Captain Future 10: Verrat auf dem Mond - Edmond Hamilton - E-Book

Captain Future 10: Verrat auf dem Mond E-Book

Edmond Hamilton

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Beschreibung

Diese Falschnachricht verbreitet sich durch den Äther von Welt zu Welt. Das ganze Sonnensystem trauert, während der putzmuntere Curt Newton sich in Wahrheit mit seinen Gefährten noch auf dem Rückweg von der Wiege der Materie befindet. Intrigen – Gier – Mord – Geheimnisse – für Captain Future braut sich ein gehöriges Problem zusammen, denn skrupellose Wissenschaftler und Unternehmen bereiten die Invasion des Mondes vor, um an die Geheimnisse des verborgenen Laboratoriums der Futuremen zu gelangen. Für tot erklärt und zu Unrecht beschuldigt, wertvolles Radium für sich gehortet zu haben, hat Captain Future bei der Rückkehr das gesamte Regierungssystem der Erde gegen sich. Wird es ihm rechtzeitig gelingen, seine Unschuld zu beweisen?

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Impressum

Edmond Hamilton

CAPTAIN FUTURE 10 – Verrat auf dem Mond

Vorlage für die Übersetzung war der Erstdruck

»Outlaws of the Moon«

in CAPTAIN FUTURE MAGAZINE (Frühjahr 1942)

© 1942 Edmond Hamilton

eBook-Ausgabe 2022

Neuausgabe

© 2022 Golkonda Verlag in Europa Verlage GmbH, München

Published in Arrangement with Huntington National Bank

as trustee of the Estate of Edmond Hamilton

Dieses Werk wurde vermittelt durch die

Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH

Lektorat: Angela Hermann-Heene

Korrektorat: Martina Knilling

Gestaltung: s.BENeš [www.benswerk.wordpress.com]

unter Verwendung eines Motivs von Earle Bergey

E-Book-Erstellung: Hardy Kettlitz

ePub-ISBN: 978-3-96509-048-4

Das eBook einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Der Nutzer verpflichtet sich, die Urheberrechte anzuerkennen und einzuhalten.

Alle Rechte vorbehalten.

www.golkonda-verlag.de

Inhalt

Titel

Impressum

Inhalt

Vorbemerkung

VERRAT AUF DEM MOND

1. Kapitel: Mondgeheimnis

2. Kapitel: Die Rückkehr der Weltraumabenteurer

3. Kapitel: Tragödie auf der Erde

4. Kapitel: Futuremen auf der Flucht

5. Kapitel: Die Zeitlupenwelt

6. Kapitel: Alien City

7. Kapitel: Die Mondhund-Schlucht

8. Kapitel: Mondhöhlen

9. Kapitel: Schatten im Dunkeln

10. Kapitel: Grags List

11. Kapitel: Mondmenschen

12. Kapitel: Der Lichtberg

13. Kapitel: Schlacht auf dem Mond

14. Kapitel: Die Monstermarschen

15. Kapitel: Die ausgeschaltete Welt

16. Kapitel: Epilog

VORBEMERKUNG ZUM ANHANG

The Worlds of Tomorrow

The Futuremen

Under Observation

The Future of Captain Future

Vorbemerkung

Wie auch schon die bereits erschienenen Bände derCAPTAIN FUTURE-Reihe hat es sich der vorliegende zehnte Roman der Neuausgabe um Curtis Newton zum Ziel gesetzt, Edmond Hamilton als Klassiker der Science Fiction ernst zu nehmen. Alle Texte werden vollständig und mit größtmöglicher Werktreue ins Deutsche übertragen.

Im Original auftretende Widersprüche, die nicht selten den Entstehungsbedingungen der Texte geschuldet sind, werden übernommen. Allerdings bemüht sich die Übersetzung auch, die Eleganz, das gezielt eingesetzte Pathos und die unterschwellige Ironie der Sprache zu erhalten. Edmond Hamilton war einer der Begründer dessen, was wir heute als »Space Opera«, als große Weltraumoper kennen. Er hat diese Form der abenteuerlichen SF nicht nur mitbegründet, er hat sie auch zu einem ersten Höhepunkt geführt. Dem möchten wir in jeglicher Hinsicht gerecht werden.

Die Redaktion

VERRAT AUF DEM MOND

1. Kapitel:Mondgeheimnis

»Captain Future ist tot!«

Die poltrige Stimme des großen grünen Jovianers dröhnte durch das überfüllte Raumfahrer-Café in Venusopolis und übertönte den Lärm aus Lachen, Stimmengewirr und Gläserklirren. Er warf einen Blick in die Runde seiner Gefährten, als wollte er ihnen nicht empfehlen, ihm zu widersprechen.

