Erde im Umbruch - Wilfried Hary - E-Book

Erde im Umbruch E-Book

Wilfried Hary

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Beschreibung

Eine Erde voller Probleme: die natürlichen Ressourcen gehen zu Ende, Menschen verhungern und sterben im Elend. Krankheiten greifen um sich. Radikale Rebellengruppen wollen mit Gewalt und Terror die alte Macht stürzen und ihre eigenen Ideen durchsetzen. Und jetzt starten sie ihre bisher größte, weltweite Aktion. Menschheit am Abgrund – das Ultimatum der Rebellen läuft Ein SF-Bestseller in Neuauflage – heute aktueller den je.

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Seitenzahl: 130

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Erde im Umbruch

 

 

 

 

 

 

 

Wilfried Hary

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Copyright: Novo-Books im vss-verlag

Jahr: 2024

 

 

 

Lektorat/ Korrektorat: Franz Groß

Covergestaltung: Hermann Schladt

 

Verlagsportal: www.novobooks.de

 

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publika-tion in der Deutschen Nationalbibliografie.

 

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheber-rechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig

 

 

 

 

1

 

Die Aktion begann, als die Dämmerung hereingebrochen war. Zehn gut bestückte Gleiter mit jeweils fünf Männern Besatzung bildeten die Vorhut. Dicht über den sanft gewellten Dünen der Sahara rasten sie dahin, durch den Luftsog Fontänen von Sand aufwirbelnd, die als auseinandertreibende Wolken zurückblieben. Sie bildeten eine unübersehbare Spur, wenngleich sich niemand dafür interessierte und diejenigen, denen das Manöver galt, nichts davon ahnten.

Weit genug vor Alt-Timbuktu gab Oberst Harri Weiler über Funk den entscheidenden Befehl, woraufhin die Formation ihre Geschwindigkeit drosselte und sich dem Boden entgegen senkte. Noch während die Gleiter ihre Landeräder in den verkrusteten Sand gruben, blickten die fünfzig Männer, die an der Aktion beteiligt waren, durch die Scheiben zu der uralten Stadtkulisse hinüber.

Der Oberst gab letzte Anweisungen: „Wir bilden fünf Gruppen. Jede der Gruppen besteht aus zehn Männern. Das erste Team betritt die Stadt zu Fuß und wird uns, falls es ohne Gefahr möglich erscheint, über Jeden entscheidenden Schritt in Kenntnis setzen. Alle anderen bleiben in Bereitschaft, bis ich meine Anordnungen diesbezüglich ändere. Wir haben hier eine wichtige Aufgabe wahrzunehmen, und jeder einzelne ist dafür verantwortlich.“

Die Männer waren sorgfältig ausgewählt und ausgezeichnet vorbereitet, weshalb das Folgende wie reinste Routine anmutete. Nicht umsonst gehörten sie zur Elite der sogenannten Weltpolizei. Sie richteten sich schweigend nach dem, was der Oberst gesagt hatte, und bald marschierten die ersten zehn Männer los.

 

*

 

Einer der zehn Männer hieß Harvey Mattingly. Er war auf sich allein gestellt - wie jeder seiner neun Kameraden, die sich sofort nach Erreichen der Stadtgrenze von Alt- Timbuktu getrennt hatten.

Beim Anblick der uralten Häuser spürte Harvey Mattingly fast so etwas wie Ehrfurcht in sich aufsteigen. Es war ihm bekannt, dass die wenigen Menschen, die in diesen Gemäuern versteckt vor der Umwelt lebten, ein eigentlich unwürdiges Dasein führten. Doch sie taten das freiwillig.

Sie zogen die Armut und den Hunger vor und lehnten es ab, in eine der vollklimatisierten Städte umzuziehen. Mehrmals schon war versucht worden, eine Zwangsräumung durchzuführen. Mit wenig Erfolg. Es gab zu viele Verstecke und Schlupfwinkel. Immer wieder gelang es den Unentwegten, ihre Außenseiterstellung zu behaupten.

Hätte man die Überreste der uralten Stadt in der ehemaligen Republik Mali zerstört, wäre das Problem ein für alle Mal gelöst gewesen. Aber mit den Ruinen hätte man auch Menschenleben vernichtet, und davor schreckte man verständlicherweise zurück.

