Bruckmann Wohnmobil-Guide: Ostseeküste mit dem Wohnmobil. Routen in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. - Torsten Berning - E-Book

Bruckmann Wohnmobil-Guide: Ostseeküste mit dem Wohnmobil. Routen in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. E-Book

Torsten Berning

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Beschreibung

Rund 2.250 Kilometer deutsche Ostseeküste, dazu noch die Inseln Fehmarn, Poel, Rügen und Usedom – das lässt viel Spielraum für die Urlaubsplanung mit dem Wohnmobil. Wunderbare Anregungen für Touren entlang der deutschen Ostsee bietet dieser Wohnmobilreiseführer: Naturlandschaften und Biosphärenreservate, Buchten und Flussläufe, Ostseebäder und Städtehighlights. Inspiration garantiert, nachfahren empfohlen!

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Blick vom Stellplatz Walkyrien

Torsten Berning

OSTSEEKÜSTE

MIT DEM WOHNMOBIL

Die schönsten Routen von Schleswig-Holstein bis Mecklenburg-Vorpommern

Strand Sellin

INHALT

FASZINATION OSTSEEKÜSTE

DIE ROUTEN

1FISCH AM HAKEN IM VIELFÄLTIGEN LAND DER ANGELN

Von der Flensburger zur Kieler Förde

2VON BRASILIEN ÜBER KALIFORNIEN DURCH DIE SCHWEIZ

Holsteinische Schweiz und Urlaubsinsel Fehmarn

3HERRLICH IDYLLISCH: MECKPOMM – WIR KOMMEN!

Von Boltenhagen bis Ahrenshoop

4NATÜRLICH SCHÖN: DIE GRÖSSTE DEUTSCHE INSEL

Über den Darß zur Inselrunde auf Rügen

5DAS BLAUE WUNDER, DIE WEISSE DÜNE UND DER FLUGPIONIER

Von Greifswald über Usedom nach Anklam

REISEINFORMATIONEN VON A BIS Z

REGISTER

P. S.

STRASSENATLAS

IMPRESSUM

» FASZINATION OSTSEEKÜSTE

Camping Darßer Ort
Stellplatz Camping Walkyrien Bliesdorf

Obwohl beide Bundesländer an der gleichen Küste liegen, kann die Ausprägung Schleswig-Holsteins und Mecklenburg-Vorpommerns in unseren Köpfen gar nicht unterschiedlicher sein. Gehörte doch der eine Teil mehr als vierzig Jahre nicht so wirklich in unser »Urlaubsportfolio«, während der andere, kleinere Teil schon immer eine feste Größe in unserer Planung war: Kieler Woche, Lübeck mit seinem Marzipan, die Strände von Damp oder die Ferieninsel Fehmarn … Dann erweiterte sich 1990 der Horizont für uns um so klangvolle Namen wie Wismar und Stralsund. Auch die Inseln Rügen und Usedom waren plötzlich zum Greifen nahe, wollten erobert werden!

Selbst wenn wir nur an den Anfang des neuen Jahrtausends zurückdenken, war der Wohnmobiltourismus damals noch etwas ganz Besonderes, manchmal auch etwas Vergessenes. Doch während im Westen die Campingplätze schon ihre Standards hatten und sich die Wohnmobilstellplatz-Kultur entwickelte, wurde im Osten vielerorts erst die Klärung der Besitzverhältnisse abgeschlossen. Mittlerweile hat sich auch dort einiges getan, viel Mühe und Geld wurde investiert in die Infrastruktur. Und alle wollen gute Gastgeber sein. So mancher Stellplatz ist zwar nicht perfekt, aber das wird mit viel Liebe und Einsatz wettgemacht, um dem Wohnmobiltouristen ein schönes Plätzchen für die Nacht oder länger zu bieten. Für beide Bundesländer gilt: Ein freundliches »Moin, Moin« kommt überall gut an und öffnet so manche Schranke! Da alle Besonderheiten schwer über einen Kamm zu scheren sind, stellen wir im Folgenden zunächst Schleswig-Holstein und im Anschluss Mecklenburg-Vorpommern vor.