Einer der hartgesottenen Männer, ein kleiner Merkurianer mit dunkler Haut, schüttelte nachdenklich den Kopf. »Ich weiß nicht recht. Ja, die Futuremen wurden seit Monaten nicht mehr gesehen. Aber sie sind zäh und schwer umzubringen.«

»Das möchte ich meinen«, bekräftigte ein schlaksiger blauhäutiger Raketenmann vom Saturn. »Schließlich kennen Captain Future und seine drei seltsamen Gefährten das System wie ihre Westentasche.«

»Schon, aber diesmal haben sie das System ja verlassen«, donnerte der große Jovianer. »Sind einfach geradewegs raus in den unerforschten interstellaren Raum, Gott weiß, warum. Und sie sind bis jetzt nicht zurückgekehrt.«

Er leerte seinen Becher mit schwarzem venusianischem Sumpfbeerenwein, wischte sich über den Mund und verkündete überzeugt: »Und sie werden auch nicht mehr zurückkehren. Inzwischen haben alle die Hoffnung aufgegeben. Irgendwo und irgendwie haben sie den Tod gefunden dort draußen zwischen den Sternen.«

»Ich sage dir, Captain Future ist wirklich tot«, erklärte Albert Wissler mit großem Nachdruck dem Piloten des kleinen Raumkreuzers, mit dem die beiden Erdlinge zum Mond unterwegs waren.

Es klang fast, als wollte Wissler, ein Wissenschaftler in seinen mittleren Jahren, vor allem sich selbst überzeugen. In seinem knochigen grauen Gesicht lag leises Unbehagen, und er blinzelte auffallend oft. Er saß im Copilotensitz und knetete nervös die Hände im Schoß.

»Wenn die Futuremen tot sind, ist es hier nicht gefährlich, Strike«, teilte er dem Piloten mit.

Gil Strike, der Pilot, war ein junger Kerl mit einem fiesen Raubvogelgesicht. Er bewegte sachte den Steuerungshebel, ehe er antwortete: »Falls diese vier Teufel zurückkommen und uns dabei erwischen, wie wir auf dem Mond …«

»Ach komm, du fürchtest dich ja vor deinem eigenen Schatten«, erwiderte Wissler ungeduldig. »Die Futuremen waren vielleicht zum Fürchten, als sie noch am Leben waren. Aber ihre Geister können uns nichts anhaben.«

»Ich wünschte trotzdem, ich hätte mich nicht von dir zu diesem Flug überreden lassen«, brummte der Pilot und starrte mit umwölkter Stirn durchs Fenster.

Vor ihnen, von ihrer Pilotenkanzel umrahmt, wölbte sich riesig der Mond. Der Großteil der erdzugewandten Seite lag im Schatten, aber die linke Seite gleißte hell wie eine leuchtende Sichel.

In diesem schmalen hellen Bereich fielen der schwarze Fleck des Mare Crisium und die Zentralberge in den Kratern Langrenus und Petavius deutlich ins Auge.

Ihr Schiff begann mit dem Sinkflug über dem dunklen Teil des großen Satelliten, der in einen unheimlichen grünlichen Schimmer getaucht war. Dieses Leuchten stammte von der riesigen grünen Erdkugel, die über ihnen im sternenübersäten Himmel hing, und ließ die ohnehin schon fremdartige Oberfläche des Mondes, über die sie hinwegrasten, noch unwirtlicher und seltsamer wirken.

Plötzlich verengten sich die Raubvogelaugen des Piloten. »Was erwartest du hier eigentlich Wertvolles zu finden, Wissler?«

»Das habe ich dir doch schon gesagt – die wissenschaftlichen Geheimnisse der Futuremen«, verkündete Wissler. »Future war nicht nur ein kampferprobter Raumfahrer und Abenteurer. Er war auch Wissenschaftler, vielleicht der bedeutendste im gesamten Sonnensystem. Es gab immer mal wieder Gerüchte über seine neuesten Entdeckungen und Erfindungen. Wenn wir die finden …«

»Wir würden sie als unsere eigenen ausgeben und reich werden, was?«, sagte Strike spöttisch. »Verprass das Geld nicht, ehe du es hast, Wissler. Ich glaube nicht, dass wir dort unten finden, wonach du suchst.«

Mit dem Daumen deutete er auf die Mondlandschaft, über die sie hinwegjagten. Achtzig Kilometer unter ihnen lag eine der urwüchsigsten Gegenden des ganzen Erdtrabanten: die zerklüftete felsige Wildnis der großen südwestlichen Kraterzone. In dem grünlichen Schimmer wirkten die kreuz und quer verstreuten Krater regelrecht bedrohlich.

Überall durchbrachen tiefe Furchen und Risse die Ebenen und Wüsten. Es war allgemein bekannt, dass sich ein ausgedehntes Höhlenlabyrinth unter der Oberfläche erstreckte, das vor Urzeiten während der ungleichmäßigen Erkaltung des Mondes entstanden war. Wagemutige Männer hatten die Schluchten dieser toten Welt zu erkunden versucht, aber sie alle waren bei Erdrutschen umgekommen, die man hier so verhängnisvoll leicht auslöste.

Weitere frühe Entdecker hatten versucht, dem Geheimnis der ausgelöschten Mondzivilisation auf die Spur zu kommen, aber auch sie hatten den Tod gefunden, als ihnen auf den gleißenden Ebenen der Sauerstoff ausging. Das Rätsel um die Geschichte des Mondes schien unlösbar. Wertvolle Mineralvorkommen hatte man bisher auch nicht gefunden. Und so interessierte sich schon seit den Anfängen der Raumfahrt niemand mehr für den öden Erdsatelliten, er war kaum besucht worden und weitgehend unerforscht geblieben.

»Die Futuremen werden ihre Zuflucht sicher sorgfältig versteckt haben«, brummte Strike mutlos. »Und niemand hat auch nur die leiseste Ahnung, wo sie sich überhaupt befindet.«

»Wir finden sie trotzdem«, verkündete Albert Wissler.

