Campus Love - Katharina Mittmann - E-Book
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Campus Love E-Book

Katharina Mittmann

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Beschreibung

Traust du deinen Augen – oder deinem Herzen? Die große Liebe an einer amerikanischen Elite-Universität: atmosphärisch, gefühlvoll, sexy Kayla lebt ihren großen Traum, nach einer harten Zeit hat sie endlich eines der begehrten Stipendien an der Brown University in Providence erhalten. Doch ihre Freude darüber verpufft, als sie gleich am ersten Tag Jason auf ihrem Bett herumlümmelnd vorfindet, den besten Freund ihrer Mitbewohnerin Rachel. Jason, der selbstbewusst, sorglos und einfach arrogant wirkt. Jason, der genau der Typ Mann ist, mit dem sie nichts mehr zu tun haben will. Jason, den sie auf Anhieb anziehend und attraktiv findet. Dass er Kayla auf dem Campus ständig über den Weg läuft, macht die Sache auch nicht besser. Als Jason schließlich auch noch in der Buchhandlung auftaucht, in der Kayla jobbt, um sich mit ihr über Bücher zu unterhalten, kommen ihr langsam Zweifel: Ist er vielleicht doch nicht so oberflächlich, wie sie dachte? Doch gerade als Kayla beschließt, Jason endlich zu vertrauen, geschieht etwas, das all ihre Befürchtungen zu bestätigen scheint. Cool & romantisch, gefühlvoll & sexy: Katharina Mittmanns Liebes-Roman über zwei verletzte Seelen an einer amerikanischen Elite-Universität, die erst den Mut finden müssen, einander hinter ihre Masken blicken zu lassen.

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Seitenzahl: 615

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KATHARINA MITTMANN

CAMPUSLOVE

KAYLA & JASONROMAN

Knaur e-books

Über dieses Buch

Kayla lebt ihren großen Traum, nach einer harten Zeit hat sie endlich eines der begehrten Stipendien an der Brown University in Providence erhalten. Doch ihre Freude darüber verpufft, als sie gleich am ersten Tag Jason auf ihrem Bett herumlümmelnd vorfindet, den besten Freund ihrer Mitbewohnerin Rachel. Jason, der selbstbewusst, sorglos und einfach arrogant wirkt. Jason, der genau der Typ Mann ist, mit dem sie nichts mehr zu tun haben will. Jason, den sie auf Anhieb anziehend und attraktiv findet.

Dass er Kayla auf dem Campus ständig über den Weg läuft, macht die Sache auch nicht besser. Als Jason schließlich auch noch in der Buchhandlung auftaucht, in der Kayla jobbt, um sich mit ihr über Bücher zu unterhalten, kommen ihr langsam Zweifel: Ist er vielleicht doch nicht so oberflächlich, wie sie dachte? Doch gerade als Kayla beschließt, Jason endlich zu vertrauen, geschieht etwas, das all ihre Befürchtungen zu bestätigen scheint.

Inhaltsübersicht

WidmungKapitel 1: KaylaKapitel 2: JasonKapitel 3: KaylaKapitel 4: JasonKapitel 5: KaylaKapitel 6: JasonKapitel 7: KaylaKapitel 8: JasonKapitel 9: KaylaKapitel 10: JasonKapitel 11: KaylaKapitel 12: JasonKapitel 13: KaylaKapitel 14: JasonKapitel 15: KaylaKapitel 16: JasonKapitel 17: KaylaKapitel 18: JasonKapitel 19: KaylaKapitel 20: JasonKapitel 21: KaylaKapitel 22: JasonKapitel 23: KaylaKapitel 24: JasonKapitel 25: KaylaKapitel 26: JasonKapitel 27: KaylaKapitel 28: JasonKapitel 29: KaylaKapitel 30: JasonKapitel 31: KaylaDanksagungLeseprobe »CAMPUSLOVE«
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Für meinen Papa.

Ich hätte mir so gewünscht, dass du das erlebst.

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Kapitel 1

Kayla

So hatte ich mir meinen ersten Tag an der Brown nicht vorgestellt.

In meinem Bett lag ein fremder Kerl. Und ich hatte keine Ahnung, was er dort machte. Perplex blieb ich im Türrahmen stehen und umklammerte den Umzugskarton, den ich soeben die zwei Stockwerke nach oben bis in mein Wohnheimzimmer geschleppt hatte. Sein Gesicht war zum Großteil von seinem Handy verdeckt, auf dem er herumtippte. Er bemerkte mich nicht. Eine Hand hatte er in seinen rostbraunen Haaren vergraben, die aussahen, als wäre er gerade erst aufgestanden und weder mit Dusche noch Bürste in Berührung gekommen – oder als hätte er sich sehr viel Mühe gegeben, trotz Körperpflege den perfekten Out-of-Bed-Style hinzukriegen. Ich rümpfte die Nase. Mir waren Kerle suspekt, die so viel Wert auf ihr Aussehen legten, dass sie dafür Stunden vor dem Spiegel verbrachten. Nur um so auszusehen, als hätten sie genau das nicht getan. Vollkommen absurd.

Sein Körper war so breit und vor allem lang, dass er die gesamte Matratze belegte. Das war eindeutig die Art von Statur, die nur Sportler mitbrachten. Und leider brachte diese Figur meiner Erfahrung nach auch eher häufig als selten ein überdimensionales Ego mit sich, so viel hatte ich auf dem privaten Internat gelernt, das ich dank eines Stipendiums besucht hatte. Nur dort war ich Sportskanonen jemals nah genug gekommen, um eine Aussage über ihre Persönlichkeit treffen zu können. Zumindest einem im Speziellen und seinem gesamten Umfeld …

Seine Jeans wirkte abgetragen, doch das Markenlabel an seinem Hosenbund enttarnte ihn. Ein flaues Gefühl breitete sich in meiner Magengrube aus. Ich erwachte aus meiner Starre.

Krachend ließ ich den Umzugskarton auf den Boden fallen, und der Kerl schaute von seinem Smartphone hoch. Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust und zog abwartend eine Augenbraue nach oben.

»Oh, hi. Du bist bestimmt Rachels Mitbewohnerin«, sagte er und setzte sich auf, machte jedoch keine Anstalten, sich von meiner Matratze wegzubewegen – oder zumindest seine Füße samt Schuhen auf den Boden zu stellen. Sein Schamgefühl tendierte offensichtlich gen null.

Rachel Andrews, mit der ich mir das Zimmer in Keeney, einem der beiden Wohnheim-Komplexe für Erstsemester, teilte, hatte ich bisher noch nicht kennengelernt. Nur ihre Kisten und Kleidersäcke, die sich auf ihrer Seite des Raums und ihrer Matratze stapelten. Dafür lag nun offensichtlich ihr Freund in meinem Bett. Der nebenbei bemerkt auch noch ein verdammt hübsches Gesicht hatte, wie ich feststellte, als er mich ansah. Gerade Nase, klare Gesichtszüge, volle Lippen, leichter Bartschatten – vermutlich pflegte er wirklich den Out-of-Bed-Style und war kein Verfechter mangelnder Körperhygiene.

Er runzelte die Stirn. »Bist du stumm? Hab ich dir die Sprache verschlagen? Keine Sorge, das passiert öfter.«

Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoss, und wie so oft redete mein Mund, ohne dass ich ihn stoppen konnte. »Was zur Hölle machst du in meinem Bett?«

»Ich warte, dass Rachel kommt. Sie müsste gleich da sein.«

Ich verengte die Augen. »Und das musst du ausgerechnet auf meinem Bett tun?«

»Na ja.« Er zuckte mit den Schultern und nickte in Richtung Rachels Kistenberg. »Auf ihrem ist kein Platz.«

»Aha. Und lass mich raten, der Schreibtischstuhl wäre unter deiner Würde.«

»Da steht auch eine Kiste drauf.«

»Die du unmöglich auf den Boden hättest stellen können«, erwiderte ich. Mein Blick huschte zu seinen durchtrainierten Oberarmen, über denen sein schwarzes Shirt spannte, ganz kurz nur schenkte ich ihnen Beachtung. Selbst wenn die Kiste mit Blei gefüllt gewesen wäre, er hätte sie ganz bestimmt ohne Probleme heben können.

»Können schon … Aber dein Bett sah einfach echt verlockend aus.« Als ob eine unbezogene Wohnheimmatratze verlockend aussehen würde, außer man wollte sich irgendeine exotische Krankheit einfangen. »Es tut mir auf jeden Fall leid, wenn das für dich ein Problem ist, okay?«

Na gut. Seine Entschuldigung stimmte mich ein wenig versöhnlich. Genau genommen hatte er ja auch wirklich nichts getan, außer sich auf ein unbezogenes Bett zu legen. Ich hätte das zwar nicht getan, aber ich tat eine Menge Sachen nicht, die andere ohne mit der Wimper zu zucken machten.

Er stand auf und war in zwei langen Schritten bei mir. »Ich bin übrigens Jason.«

Ich musste den Kopf ein wenig in den Nacken legen, um zu ihm aufsehen zu können, obwohl ich selbst nicht klein war. Auf seiner linken Wange erschien ein Grübchen, als er grinste, und seine braunen Augen funkelten frech. Hastig wandte ich den Blick ab und sah die Hand an, die er mir entgegenhielt. Alles in mir sträubte sich dagegen, ihn zu berühren. Er erinnerte mich an einen ganz bestimmten Typ – und genau an diesen Typ wollte ich mich nicht erinnern. Andererseits war er der Freund meiner Mitbewohnerin, also sollte ich mich wohl mit ihm gut stellen, um es mir nicht gleich am Anfang mit Rachel zu verscherzen. Außerdem konnte ich nicht einfach jeden Kerl meiden, der unangenehme Erinnerungen in mir auslöste; sonst würde mein Leben auf diesem Campus unter Umständen sehr einsam werden, das war selbst mir klar.

