Buddha@work - Sandy Taikyu Kuhn Shimu - E-Book

Buddha@work E-Book

Sandy Taikyu Kuhn Shimu

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Beschreibung

'Wähle den Beruf, der dir Spaß macht, und du brauchst nie mehr zu arbeiten.' Konfuzius Arbeiten und zugleich ein zufriedenes und freies Leben führen - das muss kein Widerspruch sein. Wer seinen Job als Berufung und wichtigen, sinngebenden Faktor im Leben begreift, dem gelingt es auch, gelassener mit Arbeitsstress umzugehen. Sandy Taikyu Kuhn Shimu, erfahrene Zen-Meisterin, Kampfkunstlehrerin und Coach, greift in diesem Ratgeber die wichtigsten Themen des beruflichen Alltags auf. Mit einfachen Übungen, Anregungen zur Reflexion und vielen Tipps lernen Sie, Ihre beruflichen Ziele zu verwirklichen und voller Energie und Freude durchzustarten. Einem glücklichen und erfüllten (Berufs-)Leben steht dann nichts mehr im Weg!

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Seitenzahl: 164

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BUDHA

@ WORK

Den BERUFSALLTAG gelassen und achtsam MEISTERN

ZUR AUTORIN

Sandy Taikyu Kuhn Shimu, Zen-Meisterin, Künstlerin und Autorin, ist hauptberuflich als Lehrerin und Ausbilderin in den Bereichen Kung Fu, Yoga, Qi Gong und Zen und als Beraterin tätig. Sie entwickelte das WU LIN Prinzip sowie eine eigene Beratungsmethodik, das WU LIN Zen-Coaching. Außerdem ist sie Mitbegründerin der WU LIN Organisation und der WU LIN Zen-Linie. Sie legt großen Wert auf die Verbindung und die Anwendbarkeit der traditionellen Lehren in der Praxis und im modernen Alltag. Sandy Taikyu Kuhn Shimu findet ihre Erfüllung im Schreiben und im Unterricht ihrer Schülerinnen und Schüler im In- und Ausland.

Weitere Informationen zur Tätigkeit der Autorin finden Sie unter:

www.taikyu.ch

blog.taikyu.ch

www.wulin.ch | www.wulintempel.ch

 

 

 

 

Dieses Buch enthält Verweise zu Webseiten, auf deren Inhalte der Verlag keinen Einfluss hat. Für diese Inhalte wird seitens des Verlags keine Gewähr übernommen. Für die Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber der Seiten verantwortlich.

 

ISBN 978-3-8434-6189-4

Sandy Taikyu Kuhn Shimu:Umschlag: Silja Bernspitz & Simone Fleck,Buddha@workSchirner, unter Verwendung von #174238733Den Berufsalltag gelassen und(Africa Studio) und #93175468 (apiguide),achtsam meisternwww.shutterstock.com© 2014 Schirner Verlag, DarmstadtRedaktion: Katja Hiller, Schirner E-Book-Erstellung: HSB T&M, Altenmünster

www.schirner.com

1. E-Book-Auflage 2015

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten

INHALT

Zur Autorin

Vorwort

buddha@work

Was zeichnet einen Buddha aus?

Arbeit, Beruf und Berufung

Rechter Lebenserwerb

Macht Geld glücklich?

Gibt es die Work-Life-Balance?

Burn-out

Der Umgang mit Konflikten

Die Sache mit dem Erfolg

Das Drumherum ist wichtig

Die 7-Tage-Woche

Montag

Dienstag

Mittwoch

Donnerstag

Freitag

Samstag

Sonntag

Der Arbeitscoach

Gedanken zum Schluss

Worte des Dankes

Bildnachweis

 

Wähle den Beruf, der dir SPASS MACHT, und du brauchst NIE MEHR zu arbeiten.