Seit vielen Jahren gab es ein neues Timbuktu und mehrere Nachbarstädte, die wie gigantische Pilze aus dem kargen Boden geschossen waren.

Diese Dinge gingen dem Polizisten Harvey Mattingly durch den Kopf. Er drückte sich in den Schatten einer zernarbten Hausfassade. Der runde Vollmond, der bislang die einzige Lichtquelle dargestellt hatte, verbarg sich hinter einer Wolkenbank. Das verhieß nichts Gutes. War es der Vorbote eines nahenden Sandsturms? Harvey beschäftigte sich mit dieser Frage nicht weiter. Er machte den momentanen Lichtmangel dadurch wett, indem er seine Infrarotbrille aufsetzte, die zur Ausrüstung gehörte. Die Fehlfarben, die für ihn nunmehr sichtbar wurden, verwirrten ihn etwas. Sie verliehen der tristen Umgebung einen Hauch von Surrealismus.

Kühler Wind kam auf, der durch die verlassenen und trümmerübersäten Straßen blies und Harvey frösteln ließ. Er kuschelte sich tiefer in den vollklimatisierten Mantel. Die mörderische Hitze des afrikanischen Tages wich rasch der Kühle der Nacht.

Erneut beschäftigten sieh Harveys Gedanken mit der Stadt und vor allem auch mit seinem Einsatz. Eigentlich hatten sie lediglich einen anonymen Tipp bekommen.

Fortwährend wurden die Grundfesten der überzivilisierten Menschengesellschaft von Terroranschlägen erschüttert, Immer radikaler waren die Gesetze geworden, um der ständigen Gefahr Herr zu werden, Im Moment sah es so aus, als sei ein vorläufiger Höhepunkt erreicht , Es galtmals ein offenes Geheimnis, dass die einzelnen radikalen Organisationen einen Pakt schlossen, um gemeinsam und solchermaßen erstarkt gegen die Zivilisation entscheidende Schläge zu führen. Und ausgerechnet in Alt Timbuktu sollte die ausschlaggebende Konferenz der Größten unter den Terroristen abgehalten werden,

Normalerweise wäre es das Gebot der Stunde gewesen, sämtliche verfügbaren Kräfte aufzubieten und die Konferenz zu zerschlagn, doeh die Erfahrungen der Vergangenheit hatten eindringlich genug gezeigt, dass solchen Gewaltaktionen kaum Erfolg beschieden war. Deshalb befand sich Harvey Mattingly zu Fuß hier - mit nur neun Kameraden, um gegen den erklärten Feind der Gesellschaft anzurücken, Umsichtig mussten sie Vorgehen. Die Führer der Radikalen hatten nicht umsonst diesen Ort für ihre Versammlung gewählt. Ihr Vorteil, schnell untertauchen zu können, musste mit polizeilicher List kompensiert werden. Diese Nacht musste die Nacht der Entscheidung sein.

Harvey Mattingly tastete unbewusst nach dem winzigen Funkgerät an seinem Handgelenk. Er brauchte nur einen Knopf zu drücken, falls es ihm angesichts einer plötzlichen Gefahr nicht mehr rechtzeitig gelang, mündlich seinen Standort zu beschreiben. Der Leiter der Aktion, Oberst Harri Weiler, ließ außerhalb von Timbuktu empfindliche Ortungsgeräte stationieren, die innerhalb von Sekunden auf den Meter genau den Aufenthaltsort Harveys oder einer seiner Kameraden ausfindig machen konnten. Natürlich durften die eingesetzten Männer diese Einrichtung nur im äußersten Notfall bemühen. Die Weltpolizei würde dann keinen Wert mehr auf Geräuschlosigkeit und Geheimhaltung zu legen brauchen. Mit ihren schnellen Gleitern würden die Männer herbeieilen, um nachdrücklich einzugreifen, denn waren Harvey und seine Kameraden erst einmal entdeckt, half nur noch Schnelligkeit.

Obwohl der Oberst sie angewiesen hatte, ständig über jeden wichtigen Schritt eine Meldung abzugeben, mussten sie äußerst vorsichtig sein, denn es war damit zu rechnen, dass der Gegner gut ausgerüstet war und entsprechende Sicherheitsvorkehrungen getroffen hatte. In ihrer Situation durfte die Weltpolizei eines nicht tun: die Radikalen unterschätzen!