»Ich bin Kayla«, sagte ich und griff nach seiner Hand, um sie kurz zu drücken und gleich wieder loszulassen. Meine Fingerspitzen kribbelten ein wenig, und ich wischte sie unauffällig an meiner Jeans ab, um diese seltsame Gefühlsregung sofort wieder loszuwerden.

»Hallo, Kayla«, erwiderte er mit zuckenden Mundwinkeln. »Freut mich, dich kennenzulernen.«

»Ich wünschte, ich könnte dasselbe von dir behaupten«, sagte ich, ehe ich mich beherrschen konnte.

»Weil ich in deinem Bett lag?« Jason legte den Kopf schief und musterte mich, als würde er irgendein Geheimnis entschlüsseln wollen. Ein unangenehmes Gefühl der Anspannung machte sich in mir breit, und ich riss mich gerade noch zusammen, um nicht nervös von einem Fuß auf den anderen zu treten.

»Ja«, antwortete ich vehement, weil ihn die Wahrheit überhaupt nichts anging. Ich stemmte die Hand in die Hüfte und deutete mit der anderen zwischen ihm und meinem Bett hin und her. »Es ist mein Bett, nicht deins!«

»Ich will dir dein Bett ja gar nicht wegnehmen. Aber es war nicht bezogen, ich wusste nicht mal, ob du schon angekommen bist – also dachte ich, warum nicht.«

Irgendwie hatte er recht – aber das konnte ich auf keinen Fall zugeben.

»Hast du gar kein Schamgefühl?«, platzte es aus mir heraus.

»Nope«, erwiderte er grinsend und vergrub die Hände in den Hosentaschen. Die Lässigkeit, mit der er diese simple Geste ausführte und dieses Wort sagte, ließ mich endgültig aus der Fassung geraten. Dabei ging es schon lange nicht mehr um die Matratze, aber ich konnte mich nicht stoppen.

»Aber nur weil es für dich okay ist, kannst du nicht davon ausgehen, dass es andere auch nicht stört! Das ist … anmaßend!«

Sein Grinsen verblasste ein wenig, doch seine Augen spiegelten nach wie vor seine Belustigung. »Mein Gott, komm mal runter. Ich hab doch nicht deinen Welpen ertränkt oder dir eine Geschlechtskrankheit angehängt.«

Ich schnappte nach Luft. »Oh Mann, sag mir bitte nicht, dass du eine ansteckende Krankheit hast und ich jetzt die ganze Matratze entsorgen muss.«

Schande, hatte ich das eben laut gesagt? Den ersten Gedanken, der mir durch den Kopf geschossen war? Nur weil alle meine Emotionen Achterbahn fuhren und ich die Vergangenheit nicht von der Gegenwart unterscheiden konnte? Setzte deswegen der Filter zwischen meinem Gehirn und meinem Mund aus?

Jason fing an zu lachen, und sein gesamter Oberkörper bebte dabei. Mist, ich hatte es laut gesagt. Zum Glück kriegte er sich schnell wieder ein.

»Nicht, dass ich wüsste«, erwiderte er.

»Das ist keine sehr zufriedenstellende Antwort.«

»Wieso? Gehst du alle zwei Wochen zum Arzt und lässt dich durchchecken?«

»Natürlich nicht«, pampte ich ihn an. Mein Gehirn nahm langsam seine Arbeit auf, als wäre es eben erst aufgewacht, und mir wurde mit jeder Sekunde bewusster, wie lächerlich diese Unterhaltung eigentlich war und wie sehr ich mich damit zum Affen machte. Unbehagen kroch über meinen Rücken und ließ mich innerlich frösteln. Wegen unvorhergesehener Kleinigkeiten überzureagieren war eine Eigenschaft, die ich an mir selbst nicht besonders mochte und eigentlich ablegen wollte. Leider war ich anderweitig beschäftigt gewesen, als die Coolness verteilt wurde.

»Na also«, sagte Jason. »Aber ich kann dir versichern, ich fühle mich sehr gesund und munter und bisher lebt auch mein gesamtes Umfeld noch.«

»Gut zu wissen«, erwiderte ich und hob die Kiste auf, die ich vorhin fallen gelassen hatte, um sie zu den anderen auf meinem Schreibtisch zu stellen. »Pass auf, lass uns einfach vergessen, dass du in meinem Bett lagst, und so tun, als wäre das nie passiert.«

Das Grübchen an seiner Wange kam zum Vorschein, als er grinste. »Schade. Die meisten Mädchen prahlen damit und wollen es auf keinen Fall vergessen.«

Mir klappte die Kinnlade herunter. Wie konnte er so daherreden, wenn er eine feste Freundin hatte? »Du bist unglaublich.«

»Das hast du schnell durchschaut, du hast eine tolle Auffassungsgabe.« Er zwinkerte mir zu. Zwinkerte. Mir. Zu. Dieser Arsch. Er war mit meiner Mitbewohnerin zusammen und zwinkerte mir zu? Dachte dieser Kerl, er konnte sich alles erlauben, nur weil er aussah wie ein Supermodel? Ja, vermutlich dachte Jason, ihm gehörte die Welt und alle Frauen lägen ihm zu Füßen, weshalb er sowieso nicht treu sein musste. Aber ausnahmsweise hatte ich mein Mundwerk im Griff und pfefferte ihm nicht um die Ohren, was ich von seinem Verhalten hielt.

»Du solltest jetzt gehen.« Ich deutete auf die Tür. »Ich sag Rachel, dass du da warst.«

»Das weiß sie bereits«, erwiderte er und hielt sein Handy hoch. »Aber ich muss sowieso los. Die Pflicht ruft, und ich bin gar nicht scharf darauf, mit Rachel Kisten auszupacken.«

Jason war ja ein toller fester Freund. Ließ seine Freundin hängen, weil er lieber etwas anderes machte – und gab das vermutlich als Pflicht aus. Am Ende bestand seine Pflicht darin, sich mit einer anderen zu treffen oder sich zumindest anhimmeln zu lassen. All meine Argumente, wieso ich ihn nicht gleich in eine ganz bestimmte Schublade stecken und nett zu ihm sein sollte, waren wie weggeblasen.

Ich hielt ihm die Tür auf. »Mach’s gut, Jason.«

»Bis dann, Kayla«, sagte er. Als er an mir vorbeiging, sah er mir in die Augen, und sosehr ich mich auch dagegen wehrte, ich konnte den Blick nicht abwenden. »Wir sehen uns bestimmt mal wieder.«

Das hoffte ich nicht, befürchtete es aber. Ich sparte mir die Antwort, schloss die Tür hinter ihm und lehnte mich mit dem Rücken dagegen. Irgendwie lief dieser Tag bisher anders, als ich ihn mir vorgestellt hatte.

 

Wen ich mir auch ganz anders vorgestellt hatte, war Rachel. Wirbelwind traf es nicht annähernd. Sie schien überall gleichzeitig im Raum zu sein, redete ohne Unterlass und ließ mich kaum zu Wort kommen.

Inzwischen wusste ich, dass sie seit gestern in Providence war, letzte Nacht in einem Hotel geschlafen hatte, weil ihre Sachen hier noch nicht eingeräumt waren, dass sie aus New York kam und dass sie ein Jahr älter war als ich, also zwanzig.

»Und letztes Jahr war ich in Europa«, plapperte sie munter weiter, während sie sich über ihren Kistenstapel beugte und in einem Kleidersack nach etwas suchte. Dabei legte sie eine Leichtigkeit an den Tag, die ich gleichermaßen bewunderte und beneidete. »Es war wirklich toll da, und ich wäre gerne noch geblieben – oder ein Jahr durch Afrika gereist –, aber meine Eltern haben gesagt, ich soll erst mal studieren oder das war’s mit ihrer Unterstützung. Tja, und hier bin ich.«

Während sie redete, legte ich den Kopf schief und beobachtete sie mit gerunzelter Stirn. Hätte ich versucht, mich derart verdreht über mehrere Kisten zu beugen, hätte ich mich erstens verrenkt, mir zweitens etwas gezerrt und drittens das Gleichgewicht verloren. Rachel jedoch war biegsam wie ein Gummischlauch und bewegte sich mit der Eleganz einer Gazelle. Wahrscheinlich war sie eine dieser Frauen, die unmenschlich viel Yoga und Pilates machten und sich zudem strikt an irgendeine Diät hielten. Zumindest ihre geradezu perfekte Figur und die unglaublich langen Beine sprachen dafür. Zusammen mit den blonden Haaren und den grünen Augen war sie genau der Typ Frau, von dem ich seit Internatszeiten wusste, dass er oft mit Vorsicht zu genießen war. Die meisten von ihnen hatten mich ignoriert, ein paar hatten mich fertiggemacht, und wenige waren nett zu mir gewesen. Meine Zimmergenossin Rose war mit der Zeit sogar meine beste Freundin geworden. Ich hoffte einfach, dass Rachel auch zu denen gehörte, die ganz nett waren, und die Wahl ihres Partners nur vorübergehender Geschmacksverirrung zuzuschreiben war. Bisher sah es ganz danach aus.