Konfuzius

VORWORT

Auf dem Fensterbrett, direkt neben meinem Schreibtisch, steht eine kleine japanische Buddhafigur. Mit gekreuzten Beinen und den Händen im Amitabha-Mudra im Schoß liegend soll sie mich stets daran erinnern, dass ich meinen Arbeiten wohlwollend, gelassen, engagiert und mit Freude und Hingabe begegnen und meine Aufgaben achtsam, sorgfältig, dankbar, klug und liebevoll erledigen soll. Neben dieser kupfernen Statue liegt ein kleiner weißer Zettel. Er ist so gefaltet und hingelegt, dass ich ihn jedes Mal lesen kann, wenn ich den kleinen Buddha betrachte. In leuchtender, dunkelbrauner Tinte und mit geschwungener Schrift geschrieben steht dort der weise Satz des indischen buddhistischen Philosophen und Meisters Chandrakirti (7. Jahrhundert n. Chr.): »Die Erfolgschancen in allen Dingen liegen bei 100 Prozent.« Das motiviert mich! Eine kleine schwarze Duftlampe aus Keramik, in der mittels einer Glühbirne das Wasser im Behälter erwärmt wird und die wunderbare ätherische Öle verdampfen lässt, schenkt mir Ruhe, Konzentration und Klarheit. Neben dem Computerbildschirm ziert eine kleine, gläserne Vase mit wohlriechenden, farbenprächtigen Blumen meinen Schreibtisch. Ich erkenne die Schönheit der Natur im Kleinen und fühle die Verbundenheit jedes Mal, wenn ich meinen Augen eine Pause gönne und den Blick auf den Blüten ruhen lasse.

Ich bemühe mich, auch in meinen Beratungs-, Seminar- und Unterrichtsräumen eine Atmosphäre des Willkommenseins und der Akzeptanz entstehen zu lassen. Ordnung spielt dabei für mich eine genauso wichtige Rolle wie Pünktlichkeit und ein gepflegtes Erscheinungsbild. Im Unterricht heißt das konkret, dass ich immer wieder versuche, mich gedanklich frei zu machen, neutral auf die Schüler zuzugehen, Vorurteile loszulassen, Wiederholungen zu schätzen, Fragen zu begrüßen und Kritik würdigend zu hinterfragen. Ich bin bestrebt, mir meinen jeweiligen »Arbeitsplatz« gemütlich, konstruktiv und zweckmäßig einzurichten. Mir ist es wichtig, einen Ort der Inspiration zu schaffen, denn Beruf ist für mich nicht einfach nur »Arbeit«. Unter dem Begriff »Beruf« verstehe ich die »Berufung«, und ich erachte Arbeit als einen wichtigen, ganzheitlichen und sinngebenden Faktor im Leben eines Menschen. Arbeit ist ein Geben und ein Nehmen, ein Austausch von Wissen, Fähigkeiten, Engagement, Zeit, Hingabe, Freude, Energie und Liebe!

Einige Menschen wünschen sich einen Lottogewinn, um nie mehr arbeiten zu müssen. Doch woher stammt das Geld im Jackpot? Andere vertreten die Ansicht, Arbeit müsse generell abgeschafft werden. Aber was würden wir mit unserer Zeit tun? Wie würden wir leben, wenn niemand mehr arbeiten würde? Wie stünde es um unseren Wohlstand und um unsere körperlichen und geistigen Fähigkeiten, Bedürfnisse und Befindlichkeiten? Wie um unsere Entwicklung und unseren Fortschritt? Kann Arbeit wirklich nicht glücklich und zufrieden machen? Steht Arbeit in Konkurrenz zu einem erfüllten und freien Leben?

Manche Menschen zollen akademischen Berufen einen größeren Respekt als den handwerklichen Zünften. Doch wie soll der Schriftsteller ohne Dach über dem Kopf und mit hungrigem Magen kreativ tätig sein? Wie soll der Arzt operieren, wenn ihm die nötigen Instrumente fehlen? Wer bestellt die Felder, wer sät und erntet das Gemüse und das Getreide? Wer sorgt sich um den Unterhalt der Straßen und entsorgt den Müll, wenn wir alle nur noch mit teuren Maßanzügen vor Gericht, hinter dem Bankschalter oder am ergonomisch eingerichteten Schreibtisch im warmen Büro sitzen wollen?

