Bunburry - Rache ist süß - Helena Marchmont - E-Book

Bunburry - Rache ist süß E-Book

Helena Marchmont

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Beschreibung

Folge 7: Alfie ist nach London zurückgekehrt und versucht, sein altes Leben wieder aufzunehmen. Aber selbst sein bester Freund Oscar kann nicht verhindern, dass er Bunburry schrecklich vermisst. Eines Abends erreicht ihn ein Hilferuf - Liz und Marge sind in Schwierigkeiten! Eine Hochzeit ist geplatzt, weil die Gäste vergiftet worden sind. Ist der berühmte Karamell der beiden alten Ladys daran schuld? Alfie beschließt, die Wahrheit ans Licht zu bringen - auch wenn sie unangenehm sein könnte ...

Über die Serie:

Frische Luft, herrliche Natur und weit weg von London! Das denkt sich Alfie McAlister, als er das Cottage seiner Tante in den Cotswolds erbt. Und packt kurzerhand die Gelegenheit beim Schopfe, um der Hauptstadt für einige Zeit den Rücken zu kehren. Kaum im malerischen Bunburry angekommen, trifft er auf Liz und Marge, zwei alte Ladys, die es faustdick hinter den Ohren haben und ihn direkt in ihr großes Herz schließen. Doch schon bald stellt Alfie fest: Auch wenn es hier verführerisch nach dem besten Fudge der Cotswolds duftet - Verbrechen gibt selbst in der schönsten Idylle. Gemeinsam mit Liz und Marge entdeckt Alfie seinen Spaß am Ermitteln und als Team lösen die drei jeden Fall!

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Inhalt

CoverInhaltBunburry. Ein Idyll zum Sterben – Die SerieÜber diese FolgeDie ProtagonistenÜber die AutorinTitelImpressum1 London2 Zurück nach Bunburry3 Das Drunken Horse4 Ein Spaziergang mit Emma5 Besuch vom Hygienekontrolleur6 Die Saviles7 Liz und Marge8 Morgan Sutcliffe9 Die Bunburry-Parallelen10 Eine Bilderbuchhochzeit?11 Das Krankenhaus12 In der Kirche13 EpilogIn der nächsten FolgeLeseprobeKapitel 1Kapitel 2

Bunburry. Ein Idyll zum Sterben – Die Serie

Frische Luft, herrliche Natur und weit weg von London! Das denkt sich Alfie McAlister, als er das Cottage seiner Tante in den Cotswolds erbt. Und packt kurzerhand die Gelegenheit beim Schopfe, um der Hauptstadt für einige Zeit den Rücken zu kehren. Kaum im malerischen Bunburry angekommen, trifft er auf Liz und Marge, zwei alte Ladys, die es faustdick hinter den Ohren haben und ihn direkt in ihr großes Herz schließen. Doch schon bald stellt Alfie fest: Auch wenn es hier verführerisch nach dem besten Fudge der Cotswolds duftet - Verbrechen gibt selbst in der schönsten Idylle. Gemeinsam mit Liz und Marge entdeckt Alfie seinen Spaß am Ermitteln und als Team lösen die drei jeden Fall!

Über diese Folge

Alfie ist nach London zurückgekehrt und versucht, sein altes Leben wieder aufzunehmen. Aber selbst sein bester Freund Oscar kann nicht verhindern, dass er Bunburry schrecklich vermisst. Eines Abends erreicht ihn ein Hilferuf - Liz und Marge sind in Schwierigkeiten! Eine Hochzeit ist geplatzt, weil die Gäste vergiftet worden sind. Ist der berühmte Karamell der beiden alten Ladys daran schuld? Alfie beschließt, die Wahrheit ans Licht zu bringen – auch wenn sie unangenehm sein könnte …

Die Protagonisten

Alfie McAlister entflieht der Londoner Hektik und tauscht sie gegen die Ruhe und Stille der Cotswolds ein. Leider ist die Idylle im Herzen Englands tödlicher als erwartet …

Margaret »Marge« Redwood und Clarissa »Liz« Hopkins leben schon ihr ganzes Leben lang in Bunburry. Sie sind bekannt für den besten Karamell der Cotswolds. Zwischen dem Afternoon Tea und dem abendlichen Gin sind sie kleineren Schnüffeleien nicht abgeneigt.

Emma Hollis liebt ihren Beruf als Polizistin. Was sie jedoch gar nicht liebt, sind die ständigen Verkupplungsversuche ihrer Tante Liz.

