Camperglück Deutschlands Ferienstraßen Die schönsten Traumrouten von der Alpenstraße bis zur Vulkanstraße - Michael Moll - E-Book

Camperglück Deutschlands Ferienstraßen Die schönsten Traumrouten von der Alpenstraße bis zur Vulkanstraße E-Book

Michael Moll

0,0
19,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Es gibt die Klassiker, die jeder kennt: etwa die Deutsche Alpenstraße, die Romantische Straße oder die Straße der Industriekultur. Doch haben Sie schon von der Deutschen Spielzeugstraße gehört? Oder von der Straße der Deutschen Sprache? Und überhaupt: Wo genau verlaufen alle diese Ferienstraßen und was gibt es entlang ihrer Routen zu sehen? Unser Tourenführer lotst Sie auf 14 Touren entlang deutscher Ferienstraßen kundig quer durch Deutschland.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 176

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Michael Moll

CamperglückDEUTSCHLANDSFERIENSTRASSEN

Die schönsten Traumroutenvon der Alpenstraße bis zur Vulkanstraße

Exklusiv für Sie als Leser:

MIT GPS-DATEN ZUM DOWNLOAD

unter: gps.bruckmann.de

INHALT

CamperglückUNSERETOP 14 FERIENSTRASSEN

KREUZ UND QUER DURCH DEUTSCHLAND

TOUR 1 – ROUTE DER INDUSTRIEKULTUR

Wie der Wandel eine Region formteEinblicke in die Geschichte zwischen Landmarken und Museen

TOUR 2 – SPARGELSTRASSE NRW

Auf der Suche nach dem weißen GoldKulinarische Reise durch das Bundesland

TOUR 3 – DEUTSCHE FEHNROUTE

Im Hinterland der NordseeMit dem Wohnmobil zwischen den Mooren

TOUR 4 – DEUTSCHE MÄRCHENSTRASSE

Es war einmal eine Womo-Reise …Mit den Märchenklassikern durchs Land

TOUR 5 – STRASSE DER ROMANIK

Vom Flair historischer BautenMit dem Wohnmobil durch Sachsen-Anhalt

TOUR 6 – DEUTSCHE SPIELZEUGSTRASSE

Traumreise durch die KindheitWo (nicht nur) Kinderherzen höherschlagen

TOUR 7 – STRASSE DER DEUTSCHEN SPRACHE

Von Friedrich Rückert bis Erika FuchsEine erlesene Rundtour durch die Kulturgeschichte

TOUR 8 – DEUTSCHE FACHWERKSTRASSE

Zeugnisse einer alten HandwerkskunstIm Zickzack von der Elbe bis an den Bodensee

TOUR 9 – DEUTSCHE LIMESSTRASSE

Auf den Spuren der RömerGrenzgänger-Tour zwischen den Niederlanden und Österreich

TOUR 10 – ROMANTISCHE STRASSE

Roadtrip durch die RomantikMalerische Tour in den Süden

TOUR 11 – DEUTSCHE ALPENSTRASSE

Grandioser Blick auf die BergeVon See zu See durch das Voralpenland

TOUR 12 – DEUTSCHE VULKANSTRASSE

Wo es einst heiß hergingDurch die sanften Hügel der Eifel

TOUR 13 – MOSELSCHIEFER-STRASSE

Genusstour an der MoselBurgen, Wein und Schiefer

TOUR 14 – DEUTSCHE ALLEENSTRASSE

Unter dichten BaumkronenVon der größten Insel bis zum größten See des Landes

Register

Unser Nachhaltigkeitskodex

Impressum

TOUR 8

TOUR 2

TOUR 1

TOUR 4

TOUR 14

TOUR 9

Die Burg Vischering …

… erkundet man idealerweise vom Wohnmobilstellplatz in Nordkirchen.