»Ha!«, stieß Rachel aus und richtete sich auf, eine Hotpants in der Hand, die aussah wie eine abgeschnittene Jeans. »Genau die hab ich gesucht.«

Noch bevor ich mich umdrehen oder auch nur die Augen schließen konnte, zog Rachel sich ihr Sommerkleidchen aus und schlüpfte in die Shorts. Hastig sah ich weg, aber der kurze Moment hatte gereicht, um zu erkennen, dass an der Yoga-Theorie eindeutig etwas dran sein musste, anders konnte ich mir diese Figur nicht erklären.

Was war das mit diesem College? Musste man, um aufgenommen zu werden, nicht nur entweder besonders reich oder besonders intelligent sein, sondern auch noch aussehen wie ein Supermodel? Oder war das die dritte Kategorie? Die Supermodels neben den Superschlauen und den Superreichen? Oder waren Jason und Rachel Ausnahmen und gar nicht repräsentativ?

»Wollen wir was essen gehen?«, fragte Rachel. Als ich mich wieder zu ihr drehte, hatte sie sich glücklicherweise ein apricotfarbenes Top übergezogen. »Ich bin am Verhungern.«

»Ich muss erst mal meine Sachen alle hier hochschleppen, die stehen noch unten.«

»Ich helfe dir«, meinte Rachel prompt. »Zu zweit sind wir viel schneller. Wo ist dein Zeug?«

»Ähm, unten«, antwortete ich. »An der Treppe, um genau zu sein.«

Ein Freund meines Vaters hatte eine Möbelspedition und genau an diesem Wochenende sowieso von Alabama nach Rhode Island gemusst. Da hatte er meine Sachen mitgenommen, damit ich nicht auf das eine Gepäckstück beschränkt war, das ich im Flugzeug mitnehmen durfte. Beim Hochtragen hatte er mir allerdings nicht geholfen, und wenn ich mich in dem kleinen Raum umsah, bezweifelte ich sowieso, dass ich jemals genug Platz für meine Bücher finden würde. Die zwei Betten standen an den Wänden, mit dem Kopf zum Fenster, darunter zwei Schreibtische mit jeweils einem Stuhl. Neben der Tür waren ein Schrank auf jeder Seite, und über den Betten hingen leere Wandregale. Das war’s. Das würde mein Zuhause sein, zumindest für das erste Studienjahr.

Die Erstsemester mussten alle auf dem Campus und in Doppelzimmern wohnen, Einzelzimmer und Wohnungen mit eigenen Badezimmern waren den älteren Studenten vorenthalten. Für die Erstsemester gab es zwei verschiedene Wohnheime – Pembroke und Keeney. Ich war in Keeney untergebracht, in einem Gebäude mit dem klangvollen Namen Jameson.

»Na, komm, lass uns deinen Kram hochschleppen und danach was essen gehen.« Rachel klatschte in die Hände und war schon fast bei der Tür, ehe ich etwas sagen konnte.

»Du musst mir nicht helfen, echt nicht.«

»Ich weiß«, antwortete sie leichthin und strich sich eine blonde Strähne hinters Ohr. Ob sie von Natur aus diese honigblonden Haare mit den hellen Akzenten darin hatte? Oder war das die Leistung eines Meisterfriseurs? »Aber wir teilen uns ein Zimmer, da sollten wir einander helfen. Und wir sollten Freundinnen werden.«

Mit diesen Worten drehte Rachel sich um und verschwand aus dem Raum. Schulterzuckend folgte ich ihr; offenbar war Rachel wirklich nicht so übel und zumindest war sie sehr unterhaltsam.

Mit Rachel wanderten meine verbliebenen Kisten schnell nach oben, und nun sah meine Seite des Raums beinahe genauso vollgestellt aus wie ihre.

»Wir werden hier drin erschlagen werden von Sachen«, stellte ich fest, als ich mich ratlos umsah.

Rachel winkte ab. »Ach was, das wird schon. Das wird alles seinen Platz finden. Aber können wir bitte erst was essen gehen? Ich verhungere!«

Eigentlich wollte ich zumindest erst mein Bettzeug auspacken. Aber soziale Kontakte zu knüpfen war wichtiger als ein aufgeräumtes Zimmer.

»Okay«, sagte ich und band meine dunklen Locken mit einem Haargummi zusammen. »Kennst du dich hier aus? Hat dein Freund dir schon was gezeigt?«

Ich hatte zwar alles im Internet recherchiert, aber wirklich besichtigt hatte ich den Campus noch nicht.

Rachel runzelte die Stirn. »Mein Freund?«

»Dein Freund Jason. Der übrigens vorhin hier war und auf meinem Bett lag, als würde es ihm gehören.«

Rachel prustete los, als hätte ich ihr gerade den besten Witz aller Zeiten erzählt. »Jason ist nicht mein Freund.«

Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen, das ergab keinen Sinn. »Ist er nicht?«

»Nein.«

»Wenn er nicht dein Freund ist, was hat er in deinem Zimmer gesucht?«, hakte ich nach.

»Jason ist mein bester Freund. Wir kennen uns, seitdem ich sieben und er acht Jahre alt war, und sind zusammen aufgewachsen.«

Na toll. Jahrelange Freundschaft schlug eindeutig vorübergehende Beziehung, und das bedeutete dann wohl, dass ich ihn zwangsläufig öfter sehen würde.

»Du bist wirklich mit ihm befreundet?«, hakte ich zweifelnd nach, als wir die Tür hinter uns schlossen.

»Ja«, erwiderte Rachel und wich einer Studentin aus, die einen Sitzsack über dem Arm trug. »Wieso klingst du so irritiert? Du dachtest, ich wäre mit ihm zusammen, da sollte eine Freundschaft ja wohl erst recht drin sein.«

»Na ja.« Ich zuckte mit den Schultern. »In Freundschaften redet man miteinander – in Beziehungen nicht zwangsläufig.« Ich konnte meine Ausführungen nicht fortführen, da sich nun eine brünette junge Frau mit Koffer zwischen uns hindurchdrängte. Auf dem Gang wimmelte es nur so von schnatternden Erstsemestern, die ihre Zimmer bezogen und Reisetaschen und Kisten durch die Gegend schleppten.

Rachel lachte. »Oh ja, die Art von ›Beziehung‹«, sie machte Gänsefüßchen in die Luft, um ihre Worte zu unterstreichen, »führt Jason zur Genüge. Wirklich, Jason ist toll und ich liebe ihn wie einen Bruder – genau genommen sogar mehr als meinen richtigen Bruder –, aber ernsthafte Beziehungen sind nicht sein Ding.«

»Ist das bei solchen Kerlen nicht immer so?«, erwiderte ich, als wir unten aus dem Gebäude traten.

Rachel legte die Stirn in Falten und wirkte irritiert. »Weiß nicht, möglich … « Sie wandte den Blick ab und sah über den Campus. »Es ist großartig, oder?«

Ich nickte. »Total.«

Ich liebte die Fassaden aus rotem Backstein, die Kieswege, die sich durch die gepflegten Grünflächen schlängelten. Bei den hochsommerlichen Temperaturen tummelten sich die Studenten auf den Wiesen und sogen die Sonnenstrahlen in sich auf, andere lümmelten in den Schatten der großen alten Bäume. Es war wie in einem der Prospekte, die ich inhaliert hatte, als ich noch davon träumte, an einem Ivy League College zu studieren. Ich hatte es geschafft. Nicht nur an ein College der Ivy League, sondern auch noch an die Brown-Universität – damit hatte ich mir mit meinen neunzehn Jahren einen Lebenstraum erfüllt. Und dafür hatte ich hart gearbeitet. Ich hatte meinen Abschluss als Jahrgangsbeste gemacht und nach einem zermürbenden Aufnahmeprozess ein vollumfängliches Stipendium an der Brown erhalten. Und ich hatte vor, diese Chance zu nutzen und das Beste daraus zu machen.

»Weißt du, wo wir hinmüssen?«, fragte Rachel mich und sah sich unschlüssig um.

»In der Theorie«, gab ich zu. »Ich hab mir den Lageplan angeschaut und diesen virtuellen Rundgang gemacht.«

»Also weißt du, wo das Ratty ist? Jason meinte, das wäre die bessere Mensa hier.«

Die Sharpe Refectory Dining Hall wurde von den Studenten nur Ratty genannt, das wusste ich bereits. »Wie gesagt, in der Theorie weiß ich, wo das ist. Aber mein Orientierungssinn gleicht nicht gerade dem achten Weltwunder.«

Was eine Untertreibung war. Ich schaffte es sogar, mich mit Google Maps auf dem Smartphone zu verlaufen.

Rachel zuckte mit den Schultern. »Okay, dann gehen wir einfach los, wir finden das schon. Wenn nicht, fragen wir.«

Mit diesen Worten zog sie mich mit sich.

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Kapitel 2

Jason

Die erste Woche an der Uni ist immer total für’n Arsch«, sagte Cole und riss mich damit aus meinen Gedanken. »Zum Glück ist sie vorbei.«

Ich wandte den Blick von meinen Notizen ab, die auf dem ganzen Küchentisch verteilt lagen und mich bisher nicht weitergebracht hatten, und sah meinen Mitbewohner an, der soeben die Küche betreten hatte und bereits mit dem Kopf im Kühlschrank steckte. Einer seiner über und über tätowierten Arme schlang sich um die Tür, und für einen Moment fürchtete ich, Cole würde ganz in den Kühlschrank reinkriechen. Dann tauchte er wieder auf.

