Carlsen Klartext: Schule und dann? Berufsfindung - Anja Reumschüssel - E-Book

Carlsen Klartext: Schule und dann? Berufsfindung E-Book

Anja Reumschüssel

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Beschreibung

Ausführliche Informationen für alles, was nach der Schule kommen kann! Gut recherchiert, klar gegliedert und mit vielen echten Erfahrungsberichten. Endlich ist die Schule geschafft! Aber was kommt jetzt? Wie und wo möchte ich einmal arbeiten? Was begeistert mich und was macht mir Angst? Wie wichtig ist mir Karriere und wie grenze ich mich von den Erwartungen anderer ab? In diesem Buch geht die mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnete Journalistin Anja Reumschüssel wichtigen Fragen nach, die dir dabei helfen können, dir im Dschungel der Möglichkeiten die nötige Orientierung zu verschaffen. Sie stellt hilfreiche Antworten zusammen und gibt wertvolle Tipps zum Weiterrecherchieren. So bist du mit dem Wissen gerüstet, das du brauchst, um deinen eigenen Weg zu finden! Ein nützlicher Ratgeber für alle, die auf der Schwelle zu etwas Neuem stehen!

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Anja Reumschüssel: Schule – und dann?

Die Suche nach dem passenden Beruf ist auch eine Suche nach dir selbst. Es ist wie eine Schatzsuche. Am Ende weißt du im besten Fall nicht nur, welchen Beruf du anstreben willst, sondern vor allem, wer du bist und was dich ausmacht.

Endlich ist die Schule geschafft! Aber was kommt jetzt? Wie und wo möchtest du einmal arbeiten? Was begeistert dich und was macht dir Angst? Wie wichtig ist dir Karriere und wie grenzt du dich von den Erwartungen anderer ab?

In diesem Buch geht die preisgekrönte Journalistin Anja Reumschüssel Fragen wie diesen nach, die dir dabei helfen können, deinen eigenen Weg zu finden. Und oft lohnt es sich dabei, um die Ecke zu denken!

Carlsen Klartext – Aktuelles aus Gesellschaft und Politik, das uns alle angeht.

Wohin soll es gehen?

  Inhaltsverzeichnis

  Buch lesen

  Quellen

  Vita

Einleitung

»Was willst du mal werden?«

Im Kindergarten oder in der Grundschule hast du bestimmt ganz locker auf diese Frage geantwortet:

Astronautin!

Kindergärtner!

Lokführerin!

Tierarzt!

Oder auch einfach nur: »Weiß ich noch nicht.«

Und heute? Da geht es dir wahrscheinlich wie so vielen anderen jungen Menschen und du antwortest auf diese Frage eher mit Bauchschmerzen. Oder einem resignierten Schulterzucken.

Denn inzwischen weißt du ja, dass man nicht so leicht Astronautin wird, dass Erzieher viel zu wenig verdienen und Tierärztinnen Tieren nicht nur helfen, sondern sie manchmal auch einschläfern oder vor dem Schlachten begutachten müssen. Und du weißt auch: Die Berufswahl ist eine gigantische Entscheidung, die dein ganzes Leben beeinflusst. Wählen sollst du dabei aus mehr als 300 Ausbildungsberufen1, aus rund 20000 Studiengängen2 und unzähligen weiteren Möglichkeiten.

Dir ist klar: Der Beruf, den du wählst, entscheidet darüber, wie viel du später verdienst, welche (finanziellen) Freiheiten du hast, welchen Platz du in dieser Gesellschaft einnimmst, was deine Mitmenschen später von dir denken. Oder eben nicht. Und dein Beruf entscheidet auch mit darüber, wie glücklich du bist.

Selbst wenn du schon weißt, was du werden willst, spürst du vielleicht trotzdem diese Angst: Werden meine Noten gut genug sein, wird mein Schulabschluss ausreichen? Werde ich später einen Arbeitsplatz bekommen – und behalten? Und was, wenn ich mich heute falsch entscheide und mir der Job später doch keinen Spaß macht?