Die Touren im Überblick

TOUR 1 – Route der Industriekultur

TOUR 2 – Spargelstraße NRW

TOUR 3 – Deutsche Fehnroute

TOUR 4 – Deutsche Märchenstraße

TOUR 5 – Straße der Romanik

TOUR 6 – Deutsche Spielzeugstraße

TOUR 7 – Straße der deutschen Sprache

TOUR 8 – Deutsche Fachwerkstraße

TOUR 9 – Deutsche Limesstraße

TOUR 10 – Romantische Straße

TOUR 11 – Deutsche Alpenstraße

TOUR 12 – Deutsche Vulkanstraße

TOUR 13 – Moselschiefer-Straße

TOUR 14 – Deutsche Alleenstraße

CamperglückUNSERETOP 14 FERIENSTRASSEN

KREUZ UND QUER DURCH DEUTSCHLAND

Jeder kennt sie, die meist braunen Hinweisschilder zu den unterschiedlichsten Themenrouten in Deutschland. Die sogenannten »Ferienstraßen« ziehen sich durch das ganze Land, und es gibt so viele davon, dass dieses Buch nur eine kleine Auswahl davon vorstellen kann – dafür gespickt mit Tipps, Übernachtungsmöglichkeiten und Informationen, was Sie entlang dieser Touren so alles entdecken können.

DER RICHTIGE WEGWEISER

Sicherlich kennen Sie das auch: Man fährt mit dem Wohnmobil durch Deutschland, hat eine kleine Altstadt oder eine besondere Sehenswürdigkeit als Ziel und ist auf der Suche nach dem nächsten Wohnmobilstellplatz. Und dann passiert man ein breites braunes Schild, das einem bewusst werden lässt, dass man sich gerade auf dieser oder jener Ferienstraße befindet. Spricht einen das Thema an, beginnt man manchmal ganz spontan, diesen Schildern mit ihren Verlockungen zu folgen – was nicht immer einwandfrei funktioniert, denn eine durchgängige Beschilderung, die den richtigen Weg an jeder Kreuzung weist, fehlt meist noch. Abhilfe schafft dieser Reiseführer. Er führt Sie nicht nur zielsicher vom Anfang bis zum Ende der von uns befahrenen Routen bzw. wichtigsten oder auch schönsten Abschnitte, sondern enthält noch jede Menge an zusätzlichen Informationen wie Hintergrundwissen, Besichtigungstipps oder Hinweise darauf, wie und wo Sie Ihr Wissen weiter vertiefen können. Und wer nun Lust bekommen hat, auch noch andere Teile zu einzelnen Ferienstraßen kennenzulernen – die auf den Karten gestrichelt eingezeichneten Abschnitte, die hier nicht näher beschrieben werden, sind natürlich genauso sehenswert.

Weite Strände laden zum Relaxen an der Ostsee ein.

ZEIT ZUM KENNENLERNEN

Unbestritten ist: Viele der Ferienstraßen sind so lang, dass für deren vollständige Beschreibung selbst ein ganzes Buch nicht ausreichen würde. Die »Deutsche Alleenstraße« zum Beispiel ist fast 3000 Kilometer lang und verläuft einmal komplett von der Ostsee bis zum Alpenrand am Bodensee. Und das nicht einfach auf dem direkten Weg, denn wer die kürzeste Strecke befahren will, sollte besser einen Routenplaner nutzen. Das Ansinnen einer Ferienstraße hingegen ist, dass Menschen, die sie befahren, diese Route kennenlernen und hier ihre Ferien verbringen wollen. Es geht um einen gemütlichen Aufenthalt auf und neben der Straße. Das Wohnmobil bietet sich für solche Tour geradezu an, denn es gibt so viele Camping- und Wohnmobilstellplätze entlang der Strecken, dass es ein Leichtes ist, die Sehenswürdigkeiten mit einer Übernachtung zu kombinieren.