Harvey Mattingly kam an eine Kreuzung und musste hier die Straße überqueren. Er bewegte sich langem und scheinbar mühsam über das staubige Pflaster. Ein zufälliger Beobachter musste ihn so für jemanden halten, der in diese Umgebung gehörte. Das jedenfalls hoffte der junge Weltpolizist.

Auf der anderen Seite angekommen, atmete Harvey unwillkürlich auf. Er beruhigte seine angespannten Nerven indem er über seine Umgebung nachdachte. Gegenwärtig war es kaum noch vorstellbar, dass dieses alte Timbuktu vor langer Zeit einmal Verkehrsknotenpunkt von Mali gewesen war und als Handelsstadt am Niger eine große wirtschaftliche Rolle gespielt hatte. Seit 1960 selbständige Republik, hatte Mali in den siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts fünf Millionen Einwohner erreicht. Das ergab etwa vier Einwohner pro Quadratkilometer des tropischen Gras- und Buschsteppenlandes am mittleren Niger. Das Nigertal ist teilweise stark versumpft. Im Norden geht Mali in die Wüste Sahara über, wo es Anteil an den Sandwüsten Erg Chech und Erg in Sakkane sowie am Gebirgsland Adrar des Iforas hat. Die Bevölkerung war auch heute noch islamisch und rekrutierte sich aus Stämmen der Sudanneger, der Fulbe, den Mauren und der berberischen Tuaregs. Längst war Afrika jedoch vereint und gehörte den Afrikanern, die sich selbst verwalteten und nur der gewählten Welt unterstanden. Mali war voll integriert und hatte sein Dasein als Einzelstaat aufgegeben.

Harvey Mattingly erwachte aus seinen Überlegungen, als er den Schatten weiter vorn gewahrte, der an der Hauswand lehnte. Sofort blieb er stehen und drückte sich tiefer in das Dunkel. Die Infrarotbrille vermittelte Harvey ein einigermaßen klares Bild. Trotzdem wäre es wünschenswert gewesen, man hätte sie mit einem Minicomputer verbunden, der die aufgenommenen Werte derart verarbeitete, dass dem Betrachter die Umgebung wie taghell beleuchtet erschien. Das jedoch hätte Energie verbraucht, deren Erzeugung geortet werden konnte.

Harvey widerstand dem Impuls, per Funk eine Nachricht durchzugeben. Der Mann, der da an der Hauswand lehnte, war ein zu auffälliges Merkmal, als dass man darüber hätte stolpern können. Er versah gewiss nicht nur die Funktion eines Wächters, sondern auch die eines Lockvogels, um einen eventuellen Gegner zu Unüberlegtheiten zu verleiten, und die Benutzung des Funkgeräts wäre zweifelsohne eine solche Unüberlegtheit gewesen. Nein, Harvey musste anders vorgehen.

Überzeugt davon, endlich den Ort der Konferenz herausgefunden zu haben, arbeitete sich der junge Weltpolizist näher. Es wäre natürlich klüger gewesen, den umgekehrten Weg zu nehmen und die Kameraden in Kenntnis zu setzen, aber daran mochte er gar nicht denken. Eine Art Jagdfieber hatte ihn gepackt, und er verfiel der Illusion, als Einzelperson etwas ausrichten zu können.

Endlich war der Polizist nahe genug, um Einzelheiten des Gebäudes erkennen zu können. Es besaß drei Stockwerke, und nichts deutete darauf hin, dass es bewohnt war. Sämtliche Fensterscheiben waren zersplittert und das Dach teilweise abgedeckt. Plötzlich wurde Harvey bewusst, dass in der untersten Etage Licht brannte. Nur aufgrund seiner Spezialbrille bemerkte er es, denn man gab sich redlich Mühe, den verräterischen Schein abzuschirmen. Nur die geringfügig größere Wärmeemission war nicht zu verbergen gewesen. Bedurfte es noch eines weiteren Beweises, dass dies hier die Höhle des Löwen war?