Diese wichtige Entscheidung über deine Zukunft sollst du dann auch noch in einer Zeit treffen, in der dir ganz andere Dinge im Kopf herumschwirren. Vielleicht bist du zum ersten Mal oder gerade wieder verliebt, vielleicht fühlst du dich müde und traurig, vielleicht hast du Stress mit Eltern und Freunden, vielleicht interessierst du dich gerade viel mehr für Sport, Partys oder Computerspiele. Außerdem – und da bist du nicht allein – wissen junge Menschen meist noch nicht so viel über das Leben und sich selbst, um abschätzen zu können, welche Auswirkungen ihre Entscheidungen haben.

Da kann man schon Bauchschmerzen kriegen.

Aber so schlimm ist die Berufswahl gar nicht. Jedenfalls nicht, wenn du dir Zeit nimmst, dich vorbereitest und (ganz) viel (aber nicht zu viel) nachdenkst. Dabei soll dir dieses Buch helfen. Es richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene, die vor dieser Herausforderung stehen: Was will ich mal werden? Bankkauffrau? Förster? Doktorandin? Mitarbeiter im Familienunternehmen? Oder einfach nur glücklich?

Du hast die Wahl – und diese Wahl ist ein riesiges Geschenk! Über Jahrhunderte stand meist schon bei der Geburt fest, was ein Mensch einmal werden würde. Ein Mädchen wurde später Mutter und Hausfrau oder auch Nonne, Hebamme oder Kinderfrau. Vor nicht allzu langer Zeit konnten Mädchen dann Lehrerin, Krankenschwester oder Näherin werden. Jungen erlernten in der Regel den Beruf ihres Vaters. Wenn sie nach Freiheit suchten, konnten sie in manchen Zeiten zur Armee gehen oder zur See fahren, wer entsprechend begabt war und aus einer reichen Familie stammte, konnte studieren, wurde Jurist, Professor oder auch Künstler. Aber kaum jemand konnte sich frei entscheiden, was sie oder er werden wollte.

Das änderte sich in Europa und den USA erst vor rund 150 Jahren mit Beginn der Industrialisierung. Die sozialen Unterschiede nahmen ab, ab etwa 1900 durften auch Arbeiterkinder zur Schule gehen, Anfang des 20. Jahrhunderts konnten auch in Deutschland Frauen endlich bis zum akademischen Berufsabschluss die Universitäten besuchen. Noch heute hängt die Berufswahl in vielen Ländern stark davon ab, welche Schulbildung die Eltern bezahlen können, welches Geschlecht das Kind hat und wie dringend es selbst schon früh Geld verdienen muss.

Du dagegen hast die historisch einmalige Gelegenheit, dir deinen Beruf selbst auszusuchen.

Vielleicht denkst du jetzt: Aber meine Noten sind nicht gut genug! Meine Familie hat nicht genug Geld, um mich bei einem Studium zu unterstützen! Oder einfach: Die Entscheidung ist trotzdem schwer, ich wünschte, jemand anders würde sie für mich treffen.

All das schauen wir uns in diesem Buch an. Welche Wege du nach dem Schulabschluss einschlagen kannst. Woher du die Informationen für eine selbstbewusste Entscheidung bekommst. Was du tun kannst, wenn dein Abschluss oder deine Noten für deinen Wunschberuf nicht ausreichen oder deine Eltern ein Studium nicht unterstützen (können). Immer wieder kommen auch Menschen zu Wort, die ihren Weg schon gegangen sind und sich für einen Beruf entschieden haben.

Dieses Buch soll dich motivieren, dir Gedanken über dein Leben zu machen – und darüber, womit du es verbringen willst.

Immer geht es um die große Frage: Was willst du werden? Der Weg zu einer Antwort führt über dich. Denn die Frage »Was will ich werden?« geht einher mit der Frage »Wer bin ich?«. Die Suche nach dem passenden Beruf ist also auch eine Suche nach dir selbst. Es ist wie eine Schatzsuche. Am Ende weißt du im besten Fall nicht nur, welchen Ausbildungsweg du einschlagen und welchen Beruf du anstreben willst, sondern vor allem, wer du bist, wer du sein willst und was dich ausmacht.

Um das herauszufinden, schauen wir uns an, wer oder was bei deiner Berufsfindung eine Rolle spielt. Das sind viele Einflüsse von außen, zum Beispiel deine Eltern, Freunde oder die Filme, die du schaust. Das sind aber auch viele Einflüsse, die aus dir selbst kommen, deine Interessen, deine Fähigkeiten oder dein Blick auf dich selbst und das Leben.