»Willst du auch eine?«, fragte er und hielt mir eine Cola entgegen.

»Klar«, sagte ich und nahm ihm die Dose ab. »Danke.«

Cole nickte nur, schnappte sich selbst auch eine Dose und schloss die Tür wieder. Er lehnte sich an die Küchenzeile und trank einen Schluck. Wie immer trug er eine dunkle Jeans und ein Shirt mit dem Aufdruck irgendeines Comics oder Computerspiels, das ich nicht auf Anhieb zuordnen konnte.

»Was machst du da?«, fragte er und schielte auf das Zettelchaos meiner Notizen.

»Ich bereite meinen nächsten Podcast vor.«

»Wozu? Es läuft doch eh immer anders als geplant.«

Wo er recht hatte … Letztlich improvisierte ich meistens und hielt mich selten an den Plan, den ich mir vorher zurechtgelegt hatte. Dennoch blieb ich immer beim Thema und brachte die Infos unter, die mir wichtig waren. Und genau dafür brauchte ich die Notizen – damit sie mich ans Wesentliche erinnerten und ich mich nicht in meinem eigenen Gebrabbel verlor. Das passierte mir nämlich leider viel zu oft – vor allem, wenn ich kein Gegenüber hatte, das mich stoppte.

»Es ist ja nur ein grobes Konzept«, erklärte ich und trank einen Schluck. »Und ich hab den ganzen Sommer keinen richtigen Podcast aufgenommen, ich bin ein bisschen raus.«

Zwar hatte ich trotzdem regelmäßig welche hochgeladen, aber die Episoden hatte ich alle schon vorher eingesprochen.

»Du? Aus der Übung? Wenn’s ums Reden geht?« Cole lachte. »Niemals.«

Ich grinste. »Lass mir doch die Illusion, mich wenigstens ein bisschen auf dieses Semester vorzubereiten.«

»Hm. Was krieg ich dafür?« Cole legte den Kopf schief und musterte mich gespielt nachdenklich. »Übernimmst du meinen Putzdienst für einen Monat?«

»Auf gar keinen Fall.«

»Zwei Wochen?«

»Nein.«

»Eine Woche?«

»Wenn du nicht gleich aufhörst, übernehme ich deinen Putzdienst nur, um mit deiner Zahnbürste das Klo zu bearbeiten.«

Cole erwiderte meinen Blick ungerührt, als wüsste er genau, dass ich es sowieso nicht ernst meinte. »Mach doch. Aber meinetwegen, ich putze selber und lass dir deine Illusion.«

»Na, geht doch.« Ich grinste selbstzufrieden und räumte meine Notizen auf einen Stapel, ohne dabei auf die Reihenfolge zu achten. »Wie war dein Tag? Habt ihr schon Vorlesungen?« Da Cole nicht an der Brown, sondern an der Rhode Island School of Design Kunst studierte, war das eine berechtigte Frage. Bloß hatte ich die Rechnung ohne Cole gemacht, der das Gesicht verzog.

»Müssen wir das machen? Uns wie ein altes Ehepaar über unseren Tag austauschen?« Er war selten besonders mitteilsam, wenn es um ihn ging. Außer das Gespräch drehte sich um Comics oder dergleichen, dann taute er auf.

»Du hast recht, wir sollten warten, bis Nate da ist, bevor wir Vater-Mutter-Kind spielen.«

Cole deutete mit seiner Dose auf mich und sah mich übertrieben ernsthaft an. »Nicht, dass er sich ausgeschlossen fühlt und denkt, wir hätten Geheimnisse vor ihm.«

Als würde ich Nate in diesem oder irgendeinem anderen Universum jemals ausschließen. Er war der Dritte im Bunde unserer Männer-WG und mein bester Freund, seitdem ich den Campus vor zwei Jahren das erste Mal betreten hatte. Wir hatten uns durch Zufall kennengelernt, als ich den Weg zu einem Einführungsseminar suchte und dabei in ihn reinlief, weil ich nicht nach vorne geschaut hatte. In Filmen fingen auf diese Weise große Liebesgeschichten an. Bei Nate und mir war es der Beginn einer der besten Freundschaften, die ich je geführt hatte. Schon vor Ende meines ersten Studienjahres war klar, dass ich auf keinen Fall weiter auf dem Campus wohnen wollte – also beschlossen Nate und ich, eine WG zu gründen. Da wir ein Zimmer übrig hatten und Cole gerade eins suchte, war er bei uns eingezogen. Und was soll ich sagen, wir hätten es sehr viel schlechter treffen können als mit Cole. Er war ein entspannter Mitbewohner, ein supercooler Typ und arbeitete an den Wochenenden in einer der angesagtesten Studentenkneipen. Diesen Sommer war ich zwei Wochen mit ihm bei Nate in Australien gewesen, und wir hatten Surfen gelernt – oder es zumindest versucht. Obwohl ich nicht gerade ein Naturtalent auf dem Surfboard war, war dieser Urlaub das Highlight meines Sommers gewesen. Die restliche Zeit hatte ich abwechselnd in New York und Boston verbracht, um Anstandsbesuche abzustatten, bei denen ich mich unwillkommen gefühlt hatte. Um es nett auszudrücken.

»Wo ist Nate eigentlich?«, fragte ich.

Cole zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, hab ihn seit heute Morgen nicht gesehen.«

Ich checkte mein Smartphone, um zu sehen, ob er geschrieben hatte. Diverse Nachrichten mit Fragen, was ich dieses Wochenende und somit heute und morgen Abend vorhatte, ploppten auf. Keine davon von Nate. Ohne die Nachrichten zu beantworten, legte ich das Handy wieder weg.

»Gehst du heute auf Blakes Party?«, fragte Cole und setzte sich zu mir an den Küchentisch. »Und noch viel wichtiger: Nimmst du mich mit?«

Das war ja klar gewesen. Ich verdrehte die Augen. »Ich weiß noch nicht.«

Blakes Partys waren legendär, aber auch immer hoffnungslos überfüllt und viel zu laut. Und gerade heute war mir nicht danach, mich wie eine Ölsardine mit vielen anderen Menschen durch Blakes Haus zu wälzen und schlechte Musik zu hören. Ich wollte lieber an einem neuen Konzept für meine Podcasts arbeiten, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob ich es je umsetzen würde. Wahrscheinlich eher nicht.

Andererseits hatte Blake mich persönlich eingeladen. Wir hatten uns im ersten Jahr auf dem Campus ein Zimmer geteilt und uns auf Anhieb gut verstanden, auch wenn unsere Freundschaft eher oberflächlich geblieben war. Er war der Kapitän des Eishockeyteams, wahnsinnig beliebt und hatte mir dadurch sehr geholfen mit meinem Podcast. Inzwischen war mein Podcast, in dem sich fast alles um Sport und die Teams der Brown drehte, so erfolgreich, dass ich mich vor Anfragen für Interviews der Spieler und dergleichen kaum retten konnte.

»Komm schon«, sagte Cole und setzte diesen bettelnden Hundeblick auf, mit dem er den Mädchen reihenweise die Höschen auszog. Bei mir bewirkte das nur, dass ich ein Lachen unterdrücken musste. »Lass mich nicht hängen, ich kann da nicht allein hingehen. Außerdem hab ich heute frei, das muss ich ausnutzen.«

»Warum gehst du nicht auf irgendeine Party von deiner Uni?«, hielt ich dagegen.

»Weil ich die Mädels da dauernd in den Vorlesungen sehe, das ist erstens lästig, und zweitens kenn ich die alle schon.«

»Was ist mit den Neuen?«

»Die werden im Zweifel zu anhänglich – wobei wir wieder bei dem Problem wären, dass ich dann auf demselben Campus mit ihnen bin.«

Zweifelnd zog ich die Augenbrauen nach oben. »Jeder weiß, wo du arbeitest – oder findet es in kürzester Zeit heraus –, sie könnten dir einfach nachstellen.«

»Aber da hab ich einen Bartresen zwischen mir und den verrückten Weibern, und es ist vollkommen klar, dass ich Arbeit und Privatleben trenne.«

Ich schmunzelte, Cole war in der Hinsicht wirklich seltsam. »Das funktioniert nur deswegen, weil du das da genauso vertrittst. Du müsstest das einfach mit allen anderen auch so machen – von Anfang an klarmachen, dass mehr nicht drin ist.«

Damit fuhr ich ganz gut; ich stellte von vornherein klar, dass es nur um Sex ging und ich keinerlei Erwartungen erfüllen würde. Bis auf ein paar Ausnahmen, die dachten, sie könnten mich mit einer berauschenden Nacht umkrempeln, kapierten das die meisten.

Cole rieb sich mit dem Daumen über die Augenbraue und zupfte an dem Piercing darin. »Nee, Mann, das ist mir zu blöd. Erstsemester bringen nur Ärger.«

»Wenn du meinst …« Für jemanden, der so viele Frauen abschleppte wie Cole, machte er sich echt eine Menge Gedanken und stellte sich manchmal an wie ein Weichei. Andererseits war Cole sowieso ein Widerspruch auf zwei Beinen, als würde er zwei Persönlichkeiten in sich vereinen, insofern passte es zu ihm.

»Also gehen wir hin?«, hakte Cole nach.

Eigentlich hatte ich wirklich keine Lust, aber ich wusste auch, wie hartnäckig Cole sein konnte und dass es klug wäre, sich dort blicken zu lassen.