DIE OSTSEEKÜSTE SCHLESWIG-HOLSTEINS

600 lange Ostseeküstenkilometer nennt Schleswig-Holstein sein Eigen, und es ist die Region der sich anziehenden Gegensätze. Da sind zum einen belebte Badestrände und zum anderen beinahe menschenleere Küstenabschnitte, prall gefüllte Seebäder und Hafenstädte, aber auch beschauliche kleine Fischerdörfer, 5-Sterne-Camping in Damp und der einsame Stellplatz am Bauernhof. Kaum eine Küste zeigt sich so vielfältig wie diese. In der Gunst der Urlauber spiegelt sich das klar wider, haben sie doch Schleswig-Holstein zu einem der Top-Plätze in der Bundesliga deutscher Urlaubsregionen verholfen. Ob gemütlicher Bummel in maritimer Atmosphäre oder Party auf der Kieler Woche, Kunst und Kultur im Museum oder Wildpark für Kinder, zahlreiche Festivals, dazu verlockende Wellnessangebote oder Segeln und Windsurfing, was das Zeug hält – hier findet jeder Gast tolle Bedingungen für einen gelungenen Urlaub.

Hafen Travemünde

Familien mit Kindern lieben den sanft ins Ostseewasser übergehenden Strand, an dem nicht Ebbe und Flut das Badevergnügen bestimmen, sondern die Urlauber selbst. Dabei beschränkt sich der Bade- und Wellnessspaß längst nicht mehr nur auf die Ostseefluten: Viele Campingplätze in der Region machen den Urlaubern inzwischen Angebote, die über den Standard weit hinausgehen und für Anregung und Entspannung zugleich sorgen.

Nicht nur die Anhänger von Trendsportarten wie Kiten oder Stand-up-Paddling fühlen sich hier wohl, ganz im Gegenteil. Erholsame Spaziergänge entlang der Steilküsten mit grandiosen Blicken über die Ostsee sind weiterhin »voll in«. Wanderer wie Radfahrer schätzen ausgedehnte Touren durch das sanft hügelige Hinterland, genauso die unzähligen Feld- und Waldwege entlang der Küste. Für den Naturschutz wurden viele Strand- und Seeufer unter besonderen Schutz gestellt. Dadurch hat sich besonders die Tierwelt erholt, die wir nun vermehrt zu Gesicht bekommen.

»… man hat Ruhe und frische Luft, und diese beiden Dinge wirken Wunder und erfüllen Nerven, Blut und Lungen mit einer stillen Wonne.« So kann es nur ein Schriftsteller wie Theodor Fontane ausdrücken. Im Jahre 1863 schrieb er diese Zeilen seiner Familie und empfahl eine Reise an die Ostsee. Wer will, taucht in Travemündes kleinem und feinem Museum in die frühe Zeit des Bäderbetriebes ein. Bereits 1802 kamen nach Travemünde die ersten Badegäste. Es war der Startschuss für den Tourismus und Zug um Zug entwickelten sich die Traditionsbäder an der Lübecker Bucht, in denen auch heute noch am meisten los ist. Der Fremdenverkehr wurde für die Einheimischen schnell zu einer wichtigen Einnahmequelle.

Tagesgruß an der Küste

Die Badeorte liegen hier in kurzen Abständen aneinander aufgereiht. Richtung Norden zur Flensburger Förde hin ändert sich dieses Bild. In Angeln findet man weitläufige Strände mit einsamen Buchten und Wäldern, dahinter kleine Dörfer mit fruchtbaren Bauernlandschaften, Felder, Knicks und die dazugehörigen Mühlen. Hier biegt die Schlei ein und schlängelt sich durch eine liebliche Landschaft, die in unzähligen Bildern von Malern bis heute festgehalten werden. Kühe stehen bis ans Wasser im sattem Grün der Wiesen und die Fischerboote in den kleinen Häfen wie Arnis glänzen in der Abendsonne wie funkelnde Diamanten.

An der Schlei

Auf der angrenzenden Halbinsel Schwansen erleben Sie das reiche Schleswig-Holstein mit seinen riesigen Guts- und Herrenhäusern, die sich zum Teil zu kleinen Ortschaften ausbilden. Die Halbinsel zwischen der Eckernförder Bucht und Kiel ist der Dänische Wohld – unberührte Natur mit einer 15 Kilometer langen Steilküste, die ungewöhnlich dicht bewaldet ist. Kiel selbst liegt eingebettet in seiner Förde, bis heute Deutschlands größter Passagierhafen und Standort für Schiffsbau. Ein großer Teil des Bauernlandes an der östlichen Kieler Bucht gehörte einst zum Kloster Preetz. Preetz liegt südlich in der seenreichen Holsteinischen Schweiz, in die wir auch eintauchen werden. Das facettenreiche Hinterland mit seinen Backsteinkirchen, malerischen Dörfern und Bauernhöfen sollten Sie auf keinen Fall verpassen. Es bietet mit prächtigen Alleen einen echten Kontrast, den man so nicht erwarten würde. Goldgelbe Rapsfelder prägen die Landschaft zur Blütezeit im Mai, braune Stoppelfelder im Spätsommer, dazu die bunten Blumen in den Gärten, ein echter Genuss!