Außerdem gibt dir dieses Buch einen Überblick über die vielen Möglichkeiten, mehr über die Berufe zu erfahren, die dich interessieren. Und du wirst lernen, was du sonst noch tun kannst, wenn du deine Zeit nach dem Schulabschluss erst einmal anders verbringen willst oder du deinen Wunschberuf kennst, aber nicht weißt, wie du ihn erreichen kannst.

Du musst dieses Buch nicht von vorn nach hinten lesen. Vielleicht weißt du über manche Themen schon gut Bescheid oder sie interessieren dich einfach nicht. Vielleicht magst du erst einmal wissen, was du tun kannst, wenn dir deine Entscheidung doch nicht mehr gefällt (S. 173), wie du am besten eine Bewerbung verfasst (S. 206) oder was die Berufswahl mit der Frage nach deinem Geschlecht zu tun hat (S. 106)? Dann stöbere einfach in diesem Buch, wie es dir gefällt.

Wenn du gleich loslegen magst mit deiner Suche nach dem passenden Beruf, kommt hier noch ein Tipp, auch wenn der jetzt sehr nach Hausaufgaben klingt: Lege dir einen Ordner zu (so einen richtigen, aus Pappe) und hefte dort alle Notizen und Infoblätter ab, die dir wichtig sind. Ein Ordner auf dem Computer (oder Smartphone) kann auch nicht schaden, denn viele Infos gibt es online. Vielleicht hilft dir auch ein Programm (zum Beispiel »Evernote« oder »Nimbus Note«), in dem du Links, PDFs und Notizen sowohl auf dem Computer als auch in der App auf dem Smartphone speichern kannst.

Am Ende der nächsten Kapitel findest du eine Liste von Fragen, die dir helfen sollen, eine möglichst freie und bewusste Entscheidung über die nächsten Schritte in deinem Leben zu treffen. Nimm dir Zeit für diese Fragen, notiere dir ein paar Antworten, lass diese Überlegungen durch deinen Kopf rotieren, geh damit spazieren oder schlafen. Oft kommen einem die besten Ideen, wenn man entspannt ist und nicht zu angestrengt nachdenkt.

Bereit? Dann lass uns loslegen! Es wird eine spannende Reise. Um nicht völlig orientierungslos draufloszugehen, schauen wir uns auf den nächsten Seiten zunächst ein paar Grundlagen an. Es geht darum, mit wem du da eigentlich unterwegs bist (denn du bist nicht allein auf dieser Reise), es geht um den Fahrplan deiner Reise und darum, warum die Entscheidung für einen Ausbildungsweg gerade jetzt in dieser Lebensphase so schwer ist oder wie du am besten vorgehst, wenn du an einer Kreuzung stehst und dich für viele verschiedene Wege entscheiden kannst. Aber lass uns zuerst schauen, wo du eigentlich unterwegs bist, wie die Landkarte der Ausbildungswege aussieht. Du bewegst dich ja nicht auf unerforschtem Terrain, den passenden Beruf haben vor dir schon unzählige junge Menschen gesucht. Und viele Wege führen zum Ziel.

Dein Weg zum passenden Beruf

Die Landkarte – Welche Wege führen zum Beruf?

Berufsausbildung

Schluss mit dem Rumsitzen, du kannst endlich was tun. Und dabei lernst du natürlich auch. Du kannst dein Wissen anwenden, Dinge erschaffen oder bewegen und – je nach Ausbildungsart – verdienst schon eigenes Geld. So ganz entkommst du dem Klassenzimmer aber noch nicht. Eine Ausbildung besteht nämlich nicht nur aus Praxis, sondern auch aus Theorie.

Es gibt schulische oder betriebliche Ausbildungen und für jede dieser (staatlich anerkannten) Ausbildungen eine deutschlandweit einheitliche Ausbildungsordnung. Dazu gehört auch, wie lange eine Ausbildung dauert, was in der Ausbildung gelernt werden soll und was am Ende geprüft wird.

Duale Ausbildung

Bei einer betrieblichen oder dualen Ausbildung lernst du in der Berufsschule, was du für deinen Beruf brauchst (etwa »Einzelhandelsprozesse« oder »Verkaufsgespräche kundenorientiert führen« für eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann), du hast aber auch sogenannten allgemeinbildenden Unterricht, wie du ihn aus der Schule kennst, zum Beispiel Deutsch, Sport oder Sozialkunde. Im Betrieb kannst du dein Wissen dann anwenden und verfeinern.

