Das Wohnmobil Reisebuch Frankreich - Michael Moll - E-Book

Das Wohnmobil Reisebuch Frankreich E-Book

Michael Moll

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Beschreibung

Frankreich steht für Savoir-vivre, die Kunst, das Leben zu genießen. Und wie ginge das besser als mit dem Wohnmobil? Paris ist eine Reise wert. Die Côte d'Azur ebenso. Die Schlösser an der Loire natürlich auch. Entdecken Sie über 100 Highlights in ganz Frankreich: vom Mont-Saint-Michel bis zum Montblanc, vom Atlantik bis zum Mittelmeer. Mit reisepraktischen Infos für frankophile Campingfreunde – und solche, die es werden wollen.

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Seitenzahl: 571

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DAS WOHNMOBILREISEBUCH

FRANKREICH

Die schönsten Campingziele entdeckenHighlights, Traumrouten und Aktivitäten

INHALTSVERZEICHNIS

Übersichtskarte

Frankreich »comme il faut«

PARIS UND UMLAND

1Paris – Eine Stadt, die einfach guttut

2Im Louvre – Stelldichein der Schönen

3BOOTSTOUR AUF DER SEINE

Vom Eiffelturm bis zur Île St-Louis

4Montmartre – Das ewige Rotlichtviertel

5Parks in und um Paris

6Versailles – Auf den Spuren des Sonnenkönigs

7Île de France – Das Herz der Grande Nation

WIND- UND WASSERMÜHLENARCHITEKTUR IN NORDFRANKREICHDie nostalgische Verklärung der einstigen Zweckbauten

8Lille – Restauriertes Erbe plus Hightech

9Amiens – Voll Pioniergeist erster Güte

10Compiègne – Bekannt für einen Eisenbahnwaggon

11Rouen – Überall sind Spuren von Jeanne d’Arc

12Le Havre – Aus Ruinen auferstanden

DER NORDWESTEN

13Der Mont-Saint-Michel – Ein frommes Werk

14Saint-Malo – Eine alte Hafen- und Festungsstadt

15Rennes – Die Hauptstadt der Bretagne

16Châteaubriant, Vitré und Fougères – Die Tore zur Bretagne

17Paimpont und der Wald von Brocéliande – Im Reich der Märchen

18Der Canal de Nantes à Brest – Schiff ahoi

19Pontivy und das Tal des Blavet – Im Land der Kapellen

20Der Wald von Huelgoat – Im Schatten alter Bäume

21GEBIRGE, ABER AUF BRETONISCH

Unterwegs im Herzen der Bretagne

22Dinard – An der Côte d’Émeraude

23An der Côte de Granit Rose

24Morlaix – Im Schatten des Viadukts

WEIT WEIT ÜBERS MEER MUSS DER LICHTSTRAHL LEUCHTEN!Attraktive Landmarken für die Sicherheit der Seefahrt

25Die Côte des Légendes – Im Reich der Sagen

26Brest – Dem Meer verbunden

27Die Pointe du Raz – An einem Ende der Welt

28Pont-l’Abbé – Die Hauptstadt des Bigouden-Landes

29Die Halbinsel Penmarc’h – Surferglück und Kulturgenuss

30Concarneau – Die Festung im Hafenbecken

31Quimper – In voller Blüte

32Pont-Aven – Von Mühlen und Malern

33Quiberon – Mit zwei Gesichtern

34Carnac – Im Reich der Steine

35Der Golf von Morbihan – Das Reich der Inseln

36Vannes – Juwel am Golf

37Belle-Île – Felsen und Festung

38Guérande – Wo die Salzblumen blühen

39La Brière – Urwüchsiger Charme

40Von La Baule bis zur Insel Noirmoutier – Luxus und Bescheidenheit

41Saint-Nazaire – Heimat der Ozeanriesen

42Nantes – Junge Stadt an der Loire

DER SÜDWESTEN

43La Rochelle – Freiheitsliebend und rebellisch

44Île de Ré und Île d’Oléron – Perlen der Charente

45Das Tal der Dordogne – Ein Kleinod im Périgord

46Limoges – Die Stadt des »weißen Goldes«

KULINARISCHE VERLOCKUNGEN UND DAS FASZINIERENDE PHÄNOMEN DER GEZEITENSchätze des Meeres für Gourmets

47Cognac – Der Name ist Programm

48Das Bordelais – Rund um die Hauptstadt des Weins

49Bordeaux – Reichtum am Wasser

50IM HERZEN DES NATURPARKS

Rundfahrt durch den Parc naturel régional des Landes de Gascogne

51Das Bassin d’Arcachon – Zwischen Wald und Meer

52Biscarosse und Mimizan – Strände und Wellen

53Hossegor und Capbreton – Hawaii in Europa

54Bayonne – Juwel im Baskenland

55Biarritz – Blaues Blut im Baskenland

56Lourdes und die Pyrenäen – Das Wasser der Hoffnung

57Toulouse – Bei Pilgern und Touristen begehrt

58Carcassonne – Eine Stadt spielt Mittelalter

DIE MITTE UND DER OSTEN

59Die Schlösser an der Loire – Im »Garten Frankreichs«

60Chartres – Zentrum der Marienverehrung

61Ein Engel lächelt den Königen

62Champagne – Wo die prickelnde Köstlichkeit zu Hause ist

63Metz – Über 22 km am Ufer

64Nancy – Vom Barock zum Jugendstil

65Straßburg – Die deutsch-französische Schnittstelle

66TOUR DURCH DEN NATURPARK NORDVOGESEN

Rundfahrt mit Vierburgenwanderung im Elsass

67Colmar – Nicht nur Pilgerstätte zum Kreuz

68Abbaye de Fontenay und Vézelay – Christliche Mittelpunkte

69Dijon – Geburtsort eines Architekturkünstlers

70Bourges – Im Wappen Herzen und Kammmuscheln

AUF DEN SPUREN VON MITTELALTER UND RENAISSANCEHöfisches Leben und ritterliche Architektur

71Lyon – Historie auf Hauswänden verewigt

72Grenoble – Die Stadt in luftiger Höhe erkunden

73Chamonix – Ein Traum in Weiß

74Sisteron – Ein wenig anders

DER SÜDEN

75Die Camargue – Bei Frankreichs Cowboys

76Montpellier – Quirlig und geschichtsträchtig

77Nîmes – Hier verbindet sich die Antike mit der Moderne

78Arles – Das Tor zur Camargue

79Les Baux-de-Provence – Der Adlerhorst

80Avignon – Auf der Brücke

81Vaison-la-Romaine – Stadt mit Geschichte

MALERISCHE LANDSCHAFTEN UND ZAUBERHAFTES LICHTAuf den Spuren von Cézanne, Picasso und Co.

82Die Dentelles de Montmirail – Einfach Spitze

83Die Gorges de la Nesque – Tiefe Schluchten

84Gordes und Roussillon – Zuflucht der Künstler

85Der Luberon – Geschützte Natur

86Die Gorges du Verdon – Wilde Schönheit

87Montagne Sainte-Victoire – Cézannes Berg

88Aix-en-Provence – Stadt mit den 1000 Brunnen

89Marseille – Faszinierende Vielfalt

90Die Calanques – Ein wahrer Naturschatz

91Massif de la Sainte-Baume – Heilige Höhle

92La Côte Bleue – Versteckte Buchten

93Cassis – Zum Schwärmen

94UNTERWEGS IM HINTERLAND

Die Bergdörfer in der Umgebung von Bandol und Sanary-sur-Mer

95Hyères – Royale Sommerfrische

96Die Îles d’Hyères – Mehrfach erobert

97Le Lavandou – Wasser und wandern

98Saint-Tropez – Très chic

99Côte d’Azur – Ein Uferparadies auf 250 km

100Massif de l’Esterel – Rau und zerklüftet

101Grasse – Blütenduft

102Cannes – Fürsten und Filmstars

103Antibes – Kunst und Jazz

104Nizza – Großstadt mit Flair

105Das Hinterland von Nizza – Im Grünen

106Die Corniches – An der Riviera

107Monaco – Skandale und Profite

108Roquebrune und Menton – Oben und unten

Kartenatlas

Register

Text-/Bildnachweis

Impressum

Malerisch zeigt sich die alte Festungsanlage von Saint-Malo im Norden der Bretagne.

Camping in den Dünen; bretonische Spezialitäten; am Lac de Serre-Ponçon; richtig gelagert: Champagner im Weinkeller; bunt und fröhlich: Karneval in Nizza; Zwischenstopp mit Blick über die Pyrenäen (v.l.n.r.).

Hier herrscht noch heile Welt: Altstadt von Couraze; Küste nordwestlich von Bonifacio auf Korsika; bunte Töpferwaren auf einem Markt; mitten im Grünen: Campen in Langres in der Champagne; Martigues, das »Venedig der Provence«; wild, aber nicht herrenlos – die weißen Camargue-Pferde

Mitte Juli bis Mitte August ist die Blütezeit des Lavendels.

FRANKREICH »COMME IL FAUT«

Ein Land im Herzen Europas von seiner besten Seite

Wer als Gast, Reisender oder Kenner des Landes von Frankreich spricht, kommt automatisch ins Schwärmen: Paris, die Côte d’Azur, die Schlösser an der Loire … Frankreich steht für Chic, Noblesse, Haute Couture, Haute Cuisine und Savoir-vivre zwischen Mont-Saint-Michel und Saint-Tropez. Rund 61 Millionen Menschen leben in diesem Land, das die geschichtliche und kulturelle Vergangenheit Europas wesentlich geprägt hat und eine zentrale Rolle bei der Gestaltung der Zukunft des Kontinentes einnimmt.

Bei Bormes-les-Mimosas locken die Strände der Baie du Gaou.

Frankreichs Eroberung beginnt für seinen Besucher mit der Sprache. Sollten Sie des Französischen nicht mächtig sein, aber trotzdem mutig der Lautschrift aus Ihrem Reiseführer folgend »bon schur, un café sil vu plä« schaffen, können Sie beim Kellner deutlich Punkte sammeln. Denn die Franzosen schätzen es sehr, wenn sich ihre Gäste sprachlich etwas anpassen. Englisch ist für die stolze Grande Nation keinesfalls die Weltsprache innerhalb ihrer Grenzen. Die meisten Franzosen verbringen ihre Ferien vielleicht auch deshalb im eigenen Land, weil sie sich ungern in einer anderen Sprache verständigen wollen. Aber keine Sorge – auch das Laisser-faire kommt aus Frankreich. Und am »Leben wie Gott in Frankreich« wird der Tourist trotz des einen oder anderen Sprachproblems sicherlich nicht gehindert.

