Captain Future 11: Die Kometenkönige - Edmond Hamilton - E-Book

Captain Future 11: Die Kometenkönige E-Book

Edmond Hamilton

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Beschreibung

In seinem elften Abenteuer hat es Captain Future mit einem geheimnisvollen Kometen zu tun, der in das Sonnensystem eindringt. Als mehrere Raumschiffe spurlos verschwinden, stürzt sich Curt Newton kopfüber in eines der gefährlichsten Abenteuer seiner gesamten Karriere. Rasch findet er heraus, dass die vermissten Raumschiffe von dem fremden Kometen absorbiert wurden und dass es im Inneren des riesigen Gasballs eine Welt gibt, die von menschenähnlichen glühenden Wesen beherrscht wird. Um welche außerirdische Lebensform aus welchem fernen Universum handelt es sich? Was ist ihr schreckliches Ziel? Um das herauszufinden, binden Sie sich an den Schweif eines Kometen, folgen Sie den Futuremen und lassen Sie sich atemlos zur verblüffenden Antwort am Ende tragen.

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Edmond Hamilton

CAPTAIN FUTURE 11 – Die Kometenkönige

Vorlage für die Übersetzung war der Erstdruck

»The Comet Kings«

in CAPTAIN FUTURE MAGAZINE (Sommer 1942)

© 1942 Edmond Hamilton

eBook-Ausgabe 2022

Neuausgabe

© 2022 Golkonda Verlag in Europa Verlage GmbH, München

Published in Arrangement with Huntington National Bank

as trustee of the Estate of Edmond Hamilton

Dieses Werk wurde vermittelt durch die

Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH

Lektorat: Angela Hermann-Heene

Korrektorat: Anne-Marie Wachs, Berlin

Gestaltung: s.BENeš [www.benswerk.wordpress.com]

unter Verwendung eines Motivs von Earle Bergey

E-Book-Erstellung: Hardy Kettlitz

ePub-ISBN: 978-3-96509-050-7

Das eBook einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Der Nutzer verpflichtet sich, die Urheberrechte anzuerkennen und einzuhalten.

Alle Rechte vorbehalten.

www.golkonda-verlag.com

Inhalt

Titel

Impressum

Inhalt

Vorbemerkung

DIE KOMETENKÖNIGE

1. Kapitel: Verschwindende Raumschiffe

2. Kapitel: Das Rätsel der Leere

3. Kapitel: Auf der Kometenwelt

4. Kapitel: Die Kometae

5. Kapitel: Der Schatten der Allus

6. Kapitel: Der Thronsaal

7. Kapitel: Verzweifelte Forschung

8. Kapitel: Das Fest der Blitze

9. Kapitel: Dunkler Triumph

10. Kapitel: Auf dem Weg zum Geheimnis

11. Kapitel: Die Allus

12. Kapitel: Mentales Duell

13. Kapitel: Das Geheimnis der Invasoren

14. Kapitel: Curts Weg

15. Kapitel: Die Pforte ins Draußen

16. Kapitel: Das verlorene Paradies

VORBEMERKUNG ZUM ANHANG

The Worlds of Tomorrow

The Futuremen

Under Observation

The Future of Captain Future

Vorbemerkung

Wie auch schon die bereits erschienenen Bände derCAPTAIN FUTURE-Reihe hat es sich der vorliegende elfte Roman der Neuausgabe um Curtis Newton zum Ziel gesetzt, Edmond Hamilton als Klassiker der Science Fiction ernst zu nehmen. Alle Texte werden vollständig und mit größtmöglicher Werktreue ins Deutsche übertragen.

Im Original auftretende Widersprüche, die nicht selten den Entstehungsbedingungen der Texte geschuldet sind, werden übernommen. Allerdings bemüht sich die Übersetzung auch, die Eleganz, das gezielt eingesetzte Pathos und die unterschwellige Ironie der Sprache zu erhalten. Edmond Hamilton war einer der Begründer dessen, was wir heute als »Space Opera«, als große Weltraumoper kennen. Er hat diese Form der abenteuerlichen SF nicht nur mitbegründet, er hat sie auch zu einem ersten Höhepunkt geführt. Dem möchten wir in jeglicher Hinsicht gerecht werden.

Die Redaktion

DIE KOMETENKÖNIGE

1. Kapitel: Verschwindende Raumschiffe

Millionen von Meilen hinter dem Jupiter zockelte der ramponierte Raumfrachter Arcturion durch die Leere des Alls.

»Da hätte ich genauso gut auch zu Fuß zum Uranus latschen können!«, rief der zweite Maat Norton empört. »Ich wünschte, ich hätte mir eine Koje auf einem Passagierkreuzer gebucht. Die verbringen keine Wochen damit, zwischen den Planeten umherzukriechen.«

Brower, der erfahrene Erste Maat, lächelte den ungeduldigen jungen Offizier verständnisvoll an.

