Cardiolyrik - Raphael Hülsermann - E-Book

Cardiolyrik E-Book

Raphael Hülsermann

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Beschreibung

Dieses Buch ist eine Lebensgeschichte von innen heraus, ein autobiografisches Psychogramm. Es erzählt und analysiert Lebensereignisse und reale Begebenheiten auf emotionaler Ebene. Durch die Brille der Seele schaut der Leser auf die Ereignisse, die der Protagonist über einen sehr langen Zeitraum erlebt, erleidet und dennoch auch geliebt hat. Es sind wahre Geschehnisse und Gefühle, denn der Erzählende ist der Betroffene. Das Erzählte will Mut machen und zeigen, dass es eine Geschichte ist, die sich stetig in Teilen oder beinahe als Ganzes in vielen Seelen und Biografien wiederholt. So werden diese Worte vielleicht zu einem leisen Raunen und Seufzen Vieler, die sich in diesen Worten wiederfinden oder zu einem interessierten und Verständnis aufbringenden Horchen auf die Geschichte eines lieben Mitmenschen.

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Seitenzahl: 190

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Das Buch

Dieses Buch ist eine Lebensgeschichte von innen heraus, ein autobiografisches Psychogramm. Es erzählt und analysiert Lebensereignisse und reale Begebenheiten auf emotionaler Ebene. Durch die Brille der Seele schaut der Leser auf die Ereignisse, die der Protagonist über einen sehr langen Zeitraum erlebt, erleidet und dennoch auch geliebt hat. Es sind wahre Geschehnisse und Gefühle, denn der Erzählende ist der Betroffene. Das Erzählte will Mut machen und zeigen, dass es eine Geschichte ist, die sich stetig in Teilen oder beinahe als Ganzes in vielen Seelen und Biografien wiederholt. So werden diese Worte vielleicht zu einem leisen Raunen und Seufzen Vieler, die sich in diesen Worten wiederfinden oder zu einem interessierten und Verständnis aufbringenden Horchen auf die Geschichte eines lieben Mitmenschen.

Der Autor

Raphael Hülsermann, geboren 1970 in Duisburg, verbrachte seine Kindheit und Jugend in Oberhausen im Rheinland. Seine katholische Erziehung und sein religiöses Interesse führten ihn zum Studium der Theologie an die Ruhr Universität in Bochum. Nach dem Diplomabschluss in Theologie widmete er sich der diagnostischen Psychologie, motiviert durch die Suche nach dem Verständnis der menschlichen Handlungsschemata und ihrer lebenslänglichen Einflüsse auf die menschliche Psyche. Nach dem Erwerb des Diplomabschlusses in Psychologie praktizierte er als Trainer für Personal- und Projektleiter in privatwirtschaftlichen Unternehmen und als Initiator und Moderator bundesweiter, staatlich geförderter, Assessment-Center. Seit 2009 ist er tätig in der Markt-, Meinungs- und Sozialforschung, zunächst in Bochum. Nun seit 2017 in Hannover als Projektleiter in den Belangen qualitativer und quantitativer Projekte und als Leiter eines Sensoriklabors.

Für meine beste Freundin.

Für mein unglaubliches Weib.

Für dich, Lo.

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Das hier ist sicherlich kein Buch. Für mich fühlte es sich in all der Zeit an wie ein Dauer-EKG. Es sind Zeilen aus fernen Zeiten, Ideen von gestern, Gefühle und Dämonen aus dem Leben eines Träumers und Kindes, das stets meine Hand hält, damit ich niemals jemand anders werde. Wir sind dennoch beieinandergeblieben, haben uns arrangiert mit den Veränderungen und den Wandlungen. Wir haben uns beraten und wir haben uns besprochen. So veränderten sich Sichtweisen und Verständnisse, oder auch nicht. Kompromisse und manchmal auch nur die in der Tasche geballte Faust haben aber auch zu Veränderungen geführt. Daher sind das hier auch Worte dieser Tage und gegenwärtige Hyänen. Das Kind hielt im Laufe der Zeit, der Jahre, dem Zuwachs der ausströmenden Worte, immer weniger die Hand, je mehr es daran zerrte, nicht verloren zu gehen. Wie dankbar ich daher bin, dass es gemeinsam mit mir vor dem Spiegel immer noch da ist.