Betty Thorndike ist eine Kämpferin. Vor allem kämpft sie für Tierrechte. Sie ist das einzige Mitglied von Bunburrys Grüner Partei.

Oscar de Linnet lebt in London. Er ist der beste Freund von Alfie und versucht ihn zurück in die Stadt zu locken. Schließlich »kann auf dem Land jeder gut sein. Dort gibt’s keine Versuchungen.«

Augusta Lytton ist Alfies Tante. Auch nach ihrem Tod ist sie immer für eine Überraschung gut …

Harold Wilson zieht ein (oder zwei) Pint seinem Job als Polizeichef vor.

BUNBURRY ist ein malerisches Dorf in den englischen Cotswolds. Doch hinter der perfekten Fassade lauern finstere Geheimnisse …

Über die Autorin

Helena Marchmont ist das Pseudonym von Olga Wojtas. Die schottische Schriftstellerin hat 2015 den Scottish Book Trust New Writers Award gewonnen und bereits über 30 Kurzgeschichten veröffentlicht. Auf Englisch ist ihr erster Roman »Miss Blaine’s Prefect and the Golden Samovar« erschienen, der zweite ist in Arbeit.

HELENA MARCHMONT

Rache ist süß

Aus dem Englischen von Sabine Schilasky

Deutsche Erstausgabe

 

»be« - Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

 

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Titel der britischen Originalausgabe: »Sweet Revenge«

 

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Dr. Arno Hoven

Lektorat/Projektmanagement: Rebecca Schaarschmidt

Covergestaltung Kirstin Osenau

 

eBook-Erstellung: Dörlemann Satz, Lemförde

 

ISBN 978-3-7325-7923-5

 

Dieses eBook enthält eine Leseprobe des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes »Taxi, Tod und Teufel: Fährfahrt in den Tod« von Lena Karmann.

 

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

 

»Die Ehe ist wie eine lange, öde Mahlzeit, bei der das Dessert als Erstes serviert wird.«

Oscar Wilde

1 London

Der Weinkellner hielt die Flasche Rotwein hin und zeigte das Etikett.

»Möchten Sie kosten, Sir?«, fragte er.

Ehe Alfie antworten konnte, sagte Oscar: »Schenken Sie einfach so schnell wie möglich ein. Wir lechzen nach der betäubenden Wirkung des Alkohols.«

Merklich verdrossen füllte der Weinkellner Oscars Glas, und als er sich umdrehte, um Alfie gleichfalls einzuschenken, leerte Oscar es bereits zu einem Viertel.

»Danke, mein Bester! Das habe ich gebraucht«, sagte Oscar. »Bleiben Sie in der Nähe. Ich könnte mir vorstellen, dass wir in Bälde eine zweite Flasche benötigen.«

Der Kellner stellte die Flasche auf den Tisch. »Sehr gern, Sir«, antwortete er, wobei sein Tonfall das exakte Gegenteil andeutete, und stolzierte davon.

»Du hast ihn verärgert«, merkte Alfie an. »Er denkt, dass ein Wein, der so exorbitant teuer ist, mit mehr Respekt behandelt werden sollte.«

Oscar trank noch einen Schluck und schenkte sich nach. »Mein lieber McAlister, da ich diesen exorbitanten Preis zahle, kann ich ihn behandeln, wie ich will. Und unser Kellnerfreund mag verärgert sein, doch gewiss nicht so sehr wie ich.«

Alfie lachte. »Du hast gewusst, dass es eine Avantgardeproduktion ist.«

»Es besteht ein Unterschied zwischen Avantgarde und Sakrileg«, erklärte Oscar. »Wenn man Shakespeare aufführt, muss es Grenzen geben. Guter Gott, ich hätte nie gedacht, dass ich einmal Antonius und Cleopatra auf Segways über die Bühne sausen sehe! Ich wäre rausgegangen, hätten wir nicht in der Mitte der Reihe gesessen.«

»Ich hätte dich nicht rausgelassen«, entgegnete Alfie ruhig. »Es wäre unhöflich gegenüber den Schauspielern gewesen. Wie hättest du dich gefühlt, wenn jemand hinausgegangen wäre, als wir Ernst sein ist alles aufgeführt haben?«

»Ich hätte angenommen, dass er zu einem familiären Notfall gerufen wurde«, entgegnete Oscar. »Du und ich waren herausragend. Und wir waren nicht auf Segways.«

In jener Laienproduktion waren sich Alfie und Oscar erstmals begegnet. Und seither verband sie eine untypische Freundschaft: Alfie, der Selfmade-Man, der von einer alleinerziehenden Mutter im Londoner East End großgezogen wurde; Oscar de Linnet, der träge Aristokrat, der von jeher ein privilegiertes Leben führte. Oscar hatte keinerlei Hemmungen, seine exzentrischen Neigungen auszuleben, wie etwa die, dass er ausschließlich via Festnetzanschluss telefonierte, weil er nicht riskieren wollte, dass eine Verbindung abbrach.