Andere hingegen stellen die Akademiker infrage. Aber wer schient unser Bein nach einem Unfall? Wer vertritt uns in einem Rechtsstreit? Wer plant Städte? Wer entwickelt Strategien?

Gibt es wirklich einen besseren, wertvolleren und achtenswerteren Job? Oder ist es nur unsere geistige Haltung, unser Vorurteil, unsere Erziehung, unsere Vorstellung von Richtig und Falsch, unsere Meinung über uns selbst, die Welt und das Leben, die diese folgenschwere Bewertung und die damit einhergehende verhängnisvolle Trennung hervorrufen?

Seit Längerem nehme ich unter den Menschen einen zunehmenden Wertezerfall wahr. Diese geistige Haltung spiegelt sich natürlich in der Wirtschaft wider und zeigt sich auch in einer fragwürdigen Arbeitsmoral und zweifelhaften Arbeitsethik. Gerade junge Menschen sehen im Beruf oft nur noch eine Befriedigung des Egos oder ein lukratives Mittel zum Zweck. Die quälenden Fragen lauten stets: Was bringt mir diese Arbeit? Wann ist Feierabend? Wie hoch ist der Lohn? Wie wenig muss ich tun, um möglichst viel Geld und Macht zu erhalten? Welche Arbeit ermöglicht es mir also, die angesagten Markenlabels und die lustvollen Freizeitaktivitäten zu finanzieren? Arbeit macht dann schon lange keinen Spaß mehr und befriedigt höchstens noch am Ende des Monats – beim Blick auf den Gehaltszettel.

Der historische Buddha Siddhartha Gautama gab uns bereits vor über 2500 Jahren interessante Ratschläge und wertvolle Hilfestellungen zum Thema Beruf mit auf den Weg. In diesem Ratgeber geht es darum, diese kluge Sichtweise und die damit verbundenen nützlichen Empfehlungen des großen Meisters zu betrachten und Impulse herauszuarbeiten, die sinnvoll im Berufsalltag umzusetzen sind. Kann Arbeit überhaupt glücklich machen? Wie geht man mit belastenden Situationen und schwierigen Menschen um? Was haben Hingabe und Gelassenheit mit Erfolg zu tun? Gibt es den Traumjob? Was bedeutet rechter Lebenserwerb? Was ist Berufsethik? Wie vermeide ich Ablenkung und Störfaktoren? Warum macht Freude intelligenter? Wieso beeinflusst Mitgefühl die eigene Zufriedenheit? Wieso steigert Achtsamkeit die Leistungsfähigkeit?

Ich möchte Ihnen anhand verschiedener Kernthemen zum beruflichen Alltag und einer 7-Tage-Woche wertvolle Tugenden vorstellen, wie z. B. Achtsamkeit, Sammlung, Mitgefühl, Demut, Erkenntnis, Weisheit, Lebenskraft, Urvertrauen, Furchtlosigkeit, innere Ruhe, Frieden, Stärke, Konzentrationsfähigkeit, Klarheit, Dankbarkeit und Respekt. Sie alle werden Ihre Einstellung gegenüber den beruflichen Anforderungen tief greifend verändern. Ich gebe Ihnen zudem Techniken an die Hand, wie Sie gelassener mit Stress und belastenden Situationen und Menschen umgehen können. Außerdem möchte ich Sie auch zum Reflektieren anregen und Sie mittels einfacher Übungen dazu motivieren, Ihre beruflichen Wünsche und Ziele zu verwirklichen und Ihrem Beruf wieder mit Energie und Freude nachzugehen.

Es ist mir wichtig, dass Sie das Vertrauen entwickeln, dass Sie alles, was Sie benötigen, um zufrieden und glücklich zu sein, in sich selbst tragen. Sie verfügen über einen inneren Reichtum, ein fast unerschöpfliches Potenzial, das Sie Ihren eigenen Weg finden und gehen lässt.