Neben Italien gehört Frankreich zu den attraktivsten Ländern Europas. 40 000 Baudenkmäler, davon rund 10 000 Schlösser, Burgen und Abteien, 6000 Museen, 500 Festivals: In Frankreich herrscht eine immense Vielfalt, die erst im Laufe von Jahren touristisch entdeckt werden kann. So überrascht es keinesfalls, dass Frankreich als Urlaubsland weltweit die meisten ausländischen Gäste zählt.

An das Ufer der Dordogne schmiegen sich reizende Orte wie etwa Castelnaud-la-Chapelle.

Vom Atlantik bis zum Montblanc

Der warme Süden ist der Klassiker unter den Reisezielen. Die Côte d’Azur gilt als Traumküste, die schon im 19. Jahrhundert Touristen und Maler ans Mittelmeer lockte. Die Provence mit ihren Schluchten, Weinbergen und Lavendelfeldern zieht die Reisenden in Scharen an. Die rund 500 Kilometer lange Atlantikküste im Westen ist ein Paradies für Wassersportler, die weite Sandstrände suchen. Im Norden ist die vom Meer umschlungene Bretagne mit ihren Steilküsten ein Mekka für Naturliebhaber. Auf sie warten weitere landschaftliche Höhepunkte, so etwa das Zentralmassiv mit seinen bizarren Vulkankegeln, die Pyrenäen oder die französischen Alpen mit dem höchsten Berg Europas, dem Montblanc. Zu den Highlights außerhalb von Paris zählen unter anderem das Loire-Tal mit seinen prächtigen Schlössern oder im Osten das Elsass mit seinen Weinbergen und Fachwerkstädtchen – und nicht zu vergessen das Burgund, das neben hervorragenden Weinen viele kulturelle Sehenswürdigkeiten bietet.

Kaum ein Land wird so sehr mit seiner Hauptstadt identifiziert wie Frankreich. Der Eiffelturm, der Louvre, Notre-Dame – für jeden sind sie ein Begriff. Paris ist eine romantische und zugleich historische Stadt. Ein Muss für Verliebte ist ein Besuch des Eiffelturms bei Nacht. In Paris kann man auf den Spuren der Französischen Revolution und Napoleons wandeln – oder auf denen vieler Maler und anderer Künstler, die in der Metropole lebten. Und selbstredend lässt man sich gerne vom Zauber der Haute Couture einfangen, die Coco Chanel zu Beginn des letzten Jahrhunderts maßgeblich prägte und Paris in der Folge zur führenden Modemetropole in Europa machte. Die Modetempel – oft auch »nur« die Schaufenster – verlocken zu manchem Umweg von einer Sehenswürdigkeit zum nächsten Museum.

Ob nun die Franzosen eher Gourmets (Feinschmecker) oder Gourmands (Schlemmer) sind, darüber streiten sich die Experten. Sicher ist: Es gibt nicht DIE französische Küche, vielmehr besteht sie aus einer Vielzahl regionaler Küchen. Die diversen Speisen zählen jedenfalls zu den feinsten und vielseitigsten Köstlichkeiten der Welt. Gleichgültig, ob es sich um Fisch aus der Bretagne oder um die Feinschmeckerküche eines Pariser Spitzenrestaurants handelt: Gutes Essen und ein ausgedehnter Restaurantbesuch zählen in Frankreich zur Kultur, zum Vergnügen, zur Lebensart. Restaurants werden übrigens nur zum Speisen besucht und sind sogar in Paris vormittags und nachmittags geschlossen. Da trifft es sich gut, dass es in jedem kleinen Dorf ein Café gibt, wo die Zeit auf wundersame Weise dahinplätschert. Bei einem Noir oder einem Rouge nimmt man sich jede Menge Zeit zum entspannten Plaudern, das nächste déjeuner oder diner mit hervorragenden Weinen aus dem Burgund, Beaujolais oder aus dem Languedoc-Rousillon kommt bestimmt.

Vom Col de Brévent aus genießt man einen atemberaubenden Blick auf den Montblanc.

Frankreich ist aber auch ein Land der Gegensätze, in dem sich der milde Süden erheblich vom rauen Norden unterscheidet. Der Schutz der Natur ist jedoch ein zentrales Anliegen im ganzen Land. In elf Nationalparks und 51 regionalen Naturparks mit einer Gesamtfläche von mehr als zehn Millionen Hektar werden Ökosysteme sorgfältig erhalten und seltene Pflanzen und Tiere wirksam geschützt.

Frankreich ist eine der bedeutendsten Industrienationen der Erde, sein historisches Erbe hat es sich jedoch fantastisch bewahrt. Neben vielen Natur- gehören auch zahllose Kulturdenkmäler zum Welterbe der UNESCO, so etwa die Kathedralen von Chartres und Reims, Versailles und die Schlösser des Loire-Tals, das historische Zentrum von Straßburg und der Canal du Midi.

Auf der Straße, auf der Schiene, auf dem Wasser

Frankreich ist stolz auf seine Vergangenheit, ruht sich darauf aber nicht aus, sondern blickt vor allem erfolgreich in die Zukunft. So nimmt man im Flugzeugbau eine Vorreiterrolle ein. Das französische Straßennetz wird als eines der besten der Welt bezeichnet, das französische Eisenbahnnetz ist topmodern und verbindet die französischen Städte auf schnellen Routen. Das Wasserstraßennetz des Landes ist länger als das der Autobahnen. Bereits im 18. Jahrhundert begann man mit dem Ausbau der französischen Flüsse zu Kanälen, auf denen sich die Binnenschifffahrt, Hausboote und Ausflugsschiffe nicht in die Quere kommen. Mit dem Wohnmobil lässt sich Frankreich darüber hinaus sehr gut bereisen. Kaum ein Ort, der keinen Campingplatz oder wenigstens Wohnmobilstellplatz bereithält. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Gerade im August, wenn ganz Frankreich Urlaub hat und aus den Städten zu fliehen scheint, sind die Küsten und die dortigen Stell- und Campingplätze komplett belegt. Im Winter hingegen sind viele Campingplätze geschlossen, sodass man hier nur auf einige wenige ausweichen kann.

Einige der Camping Municipal wurden jedoch im Laufe der letzten Jahre von einem Unternehmen namens Campingcarpark übernommen und aufgewertet. Gleiches gilt für städtische Wohnmobilstellplätze, die wenig attraktiv lagen oder ausgestattet waren. Sie sind jetzt einheitlich mit einer Schranke ausgestattet und funktionieren in der Regel vollautomatisch und können somit bequem genutzt werden. Im Vorfeld der Frankreichreise kann man sich auf der Website des Unternehmens eine Karte besorgen und sie mit einem Geldbetrag aufladen. Vor Ort wird dann mittels dieser Karte der Einlass gewährt und der Übernachtungsbetrag abgebucht. Die Karte erhält man aber auch an den Automaten der jeweiligen Stellplätze und es ist sicherlich sinnvoll, sie erst beim ersten Besuch zu erwerben. Strom sowie Ver- und Entsorgungsstationen sind auf diesen Plätzen standardmäßig vorhanden.

Nicht ganz einfach ist der Campingurlaub mit dem Wohnmobil vor allen Dingen im Süden Frankreichs, speziell an der Côte d’Azur. Vereinzelt gibt es hier zwar Wohnmobilstellplätze und auch Campingplätze. Doch deren Standard ist meist nicht das, was man sich unter Urlaub vorstellt oder die Preise sind deutlich höhere als anderswo im Land. Meistens sind sie aber die einzigen Möglichkeiten, mit dem Wohnmobil auch mal zur Ruhe zu kommen und anhalten zu können. Denn viele Parkplätze sind mit Höhenbegrenzungen versehen, sodass selbst ein kurzer Stopp bei einer Fahrt entlang der Mittelmeerküste ein aufwendiges Unterfangen sein kann.

Eine Besonderheit sind die Camping Municipal. Das sind, wie der Name schon verrät, kommunale Campingplätze, die durch ihre Einfachheit bestechen. Kein Swimmingpool, keine Animation und auch keine Campingareale in der Größe einer Kleinstadt. Die Camping Municipal liegen oft sehr ruhig, sind überschaubar und dienen schlicht der Übernachtung mit Sanitäreinrichtung. Dafür sind sie auch deutlich günstiger als private Anlagen. Mancherorts muss man aber vielleicht sogar erst noch einen Mitarbeiter in der Gemeinde aufsuchen, damit dieser den Platz aufschließt – das kommt jedoch nur in sehr abgelegenen Ortschaften vor und ist nicht der Standard.

Tour durch die Weinberge der Provence.

Der blühende Lavendel auf der sonnigen Hochebene von Sault verströmt einen betörenden Duft.

PARIS UND UMLAND

Île de France und der Norden

Äußerst beeindruckend, das nächtliche Paris.

Für einen Café au Lait oder einen Café Crème ist in einem der vielen Straßencafés immer Zeit.

Brot kaufen ist schon fast ein Ritual, hier in der ältesten Bäckerei von Paris La Maison Stohrer.

EINE STADT, DIE EINFACH GUTTUT – PARIS

Auf geschichtsträchtigen Spuren in die Moderne wandeln mit einem Baguette in der Hand

Wer Paris kennenlernen will, sollte sich einfach treiben lassen. So kommt man am besten den vielen Geheimnissen dieser Metropole auf die Spur, von denen es sich herrlich in einem der zahllosen Cafés, Bistros oder Brasserien träumen lässt. Notre-Dame oder Louvre, Montmartre oder Marais – Museum oder Einkaufstempel, Rue du Faubourg Saint-Honoré oder Rue de Rivoli? Die Auswahl ist unendlich. Schnell stellt man fest: Paris ist mehr als eine Reise wert!

Die Reliefs am Arc de Triomphe verherrlichen die Siege Napoleons.