Zudem vermutete Alfie, dass dieser Oscar des einundzwanzigsten Jahrhunderts sich für eine Reinkarnation des großen Oscar Wilde hielt. Folglich könnte er vielleicht mit einem Wilde-Zitat zu ihm durchdringen.

»›Wenn ein Mann alt genug ist, Fehler zu machen, sollte er auch alt genug sein, das Richtige zu tun‹«, bemerkte Alfie.

Oscar zog eine Augenbraue hoch. »Ich nehme da eine versteckte Zurechtweisung wahr, mein Freund.«

»Eventuell könntest du deinen Wein trinken, anstatt ihn zu kippen?«

Theatralisch erhob Oscar sein Glas, musterte die Farbe des Weins und schwenkte ihn nachdenklich.

»Und jetzt zur Beurteilung des Bouquets«, sagte er und schnupperte intensiv. Er hielt inne. »Ah!« Nun nahm er einen Schluck, behielt ihn zunächst im Mund und stellte das Glas sorgfältig wieder ab, bevor er schluckte. »Ich muss sagen, Alfie, der ist wirklich etwas sehr Besonderes.«

Oscar winkte dem Weinkellner, der sichtlich widerwillig zu ihrem Tisch kam.

»Noch eine Flasche, Sir?«

»Auf keinen Fall!«, antwortete Oscar. »Diesen Wein muss man genießen, nicht wie Limonade herunterkippen. Ich möchte mich entschuldigen, weil ich ihn falsch behandelt habe. Und auch wenn das Folgende keine Entschuldigung sein soll – doch ich war dabei, mich von einem äußerst traumatischen Erlebnis zu erholen.«

»Es tut mir leid, das zu hören, Sir. Ich hoffe, jetzt ist alles gut.«

»Nun, es war nicht ganz das Verhalten, das man von der Königin Ägyptens erwarten würde …«

»Alles ist gut«, unterbrach ihn Alfie. »Wir sind sehr zufrieden mit dem Wein, danke.«

Der Weinkellner zog sich verwirrt zurück, als eine Kellnerin mit dem Wagyu-Rindfleisch kam. Sie war jung, wie viele ihrer Bunburry-Pendants, hatte aber im Unterschied zu ihnen keine sichtbaren Piercings oder Tattoos. Diese junge Frau war sehr gepflegt, trug ihre Uniform, als handelte es sich um Haute Couture, und servierte das Essen mit einer Ehrfurcht, als wäre es die neueste Errungenschaft des British Museum.

»Das beste Steak der Welt«, sagte Oscar begeistert. »Findest du nicht auch?«

Alfie tat, als würde er sich aufs Kauen konzentrieren, und nickte auf eine Weise, die, wie er hoffte, Zustimmung signalisierte. Doch in Wahrheit stimmte er seinem Freund nicht zu. Er war schon durch die ganze Welt gereist – hatte Wagyu-Rind in Japan gegessen –, aber das beste Steak der Welt wurde definitiv im Drunken Horse Inn in Bunburry serviert.

Er blickte sich um, betrachtete die vornehme Einrichtung mit den Samtvorhängen, den Tellern mit Monogrammen sowie den teuren Kunstwerken an den Wänden und das Bataillon von Bedienungen. Es könnte sich kaum mehr vom Horse unterscheiden, das ein traditioneller englischer Pub war, in dem einige der Holzstühle bedenklich wackelten. Doch das Essen aus regionalen Zutaten, das sie dort liebevoll zubereiteten, war besser als das jetzt auf seinem Teller, und dabei kostete ein Mahl in Bunburry höchstens ein Fünftel von dem hier.

Sein letzter Anruf aus dem Dorf hatte ihm jedoch enthüllt, dass sich seit seiner Rückkehr nach London vor drei Monaten auch im Horse manches verändert hatte.

»Erinnerst du dich an Edith?«, fragte er.