Kein Wunder, dass sich bereits 8000 v. Chr. die ersten Menschen im heutigen Schleswig-Holstein ansiedelten und sich das fruchtbare Land untertan machten. Dabei war die weitere geschichtliche Entwicklung sehr verworren. Prägend waren, heute kaum vorstellbar, die deutsch-dänischen Auseinandersetzungen. Mit den Herzögen von Gottorf und der dänischen Krone wechselten in schöner Gleichmäßigkeit die Machtverhältnisse von der einen zur anderen Seite. Schließlich wurde das Gebiet 1460 im Ripener Freiheitsbrief vom dänischen König Christian I. und dem holsteinischen Grafen Gerhard VI. auf Schleswig und Holstein getauft, denn es sollte »ungeteilt« bleiben. Bis es allerdings im Jahr 1866 als Schleswig-Holstein zur preußischen Provinz wurde, setzten sich die Zwistigkeiten fort, denn die Ewigkeit hielt nie lange.

Restaurant Cavallino, Kappeln an der Schlei

Mittels einer Volksabstimmung wurde 1920 eine neue Grenze zwischen den Ländern vereinbart. So gibt es bis heute im dänischen Nordschleswig eine deutsche Volksgruppe mit eigenen Schulen und südlich dieser Grenze lebt die dänische Minderheit, die sogar im Landtag des heutigen Bundeslandes Schleswig-Holstein vertreten ist.

Den Wind im Gesicht, eine Prise Salz in der Luft, das ist Urlaub an der Ostseeküste. Das Zusammenspiel von Wasser, Landschaft und Himmel macht Schleswig-Holstein zu etwas ganz Besonderem. Die Natur und das Meer haben den Charakter der Menschen geprägt. Sie leben bis heute vom Fischfang, der Landwirtschaft und der Seefahrt, doch ist der Tourismus zum wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden. Zuverlässig, hilfsbereit und vor allem gastfreundlich ist der früher so verschlossene »Einheimische«. Sicherlich gehört ein überschwänglicher Redeschwall immer noch nicht zu seinen Spezialitäten. Doch dieses Raue hat einen weichen Kern, den es unter der Schale einfach nur zu entdecken gilt.

DIE OSTSEEKÜSTE MECKLENBURG-VORPOMMERNS

Weißer Strand und blaues Meer, das sind Attribute, die den geneigten Wohnmobilfahrer gemeinhin in Gedanken an das Mittelmeer entführen. Aber falsch, traditionsreiche Seebäder mit Seebrücken, die so manches englische Seebad vor Neid erblassen lassen, alte Hansestädte und Biosphärenreservate, dies alles finden wir an der Ostseeküste von Mecklenburg-Vorpommern, kurz Meckpomm genannt. Inzwischen lockt es alljährlich Hunderttausende Urlauber in den Nordosten der Republik. Nichts mehr zu spüren von dem Mief vergangener Zeiten, stattdessen prunkvolle Bauten, die nach ihrer Restaurierung wiederauferstanden sind.

Die oftmals unbeachtete Seite dieses Küstenstrichs, die zu entdecken sich lohnt, ist das Hinterland der Halbinseln und Inseln mit ihren Boddenlandschaften. Hier schlendern Sie an Rapsfeldern entlang und erfreuen sich später im Jahr an Mohn- und Kornblumen. Stundenlang können Sie hier zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sein – vor allem im Frühjahr und Herbst –, ohne einem Menschen zu begegnen.

Kühlungsborn

Verträumte und abgeschiedene Ecken auf Rügen und Usedom. Der Darß, den Wind und Wellen immer weiter angreifen und dem sie unaufhörlich Land abnagen, um es an der Nordspitze wieder anzulanden. Fisch- und Seeadler haben sich diese Regionen als ihr Zuhause gewählt und zuvor niemals gesehene Hinweisschilder am Straßenrand machen auf den Fischotter aufmerksam. Zehntausende von Kranichen kommen jeden Herbst in die flachen Gewässer zwischen Zingst und Rügen geflogen. Die untergehende Sonne verdunkelt sich, wenn sie in den Abendstunden der Spätsommer- und Herbsttage von ihren Futterplätzen mit trompetenhaften Rufen in die Nachtquartiere einschweben, bevor es weitergeht auf die lange Reise in den Süden.