EINTAUCHEN IN DIE REGION

Daneben gibt es natürlich auch zahlreiche Themenrouten, die deutlich kürzer sind und in einer bestimmten Region bleiben. Zumeist verrät auch schon der Name, wohin die Reise führen wird: im Fall der »Deutschen Alpenstraße« etwa nach Süddeutschland und dort in höhere Gefilde. Auch die »Spargelstraße NRW« beschränkt sich nur auf ein einziges Bundesland – ein Pendant dazu gibt es für Interessierte allerdings auch in Niedersachsen. Und wer gerade im bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands unterwegs ist, kann die eine Ferienstraße auch mal verlassen, um den Hinweisschildern einer anderen zu folgen und sich die industrielle Geschichte des Ruhrgebiets anzuschauen – die »Route der Industriekultur« macht es möglich.

UNZÄHLIGE KOMBINATIONEN

Ohnehin ist es ein Leichtes, unterschiedliche Ferienstraßen miteinander zu kombinieren. Manchmal kreuzen sich die längeren, und auch die kurzen Themenstraßen liegen oft nah beieinander, etwa die »Deutsche Vulkanstraße« und die »Moselschiefer-Straße«. Letztere ist übrigens mit etwas mehr als 100 Kilometern die kürzeste Ferienstraße, die in diesem Buch vorgestellt wird, eine Straße also, der man problemlos auch mal nur ein Wochenende folgen kann … oder eben ganz spontan, wenn man zufällig ein Hinweisschild dazu entdeckt.

Route der Industriekultur

Glücksmomente

Das Panorama vom Tetraeder in Bottrop über das gesamte Ruhrgebiet, nachdem wir nicht nur schweißtreibende Stufen, sondern auch unsere Höhenangst überwunden hatten, war schlichtweg überwältigend.

TOURENLÄNGE

377 Kilometer

START UND ZIEL

Von Moers nach Hamm

Das Geleucht ist eine Landmarke auf der Halde Rheinpreußen.

TOUR 1ROUTE DER INDUSTRIEKULTUR

WIE DER WANDEL EINE REGION FORMTE

Einblicke in die Geschichte zwischen Landmarken und Museen

Wo einst in Stahlwerken an heißen Hochöfen gearbeitet und in tiefen Schächten Kohle gefördert wurde, bekommen wir heute nicht nur Vergangenheit erläutert, sondern können dort sogar Urlaub machen. So klettert man beim Deutschen Alpenverein in ehemalige Kohlebunker, besucht in Gasometern spannende Ausstellungen und spaziert auf Promenaden um Seen, an denen einst Stahlwerke das Landschaftsbild dominierten. Die klassische Reaktion von jedem, der zum ersten Mal in das Ruhrgebiet reist, zeigt Verwunderung über das viele Grün in der Region. Grund genug, auf der »Route der Industriekultur« die unterschiedlichsten Ankerpunkte anzusteuern.

BEGRÜNTE HALDE RHEINPREUSSEN

»Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt«, besang einst Herbert Grönemeyer die Ruhrgebietsstadt Bochum im gleichnamigen Song, und wir beschließen, »tief im Westen« diese Reise durch die ehemalige Industrielandschaft zu beginnen. Sogar noch ein Stück weiter westlich der zentral gelegenen Stadt Bochum, genauer gesagt in Moers. Die Stadt gehört zwar zum Niederrhein, wird aber genauso der Ruhrmetropole zugeschrieben. Mit der Halde Rheinpreußen im Norden von Moers starten wir gleich unseren ersten Aufstieg auf einen der vielen Ruhrgebietsberge, der zudem mit seiner Landmarke noch deutlich an die Bergbautradition erinnert. Fertiggestellt wurde sie 1998 und gehörte zu den ersten begrünten Halden im Ruhrgebiet. Auf ihrem Gipfel befindet sich seit 2007 eine Grubenlampe bzw. ein »Geleucht«, wie der Bergmann sagt. Die 30 Meter hohe überdimensionale Leuchte wurde von dem deutschen Künstler Otto Piene entworfen, wird in der Nacht in roten Tönen illuminiert und kann auch von innen besichtigt werden.