Er nahm ein filigran aussehendes Gerät aus einem Koffer – die an einen Kompass erinnernde Anzeige bestand aus einer in Viertel unterteilten Fläche, in deren Mitte eine Nadel befestigt war.

»Das ist ein Radioskop«, erklärte er dem Piloten. »Es reagiert ausgesprochen empfindlich auf radioaktive Emissionen. Eine ganz neue Erfindung.«

Strike runzelte die Stirn. »Und was soll es bringen, hier nach Radium zu suchen? Jeder weiß, dass es auf dem Mond kein Radium gibt. Das hat Future selbst gesagt.«

»Genau das ist der springende Punkt!«, rief Wissler. »Auf dem Mond gibt es keinerlei natürliche Radiumvorkommen. Wenn wir also Radium aufspüren, dann muss es welches sein, das sich im Labor der Futuremen befindet. Für ihre Experimente müssen sie etwas dahaben.«

Strike musterte ihn mit neuem Respekt. »Jetzt verstehe ich«, brummte er. »Wo immer das Gerät uns Radium anzeigt, finden wir also das Mondlabor?«

»So sieht es aus.« Der dünne Wissenschaftler nickte und blinzelte ein paar Mal rasch hintereinander. »Das Radioskop hat eine Reichweite von etwa fünfhundert Kilometern. Wir fliegen so lange kreuz und quer über den Mond, bis es ausschlägt.«

Er hatte eine große Karte mitgebracht, und mit ihrer Hilfe begannen die beiden Männer systematisch zu suchen. Der kleine Kreuzer flog mit gleichmäßiger Geschwindigkeit nordwärts über die grünlich schimmernde Kraterödnis. Doch sie erreichten den nördlichen Pol, ohne dass die Nadel auch nur gezuckt hatte.

Strike wendete das kleine Schiff und flog wieder Richtung Süden, diesmal auf einer leicht nach Osten verschobenen Route. Sie rasten über die gewaltigen Gebirgszüge der Montes Caucasus und der Montes Appennines hinweg, vorbei am hoch aufragenden Wall des Kopernikus-Kraters und immer weiter nach Süden bis über den mit zahlreichen zinnenartigen Spitzen gespickten Rand des Tycho-Kraters. Die ganze Zeit behielt Wissler das Radioskop nervös im Auge, aber kein einziges Mal bewegte sich die Nadel auf dem Quadranten.

»Deine Idee war schon gut – nur funktioniert sie nicht«, bemerkte Strike säuerlich. »Wieso meinst du, Captain Future hätte seine Zuflucht nicht strahlensicher abgedichtet, sodass niemand ihn auf diese Weise finden kann?«

Wissler entgleisten die Gesichtszüge. »Auf die Idee bin ich gar nicht gekommen«, gab er zu. »Vielleicht hat er das tatsächlich getan. Aber wir suchen trotzdem weiter. Probieren wir es auf der anderen Seite.«

Der Pilot steuerte südlich an Tycho vorbei zur anderen Seite des Mondes, der Seite, die vor Beginn der Raumfahrt nie ein Mensch zu Gesicht bekommen hatte.

Hier ergoss sich die gleißende Helligkeit des Mondtags über Berge und Ebenen und Krater, die die erbarmungslose Helligkeit einer von nichts abgemilderten Sonne reflektierten.

»Flieg nach Norden, wir suchen diese Seite auf dieselbe Weise ab«, sagte Wissler verbissen.

Aber auch diesmal blieb ihre Suche ergebnislos.

»Die Nadel hat nicht mal gezittert«, murmelte Wissler und blinzelte das Radioskop entmutigt an.

»Dein Plan ist ein Reinfall – Captain Futures Mondlabor muss strahlengeschützt sein«, brummte Strike und blickte voller Unbehagen über die glühend heiße Einöde hinweg. »Lass uns von dieser höllischen Welt verschwinden.«

»Noch nicht«, flehte Wissler. »Nördlich vor uns liegt die Große Schlucht – lass uns dort noch nachsehen. Vielleicht liegt das Mondlabor darin versteckt.«

Das Unbehagen des jungen Piloten wuchs. »In dieses entsetzliche Loch flieg ich bestimmt nicht runter! Ich hab alte Geschichten gehört …«

»Nichts als abergläubisches Gewäsch«, schnaubte der Wissenschaftler. »Na schön, dann flieg einfach nur drüber und halte die Höhe, wenn du solche Bedenken hast.«

Das größte Wunder des Mondes kam vor ihnen in Sicht: Von Ost nach West zog sich eine gewaltige gähnende Schlucht mitten durch die karge Mondlandschaft, um die tausenddreihundert Kilometer lang und über sechzig Kilometer breit. Die Felswände fielen steil ab in eine Finsternis, deren Tiefe nicht einmal zu erahnen war.

Zweiunddreißig Kilometer tief reichte diese Schlucht im Schnitt, wie Wissler wusste. An ihrem Grund herrschte eisige, ewige Dunkelheit. Aber vor langer Zeit hatten die ersten Raumpioniere sie erkundet und die Überbleibsel einer fremdartigen, uralten Mondzivilisation gefunden, die Anlass zahlreicher abergläubischer Vermutungen war.