Ich habe sehr oft mein Herz befragt, belastet und begeistert. Womit wir wieder beim Dauer-EKG wären, wenn sich diese Ströme nur messen lassen könnten. Habe meine Zweifel. Und ich habe eine Menge gelernt. Ich weiß nun, dass das Universum viele Wege kennt, dem einzelnen Menschen Dankbarkeit und Demut zu lehren. Und dass du niemals scheißen darfst, wo du isst. Dass ein Gang zum Grab nicht immer nur Trauer sein muss. Und dass man nicht immer bekommt, was man sich ersehnt. Auch sexuell. Nicht beschnitten kann ich sagen, dass lange Sehnsüchte frustrierend enden können, wenn sie sich körperlich unattraktiv offenbaren.

Und wenn du es ertragen kannst, dann liest du immer weiter. Vielleicht aus Neugier. Vielleicht aber auch, weil du etwas hier und dort aus deinem Leben erkennen kannst. Etwas, das immer schon da war und heute immer noch dein Kompagnon ist. Oder etwas, das du nicht willst, das sich aber immer wieder hereinschleicht in dein Herz, dein Hirn, deine Eingeweide oder dein Bett in der Nacht. Etwas, das manchmal sogar deine Träume frisst und an dem du dann morgen stetig leidest. Oder, etwas, das deine Geilheit fördert.

Vielleicht sind wir schon sehr lang verbunden. Oder bleiben es immerzu. Und ich sehe dich durch ein Fenster im Garten, wie du liest. Wie du diese Zeilen siehst.

Ich hatte immer nur mein Vokabular. Semper. Ein kleines Album. Dennoch meist immer mehr als so manch anderer. Und wie man liest, habe ich stets die Dinge hinterfragt. Na ja, Anfangs. Mich hat interessiert, warum Menschen ignorant sind. Warum die Dinge nicht so laufen, wie ich sie sehe. Warum es so schwierig ist, die Welt aus meinen Augen zu betrachten und das Schöne und Gute zu sehen. Politik, gesellschaftliche Konventionen, Religion. All das half mir dauerhaft nicht weiter. Die Menschen waren zu … individuell und zu unberechenbar. Daher entschied ich mich für Toleranz. Zunächst widerwärtig und nur zögernd annähernd. Aber siehe da: meine Gedanken und Bedenken wurden tolerabler und weniger zeitaufwendig. Natürlich mochte ich immer noch nicht diese Versager, diese Menschen, die etwas vorschoben, obwohl sie nichts hatten, dass sie vorschieben konnten. Diese Taugenichtse, die nichts taten, versuchten und immer noch glaubten, dass meiner eins sie bis zum Lebensende durchfüttern würde. Vielleicht hätte sich diesbezüglich meine Meinung auch einmal geändert, wenn einer dieser an meiner Tür geschellt und sich bei mir bedankt hätte. Oder mir erklärt hätte, warum purer Egoismus immer noch geiler ist, als sich für eine egoistische Sache einzubringen.

Immerzu konnte ich lernen, wie sehr ich mich verlassen kann auf das, was ich bin, denke und leiste. Mit mir selbst habe ich mich immer wohl gefühlt und ich war mir selbst stetig bester Gastgeber. Ehrlich geteilt habe ich immer nur meine Großzügigkeit und gegeben, wenn ich sah, dass es nötig war. Meinen Glauben, meine Denkweise und vielerlei Sicht auf die Dinge und die Welt zu teilen, halte ich bis heute für unnötig und verschenkt. Vor allem, weil es ohnehin schwieriger wird, seiner Seele und seinem Herzen treu zu bleiben in einer sich verzehrenden, all-toleranten, perspektivlosen und verfeindeten Welt. Unter Neidern, blassen Idioten, oberflächlichen, ADHS Entschuldigungen getränkten Touretten und gesellschaftsunfähigem, desinteressiertem Pöbel. Der geneigte Leser wird erkennen, dass ich meine Inseln fand, mit all dem umzugehen und zu entfliehen ohne im Laufe der Zeit völlig den Verstand zu verlieren. Ich nenne das auch gerne meine charmante Eigenart. Meine sympathische Soziophobie.