Mit einem Baguette, dick mit Schinken, Ei, Käse und Tomaten belegt, auf einer Parkbank in den Tuilerien sitzen, sich mit einem süßen Crêpe nach dem Besuch des Centre Pompidou stärken, voller Stolz eine kleine Papiertasche mit dem berühmten Logo aus zwei ineinander verschlungenen »C« tragen, sich die kleinen Zwischenstopps in den unzähligen Straßencafés mit leckeren Cafés au Lait und Cafés Crème versüßen, dazu ein Macaron – oder zwei … und sich freuen auf ein vorzügliches Essen in einem der Bistros, Brasserien und Restaurants. Auch wenn man eigentlich nach Paris gekommen ist, um Sightseeing zu betreiben, um die Sehenswürdigkeiten zu erkunden und Museen zu besuchen, so hat man doch bald mit fliegenden Fahnen eine Lieblingsbeschäftigung der Pariser übernommen: einfach dasitzen, der Welt zusehen, essen, trinken, reden. Und schnell stellt man dabei fest: Paris tut gut. Wer schnell von A nach B möchte, findet stets eine Metrostation in der Nähe. Die Pariser U-Bahn ist preiswert und ihr Netz übersichtlich. Oder Sie mieten sich im Sommer eines der elektronisch gesicherten Fahrräder, die an allen wichtigen Plätzen stehen. Darüber hinaus gibt es Taxis, Busse und die berühmten Ausflugsboote auf der Seine.

STELL- UND CAMPINGPLÄTZE

CAMPING DE PARIS

2 Allée du Bord de l’Eau, 75016 Paris, campingparis.fr, GPS: 48.869230, 2.237036. Sehr zentral gelegener Campingplatz im Westen der Stadt zwischen der Straße D1 und dem Ufer der Seine. Parzellen unter Baumkronen und gute Möglichkeiten, mit dem Bus ins Zentrum zu gelangen.

Parken im Zentrum von Paris: an der Place des Vosges.

Egal, in welche Richtung man auf den Champs-Élysées spaziert, man ist auf jeden Fall beeindruckt. Wo am westlichen Ende der Prachtavenue der 50 Meter hohe Arc de Triomphe steht, führen zwölf Avenuen sternförmig in alle Richtungen. Auf der Avenue Hoche gelangt man nicht nur zum Parc Monceau, sondern auch in die Rue du Faubourg-Saint-Honoré. Sie ist die führende Modemeile in Paris. Den Blick in die Läden der Haute Couture wird frau sich nicht nehmen lassen, wobei auch die Herren gerne den einen oder anderen Blick riskieren und sich mit auf den Weg machen zu den angesagten Designern in der Avenue Montaigne, rund um die Place des Victoires oder im Szeneviertel Saint-German-des-Prés. Wer prachtvolle Geschmeide liebt, ist zwischen der Oper und der Place Vendôme gut aufgehoben.

Notre Dame de Paris, Konsolidierungsarbeiten nach dem Brand des Daches.

Auf den Spuren der Geschichte

Das ist das moderne Paris, das Herz der Stadt schlägt jedoch dort, wo alles seinen Anfang genommen hat: auf der Île de la Cité. Auf der schiffsförmigen Insel in der Seine schlendern Sie durch 2000 Jahre Stadtgeschichte. Hier ließen sich im 3. Jahrhundert v. Chr. gallische Schiffe und Fischer nieder und besiedelten zunächst das linke, dann das rechte Ufer des Flusses. Der Name »Paris« leitet sich vom Stamm der Parisier angehörten.

Auf die Île de la Cité führen mehrere Brücken, am bekanntesten ist jedoch wohl der Pont Neuf. Der Name ist irreführend, denn für diese älteste Brücke der Stadt legte Heinrich III. bereits 1578 den Grundstein, 1607 wurde sie eingeweiht. Am Quai de l’Horloge befindet sich der Eingang zur Conciergerie, die von 1391 bis 1914 als Gefängnis diente und jetzt Teil des riesigen Palais de Justice ist. Zur Zeit der Französischen Revolution warteten hier mehr als 4000 Gefangene auf ihre Hinrichtung, unter ihnen Marie-Antoinette und Maximilien de Robespierre. In der gotischen Salle des Gens d’Armes waren die königlichen Garden untergebracht. Die bedrückende Atmosphäre, die der Kerker und die winzige Zelle von Marie-Antoinette verströmen, kann man noch heute in der Conciergerie verspüren. Im Palais de Justice finden Sie »das Tor zum Himmel«, wie die Sainte-Chapelle, die Heilige Kapelle, genannt wird. Die zweigeschossige Schlosskirche fasziniert den Besucher mit der Leuchtkraft ihrer 15 Buntglasfenster. Lediglich gute sechs Meter hoch ist das Gewölbe der Unterkapelle, war sie doch auch »nur« für die Palastbediensteten bestimmt, die im diffusen Zwielicht beten konnten. Über eine schmale Wendeltreppe erreicht man die 20 Meter hohe Oberkapelle, die der königlichen Familie vorbehalten war. Ihre Luftigkeit verdankt sie den schlanken Strebepfeilern, den breiten Fenstern und der sternenübersäten Decke. Über tausend biblische Szenen werden hier bildnerisch nacherzählt.

Für das leibliche Wohl sorgt die junge Dame in der Passage des Panoramas am Boulevard Montmartre.

Vorbei am Marché aux Fleurs et Oiseaux und dem Hôtel-Dieu kommt man über die Rue d’Arcole zur Kathedrale Notre-Dame. Bei einem verheerenden Brand wurde sie 2019 teilweise zerstört. Erst im Herbst 2021 konnten die Stabilisierungsarbeiten abgeschlossen und mit dem eigentlichen Wiederaufbau des mittelalterlichen Gebäudes begonnen werden. Die Corona-Pandemie von 2020 bis 2022 verzögerte den Wiederaufbau zudem. Eine Wiedereröffnung der Kathedrale ist bis zu den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris geplant.

Unter dem Vorplatz von Notre-Dame liegen die Überreste von 2000 Jahre alten Gebäuden. An Frankreichs »Nullpunkt« auf dem Vorplatz ist eine Bronzeplatte mit einem Messingstern in das Pflaster eingelassen. Von hier aus werden alle Straßenentfernungen des Landes gemessen und laufen alle Nationalstraßen sternförmig zusammen.

Viele monströse Grotesken bewachen als Wasserspeier in der Galerie des Chimères auf den Balustraden das Gotteshaus. Die monumentale, aber wohlproportionierte Westfassade gilt als Glanzstück der französischen Gotik und diente als Vorbild für zahlreiche Kirchen in Nordfrankreich. Die 28 Figuren der Königsgalerie stellen die judäischen Könige dar. Aus dem 13. Jahrhundert stammt das Marienportal mit der Muttergottes sowie Heiligen und Königen.

Im Reich des Glöckners

Im Südturm hängt die 13 Tonnen schwere, 1686 gegossene Glocke »Emanuel«. Der Bischof von Sully hatte 1159 den Bau von Notre-Dame in Auftrag gegeben, die Grundsteinlegung erfolgte 1163. Während der Französischen Revolution wurde die Kathedrale schwer beschädigt und zum »Tempel der Vernunft« erklärt, nach den Plänen des Architekten Eugène Viollet-le-Duc im 19. Jahrhundert jedoch wieder renoviert. Das gewaltige Kircheninnere wird durch die Beleuchtung auch durch zwei Rosettenfenster wirkungsvoll in Szene gesetzt. Die westliche Fensterrose zeigt Maria, die südliche eine Darstellung Christi.

Wer über den Pont St-Louis auf die Île St-Louis spaziert, findet gemütliche Cafés, gediegene Restaurants – und in der Rue St-Louis-en-l’Île bei Berthillon rund 60 verschiedene Eiscremesorten. Hier kann man für weitere Besichtigungstouren neue Kräfte sammeln.

TOP ERLEBNISSE

DAS QUARTIER LATIN

Obwohl das Quartier Latin nach der Cité zu den ältesten Vierteln von Paris zählt, ist es dank seiner jahrhundertealten Universitäten jung und frech geblieben. Die altehrwürdige Sorbonne wurde 1253 für mittellose Theologiestudenten gegründet, das Collège de France 1530 als Hochschule für Latein, Griechisch und Hebräisch. Das Quartier Latin steht für Shopping und Unterhaltung. Abends amüsiert man sich im Revuetheater Paradis Latin. Jazzfreunde steigen ins Kellergewölbe »Le Caveau de la Huchette« hinab.

WEITERE INFORMATIONENparadislatin.comparisinfo.com

WO VICTOR HUGO LEBTE

Um das Jahr 1610 ließ König Heinrich IV. die Place des Vosges im historischen Stadtteil Marais als glanzvollen Mittelpunkt des Aristokratenviertels anlegen. 36 Adelspaläste mit einheitlichen Fassaden aus hellem Stein und roten Ziegeln über Arkaden wurden errichtet. Heute laden an dem Platz Läden und Cafés zum Bummeln und Verweilen ein. Schauen Sie sich um: Das Ensemble überragen nur der Pavillon du Roi in der Mitte der Südseite und der Pavillon de la Reine direkt gegenüber. Dies waren die Stadtwohnungen des Herrscherpaares. Im Haus Nummer 14 wohnte Victor Hugo von 1832 bis 1848.

WEITERE INFORMATIONEN

centrepompidou.fr

musee-orsay.fr

batobus.com

Reges Treiben im Quartier Latin.

STELLDICHEIN DER SCHÖNEN – IM LOUVRE

Hier steht Kunst ab dem 6. Jahrhundert vor Christus

Sie wollen auf dem schnellsten Weg zu der rätselhaften Schönen? Wollen das geheimnisvolle Bildnis der Mona Lisa selbst ergründen? Dann folgen Sie einfach den schnatternden, Videokameras schwenkenden Reisegruppen, die, wie von einem unsichtbaren Band gezogen, schnurstracks auf den absoluten Besuchermagnet im Louvre zumarschieren. Und dann: Kamera in die Luft, abgedrückt, weiter geht’s …

Das Musée du Louvre: Die ehemalige Residenz der Könige beherbergt eine der bedeutendsten Kunstsammlungen der Welt. Die Glas-Metall-Pyramide wurde 1989 nach Plänen von I. M. Pei errichtet und lässt Licht in den unterirdischen Besucherkomplex.