Ebenso beeindruckend, wenn auch nicht so unberührt und alles andere als unbekannt, sind die kreideweißen Felsen auf Rügen, die aus den dunklen Buchenwäldern leuchten. Sie machen 20 Prozent der Landesfläche aus und stehen unter besonderem Schutz: An der Küste gibt es zwei Nationalparks, einen Naturpark und ein Biosphärenreservat, um das größte Potenzial des Landstrichs, die Naturschönheiten, zu bewahren.

Den Großteil der Bäderarchitektur konnte man nach der Wende mit viel Aufwand und vor allen Dingen mit viel Geld retten. Denn in der DDR fiel leider vieles, vor allem in den 1970er-Jahren, der Abrissbirne zum Opfer und wurde durch Zweckbauten ersetzt. Wenn Sie heute durch die Seebäder Boltenhagen, Ahlbeck, Kühlungsborn oder Binz flanieren, werden Sie bestimmt das Gefühl haben, in einem Freilichtmuseum zu sein. Prächtige Villen mit Türmchen, verzierten Balkonen und Erkern schmücken die Straßen. Vor allem Schlösser und Herrenhäuser wurden durch die Umnutzung zu Hotels vor dem Untergang gerettet.

Auch die Einheimischen haben schnell die magnetische Wirkung ihrer Schätze auf Touristen zur Kenntnis genommen. Darum wurde das Angebot zügig ausgebaut, es entstanden Yachthäfen, Freizeitbäder, Golfplätze und vor allen Dingen Seebrücken, die einen über den Ostseewellen schweben lassen.

Ein weiteres Utensil lässt sich von der Küste nicht wegdenken – der Strandkorb! Tausende dieser Exemplare hievt der Sommer Jahr für Jahr an den Strand. Schließlich meint der Mecklenburger, nicht nur den »aufrecht stehenden Wäschekorb«, sondern auch den Badeurlaub an der Ostsee erfunden zu haben. Denn als Großherzog Friedrich Franz I. von seinem Leibarzt den Rat bekam, im Meer zu baden, blickte Seine Hoheit sich um und der Heilige Damm gefiel ihm besonders. Also entstand hier 1793 das erste Seebad Deutschlands – das heutige Heiligendamm. In Doberan ließ Friedrich Franz I. dazu noch die passende Sommerresidenz entstehen. Aus verschlafenen Fischerdörfern entwickelten sich so bald elegante Seebäder, in denen Badekuren rasch in Mode kamen. Waren es am Anfang nur die Reichen, gesellte sich schnell der normale Bürger hinzu, um seinen Strandurlaub mit den Kindern auch hier zu verbringen.

Doch die Zeiten, in denen die Urlauber sich von früh bis spät in der Sonne aalten und mit dem alleinigen Badevergnügen ausgelastet waren, sind vorbei. Mecklenburg-Vorpommern gilt inzwischen als Gesundheitsland Nummer eins in Deutschland. Wellness, Thalasso und Kurlaub sind die Zauberworte, die Geld in die Kassen spülen. Kinder und J ugendliche wollen ihre Grenzen ausloten und schwingen sich wie Tarzan in Hochseilgärten von einem Baum zum anderen oder reiten mit bis zu 45 Stundenkilometern durch die Wellen. Die Mecklenburger Bucht und die Gewässer um Rügen gehören zu den beliebtesten Surfrevieren. Der Wohnmobilfahrer entdeckt als Radler gern das Hinterland mit seinen stillen Dörfern, reetgedeckten Häusern und uralten, backsteinernen Kirchen. Dorthin führen nicht immer asphaltierte Wege, oft sind es Alleen, bedeckt mit gnadenlosem Kopfsteinpflaster, auf dem sich vermutlich schon so mancher »Trabbi« einen Achsenbruch geholt hat.

Am Strand Wackerballig
Hügelgrab Karlsminde

Ein besonderes Herz hat man in Meckpomm für die Erhaltung der beiden alten Schmalspurbahnen entwickelt und wenn man die Fahrgastzahlen sieht, wohl zu Recht. Von Kühlungsborn bis Bad Doberan schnaufen die Dampflokomotiven der »Molli« und auf Rügen zieht der »Rasende Roland« seine Bahnen. Pustend und pfeifend zuckeln sie mitten durch die Landschaft. Bad Doberan bietet sogar das Erlebnis, damit mitten durch die Stadt zu fahren, da ist es gut, dass es hier keine Umweltzone gibt.