Der Antrieb hat mir nie gefehlt. Die Hände waren sich nie zu schade und die Auffassung sehr verlässlich. Liebe, lebe, laufe. Das ist der Motor, der mich seit jeher durch mein Leben schiebt. Mal schnurrt er leise, mal ist er unerträglich laut. Aber bis heute hat er mich vorangebracht. Ein gutes Kind aus mir gemacht.

Was ich von meinen Träumen nicht behaupten kann. Ich kann mich oft an sie erinnern. Auch viel später noch. Stets sind sie voller Scharlatanen, Wechselbälgern und lächerlichen, aber leider furchteinflößenden Zombiemären. Sie jagen mich, erschrecken mich und sind immer zur falschen Zeit am richtigen Traumort. Es geht ihnen nie um meinen Leib oder um mein Leben. Das spüre ich immerzu. Es ist viel schlimmer. Sie wollen meine wundervollen Gedanken besetzen und besitzen. Sie wollen meinen Atem zum Vorteil und als Balsam. Wie ein Äffchen, das dir auf die Schultern springt. Ich habe sehr große Angst.

Leider kann ich nicht von Romantik, abartigen Stellungen, Sehnsüchten oder nächtlichen Verarbeitungspraktiken posttraumatischer Kindheitserinnerungen berichten. Das muss ich den Speichelleckern und Effekthaschenden überlassen. Wenn ich besessen bin, dann kämpfe ich nachts um mich selbst. Aber es hat sich zu einem Teil meines Selbst entwickelt. Ich werde immer wieder wach. Um mich schon auf das nächste Mal zu freuen. Die Ausschläge auf den folgenden Seiten dieses EKGs deuten davon.

Meine Worte, gesagt oder gedacht, waren immer mein Handwerkszeug. Sie verhalfen mir, zu bekommen, was notwendig war. Manchmal auch nur lecker oder zusätzlich. Ich wusste immer, mich auszudrücken und zu zeigen, wo es mit mir langgeht. Ich erkannte, dass Worte Macht bedeuten. Macht, die man manchmal benötigt und Macht, die man manchmal nicht verdient hat. Daher war ich nie des Menschen Wolf. Trat mir jemand so gegenüber, so half manchmal das knallharte Wort und manchmal auch mein spitzfindiger Intellekt. Natürlich gab es auch die Unverbesserlichen.

So viel haben wir verlernt, die Dinge zu denken, bevor wir sie sagen. Oder so viel verlernt oder nicht mit auf den Weg bekommen, überhaupt das Vokabular zu besitzen. Diskurs und Dialog sind zu Bezeichnungen weit entfernter Planeten geworden und dadurch Verständnis und Toleranz zum seltenen Sonntagsbraten. Wer schreit, glaubt, sich eher Gehör zu verschaffen, auch wenn er dabei nur Dementes stammelt. Das Volk der Dichter und Denker treibt sich lieber auf der Straße herum und skandiert vorgefertigte Wahrheiten und predigt unreflektierte virale Weisheiten. Laut und viel scheint mehr als Recht, Würde und Frieden. Lautes Stammeln hat treffende Worte verdrängt.

Aber nicht für mich.

Nun sieh hin. Was ich produziert hab. Das ist mein Innerstes und das, was ich Leben nenne. Keine gradlinige Spur. Nur ein winziger Aspekt. Ich bin gar nicht so klein wie die Schöpfung mich gedacht. Ordentlich aufgemischt, teilweise unbequem, stets im Dialog und mit jeder Faser gegen alle Ignoranten.

Nun hör hin. Was ich gerufen hab. Immer am Rand. Oder etwas hinüber. Nun ist meine Angst von Gestern Gegenwart. Erinnere dich an mich und laufe los.

Nun vergib mir, wenn ich dich erschrecke. Bitte bleib an meiner Seite.

Lies. Weiter. Denn ich benötige einen neuen Geist. Ich benötige einen neuen Geist nach dem Tod.