Harveys Herz schlug bis zum Hals. Er überlegte sich seine weiteren Schritte, und jetzt zog er erstmals in Betracht, dass er möglicherweise trotz allem einem Irrtum aufgesessen war, denn schließlich galt es als bekannt, dass ln Alt Timbuktu Menschen wohnten. Und wenn Harvey jetzt lediglich eine der Behausungen vor sieh hatte, in der sieh die Bewohner des verfallenen Ortes vor der Zivilisation versteckten?

Es bedurfte einer gewissen Zeit, bis Harvey Mattingly diesen Problemkomplex in Gedanken abgehandelt hatte. Schließlich gelangte er zu dem Schluss, dass es nur eine Möglichkeit gab, Gewissheit zu erlangen Er musste handeln!

Er entsicherte seine Strahlwaffe, versteckte sie in der Außentasche seines Überziehers und trat aus seinem Versteck.

Reiner Zufall, dass beinahe gleichzeitig die Scheibe des Vollmonds frei wurde und die Straße mit milchigem Licht übergoss.

Der Schatten an der Hauswand erstarrte. Die beiden Männer maßen sich für den Bruchteil einer Sekunde mit den Augen. Wie würde Harveys Gegenüber reagieren? War der Freund wirklich ein harmloser Bürger, ein Individualist, den ungewisse Gründe in Timbuktu hielten?

 

*

 

Die Reaktion des Fremden war ungewöhnlich zu nennen und ließ nur einen Schluss zu: Harvey Mattingly hatte richtig vermutet!

Blitzschnell griff der Mann unter seine Jacke. Zumindest war das seine Absicht, doch Harvey reagierte schneller, indem er seinen Strahler zeigte. Die Hand des Fremden stoppte mitten in der Bewegung.

Harvey sprang sofort vor. Das hätte er allerdings besser bleiben lassen sollen, denn die Linke des Gegners zuckte hoch, und der Weltpolizist sah durch seine Spezialbrille eine plötzliche Energieentfaltung, die nur identisch mit einem aktivierten Abstrahlfeld sein konnte. Reflexartig wich er zur Seite. Ein lautloser Blitz zuckte auf und verfehlte nur knapp sein Ziel. Harvey verzichtete auf eine Erwiderung, da seine Treffsicherheit in dieser Sekunde naturgemäß zu wünschen übrig ließ. Erst musste er den genau berechneten Bewegungsablauf zu Ende bringen. Das bedeutete: er ließ sich zu Boden fallen, vollführte zwei rasche Drehungen und kam dann auf den Bauch zu liegen. dass er richtig gehandelt hatte, zeigten zwei weitere Schüsse, die ihn knapp verfehlten.

Harveys Daumen senkte sich nun ebenfalls auf den Auslöser, doch der Weltpolizist brauchte die Waffe nicht mehr zu aktivieren, da der Gegner sein Heil in der Flucht suchte. Er drehte sich um die eigene Achse und überbrückte die Entfernung zum Hauseingang mit zwei mächtigen Sprüngen. An das Signalgerät, das er zweifelsohne am Körper trug, schien er nicht mehr zu denken.

Harvey Mattingly schreckte davor zurück, dem Mann in den Rücken zu schießen und somit zum Mörder zu werden. Außerdem waren die vorangegangenen Energieschüsse gewiss schon verräterisch genug gewesen, wie er meinte. Er federte gekonnt vom Boden hoch und setzte dem Flüchtenden nach. In dem dunklen Hauseingang holte er ihn ein. Seine linke Handkante sauste nieder und traf den Nacken des Mannes.

Es war Harveys Pech, dass der Gegner dabei eine unvorhergesehene Bewegung machte und damit dem Schlag die Wirkung nahm. Im weiteren Verlauf musste Harvey einsehen, dass er die Situation völlig falsch eingeschätzt hatte. Ein Ellenbogen bohrte sich in seine Magengrube und raubte ihm für einen Augenblick den Atem. Keuchend taumelte er rückwärts. Der Gegner vollführte eine halbe Drehung und nutzte den so entstehenden Schwung zu einem weiteren Schlag.

Der Fremde nahm die Gelegenheit wahr und entwaffnete ihn. Dann schickte er sich an, Harvey Mattingly in das Innere des Hauses zu zerren.

In dem Moment änderte sich die Szene schlagartig. Ein dritter Mann tauchte plötzlich auf.