In der Regel dauert eine betriebliche Ausbildung zwischen zwei und dreieinhalb Jahren. Wenn du Abitur oder schon Berufserfahrung hast oder besonders gute Leistungen zeigst, kannst du die Ausbildung aber auch verkürzen.

Um eine betriebliche Berufsausbildung musst du dich in einem Betrieb bewerben, der auch ausbildet. Wenn du möglichst rasch nach dem Schulabschluss eine Ausbildung anfangen möchtest, solltest du dich schon etwa ein Jahr vor deinem Abschluss bewerben. Oft wird für eine Berufsausbildung ein bestimmter Schulabschluss erwartet. Mit einem mittleren Schulabschluss oder Abitur hast du bei manchen Berufsausbildungen bessere Chancen, einen Platz zu bekommen. Aber auch wenn du nicht so gute Noten oder einen Hauptschulabschluss hast, solltest du dein Ziel weiter verfolgen. Vielleicht bekommst du nicht sofort einen Ausbildungsplatz, aber dann gibt es noch andere Wege zu deinem Wunschberuf (s. S. 178). Manchmal überzeugt aber schon ein gutes Anschreiben den Adressierten, nicht nur auf deine Abschlussnote zu schauen (s. S. 208).

Schulische Ausbildung

Bei einer schulischen Ausbildung lernst du an einer Berufsfachschule oder einer ähnlichen Bildungseinrichtung, was du für deinen Beruf brauchst (etwa »Wundmanagement« oder »Infektionsprävention« für eine Ausbildung zum Pflegefachmann). Vor allem Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen (etwa Logopäde oder Erzieherin), aber auch manche technischen Berufe (zum Beispiel Maschinen- und Anlagenführerin oder Technischer Assistent für Informatik)1 werden in einer schulischen Ausbildung unterrichtet. Arbeitserfahrung sammelst du dann in regelmäßigen Praktika, die fest zur Ausbildung gehören.

Die schulische Ausbildung dauert – je nach Beruf – von wenigen Monaten bis zu 3,5 Jahre. Während einer schulischen Ausbildung verdienst du meistens noch kein Geld, manchmal musst du sogar eine Schulgebühr zahlen. Viele junge Menschen können sich eine schulische Ausbildung kaum leisten. Entweder springen dann Eltern und Verwandte ein oder du bewirbst dich um eine Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) oder um Unterstützung »nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz« – kurz: um BAföG (s. S. 191).

Die Ausbildung an öffentlichen Berufsfachschulen ist deutschlandweit einheitlich geregelt, du kannst mit dem Abschlusszeugnis also in der ganzen Bundesrepublik arbeiten. Bevor du eine private Berufsfachschule besuchst, solltest du dich informieren, welchen Ruf die Schule hat und ob ein Abschluss von dieser Schule in dem Berufsfeld auch anerkannt ist (Infos zu Informationsquellen auf S. 120).

Um eine schulische Berufsausbildung bewirbst du dich direkt bei der jeweiligen Bildungseinrichtung. Du brauchst meist einen mittleren Bildungsabschluss, manchmal reicht aber auch ein Hauptschulabschluss. Manche Schulen verlangen außerdem, dass du einen Eignungstest bestehst.

Nicht staatlich anerkannte Ausbildung

Es gibt Berufe, die sind nicht staatlich anerkannt. Das bedeutet lediglich, dass es für diese Ausbildungen keine staatliche Ausbildungsordnung gibt, die Dauer, Inhalt und Prüfung der Ausbildung festlegt.

Das kann verschiedene Gründe haben: Manche Berufe sind so neu, dass die zuständigen Ministerien noch nicht hinterhergekommen sind, eine Ausbildungsordnung für diese Berufe zu erlassen. Beispiele sind Yogalehrerinnen2, Tätowierer und Make-up-Artists3. Oder aber die Berufe sind so alt, dass es für sie keine Ausbildungsordnung mehr gibt, etwa der Beruf der Schriftsetzerin4. Auch wenn die Anforderungen an einen Beruf sehr speziell sind und es kaum Azubis gibt, kann es sein, dass es keine Ausbildungsordnung gibt, etwa bei der Operationstechnischen Assistentin5.

