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Lesen Sie humorvolle wie auch nachdenkliche Gedichte über Dämonen, Poltergeister und Hexen, aber auch von weniger bekannten Wesen, wie dem Fenoderee oder der Mooskuh. Wenn diese traditionellen Fabelwesen unser modernes Büro bevölkern, dann handelt es sich um die „Bürofabeln“ von Riccardo Rilli, in denen manches mehr als reine Phantasie ist.
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Seitenzahl: 39
Veröffentlichungsjahr: 2020
Riccardo Rilli
Bürofabeln
© 2020 Riccardo RilliUmschlag, Illustration: Richard GötzLektorat, Korrektorat: Richard Götz
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback
978-3-347-00664-5
Hardcover
978-3-347-00665-2
e-Book
978-3-347-00666-9
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Inhaltsverzeichnis
Prolog
Der Golem
Die Sirene
Anguana
Bürozombie
Der Aufhocker
Der Dämon
Der Poltergeist
Der Fenoderee
Ausgestorben
Der Homunkulus
Bürohorror
Der Nephilim
Der Troll
Die Hexe und ihr Wichtel
Vampire
Der Ruf der Mooskuh
Fleischfresser
Die salige Frau
Die Perchta
Prolog
Einsam sitz’ ich hier und dichte,
über Sirenen, Trolle, Wichte;
es erscheint in neuem Lichte,
das Büro in manch’ Geschichte!
Ob Perchta oder salige Frau,
über alle ich die Reime bau’;
sind manche einfach, manche schlau,
auf Euer Urteil ich vertrau’!
Würd’ ehren mich, wenn Ihr noch heut’
Euch über die Gedichte freut;
und auch wenn Ihr sie lest erneut,
Ihr dann das Lesen nicht bereut!
Der Golem
Es ist seit Jahren schon der Brauch,
dass auf der Parkbank hier ich sitz’,
und neben mir, da sitz’ ich auch,
so blöd es klingt, das ist kein Witz.
Wie’s dazu kam, will ich erzählen:
Bin im Büro, wie immerzu,
da ist was Seltsames geschehen,
und schnell vorbei war’s mit der Ruh.
Dazu muss man vielleicht sagen,
dass meine Arbeit ist nicht schwer.
Das gilt wohl an allen Tagen,
nur selten stress’ ich mich daher.
Ich denke also vor mich hin,
als Wind ein Stück Papier her weht.
Erkenne der Beschriftung Sinn,
denn auf dem Zettel, auf dem steht:
„Willst den Golem Du erschaffen,
baust Du ihn auf, aus gutem Lehm;
in den Mund den Zettel machen,
so bringst Du ihn dann zum Gehen.“
Dann standen da gar fremde Zeichen,
Formeln, seltsam, irre und verdreht.
Musst’ in die Bibliothek mich schleichen,
um zu erfahr’n, um was es geht.
Ich hab’ es herausgefunden,
und meinen Wissensdurst gestillt.
Hab’ mich sogleich dann überwunden,
und erschuf aus Lehm mein Ebenbild.
Von Arbeit war ich nun befreit,
ich schickte Golem ins Büro.
Für mich begann die schöne Zeit,
mit Parkbank, Büchern und Bistro.
Jetzt sitzt er hier so neben mir,
mittlerweile in Pension;
wir seh’n gleich aus und trinken Bier,
doch eines wundert mich dann schon:
Hat zwanzig Jahr für mich gewerkt,
mit Arbeit sicher dann und wann,
und doch hat’s niemand je bemerkt,
dass Golem gar nicht reden kann.
Die Sirene
Mein Kollege stürmt ins Zimmer,
so beherzt ist er nicht immer.
Will mir eine G’schicht erzählen,
denn er will sich bald vermählen.
Ich frag’: „Wie kommt denn das zustand’,
dass sich Dein Herz ans Mädchen band?
Warst immer schon ein Junggesell’,
und jetzt geht alles wirklich schnell.“
Die Neue kam in die Abteilung;
er nahm auf gleich seine Peilung.
Sie lockte ihn mit Charme und Witz;
die Liebe traf ihn wie ein Blitz.
Sie war auch schön anzusehen,
es war schwer, zu widerstehen.
Schlank die Gestalt und gold’nes Haar.
Sie war einfach wunderbar.
Er begann, sich anzupreisen,
was sollt’ sich als gut erweisen.
Es dauerte nur einen Tag,
bis sie in seinen Armen lag.
Von da an kam er nicht mehr los;
die Sucht nach ihr, die war sehr groß.
Dann sagt sie noch, dass sie ihn mag;
schon dacht’ er an den Hochzeitstag.
Zwei Monat’ ist das nun schon her.
Daran zu denken, fällt mir schwer.
Denn die Geschicht’ macht eine Wende,
und sie nimmt kein gutes Ende.
Kurz vor der Hochzeit, welch ein Graus,
ist es mit seinem Leben aus.
Man sagt, dass es ein Unfall war.
So stellt es sich den Leuten dar.
Sei in der Küche ausgerutscht,
das Messer in ihn reingeflutscht,
von der Spüle rein ins Herz,
blöder Zufall und kein Scherz.
Will der Witwe Beileid kunden,
bis sie die Trauer überwunden.
Drum geh’ ich zu dem Zimmer hin,
und staune sehr, kaum bin ich drin.
Da sitzt sie und ist wunderschön,
doch pfeift sie, das ist fast obszön,
das Lied von Mackie Messer,
wie ich’s nicht könnte besser.
Wie ist’s ihr so rasch nur möglich,
dass sie wieder pfeift so fröhlich?
Will schon sagen, dass es mich stört,
da hat mich schon der Klang betört.
Da steh’ ich nun in aller Ruh’,
und höre ihrem Singen zu.
Während des Zuhör’ns irgendwann,
da zieht sie mich in ihren Bann.
Nach dem Besuch gehen wir essen;
Trauern ist recht schnell vergessen.
Für mich ist’s eine schöne Zeit,
doch bin ich nicht zu mehr bereit.
Sie fragt, und das find ich nicht schlau,