Entweder Sie schaffen es sehr früh am Morgen oder gehen erst am Abend in den mittwochs und freitags bis 22 Uhr geöffneten Louvre – dann haben Sie vielleicht die Chance, ein wenig länger vor dem unergründlichen Antlitz von Leonardo da Vincis Mona Lisa verweilen zu können, deren Bild in einem Glaskasten geschützt aufgehängt ist. Einem permanenten Blitzlichtgewitter ist die zur Diva avancierte junge Frau aber auch zu diesen Zeiten ausgesetzt.

Doch der Louvre ist weitaus mehr als nur Heimstatt der Mona Lisa. 1190 ließ König Philipp II. August an dieser Stelle eine Festung anlegen. Die Grundmauern der Türme und der Unterbau der Zugbrücke sind unter dem Sully-Bau zu besichtigen. 800 Jahre lang vergrößerten die französischen Könige die Burg zu einem Palast, der mit Ende der Französischen Revolution in ein Museum umgewandelt wurde. Napoleon ließ den Louvre im 19. Jahrhundert restaurieren, und zwischen 1981 und 1999 wurde er komplett modernisiert.

STELL- UND CAMPINGPLÄTZE

CAMPING PARIS EST

110 Boulevard des Alliés, 94500 Champigny-sur-Marne, campingchampigny.paris, GPS: 48.829643, 2.477369. Zwischen der Autobahn 4 und dem Marne-Ufer gelegener Campingplatz östlich von Paris. Über Radwege oder mit dem ÖPNV gelangt man in das Stadtzentrum.

Das Musée du Louvre: Die ehemalige Residenz der Könige beherbergt eine der bedeutendsten Kunstsammlungen der Welt. Die Glas-Metall-Pyramide wurde 1989 nach Plänen von I. M. Pei errichtet und lässt Licht in den unterirdischen Besucherkomplex.

Schneller durch die Hintertür

Bestellen Sie ruhig Ihre Eintrittskarten im Internet vor (sie werden zugeschickt) oder vor Ort in den Filialen von FNAC, Carrefour oder Auchan. Damit vermeiden Sie die langen Wartezeiten entlang der Pyramide über dem Haupteingang in der Napoléon-Halle. An einigen Seiteneingängen herrscht nämlich weniger Betrieb, etwa in der Cour Carrée oder am Carrousel du Louvre mit seinen Galerien, Garderoben, Läden und Sanitärbereichen. Apple-Fans begutachten hier in einem Store die neuesten Errungenschaften, nebenan verkauft ein kleiner Laden schwarzes Toilettenpapier. Hier lässt sich der kleine Hunger stillen: Man kann sich mit einer der vielen angebotenen Kaffeesorten stärken – und natürlich das kleine Pendant der großen Pyramide bewundern. Auf den Kopf gestellt, sorgt sie für helles Licht. Über 350 000 Werke umfasst der Fundus des wohl größten und berühmtesten Museums der Welt. Gezeigt werden davon im Louvre etwa zehn Prozent, rund 30 000 Exponate. Der Bogen der Kunstepochen spannt sich von den Etruskern und Assyrern des 6. bis 8. Jahrhunderts v. Chr. über ägyptische und griechische Sarkophage und Tempel – die Venus von Milo und Nike von Samothrake sind weitere Fixpunkte im Besichtigungsprogramm – bis hin zu Skulpturen des 12. bis 19. Jahrhunderts, etwa Michelangelos Gefesselte Sklaven oder Tilman Riemenschneiders Madonna der Verkündigung.

Drei Flügel – Richelieu, Sully und Denon – führen in die insgesamt 198 Säle des Louvre. El Greco, Velázquez, Dürer, Cranach, Rembrandt, Giotto, Botticelli, Caravaggio, Clouet, La Tour … die Liste der hier vertretenen berühmten Maler aus dem 13. bis 19. Jahrhundert ließe sich noch lange fortsetzen. Wer Rubens in der Aufzählung vermisst hat – voilà: Die Galerie Médicis zeigt im Richelieu-Flügel 24 Gemälde des flämischen Meisters aus den Jahren 1622 bis 1625.

Es lohnt sich, vorab einen kleinen Merkzettel mit den Kunstwerken zu erstellen, die man gerne sehen möchte, das Angebot ist schier erschlagend. In der großen Napoléon-Halle unter der beeindruckenden Glaspyramide des US-chinesischen Architekten Ieoh Ming Pei findet man trotz des stürmischen Andrangs immer noch eine Sitzgelegenheit, um sich zu informieren, ehe es die Rolltreppen hinauf in die verschiedenen Museen geht. Abseits der Hauptroute »Mona Lisa – Venus von Milo« ist es bedeutend ruhiger. Hier kann man auch einmal ohne lästiges, andauerndes Blitzlichtgewitter die Werke auf sich wirken lassen. Wer den Louvre durch die Cour Carrée Richtung Metrostation Rue de Rivoli verlässt, dessen Blick fällt auf die majestätischen Säulenreihen an der Ostfassade. Diese großartige Kolonnade wurde von Claude Perrault zwischen 1667 und 1674 erschaffen. Auf der anderen Seite grüßt etwas entfernt der Arc de Triomphe, der in Erinnerung an Napoleons Sieg von 1805 errichtet wurde. Der Jardin du Carrousel, der zum Entspannen und Verweilen vor oder nach dem Museumsbesuch einlädt, diente einst als prachtvolle Auffahrt zum Palast.

TOP ERLEBNISSE

VORSICHT, SUCHTGEFAHR!

Sie sind ein Hauch von Nichts, und dennoch versetzen sie in den Zustand süßester Verzückung: Macarons! Seit Anfang des 20. Jahrhunderts gibt es sie in Paris. Federführend bei der Einführung war das Haus Ladurée. Die kleinen Makronen sind leuchtend bunt, außen knusprig und glatt, innen weich mit Creme- oder Ganachefüllung. Nur geriebene Mandeln, Zucker, Eiweiß und Lebensmittelfarbe sind für ihren Teig nötig. Hinsichtlich des Innenlebens lassen die Pâtisserien ihrer Fantasie freien Lauf. Es schmeckt ofenfrisch am besten. Das geht im Louvre-Café ebenso wie bei Gosselin in der Rue St. Honoré 123 oder in der Maison du chocolat in der Rue de Rivoli 99.

WEITERE INFORMATIONENladuree.fr

tickets-paris.fr

louvre.fr

parispass.com

VON DER GOTIK ÜBER DEN JUGENDSTIL BIS HEUTE

Das Musée des Arts Décoratifs zeigt über alle Stilrichtungen hinweg etwa 5000 Objekte angewandter Kunst: Keramik, Möbel, Goldschmiedekunst, Schmuck, Glas und Papier. Alle großen Namen von Sèvres über Aubusson bis Cristofle, Lalique und Le Corbusier sind vertreten. Von den Sälen unter dem Dachstuhl hat man eine großartige Sicht auf die Tuilerien.

WEITERE INFORMATIONENmadparis.fr

Süße Verführung: Éclairs und Macarons.

TRAUMSTRASSEN

BOOTSTOUR AUF DER SEINE

Vom Eiffelturm bis zur Île St-Louis

Selbstverständlich kann man die Stadt auch mit einem Aussichtsbus erkunden, doch was ist das schon gegen eine Fahrt auf einem Bâteau Mouche? Egal, ob Sie mit diesen berühmten Ausflugsbooten nur vom Louvre bis zu den Champs-Élysées fahren oder die Große Rundfahrt Tour Eiffel buchen – vom Wasser aus zeigt sich Paris von seiner eindrucksvollsten Seite.

Wie eine Lebensader zieht sich die Seine durch Paris, ist Dreh- und Angelpunkt, teilt die Stadt in die Rive Droite im Norden und die Rive Gauche auf der Südseite. Der Fluss dient auch als Entfernungsmesser, von hier aus werden die Pariser Hausnummern gezählt. Direkt an der Seine oder höchstens einen Steinwurf entfernt sind alle wichtigen Gebäude der Stadt gelegen. Elegante und prächtige Stadtpalais und Häuser, Museen, Denkmäler und Parks säumen die Ufer zu beiden Seiten. Beschließen Sie doch mit einer Bootsfahrt einen langen Besichtigungstag und lassen Sie sich gemütlich nach Hause schippern: Eine der Stationen der Boote von Batobus Paris liegt ganz in der Nähe des Eiffelturms.

Große Rundfahrt Tour Eiffel

In Fahrtrichtung rechts oder links sitzen – oder doch gleich im Freien? Inzwischen tuckert der Motor, die Fahrt beginnt. Vorbei ziehen das Palais de Tokyo mit seinen hübschen Figuren, die goldene Kuppel des Invalidendoms grüßt glitzernd im Sonnenlicht, gegenüber stehen Grand Palais mit dem Wissenschaftsmuseum und Petit Palais, das heutige Musée des Beaux-Arts. Zuvor hat man bereits den Pont de l’Alma von unten gesehen. Dort werden am Zouave, der Statue am Brückenpfeiler, nach wie vor die Wasserstände der Seine abgelesen. Auf der Brücke steht die (steinerne) Freiheitsflamme für die französische Résistance. Sie erinnert auch an den Unfalltod von Diana, der Prinzessin von Wales, die 1997 im nahen Tunnel ums Leben kam.

Ob der Skater das Flachrelief La légende de la Terre am Palais de Tokyo gesehen hat?

Ein Highlight nach dem andern

Nach Vorbeifahrt am Musée d’Orsay am rechten Ufer taucht die grüne Spitze der Île de la Cité auf, während man noch die imposante lange Fassade des Louvre betrachtet. Unter dem Pont Neuf wird man zweimal durchfahren, doch zuerst geht es am angesagten Stadtviertel Saint-German-des-Prés vorbei, ebenso an den wuchtigen Gemäuern der Palais auf der Île de la Cité mit der Kathedrale von Notre-Dame. Zu den vornehmsten Adressen zählt seit dem 17. Jahrhundert die Île St-Louis, die durch den Pont Saint-Louis mit der Cité verbunden ist. Am Jardin des Plantes, dem Botanischen Garten von Paris, liegt der Wendepunkt dieser Tour. Ursprünglich als königlicher Heilkräutergarten angelegt, ist die über 23 Hektar große Anlage bereits seit 1635 der Öffentlichkeit zugänglich. Schon wieder gestärkt für einen kleinen Spaziergang? Dann verlässt man beim Hôtel de Ville, dem Rathaus, das Boot und spaziert am Kai entlang Richtung Louvre, dem ehemaligen Königspalast, dessen Renaissance-Architektur schon von Weitem einen spannungsgeladenen Kontrast mit der gläsernen Pyramide bildet.