Zwischen Eventhalle und einem Schwimmbad befindet sich zentral in der Nähe zweier Autobahnen der Wohnmobilstellplatz Enni: Filder Straße 144, 47447 Moers, enni.de

GPS: 51.440316, 6.618191

Unsere Reise verläuft überwiegend innerstädtisch und dennoch auf zahlreichen Autobahnen. Als Außenstehender weiß man oft gar nicht, in welcher Stadt man sich befindet, denn das Ruhrgebiet ist ein Geflecht aus über 50 Ortschaften, in denen manche Straßenzüge direkt aneinandergrenzen. Ein sehr schönes Beispiel ist im nordöstlichen Ruhrgebiet die Provinzialstraße am Schiffshebewerk Henrichenburg. Sie besitzt zwei verschiedene Ortseingangsschilder, denn sie gehört linksseitig zu Waltrop, die direkt gegenüberliegende Häuserreihe ist jedoch Teil der Stadt Datteln. Unser nächstes Reiseziel liegt eine gute halbe Fahrstunde von Moers entfernt, auf der anderen Seite des Rheins: Im Süden von Duisburg wartet nämlich bereits eine weitere Halde.

IN DER ACHTERBAHN

Die Halde ist zwar sehr klein und auch von ihrer Höhe nicht mit den anderen Halden der Region zu vergleichen, doch bietet sie eine ganz außergewöhnliche Landmarke: Tiger & Turtle – Magic Mountain befindet sich auf der Heinrich-Hildebrand-Höhe im Angerpark in Duisburg-Angerhausen. Es handelt sich um eine begehbare Skulptur, die von den Hamburger Künstlern Heike Mutter und Ulrich Genth entworfen wurde und in ihrer geschwungenen Form an eine Achterbahn erinnert. Doch statt mit einem Wagen die Strecke im rasanten Tempo zu befahren, gehen wir zu Fuß durch die Achterbahn. Leider konnten die Architekten der Schwerkraft nicht trotzen – deshalb ist ein Looping zwar vorhanden, aber natürlich nicht zu erreichen, sodass der Weg im Tiger & Turtle zweigeteilt verläuft und jeweils am Fuße des Loopings als Sackgasse endet. Ihr höchster Punkt erhebt sich auf 13 Metern, die begehbare Strecke beträgt über 200 Meter. Die aus Stahl und Zink bestehende Skulptur bietet nicht nur ein wunderschönes Erlebnis, übrigens auch in der Nacht, wenn sie beleuchtet wird, sondern auch einen umfassenden Blick auf die Umgebung.

AUF DEN SPUREN VON HORST SCHIMANSKI

Duisburg ist aber vor allen Dingen für seinen Hafen, den größten Binnenhafen Europas, bekannt, unser erster Ankerpunkt auf der »Route der Industriekultur«. Er umfasst eine Fläche von zehn Quadratkilometern, auf dem sich öffentliche und private Hafenanlagen befinden. Die Ursprünge des heutigen Hafens liegen im frühen 18. Jahrhundert, als eine Schiffswerft sowie ein Hafenbecken entstanden. Damals wurde auf dem Gelände Kohle umgeladen. Im Laufe der Zeit wurde der Hafen zunehmend größer und gewann immer mehr an Bedeutung in Europa. Heute ist er nicht nur Arbeitsplatz für viele, sondern auch ein Ausflugziel.

Keine Sorge, Looping ist im Tiger & Turtle nicht möglich.