Ich seufzte und griff wieder nach meinem Handy. »Ich frag erst mal Rachel, was sie vorhat, okay? Es ist ihr erstes Wochenende hier, ich will sie nicht allein auf die Menschheit loslassen.«

»Zu ihrem Schutz oder dem der anderen?«

»Beides.«

»Wann stellst du sie mir endlich vor? Auf den Bildern sieht sie heiß aus.« Das war typisch Cole. Dabei war Rachel ganz gewiss eine Frau, der er nie aus dem Weg würde gehen können, weil sie meine beste Freundin war. Dennoch störte es mich, dass er überhaupt darüber nachdachte.

Über den Rand meines Smartphones starrte ich ihn finster an. »Vergiss es. Rachel ist tabu für dich.«

Rachel war wie eine Schwester für mich. Sie war jahrelang der Lichtblick meiner verhassten Ferien gewesen und hatte mein seltsames Familienleben erträglicher gemacht. Nicht, dass meine Familie so schlimm war. Ich gehörte nur nicht wirklich dazu.

»Wer ist tabu für Cole?« Nate betrat den Raum, und ich zuckte zusammen.

»Wo kommst du denn so plötzlich her?«, sprach Cole die Frage aus, die mir durch den Kopf schoss.

Nate deutete mit dem Daumen hinter sich in den Flur, der zur Wohnungstür führte. »Von draußen«, sagte er mit seinem breiten australischen Akzent.

»Und dann hast du dich in die Wohnung geschlichen wie ein Ninja?«, hakte ich mit hochgezogenen Augenbrauen nach.

Nate grinste. »Das ist meine geheime Superkraft.«

»Ich bin mir nicht sicher, ob du damit weit kommst. Oder was meinst du, Cole? Superhelden sind dein Fachgebiet.«

Cole neigte den Kopf von der einen auf die andere Seite und tat so, als müsste er angestrengt nachdenken. »Wenn er sich dazu noch unsichtbar machen kann, könnte er damit durchaus Erfolg haben.«

»Cool, also arbeite ich weiter an der Entwicklung eines Tarnumhangs und trete dann den X-Men bei.«

»Alles klar, Harry Potter«, sagte ich.

Cole verzog das Gesicht. »Kannst du bitte nicht Harry Potter mit Marvel mixen, Crossover bereiten mir körperliche Schmerzen.«

Ich verdrehte die Augen, während Nate leise lachte und sich ebenfalls eine Cola holte. Überrascht sah ich ihn an und wartete auf den Kommentar, dass Blechdosen und Plastik schlecht für die Umwelt waren. Doch dieses Mal verschonte er uns. Nate engagierte sich sehr für den Umweltschutz, aber heute schien er eine Ausnahme zu machen. Er setzte sich neben mich an den Tisch, und ich entdeckte einen Knutschfleck an seinem Hals. Zusammen mit seinen zerzausten blonden Haaren erklärte das eindeutig, wo er gewesen war. Bei Megan, seiner … was auch immer sie waren, ich war mir da nicht ganz sicher. Laut Nate waren sie nur Freunde mit gewissen Vorteilen – und in diesem Stadium steckten sie seit fast einem Jahr fest.

»Was macht ihr?«, fragte Nate und öffnete die Dose. »Worüber habt ihr grad gesprochen?«

»Ich hab Cole klargemacht, dass er seine Finger von Rachel lassen soll«, sagte ich. »Und da du nun endlich da bist, können wir Vater-Mutter-Kind spielen und Cole kann uns erzählen, wie sein Tag an der Uni war.«

Cole verdrehte die Augen, während Nate das Kinn in die Hand stützte und ihn ernst ansah. »Ja, mein Sohn, erzähl uns, wie dein Tag war.«

Cole sah Nate an, als hätte er nicht mehr alle Nadeln an der Tanne, seine Mundwinkel zuckten jedoch. Dabei fiel ihm eine schwarze Haarsträhne in die Augen, die er wegpustete. Dann flötete er: »Toll, Daddy, überall neue Leute und nichts Spannendes passiert. Und wie war dein Tag?«

»Moment«, sagte ich, ehe Nate etwas erwidern konnte. »Macht mich das zur Mom?«

»Ja. Fühlst du dich nun in deiner Männlichkeit bedroht?«

»Ach was.« Ich winkte ab. »Ich bin mir meiner Männlichkeit derart sicher, die kannst du nicht zerstören.«

»Da wir das ja nun alles geklärt haben, können wir uns wieder der Abendplanung zuwenden«, meinte Cole und rollte seine leere Coladose zwischen den Handflächen. War ja klar, dass er wieder auf die Party zurückkommen würde.

Ich schielte auf mein Handy. »Rachel will irgendwas unternehmen. Sie fragt, ob wir irgendwo was essen gehen.«

Nate zuckte mit den Schultern. »Klar, warum nicht. Und danach gehen wir zu Blake? Oder habt ihr andere Pläne?«

Damit hatte ich nun nicht gerechnet.

»Wieso fällst du mir in den Rücken?«, fragte ich Nate und sah ihn anklagend an. »Ich hab darauf gezählt, dass du auch keine Lust hast.«

Nate zog die Augenbrauen nach oben. »Ich war den ganzen Sommer weg, ich dachte, es wäre nett, mal unter Leute zu kommen, die ich nicht dauernd in meinen Kursen sehe.«

»Wer bist du und was hast du mit Nate gemacht?«, fragte ich mit gerunzelter Stirn.

Er hob abwehrend die Hände. »Keine Sorge, danach reicht es mir vermutlich auch wieder und ihr müsst mich zu jeder Party schleifen.«

Das klang schon viel eher nach Nate.

»Dann gerät die Welt ja doch nicht aus den Fugen«, stellte Cole fest. »Ich hatte schon eine totale Verschiebung der Realitäten befürchtet.«

»Wohl kaum«, erwiderte Nate.

Cole war quasi immer unterwegs und machte die Nächte durch – wenn nicht hinter der Bar oder in einem Club, dann mit Zeichnen, Comics oder Computerspielen. Keine Ahnung, wie er das durchhielt, ich wäre vor lauter Schlafmangel schon lange durchgedreht. Ich ging gerne feiern, aber nicht dreimal in der Woche und um jeden Preis. Nate wiederum war unser kleiner Streber, der lieber zu Hause blieb und lernte oder viel zu früh aufstand, um an den Strand zu fahren und zu surfen. Wir mussten ihn regelmäßig unter Leute zwingen, damit er nicht seine gesamte Zeit mit Fachliteratur und seinem Surfboard verbrachte. Wenn man es so betrachtete, passten wir nicht wirklich zueinander, und es war ein kleines Wunder, dass unser Zusammenleben so gut funktionierte.

»Okay, ich schreibe Rachel«, sagte ich und griff erneut nach meinem Handy. Wieder ploppten mehrere neue Nachrichten auf, und ich unterdrückte einen Fluch. Irgendwann würde ich ein gesamtes Wochenende ohne dieses Ding verbringen.

»Wir treffen uns mit ihr und sehen dann, was wir machen. Und du …«, ich suchte Coles Blick, »… lässt die Finger von ihr. Verstanden?«

»Wieso sagst du das nur mir und Nate nicht? Darf der ran und ich nicht?«

»Nein. Aber Nate muss ich es nicht sagen, weil er Rachel schon kennt. Außerdem vögelt er sowieso nur Megan, und andere Frauen existieren in seiner Wahrnehmung nicht.«

Nate warf mir einen irritierten Blick zu, der eindeutig besagte, dass das nicht stimmte, sparte sich aber die Diskussion. Dieses Gespräch hatten wir bereits zu oft geführt, und ich ließ Nate einfach machen, was er für richtig hielt. Wenn ihn diese Sache mit Megan, was auch immer sie für ihn war, glücklich machte, war es in Ordnung für mich. Aufziehen musste ich ihn trotzdem damit.

»Okay.« Cole zerdrückte seine Coladose und warf sie zielsicher in den Plastikmülleimer. »Ich verspreche hoch und heilig, mich nicht an Rachel ranzumachen. Aber wenn sie sich an mich ranschmeißt, kann ich für nichts garantieren.«

Ich seufzte, sparte mir jedoch einen Kommentar. Im Zweifelsfall würde ich Cole im Schlaf einen Keuschheitsgürtel anlegen und das Problem so lösen.

 

Rachel war noch nicht da, als wir uns eine Stunde später im Carlo’s wiederfanden, einer Pizzeria nahe des Campus mit den besten Pizzen in ganz Providence, zumindest behauptete Nate das. Ich glaubte, Australier hatten keine Essenskultur und das Carlo’s hatte einfach eine praktische Lage und wurde deswegen von den Studenten so überrannt. Bei der Nahrungssuche auf dem Campus waren kurze Wege wichtiger als ein Fünfsternemenü.

Wie immer war der Laden gut besucht, aber da es noch relativ früh war, bekamen wir selbst an einem Freitagabend einen Platz, ohne uns trotz des lauen Spätsommerabends nach drinnen verziehen zu müssen. Der Tisch stand draußen auf dem Gehsteig vor dem Haus aus den typischen roten Backsteinen, und eine rot-weiß karierte Tischdecke hing darüber.

Cole und ich bestellten eine Cola, Nate dieses Mal ganz brav ein Wasser, und wir studierten die Speisekarte, obwohl wir sie eigentlich auswendig kannten.