Wismar und Stralsund gehören zu den Städtehighlights. Nach einem Bummel versteht man schnell, warum die Zentren der beiden Städte Weltkulturerbe geworden sind. Beide bieten dem Wohnmobilfahrer einen Stellplatz, der fußläufig zur Innenstadt liegt. In beiden Touristeninformationen gibt es kostenlose Kurz-Reiseführer, die Sie fachkundig durch die Stadt begleiten.

Lemkenhafen auf Fehmarn

Auch für die Camper und Wohnmobilfahrer wurde zwar viel getan, aber ich würde sagen, noch lange nicht alles. Denn der Wohnmobiltourist nimmt natürlich gern die infrastrukturellen Entwicklungen in Anspruch. In puncto sportliche Ausrüstung liegt er dank der vielseitigen Zuladungsmöglichkeiten gegenüber herkömmlichen Urlaubern ganz weit vorn.

Stellplatz Bülker Leuchtturm

Die vielen Erlebnisse machen nicht nur müde, sondern auch hungrig. Gasthäuser mit langer Tradition haben ihre Pforten wieder geöffnet und laden zu einem meist zünftigen Mahl ein. Doch auch der Feinschmecker kommt nicht zu kurz, denn inzwischen arbeiten in Meckpomm die meisten Sterneköche. Diskotheken und Musikkneipen, wo man bis in die frühen Morgenstunden »abtanzen« kann, sind leider selten. Darum entsteht auf den Wohnmobil- und Campingplätzen oft eine ganz besondere Geselligkeit. Für jugendliche Campinggäste ist dann auch ein Feuer am Strand ein toller Event – und Musik gibt es auch dazu. Doch damit kein falscher Eindruck entsteht: Bei aller Bedächtigkeit und Zurückhaltung sind die Mecklenburger und Vorpommern gastfreundlich und immer am Überlegen, was sie für die Gäste noch tun könnten. Fröhliche Feste und Events, Traumstrände, romantische Städte und eine urwüchsige Landschaft – nicht zuletzt ist es dieser Mix aus Kunst, Kultur und Natur, der die Ostseeküste von Mecklenburg-Vorpommern wieder zu einer der beliebtesten Feriendestinationen in Deutschland gemacht hat – entdecken Sie sie!

DIE KÜCHE

Im Norden wird bodenständig gekocht, und das zu einem überwiegend guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Es gibt Eintöpfe aller Art, wie zum Beispiel Labskaus oder Birnen, Bohnen und Speck, im Herbst und Winter traditionell Grünkohl in allen Variationen. Fischgerichte ergänzen natürlich die Speisekarte und auch der Imbiss in Form von Backfisch oder frischen Fischbrötchen ist nicht zu verachten. Es kommt fast ausschließlich regionaler Fang auf den Teller, und das schmeckt man. Doch ebenso schön ist es, den Fisch direkt vom Kutter im Hafen zu kaufen und am Wohnmobil zu grillen – herrlich.

Museumshof Lensahn

KLIMA UND REISEZEIT

Für die gesamte Küste gelten als beste Reisezeit die Monate April bis Ende Oktober. Die regenreichsten Monate sind Juni, Juli und August mit 60 Millimetern Niederschlag, gleichzeitig sind es aber auch die Monate mit der längsten Sonnenscheindauer von acht bis neun Stunden. Die wärmsten sind sie mit einer durchschnittlichen Temperatur von 20 bis 22 Grad ebenfalls. In dieser Zeit sind auch die Wassertemperaturen mit 16 bis 19 Grad am angenehmsten, also ideal für den Badeurlaub mit Kindern.

Viele kennen natürlich die Reize von Frühjahrs- und Herbststürmen und genießen in der kühleren Jahreszeit dann vor allen Dingen die weniger gefüllten Städte und Strände. Unübersehbar ist auch, dass die Camper, speziell die Wohnmobiltouristen, schon längst die Zeit um Weihnachten und Silvester für sich entdeckt haben. Da die Winter nicht mehr so streng und die Wohnmobile immer besser isoliert und beheizt sind, sollten Sie diese Reisezeit vielleicht auch einmal ins Auge fassen.