Farbenfroh illuminiert – der Landschaftspark Duisburg am Abend

Bei einer Hafenrundfahrt lernen wir ein Stück der Industriegeschichte des Ruhrgebiets näher kennen, und mit dem Besuch des Binnenschifffahrtsmuseums, dem zweiten Ankerpunkt, runden wir unsere Besichtigung des Hafengebiets ab. Den Anfang nahm das Museum mit dem Museumsschiff Oscar Huber. Der Seitenrad-Schleppdampfer wurde 1922 in Dienst gestellt und ist eines von mittlerweile mehreren Schiffen, die zur Ausstellung gehören. Darüber hinaus werden im Museum auch das Leben und die Arbeit auf dem Wasser gezeigt. Außerdem befasst sich die Ausstellung mit der Geschichte des Duisburger Hafens, der Rheinromantik des 19. Jahrhunderts und mit der Entstehung des deutschen Kanalsystems.

Museum der Deutschen Binnenschifffahrt: Apostelstraße 84, 47110 Duisburg, binnenschifffahrtsmuseum.de

Nahe dem Museumsschiff befindet sich übrigens eine kleine Gasse, die den vielleicht beliebtesten Kommissar der ARD-Serie Tatort ehrt. Der raubeinige Ermittler Horst Schimanski, der von Götz George dargestellt wurde, war nach seinem ersten Auftritt im Jahr 1981 nur wenig angesehen, zeigte er doch ein proletenhaftes Verhalten und stellte die Stadt Duisburg in ein schlechtes Licht. Vielleicht dauerte es deshalb bis zum Jahr 2014, als man den mittlerweile zur Kultfigur gewordenen Kommissar mit einer eigenen Straße ehrte. Diese Straße im Duisburger Hafenviertel Ruhrort ist zwar nur 30 Meter lang, aber nun als Horst-Schimanski-Gasse ausgeschildert.

FARBENFROHER LANDSCHAFTSPARK

Auch der Norden der Stadt verspricht Einblicke in die Industriekultur der Region, die wir uns nicht entgehen lassen wollen. Nach der Anreise stehen wir aber erst einmal ein wenig verloren vor der braunen Industriekulisse des ehemaligen Hüttenwerks Meiderich. Hier sollen wir wirklich einen Teil unserer Campingreise verbringen? Zwischen Hochofen und Schornstein? Bereits seit 1985 sind diese aber nicht mehr in Betrieb, und neun Jahre später wurde das Gelände der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Um uns mit dem zum Landschaftspark Duisburg-Nord umgestalteten Hüttenwerk vertraut zu machen, steuern wir zunächst einen der Wanderwege an. Der industriegeschichtliche Rundweg informiert mit Hinweistafeln über die Geschichte des Werks und führt in die weitläufigen Außenanlagen. Wir wandern über die Schotterwege ehemaliger Bahntrassen und an einem Windrad vorbei bis zu einer pyramidenförmigen Erhebung, von der aus wir das gesamte Areal überblicken. In den dunklen Abendstunden sollte man sich unbedingt einer der Führungen anschließen, bei der man mit Fackeln und Taschenlampen das Gelände erkundet und erzählt bekommt, wo das Roheisen abgestochen und in welchen Bunkern Koks und Erz gelagert wurde.

Diese Bunkeranlagen sind es auch, an denen der Deutsche Alpenverein Klettermöglichkeiten errichtet hat, an denen man sich nach Herzenslust austoben kann. Besonders lohnenswert ist das Nächtigen auf dem Stellplatz vor dem Landschaftspark. Denn das in den Abendstunden farbenfroh illuminierte Hüttenwerk bietet faszinierende Fotomotive, sodass wir froh sind, ein Stativ zur Hand zu haben.