»Jason!« Rachels Stimme ließ mich aufblicken. Sie schlängelte sich zwischen den Tischen hindurch auf mich zu und fegte dabei beinahe eine Wasserflasche vom Nebentisch. »Hey, es tut mir echt leid, dass wir zu spät sind, wir haben den Weg nicht gleich gefunden.«

»Kein Problem«, sagte ich, und mein Blick wanderte zu ihrer Begleitung. Sieh mal einer an, sie hatte Kayla mitgebracht, ihre Mitbewohnerin, die einen halben Schritt hinter ihr stand und uns unsicher ansah. »Ich wusste gar nicht, dass du in so vorzüglicher Gesellschaft bist. Hättest du mir das gesagt, hätte ich mich besser auf unser Treffen vorbereitet.« Ich grinste Kayla an und konnte nicht anders, als sie von oben bis unten anzusehen. Sie sah hübsch aus mit ihren dunklen Haaren und den Sommersprossen, richtig süß, was von dem hellblauen Hippiekleid, das ihr bis knapp oberhalb der Knie reichte und ihre Kurven betonte, und den Sandalen mit diesen seltsamen Perlen und Muscheln daran noch unterstrichen wurde. Der Blick ihrer blauen Augen war allerdings alles andere als süß. Kayla starrte mich an, als wäre mir gerade ein zweiter Kopf gewachsen. Genau dieser fassungslose Ausdruck, als könnte sie nicht glauben, was ich gerade gesagt hatte, war es, der mir im Gedächtnis geblieben war und mich nun gleichermaßen erheiterte und anstachelte. Kaum ein Mädchen reagierte so auf mich, es war eine willkommene Abwechslung.

»Hör auf, meine Mitbewohnerin anzugeiern!«, ranzte Rachel mich an und verpasste mir einen gezielten Hieb gegen den Oberarm. »Reicht schon, dass du ihr Bett verseucht hast.«

»Aua.« Ich rieb mir über die getroffene Stelle und konnte nur mit Mühe ein Lachen unterdrücken.

»Du warst mit der Mitbewohnerin deiner besten Freundin im Bett?«, fragte Cole mit hochgezogener Augenbraue und schnaubte. »Nach nicht mal einer Woche? Du bist vielleicht doppelmoralisch.«

»Ich war nicht mit ihr im Bett – ich lag nur auf ihrem Bett«, sagte ich. »Das ist ein großer Unterschied. Außerdem kannte ich sie da noch nicht mal.«

Nate runzelte die Stirn. »Wieso lagst du auf ihrem Bett, wenn du sie noch nicht mal kanntest?«

In Nates Welt eine berechtigte Frage – in jeder anderen nicht. Zumindest wenn man den Zusammenhang kannte.

»Weil er total unhöflich und unverschämt ist«, erwiderte Kayla, ehe ich es tun konnte, und verschränkte die Arme vor der Brust. »Also ein klein wenig vielleicht.«

Ich grinste, ich fand es lustig, wie sie versuchte, ihre Aussage zu revidieren. »Aber nur total ein klein wenig und nur ganz vielleicht.«

Eine kleine Falte bildete sich zwischen ihren Augenbrauen, als sie mich finster anstarrte, doch sie kam nicht dazu zu antworten.

»Wir sind alle unhöflich, stelle ich gerade fest.« Nate stand auf und reichte Kayla die Hand. »Ich bin Nate, freut mich, dich kennenzulernen.«

Cole stellte sich ebenfalls vor und hielt sich bei Rachel tatsächlich zurück. Allerdings checkte er Kayla sehr deutlich ab, als sie sich zwischen Nate und Rachel setzte, die neben mir am Kopfende Platz nahm. Ich warf Cole einen finsteren Blick zu, den dieser nicht einmal wahrnahm – oder nicht wahrnehmen wollte. Vermutlich Letzteres. Dabei war das genau genommen nicht einmal nötig, da Cole sich von Frauen fernhielt, die sich dauerhaft in seinem engeren Umkreis bewegten. Und die Wahrscheinlichkeit, dass er sie nach einer gemeinsamen Nacht nie wiedersehen würde, war bei Kayla wegen ihrer Verbindung zu Rachel sehr gering.

»Kannst du irgendwas empfehlen?«, fragte Rachel und nahm mir einfach die Speisekarte aus der Hand.

»Pizza«, sagte ich und trank einen Schluck Cola. »Alle gleich gut oder schlecht.«

»Sie sind alle großartig«, erklärte Nate und reichte seine Karte Kayla, die sie dankend annahm.

»Glaub ihm kein Wort«, sagte ich. »Er kommt aus Australien, die haben dort überhaupt keine Essenskultur.«

Kayla bedachte mich mit einem skeptischen Blick. »Du weißt schon, dass die ganze Welt das normalerweise über Amerikaner behauptet, oder?«

Nate schmunzelte. »Ich mag sie, sie ist klug.« Da konnte ich ihm nicht widersprechen.

»Die Pizzen sind echt gut«, warf Cole ein. »Nicht die besten des Landes, aber lecker.«

Die Diskussion wurde von der Kellnerin unterbrochen, die an unseren Tisch kam und die Bestellung aufnahm. Sobald sie verschwunden war, wandte Kayla sich wieder Nate zu.

»Und du kommst aus Australien?«

»Ja. Aus Byron Bay.«

»Das ist echt cool.«

Nate zuckte mit den Schultern, als wäre es keine große Sache, auf einem anderen Kontinent zu studieren. Dabei wusste ich, dass es sehr wohl eine große Sache für ihn war und er sich das nur nicht anmerken ließ.

»Woher bist du?«, fragte ich Kayla. »Du klingst auch nicht, als würdest du von der Ostküste kommen.« Sie klang eher nach den Südstaaten.

»Aus Alabama«, bestätigte sie meine Vermutung. Wobei ich beinahe enttäuscht war, dass sie diese Frage beantwortet hatte, ohne mir gegenüber die Krallen auszufahren.

»Weißt du, dass du einen riesigen Knutschfleck am Hals hast?«, platzte Rachel unvermittelt heraus und deutete auf Nate.

»Ähm.« Er hob die Hand an die Stelle und senkte gleichzeitig den Blick. Peinlich berührt rieb er sich über den Nacken. »Nein, das wusste ich bis eben nicht.«

»Also schaust du entweder nie in den Spiegel oder du hast ihn noch nicht lange«, sagte Kayla trocken.

»Letzteres«, gestand er, und er tat mir ein wenig leid. Nate war kein Frauenheld – und schon gar keiner, der mit seinen Eroberungen prahlte. Aber gleichzeitig war es immer wieder witzig, ihn damit aufzuziehen.

»Hast du eine Freundin, Nate?«, fragte Rachel.

»So was in der Art«, sagte ich und lenkte das Gespräch in eine Richtung, die mich viel mehr interessierte als Nates seltsames Liebesleben. »Was studierst du eigentlich, Kayla? Du bist quasi die Einzige in der Runde, von der wir so gar nichts wissen. Also klär uns auf.«

»Von mir wisst ihr auch nicht alles«, warf Rachel ein und wickelte sich eine blonde Strähne um den Zeigefinger. »Oder zumindest nicht jeder von euch.«

Ich winkte ab. »Aber du hast schon viel von Cole und Nate gehört, die beiden viel von dir, ich weiß von euch allen fast alles … Sieh es ein, Kayla ist viel spannender als du.« Und das nicht nur, weil ich kaum etwas über sie wusste. Ich sah Kayla an und grinste. »Also, erzähl uns alles.«

»Und wehe, du lässt die düsteren Geheimnisse aus«, sagte Cole und zwinkerte ihr zu. Mein Magen zog sich kurz zusammen, und ich warf Cole erneut einen finsteren Blick zu, den dieser geflissentlich ignorierte. Cole sollte sich gefälligst an seine eigenen Regeln erinnern und sich nicht an Kayla ranmachen, selbst wenn er nur mit ihr flirtete. Denn sehr wahrscheinlich wäre Cole sowieso zu feige für mehr; die Gefahr, Kayla dauernd wiederzusehen und nicht mehr loszuwerden, ohne seinen schützenden Bartresen dazwischen, war einfach zu groß. Trotzdem störte mich sein offensives Verhalten heute mehr als sonst.

Kayla runzelte die Stirn und presste die Lippen zusammen, als müsste sie erst darüber nachdenken. Dann zog sie die Schultern nach oben. »Es gibt nichts Spannendes zu erzählen. Ich heiße Kayla Evans, komme aus Alabama, habe ein Vollstipendium, und mein Hauptfach ist Biologie, damit ich danach Medizin studieren kann. Ende der Geschichte.«

»Daran ist gleich mehr als eine Sache spannend«, sagte Cole anerkennend, und ich stimmte ihm in Gedanken zu.

»Du hast ein Vollstipendium?«, hakte Nate nach; er studierte Neurowissenschaften, für ihn war ein Medizinstudium nicht so etwas beeindruckend Unerreichbares wie für mich. »Respekt.«

»Sonst könnte ich überhaupt nicht hier sein«, sagte sie schlicht. »Eine Eliteuni kann man sich entweder leisten, wenn man sehr intelligent ist oder sehr reich. Eins davon trifft immer zu.«

Für einen kurzen Moment breitete sich unangenehmes Schweigen aus, und ihre Worte schwebten in der Luft zwischen uns, machten sie dick und zu schwer zum Atmen. Kayla senkte verlegen den Blick. Meine Schädelbasis kribbelte, und ein flaues Gefühl kroch über meinen Rücken.