AKTIVITÄTEN UND AUSRÜSTUNG

So vielfältig wie die Küsten der beiden Bundesländer Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, so vielfältig sind auch die Freizeitmöglichkeiten. Die gesamte Ostseeküste ist beispielsweise ein Paradies für Radfahrer. Radwege sind zum Großteil vorhanden und gut ausgebaut, die meisten Strecken weitestgehend ohne nennenswerte Steigungen und auch für kleinere Kinder gut geeignet. Da die Natur zum Teil aber sehr einsam sein kann, sollten Sie auf keinen Fall ein kleines Werkzeug-Set bzw. das Flickzeug vergessen. In vielen Regionen gibt es übrigens das Angebot Bus & Bike, wo ein an den Linienbussen angebrachter spezieller Fahrradträger für den Transport der Fahrräder sorgt. So kann man auch gut längere Touren planen und sich dann bequem zurück zum Ausgangspunkt fahren lassen. Die Busfahrpläne weisen diesen gesonderten Service extra aus, die Gebühren belaufen sich meist auf nur ein bis zwei Euro je Bike. Und denken Sie bei jedem Ausflug daran: Wir sind an der Küste, eine Windjacke ist da immer sehr hilfreich.

Hafenmole Warnemünde

Wer lieber zu Fuß unterwegs ist, dem sei gesagt: Die Wanderwege durch das hügelige Hinterland sind hervorragend ausgeschildert. Die meisten Strecken sind sehr gut mit leichtem Schuhwerk zu begehen, für Küsten- oder Steilrouten ist es jedoch ratsam, geeignete Wanderschuhe zu tragen. Besonders die Touristeninformationen halten eine Vielzahl zum Teil kostenloser Wanderkarten für Sie bereit. Für GPS-Fans bietet sich natürlich auch immer eine Runde Geocaching an. Auf www.geocaching.de finden Sie eine schier unendliche Auswahl lohnender Ziele. Gerade Kinder und Jugendliche lassen sich für diese Art des Wanderns sehr schnell begeistern. Die Handhabung der Geräte ist kinderleicht und Einstiegsmodelle sind bereits unter 100 Euro erhältlich.

Was aber wäre eine Küste ohne Badespaß und Wassersport in allen Facetten! Ob Surfen, Kiten, Kajakfahren oder Tauchen – all das ist an der gesamten Ostsee nahezu uneingeschränkt möglich. Auf Campingplätzen und an den Stränden werden natürlich ganz oft Schnupper- oder Intensivkurse für die verschiedensten Sportarten angeboten. Für die weniger Sportlichen gibt es in vielen Häfen die Gelegenheit, eine Schiffstour zu unternehmen. Hier haben Sie die Qual der Wahl zwischen Ausflugsdampfer, Segelschiff oder etwa einem Kutter, auf dem Sie mit den Fischern auf Fang gehen.

Zum Schluss noch einige Worte zum liebsten Begleiter vieler Wohnmobilisten, dem Hund. Nahezu 50 Prozent der Wohnmobile haben inzwischen einen vierbeinigen Begleiter an Bord, Tendenz steigend. Auch unser Reiseteam besitzt einen und daher können Sie davon ausgehen, dass an allen Zielen unserer Touren Hunde willkommen sind. Sollte dies einmal nicht der Fall sein, erwähnen wir es extra. Andersherum gibt es ja durchaus Menschen, die mit dieser Spezies nichts anfangen können und froh sind, keine Hunde vorzufinden. Trotzdem noch ein Bitte in eigener Sache: Liebe Hundehalter, denken Sie immer daran, besonders auf Stellplätzen und Campinganlagen die Hinterlassenschaften Ihrer Fellnase zu entsorgen. Außerdem gehört der Hund bis zum Verlassen der Anlagen an eine Leine und sollte nach Möglichkeit so gut erzogen sein, dass er nicht zu ständigem Dauerbellen neigt. Jeder kennt seinen Hund am besten und ein entspannter Urlaub ist ja eine gute Gelegenheit, bestimmte Dinge zu üben.

Pferdekoppel bei Bliesdorf

NAVIGATION

Sicherlich sind die meisten von Ihnen mit Navigationsgeräten, Tablets oder Smartphones bestens ausgerüstet. Für den Fall des Ausfalls oder schlechter Verbindungen empfehlen wir aber, immer eine detailgenaue Straßenkarte an Bord zu haben. Wir haben neben unserem ADAC Autoatlas Europa (dieser ist immer gut, egal, wo man ist) die Kümmerly+Frey Karte 2 »Deutsche Ostseeküste von Hamburg bis Berlin«, Maßstab 1:275 000, ISBN 978-3-259-01461-5, dabeigehabt. Damit ist auch für Abstecher hinter die Küstenlinie gut vorgesorgt. Für eine ausführliche oder längere Stadtbesichtigung empfehlen wir z. B. ein Buch aus der Reihe »Zeit für das Beste«, die vom Bruckmann Verlag herausgegeben wird. Oftmals sind aber auch Touristeninformationen mit zum Teil kostenlosen Angeboten zu ihrer Stadt ausgerüstet, das schont dann zusätzlich Ihre Reisekasse.