Sehr einfach und eher etwas für Hartgesottene, da bis in die Nacht von Autofahrern gut besucht: Wohnmobilstellplatz Landschaftspark Duisburg-Nord, Emscherstraße 71, 47137 Duisburg

GPS: 51.481488, 6.784925

Der ehemalige Gasometer im Landschaftspark ist heute statt mit Gichtgas mit 21 Millionen Liter Wasser gefüllt, in denen ein Tauchverein zu spannenden Entdeckungstouren einlädt. Zu sehen gibt es zum Beispiel ein künstliches Riff oder das Wrack einer Motorjacht in rund 13 Meter Tiefe. Wir wollen zum Abschluss des Rundgangs noch hoch hinaus. Der einstige Hochofen 5 wurde zu einem Aussichtsturm umgestaltet und kann über angerostete Leitern bis in eine Höhe von 70 Metern erklommen werden. Schwindelfreiheit ist von Vorteil; gleichzeitig sehen wir von oben die nahe gelegene A42. Sie ist die wichtigste Verbindung im nördlichen Ruhrgebiet und bringt uns vom Stellplatz am Duisburger Landschaftspark einfach und schnell zum Wohnmobilstellplatz an der Marina Oberhausen.

MIT DEM GLASAUFZUG AUFS DACH

Aufgrund seiner Größe nicht zu übersehen ist hier in Oberhausen ein weiterer Gasometer: der zwischen 1927 und 1929 für Gichtgas errichtete Gasbehälter der Gutehoffnungshütte, eines der wichtigsten Maschinenbauunternehmen im Revier. Er ist 117 Meter hoch, hat einen Durchmesser von fast 70 Metern und war damit einer der größten Gasometer in Europa. Anfang der 1990er-Jahre wurde er in eine Ausstellungshalle umgewandelt und etablierte sich seitdem zu einem wichtigen Ausstellungsort im Ruhrgebiet.

Bei einer spektakulären Fahrt mit einem gläsernen Aufzug im Inneren des einstigen Gasbehälters erreicht man eine Aussichtsplattform, die wunderbare Panoramablicke auf das Ruhrgebiet und den Wohnmobilstellplatz ermöglicht: Gasometer Oberhausen, Arenastraße 11, 46047 Oberhausen

Gleich neben Gasometer und Marina erstreckt sich das Centro mit zahlreichen weiteren Einrichtungen rund um den Wohnmobilstellplatz. Einst befand sich hier die Gutehoffnungshütte, doch wo früher Stahl hergestellt wurde, ist heute ein riesiger Freizeit- und Shoppingkomplex entstanden.

Ideale Lage zwischen Rhein-Herne-Kanal und Jachthafen: Wohnmobilstellplatz Marina Oberhausen, Heinz-Schleußer-Straße 1, 46047 Oberhausen, marina-oberhausen.de

GPS: 51.494449, 6.883014

Die Bogenbrücke über dem Rhein-Herne-Kanal

Der Gasometer Oberhausen

Der Tetraeder in Bottrop

FÜR WAGEMUTIGE

Um zu den nächsten beiden Halden auf der »Route der Industriekultur«, die wir besuchen wollen, zu gelangen, verlassen wir Oberhausen im Norden und fahren Richtung Bottrop. Die Halde Haniel an der Stadtgrenze von Bottrop zählt mit 159 Meter Höhe zu den höchsten im Ruhrgebiet. Auf dem Haldenplateau wurde 1992 ein Gipfelkreuz aufgestellt, das das Ende eines Kreuzwegs bildet. Es ist eine Erinnerung an den Besuch des Papstes Johannes Paul II., der im Jahr 1987 während seiner zweiten Deutschlandreise in Bottrop und anderen Städten des Ruhrgebiets zu Gast war. Außerdem befindet sich auf der Halde ein Amphitheater mit 800 Plätzen, in dem immer wieder mal Theatervorstellungen vor ungewöhnlicher Kulisse stattfinden.