Der Wächter der Radikalenversammlung überlegte nicht lange und wollte schießen. Bevor sich jedoch der erste Energieblitz lösen konnte, vom Abstrahlfeld gebündelt, traf es ihn selbst. Ein glühendes Feuerschwert schien sich in seine Brust zu bohren. Eine schwarze Hand packte sein Bewusstsein und schleuderte es in einen finsteren Abgrund.

Neben Harvey Mattingly fiel der Wächter zu Boden.

Schritte näherten sich. Der dritte Mann schaute auf den Toten, und in seinem Gesicht zuckte es. Auch er war ein Polizist, und es wurde ihm bewusst, dass er in erster Linie dafür ausgebildet war, Gewalt zu verhindern und nicht, Gewalt auszuüben.

Auch Harvey Mattingly erschrak, als er den Toten entdeckte. Sein Kamerad hatte jedoch in Notwehr gehandelt und ihm, Harvey, dabei das Leben gerettet. Trotzdem schien sich in seinem Magen plötzlich ein Stein zu bilden.

Die harte Ausbildung siegte schließlich über die Gefühle der beiden Männer. Obwohl innerlich noch aufgewühlt, folgten sie den Erfordernissen der Situation. Wenn die Radikalen wirklich entsprechende Ortungsgeräte besaßen, mussten sie inzwischen bemerkt haben, was hier draußen gespielt wurde. Deshalb galt es, sofort weiterzumachen, ehe es zu spät war. Leider hatte sich die Sache nicht wunschgemäß entwickelt. Harvey Mattingly war falsch

vorgegangen und hatte voreilig gehandelt - eine Tatsache, die ihm im Moment nicht einmal zu Bewusstsein kam.

 

*

 

Die Konferenz hatte einen Höhepunkt erreicht - zu einem Zeitpunkt, an dem die Ereignisse vor dem Haus noch nicht stattgefunden hatten.

Einer der Teilnehmer rief leidenschaftslos aus: „Der seit 1883 französische Sudan, der 1904 ein Glied Französisch-Westafrikas wurde, erhielt 1958 Autonomie.“ Das klang fast wie die Auskunft eines Geschichtscomputers, und so schienen es die anderen auch zu verstehen. Ungeduldige Gemüter meldeten sich zu Protesten. Der Redner ließ sich allerdings nicht davon beirren. Sein Blick schweifte über die relativ kleine Versammlung von einem guten Dutzend Männer und Frauen.

„Dieser französische Sudan schloss sich mit Senegal und vorübergehend auch mit Dahomey und Volta zur Maliförderation zusammen, die 1960 selbständig wurde und bald wieder zerfiel. Danach war das Gebiet unter dem Namen Mali eine selbständige Republik!“

Sein Nachbar schlug mit der Faust auf den Tisch.

„Was sollen diese geschichtlichen Daten?“

Der Sprecher fixierte den Zwischenrufer.

„Mein lieber Gamal Sheik“, begann er dozierend, „ich wollte damit nur begreiflich machen, dass Mali zu sehr mit Schwarzafrika verwurzelt ist. Es wäre gefährlich, ausgerechnet diese Gegend hier zu einem Bollwerk zu machen. Die stärksten Gegenkräfte sammeln sich im afrikanischen Mittelmeerraum, und dort sollte vorläufig auch unser Zentrum bleiben.“

„Deine Beispiele wurzeln hundert Jahre und mehr in der Vergangenheit und haben heute keine Gültigkeit mehr“, widersprach Gamal Sheik heftig. Sein Gesicht rötete» sich. „Auf jeden Fall lasse ich diese» Argumente nicht gegen meinen Plan gelten. Ich sehe die Gegenwart und weiß, dass Millionen von Menschen, unbemerkt von der Welt, von Algerien aus über die Wüste Sahara nach Mali gebracht werden können. Dieses Land ist ein Keil in Schwarzafrika, und einen solchen Umstand sollten wir für unsere Zwecke nutzen. Vom Osten unseres Kontinents aus werden wir uns alle Länder einverleiben, unaufhaltsam!“

Er hatte sich in Ekstase gerodet. Zum Weiterreden kam er jedoch nicht. Eine der anwesenden Frauen sprang von ihrem Sitz auf. Ihre dunklen Augen schienen Feuer zu sprühen.