Buch gegen das Verschwinden - Ulrike Almut Sandig - E-Book

Buch gegen das Verschwinden E-Book

Ulrike Almut Sandig

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Beschreibung

Ein junger Journalist versucht inmitten der Unruhen um den Istanbuler Gezi-Park die Erwartungen seiner Mutter abzuschütteln, die nach dem Mauerfall 1989 das Reisefieber gepackt hat. Ein Wanderer geht während eines Schneesturms in den uralten verwunschenen Wäldern des Engadin verloren. Ein kleines Mädchen wird zum nächsten Venusdurchgang von der Großmutter ans Ende der Welt geflogen. Wohin ihre Spuren führen, ist eines der vielen Rätsel dieser Geschichten. Ulrike Almut Sandig beschreibt mit ihrer farbigen und poetischen Sprache nur scheinbar vergangene Orte. In Wirklichkeit leben sie in den Biografien der Älteren und den Lebensentwürfen der jungen Generation fort. Beziehungen werden von den Stürmen der Geschichte durchweht und trügerische Gewissheiten geraten ins Wanken. In ihrem neuen Buch bietet Ulrike Almut Sandig den Zauber des Erzählens gegen das Verschwinden ganzer Welten aus dem Bewusstsein auf.

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Seitenzahl: 223

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Inhalt

[Cover]

Titel

Gegen das Verschwinden

Weit unter uns die flüssigen Felsen

Geburtstagsgeschichte

Die blauen Augen deiner Mutter

Tamangur

Über unsere Abwesenheit

Sonntag

Dank

Autorenporträt

Über das Buch

Impressum

am elften Dezember 2117 zieht die Venus wieder als blinder Fleck vor der Sonne vorüber, so haben es Forscher berechnet. am elften Dezember 2117 bist du nicht mehr da, und ich bin auch nicht mehr da, und das Kind, das in meinem Bauch wächst es ist auch gar nicht mehr da. dieser elfte Dezember wird ein Sonnabend sein. vielleicht wird man längst nicht mehr Sonnabend sagen. aber man wird im Freien stehen, man wird dem glühenden Rädchen der Sonne entgegensehen, um darin zu erkennen: einen fast unsichtbaren, pechschwarzen Punkt.

Gegen das Verschwinden

Nehmen wir zum Beispiel dieses Wohnmobil auf der rechten Spur der Autobahn in Richtung Rostock. Es wird gerade von einem Milchlaster überholt, dessen Fahrer dem Mann am Steuer herablassend zulächelt, denn es ist nicht mehr ganz neu und fährt nicht schneller als 80 Kilometer in der Stunde. Eine Bekannte hat es ihm und seiner Freundin mit den Worten geliehen, das sei ihr Baby, sie wolle es bitte unversehrt zurück. Ach, und es gebe da ein Problem mit dem Anlasser, aber sie kämen schon klar, also viel Spaß auf Fischland, ihr Turteltauben.

Auf dem Beifahrersitz befindet sich der Sohn des Mannes und baumelt mit den nackten Beinen. Er thront wie ein Tombolagewinner auf seinem Kindersitz und hält seine blaue Trinkflasche in der einen und ein Wiener Würstchen in der anderen Hand. Das ist sein zweiter Urlaub mit seinem Vater. Beim ersten Mal war er drei Jahre alt und seine Eltern noch ein Paar. Aber daran kann der Junge sich nicht erinnern.

Weil auf dem Platz zwischen Vater und Sohn eine große Tasche mit Getränken und Tagesproviant steht, sitzt die Freundin des Mannes hinten im Wohnmobil, obwohl man dort während der Fahrt nicht sitzen darf. Man kann sich nicht anschnallen und würde im Falle eines Aufpralls vom Sitz geschleudert werden und nach vorn fliegen, einmal längs durchs Wohnmobil und bis an die Frontscheibe. Aber es braucht keine große Geste, um zu verschwinden, also wird es in dieser Geschichte keinen Aufprall geben. Die Freundin sitzt auf der Bank neben der Küchenzeile und hat es eigentlich ganz bequem. Im Gegensatz zu dem Mann hat sie noch kein Kind, aber sie weiß seit einigen Wochen, dass in ihrem Unterleib ein Embryo von der Größe einer Blaubeere schwimmt und sich mit den Fußknospen von ihrer Bauchdecke abstößt, um Schwung für den Flug durch die Gebärmutter zu holen. Im Moment ist sie die einzige Person im Wohnmobil, die davon weiß. Sie wartet nur noch auf den rechten Moment, um ihrem Freund davon zu berichten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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