Oscar legte sein Besteck hin. »Ah, die gefürchtete Edith, die mich als Erste begrüßte, als ich das Dorf aufsuchte. Mein lieber Freund, ich könnte mit meinem Wissen über die Einwohner von Bunburry bei Mastermind gewinnen! Edith ist die Mutter von William, dem Wirt des Drunken Horse, und die Schwiegermutter der temperamentvollen Carlotta. Sie befindet sich in einem fortwährenden Streit darum, ob die Gäste des Pubs lieber traditionelle englische Küche oder Carlottas italienisches Essen wollen, das Edith als ›Mafiakost‹ bezeichnet.«

Er nahm seine Gabel wieder auf und machte sich über seine Röstkartoffeln her. »Ich hörte übrigens zufällig, wie Carlottas Pappardelle mit geschmortem Kaninchen euphorisch gerühmt wurden – natürlich nicht in Hörweite von Edith. Ein Jammer, dass ich keine Gelegenheit hatte, sie zu kosten.«

»Und jetzt hast du absolut keine Chance mehr«, sagte Alfie. »Carlotta kocht neuerdings vegan.«

Eine Röstkartoffel fiel von Oscars Gabel. »Hast du eben gesagt …?«

Alfie nickte. »Arrivederci, Kaninchen-Pappardelle. Hallo, Quinoa und Linsen. Edith ist außer sich.«

»Wie die Gäste auch, nehme ich an.«

»Ganz und gar nicht«, entgegnete Alfie. »Carlottas neue Karte ist sehr beliebt. Was Edith natürlich erst recht ärgert. William verbringt die meiste Zeit draußen beim Rauchen, um seine Nerven zu beruhigen.«

Oscar erhob sein Glas. »Auf die Damen Hopkins und Redwood. Mögen sie dich weiterhin mit dem Neuesten aus Bunburry versorgen.«

»Die wöchentlichen Anrufe von Liz und Marge sind ein Segen«, pflichtete Alfie ihm bei und streckte ebenfalls sein Glas in die Höhe. »Wobei mir einfällt, dass sie dir dies hier mit besten Grüßen schicken.«

Er zog eine kleine Tüte mit einer roten Schleife aus seiner Tasche und reichte sie Oscar.

»Und mögen die lieben Damen mich noch lange mit dem besten Karamell aus den Cotswolds versorgen«, sagte Oscar. »Ich gehe davon aus, dass das Karamellgeschäft weiterhin floriert?«

»Es läuft immer besser. Liz hat ihre Küche renoviert, um die Produktion zu erhöhen, und sie hat Bestnoten bei der Hygiene-Überprüfung bekommen, worauf sie sehr stolz ist. Du hast Glück, dass sie eine Tüte für dich erübrigen konnte, denn sie musste große Mengen für eine Hochzeit liefern.«

»Zu freundlich.« Oscar steckte das Karamell ein. »Richte ihr bitte meinen herzlichen Dank aus. Karamell zu machen muss allerdings recht öde sein, verglichen mit dem Aufklären von Verbrechen. Selbstverständlich können die beiden Misses Marples ohne dich nicht allzu viel ermitteln, bist du doch zweifellos die Hypotenuse des Bunburry-Trios.«

»Ein lächerlicher Name«, meinte Alfie. »Marge hat ihn sich ausgedacht, und leider hält er sich. Aber das Dorf scheint gegenwärtig eine Oase der Ruhe zu sein, abgesehen von dem Kleinkrieg im Horse.«

»Wie enttäuschend! Ich hoffe, dass es im Bulletin der nächsten Woche mehr Drama gibt.«

»Mit dem für diese Woche bin ich noch nicht fertig«, sagte Alfie. »Erinnerst du dich an Dorothy?«

Oscar schüttelte sich. »Dorothy von der Post. Die zweite Person, die mich begrüßte, als ich dich im Dorf besucht habe. Sie wusste alles über mich. Ich schwöre, sie wusste Sachen über mich, die selbst ich nicht mal gewusst habe. Ehrlich, ich glaube nicht, dass es bloß ein Postamt ist. Ich denke, in Wahrheit ist es die Zentrale des MI5, und das Gebäude in London ist nur eine Attrappe.«

Alfie lachte. »Sie interessiert sich sehr für die Post, die sie ausliefert. Doch in diesem Fall hat es nichts mit der Post zu tun. Sie stand eines Tages beim Vikar vor der Tür, und der Vikar …«

»Philip«, unterbrach Oscar, der unbedingt mit seinem Mastermind-Potenzial prahlen wollte.