»Bei Gott, sieh dir das an!«, schrie Wissler plötzlich auf, den Blick aufs Radioskop gerichtet, und ihm traten beinahe die Augen aus dem Kopf.

Die Nadel zuckte wild hin und her, und zwar immer wilder, je näher sie der riesigen Schlucht kamen.

»Das bedeutet, dort unten ist irgendwo Radium!«, rief Strike begeistert. »Dann haben wir also das Mondlabor gefunden?«

»Nein – haben wir nicht«, stieß Wissler hervor und presste die Lippen vor lauter Verblüffung zu einem dünnen Strich zusammen. »Nie und nimmer könnte eine kleine Menge Radium, wie sie sich womöglich in Futures Labor befindet, einen derartigen Ausschlag auf dem Radioskop auslösen!« Er starrte den Piloten an, die hellen Augen blinzelten hektisch. »Das könnte nur ein großes natürliches Vorkommen unter der Mondkruste.«

»Unmöglich!«, rief Strike erschüttert. »Captain Future selbst hat immer gesagt, dass es auf dem Mond kein Radium gibt.«

»Das hat Future gesagt, und das hat er das Sonnensystem glauben lassen, aber er hat entweder gelogen oder wusste nichts von dieser Ader!«, brüllte Wissler. Sein schmales Gesicht war vor Aufregung knallrot. »Zieh Kreise über der Schlucht – ich achte auf die Anzeige, um das Vorkommen genauer zu lokalisieren.«

Fast zwei Stunden lang summte der Kreuzer gemächlich in immer weiteren Kreisen über den gähnenden schwarzen Abgrund hinweg. Wissler beobachtete sorgfältig jede noch so kleine Regung der Nadel.

»Das reicht«, stieß er schließlich hervor. »Mit den Daten kann ich das Ganze berechnen, es dauert nicht lange.«

Der Pilot kreiste mit gedrosselten Motoren weiter, während Wissler aufgeregt rechnete. Endlich hob der Wissenschaftler den Kopf.

»Das ist eins der größten Radium-Vorkommen im gesamten System«, sagte er mit erstickter Stimme. »Aber es liegt tief unter der Oberfläche – mehr als achtzig Kilometer. Es müssen Tausende Tonnen sein, um die Nadel derart heftig ausschlagen zu lassen.«

Strike benetzte seine Lippen. »Tausende Tonnen?«, flüsterte er. »So viel hochprozentiges Radium muss Milliarden wert sein!«

»Mehr!«, jubelte Wissler. »Das ist das letzte große unberührte Radiumvorkommen im ganzen System, und sämtliche Planeten werden danach dürsten, dass jemand ihnen noch günstigere Atomkraft liefert.«

Strikes von Gier befeuerte Begeisterung schwand. »Aber was nützt es uns, dass wir es gefunden haben? Die Systemregierung wird nicht zulassen, dass es abgebaut wird. Ohne Captain Futures Zustimmung bekommt niemand eine Schürferlaubnis auf dem Mond.«

»Ja, aber inzwischen wurde Captain Future für tot erklärt«, erinnerte ihn Wissler. »Außerdem wird man bestimmt nicht mehr so große Stücke auf Future halten, wenn bekannt wird, dass er dieses Radium geheim gehalten hat.« Die ständig blinzelnden Augen des Wissenschaftlers leuchteten. »Wir gehen mit unseren Neuigkeiten zu Larsen King. Er fördert zahlreiche planetare Projekte, und seine Firma verfügt über großen Einfluss. Er wird die Regierung zwingen, uns eine Schürflizenz zu erteilen.«

Der Pilot runzelte die Stirn. »Gut möglich, dass er das tun könnte, aber er würde uns um unseren Anteil betrügen. Man sagt ihm nach, dass er vollkommen skrupellos ist.«

»Mach dir keine Gedanken, ich sorge schon dafür, dass King uns nicht übers Ohr haut«, versicherte ihm Wissler. »Und wenn seine PR-Maschinerie erst angelaufen ist, werden die Menschen im ganzen System so wütend auf den verblichenen Captain Future sein, dass die Regierung mit Freuden den Mond freigeben wird.« Er lief vor Begeisterung rot an. »Und dann teilen wir uns nicht nur den Profit vom geschürften Radium, sondern können auch ganz in Ruhe nach Futures Mondlabor suchen. Jetzt schnell zurück zur Erde, Strike, und dann bringen wir den Stein ins Rollen!«

Der kleine Raumkreuzer schoss ins sternenübersäte All zurück und dröhnte hastig auf den riesigen Erdball zu.

Der Mond lag weiter in brütendem Schweigen da, als wäre nichts geschehen, und wusste nicht, dass soeben ein schicksalhaftes neues Kapitel seiner dunklen Geschichte begonnen hatte.

2. Kapitel:Die Rückkehr der Weltraumabenteurer

Weit, weit außerhalb der Grenzen des Sonnensystems, Milliarden Kilometer weit draußen in der unfassbaren Leere, die sich zwischen den Sternen spannt, raste ein kleines Schiff Richtung Sonne. Es erreichte fast Lichtgeschwindigkeit, aber vor dem Hintergrund dieser unendlichen Weiten schien es dennoch nur im Schneckentempo voranzukommen.