Jeder kann in Harmonie mit sich, den eigenen Kräften und der Umwelt sein, der bereit ist, den Weg der Selbstliebe, des Selbstvertrauens und der Selbsterkenntnis zu beschreiten. Mut, Lebensfreude, Wertschätzung, Ruhe und Gelassenheit spielen auf dem Pfad zum inneren Frieden und der inneren Mitte eine entscheidende Rolle. Sie bilden zudem eine solide Basis für ein glückliches und erfülltes Berufsleben.

Ich wünsche mir, dass die Anregungen, Übungen und Tipps auf Resonanz stoßen und Sie die Freude, die Energie, die Geduld, das Vertrauen und den Mut aufbringen, sie spielerisch und leicht umzusetzen, und dadurch Ihren Berufsalltag gelassen und achtsam meistern.

Hören Sie immer auf den Ruf Ihrer inneren Stimme, folgen Sie Ihrer BeRufung – dann müssen Sie nie mehr arbeiten!

Herzlichst

Ihre Sandy Taikyu Kuhn Shimu

 

Alle Menschen sind EINS. Was sie unterscheidet, ist der NAME, den man ihnen gibt.

Buddha

BUDDHA@WORK

Stellen Sie sich vor, Sie werden im Restaurant von Buddha bedient. Wie würde er Ihre Bestellung aufnehmen und die Getränke servieren? Sie begegnen Buddha an der Kasse des Supermarktes. Wie würde er Sie begrüßen? Mit welcher Haltung würde er Ihren Einkauf über den Scanner ziehen? Vielleicht fahren Sie mit der Straßenbahn, und Buddha kontrolliert Ihren Fahrschein. Welche Worte würde er wählen, wenn er die Bahn betritt? Wie würde er reagieren, wenn Sie ohne gültiges Ticket unterwegs wären? Sie bringen Ihr Auto in die Werkstatt und lassen von Buddha die Reifen und das Öl wechseln. Wie achtsam und konzentriert würde er die Arbeiten ausführen? Sie sind krank, und eine Operation steht an. Buddha wird den chirurgischen Eingriff an Ihnen ausführen. Wie exakt würde er Ihren Bauch aufschneiden? Wo wären seine Gedanken? Wie seine Empfindungen und Gefühle, während Ihr Blut aus der Bauchhöhle fließt? Sie sitzen im Flugzeug nach Singapur, Buddha fliegt die Maschine. Wie würde er sich auf einen Flug vorbereiten? Wie wären seine mentale und seine körperliche Verfassung? Sie stellen Buddha als neue Reinigungskraft ein. Mit welcher Geisteshaltung würde Buddha Ihren Boden putzen?

Überlegen Sie kurz: Was erwarten Sie ganz konkret von einem Buddha, einem Erwachten, einem Erleuchteten, einem Meister? Darf er unhöflich sein? Ist es ihm erlaubt, Fehler zu machen? Welche geistigen Eigenschaften erwarten Sie von ihm? Welche körperlichen Voraussetzungen muss er mitbringen? Wie intelligent soll er sein? Darf er Schwächen zeigen oder krank werden? Muss er perfekt sein und auf alles eine Antwort wissen?

Natürlich nimmt Buddha die Bestellung im Restaurant zügig, aber freundlich und korrekt auf und serviert den Tee und das Gebäck mit einem Lächeln und wohlwollenden Worten wie: »Genießen Sie Ihren Grüntee, und lassen Sie sich die frisch gebackenen Butterkekse schmecken. Ich bin gern für Sie da, wenn Sie noch etwas wünschen.«

Wir möchten willkommen sein.

An der Kasse erfreuen wir uns an einem herzlichen und wohlgemeinten »Einen guten Morgen« von Buddha und einer konzentrierten und raschen Abfertigung unserer Waren, die sorgfältig vom Förderband zum Scanner und dann zum Verpackungstisch geführt werden. Unser Geld nimmt er achtsam entgegen, bedankt sich für unseren Einkauf, er lächelt und wünscht uns einen schönen Tag.