Der Pont Alexandre III wurde anlässlich der Weltausstellung im Jahr 1900 erbaut.

Entfernungen: Eiffelturm – Hôtel de Ville ca. 5 km, dann noch etwa 700 m zu Fuß zum Centre Pompidou.

Im 1977 eröffneten Centre Pompidou befindet sich das Musée National d’Art Moderne.

TOP ERLEBNISSE

HOCH AUF DEN EIFFELTURM

Das berühmteste Wahrzeichen der Stadt ist 330 Meter hoch und 7000 Tonnen schwer. Der Brückenbauingenieur Gustave Eiffel schuf die imposante Eisenkonstruktion für die Weltausstellung 1889 in Paris. Jean Cocteau bezeichnete sie als »Stahlvenus « und niemand, der ihr zu Füßen steht, kann sich der Atmosphäre auf dem großen Platz entziehen, über den sich der Turm einem Spinnennetz gleich ausbreitet.

DIE GANZ GROSSEN DES IMPRESSIONISMUS

Das Musée d’Orsay an der Rive Gauche war früher die Bahnhofshalle der Gare d’Orsay. Der imposante Bau aus der Belle Époque sollte danach eigentlich abgerissen werden. Jetzt beherbergt er in wunderschönen Räumen unter anderem berühmte Werke der großen Meister des Impressionismus wie die Kathedrale von Rouen von Claude Monet, die Olympia von Edouard Manet, van Goghs Mittagsrast, Der Absinth von Edgar Degas und viele andere.

STIMMUNGSVOLLER AUSKLANG

Wer sich nach der Bootsfahrt noch ein wenig die Beine vertreten möchte, schlendert vom Kai am Hôtel de Ville aus durch das Marais-Viertel zum Forum des Halles und zum Centre Pompidou. Das einst als »Monstrum« verteufelte Museum ist ein aufregendes Gebilde aus Glas und Stahl. Kurzentschlossene kaufen die Eintrittskarten mit der Kreditkarte am Automaten, aber natürlich kann man sie auch online bestellen. Im Internet erhält man zudem einen guten Überblick über die Wechselausstellungen im 1 und 6. Stock des Museums.

DAS EWIGE ROTLICHTVIERTEL – MONTMARTRE

Eine Windmühle und eine Kirche im Zuckerbäckerstil

Man möchte sitzen bleiben, bis die Sonne schon längst untergegangen ist. Die Gitarrenklänge der Musiker wehen verträumt herüber, die ersten Rotweinflaschen kreisen … Die Treppen vor der Basilika Sacré-Cœur sind ein beliebter Treffpunkt für Besucher aus aller Welt, denn hier ist man mitten im Montmartre. In dem Künstlerviertel mit dem romantisch-verruchten Rotlicht-Touch war im 19. Jahrhundert die Boheme zu Hause.

Die Wahrzeichen des Künstlerviertels Montmartre sind die Basilika von Sacré-Cœur.

Montmartre – der Name erinnert an das Moulin Rouge und Henri de Toulouse-Lautrec, an Salvador Dalí und die Porträtmaler, an Sacré-Cœur und Saint-Pierre-de-Montmartre. Ob für ein kurzes Wochenende oder einige Tage – der Besuch des berühmtberüchtigten Viertels im 18. Arrondissement gehört zu einer Reise nach Paris einfach dazu.

Das ewige Rotlichtviertel

Auf der 129 Meter hohen Butte Montmartre wurde einst Wein angebaut, und in dem gleichnamigen Dorf standen bis in das 19. Jahrhundert hinein etwa 30 Windmühlen. Eine befindet sich heute noch am Boulevard de Clichy, ihr Name ist der Inbegriff für das Montmartre des 19. Jahrhunderts: Moulin Rouge. Das Moulin Rouge war das Stammlokal nicht nur von Henri de Toulouse-Lautrec, der hier die Tänzerinnen des Cancan verewigte. Heute findet man rund um den Boulevard de Clichy ein breites Erotikangebot, Cabarets, Revuetheater und Bars an der Place Pigalle. Dazu zählen das legendäre Moulin Rouge ebenso wie das Varieté-Theater Folies Bergère, wo hübsche Mädchen abends dem Publikum ein wenig einheizen. Doch es gibt auch angesagte Musiktempel wie etwa die Folies Pigalle in einem ehemaligen Striptempel oder das authentische Kabarett Au Lapin Agile. Schwerpunkt Shakespeare heißt es dagegen im Théâtre des Bouffes du Nord.

STELL- UND CAMPINGPLÄTZE

WOHNMOBILSTELLPLATZ WÄHREND DES CARAVAN SALONS

5 Avenue du Maréchal Leclerc de Hauteclocque, 93440 Dugny, GPS: 48.943406, 2.420796. Während der Öffnungszeiten des Pariser Caravan Salons, meist Ende September bis Anfang Oktober, kann man auch auf dem Großparkplatz an den Messehallen übernachten. Aber eben nur zu diesem Anlass, sonst befindet sich dort kein Wohnmobilstellplatz. Die Messehallen befinden sich im Nordwesten der Hauptstadt nahe dem Flughafen Le Bourget. Von dort gelangt man mit dem ÖPNV auch in das Pariser Zentrum.

Das Rotlichtviertel ist aber nur eine Seite vom Montmartre. Wer bergauf durch die Rue Tardieu zur Place St-Pierre spaziert, erreicht den Square Willette unterhalb von Sacré-Cœur. Durch die terrassierte Grünanlage führen Treppen und Promenaden hinauf zur Basilika. Hier gilt es eine Verschnaufpause auf den Treppen einzulegen, den Blick über die Stadt zu genießen, dem Sprachengewirr zu lauschen und den Tag in Paris ein wenig vorbeiziehen zu lassen.

Die Windmühle des legendären Revuetheaters Moulin Rouge.

Kirchen und Künstler

Die weiße »Zuckerbäckerkathedrale« Sacré-Cœur ist dem »heiligsten Herzen Jesu« geweiht und eigentlich eine Sühnekirche. Denn Alexandre Legentil und Rouhault de Fleury gelobten den Bau der Basilika, wenn Frankreich der Krieg gegen Preußen erspart bliebe. Der Krieg kam zwar dennoch, Paris blieb jedoch zumindest von einer Besatzung verschont. Erst 1919 wurde das neoromanisch-neobyzantinische Bauwerk geweiht, das mit seiner großen Kuppel 83 Meter aufragt. In dem 94 Meter hohen Turm der Kathedrale erklingt eine fast 19 Tonnen schwere Glocke.

Nicht weit davon entfernt steht die Kirche Saint-Pierre-de-Montmartre, die auf das 6. Jahrhundert zurückgeht. Einst gehörte zu dem Komplex auch ein Bendiktinerinnen-Kloster. Dessen letzte Äbtissin starb 1794 auf dem Schafott.

Von früh bis spät drängeln sich die Touristen über die Place du Tertre mit ihren bunten, niedrigen Häuschen aus dem 18. Jahrhundert. Souvenirläden, Cafés und Bistros sind immer gut besucht, dazwischen stehen die Schnellporträtisten. Sie verkörpern nach wie vor den Charakter des Künstlerdorfes, das Montmartre lange Zeit war. Hier lebte Vincent van Gogh bei seinem Bruder Theo und Pablo Picasso im Bateau Lavoir, arbeitete Auguste Renoir 1895 in einem der Pavillons und malte Maurice Utrillo in der Rue de l’Abreuvoir La Maison Rose.

Das Musée de Montmartre zeigt Werke von Künstlern, die einst hier zu Hause waren. In der Espace Montmartre Salvador Dalí sind rund 330 Werke des Malers und Bildhauers ausgestellt. Fast schon wieder am Fuß des Montmartre widmet sich das Musée de la Halle St Pierre vielen Werken des Art Brut.

TOP ERLEBNISSE

BAHNFAHRT NACH SACRÉ-CŒUR

Eigentlich ist der Funiculaire de Montmartre keine Standseilbahn, sondern ein Schrägaufzug mit zwei Kabinen – für den im Übrigen auch Metrofahrkarten gelten. Am Ende der Rue Foyatier führt er hinauf zur Kathedrale Sacré-Cœur. Seit 1991 ist die Standseilbahn in Betrieb, transportiert bis zu 60 Personen pro Kabine und bis zu 2000 Passagiere in der Stunde. Für die 108 Meter lange Strecke braucht die kleine Bahn 90 Sekunden. Bereits 1900 gab es an dieser Stelle eine Standseilbahn, die im Lauf der Zeit modernisiert wurde. Während des Neubaus der Anlage 1990/91 chauffierte der Montmartrebus von der Place Pigalle aus die Besucher hinauf auf den Montmartre – und natürlich auch wieder zurück.

WEITERE INFORMATIONENsacre-coeur-montmartre.com

EIN ORT DER INSPIRATION

Große Namen der Malerei regte das Gartenlokal Moulin de la Galette zu Meisterwerken an. Renoirs Gemälde hängt im Musée d’Orsay, auch Van Gogh und andere verewigten das Restaurant an der alten Windmühle Blute-Fin. Traditionelle Küche, stimmungsvolles Ambiente.

WEITERE INFORMATIONENmoulindelagaletteparis.com

Die Standseilbahn am Montmartre.

PARKS IN UND UM PARIS

Grüne Oasen mit Unterhaltungswert

Wer von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit eilt, ist froh um eine Verschnaufpause auf einer Bank in einem der vielen Parks im Zentrum von Paris. Etwas außerhalb, an der Peripherie, locken Themenparks wie La Villette oder der Bois de Vincennes vor allem die jüngeren Besucher der Metropole.

Zum Verweilen lädt der Jardin du Luxembourg ein, der schönste und beliebteste Park von Paris.