»Du wirst dich daran gewöhnen«, prophezeite er ihm. »Mir gefällt das sogar. Es ist doch sehr erholsam, Tag für Tag durch diesen weiten, leeren Raum zu gleiten.«

»Aber es passiert absolut nichts!«, beschwerte sich der jüngere Mann. »Nicht mal einem Meteoritenschwarm kommen wir nahe. Ich halte diese tödliche Eintönigkeit nicht mehr aus.«

Ironischerweise brach genau in diesem Augenblick die Katastrophe über sie herein.

Die dröhnend vor sich hin dümpelnde Arcturion schien im Weltraum plötzlich durchzudrehen. Die Platten des stählernen Rumpfes kreischten im Griff überirdischer Kräfte. Das Schiff machte einen Satz zur Seite, als hätte die unsichtbare Hand eines Riesen es ergriffen.

Der massive Schock durch diesen unsichtbaren Griff war so gewaltig, dass er die künstliche Schwerkraft der Arcturion neutralisierte. Der junge Norton wurde gegen die Kabinenwand geschleudert und sah plötzlich Sterne.

Das Letzte, was er mitbekam, war eine mysteriöse und gewaltige Kraft, die den alten Frachter mit unglaublicher Geschwindigkeit durch den Weltraum schießen ließ. Dann wurde alles schwarz.

Doch das war nur der erste Vorfall.

»Aber in diesem Bereich des Weltalls gibt es keine unbekannten Meteoritenschwärme, Sir!«

Der Mann, der da sprach, war ein junger Marsianer in einer dunklen Uniform der Planetenpolizei. Er trug auch die Kapitänsinsignien, denn Tzan Thar war der Leiter der Instandhaltungsdivision von Jovopolis.

Auf seinem ernsten, roten Gesicht zeichneten sich vor Bestürzung Falten ab, und in den Pupillen seiner großen Augen lag Anspannung, während er sich gegen die Anschuldigungen des ranghöheren venusischen Offiziers wehrte, der ihn vom viereckigen Televisorschirm aus entgegenblickte.

»Versuchen Sie nicht, die Verantwortung von sich zu weisen, Captain Thar!«, herrschte ihn der Offizier an. »Sie sind für die Instandhaltungseinheit dieses Raumsektors verantwortlich. Sie sind nachlässig gewesen, was die Aufräumarbeiten bezüglich der Meteoriten angeht, wofür eine ganze Reihe von Schiffen die Konsequenzen tragen musste.

Dreiundzwanzig Schiffe sind verschollen, seit der alte Frachter Acturion verschwand! Und jeder Einzelne von ihnen verschwand spurlos im Raumsektor hinter dem Jupiter.«

»Ich verstehe das genauso wenig wie Sie, Sir«, sagte der marsianische Captain. »Erst vor zwei Wochen haben wir sämtliche Fahrspuren in diesem Sektor geräumt.«

»Da haben Sie aber eine ganze Menge Meteoriten übersehen!«, blaffte sein Vorgesetzter. »Und jetzt fliegen Sie da mit allem, was Sie an Räumfahrzeugen haben, raus – aber zackig! Ich will den Sektor umgehend geräumt haben. Und schauen Sie mal, ob Sie nicht die Wracks dieser Schiffe finden können.«

Die Verbindung wurde unterbrochen. Tzan Thar drehte sich um und blickte seine Offiziere – bestehend aus schlanken Erdlingen, breiten Jovianern und gebräunten Merkurianern – ratlos an.

»Ihr habt ihn alle gehört«, sagte der marsianische Captain besorgt. »Ihr wisst, dass wir den Sektor sorgfältig geräumt haben, dass sämtliche Raumfahrtspuren frei waren. Doch irgendwas ist da reingetrieben und hat Schiffe zerstört. Wir müssen uns jetzt ins Zeug legen!«

Kurz darauf erhoben sich sechs strahlend glänzende, plump geformte Meteoritenräumer im schwachen Sonnenlicht des Jupiter und rasten auf gewundenen Pfaden durch das Labyrinth aus Monden, bevor sie Kurs nach draußen in den Weltraum setzten.

Die sechs Schiffe, bestehend aus massiven Stahlwänden, schoben sich dröhnend durch das vor Sternen funkelnde All. Ihre Langstreckensondierungsstrahlen tasteten den Raum vor ihnen ab. Wo immer diese Strahlen auf Meteoriten oder andere Trümmer stießen, würden sie zurückreflektiert werden und deren Position verraten. Dann würden die Räumer anrücken und diese Hindernisse mit konzentrierten Atomstrahlen zerstören.

Doch während sie über die Raumfahrtspuren glitten, fanden ihre Detektoren keine Spur von Meteoriten. Captain Tzan Thar wurde zunehmend ratloser.

»Ich kapier das einfach nicht«, gestand er angespannt. »Da sind nicht einmal Wrackteile von den ganzen verschwundenen Schiffen.«

Sein direkter Vorgesetzter, ein junger Merkurianer, wirkte besorgt.

»Das ist seltsam, zugegeben …«

Abrupt wurden sie von einer neuen Katastrophe unterbrochen. Eine gewaltige unsichtbare Hand schien plötzlich das schwere Schiff zu packen. Sie wurden gegen die Tür geschleudert, während diese riesige, nicht sichtbare Hand alle sechs Meteoritenräumer ergriff.