Wir möchten respektiert werden.

In der Straßenbahn erscheint ein uniformierter Buddha, der seine Position nicht missbraucht. Er betritt gut gelaunt die Bahn und begrüßt die Gäste mit einem freundlichen Gesichtsausdruck und einer offenen geistigen Haltung. Er geht davon aus, dass alle Gäste einen gültigen Fahrschein besitzen. Auf unsere Erklärung, dass wir den Fahrschein aus Zeitgründen nicht entwerten konnten, reagiert Buddha gelassen und wertfrei. Im Einklang mit den internen Vorschriften und seinem freien Menschenverstand findet Buddha eine Lösung, die seinen Arbeitgeber, uns selbst und ihn zufriedenstellt.

Wir möchten ernst genommen werden. (Gerade auch dann, wenn wir einen Fehler gemacht haben!)

Beim Öl- und Reifenwechsel erwartet uns ein sachkundiger Buddha, der die Arbeiten mit Geschick, Sorgfalt und Kompetenz so ausführt, als ginge es um sein eigenes Auto. Er berechnet das, was er auch tatsächlich geleistet hat, und informiert uns über mögliche Alternativen. Er steht uns mit Rat und Tat zur Seite.

Wir möchten wertschätzend behandelt werden.

Im Operationssaal erscheint ein wacher, konzentrierter und selbstsicherer Buddha, der sich über unsere Krankenakte im Klaren ist und sich bei uns über unsere ganz individuellen Ängste und Befürchtungen informiert hat. Er operiert mit ruhiger Hand und behält seine Emotionen unter Kontrolle, ohne dabei gleichgültig, oberflächlich oder abgestumpft zu wirken. Er nimmt uns als Individuum wahr.

Wir möchten Mitgefühl und Anteilnahme erfahren.

Buddha als Pilot strahlt Ruhe und Zuversicht aus. Er lässt keine Routine aufkommen und kultiviert vor jedem Flug seinen Anfängergeist, der frei, offen, spontan, aufmerksam, konzentriert, klar, geduldig und professionell ist. Buddhas Körper und Geist sind auf den Flug vorbereitet. Er weiß um das Zusammenspiel physischer und psychischer Faktoren. Buddha lässt seine Passagiere am Flug teilhaben, indem er ihnen leicht verständlich Informationen weitergibt, ohne dabei gelangweilt oder monoton zu wirken.

Wir möchten uns sicher fühlen.

Als Reinigungskraft erscheint Buddha pünktlich und ordentlich. Er erledigt das Wischen des Bodens mit Hingabe. Herumliegende Gegenstände stellt er behutsam weg, damit sie keinen Schaden nehmen. Sollte trotz des achtsamen Umgangs eine Vase zu Bruch gehen, informiert er uns darüber, und gemeinsam finden wir eine Lösung. Buddha respektiert unsere Privatsphäre und verliert sich nicht in Tratsch, auch wenn er persönliche Angelegenheiten mitbekommt.

Wir möchten vertrauen können.

Lassen Sie uns nun die Perspektive wechseln. Wir betrachten die Situation jetzt aus der Sicht des Arbeitenden, des Angestellten. Wie möchte Buddha uns als seinen Kunden, seinen Patienten, seinen Fahrgast, seinen Gast oder seinen Arbeitgeber sehen?

Als Gast im Restaurant warten wir geduldig, ohne gleich loszuschimpfen, wenn Buddha uns nicht sofort bedient. Wenn er unsere Bestellung aufnimmt, wissen wir, was wir trinken und essen möchten. Dankbar und mit einem Lächeln nehmen wir den Grüntee und die frischen Butterkekse an. Wohlwollend bezahlen wir unsere Rechnung und geben Trinkgeld. Wenn wir die Gaststätte verlassen, schieben wir den Stuhl an den Tisch zurück und wünschen Buddha einen schönen Tag.