Die zweite Halde wird oft einfach als Tetraeder bezeichnet – so nämlich heißt die Landmarke, die man bereits bei der Anfahrt von der A42 aus sieht. Der Tetraeder ist eine pyramidenförmige, 60 Meter hohe Aussichtsplattform, die bis 1993 an der Beckstraße in Bottrop aufgeschüttet wurde. Eigentlich ist »das« Tetraeder eine geometrische Form, bestehend aus vier Dreiecken; im Ruhrgebiet nutzt man jedoch den männlichen Artikel, wenn man vom Tetraeder auf der Halde spricht. Die Stahlkonstruktion beherbergt drei Plattformen, die über Treppen miteinander verbunden sind und bei Menschen mit Höhenangst auch zu leichten Schweißausbrüchen führen können. Insbesondere die obere Plattform hat es in sich, da sie zudem noch schräg gelagert ist – und zwar mit Absicht. Auch der Aufstieg auf die Halde ist schweißtreibend, da etliche Stufen auf dem steilen Weg überwunden werden müssen. Belohnt werden wir für die Mühsal mit einem fantastischen Rundblick, der nicht nur über Bottrop reicht. Im Süden erkennen wir hinter der Skyline von Essen den Langenberger Sender im Bergischen Land, nach Westen reicht der Blick bis weit über Duisburg hinweg, und natürlich sind auch einige bereits besuchte Landmarken des Ruhrgebietes, zum Beispiel der Oberhausener Gasometer, gut zu erkennen.

Tetraeder: Beckstraße, 46238 Bottrop, route-industriekultur.ruhr

INDUSTRIE, NATUR UND KULTUR

Nur eine kurze, zehnminütige Fahrt ist es von Bottrop durch den nördlichsten Essener Stadtteil nach Gelsenkirchen, wo der Nordsternpark als Ankerpunkt weitere Einblicke in den Strukturwandel gibt. Er entstand auf dem Gelände der 1993 stillgelegten Zeche Nordstern. Das Industriegebiet wurde in einen Landschaftspark umgewandelt, in dem sich die drei Elemente Industrie, Natur und Kultur gegenseitig ergänzen. Schon vier Jahre später wurde hier die Bundesgartenschau veranstaltet und das Gelände im Anschluss daran der Öffentlichkeit übergeben, die seither zahlreiche Sehenswürdigkeiten besuchen kann. Zu nennen wäre das Amphitheater, das mit regelmäßig stattfindenden Festen unterhält und direkt am Ufer des Rhein-Herne-Kanals liegt. Dieser wird vom Wahrzeichen des Nordsternparks überspannt – einer für Fußgänger und Radfahrer vorgesehenen Brücke, die mit ihren roten Doppelbögen weithin sichtbar ist. Verschiedene Wander- und Radwege verlaufen durch die Parklandschaft, unter anderem am Kanal entlang, wo man zu Fuß oder mit dem Rad nach Essen gelangt und mit der 50 Meter hohen Schurenbachhalde einen weiteren Aussichtspunkt erreicht.

Die Schurenbachhalde entstand überwiegend durch den Abraum der Essener Zeche Zollverein. Hier war und ist es – anders als bei anderen Halden im Ruhrgebiet – ausdrücklich gewollt, dass das Gipfelplateau nicht bepflanzt ist, sondern wie eine karge Mondlandschaft wirkt. Neben dem herrlichen Rundumblick, der bis zur Skyline von Essen (von hier oben nur einen Steinwurf entfernt), zum Tetraeder in Bottrop und über den Nordsternpark in Gelsenkirchen reicht, fällt natürlich die aufrecht stehende Stahlplatte auf. Die Skulptur trägt den Namen »Bramme für das Ruhrgebiet«, ist 15 Meter hoch und wurde vom amerikanischen Bildhauer Richard Serra aufgestellt, der auch in anderen Städten durch seine Stahlskulpturen zu Bekanntheit gelangte, so zum Beispiel im Guggenheim-Museum in Bilbao und auf der Federal Plaza in New York.