Immer noch halte ich dieses kleine Kind, meinen Freund, meine wahre Seele, an der Hand. Und es führte diesen Stift. Von Anfang an. Und bis zum Ende. Zusammen haben wir jede Zeile geschrieben. Jedes einzelne Wort. Wenn ich hörte, diktierte es. Wenn ich schlief, wachte es. Wenn ich taumelte, hielt es mich. Wenn ich traurig war, verbarg es mich.

Niemals mehr hatte ich einen besseren Freund. Ein ehrlicheres Gesicht. Das mich bat, den Stift nun wieder aufzunehmen. Immer wieder. Immer wieder zu.

Ich hoffe, ihr liebt dieses Kind.

Der aufmerksame Leser wird verstehen

Inhaltsverzeichnis

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I :Gina

II :Ich weiß warum es nachts so dunkel ist

III :déjă vú

IV :Hymne auf den Tod

V :Immer wenn ich mein Fenster öffne

VI :Nur eine Laune

VII :Du und dein Harlekin

VIII :Being down-counted

IX :Kicking Crack

X :Regentanz

XI :Shiny outlook

XII :Ich nehme euch den Frühling

XIII :Der Hund, der Adler

XIV :Gegenwart

XV :Homo sapiens stultus est

XVI :Warum macht ihr so einen Rummel um Sex?

XVII :Dein Prinz ist dir immer treu

XVIII :Cry out for help

XIX :Vielleicht ist es Sehnsucht

XX :Never victorious

XXI :Die traurige Geschichte von den beiden Menschen, die ihr Glück verlieren, weil sie nicht glauben können, dass es manchmal besser ist, ein Kind zu sein

XXII :Liebe ist ein

XXIII :Frühling

XXIV :Du bist schuld, dass ich nicht mehr schlafen kann

XXV :Sex is

XXVI :Schau … ich nehm dich vielleicht mit hin

XXVII :Danke

XXVIII :The Final Solution

XXIX :Sehnsucht nach dir

XXX :Friends

XXXI :Without any title

XXXII :Manchmal läufts eben gut

XXXIII :Satisfaction

XXXIV :Happy

XXXV :Stupid, Andy

XXXVI :Ausgegrummelt oder: Was hab ich da wieder für nen Scheiß geträumt

XXXVII :For Lisa

XXXVIII :Taten und Gedanken

XXXIX :Paranoid

XL :Lust

XLI :Schade

XLII :Gratwanderung

XLIII :Magie

XLIV :Kann er schlafen

XLV :Einsam wird er sterben

XLVI :Das ist jetzt die ganze Wahrheit

XLVII :R i p

XLVIII :Alles was man kaputt machen kann

XLIX :Ohne Fesseln laufe ich, meine Liebe – das war zumindest mein Wunsch

L :Eifersucht und Unvernunft

LI :Ich will kein Rad im Getriebe sein

LII :All I want

LIII :Der Mensch (die Krone der Schöpfung – das Schwein)?

LIV :Half year seasons

LV :Zum Valentinstag

LVI :Sacred

LVII :Storm

LVIII :Du bist (die Wolke)

LIX :Mit dir (will ich ...)

LX :Ganz was Liebes (nur für dich)

LXI :Nur für mich – und niemand hört hin

LXII :Poems done well in Liverpool

LXIII :I´m more than just

LXIV :Boy meets girl in paradise

LXV :A clue for love

LXVI :9/11

LXVII :Das Meer

LXVIII :Gute Zukunft

LXIX :Ein Blick aus Sand

LXX :Ein Geisteskind und ein Regenbogen

I

Gina

Hey, Gina floats the river

Gina drank it out

Human beings are thirsty

Cause Gina wasn´t allowed.

Hey, Gina fights apartheid

Gina marries

Human beings are angry

Cause Ginas carries.

Hey, Gina be my buddy

Gina be my girl

Take me out the brothel

And make me be an earl.