»Also nicht, dass man nicht beides sein kann«, stammelte sie. »Das wollte ich damit nicht sagen.«

Cole räusperte sich und hielt Kayla sein Glas hin, um mit ihr anzustoßen. »Wie auch immer. Willkommen im Club, ich hab auch ein Stipendium.«

Zögerlich stieß Kayla mit ihm an. »Für was?«

»Kunst. An der Rhode Island School of Design.«

Und schon verwickelte Cole Kayla in ein Gespräch über die Anforderungen, die man an den verschiedenen Colleges für ein Stipendium erfüllen musste, und sie verglichen ihre Bewerbungsprozesse miteinander. Mein Magen verknotete sich, und als meine Pizza kam, hatte ich überhaupt keinen Hunger mehr. Ich kannte das Bewerbungsprozedere, ich hatte es selbst durchgemacht. Nur dass ich kein Stipendium bekommen hatte und nun wie jeder andere auch für die Studiengebühren aufkommen musste. Oder viel eher mein Vater, was die Knoten in meinem Magen noch enger zog.

»Also ich hab kein Problem damit, nicht superschlau zu sein«, sagte Rachel zu mir zwischen zwei Bissen ihrer Pizza Hawaii. »Und ich hab auch kein Problem damit, dass meine Eltern das College zahlen. Sie wollen ja unbedingt, dass ich studiere, nicht ich.«

Ihre Worte wirkten wie ein zusätzlicher Tritt in den Magen, und ich atmete unauffällig tief durch. Dieses Thema wollte ich nicht weiter vertiefen, also suchte ich eines, das nicht zu sehr nach Ablenkung roch, aber Rachel dennoch auf andere Pfade führte.

»Für welches Studienfach hast du dich denn jetzt letztlich entschieden?«, fragte ich. Sie hatte sich so oft umentschieden und alle möglichen Studiengänge in Betracht gezogen, dass ich überhaupt nicht auf dem neuesten Stand war.

»Ethnologie«, erwiderte Rachel. »Ich dachte, das passt zu mir und meiner Reiselust, und andere Kulturen interessieren mich. Außerdem scheint es nicht allzu anspruchsvoll zu sein.«

So konnte man es natürlich auch betrachten, und ich schmunzelte über Rachel und ihre Art, mit den Dingen umzugehen. Allerdings bemerkte ich auch, wie Kayla bei Rachels Worten ganz leicht die Augen verdrehte, als könnte sie diese Sichtweise kein bisschen nachvollziehen. Vermutlich stimmte das, wahrscheinlich war Rachels Standpunkt ihr vollkommen fremd. Und wenn ich die Puzzleteile, die sie gestreut hatte, zusammensetzte, bedeutete das, dass Kayla aus einer ganz anderen Welt kam. Vielleicht aus einer Welt, die viel besser zu mir passte als meine eigene, in der ich doch immer nur zu Gast war.

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Kapitel 3

Kayla

Es war zu laut, zu stickig und zu heiß. Ganz abgesehen von den Menschenmassen, die sich in diesem Haus stapelten. Ich war mir sicher, rein rechnerisch war es überhaupt nicht möglich, so viele Menschen auf so wenig Platz zu versammeln. Trotzdem funktionierte es irgendwie. Die Betonung lag auf irgendwie.

Die Party fand in einem großen Haus mit Backsteinfassade, weißen Fenstern, gepflegtem Garten und weißem Gartenzaun unweit des Campus statt und war angeblich der Ort, an dem man heute unbedingt sein musste. Selbst ich hatte bereits von der legendären Party bei Blake Mitchell, dem Eishockeystar der Bears, gehört, und ich war ein Erstsemester und zudem die letzten Tage hauptsächlich damit beschäftigt gewesen, mich auf alle möglichen Nebenjobs zu bewerben. Normalerweise wäre ich nie hergekommen, da Blake der Star der Eishockeymannschaft war und ich mich von Sportlern und der Blase aus Fans, die schmachtend um sie herumschwirrten, lieber fernhielt. Aber ich hing an Rachel und Rachel an Jason – und der wiederum an Blake. Was mich nicht weiter wunderte, wenn ich genauer darüber nachdachte. Sportler klebten immer an ihresgleichen, eigentlich war es eher ein Wunder, dass Jason mit Cole und Nate zusammenwohnte.

Schon als wir das Haus betreten hatten, waren wir kaum vorwärtsgekommen. Nicht nur, weil es so voll war, sondern hauptsächlich, weil Jason alle zwei Meter angesprochen wurde oder von sich aus stehen blieb, um jemanden zu begrüßen. Frauen in knappen Klamotten hauchten ihm Küsschen auf die Wangen, blinzelten ihn an und legten wie zufällig ihre Hände auf seinen Oberarm. Und mindestens jeder zweite Kerl hier drin, egal, ob offensichtlich Sportler oder nicht (gefühlt schien jeder Dritte ein Shirt oder einen Pulli mit dem Logo der Bears zu tragen), unterhielt sich zumindest kurz mit ihm und schlug mit ihm ein, ehe Jason weiterzog. Er war bekannt wie ein bunter Hund, so etwas wie eine Attraktion auf dieser Party. Und ich hasste es, hinter ihm herzulaufen, als würde ich zu seinem Gefolge gehören.

»Hier, ein Bier!«, rief Nate über einen schrecklichen Hip-Hop-Song hinweg, den ich nicht kannte und dessen Beat unangenehm durch meinen Körper vibrierte, und reichte mir einen roten Plastikbecher. Im Schlepptau hatte er Jason und Cole, der Rachel ein Bier in die Hand drückte. Wir hatten am Rand des Wohnzimmers gewartet, wo es nicht ganz so voll war, während die Jungs in die Küche verschwunden waren, um etwas zu trinken zu holen. Eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass sie wieder auftauchten, aber da hatte ich mich offensichtlich geirrt.

»Danke!«, rief ich Nate zu und nippte an dem Bier. Es schmeckte schal und war viel zu warm. Dabei sollte ich in der Hinsicht einiges gewohnt sein, schließlich kam ich aus Alabama, und dort war es deutlich wärmer als in Rhode Island. Aber dort war ich selten bis nie auf Partys gegangen, und wenn, dann hatte ich entspannte Abende auf der Veranda verbracht. Früher auf der Highschool mit ein paar Freunden – und als ich aufs Internat gewechselt war, in den Sommerferien mit Rose. Wir hatten das Bier immer aus dem Kühlschrank meines Dads geklaut und gehofft, er würde uns nicht erwischen – inzwischen glaubte ich, er hatte absichtlich weggesehen, solange wir es nicht zu bunt getrieben hatten. Rose war oft mit zu mir gekommen, wenn wir schulfrei hatten. So wie ich mich im Internat nicht hatte einfügen können, hatte sie Probleme mit ihrer Familie. Sie studierte jetzt in New York, an der Columbia, und wir hatten den Vorsatz, zumindest einmal in der Woche zu telefonieren.

»Der Wahnsinn, oder?«, rief Rachel in mein Ohr und sah sich begeistert um. »Das ist unsere erste richtige, offizielle Collegeparty als Studenten!«

»Ja, der Wahnsinn«, sagte ich trocken und beobachtete mit schief gelegtem Kopf, wie ein Mädchen Salz von dem Dekolleté eines anderen leckte und danach einen Shot Tequila hinunterkippte. Die Jungs um sie herum grölten und klatschten, während ich mich gerade noch beherrschen konnte, nicht das Gesicht zu verziehen. Was war das hier? Die Vorstufe zu einer Massenorgie? Und warum war ich gefühlt der einzige Mensch, der allein bei der Vorstellung, jemand anderem vor Publikum Salz von der Haut zu lecken, Unbehagen empfand? Offensichtlich wurde hier fortgeführt, was sich schon durch mein ganzes Leben zog – ich passte nicht richtig rein.

Jemand stupste mich mit dem Ellbogen in die Seite, und als ich mich umdrehte, entdeckte ich Jason.

Er grinste. »Du siehst nicht begeistert aus, Miss Alabama.«

Da war er mir beim Essen beinahe nett erschienen, wohl deswegen, weil ich mich hauptsächlich mit Cole und Nate unterhalten hatte, und kaum betraten wir diese Party, nannte er mich bei dem Spitznamen, den ich nie wieder hören wollte. Unwissentlich, klar, aber dennoch schlängelte sich ein unangenehmes Gefühl meine Wirbelsäule entlang.

»Verrat mir etwas«, sagte ich in dem Versuch, mein Unbehagen zu überspielen, und richtete meinen Zeigefinger auf ihn. »Wie zur Hölle kommst du dazu, mich Miss Alabama zu nennen?«

Er zuckte mit den Schultern und ließ seinen Blick über meinen Körper gleiten, ganz kurz nur. »Du bist aus Alabama und siehst in dem Kleid heiß aus. Das war schlicht eine logische Schlussfolgerung.«

Meine Wangen fingen an zu glühen, und mir klappte die Kinnlade herunter; es kam selten vor, aber für einen Moment war ich sprachlos. Diese Aussage raubte mir die Worte und verwirrte mich auf mehreren Ebenen.