EINZIGARTIGES WELTKULTURERBE

Die Stadt Essen im Herzen des Ruhrgebiets ist der wohl wichtigste Ankerpunkt der Region und schnell erreicht. Die Zeche Zollverein beherbergt nicht nur das Besucherzentrum der »Route der Industriekultur«, sondern ist auch in der Weltkulturerbeliste der UNESCO eingetragen. Das Steinkohlebergwerk war von 1847 bis 1986 in Betrieb und wurde als eine der schönsten Zechen der Welt bezeichnet. Heute ist es ein Kulturort, der die Geschichte der Industriekultur prägt und zeigt, wie der Strukturwandel verlief. Auf dem ehemaligen und weitläufigen Zechengelände, das bis zur angrenzenden Kokerei Zollverein reicht, nehmen wir uns viel Zeit, um unter anderem das Ruhr Museum, das einen umfangreichen Einblick in die Geschichte der Region ermöglicht, zu besichtigen.

Ruhr Museum: Gelsenkirchener Straße 181, 45309 Essen, ruhrmuseum.de

Im Westen Essens befindet sich in unmittelbarer Nähe zum kostenpflichtigen Erholungspark der Gruga die erste Gartenstadt Deutschlands: die Margarethenhöhe. Der Stadtteil erstreckt sich rechts und links der Sommerburgstraße und hat zwei Gesichter. 1910 wurden die ersten Siedlungshäuser auf dem Gelände fertiggestellt, das von Margarethe Krupp gestiftet wurde und seither von der gleichnamigen Stiftung verwaltet wird. Wer heute zwischen den Ein- und Mehrfamilienhäusern »auf der Höhe«, wie die Bewohner ihre Gartenstadt selber bezeichnen, wandelt, sieht efeuberankte Fassaden in der Waldlehne, trifft auf Straßen wie »Daheim« und »Schöngelegen«, die schon mit ihrem Namen pure Idylle ausstrahlen. Katzen rollen sich auf den Stufen vor den Häusern ein, während ihre Besitzer Stühle und Tische für das Frühstück hinausstellen, natürlich nachdem sie die grünen hölzernen Fensterläden aufgeklappt haben. Und damit die Besucher die kleinen Häuser mit ihren geschwungenen Giebeln nicht nur von außen erleben können, stellt die Stiftung zusammen mit dem Ruhr Museum in der Stensstraße 25 eine Musterwohnung zur Verfügung, um das menschenfreundliche Wohnen, für das die Gartenstadt konzipiert wurde, auch von innen zu präsentieren. Das Wohnmobil lassen wir aber lieber außerhalb der Siedlung stehen, denn die kleinen Straßen sind schon mit dem Pkw nicht ganz einfach zu befahren.

In Dortmund lockt die Zeche Zollern zum Erkunden des industriellen Erbes.

Die Sechs-Seen-Platte in Duisburg bietet jede Menge Freizeitmöglichkeiten.

VILLA MIT AUSBLICK

Deutlich mehr Wohnfläche als in den Wohnungen der Margarethenhöhe bietet das vermutlich repräsentativste Bauwerk der Stadt: 8000 Quadratmeter Wohnfläche, verteilt auf über 200 Zimmer mit Küche, Dusche, Bad. Erstbezug 1873. Terrasse, Balkon und Garten mit Südlage und Fernblick in die Natur. Keine direkten Nachbarn. Mehrere Parkplätze auf dem Grundstück. So oder so ähnlich würde wohl eine entsprechende Immobilienanzeige für die Villa Hügel lauten, die sich oberhalb des Baldeneysees erhebt. Doch während der Normalbürger auf ein solches Inserat vermutlich nicht reagieren würde, ist es ihm aber möglich, die Villa Hügel zu besichtigen und einen ganzen Nachmittag im Hügelpark zu verbringen, der sich rund um das Anwesen erstreckt und eine Größe von 28 Hektar besitzt. Wie praktisch, dass es weiter unten am Seeufer Campingmöglichkeiten gibt, von denen aus wir ganz nebenbei auch noch Rad- und Wandertouren starten können.