Mit Tränen in den Augen saß Curtis Newton im Pilotensitz der kleinen Komet und blickte nach vorn, der leuchtend gelben Sonne entgegen. Ihn erfüllte eine warme, vibrierende Freude, die ihm die Kehle zuschnürte. Der hochgewachsene rothaarige Mann beugte sich vor, als könnte er so die Geschwindigkeit noch mehr beschleunigen; die grauen Augen in seinem ausgezehrten, gebräunten Gesicht leuchteten.

»Das ist ein so herrlicher Anblick!«, sagte er mit bebender Stimme. »Einfach nur unsere eigene Sonne zu sehen, nach so langer Zeit …«

Erinnerungen an zurückliegende Gefahren und Strapazen fuhren ihm durch den Kopf. Monate, in denen er und seine drei Gefährten über den Rand der Sterne hinausgereist waren, um ein kosmisches und wissenschaftliches Geheimnis zu lüften.

Für dieses Geheimnis hatten sie sich in vollkommen unbekanntes Gebiet vorgewagt, da nur so die Hoffnung bestanden hatte, dem dahinwelkenden kleinen Planeten Merkur zu einer neuen Atmosphäre zu verhelfen. Und es war ihnen tatsächlich gelungen! Sie hatten dem kleinsten Planeten des Systems neues Leben und Hoffnung verschafft!

»Es war all die Gefahren und Risiken wert«, sagte Curt Newton zu dem Futureman, der neben ihm saß. »Allein schon für diesen seligen Augenblick.«

Otho neben ihm auf dem zweiten Sitz in der kleinen Pilotenkanzel stieß einen erleichterten, zustimmenden Seufzer aus. »Das würde ich auch sagen, Chef. Aber jetzt gerade denke ich, ich will das System nie wieder verlassen.«

Seine tief empfundenen Gefühle waren ebenso menschlich wie die von Curt, obgleich Otho kein gewöhnlicher Mensch war. So gesehen war allerdings keiner von Curts drei loyalen Gefährten durch und durch menschlich.

Otho war ein Mann. Aber er besaß keine menschlichen Eltern, sondern war vor langer Zeit in einem Labor gezüchtet worden. Ein synthetischer Mensch – ein Androide, dessen Fremdartigkeit vor allem in der ungewöhnlichen Geschmeidigkeit und Schnelligkeit seines Körpers mit der gummiartigen blassen Haut zum Ausdruck kam, in der empfindsamen Beweglichkeit seines farblosen Gesichts, in der schrägen Neigung der leuchtend grünen Augen.

»Ich wette, das ganze System fragt sich schon, was mit uns passiert sein mag.« Otho lachte in sich hinein. »Wir waren wirklich lange weg. Und wir haben vor unserem Abflug niemandem erzählt, was wir vorhaben.«

Curt nickte nachdenklich. »Ich dachte mir, es wäre besser, den Leuten auf dem Merkur keine allzu großen Hoffnungen zu machen. Allerdings hätte ich vielleicht dem Präsidenten, Ezra Gurney und Joan Bescheid sagen sollen.«

Die beiden anderen Futuremen, Grag und das Gehirn, kamen herein. Zwei eigenartige Gestalten – seltsamer noch als Otho.

Grag war ein gewaltiger menschenähnlicher Roboter. Ein Roboter, kein Automat. Seine Stärke beschränkte sich nicht nur auf die Kraft seines über zwei Meter großen Körpers mit den starken Metallgliedmaßen: Hinter den leuchtenden fotoelektrischen Augen in dem reglosen Gesicht, inmitten seines gewölbten Metallschädels, lag ein schwammartiges Metallhirn, dem große Intelligenz innewohnte.

Das Gehirn war eine ganz andere Erscheinung. Auch er war kein Mensch – nicht mehr. Doch einst, vor langer Zeit, war er Simon Wright gewesen, ein brillanter, in die Jahre gekommener Wissenschaftler von der Erde. Als er im Sterben lag, hatte man sein noch lebendes Hirn aus dem Körper entnommen und in einen durchsichtigen, mit Nährserum gefüllten Kasten gesteckt, der ihm jetzt als Körper diente.

Diesen seltsamen rechteckigen Körper steuerte er mithilfe magnetischer Transportstrahlen. Weitere Traktorstrahlen dienten ihm als Arme und Hände. Seine Mikrofon-Ohren sorgten für den Gehörsinn, und den gläsernen Augenlinsen entging nichts.

Die Futuremen – die drei eigenartigsten Wesen des gesamten Systems! Einem anderen wären sie womöglich beängstigend fremdartig erschienen. Aber für Captain Future waren sie die loyalsten Gefährten, die er sich nur vorstellen konnte. Ihre unterschiedlichen Fähigkeiten ergänzten sich bestens mit seiner eigenen herausragenden Intelligenz und seinem großen Geschick, und gemeinsam bildeten sie das vortrefflichste Abenteurerquartett, das man sich nur denken konnte.

»Verständigen wir als Erstes die Systemregierung über unsere erfolgreiche Unternehmung?«, fragte das Gehirn mit seiner kratzigen, blechernen Stimme.