Auch der Kellner möchte Dankbarkeit und Respekt erfahren.

An der Kasse halten wir die Geldbörse bereit. Die Lebensmittel haben wir ordentlich auf das Laufband gelegt, und der Barcode der einzelnen Artikel ist so platziert, dass Buddha die Ware, ohne sie zu drehen, über den Scanner ziehen kann. Wir verstauen unseren Einkauf zügig und machen Platz für den nächsten Kunden. Und selbstverständlich schenken wir dem Kassierer ein herzliches »Hallo« und »Auf Wiedersehen«.

Auch der Kassierer möchte geachtet und geschätzt werden.

Ohne zu zögern zeigen wir dem Kontrolleur in der Straßenbahn unseren ungültigen Fahrschein und schildern ehrlich und kurz den Sachverhalt. Wir zeigen uns kooperativ und übertragen unser Fehlverhalten nicht auf Buddha. Wir suchen keinen Schuldigen und keine Ausreden, und wir übernehmen die Verantwortung. Wir suchen nach einer vernünftigen Lösung und bleiben ruhig und höflich. Zum Schluss bedanken wir uns bei Buddha für sein Verständnis und für seine Geduld.

Auch der Kontrolleur möchte Anerkennung, Ehrlichkeit und Rücksicht erleben.

Wir bringen ein sauberes Auto in die Werkstatt. Als Raucher haben wir den Aschenbecher geleert. Müll und leere Plastikflaschen sind vom Fahrer- und Beifahrersitz entfernt. Wir informieren den Mechaniker freundlich und klar über unser Anliegen. Wir hören Buddha zu, wenn er uns einen Alternativvorschlag unterbreitet, ohne gleich davon auszugehen, dass er uns nur das Geld aus der Tasche ziehen möchte. Wir vertrauen seiner Fachkompetenz und lassen ihn dies auch wissen.

Auch der Mechaniker möchte Wertschätzung und Bestätigung erfahren.

Vor und nach der Operation halten wir uns an die Anweisungen des Arztes. Eigenverantwortlich bemühen wir uns um die Gesunderhaltung unseres Körpers und unseres Geistes. Wir lassen Buddha unsere Zweifel und unsere Hoffnungen wissen und wünschen ihm viel Klarheit und Vertrauen für den Eingriff. Wir wissen, dass wir nicht der einzige Patient von Buddha sind. Auch wir sind bereit, loszulassen und die Verantwortung zu tragen, was auch immer passiert.

Auch der Arzt möchte Nachsicht und Zustimmung erleben.

Wir unterstützen Buddha, indem unser Koffer dem Gewicht entspricht, das die jeweilige Fluglinie gestattet. Wir erscheinen pünktlich zum Check-in. Unsere elektronischen Geräte sind tatsächlich ausgeschaltet. Wir halten uns an sämtliche Sicherheitsvorkehrungen und beachten die Hinweise vor und während des Fluges. Wir verhalten uns unauffällig und hilfsbereit an Bord. Wir schüren keine Ängste, sondern tragen zu einem angenehmen Klima unter den Reisenden bei. Wir lassen zum Beispiel das Flugpersonal wissen, wenn das Toilettenpapier alle ist.

Auch der Pilot möchte Unterstützung bekommen.

Wir stellen der Reinigungskraft sämtliche Utensilien zur Verfügung. Schwarzarbeit ist für uns kein Thema. Wir hinterlassen keine Mülldeponie zu Hause und lassen die Reinigungskraft uns nicht unsere Sachen hinterhertragen. Wenn Buddha ein Missgeschick passiert, reagieren wir mit Verständnis und Mitgefühl. Wir achten ganz allgemein auf unsere Wortwahl und unseren Umgang. Wir zeigen uns großzügig und umgänglich.

Auch die Reinigungskraft möchte Vertrauen und Sicherheit erfahren.