»Schau mich nicht so an«, lachte er. »Das war nur ein Kompliment. Nimm es an und freu dich.«

»Ich soll mich darüber freuen, das du mich heiß findest? Das ist ein Albtraum!« Wobei das so nicht stimmte – dass er es sagte, obwohl er es wahrscheinlich nicht so meinte, nur um etwas damit zu erreichen, war der Albtraum. Ich wollte mir keinen Honig ums Maul schmieren und mich in leeren Komplimenten einwickeln lassen, nie wieder.

Jasons Grinsen verblasste, doch seine Augen funkelten weiterhin belustigt. »Du bist wirklich nicht gut für mein Ego. Du unterstellst mir unheilbare, hoch ansteckende Krankheiten, bezeichnest mich als dummen Schnösel, findest, es ist ein Albtraum, dass mir deine Figur in dem Kleid aufgefallen ist – wie so ziemlich jedem anderen Kerl im Umkreis von ungefähr fünf Metern.«

Ich widerstand dem Drang, mich umzusehen, ob er recht hatte – denn ich wusste, dass dem nicht so war. Ich würde nicht noch einmal auf solche Sprüche hereinfallen.

»Ich hab dich nie als dummen Schnösel bezeichnet«, erwiderte ich und trank einen Schluck Bier, nur um irgendetwas zu tun.

»Und was war es dann, als du meintest, man kann hier nur studieren, wenn man entweder sehr schlau oder sehr reich ist?«

Ein flaues Gefühl nistete sich in meinem Magen ein, doch ich überspielte es, indem ich die Augen verdrehte. »Das hab ich nicht so gemeint. Mir ist schon klar, dass man nicht auf den Kopf gefallen sein kann, wenn man an der Brown studiert. Immerhin gehörten fast alle Studenten hier zu den besten drei Prozent ihres Jahrgangs bei ihrem Highschool-Abschluss.« Ich biss mir auf die Zunge, konnte mich jedoch nicht beherrschen. »Wobei es natürlich einen Unterschied macht, ob man an einer privilegierten Privatschule unterrichtet wurde oder sich an einer öffentlichen Highschool ohne Sonderförderung durchschlagen musste.«

Jason legte den Kopf schief und musterte mich eindringlich, die Belustigung in seiner Miene war gänzlich verschwunden. Plötzlich kribbelte meine Haut, und ich musste mich zwingen, seinem Blick standzuhalten.

»Lass mich raten, du musstest dich durchschlagen.«

Widerwillig schüttelte ich den Kopf. Erwischt. »Nicht wirklich. Ich hatte ein Stipendium für eine Privatschule, das hat mir schon vieles erleichtert.« Und vieles andere sehr viel schwerer gemacht. Aber das ging Jason nichts an.

»Na ja, aber an das Stipendium bist du ja auch nicht einfach so gekommen, oder?«

Erneut schüttelte ich den Kopf. »Nein.«

Jason öffnete den Mund, wurde jedoch in dem Moment von einem dunkelhaarigen Kerl angesprochen und schlug mit ihm zur Begrüßung ein. Die beiden wechselten zwei Sätze miteinander, dann wandte Jason sich wieder mir zu, bevor ich in das Gespräch einsteigen konnte, das Cole mit Rachel führte.

»Was studierst du eigentlich?«, fragte ich, um nicht wieder auf die Privatschule zu sprechen zu kommen. Außerdem wollte ich Rachel zuliebe mit Jason klarkommen, egal, an wen oder was er mich erinnerte. Denn ich mochte Rachel wirklich und kam gut mit ihr aus.

»Soziologie«, antwortete Jason und zuckte mit den Schultern. »Macht Spaß, ist cool.«

»Hast du deinen Studiengang nach denselben Kriterien ausgesucht wie Rachel?«

Zwischen zwei Songs wurde die Musik kurz leiser, und Jason lachte. Es war ein warmes, angenehmes Geräusch, und ein Schauer rieselte über meinen Rücken – gefolgt von aufwallendem Entsetzen, dass mein Körper so auf ihn reagierte. Verdammt.

»Nein«, antwortete er und strich sich durch die Haare, die wie bei unserer ersten Begegnung wild von seinem Kopf abstanden. »Ich studiere es, weil es mich wirklich sehr interessiert.«

»Und was willst du damit mal machen?«

»Das wiederum weiß ich noch nicht – und übrigens hassen alle Soziologen diese Frage.«

Ich spürte, wie das Unbehagen ein wenig schwand und meine Mundwinkel zuckten, ich konnte das Grinsen kaum verhindern. »Klar. Wer gibt schon gerne zu, dass er keinen Plan hat.«

»Ich hab durchaus Pläne«, sagte er, und sein Blick glitt dabei über meinen Körper und blieb kurz an meinen nackten Beinen hängen, ehe er mir wieder ins Gesicht sah. »Nur keine so weitreichenden wie du.«

Bildete ich es mir ein, oder flirtete er tatsächlich mit mir? War der Spruch, dass ich in dem Kleid heiß aussah, nicht nur dahergesagt gewesen? Oh mein Gott, allein diese Möglichkeit löste in mir einen enormen Fluchtreflex aus, und ich konnte meine Beine gerade so davon überzeugen, an Ort und Stelle stehen zu bleiben.

»Ich hab dir schon mal gesagt, du sollst aufhören, dich an meine Mitbewohnerin ranzuschmeißen!« Wie aus dem Nichts kam Rachels Hand angeschossen und boxte gegen Jasons Oberarm. Meine Rettung. Ich entspannte mich etwas und versuchte mir einzureden, dass ich mir nichts dabei denken musste, wenn Jason mit mir flirtete. Weil er das mit so ziemlich jedem Mädchen hier tat. Keine gute Charaktereigenschaft, aber auch eindeutig keine Gefahr, solange ich mich nicht darauf einließ.

Er verzog das Gesicht, es wirkte beleidigt und amüsiert zugleich. »Ich schmeiße mich nicht an sie ran, wir unterhalten uns.«

Rachel schnaubte und warf die blonden Haare in den Nacken. »Na klar. Du weißt gar nicht, wie das geht, sich nur mit einer Frau zu unterhalten.«

»Und was bist du dann?«

»Ich bin quasi deine Schwester und zähle somit nicht.« Sie winkte ab, und ich war so dankbar, dass ich diese Unterhaltung nicht weiter mit Jason führen musste. Ich wollte weder mit ihm flirten noch ihm klarmachen, dass ich das nicht wollte.

Rachel verwickelte Jason in eine hitzige Diskussion über sein Datingverhalten, und ich trat einen Schritt zurück; an diesem Gespräch beteiligte ich mich lieber nicht. Als ich mich umsah, entdeckte ich, dass nur noch Cole da war. Nate musste sich verzogen haben. Ich spürte einen Anflug von Enttäuschung in mir aufwallen. Nate war mir am sympathischsten von den dreien und hatte eindeutig etwas auf dem Kasten. Mit ihm konnte man sich sinnvoll unterhalten, zumindest hatte ich diesen Eindruck gewonnen. Cole wiederum konnte ich nicht einschätzen. Mit den schwarzen Haaren, dem Augenbrauenpiercing und den vielen Tattoos war ich mir nicht sicher, ob ich ihm nachts in einer dunklen Gasse würde begegnen wollen.

Cole gesellte sich zu mir und verzog einen Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen. »Na, Jason losgeworden?«

»War das so offensichtlich?«, rutschte es mir heraus. Ich musste dringend an dem Filter zwischen meinem Gehirn und meinem Mund arbeiten.

»Nein«, erwiderte Cole. »Aber ich kenne Jason und weiß, was für eine Nervensäge er sein kann. Und du warst offensichtlich nicht so begeistert davon, dass er auf deinem Bett lag.«

»Welche Frau wäre davon begeistert gewesen?«

»An der Brown? Viele.«

»Das ist so ein Sportlerding, oder?« Ich rümpfte die Nase. »Alle fliegen auf die, ohne dass sie was dafür tun müssen. Als wären sie Götter oder so.«

Cole sah mich ungerührt an. »Jason ist kein Sportler. Aber alles andere trifft mehr oder weniger auf ihn zu.«

»Wirklich?«, sagte ich und sah unwillkürlich zu Jason hinüber. »Aber er sieht aus wie ein Sportler.«

Er war groß und hatte diese typische Sportlerstatur mit breiten Schultern, schmalen Hüften und durchtrainierten Oberarmen, über denen sein Shirt spannte. Für einen Footballspieler war er nicht mächtig genug, aber Eishockey oder Basketball hätte durchaus gepasst.

»Tja, er ist eben eine Mogelpackung«, schmunzelte Cole. »Zu seiner Verteidigung muss ich sagen, dass er schon echt fit ist.«

»Hm.« Offensichtlich hatte ich mich wirklich von meinen Vorurteilen leiten lassen, einfach, weil Jason vom Gesamtbild her so gut in diese Schublade gepasst hätte. Denn gutes Aussehen und Muskeln allein machten noch keinen Sportler aus, sonst hätte ich Cole und Nate auch in diese Kategorie stecken müssen, wenn ich ehrlich zu mir selbst war.

»Nimmt er wenigstens Steroide?«, fragte ich Cole.

Er schüttelte den Kopf. »Nein.«

»Verdammt.« Ich rümpfte grinsend die Nase.

»Sag mal, da das hier ja nicht so dein Ding zu sein scheint«, fing Cole an und fixierte mich mit seinem Blick. Seine stechend blauen Augen wirkten ein wenig unheimlich. »Hast du Lust, woanders hinzugehen? Wo mehr normale Menschen sind und weniger abgehobene? Ich kann dir die Bar empfehlen, in der ich arbeite, die …«