Gina ist die Personifizierung der guten Freundin, die jeder von uns gerne selbst wäre. Sie lebt die Dinge, die wir uns lediglich zu denken wagen. Konventionen, Hemmungen und gesellschaftliche Barrieren verbieten, dass wir unsere Vorstellungen und Träume realisieren und tagtäglich ausleben können. Gina ist in unserem Kopf als Korrelat dieser verqueren Außenwahrnehmungen fest verankert, damit sie die Dinge tun kann, die wir nicht schaffen oder wagen. Sie bildet das Ventil, das die surreale Luft aus der aufgeblähten Realität entweichen lässt. Dabei verstößt sie gegen bestehende, Jahrhunderte alte Regeln, weicht Grenzen auf oder steckt einfach neue Ziele. Indem sie uns aufzeigt, was möglich wäre, sorgt sie dafür, dass wir uns nicht verändern. Sie ist stets der Konjunktiv, der stellvertretend für uns alltägliche Situationen meistert und Dinge tut, die wir uns nicht trauen. So können wir weiterhin so sein, wie wir sind.

Sicherlich mag dies die richtige Denkweise eines noch nicht ausgewachsenen, vielleicht präpubertären Menschen sein, aber ein erwachsenes Individuum wird daran zerbrechen. Fiktionen nachzujagen, die stets drei Schritte im Voraus sind und gleichzeitig die Distanz nicht verringern zu können, muss eher früher als später zum Wahn führen. Dann wird es ein ewiges Ankämpfen gegen Windmühlen werden. Was ja noch ehrenhaft sein könnte. Dieses Kämpfen ohne Waffen und irgendeinen Schutz sollte allerdings tödlich enden.

Verstecken sich hinter Ginas Wünschen und Sehnsüchten allerdings naive Utopien, vielleicht kindliche Wünsche, so ist ihr Nichterreichen ein gesellschaftlicher Segen. Denn sind ihre Ziele absurd und entstammen lediglich einer kindlichen Neurose, begründet beispielsweise im Verbot der Eltern, so spiegeln sie nur wider, was das Kind gerne wäre oder hätte. Auf dieser Subebene wären somit Wünsche erfüllt und Triebe befriedigt, die in der Realität falsch oder unerfüllbar blieben. Versteht der Mensch auch zu diesem Zeitpunkt nicht das Solche, so manifestiert es sich dennoch als Lernprozess für immer und bietet später eine neue Grundlage für den Umgang mit solchen Situationen. Aus dem Unverständnis erwächst eine Chance.

Das Verwachsen mit einer solchen Gina löst wie selbstverständlich den Konflikt. Wenn das Mädchen verschmilzt mit seinem Liebhaber und es wird durch diesen dadurch überhöht, dann kann sie stellvertretend für ihn weiterhin die Dinge tun, die er nicht vermag. Sie wird es für beide gleichermaßen tun. Sie wird es tun, er wird es wünschen.

Und so half mir Gina tatsächlich über die vielen Unverständnisse meiner Kindheit und Jugend hinweg, ohne dass ich Schaden nehmen sollte. Heute verstehe ich ihr Dasein und wünsche sie mir nicht zurück.

War Gina nicht wirklich die beste Freundin, die ich haben konnte?

II

Ich weiß warum es nachts so dunkel ist

Weißt du warum es nachts so dunkel ist?

Weil irgendwo irgendjemand irgendwen vermisst!

Weil jemand ständig an wen denkt

sein Glück aber in eine andre Richtung lenkt.

Weißt du warum es nachts so dunkel ist?

Weil irgendwo irgendjemand irgendwen vergisst!

Weil niemand mehr an andre denkt

und nur sich selbst Beachtung schenkt.

Ich weiß warum es nachts so dunkel ist!

Weil jemand sein Unglück in sich frisst,

sich von niemandem helfen lässt

und sich nur an eigene Träume presst.

Ich weiß warum es nachts so dunkel ist!

Weil niemand sich mit andern misst,

weil jeder denkt er wär allein

obwohl Freundschaft bedeutet reich zu sein.

Doch ich weiß genau, ich kenne zwei,

bei denen brennt auch nachts ein Licht.

Ich weiß, die zwei sind nie allein,

drum kann es da nachts nicht dunkel sein.