Das tragische Verschwinden von Schiffen wollte nicht abreißen.

»Zweiundfünfzig Schiffe! Haben Sie gehört – zweiundfünfzig Schiffe! Frachter, Kreuzer, Tanker und sogar Meteoritenräumer. Das kann so nicht weitergehen!«

North Bonnels Gesicht wirkte aufgewühlt, während er in seinem Büro in der höchsten Etage des Turms der Erdregierung in New York auf und ab schritt. Es handelte sich um ein vergleichsweise kleines Büro, doch es war die Kommandozentrale der Planetenpolizei.

Halk Anders, der Kommandant der Polizei, saß schweigend an seinem Schreibtisch. Sein Gesicht, das dem einer Bulldogge glich, blickte grimmig drein, während er gekrümmt dasaß und aus dem Fenster starrte, hinaus auf die hohen Türme und gleißenden Lichter der nächtlichen Hauptstadt des Sonnensystems.

»Kommandant, es muss etwas unternommen werden«, fuhr North Bonnel in vehementem Tonfall fort. »Auf diesen Schiffen befanden sich Tausende von Menschen und Fracht im Millionenwert. Die Reedereien, die planetaren Regierungsvertreter und verzweifelte Angehörige belagern die Regierung förmlich. Sie müssen Schiffe dorthin schicken, um diese Katastrophen zu beenden!«

Halk Anders wandte den grimmigen Blick nicht von den Lichtern New Yorks ab, als er antwortete.

»Wir haben schon vor Wochen zwei Polizeikreuzer in diesen Sektor geschickt, um der Sache auf den Grund zu gehen – direkt nachdem unsere Meteoritenräumer verschwunden sind.«

»Das haben Sie?«, sagte Bonnel hoffnungsvoll. »Was haben sie berichtet?«

»Sie haben gar nichts berichtet«, erwiderte der Kommandant. »Sie sind nie zurückgekehrt. Sind verschwunden wie all die anderen Schiffe.«

Der Regierungsvertreter war fassungslos.

»Auch Polizeikreuzer sind verschwunden?«

Anders nickte. »Ja, wir haben das nicht an die große Glocke gehängt, um die allgemeine Panik nicht noch zu vergrößern.«

»Aber was werden Sie jetzt deswegen unternehmen?«, fragte Bonnel bestürzt.

»Ich habe bereits etwas unternommen«, antwortete der Kommandant. »Ich habe einen weiteren Kreuzer losgeschickt. Zwei meiner besten Agenten befinden sich an Bord. Sie kennen sie: der erfahrene Marshall Ezra Gurney und Joan Randall.

Es mag seltsam aussehen, eine Frau zu schicken«, fügte er eilig hinzu, »aber Joan ist nicht nur eine der cleversten Agenten unserer Geheimdienstabteilung, sie kennt sich im Weltraum auch besser aus als die meisten Männer. Und was Ezra Gurney angeht … Sie wissen ja, dass der das gesamte Sonnensystem kennt wie seine Westentasche.«

»Haben sie schon etwas herausfinden können?«, fragte Bonnel wissbegierig.

Halk Anders zuckte stoisch die Schultern. »Das weiß ich nicht. Sie sollen sich heute per Televisor melden. Ich erwarte ihren Anruf jeden Moment.«

Doch obwohl die beiden Männer lange warteten, summte der Televisor auf dem Schreibtisch erst vier Stunden später. Aus den Lautsprechern erklang die drängende Stimme des Kommunikationsoffiziers des Hauptquartiers.

»Der Kreuzer Ferronia, Kommandant, Agent Randall möchte mit Ihnen sprechen.«

»Umgehend durchstellen!«, bellte Halk Anders.

Auf dem quadratischen Televisorschirm erschien das lebhafte Gesicht einer dunkelhaarigen jungen Frau. In Joan Randalls Blick lag Anspannung, als sie aus einer Distanz von mehreren Millionen Meilen vom anderen Ende des Weltraums zu ihnen sprach.

»Hier Ferronia, Kommandant«, sagte sie knapp. »Wir sind den gesamten Sektor, in dem die Schiffe verschwunden sind, rauf und runter geflogen. Und haben nichts entdeckt.«

»Nichts?«, wiederholte Anders ungläubig. »Sie meinen …«

»Genau das meine ich. Hier befindet sich nichts als leerer Weltraum!«, verkündete Joan Randall. »Im gesamten Gebiet befindet sich kein Meteorit, der groß genug wäre, um ein Raumschiff zu beschädigen. Außerdem gibt es hier keinerlei Hinweise auf beschädigte Schiffe. Es ist, als hätte das Weltall selbst sie verschluckt!«

Über der Schulter der jungen Frau erschien der weiße Kopf eines alten Mannes. Ein niedergeschlagener Ausdruck lag auf dem faltigen Gesicht mit den blauen Augen, während Marschall Ezra Gurney Joans Bericht bestätigte. »Es mag verdammt seltsam klingen, aber genauso ist es«, teilte er dem Kommandanten mit. Das ist das kniffligste Rätsel, das mir je …«

Genau in diesem Moment geschah es. Und zwar so schnell, dass weder Kommandant Anders noch North Bonnel mehr als einen kurzen Blick darauf erhaschen konnten.