»Philip«, bestätigte Alfie. »Er dachte natürlich, sie wolle ihm ein Paket bringen oder brauche eine Unterschrift von ihm. Aber nein. Sie sagte, sie wolle Christin werden, und fragte ihn, ob er sie taufen könne.«

Fasziniert legte Oscar sein Besteck wieder hin. »In Zeiten schrumpfender Gemeinden muss er begeistert gewesen sein. Ich vermute, er hat sie auf der Stelle getauft.«

»Nein, er hat sie auf einen Kaffee hereingebeten.« Alfie dachte an seine Besuche im Pfarrhaus – mit dem schief gesessenen Sofa, dem schrecklichen Instantkaffee, den köstlichen selbst gebackenen Kuchen von den Gemeindemitgliedern und dem ruhigen, verständnisvollen Philip.

»Philip hat ihr gesagt, dass eine Erwachsenentaufe in der anglikanischen Kirche vollkommen akzeptabel ist, es allerdings etwas mehr bedarf, um Christin zu werden. Sie schien bereit, an Gott zu glauben, falls er das meinte, doch Philip wollte wissen, was sie zu diesem Schritt veranlasst hatte.«

Oscar versuchte, eine fromme Miene aufzusetzen. »Eine Engelserscheinung vielleicht?«

»Nein, eine E-Mail.«

»Du meine Güte, werben die Kirchen heutzutage so für sich? Wie überaus modern.«

»Sie hatte eine E-Mail von vermeintlichen Verwaltern eines Multimillionenfonds auf einer Schweizer Bank bekommen …«

Oscar stöhnte. »Lass mich raten. Das Geld wäre ihres, sobald sie ihre Kontodaten durchgegeben hat, dicht gefolgt von ihrer PIN-Nummer.«

»Genau. Es hätte in einer Katastrophe enden können, doch glücklicherweise hatten die sogenannten Verwalter gesagt, Dorothy wäre ausgewählt worden, weil sie eine gute Christin ist. Sie hatte schreckliche Angst, das Geld doch nicht zu bekommen, sollten diese Leute herausfinden, dass sie keine Christin ist. Deshalb ist sie zu Philip gegangen – dem es gelang, ihr die Sache auszureden.«

»Und sie getauft hat?«

»Nein, sie hatte kein Interesse mehr, als sie begriff, dass die E-Mail ein Betrug war. Ich glaube sogar, dass sie Philip teilweise die Schuld daran gibt, dass ihr ein Vermögen vorenthalten wurde.«

»Arme Dorothy«, sagte Oscar. »Was hätte sie wohl mit ihren Millionen angefangen?«

»Ein größeres Postamt gebaut, tippe ich.«

Oscar nahm noch einen Schluck von dem Wein. »Ich würde mehrere Kisten von diesem Nektar kaufen. Und wie steht es mit Bunburrys Polizistin? Ich bedaure, dass ich sie nicht kennengelernt habe.«

Emma war im Urlaub gewesen, als Oscar den Cotswolds einen Kurzbesuch abstattete. Und Alfie war mit ihm zurück nach London gefahren, sodass er sich nicht von ihr verabschieden konnte. Er fragte sich, ob sie überhaupt bemerkt hatte, dass er nicht mehr da war. Doch, natürlich hatte sie es mitbekommen; Emma entging nur weniges.

»Constable Hollis ist weiterhin überarbeitet, glaubt man ihrer Großtante«, erzählte er. »Du kennst ja Liz und weißt, dass sie der sanftmütigste Mensch ist, den man sich vorstellen kann, aber sie verachtet Sergeant Wilson von Herzen. Ihrer Meinung nach lässt er Emma all die schwere Arbeit machen und heimst selbst die Lorbeeren dafür ein.«

»Ja«, murmelte Oscar. »Ich bin dem guten Sergeant begegnet. Mit dem möchte ich mich nicht anlegen. Übrigens kann er dich nicht leiden, Alfie. Du musst vorsichtig sein.«

»Mir ist durchaus bewusst, dass er mich nicht mag. Aber zum Glück muss ich nicht vorsichtig sein, denn Sergeant Wilson ist in Bunburry, und ich bin hier.«

Oscar aß seinen letzten Bissen und legte sein Besteck auf den Teller.

»Es ist wunderbar, dich wieder in London zu haben«, sagte er. »Wärst du heute Abend nicht bei mir gewesen, hätte ich mich womöglich zu Tode gesoffen. Segways bei einer Shakespeare-Aufführung – das sollte strafbar sein. Doch sosehr ich deine Gesellschaft auch genieße, wird es Zeit, dass du nach Bunburry zurückkehrst.«

»Wie bitte?«, rief Alfie verblüfft.