»Erst mal will ich nach Hause«, gab Curt Newton zu und streckte die müden Schultern. »Es wird guttun, zurück auf dem Mond zu sein. Seine Abgeschiedenheit und Stille und ein bisschen Frieden sind genau das, was wir gerade brauchen.«

Curt war wieder auf vertrautem Terrain. In den kommenden Stunden steuerte er das kleine Schiff mit erfahrener, sicherer Hand zwischen den Planeten hindurch. Schließlich lagen Erde und Mond vor ihnen wie die zwei Gewichte einer schimmernden, sehr ungleichmäßigen Hantel. Alle vier Augenpaare ruhten auf dem gleißend hellen Antlitz des ungezähmten Erdtrabanten. Captain Future verspürte einen nostalgischen Stich im Herzen. Dies war von Anbeginn an sein Zuhause gewesen.

Curt Newton war auf dem Mond geboren worden. Sein Vater, ein berühmter junger Wissenschaftler von der Erde, war gemeinsam mit seiner Frau und dem Gehirn vor skrupellosen Feinden dorthin geflohen. Sie hatten ihr Zuhause und das angeschlossene Labor unter dem Tycho-Krater erbaut. Dort hatten sie bei ihren Experimenten Grag, den Roboter, und Otho, den Androiden, erschaffen. Und dort hatte das junge Ehepaar seinen tragischen Tod gefunden, kurz nach der Geburt ihres Sohnes.

Geborgen im Schatten der einsamen Mondgipfel war der verwaiste kleine Junge von dem getreuen Trio aus Roboter, Androide und Gehirn aufgezogen worden. Sie hatten liebevoll über ihn gewacht, für eine herausragende wissenschaftliche Ausbildung gesorgt und ihn sorgfältig trainiert; eine ausgezeichnete Vorbereitung auf das gefährliche Leben als reisender Abenteurer im Weltall, das er führte, seit er erwachsen war.

Langsam und mit gedrosseltem Antrieb sank die Komet zum Mond hinunter. Eine Hälfte der erdzugewandten Seite lag völlig im Dunkeln. Das kleine Schiff glitt tief über die Gipfel des Montes Taurus hinweg und südwärts Richtung Tycho.

»Da ist das Mondlabor!«, rief Otho, der eifrig nach draußen spähte.

Die Komet neigte sich in den Krater hinunter. In der Mitte des gewaltigen Kraterbodens befand sich ein unauffälliges Glassit-Fleckchen: das Glassit-Deckenfenster ihres unterirdischen Labors.

Curt ließ das kleine Schiff ganz in der Nähe des getarnten Fensters hinabsinken. Verborgene Torflügel klappten automatisch nach oben und gaben den Blick auf einen geräumigen unterirdischen Hangar frei. Er flog das Schiff hinein. Das Tor schloss sich, Luft strömte zischend herein. Endlich waren die Futuremen zu Hause.

Sie stiegen aus, und Curt Newton streckte sich ausgiebig. »Zuallererst werde ich eine Woche lang schlafen«, sagte er mit einem müden Grinsen. »Und danach döse ich ein bisschen.«

»Es ist wirklich gut, wieder zu Hause zu sein«, dröhnte Grag, und sie liefen durch einen unterirdischen Tunnel. »Ich frage mich, wo Eek steckt.«

Sie erreichten die Hauptkammer des Mondlabors, einen riesigen, runden Raum, der von Sonnenlicht geflutet wurde, das durch das Deckenfenster hereinströmte. Alles stand voll mit wissenschaftlichem Gerät: Teleskope, Spektroskope und dergleichen. Lauter kleinere Kammern säumten das Hauptlabor.

Aus einer dieser Kammern sausten zwei ausgesprochen unterschiedliche kleine Wesen auf sie zu – die Haustiere der Futuremen. Oog – Othos Maskottchen – war ein Meteor-Mimentier; ein fettes, teigiges kleines weißes Ding mit seltsamen Fähigkeiten. Eek, Grags Haustier, war ein Mondwelpe, ein graues, bärenhaftes Tierchen mit meißelartigen Zähnen und Klauen und leuchtenden schwarzen Augen.

Der Mondwelpe gehörte einer Spezies an, die auf dem Mond heimisch war, den sogenannten Mondhunden – fast die einzige bekannte Lebensform auf dem toten Satelliten. Diese wilden und gefürchteten Mondhunde atmeten nicht, deshalb konnten sie auf der luftleeren Welt überleben. Ihre seltsamen Körper bestanden aus anorganischem Silikatfleisch, und sie extrahierten Nährstoffe aus den Erzen, die sie ausgruben. Mondhunde kamen nur in einigen bestimmten Schluchten und Gebirgen vor.

Liebevoll knuddelte Grag den kleinen grauen Mondwelpen, den er selbst gefangen und gezähmt hatte. »Hast du mich vermisst, Eek?«, grollte er zärtlich.

Captain Future lachte leise. »Diese kleinen Biester würden euch nicht mal vermissen, wenn ihr hundert Jahre lang weg wärt, solange nur die automatischen Futterspender funktionieren.«

»Das stimmt überhaupt nicht«, sagte Grag empört. »Eek ist einsam, wenn …«

Durchs Labor schrillte der Klang einer Sirene. Curt Newton spannte sich an. »Das ist der Schiffsdetektor«, rief er dem Gehirn zu.

Rasch ging er zu einem großen Apparat, an dessen Vorderseite sich mehrere Skalen befanden. Diesen genialen Apparat hatten die Futuremen schon vor langer Zeit eingebaut, damit er sie warnte, sobald sich ein Raumschiff dem Mond näherte.