»Joan! Ezra! Was ist passiert?«

Keine Antwort. Anders drehte an den Knöpfen und bellte dem Kommunikationsoffizier Befehle zu. »Kontaktieren Sie umgehend wieder die Ferronia!«

Zehn Minuten später meldete sich die Kommunikationsabteilung zurück. »Wir konnten keine Verbindung aufnehmen, Sir. Die Ferronia antwortet einfach nicht.«

Anders drehte sich langsam zu dem Regierungsvertreter um, das Gesicht der Bulldogge wirkte noch missmutiger als sonst. »Jetzt ist es Joan und Ezra passiert, direkt vor unseren Augen«, murmelte er. »Was immer diese Schiffe erwischt hat, hat jetzt auch ihres erwischt.«

Bonnel war entsetzt. »Aber was war das? Da war nichts außer einem Energieblitz auf dem Bildschirm zu sehen!«

Anders schüttelte hilflos den Kopf. »Ich verstehe es nicht. Ich dachte, ich hätte schon alles erlebt, was im Weltraum möglich ist, doch das hier ist etwas ganz Neues – und Gefährliches.« Er stand auf.

»Uns bleibt nichts anderes übrig, als ein komplettes Geschwader an Kreuzern der Planetenpolizei zu schicken. Und wenn die auch verschwinden …«

»Wird es eine Panik geben, die den kompletten Reiseverkehr im Sonnensystem lahmlegt«, keuchte Bonnel, das Gesicht ganz bleich. Dann blitzte etwas in seinen Augen auf.

»Kommandant, ein reines Großaufgebot wird bei diesem Rätsel nichts nutzen. Das ist eine Aufgabe für jemanden, der der Sache mit wissenschaftlicher Methodik auf den Grund gehen kann. Jemand, der dieses Rätsel mit sämtlichen Mitteln der Wissenschaft lösen kann.«

Halk Anders verstand sofort. »Sie denken an Captain Future?«

Der Regierungsvertreter nickte energisch. »Wenn es jemanden gibt, der dieses Mysterium aufdecken kann, dann der Zauberer der Wissenschaften und seine Futuremen.«

»Gut möglich«, murmelte der Kommandant. »Future hat so einige Tricks auf Lager, die sonst niemand kennt. Doch wird er auch kommen, wenn wir ihn rufen?«

»Ob er auch kommen wird?«, wiederholte North Bonnel und schritt zum Televisor. »Ezra Gurney ist einer seiner ältesten Freunde, und was Joan angeht, sollten Sie doch wissen, wie Future zu ihr steht! Ob er kommen wird? Er wird den Weltraum selbst zerteilen, wenn er erfährt, dass sich Joan und Ezra in Gefahr befinden.«

2. Kapitel: Das Rätsel der Leere

Ein kleines, stromlinienförmiges Schiff stieg aus der kargen, sauerstofflosen Oberfläche des Mondes auf. Weißes Feuer loderte aus den Raketentriebwerken, während es Richtung Erde schoss.

Hätte es einen Beobachter gegeben, er hätte sofort gewusst, dass es sich um das Schiff von Captain Future und seinen Futuremen handelte. Denn nur diese vier famosen Abenteurer lebten auf dem leblosen, unwirtlichen Erdsatelliten. Ihre Wohnstätte im Untergrund des Tycho-Kraters samt Laboratorien war der einzige bewohnte Fleck.

Mit unvergleichlicher Geschwindigkeit, die kein anderer Pilot gewagt hätte, flog das kleine Raumschiff Richtung Erde. Kreischend senkte es sich in die Dunkelheit des im Schatten liegenden Planeten, auf die strahlend hell erleuchteten Zinnen New Yorks zu. Wie ein Falke im Sturzflug stürzte es hinab, um auf der abgeschnittenen Spitze des hoch aufragenden Regierungsturms zu landen.

Unten im Hauptquartier der Planetenpolizei lief North Bonnel rastlos auf und ab, während Halk Anders grimmig schweigend dasaß.

»Wenn Future dieses Rätsel nicht lösen kann, dann kann es niemand!«, sagte Bonnel gehetzt. »Und wenn weiter Schiffe verschwinden …«

Eine klare Stimme unterbrach ihn. »Was hat es mit diesen verschwundenen Schiffen auf sich? Und was ist mit Joan und Ezra geschehen?«

Bonnel und Halk Anders wirbelten herum. Leise hatte sich eine Tür hinter ihnen geöffnet. Und darin standen vier Gestalten.

»Captain Future!«, rief Bonnel. Er seufzte erleichtert auf. »Dem Himmel sei Dank. Ich bin froh, dass Sie und die Futuremen so schnell kommen konnten.«

Curt Newton schien die freundliche Begrüßung nicht wahrzunehmen, als er rasch näher trat. Er hatte die Augenbrauen fragend zusammengekniffen.