Wellenbrecher in der Ostsee
GRENZLOSE ARCHITEKTUR
Kaffetrinken beim »Landarzt«
Brauhaus Wismar
Altstadt Kappeln an der Schlei
Jugendstilvilla Ahlbeck
ohne Worte – Kneipe in Wismar
Altstadt Travemünde

» DIE ROUTEN

Alte Doppelbrücke an der Schlei

1 FISCH AM HAKEN IM VIELFÄLTIGEN LAND DER ANGELN

Von der Flensburger zur Kieler Förde

START- UND ENDPUNKT

Flensburg und Kiel

STRECKEN

überwiegend Land- und Kreisstraßen

STRECKENLÄNGE

ca. 160 Kilometer

FAHRZEIT

4 bis 6 Tage

BESTE JAHRESZEIT

April bis Oktober

Ab dem 5. Jahrhundert machten sich die »Angeln«, aus Britannien kommend, das Land zwischen den Förden untertan und kultivierten es. Hier, zwischen Flensburg und Kiel, kann man noch recht menschenleere Küstenabschnitte mit kleinen traditionellen Fischerdörfern entdecken. Auch die dänische Minderheit hat hier im hohen Norden ihre Heimat gefunden. Der nördlichste Abschnitt der deutschen Ostseeküste zeigt sich sehr abwechslungsreich und einen Abstecher von Kappeln die Schlei entlang darf man in keinem Fall versäumen! Fisch am Haken ist wohl eher Fischers Fang im Netz, und der findet allerorts frisch zubereitet den Weg auf den Teller des Gastes.

Blick vom Flensburger Innenhafen in die Altstadt

Wir starten unsere Tour in Richtung Kiel im historischen Innenhafen von Flensburg. Sogleich umgibt uns mediterranes Flair und ein Hauch von Seeluft. Bei schönem Wetter kann man bereits hier, im Liegestuhl oder Strandkorb sitzend, einen Schluck aus der bekannten Flasche mit dem »Plop« genießen, dazu empfehlen wir ein frisch zubereitetes Matjesbrötchen.

FLENSBURG

Die kreisfreie Stadt im Norden Schleswig-Holsteins ist nach Kiel und Lübeck die drittgrößte Stadt des Landes, gleichzeitig die nördlichste kreisfreie Stadt Deutschlands. Sie liegt an der Flensburger Förde und an der nördlichen Grenze der Halbinsel Angeln. Als Zentrum der dänischen Minderheit in Südschleswig nahm Flensburg nach der Volksabstimmung in Schleswig 1920 und den Bonn-Kopenhagener-Erklärungen von 1955 eine Vorreiterrolle bezüglich der Anerkennung nationaler Minderheiten ein, abgedeckt durch eine Vielzahl dänischer Institutionen. Von einem nicht geringen Teil der nach eigenen Angaben rund 93 200 Einwohner (Stand: Mai 2016) werden außer Deutsch und Dänisch noch Plattdeutsch und Petuh gesprochen.

Bundesweite Bekanntheit erlangte die Stadt durch die vom Kraftfahrt-Bundesamt gespeicherten »Punkte in Flensburg«, den Erotikversandhandel von Beate Uhse, das Flensburger Bier und den Handballverein SG Flensburg-Handewitt. Und sogar internationale Aufmerksamkeit durch den Sitz der letzten Reichsregierung 1945 unter der Leitung von Karl Dönitz im Stadtteil Mürwik.

Faktoren wie der Rumhandel und militärische Einrichtungen, etwa der Marinestützpunkt Flensburg-Mürwik, die das Wachstum der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert begünstigten, spielen heute nur noch eine unwesentliche Rolle. Von größerer Bedeutung für das Oberzentrum sind der ausgeprägte Grenztourismus, der Flensburger Hafen mit dem historischen Hafen und der Werft der FSG sowie mit rund 9000 Studierenden die Europa-Universität Flensburg.

