jemals gesehen hatte, und auch, was diese Tatsache für ihn bedeuten konnte.

 

*

 

Professor John Soltam kratzte sich am Kinn, während er das bunte Ge­wimmel auf dem Bildschirm be­trachtete.

„Unglaublich!“ kommentierte sein Assistent.

Der Professor gönnte ihm keinen Blick.

„Wie viel haben wir letztes Mal ge­stoppt, Konheim?“

Fred Konheim knirschte mit den Zähnen.

„Zwanzig Sekunden - ganz exakt!“ Der Professor schüttelte sich.

„Ja, das ist wirklich unglaublich. Zehn Millionen Bakterien sind auf dem Objektträger versammelt. Ein einziges Virus setzen wir darauf an. In zwanzig Sekunden hat es sich so stark vermehrt, dass es sämtliche Bakterien vernichten kann.“

„Falsch, Professor!“ Konheim lä­chelte verzerrt. „Das Virus tötet die Bakterien, während es sich ver­mehrt!“

Soltam ging nicht darauf ein. „Vergrößern sie!“

Sein Assistent wusste, was der Pro­fessor sehen wollte. Der Wissen­schaftler suchte nach einer Erklä­rung. Wie vermehrte sich das Virus? Was ging auf dem Objektträger vor?

Die Vergrößerung wurde so stark, dass man eine Gruppe von Bakterien erkennen konnte.

„Fixieren!“ befahl Soltam.

Der Assistent schaltete ein Kraft­feld ein. Die Bakterien wurden da­von in ihren blitzschnellen Bewe­gungen gehemmt. Sie blieben im Vergrößerungsbereich.

Es waren fünfzig. Soltam hätte sie einzeln zählen können.

„Vergessen Sie nicht die Kameras, Konheim!“

„Sind bereit!“ versicherte der Assi­stent.

Die Kameras liefen mit hoher Ge­schwindigkeit. Sie dehnten die Zeit. Vielleicht würden die Aufnahmen endlich Aufschluss geben?

„Jetzt das Virus!“

Die elektronische Stoppuhr lief, die Kameras nahmen von mehreren Sei­ten auf.

Soltam wagte nicht einmal zu blinzeln. Unverwandt hielt er seinen Blick auf den Schirm gerichtet.

Durch einen technischen Trick er-, schien das Bild plastisch.

Die gehemmten Bewegungen der Bakterien verlangsamten sich bis zum Stillstand. Sie veränderten ihre Oberflächenstruktur und Farbe.

Tot!

Von dem Virus hatte Johan Soltam nichts gesehen. Konnte es durch das Kraftfeld nicht auf gehalten werden?

„Man hätte es einfach sehen müs­sen!“ murmelte der Professor. „Die Vergrößerung ist ausreichend.“

Er rieb sich über die brennen Au­gen.

„Bin gespannt, was die Aufnahmen zeigen.“

Es war das erste Mal, dass der Vor­gang so gefilmt worden war. Das Bild auf dem Schirm zuckte. Dann folgte die Spezialwiedergabe.

Geduldig warteten die beiden Wis­senschaftler.

Und dann wurde das Unglaubliche augenscheinlich!

„Ein Killervirus - im wahrsten Sinne des Wortes!“ murmelte der Professor ehrfurchtsvoll.

Die Viren waren wesentlich klei­ner als ihre relativ behäbigen Geg­ner. Mit unglaublicher Geschwin­digkeit vermehrten sie sich. Dazu be­nutzten sie die RNS der Bakterien.

„Eine Kettenreaktion!“ Konheim versuchte vergeblich, das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken. „Aus einem Virus werden zwei, aus zwei vier und aus vier acht und so fort. Innerhalb von zwanzig Sekun­den gibt es mehr Viren als Bakterien. Der Verlust ihrer RNS gibt die Opfer dem Tod preis.“

Professor Soltam kehrte zu seinem Platz zurück.

„Schalten Sie das Licht ein!“ Sekundenlang bedeckte er die ge­blendeten Augen. Dann suchte sein Blick den des Assistenten.

„Es bleibt die Frage, welche Konse­quenzen wir aus unserem Experi­ment ziehen müssen.“

Konheim wich aus.

„Wenn wir das Virus, das wir ent­wickelt haben, auf einen Menschen ansetzen, könnte es ihn töten.“

Soltam nickte.

„Es käme auf einen Versuch an!“ Die Augen seines Assistenten wei­teten sich entsetzt.

„Sie wollen doch nicht wirklich ...“ Konheim wagte nicht, den Satz zu vollenden.

Der Professor lachte gekünstelt. „Sie sind ein Wirrkopf, Konheim! Natürlich werde ich kein Experi­ment zuungunsten eines Menschen vornehmen. Dazu ist die Sache zu ernst und zu gefährlich. Aber schließlich gibt es Versuchstiere.“ „Wann werden wir das Experi­ment starten?“

Der Professor sprang auf.

„Sofort!“ rief er. „Allerdings muss ich mich erst um eine Genehmigung bemühen. Sie wissen ja, Versuche mit lebenden Tieren werden gerade wieder in der letzten Zeit von allen Seiten scharf angegriffen.“

Er ging zum Interkom und setzte sich mit dem allmächtigen Konzern­chef persönlich in Verbindung.

John Soltam hatte Glück. Grant Felkom meldete sich.

„Was gibt es?“ fragte er stirnrun­zelnd, als er seinen Forschungsleiter erkannte.

Viel verstand er nicht von dem, was ihm Soltam erklärte, aber am Ende willigte er ein, als die Rede auf eine Erweiterung der Forschungsar­beit kam.

 

*

 

UNITED STELLAR stand in gro­ßen Lettern auf dem Giebel des Hochhauses. Ken brauchte nicht zu zählen, um zu wissen, dass das Ge­bäude einhundertzwanzig Stock­werke besaß. Er ging grüßend am Portier vorbei und steuerte auf die geologische Abteilung zu.

„Hallo!“ rief Sin, Kens älterer Freund und Kollege, als der junge Geologe die Büroräume betrat. „Ich dachte, du hättest heute deinen frei­en Tag.“

„Das dachte ich allerdings auch!“ Ken blickte sich suchend um. Sie wa­ren allein.

„Was ist los?“ Sin wurde miss­trauisch.

Sein Freund stützte sich mit beiden Armen auf die Schreibtischplatte und sah ihn durchdringend an.

„Ich brauche deine Hilfe, Sin!“

„Wozu?“

„Etwas, zu dem ich allein wenig beitragen kann! Du musst dich vor­läufig damit begnügen.“ Er zählte an den Fingern ab. „Ich brauche einen Experimentiergleiter aus der Abtei­lung, ein kleines Energieaggregat, geologische Spezialwerkzeuge und deine Anwesenheit.“ Ein Blick auf die Uhr. „Das innerhalb der nächsten zwei Minuten - längste Frist!“

Sin stand auf.

„Ah. Ich soll also alles stehen und liegen lassen und dem geheimnisvol­len Ruf eines Freundes folgen. Und wie stellst du dir das vor?“

„Ich gehe schon voraus, habe noch etwas zu erledigen. Vor dem Gebäu­de treffen wir uns.“

Sin sperrte Mund und Augen auf und sah seinem Freund nach.