»Sie haben in Ihrer Nachricht gesagt, dass Joan und Ezra in Schwierigkeiten stecken. Was ist da los, Bonnel? Und warum haben Sie mich nicht früher gerufen?«

Captain Future – wie das gesamte Sonnensystem Curtis Newton nannte – überragte Bonnel um einen ganzen Kopf. Seine große, schlaksige Figur steckte in einem grauen Synthseidenanzug und deutete Stärke und Schnelligkeit an. Und die schwere Protonenpistole an seinem Gürtel erinnerte daran, dass er nicht nur der großartige Zauberer der Wissenschaften war, sondern auch der renommierteste Kämpfer im ganzen System.

Unter Curts fackelgleichem roten Haarschopf lag ein vom Weltraum gebräuntes Gesicht mit klaren, grauen Augen, in denen jetzt eine starke Anspannung zu lesen war. Er besaß nur wenige Freunde, doch diese standen ihm sehr nahe. Marschall Ezra Gurney war einer der Ältesten. Und noch mehr am Herzen lag ihm die furchtlose junge Agentin, deren Sicherheit nun bedroht schien.

»Wo sind Joan und Ezra?«, wiederholte er.

»Das wissen wir nicht«, antwortete Bonnel hilflos.

»Was heißt das, Sie wissen es nicht?«, rief einer der Futuremen. »Bei allen Weltraumteufeln, soll das ein Witz sein?«

Die drei Futuremen, die Curt Newtons treue lebenslange Gefährten waren, bildeten einen krassen Kontrast zu ihrem großen rothaarigen jungen Anführer.

Otho, der gerade gesprochen hatte, war eine geschmeidige, weiße und gummiartige Gestalt, ein teuflischer Draufgänger, wie seine grünen schlitzartigen Augen offenbarten. Fast wirkte er wie ein ganz normaler Mensch, doch tatsächlich war Otho vor vielen Jahren in einem Labor erschaffen worden. Er war ein künstlicher Mann, ein Androide.

Grag, der zweite der Futuremen, wirkte noch außergewöhnlicher. Es handelte sich um einen intelligenten Roboter – ein metallener Riese, über zwei Meter groß, mit photoelektrischen Augen, die in einem knollenförmigen Kopf glühten, in dem sich sein mechanisches Gehirn verbarg. Grag, das stärkste aller Lebewesen! Der Dritte und Seltsamste im Bunde war Simon Wright, das Gehirn. Denn er war genau das: ein lebendiges menschliches Gehirn, das in einem durchsichtigen Metallkasten ruhte, dessen konstant erneuerte Seren es am Leben erhielten. Durch die Glaslinsenaugen sah es, durch seine Mikrofone lauschte es, und es bewegte sich durch blasse Energiestrahlen, die es durch seine Gedanken steuern konnte.

»Sie müssen doch eine Idee haben, wo sich Ezra und Joan aufhalten!«, rief Otho ungeduldig Bonnel zu. »Oder haben Sie uns den ganzen Weg vom Mond nur für einen dummen Scherz kommen lassen?«

»Sei still, Otho«, befahl Curt Newton. Der Blick seiner grauen Augen bohrte sich förmlich in Bonnels Gesicht. »Erzählen Sie uns, was passiert ist.«

Bonnel erzählte es ihnen so knapp wie möglich. Erzählte von den zahlreichen Schiffen, die seit Wochen auf mysteriöse Weise im Sektor hinter dem Jupiter verschwunden waren; davon, wie Joan Randall und Ezra Gurney mit den Ermittlungen beauftragt wurden; und von dem unerklärlichen Abbruch ihres Televisoranrufs.

»Die Sache macht mich ratlos, Captain Future«, gestand Halk Anders, nachdem Bonnel fertig war.

Curts Blick verhärtete sich. »Wir fliegen sofort hin und finden heraus, was ihnen zugestoßen ist«, sagte er scharf und drehte sich zur Tür um.

Othos grüne Augen leuchteten vor Begeisterung auf, als er ihm folgte. Und auch Grag folgte Captain Future schweigend.

Doch die Reibeisenstimme des Gehirns hielt sie zurück. »Warte einen Moment, Curtis. Ich weiß, dass du dich um Joan sorgst, aber wir sollten nichts überstürzen. Erst müssen wir mehr über diese Angelegenheit herausfinden.«

Otho stöhnte demonstrativ auf. »Jedes Mal, wenn wir es supereilig haben, muss Simon die Sache verzögern, um erst einen Plan zu schmieden.«

In diesem Vorwurf lag durchaus ein Körnchen Wahrheit. Der kalte, emotionslose Verstand des Gehirns war immer etwas vorsichtiger, was die Planung von Aktionen anging, als die anderen. Was nur natürlich war, war das Gehirn doch der Älteste von ihnen.

Die Erinnerungen des Gehirns reichten in eine Zeit vor Curt Newtons Geburt zurück. Damals war er ein ganz gewöhnlicher Mensch gewesen: Doktor Simon Wright, ein brillanter alternder Wissenschaftler einer renommierten Universität auf der Erde, der an einer unheilbaren Krankheit starb.