Das Dunkel ist stets Faszination und Angst zugleich. Die Faszination geht aus von dem im Dunkeln möglichen: von Fabelwesen, verbotenen Dingen und Lichtern, die in der Ferne leuchten. Die Angst ist begründet in negativen Erfahrungen, Missverständnissen und Anomalien. Haben beide Sichtweisen und emotionalen Ausbildungen auch ihre legitimen Begründungen zum feindschaftlichen Dasein, so suchen sie dennoch untereinander die Freundschaft. Zunächst mag es klingen wie der Pakt des Teufels. Doch dann wird es zu Yin und Yang, zu Schwarz und Weiß. Dann ist das Dunkel die Chance des Gleichgewichts. Es lässt uns nach links blicken, aber nach rechts gehen, nach rechts denken, aber nach links sprechen. Und die Summe dieser Wandlungen führt am Ende in die Mitte des Tuns, in eine Ausgewogenheit des Daseins. Das Pendel schwingt stets unaufhaltsam von rechts nach links, von links nach rechts, aber wir fixieren die Mitte, um den Ausschwung nicht mitgehen zu müssen. Oder wir sind heute am Pendel links, morgen am Pendel rechts, mit der Sehnsucht nach der Mitte. So steuern wir es, heute von rechts nach links, morgen von links nach rechts. Und am Ende der Woche ist das Pendel im Stillstand, unser Mut und die Emotionen auch. Wir haben die Waage wieder erreicht. Wir sind wieder schwarz und weiß, Yin und Yang.

Das ist die Realität. Überhöht wird diese nur durch die Liebenden. Sie durchbrechen den Wahnsinn dieser Welt, überhöhen das tägliche Streben und Tun und lassen alle Ungerechtigkeiten dieser Erde wie einen nur kurz schlecht gelaunten Clown wirken.

Dabei sind sie sich nahe, vergehen in sich selbst und dem liebenden Gegenüber und verzehren einander. Sie sehen aber nicht, dass die reale Welt sich lediglich in ihren Herzen, nicht einmal: in ihren Augen, verändert. Jene hingegen produziert weiterhin ihre Pest und trägt sie bis in die entferntesten Winkel aller Länder. Sie wacht heute Morgen genauso pervers auf, wie sie gestern Abend zu Bett gegangen ist. Und morgen wird sie nicht anders sein.

Das stört unsere Liebenden nicht. Sie sind bereits an einem stillen Ort inmitten dieses Wahns und haben eine Kerze entzündet. Diese wärmt sie und die knisternde Luft um sie herum. Das Flackern tanzt in Schatten auf der Wand und der Schein hüllt sie in ein Licht, das sie wabern lässt. Sie sind die wahre Liebe und das wahre Leben, Wärme und Gefühl. In dieser Welt sind sie die wahren Engel.

Und von draußen schaut vielleicht irgendwann einmal ein Anderer durchs Fenster. Er wird dann zwei Liebende sehen, die aneinander lehnen und lächeln. Die Kerze wird dann schon ganz klein sein, aber sie brennt immer noch.

III

déjă vú

Ich glaub ich war schon einmal hier

ich weiß aber nicht mehr wann, wanns war.

Ich glaub ich kenne das Gefühl

ich weiß aber nicht mehr wie, wies war.

Streckt mir ruhig die Zungen raus,

Genossen meiner Zeit.

Mir fällts schon alles wieder ein

denn mein Freund, der nennt sich Ewigkeit.

Ich glaub ich hab schon mal gelacht

ich weiß aber nicht mehr warum, warums war.

Ich glaub ich war schon zig mal tot

Ich weiß aber nicht mehr wieoft, wieofts war.

Ich zermarter mir nicht mein Gehirn,

auch wenn Forschung es verlangt.

Ich seh nicht ein wieso, weshalb –

ihr habt den Sinn noch nicht erkannt.

Mein Ratschlag an euch alle ist:

Vergesst einmal was schon mal war,

ich selber hab es ausprobiert,

gerade jetzt in diesem Augenblick.

So lass mich, déjă vú, allein,

ich hab dich ausgetrickst.

Dein Bann ist keinen Heller wert,

ich schau nicht mehr zurück.

Es ist ein neuer Weg, weit weg, den man begeht –

So weiß ich schon jetzt nicht mehr, was oben in der ersten Zeile

steht.