Trotz der gegensätzlichen Perspektiven fällt auf, dass wir uns grundsätzlich alle nach dem Gleichen sehnen. Jeder Mensch möchte erwünscht, geliebt, respektiert, gelobt und geachtet werden. Wir alle wollen in unseren Tätigkeiten unterstützt und ernst genommen werden. Wir alle freuen uns über mitfühlende Worte, tatkräftige Unterstützung und nachsichtiges Verhalten. Uns allen ist es wichtig, dass wir loslassen und uns dabei sicher und gut aufgehoben fühlen können. Wir alle möchten Ehrlichkeit, Dankbarkeit und Anteilname erfahren.

Und trotzdem geschieht es in unserem beruflichen und privaten Alltag nur allzu oft, dass wir uns ausschließlich mit einer Seite, mit »unserer« Seite, identifizieren. Wir sind ein Gast, der Anspruch erhebt auf … Wir sind ein Arbeitgeber, der sein Recht einfordert … Wir sind ein Kunde, der Unterstützung wünscht … Wir sind ein Angestellter, der mehr Freizeit und mehr Gehalt will … Wir sind ein Passagier, der möglichst kostengünstig und schnell von A nach B reisen möchte … Wir sind eine Mutter, die ein Anrecht auf Respekt hat … Wir sind ein Seminarteilnehmer und erwarten für unser Geld, dass …

Meist nehmen wir nur unsere eigene Sichtweise wahr und vergessen dabei, dass auf der »anderen« Seite ein Mensch steht, der dasselbe empfindet und den gleichen Anspruch auf »seine« Sicht der Dinge erhebt. Es reicht nicht aus, wenn wir uns diese andere Seite der Medaille einfach nur vorstellen. Wir müssen ein Bewusstsein und ein Gespür dafür entwickeln, dass diese andere Seite in direktem Zusammenhang mit unserer Seite steht. Diese Verbindung zu erkennen und zu respektieren, ist der erste Schritt zu mehr Freiheit und Gelassenheit.

Es gibt keine Lehrer ohne Schüler, keine Anwälte ohne Klienten, keine Ärzte ohne Patienten, keine Verkäufer ohne Konsumenten, keine Vorgesetzten ohne Angestellte, keine Dienstleister ohne Kunden und keine Mütter ohne Kinder. Immer erst dann, wenn wir in Interaktion mit der »anderen« Seite treten, entsteht Arbeit und formt sich Leben. Wir alle sind in unserem Denken, Fühlen und Handeln untrennbar miteinander verbunden. Wenn wir in der Lage sind, diese Wechselwirkung wirklich zu durchschauen, und wenn wir auf der Grundlage dieser Einsicht versuchen, positive und heilsame Entscheidungen zu treffen, steht einem glücklichen und erfolgreichen Berufsleben nichts mehr im Weg!

EIGENREFLEXION

• Wo erlebe ich im Alltag nur »meine« Sicht der Dinge?

• Wie nehme ich »meine« Seite wahr?

• Wie drücke bzw. lebe ich sie aus?

• Wer oder was löst diese Haltung in mir aus?

• Wie reagiere ich körperlich darauf?

• Welche Emotionen nehme ich wahr?

• Was erwarte ich von meinem Gegenüber?

• Zeige und lebe ich das, was ich einfordere?

 

ÜBUNG »DIE ANDERE SEITE DER MEDAILLE«

Setzen Sie sich in einer aufrechten und stabilen Position hin. Geübte können ihre bevorzugte Meditationshaltung am Boden oder auf einem Stuhl einnehmen. Schließen Sie Ihre Augen, und atmen Sie tief durch die Nase ein und hörbar durch den Mund aus. Wiederholen Sie das drei Mal. Lassen Sie nun Ihren Atem entspannt und natürlich durch die Nase ein- und ausströmen. Rufen Sie sich eine Situation in Ihr Gedächtnis, die nicht nach Ihren Vorstellungen verlaufen ist. Wie war Ihre Sicht der Dinge? Was haben Sie konkret erwartet?