Wer einen Abend in der Stadt verbringen möchte, findet auf der Ostseite des Flensburger Hafens im ehemaligen Industriehafen einen nett gelegenen, kostenlosen Wohnmobilstellplatz. Der Weg dahin ist überall im Innenstadtbereich ausgeschildert (Adresse: Am Industriehafen). Der Platz hat allerdings weder Strom- noch Wasseranschluss. Er liegt etwa 1,5 Kilometer von der Innenstadt entfernt, sodass man sogar zu Fuß am Ufer entlang in die Stadt gehen kann. Platz finden zwanzig Wohnmobile, teilweise mit Blick auf die Förde.

ÜBER GLÜCKSBURG NACH LANGBALLIGAU

Wir verabschieden uns aus Flensburg und nehmen für elf Kilometer die L 249. Bald erreichen wir das Glücksburger Schloss. Glücksburg ist die nördlichste Stadt, die über ihr liegende Halbinsel Holnis der nördlichste Festlandpunkt Deutschlands.

Schloss Glücksburg gehört zu den wichtigsten Residenzschlössern Norddeutschlands. Es wurde geprägt von der europäischen Geschichte und bekannt als Sitz der Herzöge des Hauses Schleswig-Holstein, zeitweise auch als Regierungssitz der dänischen Könige – beide dem alten Stammhaus Oldenburg zugehörig. Von 1583 bis 1587 erbaut, wird es heute als Stiftung unter der Vorstandschaft von Christoph Prinz zu Schleswig-Holstein geführt. Das Schloss lädt zu einer Besichtigung und der wunderschöne Park mit dem alten Baumbestand zu einem Spaziergang ein. Für das leibliche Wohl sorgt das Café-Restaurant und die Kinder haben ihren Spaß auf dem Spielplatz. Parkmöglichkeiten vor dem Schloss gibt es für Wohnmobile jeder Größe.

Schloss Glücksburg
Flensburger Original

Über die Kreisstraßen K 93 und K 97 sind es nur zehn Kilometer bis zum Campingplatz Langballigau. Gegen eine Parkgebühr von zwei Euro kann man den Tag direkt an einem Wiesenstreifen oberhalb des Strands verbringen. Hier lässt es sich nach Herzenslust Rad fahren, wandern oder im Sand spielen und natürlich baden. Das Tolle ist, dass Sie auch Ihre vierbeinigen Freunde mitnehmen dürfen! Alternativ können Sie hier auch eine ruhige Nacht verbringen, denn der Campingplatz bietet eigene Wohnmobilstellplätze und Blick auf die Ostsee. Die Stellplatzgebühr beträgt nur zehn Euro und für einen Euro pro Person können Sie auch die Sanitäranlagen des Campingplatzes mitbenutzen.

WILDNIS ZWISCHEN MEER UND AUEN

Sie haben sich für die Übernachtung entschieden und hängen noch einen Tag dran? Dann haben wir einen ultimativen Wandertipp für Sie: einen 15 Kilometer langen Rundwanderweg durch die typisch schleswig-holsteinische Küstenlandschaft mit Start unmittelbar vor dem Campingplatz. Der Weg hat nur einen Höhenunterschied von 30 Metern und hält viele attraktive Zwischenziele bereit. Auf alle Fälle ist er einen Ausflug wert, denn die buchenbewaldete Küste zwischen Bockholmwik und Langballigau an der Flensburger Außenförde, das Tal der Langballigau, birgt landschaftlich besonders schöne Abschnitte der schleswig-holsteinischen Ostküste.

Die Wanderung führt durch das Tal der mäandernden Langballigau, ein großartiges, unter Naturschutz gestelltes Feuchtbiotop, entlang der Küste, schließlich auf immer reizvollen Wegen in den Ort Unewatt mit seiner schönen Windmühle, dem Museumsdorf, an der Au mit Resten einer Wassermühle.

Küstenstreifen bei Langballigau

WANDERROUTE

Vom Campingplatz aus gehen wir links, überqueren die K 97 und folgen der Straße »Am Hafen«. Von hier führt links ein als Wanderweg gekennzeichneter Aufstieg auf die Steilküste. Diese Gegend war Obstkammer Angelns, wovon beim Aufstieg alte, mächtige Äpfelbäume noch Zeugnis ablegen. Der Weg aufwärts bietet einen ausgezeichneten Ausblick auf die Flensburger Außenförde und die Halbinsel Broager auf dänischer Seite. Dieser Ausguck wurde, wie ein Gedenkstein ausweist, auch schon während der Napoleonischen Kriege genutzt, um feindliche Schiffe auszumachen.