Mit scharfen Augen begutachtete Curt die Anzeigen, die ihm verrieten, wo auf dem Mond Schiffe landeten. »Zwei Schiffe sind auf der anderen Seite des Mondes in der Großen Schlucht gelandet«, verkündete er verwirrt. »Weshalb um alles in der Welt sollte jemand dort landen? Da gibt es doch nichts bis auf die alten lunarischen Ruinen.«

»Vielleicht haben irgendwelche Raumpiraten dort eine versteckte Basis aufgebaut in den Monaten, die wir weg waren«, schlug das Gehirn vor. »Das haben sie schließlich schon ein paar Mal versucht, und wir mussten sie verjagen.«

Curt nickte sorgenvoll. »Wir sollten wohl mal rüberfliegen und es uns ansehen. Verdammt, wir sind doch gerade erst nach Hause gekommen …«

»So ist es doch immer«, grunzte Grag frustriert. »Wann immer wir vorhaben, uns ein bisschen auszuruhen, steckt irgendein Problem seinen hässlichen Kopf durch die Tür.«

Gleich darauf jagten sie auch schon wieder mit der Komet über die unwirtliche Oberfläche des Mondes. Sie hielten sich westlich, rasten auf das Gleißen der sonnigen Seite zu. Weit voraus ragten die zerklüfteten weißen Ränder des Thompson-Kraters vor dem schwarzen, staubigen Himmel auf. Das Schiff der Futuremen schoss über den gewaltigen Krater hinweg – den größten auf dem ganzen Mond.

Dann lag die brütend heiße weiße Wüste vor ihnen, und der lange schwarze Riss der Großen Schlucht zog sich in östliche Richtung bis zum Drachenmeer. Schon wenige Minuten später flog das Schiff über den Rand des gewaltigen Abgrunds. Die Futuremen spähten in den schwarzen Schlund hinunter. Tief unten in der Dunkelheit entdeckte Captain Future einige Lichter.

»Okay, da unten befindet sich wirklich eine Art Basis«, stellte er fest. »Lustig. Ich hätte ja gedacht, dass Raumpiraten zu abergläubisch sind, um ausgerechnet die Große Schlucht als Standort auszusuchen.« Er steuerte die Komet in einen schnellen Sinkflug. »Haltet mal besser die Protonenpistolen bereit«, sagte er dann rasch über die Schulter zu Grag und Otho.

Das Innere der Schlucht stand in krassem Kontrast zu der von der Sonne festgebackenen Wüste dort oben. Nach hier unten verirrte sich niemals ein Sonnenstrahl, und nur dank des hereinsickernden schwachen Sternenlichts konnten sie die hoch aufragende zerklüftete Felswand sehen, die sich auf der anderen Seite der Schlucht erhob.

Vor langer Zeit, als der Mond noch jung gewesen war, hatte die rapide Schrumpfung, die bei seinem raschen Abkühlen entstanden war, diesen gigantischen Spalt in die Kruste gerissen. Es war nur einer von zahllosen Rissen und Höhlen, die den Erdtrabanten durchzogen, aber von allen der größte. Viele abergläubische Geschichten rankten sich um diesen monströsen Abgrund.

»Wir sind gleich ganz unten – fast dreißig Kilometer tief«, rief Otho nach einem raschen Blick auf den Höhenmesser. »Seht euch mal die Kuppel dort unten an.«

»Das ist keine Piratenbasis«, sagte das Gehirn angespannt. »Dafür ist das Lager zu groß.«

Verblüfft betrachtete Curt Newton die Szene, die sich ihnen darbot. Er war erschüttert von der regen Betriebsamkeit, die am Grund der Schlucht herrschte.

Der Boden der Schlucht, über sechzig Kilometer breit von einer Seite zur anderen, lag in völliger Dunkelheit da, nur der allerschwächste Schimmer des Sternenlichts drang hier hinunter. Einige Kilometer Richtung Westen schimmerten kaum sichtbar geheimnisvolle weiße Ruinen; eine Hinterlassenschaft der uralten lunarischen Zivilisation, um die sich so viele Legenden rankten.

Geheimnisvolle Relikte einer verschwundenen Spezies, die vor so langer Zeit den jungen Mond besiedelt hatte. Wie mochten sie gewesen sein, diese Lunarier? Niemand wusste das zu sagen. Man vermutete, dass sie sich damals, als ihre Welt dahinstarb, in diese gewaltige Schlucht zurückgezogen hatten, in der vielleicht noch etwas Sauerstoff verblieben war, und hier ihr Ende gefunden hatten. Curt hatte schon oft Erkundungsausflüge in diese Gegend unternommen.

Aber jetzt war eine kleine Welt voll neuen Lebens mitten in diesem Abgrund erblüht, nahe den Ruinen. Eine gewaltige Glassitkuppel mit einem Durchmesser von gut tausend Metern spannte sich über den Felsboden, strahlend hell von weißblauen Kryptonlampen erleuchtet. Es gab Kraftwerke, Sauerstoffanlagen, Vorratslager, Unterkünfte und Büros.