Erinnerungen sind von uns bewusst oder unbewusst aufgezeichnete Momente aus der Vergangenheit. Sie sorgen dafür, dass wir uns in der Zukunft an ihnen noch einmal erfreuen oder uns maßlos ärgern. Sie sind Relikte aus der Vergangenheit, wir transportieren sie in unserer Gegenwart und sie beeinflussen unsere Zukunft. Von daher sind sie notwendig. Verlieren wir uns gerne in Gedanken in den Erinnerungen an unsere schönen Erlebnisse und Begebenheiten der Vergangenheit, so können uns negative oder gar traumatische Überbleibsel aus dieser für all unser weiteres Tun hemmen. Im letzten Fall werden wir sicherlich keine Notwendigkeit in ihnen sehen. Allerdings können wir weder ihr Dasein, noch ihr, oft punktuelles Auftauchen, bewusst steuern. Auch haben wir keinen Einfluss auf die Qualität oder den Inhalt unserer Erinnerungen. Das widerstrebt dem Sinn und Zweck gegenwärtiger Gesellschafts- und Lebenskultur. So planen und berechnen wir alle Dinge im Voraus, schätzen Risiken ab und rückversichern uns für Fälle und Lebenssituationen, die nicht in unsrer Hand liegen oder als „höhere Gewalt“ zu bezeichnen sind. Tritt dann eine solche, nicht greifbare Erinnerung in unser Leben, die dafür sorgt, dass unser Leben eine nicht kalkulierbare Wende nimmt, können wir das nicht fassen. Wir bemerken plötzlich, dass es Dinge gibt, die sich uns entziehen. Von nun an sind wir in jeder Minute des Tages damit beschäftigt, diese Dissonanz auflösen zu wollen. Sie beherrscht nun unser Leben und all unser Tun. Und je mehr wir denken und versuchen die Situation in den Griff zu bekommen, desto mehr entzieht sie sich uns. Was uns ebenfalls schmerzlich bewusst wird. Und wir arbeiten dann noch härter daran. Und so weiter, und so weiter.

Schon lange ist dieses Denken zum Wahnsinn geworden. Wir versuchen, uns ferne Länder bildlich vorzustellen, in denen wir in unserem ganzen Leben noch nie waren oder jemals sein werden. Wir versuchen, uns auf Gegner vorzubereiten, die noch nie ein Mensch gesehen hat, geschweige denn, gegen sie angetreten wäre.

Vielleicht gibt es aber den Menschen, irgendwo, der sich dieser Dinge bewusst ist. Den Menschen, der mit seiner Vergangenheit wirklich lebt. Der sein Ich integriert hat in sein Tun, um es heute und hier zu nutzen für seinen Arbeitseinsatz in die Zukunft.

Dieser Mensch lebt sein selbst bestimmtes Leben und wundert sich über den Rest der Menschheit. Wundert sich über die, die schnell laufen, um den Schatten zu entfliehen.

Mit voller Einsicht ist er derjenige, der die Dinge so belässt, wie sie sind. Aber auch er ist derjenige, der so viel bewegt, wie kein anderer.

IV

Hymne auf den Tod

Stell dir vor, ein Weg, geradeaus,

schnurstracks Richtung Ewigkeit,

gleichend einem Wattenmeer,

zerfurcht von Wasser und Gewalt.

Und dreht sich der Besessene um,

scheint der Weg nicht da zu sein.

Reitend auf dem Wolkenschiff

erwacht er aus dem Traum.

Singend eine Hymne auf den Tod,

prasseln die Granaten nieder,

gleich einer blutgen Regenfront,

kann nicht einmal mein Herz entfliehn.

Und wenn die Bomben hagelnd fallen

und ein Schrapnell noch stöhnend stirbt,

ich werde den Schweif des Sternes fangen

mit Hilfe meines letzten Atemzugs.

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Das ist wahr. Sie stirbt aber trotzdem. Auch das ist wahr. Wie bitter ist diese Wahrheit?

Mit der Geburt, oder vielleicht auch schon davor, machen wir uns auf den Weg durch unser Leben. Wir gehen diese lange, lange Zeit immer geradeaus, Tag für Tag. Uns begegnen gute Zeiten, schlechte Zeiten, jene Menschen und solche Menschen, Glück und Verzweiflung, Aktivität und Starre, Sommer und Winter, Frühling und Herbst.

Dann, eines Tages sind wir gezwungen, unserem Ende ins Auge zu blicken und zu akzeptieren, was nun kommt.



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