Doch obwohl sein Körper gestorben war, lebte sein Gehirn weiter. Man hatte es chirurgisch entfernt und in einen künstlichen metallenen Serumkasten implantiert, den es noch immer bewohnte. Das hatte Roger Newton durchgeführt, sein begabter junger Kollege in der biologischen Forschung.

Kurz darauf gerieten ihre wissenschaftlichen Geheimnisse in Gefahr, was das Gehirn, Roger Newton und dessen Frau dazu veranlasste, die Erde zu verlassen, um an einen sicheren Ort zu fliehen.

Einen solch sicheren Hafen hatten sie auf dem leblosen Mond gefunden, wo sie sich unterirdisch im Tycho-Krater eine Wohnstatt mit Laboratorium bauten.

In diesem seltsamen Heim wurde Curt Newton geboren. Und in ihm wurden mittels zweier wissenschaftlicher Experimente Otho, der Androide, und Grag, der Roboter, erschaffen.

Doch kurz darauf hatte der Tod Roger Newton und seine junge Frau heimgesucht. Das Waisenkind, das sie zurückgelassen hatten, wurde von den drei merkwürdigen Wesen, dem Gehirn, dem Roboter und dem Androiden, adoptiert. Diese drei hatten den Jungen hingebungsvoll zu einem brillanten Mann erzogen, ihm eine unvergleichliche Ausbildung angedeihen lassen, die ihn mit der Zeit zu einem unerreichten Meister der Wissenschaften gemacht hatte.

Seitdem hatte Curt Newton seine großen Fähigkeiten gegen die Bösewichte des Sonnensystems eingesetzt, begleitet von seinen drei ehemaligen Vormunden, die ihm nun als die Futuremen treu zur Seite standen.

»Bevor wir dort hinausfliegen«, sagte das Gehirn mit entschlossener Reibeisenstimme, »möchte ich alle Daten haben, die zu den verschwundenen Schiffen verfügbar sind. Ich möchte die Route von jedem einzelnen Schiff wissen, das Datum des Abflugs, die geschätzte Reisegeschwindigkeit und wann sie verschwunden sind.«

Captain Futures graue Augen zeigten schnelles Verstehen. »Ich sehe, was du vorhast, Simon. Indem wir die Kurse und die Geschwindigkeiten der Schiffe berechnen, können wir ungefähr die Stellen im Weltraum ausmachen, an denen sie verschwunden sind.«

Halk Anders gab eilig Anweisungen durch das Interfon seines Büros. Die Akte mit den Daten, um die das Gehirn gebeten hatte, wurde schon bald gebracht.

»Sobald wir da draußen etwas in Erfahrung bringen konnten, werden wir Ihnen Bescheid geben«, rief Curt schon von der Tür aus den beiden Regierungsbeamten zu. »Komm schon, Grag.«

Sie eilten ein kleines privates Treppenhaus hinauf zum Landedeck auf der Spitze des Regierungsturms. Otho nahm gleich drei Stufen auf einmal, während Grags Metallbeine laut schepperten und das Gehirn lautlos an Curt Newtons Seite schwebte.

Dort oben in der windigen Dunkelheit des Turms parkte das kleine Schiff der Futuremen. Umgehend betraten die vier die Komet, und schon wurden die Luftschleuse zugeschlagen, die Zyklotronen angeworfen und Captain Future ergriff den Steuerknüppel des engen Kontrollraums.

Im Steilflug schickte er die Komet den Sternen entgegen, während weiße Flammen aus den Raketentriebwerken aufloderten. Als Curt über den glitzernden Türmen das Gaspedal durchdrückte, heulte sie in einem scharfen Winkel durch die Atmosphäre.

Im Nu befanden sie sich im freien Weltraum, die Erde schrumpfte rasant hinter ihnen, während Curt Newton die Komet zu wahnsinniger Geschwindigkeit antrieb. Wie ein von Menschenhand geschaffener durchdrehender Meteorit raste das Schiff der Futuremen ins All hinaus. Vor ihnen, leicht rechts gelegen, leuchtete der helle Fleck des Jupiter auf.

Weit zu ihrer Linken und ein gutes Stück hinter dem zentralen Planeten funkelte die strahlende Pracht des Halleyschen Kometen. In seiner gewaltigen fünfundsiebzig Jahre währenden Umlaufbahn befand er sich auf dem Weg zur Sonne. Seine gigantische Koma strahlte wie eine gleißende Welt, während ihr langer Schweif hinterherzog.