Ihr Gespräch wurde von der hochmütigen jungen Kellnerin unterbrochen, die kam und ihre Teller abräumte.

»Möchten Sie die Dessertkarte sehen?«, fragte sie.

Oscar lächelte zu ihr auf. »Lassen Sie uns ein paar Minuten entspannen, bitte, und danach nehmen wir beide die Frangipane-Torte.«

»Natürlich, Sir«, antwortete sie und erwiderte sein Lächeln.

»Hast du eben für mich bestellt?«, fragte Alfie, als sie weg war.

»Ich musste das tun, mein Lieber«, entgegnete Oscar gelassen. »Wenn du schon nicht entscheiden kannst, wo du leben willst, wird dich die Auswahl eines Desserts restlos überfordern.«

»Ich finde das nicht witzig, Oscar.«

»Und mir war es noch nie ernster. Bunburry ist nicht der Mars. Mit deinem schnittigen Jaguar brauchst du nur ein paar Stunden, um dorthin zu fahren. Und du kannst jederzeit nach London kommen, wenn du willst.«

Alfie nahm die Weinflasche und schenkte sich nach. »Warum in aller Welt schlägst du vor, dass ich nach Bunburry zurückgehe?«

»Es ist offensichtlich«, erklärte Oscar. »Du hast eine abscheuliche Inszenierung von Antonius und Cleopatra ausgesessen, die ein paar Stunden dauerte. Gewiss genießt du dieses gute Essen und den edlen Wein. Noch ein paar Stunden weg. Du tust nichts anderes, als die Zeit totzuschlagen. Doch wenn du von Bunburry sprichst, erhellt sich deine Miene, wirst du munter. Das sind die Menschen, an denen dir liegt – eine echte Gemeinschaft, in der du sein solltest. Und was ist mit all den Projekten, die du dort in Angriff genommen hast? Hier machst du nichts dergleichen.«

Alfie trank von seinem Wein, bevor er antwortete: »Du weißt, warum ich aus Bunburry fort bin.«

»Ich weiß, warum du London verlassen hattest«, sagte Oscar. »Du hattest um Vivian getrauert. Es wäre die Hölle gewesen, ohne sie hier zu sein und in jedem Moment daran erinnert zu werden, dass sie gestorben ist. Natürlich musstest du weg. Aber Bunburry zu verlassen war etwas vollkommen anderes. Es tut mir leid, dass es mit der grünen Göttin nichts geworden ist, doch wenn du mich fragst …«

»Ich frage dich gar nichts«, fiel Alfie ihm ins Wort.

Oscar fuhr jedoch unverdrossen fort: »… ist es Zeit, dass du aufhörst, schmollend in London herumzusitzen. Es kann gut sein, dass sie nicht mal in Bunburry ist.«

Die Kellnerin brachte die Desserts, und Alfie winkte ab.

»Entschuldigen Sie, mir ist der Appetit vergangen.«

»Darf ich Ihnen einen Kaffee bringen?«, fragte sie.

Alfie stand auf. »Nein danke. Ich sollte wirklich gehen.«

»Das solltest du«, sagte Oscar ruhig. »Zurück nach Bunburry.«

Mit einem sehr kurzen, gemurmelten Gruß verließ Alfie das Restaurant und beschloss, zu Fuß nach Hause zu gehen. Nach einer Weile stellte er fest, dass er am St. Martin’s Theatre vorbeikam, wo das leuchtende Neonschild »Die Mausefalle – von Agatha Christie« bewarb. An dem Tag, an dem Vivian und er entschieden hatten, Touristen zu spielen, waren sie in dem Stück gewesen. Jedoch erschrak Alfie darüber, dass er bei der Erinnerung an dieses Theaterstück und an Vivian nicht nur mit dem vertrauten Verlustschmerz reagierte.

Plötzlich hatte er zudem ein schlechtes Gewissen. In Bunburry hatte man ihn quasi genötigt, die Regie für die Laienspielgruppe zu übernehmen – »Agathas Amateure«, wie die Dorfbewohner sie nannte –, weil Die Mausefalle das einzige Stück war, das sie immer an Weihnachten aufführten. Diese Tradition behielten sie bei, indes konnte Alfie sie dazu überreden, das Stück außerdem im Sommer aufzuführen. In seiner Abwesenheit würde nichts passieren. Und die Bücherei – es war eine Menge Arbeit nötig, wenn sie erfolgreich sein sollte.