Es muss nicht immer nur der Jardin des Tuileries sein, wo barocke Flügelrosse mit Merkur und Fama Besucher am Eingang begrüßen. Der einstige Lustgarten der Könige ist durch seine ideale Lage ein gern angesteuerter Ruhepunkt nicht nur der Touristen. Wer dagegen von der Place du Trocadéro in die schönen, schattigen Jardins du Trocadéro spaziert, genießt von der großen Terrasse aus einen einzigartigen Blick auf den Eiffelturm und den dahinterliegenden Champ-de-Mars, auf dem 1889 die Weltausstellung stattfand. Sanft ziehen sich die Hänge mit den Wasserspielen hinunter Richtung Seine zum Pont d’Iéna. Wer Zeit und Muße hat, sollte das Aquarium im Nordwesten besuchen.

Der weitläufige Park Champ-de-Mars erstreckt sich bis zur Avenue de La Motte Picquet, an der man das Gebäude der UNESCO vor sich sieht.

Picknicken im Bois de Boulogne

Abseits vom Trubel des quirligen Viertels St-Germain-des-Prés liegt der Jardin du Luxembourg mit dem Palais du Luxembourg. Die romantische Fontaine de Médicis erinnert an Maria von Medici. Das Palais wurde für die Mutter von Ludwig XIII. erbaut und ist mittlerweile Sitz des französischen Senats. Der Garten darf sich das Etikett »schönster und beliebtester Park in Paris« anheften. Unter den hohen alten Bäumen verweilen Jung und Alt gleichermaßen gerne, sitzen auf den grünen Eisenbänken und Stühlen, spielen Karten, Schach oder Boule. Der Park ist vor allem auch für Kinder ein Paradies, können sie hier doch Modellboote auf dem Teich fahren lassen, auf Ponys reiten, ins Puppentheater gehen … Und mittendrin steht seit 1845 die Statue der Schutzpatronin von Paris, die heilige Geneviève.

Zum Verweilen lädt der Jardin du Luxembourg ein, der schönste und beliebteste Park von Paris.

Im Westen der Metropole breitet sich auf 900 Hektar der Bois de Boulogne aus. Er lädt zum Picknicken ein, zum Bootfahren, Reiten, Radfahren und Wandern – ein ideales Naherholungsgebiet nach einer anstrengenden Besichtigungstour durch Paris. Eigentlich sind im Bois de Boulogne nach dem Vorbild des englischen Hyde Park mehrere Parks zusammengefasst. Mit deren Neugestaltung hatte Napoleon III. Baron Haussmann Mitte des 19. Jahrhunderts beauftragt. In der Parkanlage La Bagatelle etwa ist ein Rosengarten mit annähernd hundert verschiedenen Sorten zu sehen. Man kann aber auch einen Abstecher auf die Pferderennbahn unternehmen. Lediglich am Abend raten Pariser von einem Besuch des Parks ab.

Im nördlichen Paris liegt der Parc Monceau, dessen Anlage 1778 der Duc de Chartres in Auftrag gab. Der Künstler, Philosoph und Landschaftsgärtner Louis Carmontelle schuf hier eine exotische Landschaft mit Parkbauten im englischen und deutschen Stil und einer ornamentalen Nachbildung eines antiken Naumachia-Beckens. In solchen großen Bassins inszenierten in der Antike die Römer Seegefechte.

STELL- UND CAMPINGPLÄTZE

CAMPING HIGH ISLAND

Chemin de l’Écluse, 93330 Neuilly-sur-Marne, camping.lesrivesdeparis.fr, GPS: 48.853927, 2.538581. Ruhiger Campingplatz außerhalb von Paris, unmittelbar am Ufer der Marne.

Kinderstadt der Wissenschaften

Das Château de Vincennes am südöstlichen Stadtrand war einst die Residenz der französischen Könige. Jenseits des Schlossgrabens der großen mittelalterlichen Festung mit einer gotischen Kapelle und Pavillons aus dem 17. Jahrhundert erstreckt sich der weitläufige Bois de Vincennes. Er wurde bis 1867 von Baron Haussmann als größter englischer Garten von Paris angelegt.

Auf einem Hügel malerisch gelegen ist hingegen der Pariser Vorort Sceaux. Dort wird im Parc de Sceaux wirkungsvoll mit Wasser gespielt. Von der faszinierenden Kaskade, einem Springbrunnen in Form einer beweglichen Treppe, fließt das Wasser in ein achteckiges Becken und dann in den Grand Canal. In der Orangerie von 1685 finden klassische Konzerte statt, für die Musikveranstaltungen im Park gibt es ein eigenes Programm.

Auf dem ehemaligen Schlachthofgelände im Nordosten von Paris zieht der Parc de la Villette die Besucher an – weniger zum Entspannen denn zum Lernen, Staunen und Erforschen. Die Cité des Sciences et de l’Industrie führt eindrucksvoll in die Welt der Wissenschaften ein, und zwar bereits Kinder ab drei Jahren! In der eigens errichteten Kinderstadt können die jungen Besucher spielerisch wissenschaftliche Sachverhalte erfahren, indem sie experimentieren und sich etwa mit einem Skelett ein Radrennen liefern.

TOP ERLEBNISSE

EIN BESUCH BEI EDITH PIAF

Auf Pariser Friedhöfen geht es nicht immer still zu, sind doch die Promi-Gräber mittlerweile wahre Pilgerstätten geworden. Der nach dem Jesuitenpater Père Lachaise benannte Cimetière du Père Lachaise wurde 1803 eröffnet. Die Liste der Großen, die hier ruhen, reicht von Honoré de Balzac über Frédéric Chopin, Eugène Delacroix, Sarah Bernhardt bis zu Jim Morrison, Edith Piaf, Simone Signoret und Yves Montand. Auch der Cimetière de Montmartre beheimatet tote Künstler wie Heinrich Heine, Emile Zola, Alexandre Dumas, Jacques Offenbach und Vaslav Nijinsky. 50000 Menschen geleiteten 1980 den Sarg Jean-Paul Sartres zum Cimetière de Montparnasse, ähnlich viele waren es sechs Jahre später bei Simone de Beauvoir.

WEITERE INFORMATIONENstadtpfade-paris.de/pere-lachaise/

GEMEINSCHAFTSGARTEN UND WEINREBEN

In der auf einer Anhöhe gelegenen Butte Bergeyre, einer »hängenden Stadt« im Parc des Buttes-Chaumont, herrscht eine dörfliche Atmosphäre. Von der Ecke der Rues Georges-Lardennois und Rémy-de-Gourmont hat man einen tollen Blick über Paris mit Sacré-Cœur und La Défense. Am Hang wächst Wein, weiter oben bewirtschaften die Bewohner gemeinsam einen Obst- und Gemüsegarten.

WEITERE INFORMATIONEN

de.parisinfo.com/museen-sehenswurdigkeiten-paris/71468/Parc-des-Buttes-Chaumont

Das Grab von Edith Piaf am Père Lachaise ist gut gepflegt.

AUF DEN SPUREN DES SONNENKÖNIGS – VERSAILLES

Frankreichs absolutes Machtzentrum für hundert Jahre

Versailles ist das größte und berühmteste Schloss in Frankreich und untrennbar mit Ludwig XIV. verbunden. Der Sonnenkönig entschied bereits mit 23 Jahren, das kleine Jagdschloss seines Vaters zu einem prächtigen Palast ganz getreu dem Motto »L’état c’moi« – »der Staat bin ich« – umzubauen. Versailles diente in der Folge hundert Jahre lang als Regierungssitz und avancierte zu Frankreichs absolutem Machtzentrum, an dem sich der Hochadel ständig aufhielt.

Genauso bewundern wie die Bronzefiguren am nördlichen Bassin, die für die Flüsse Frankreichs stehen.

Nach Versailles pilgern zu jeder Jahreszeit Besucherströme – das Bauwerk zählt zu den meistfotografierten Sehenswürdigkeiten Frankreichs. Bis zu 35 000 Menschen und 6000 Pferde arbeiteten bisweilen gleichzeitig am Ausbau des einstigen Jagdschlosses von Ludwig XIII., doch erst nach 50 Jahren Bauzeit präsentierte sich der Komplex so, dass er vor den Augen von König Ludwig XIV. Gefallen fand. Für die feudale Ausstattung verantwortlich waren die Architekten Louis Le Vau und Jules Hardouin-Mansart, der Innenarchitekt Charles Le Brun und der Gartenbaukünstler André Le Nôtre. 1678 übernahm Mansart die Leitung der Arbeiten, fügte Nord- und Südflügel und den Spiegelsaal hinzu. 1770 ließ Ludwig XV. die Oper anbauen. Nach der Französischen Revolution verlor Versailles jedoch an Bedeutung.

Jüngere Geschichte wurde bekanntermaßen im Spiegelsaal geschrieben: Hier hat man im Jahr 1871 die Gründung des Deutschen Reichs ausgerufen und am 28. Juni 1919 den Friedensvertrag von Versailles unterzeichnet.

Pracht des Absolutismus

In dem 73 Meter langen Spiegelsaal, der Galerie des Glaces, verlaufen 17 Spiegelbogen auf der einen und 17 Rundbogenfenster auf der gegenüberliegenden, zum Park weisenden Seite. Er ist mit original rekonstruiertem Mobiliar bestückt und im Tonnengewölbe mit Gemälden geschmückt, die einen Einblick in die Regentschaft des Sonnenkönigs geben. Ganz im Zentrum der Schlossanlage liegt die Chambre du Roi, das in Gold gehaltene Schlafzimmer des Königs. Die davor liegende Cour de Marbre war bis 1830 mit farbigem Marmor ausgelegt. Die Gebäude mit einem goldenen Balkon gehören zum Jagdschloss, im ersten Stock befinden sich die Privatgemächer des Königs. Hier starb 1715 Ludwig XIV. Der Salon de L’Œil de Bœuf neben dem Schlafzimmer ist nach seinem ovalen Fenster in Form eines »Ochsenauges« benannt. Hier fanden die Zeremonien zum Aufstehen und Zubettgehen des Königs statt. Im Ratszimmer auf der anderen Seite des Schlafgemachs wurden alle wichtigen Beschlüsse gefasst. Das Cabinet du Conseil diente dem König als Empfangsraum für seine Minister und für seine Familie.

STELL- UND CAMPINGPLÄTZE

CAMPING HUTTOPIA VERSAILLES

31 Rue Berthelot, 78000 Versailles, europe.huttopia.com, GPS: 48.794164, 2.160844. In einem Wald gelegener, ruhiger Campingplatz östlich von Versailles. Das Schloss lässt sich in einem halbstündigen Spaziergang erreichen.