»Die Schiffe sind alle im vor uns liegenden Quadranten verschwunden, zwischen den Umlaufbahnen von Jupiter und Uranus«, teilte Curt Otho nachdenklich mit. »Da alle Weltraumrouten umgeleitet wurden, um dem Halleyschen Kometen Platz zu geben, schränkt es das Gebiet, das wir absuchen müssen, stark ein.«

Aus der Hauptkabine erscholl ein alarmierter Aufschrei von Grag. »Jemand hat eine Atombombe auf diesem Schiff platziert!«

Erschrocken sprang Curt Newton auf, schaltete den Autopiloten ein und eilte mit Otho zurück in die Kabine. Diese Hauptkabine der Komet war mehr Laboratorium denn Wohnquartier. Überall standen teleskopische, spektrografische, elektronische und andere Geräte. In der Mitte befand sich ein Tisch, auf dessen Zentrum das Gehirn ruhte, um eine ganze Reihe an Berechnungen zu studieren.

Grag stand aufrecht und zeigte mit seinem Metallarm alarmiert auf einen kleinen, quadratischen Kasten in der Ecke. Er sah genau wie eine »scharfe« Atombombe aus. »Fass sie nicht an, Chef, sie könnte jeden Moment hochgehen!«, rief der große Roboter. »Jemand muss sie auf dem Schiff deponiert haben, als wir unterwegs waren.«

Captain Future bewegte sich rasch zur Bombe, ergriff sie und öffnete die Tür zur Luftschleuse, um das Ding hinauszuwerfen. Doch die »Bombe« wand sich plötzlich und veränderte ihre Form in seinen Händen. Mit einem raschen Protonenfluss verwandelte sie sich in die Umrisse eines kleinen, lebendigen Tiers. Ein teigig aussehendes, weißes Vieh mit großen ernsten Augen, die unschuldig zu Curt aufblickten.

»Das ist mein Haustier, Oog!«, rief Otho. Erschrocken sprang er nach vorn. »Nicht rauswerfen!«

Angewidert schmiss Curt das kleine Tier seinem Herrchen zu.

»Das ist nicht seine Schuld«, nahm Otho es in Schutz. »Ihr wisst doch, wie sehr Oog es liebt, Dinge nachzuahmen, die er sieht. Das ist seine Natur.«

Oog kuschelte sich zufrieden in die Arme seines Herrchens. Bei diesem kleinen Tier handelte es sich um einen Meteormimen, eine Spezies von sternenartigen Wesen, die eine Art von schützender Tarnung zur Perfektion entwickelt haben. Diese Art besitzt die Fähigkeit, ihre Körperzellen nach jedem denkbaren Vorbild zu transformieren, und volle Kontrolle über die eigene Pigmentation. Sie könnte alles nachahmen.

»Ich habe kein Problem damit, wenn du dieses kleine Ärgernis auf der Mondbasis hältst, aber ich habe dir gesagt, dass du keine Haustiere mit aufs Schiff bringen sollst!«, schnauzte Captain Future den Androiden an.

»Grag hat ja auch sein Haustier Eek mitgebracht, da dachte ich, es wäre nur recht, auch Oog mitzunehmen«, antwortete Otho abwehrend.

Curt gab ein entnervtes Schnauben von sich. »Also haben wir Eek auch dabei? Wo ist er, Grag?«

Widerstrebend öffnete der große Roboter einen Schrank und ließ ein weiteres kleines Tier heraus, das allerdings einer anderen Art angehörte. Ein graues, bärenartiges Wesen mit Knopfaugen und mächtigem Kiefer, das zufrieden an einem kleinen Kupferstück knabberte.

Eek, wie Grag sein Haustier genannt hatte, war ein Mondwelpe, Teil einer seltsamen Art von Mondhunden, die auf dem sauerstofflosen Erdsatelliten lebten. Diese Wesen atmeten keinen Sauerstoff oder nahmen normale Nahrung zu sich, sondern ernährten ihr fremdartiges Gewebe durch den Verzehr von Metallen oder metallischen Erzen. Einer ihrer Hauptsinne bestand aus telepathischen Fähigkeiten.

»Schaut euch das Vieh an, es hat die Hälfte aller Kupferinstrumente aus dem Schrank aufgefressen«, sagte Curt erbost. »Warum zum Teufel bringst du es mit?«

Grag wand sich unbehaglich. »Tja, Chef, ich musste es tun. Eek kann spüren, was die Leute denken, und er wusste, dass wir aufbrachen, und war aufgewühlt aus Angst, zurückgelassen zu werden. Er ist ein sensibler kleiner Kerl.«

»Sensibel? Dieses vierbeinige Ärgernis? Alles, was es tut, ist, wertvolles Metall aufzufressen und zu schlafen«, sagte Curt giftig.

Simon Wright hatte die Auseinandersetzung der drei über die Haustiere nicht beachtet. Das Gehirn war zu beschäftigt, um solche Streitereien wahrzunehmen. »Curtis, ich möchte, dass du dir diese Zahlen einmal anschaust«, sagte es mit seiner Reibeisenstimme.

Curt trat an die Seite des Gehirns, das auf unheimliche Weise mit seinen blassen Traktorstrahlen über einer Weltraumkarte schwebte, die den Quadranten zwischen Jupiter und Uranus darstellte, der direkt vor ihnen lag.

»Jedes dieser Kreuze markiert – so genau, wie es mir möglich ist – eine Stelle, an der eines der Raumschiffe verschwunden ist«, erklärte das Gehirn.