Die Gebäude waren rings um ein rechteckiges Bauwerk gruppiert, bei dem es sich eindeutig um den Eingang zu einem Minenschacht handelte. Scharenweise kamen und gingen Männer oder wuselten geschäftig um das Gebäude herum. Und die vier Frachtschiffe, die vor den Futuremen eingetroffen waren, standen inmitten anderer Schiffe auf dem Schluchtboden neben der Kuppel.

»Das ist ja eine Bergwerkskuppel«, stieß Grag verdutzt aus. »Die schürfen hier Erze, auf unserem Mond!«

Othos grüne Augen blitzten auf. »Also hat sich irgendein gieriger Unternehmer hier reingeschlichen, während wir weg waren, und nach Metallen gesucht …«

»Nach Radium, meinst du wohl«, unterbrach ihn Curt Newton. In seinen Augen stand tiefe Sorge. »Dass sie ausgerechnet hier arbeiten, lässt keinen anderen Schluss zu. Irgendwie haben sie von dem Radiumvorkommen erfahren.«

»Wir haben es so lange geheim gehalten!«, rief Otho. »Wie zum Teufel konnten sie das herausfinden?«

Curt war aufgewühlt. Er selbst wusste schon lange von diesem Vorkommen, aber niemals hatte er versucht, an das Radium heranzukommen, das so tief unter der Erde lag. Ihm war vor allem daran gelegen, es geheim zu halten, und er hatte nicht riskieren wollen, Spuren zu hinterlassen, die jemanden hierherführten. Trotzdem hatte nun jemand den wertvollen Bodenschatz entdeckt!

»Sie haben kein Recht, auf dieser Welt Bergbau zu betreiben!«, donnerte Grag wütend. »Wir jagen sie fort, und dann schlagen wir diese Kuppel kurz und klein.«

»Moment mal, jetzt flieg mir mal nicht gleich aus dem Orbit vor Wut«, bremste Curt ihn. »Diese Leute schürfen hier illegal – ohne unsere Zustimmung hätte die Regierung ihnen niemals eine Lizenz erteilt. Wenn sie mitbekommen, dass sie aufgeflogen sind, werden sie schon selbst zusehen, hier schnell wegzukommen.«

Er landete die Komet neben den vier Frachtschiffen. Er und Otho zogen Raumanzüge über; Grag und das Gehirn benötigten solcherlei Schutzkleidung nicht. Sie schritten auf die Kuppel zu und fanden eine automatische Luftschleuse. Durch sie betraten sie die mit Luft gefüllte Kuppel und sahen sich aufgewühlt um.

Vor ihren Augen herrschte laute, geschäftige Betriebsamkeit, untermalt vom stetigen monotonen Dröhnen der Zyklotrone in den Kraftwerken, dem Pulsieren der Sauerstoffpumpen, dem Rattern von Metallgerät und dem Sirren der Mechanik im Innern des Schachts.

Vor einem Bürogebäude in einiger Entfernung entdeckte Captain Future einen Mann, der offenbar einer Gruppe Arbeiter Anweisungen erteilte. Future und seine Gefährten setzten sich in Bewegung. Doch dann stieß ein Jovianer, der im Vorbeilaufen offenbar einen genaueren Blick auf das seltsame Quartett geworfen hatte, einen überraschten Schrei aus.

Der Anblick des hochgewachsenen, rothaarigen Captain Future, gefolgt von dem metallenen Roboter, dem grimmig dreinblickenden Androiden und dem schwebenden Gehirn, schien die zusammengewürfelte Crew im Innern der Kuppel in größte Verblüffung zu stürzen.

»Die Futuremen!«, brüllte jemand.

Der dünne Mann, der eben noch Anweisungen erteilt hatte, drehte sich um und wandte ihnen das knochige Gesicht zu. Entsetzt wich er zurück. »Die Futuremen – also sind sie doch noch am Leben!«, stieß er hervor.

»Wer sind Sie?«, verlangte Curt Newton mit scharfer Stimme zu wissen.

»Ich bin Albert Wissler«, entgegnete der Mann. »Der Leiter dieser Mondbasis der King Planetary Metals Company.«

»King? Von dem hab ich schon mal gehört«, sagte Curt. Er klang angewidert. »Hier ohne Genehmigung der Regierung nach Rohstoffen zu schürfen ist ein Verstoß gegen das Systemgesetz.«

»Aber wir haben eine Genehmigung der Systemregierung!«, rief Wissler hastig. »Sie räumt uns das uneingeschränkte Recht ein, hier nach Radium zu bohren.«

»Lügen Sie mich nicht an«, entgegnete Captain Future verächtlich, seine Stimme war weithin zu hören. »Die Regierung würde Ihnen niemals Schürfrechte für den Mond einräumen, und das wissen Sie genau.«

Statt zu antworten, raste der verängstigte Wissler ins Bürogebäude und kehrte gleich darauf mit einem Dokument zurück, das er den Futuremen triumphierend entgegenstreckte.

Curts Gesicht wechselte die Farbe, während er das Dokument betrachtete. Es war eine Lizenz, mit der die Regierung Larsen Kings Firma das Recht erteilte, sämtliche Radiumvorkommen auf dem Mond abzubauen. Unterschrieben war sie von Präsident James Carthew.

»Eine billige Fälschung«, grunzte Grag.

»Nein, Carthews Unterschrift ist echt«, erwiderte Curt verdutzt. »Ich verstehe das nicht.«