Versailles zieht Besucher aus aller Welt an, die die goldenen Statuen im Spiegelsaal.

Über eine prächtige Treppe gelangt man in die üppigen Privatgemächer der Königin. Im dortigen Schlafzimmer brachte Marie-Thérèse 19 Prinzen und Prinzessinnen zur Welt. Das Grand Cabinet de la Reine genannte Thron- und Audienzzimmer ließ Marie-Antoinette 1785 nach eigenen Wünschen umgestalten. Die Repräsentationsräume des Königs zur Gartenseite sind mit Szenen aus der Mythologie ausgemalt. Der Thronsaal Ludwigs XIV. etwa ist dem Gott Apollon gewidmet, überwältigt mit üppigem Prunk, farbigem Marmor, Wandgemälden, Samtausstattungen, Steinmetzarbeiten, Skulpturen, Schnitzereien und vergoldeten Möbeln. Fotografieren ist hier wie an vielen anderen historischen Plätzen erlaubt, nur Blitzlichter sind verboten. Dennoch sollte man den Glanz nicht nur durch das Display der Kamera betrachten, sondern die Schönheit der Räume einfach auf sich wirken lassen.

Macht über die Natur

Das gilt selbstredend auch für die Parkanlagen des Schlosses, die Le Nôtres Meisterwerk der Gartenbaukunst darstellen. Die Beherrschung der Natur durch den Menschen wird hier sichtbar durch die Symmetrie der Anlage, zeigt sich in den geometrischen Figuren aus Bäumen und Hecken und den zahlreichen Kanälen, die mit Brunnen und Skulpturen geschmückt sind. Planen Sie auf jeden Fall einen ganzen Tag ein, um in Versailles das Schloss und den Park zu erkunden. Besucher drängen sich hier selbstredend am Wochenende und häufig auch am Dienstag, wenn der Louvre geschlossen hat. Suchen Sie sich Ihren ganz eigenen Weg zum Petit Trianon, den Marie-Antoinette so sehr liebte, oder zum Grand Trianon. Dort konnten die königlichen Familien befreit vom Hofprotokoll ihr Privatleben pflegen.

TOP ERLEBNISSE

VERSAILLER SIEDLUNGEN

Das bäuerliche Leben spielte Königin Marie-Antoinette zusammen mit ihren Hofdamen in Le Hameau nach. Die »Bauernhäuser« des Weilers waren innen äußerst komfortabel und erlesen ausgestattet. Vor dem Schloss wuchs der unbedeutende Marktflecken Versailles stetig an. Ludwig XIV., der die Bauvorhaben unterstützte, schuf mit Versailles das Paradebeispiel einer barocken Residenzstadt. Der über 15000 Personen umfassende Hofstaat unterhielt die Wirtschaft des Ortes, in dem Handwerker ebenso lebten wie die vielen Schlossbediensteten. Lohnende Ziele in Versailles sind das Musée des Carrosses mit Staatskarossen aus dem Barock und die Reitakademie. Sie präsentiert die Hohe Schule der Dressur.

WEITERE INFORMATIONENchateauversailles.fr

ZUHAUSE BEI DEN MONETS

Eine Autostunde nordwestlich von Versailles liegt Giverny, und die Fahrt lohnt sich. In dem kleinen Ort lebte Claude Monet und ließ sich von seinem prächtigen Garten mit mehreren Teichen zu den berühmten Seerosenbildern inspirieren. Im Wohnhaus ist alles noch so wie zu Lebzeiten des großen Malers.

WEITERE INFORMATIONENfondation-monet.comgiverny.fr

Königliches Bauernhaus in Le Hameau.

Die Spiegelgalerie von Versailles hat viele historische Ereignisse erlebt: die Hochzeit von Ludwig XVI. und Marie Antoinette, Empfänge, die Proklamation des deutschen Kaisers, die Unterzeichnung des Friedensvertrages 1919.

DAS HERZ DER GRANDE NATION – ÎLE DE FRANCE

Ein Paradies für Freizeitsportler und Ausflügler

Zur Île-de-France gehören nicht nur Paris und seine Vororte, sondern noch weitere Gebiete jenseits des Ballungsraums der Metropole. Die geschichtsträchtige Region liegt rund um Paris zwischen den Flüssen Marne, Seine, Oise, Thève und Beuvronne und gilt als die Wiege Frankreichs – hier schlägt das Herz der Grande Nation. Alles in allem umfasst die Île de France acht Départements, in denen rund elf Millionen Menschen leben.

Inmitten von Wäldern ließ Jagdliebhaber König Franz I. ein Renaissance-Schloss im florentinisch-römischen Stil erbauen: Château de Fontainebleau.

Ausflugsziele wie das Château de Fontainebleau, das Schloss Vaux-le-Vicomte, die Basilika Saint-Denis oder das vornehme Städtchen Chantilly ziehen nicht nur am Wochenende die Pariser an. Neben der Hauptattraktion, Schloss Versailles, bietet die Île de France Tausende Kilometer an Wander-, Rad- und Reitwegen, Wassersportmöglichkeiten und zahllose Sehenswürdigkeiten, die man nicht verpassen möchte.

Der Neid des Königs

Wer sich in südlicher Richtung auf dem Weg zum 60 Kilometer entfernten Wald von Fontainebleau mit dem gleichnamigen Schloss macht, sollte sich das Château de Vaux-le-Vicomte nicht entgehen lassen. Es ist das Gesellenstück der Herren Le Vau, Le Brun und Le Nôtre, das sie vor dem Bau von Versailles ablegten. Der damalige Finanzminister Nicolas Fouquet gönnte sich diesen Prachtbau, an dem er jedoch wenig Freude haben sollte. Sein Château stellte nämlich die königlichen Schlösser in den Schatten – welch ein Affront! Der Bauherr büßte für diese Zurschaustellung seines Reichtums, indem er Schloss mit Gefängnis tauschen musste und dort 19 Jahre bis zu seinem Tode schmachtete.

Wer sich an den weitläufigen Gartenanlagen sattgesehen hat, wird von dem Prunk im Inneren des Schlosses schier geblendet: Fresken, Stuck, Säulenfiguren und Büsten bilden hier ein vergoldetes Gesamtkunstwerk. Vertäfelte Wände in der Grande Chambre Carrée und Nymphen und Sphinxen im Salon des Muses sind geschickt arrangiert und verbreiten eine angenehme Atmosphäre.

STELL- UND CAMPINGPLÄTZE

CAMPING COMMUNAL DE SAMOREAU

11 Rue de l’Église, 77210 Samoreau, camping-samoreau.fr, GPS: 48.422539, 2.748958. Kleiner, ordentlicher Campingplatz am Ufer der Seine. Etwas weiter flussabwärts kann man über die Pont de Valvins den Fluss überqueren und mit dem Rad bis Fontainebleu gelangen.

CAMPING LE PRÉ DES MOINES

1 Le Pont de Saint-Leu, 60270 Gouvieux, camping-lepredesmoines.com, GPS: 49.211514, 2.427368. Zwar überwiegend Mobilheime, aber auch einige Stellplätze für Durchreisende. Schön im Wald gelegen. Mit dem Rad ist das Schloss Chantilly gut erreichbar.

CAMPING DE L’ABBATIALE

39 Rue Salvador Allende, 60340 Saint-Leu-d’Esserent, camping-abbatiale.com, GPS: 49.212134, 2.402694. Großer Campingplatz mit Mobilheimen und einem eigenen Bereich für Wohnmobile. Die Parzellen sind mit Hecken voneinander abgetrennt. Westlich der Oise, rund sechs Kilometer Luftlinie vom Schloss entfernt.

Im wohl schönsten Wald Frankreichs steht malerisch das Château de Fontainebleau.

Die Ursprünge des Schlosses gehen auf eine Abtei Ludwigs VII. aus dem Jahr 1169 zurück. Den Komplex in in seiner jetzigen Form hat man König Franz I. zu verdanken. Der Jagdliebhaber ließ sich ein Renaissance-Schloss im florentinisch-römischen Stil bauen. Wenn man über die Cour de Cheval Blanc auf das Schloss zuspaziert, sollte man die Escalier du Fer-à-Cheval näher betrachten: Dank der ausgeklügelten Konstruktion der hufeisenförmigen Treppe konnten Pferdegespanne unter den beiden Bogen hindurchfahren. An Fontainebleau haben viele Könige mitgebaut, und viele haben sich dort gerne aufgehalten. Katharina von Medici etwa bewohnte hier eine Flucht von Gemächern; Napoleon und Joséphine fühlten sich hier ebenso wohl wie zuvor Marie-Antoinette und Ludwig XVI.

Grabstätte der Monarchen

Die Basilika Saint-Denis in Saint-Denis wurde zum Gedenken an den heiligen Dionysius an der Stelle errichtet, zu der der Märtyrer der Legende zufolge mit seinem abgeschlagenen Kopf in den Händen vom Montmartre gewankt war. In der Kirche wurden Frankreichs Königinnen gekrönt und viele französische Könige beigesetzt. Sie mutet wie ein Museum französischer Grabplastik an.

Auf dem Weg nach Chantilly im Norden der Île de France steht die Abbaye de Royaumont. Bis zur Französischen Revolution zählte die schöne Zisterzienserabtei zu Frankreichs reichsten Klöstern, heute ist sie ein Kulturzentrum. Zu sehen sind Reste der über 100 Meter langen Kirche und der größte Kreuzgang des Landes, der einen klassischen Garten umgibt. Chantilly, Frankreichs Hauptstadt des Pferderennsports gehört streng genommen schon zur Picardie und war im 17. und 18. Jahrhundert Residenz der Fürsten Bourbon-Condé. Auf einer Insel am Ortsrand beherbergt das Petit Château Chantilly heute die bedeutende Gemäldesammlung des Herzogs von Aumale. In der Bibliothek kann man die Très Riches heures du Duc de Berry bewundern, ein Stundenbuch mit herrlichen Miniaturen aus dem 15. Jahrhundert.

Das Château de Vaux-le-Vicomte.