Bei dem Anblick fühlte Captain Future sich entmutigt. Das Muster aus Kreuzen konzentrierte sich nicht um einen bestimmten Punkt. Es erstreckte sich in ovaler Form fast komplett von der Umlaufbahn des Jupiter bis zu der des Uranus.

»Ich verstehe das nicht«, murmelte Curt verwirrt. »Ich dachte, die Schiffe wären alle im gleichen Bereich des Alls verschwunden, und dass wir den Schlüssel zur Lösung des Rätsels finden würden, wenn wir dorthin fliegen. Da dies aber nicht der Fall ist, bedeutet es, dass wir den gesamten weitläufigen Quadranten nach einem Hinweis absuchen müssen.«

»Das befürchte ich auch, mein Junge«, stimmte das Gehirn zu. »Und eine Suche solchen Ausmaßes wird Wochen dauern.«

Entmutigt ging Curt zurück zu seinem Pilotensitz.

Missmutig starrte er hinaus in die gewaltige, von Sternen gesäumte Weite des Alls, die vor dem fliegenden Schiff lag. Für das Auge erschien sie völlig leer, bis auf den hell leuchtenden Punkt des Jupiter zur rechten Seite und die gleißende Pracht des Halleyschen Kometen weit draußen auf der linken.

Curts Blick nahm plötzlich den Kometen ins Visier. Das Vor-sich-hin-Starren hatte ihn auf eine Idee gebracht. Rasch lief er zurück in die Kabine.

»Simon, lass mich noch mal deine Karte sehen!«

Das Gehirn sah fragend zu, wie Curt die eingezeichneten Kreuze genau studierte, von denen jedes ein verschwundenes Schiff markierte.

»Sieh nur, Simon! Das erste Schiff verschwand ganz in der Nähe vom Uranus. Das nächste weiter Richtung Sonne. Die Orte des Verschwindens haben sich stetig in Richtung Sonne bewegt.«

»Das stimmt«, sagte das Gehirn. »Ist das von Bedeutung?«

»Ich weiß es nicht«, murmelte Curt. »Aber der Halleysche Komet hat sich während des Verschwindens ebenfalls in Richtung Sonne bewegt.« Seine Augen blitzten auf. »Simon, ich weiß, es hört sich verrückt an, aber ich glaube, dass der Halleysche Komet etwas mit diesem Rätsel zu tun hat!«

3. Kapitel: Auf der Kometenwelt

Mit der Spitze voraus raste der Halleysche Komet durch die Tiefen des Alls, in der Finsternis lodernd wie eine Welt in Flammen. Die gigantische kugelförmige Koma besaß einen Durchmesser von 320.000 Kilometern, getaucht in ein übernatürliches Gleißen aus greller elektrischer Strahlung.

Innerhalb der Strahlenhülle aus Energie pulsierte das tiefere Glühen eines geheimnisvollen Kerns. Und von der Rückseite der Spitze ging ein leuchtender Schweif aus.

Dieser gewaltige Wanderer schien das seltsamste aller Kinder des Sonnensystems zu sein. Sein langer elliptischer Orbit trug ihn über die Umlaufbahnen der äußeren Planeten hinaus, weit hinter die Grenzen des Systems an die Ufer der Unendlichkeit.

Dort, als würde er dem Ruf seines Muttergestirns folgen, drehte sich der große Komet und nahm an Tempo zu, bis er mit beängstigender Geschwindigkeit zwischen den kreisenden Welten hindurch raste.

Während sie sich mit ihrem Raumschiff näherten, starrten Curt Newton und seine Futuremen mit leiser Ehrfurcht auf diesen gigantischen, glühenden Himmelskörper. Sie befanden sich jetzt noch eine Million Meilen von der Koma entfernt.

»Es ist, als würde man einem venusischen Marschtiger einen Klaps verpassen, um mit ihm zu spielen«, murmelte Otho. »Diese Koma besteht aus reiner elektrischer Energie. Wenn wir ihm zu nahekommen, wird er uns wie einen Schmetterling wegpusten.« Otho ahnte nicht, wie recht er behalten sollte.

Plötzlich schien eine riesige Hand ihr Raumschiff mit eisernem Griff zu umklammern. Das rasende Gefährt wurde mitten im All zu einem so abrupten Halt gebracht, dass nur das dämpfende Antibeschleunigungskraftfeld im Kontrollraum sie davor bewahrte, an den Wänden zerquetscht zu werden.

Curts Gedanken waren vom Schock noch ganz vernebelt. Er hörte einen lauten Warnschrei von Grag und schüttelte energisch den Kopf, um ihn klar zu bekommen.

Ihr Schiff, die Komet, fiel mit albtraumhafter Geschwindigkeit auf den namensgebenden Himmelskörper zu!

»Was ist passiert?«, rief Otho. »Sind die Zyklotronen ausgefallen, Chef?«

»Nein, die laufen noch. Wir sind wohl in eine mächtige Ätherströmung geraten, die uns zu dem Kometen hinzieht«, antworte Curt hastig.