TOP ERLEBNISSE

ASTERIX UND MICKY MAUS

Den Figuren von René Goscinny und Albert Uderzo setzt der Parc Astérix in der Nähe des Flughafens Charles de Gaulle ein Denkmal. Hier kann man die Schauplätze der Abenteuer von Asterix und Obelix entdecken und nebenbei auch viel über die französische Geschichte erfahren. So zeigt die Rue de Paris die Stadt im Lauf der Jahrhunderte. Für Nervenkitzel der modernen Art ist mit der Hochgeschwindigkeitsachterbahn ebenfalls gesorgt. Disneyland Paris lockt täglich Zehntausende Besucher an und wartet mit über 40 Attraktionen, mit Shows, Paraden und vielen Veranstaltungen auf. Dazu kann man einen Blick hinter die Kulissen von Film und Fernsehen werfen. Wer länger bleiben möchte, für den stehen diverse Hotels zur Verfügung. Von Paris aus verkehrt eine eigene RER-Linie zum Magic Kingdom.

WEITERE INFORMATIONENparcasterix.frdisneylandparis.com

SCHLUCHTENWANDERN MIT AUSSICHT

Nach Großstadthektik wunderbar erholsam: Im Wald von Fontainebleau ist diese Wanderung durch die Gorges de Franchard ein Klassiker. Vorbei an der ehemaligen Einsiedelei gelangt man zu einem Vorsprung, der die Schlucht überragt: der Grand Point de Vue mit weitem Panoramablick.

WEITERE INFORMATIONENfontainebleautourisme.com

Ist einer der schönsten Prachtbauten des 17. Jahrhunderts. Fantasieschlösser im Disneyland Paris.

THEMA

WIND- UND WASSERMÜHLENARCHITEKTUR IN NORDFRANKREICH

Die nostalgische Verklärung der einstigen Zweckbauten

Ist man im Norden Frankreichs unterwegs, fallen einem immer wieder Wind- oder Wassermühlen auf, die sich in den Städten oder Landschaften im Hinterland des Ärmelkanals erheben. Sie sind selten geworden, umso größer ist wohl die Freude, eines dieser oft hübsch anzusehenden Relikte aus früheren Zeiten zu entdecken.

Die Verbreitung der bereits bei den Römern eingesetzten Wassermühlen und der aus dem Orient stammenden Windmühlen fand im Mittelalter statt. Die Wassermühle ersetzte die Arbeit von 15 Männern. Mittels Zahnrädern und Übersetzung wurde die Energie auf die Mahlsteine übertragen. Bald darauf wurden Nockenwellen der Vorrichtung angepasst und die dadurch entstehende Hin- und Her-Bewegung trieb nun Hämmer, Gebläse usw. an. So wurde die Entwicklung neuer Industriezweige gefördert, es siedelte sich Glas-, Papier- und Metallindustrie rund um die Mühlen an.

Die Mühle von Wallu scheint über das Rapsfeld zu wachen.

In Vernon hält sich die alte Mühle noch immer tapfer auf der teilzerstörten Brücke.

Überaus idyllisch, weil immer an einem Flüsschen oder Fluss gelegen, zeigen sich die Wassermühlen. Form und Größe des Wasserrades, des wichtigsten Bauteils der Mühle, sind abhängig von der Wassermenge und der Oberflächengestaltung des Geländes. Viele Mühlen sind in Privatbesitz, doch einige sind auch öffentlich zugänglich und können besichtigt werden.

Eine Besonderheit stellt die Mühle in Vernon im Département Eure dar. Der gut erhaltene Fachwerkbau wurde auf einer Brücke über die Seine errichtet und stammt aus dem 16. Jahrhundert. Die Mühle war bis ins 19. Jahrhundert, als ein Staudamm im Seinetal erbaut wurde, in Betrieb, und bis zu sechs Weizenmühlen mahlten hier Mehl. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die bis dahin mehrmals instandgesetzte Holzbrücke endgültig zerstört und 1861 durch eine Steinbrücke ersetzt. Auch diese fiel mehreren Zerstörungen zum Opfer, zuletzt im Zweiten Weltkrieg. Der heutige Bau wurde 1955 errichtet. Der Fachwerkbau am Fluss ist ein beliebtes Motiv, in früheren Zeiten für Maler – nicht zuletzt Claude Monet malte sie immer und immer wieder –, heute für Kamera- Fans und Smartphone-Fotografen. Sie kann nur von außen besichtigt werden.

Die Vertu genannte Mühle in Roy-Boissy ist seit 1990 Monument historique.

Am Thérain, einem kleinen Fluss im Département Oise, wurden etwa 15 Mühlen im Abstand von jeweils einem Kilometer betrieben. Die hydraulische Mühle in Roy-Boissy, der Moulin de Vertu, gehörte zur Zisterzienserabtei Saint-Lucien de Beauvais. Vertu war der Name des letzten hier tätigen Müllers, und die Mühle ist die einzige der sechs Mühlen in Roy, die noch ihr Mühlrad besitzt. Sie wurde 1922 stillgelegt.

Künstlertreff auf dem Land

Ein wahres Kleinod ist die mittelalterliche Mühle von Andé zwischen Les Andelys und Rouen. Die Besitzerin machte sie in den 1960er-Jahren zu einem Treffpunkt für Intellektuelle und Kunstschaffende. Die Mühle wurde 2019 von der Europäischen Filmakademie in die »Schätze der europäischen Filmkultur« aufgenommen. Louis Malle, François Truffaut und andere waren hier zum Schreiben und Drehen zu Gast. Das Gesamtbild stimmt hier einfach, der kleine Fachwerkbau über dem Flüsschen mit den angrenzenden Bauten, dazu die ländliche Umgebung – einfach zauberhaft!

Windmühlen findet man eher in der Picardie, sie erinnern bereits stark an die Beispiele im nahen Flandern. Ein typisches Beispiel ist die Mühle in Eaucourt-sur-Somme, die auf einem Plateau erbaut wurde, um die maximale Windkraft nutzen zu können. Sie wurde im 17. Jahrhundert erbaut. Ihr Korpus ist weiß und sehr gedrungen, auffällig sind die roten Flügel des Windrads.

Candas im Département Somme beheimatet die restaurierte Windmühle Moulin Fanchon, einen vierflügeligen Backsteinbau. Sie wurde 1750 errichtet und produzierte 1500 Kilo Mehl pro Tag. 1923 verstarb ihr letzter Müller, Louis Fanchon, und die Mühle stand lange leer. 2001 befasste sich ein lokaler Verein zur Erhaltung des Kulturerbes von Candas mit ihrer Restaurierung, seit 2006 ist sie für die Öffentlichkeit zugänglich und beeindruckt mit ihrem Umfang und ihrer gut erhaltenen Architektur die Besucher.

Vor allem im Norden, in der Picardie, gibt es noch eine Reihe von Windmühlen.

RESTAURIERTES ERBE PLUS HIGHTECH – LILLE

Ein lebendiger französisch-flämischer Mix

Es ist eine einzigartige Mischung aus französischer Lebensart und flämischen Traditionen, mit der sich Lille seinen Besuchern präsentiert – und mit einer äußerst lebendigen Kulturszene. Schließlich war Lille 2004 Europas Kulturhauptstadt. Kulinarisch gesehen lockt es mit allem, was das Feinschmeckerherz höher schlagen lässt: mit dem Käse Vieux Lille, den Waffeln von Méert, der Fleischterrine Potjevlesch – und nicht zu vergessen mit hausgebrautem Bier.

Belfried und Rathaus von Lille. Von der Spitze des Glockenturms bietet sich eine prächtige Aussicht auf Lille und Umgebung.

Lille wurde auf einer Insel im Fluss Deûle gegründet und deshalb einst auch L’Isle (die Insel) geschrieben. Nahe an der Grenze zu Belgien gelegen, hat es seine flämischen Traditionen nicht vergessen und verwendet auch seinen flämischen Namen Rijssel. Wer aufmerksam zuhört, erkennt zwischendurch den französisch-flämischen Dialekt.

U-Bahn ohne Fahrer

Reich wurde Lille im Mittelalter durch die Wollverarbeitung, dann durch den Bergbau, schließlich mit der Eisen- und Stahlindustrie. Vom Niedergang dieser einstigen wichtigsten Industriezweige wie Kohle, Stahl und den Werften hat sich die Metropole schon lange wieder erholt – hier haben sich inzwischen Hightech-Unternehmen angesiedelt. Ça roule, sagt man in Lille, »es läuft«. Rund um den modernen TGV-Bahnhof haben sich Stararchitekten wie Jean Nouvel etwa am Euralille-Einkaufszentrum verwirklicht. Lille ist eine Stunde von Paris und zwei Stunden von London entfernt und gehört zu den ersten Städten in Europa, deren U-Bahn vollautomatisch und ohne Fahrer funktioniert.

Die europäische Kulturhauptstadt von 2004 zeigt heute selbstbewusst ihr restauriertes Erbe, ist stolz auf ihre Feste und gastronomischen Traditionen. Dennoch bleibt die Hauptstadt der Region Nord-Pas-de-Calais bodenständig, hier regieren die Großzügigkeit und die Herzenswärme der Menschen des Nordens. Über 100 000 Studenten prägen zudem das Flair der schön restaurierten barocken Altstadt. Lille ist eine einzigartige Mischung aus flämischer Tradition und französischer Lebensart. Gerade die kleinen Besonderheiten der Einwohner kann man am besten in einer Altstadtschänke erkunden. Flanieren Sie an den geschmückten Fassaden flämischer Häuser vorbei und tauchen Sie ein in eine unvergessliche Atmosphäre.

STELL- UND CAMPINGPLÄTZE

CAMPING DU GRAND SART

Chemin du Grand Sart, 59262 Sainghinen-Mélantois, campingdugrandsart.fr, GPS: 50.568241, 3.175494. Außerhalb von Lille gelegener Campingplatz. Ruhige Lage, von Feldern umgeben.

WOHNMOBILSTELLPLATZ COMINES

1447 Chemin de l’Apothicaire, 59560 Comines, GPS: 50.742143, 3.022647. Mitten auf dem Land nördlich von Lille, gar nicht mehr so weit zur belgischen Grenze, bietet ein Schneckenzüchter einen sehr ruhigen und schön angelegten Stellplatz für ca. 20 Wohnmobile an.

Kulinarisch in der Welt zu Hause