Auch eine nicht anerkannte Ausbildung wechselt normalerweise zwischen Praxis und Theorie (etwa Seminare und Schulungen). Wie lang solch eine Ausbildung dauert, ist unterschiedlich, schließlich gibt es noch keine einheitliche (staatliche) Regelung. Auch wie die Abschlussprüfung aussieht, ist abhängig vom Anbieter der Ausbildung. Es gibt also Yogalehrerinnen, die zwei Jahre gelernt und ein bestimmtes Zertifikat erworben haben, andere haben einen zweiwöchigen Intensivkurs belegt und ein anderes Zertifikat erhalten. Beide dürfen sich Yogalehrerin nennen. In der jeweiligen Branche weiß aber in der Regel jeder, was du gelernt hast und was dein Zertifikat wert ist, auch wenn die Ausbildung nicht staatlich anerkannt ist.

Eine Ausbildung in einem nicht staatlich anerkannten Beruf kannst du erst ab 18 Jahren machen. Meistens musst du die Ausbildung selbst bezahlen. BAföG oder Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) kannst du dafür nicht beantragen. Außerdem kannst du mit einer nicht anerkannten Ausbildung keinen höheren Schulabschluss erreichen. Wenn du einmal arbeitslos werden solltest oder dich umorientieren willst, giltst du für das Arbeitsamt außerdem als ungelernt. So kann es länger dauern, bis du einen neuen Arbeitsplatz findest, und du bekommst manchmal schwerer eine Umschulung oder Weiterbildung genehmigt.6

Weitere Ausbildungsarten

Außerdem gibt es noch andere Ausbildungsformen: Sogenannte Sonderausbildungen der Wirtschaft oder Abiturientenausbildungen richten sich an Schulabgänger mit Abitur und sollen eine Alternative zum Studium sein. Sie dauern meist zwei Jahre und sind ebenfalls eine Mischung aus theoretischer und praktischer Ausbildung.

Dann gibt es noch Ausbildungsgänge, die sich an Hochschulabsolventen richten. Wahrscheinlich denkst du, dass ein Studium doch genügen muss, um endlich richtig mit dem Arbeiten beginnen zu können? Für manche Berufe reicht der Uni-Abschluss aber nicht. Wer Journalistin werden will, hat mit einem anschließenden Volontariat – einer praktischen Ausbildung in einer Redaktion – bessere Chancen auf eine Anstellung. Wer Lehrer oder Anwältin werden will, muss nach dem Studium noch ein 12 bis 24 Monate langes Referendariat absolvieren. Angehende Pfarrer machen nach dem Studium ein Vikariat, angehende Ärztinnen eine Weiterbildung zum Facharzt. Und wer direkt eine Führungsposition in einem Unternehmen anstrebt, kann sich nach dem Studium als Trainee bewerben.

Neben der betrieblichen Ausbildung kannst du außerdem Zusatzqualifikationen erwerben, etwa die Zusatzqualifikation zur Handelsassistentin zusätzlich zur Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel. Damit qualifizierst du dich für Führungspositionen oder bereitest dich auf ein Studium vor.

Manche Ausbildungen kannst du auch in Teilzeit absolvieren, etwa wenn du kleine Kinder betreuen oder deine Eltern pflegen musst.

Übrigens: Rechtlich gesehen brauchst du keinen (bestimmten) Schulabschluss, um eine Berufsausbildung zu beginnen. In der Realität bekommt aber selten jemand einen Ausbildungsplatz, der keinen Schulabschluss hat.7 Trotzdem kannst du es natürlich versuchen, dich auch ohne Schulabschluss für einen Ausbildungsplatz zu bewerben. Dann solltest du gut begründen können, warum du die Schule abgebrochen hast (etwa wegen einer Krankheit oder weil du gemobbt wurdest) und warum du zuversichtlich bist, dass du dennoch eine Ausbildung schaffst.

Studium

In einem Studium kannst du dich richtig in ein Thema vertiefen und es von Grund auf verstehen. Viele Vorlesungen sind freiwillig, du musst also nicht daran teilnehmen. Umso mehr musst du aber selbstständig lernen, Semester- und Abschlussarbeiten schreiben. Viele Berufe kannst du nur mit einem Studienabschluss ausüben, oft erreichst du auch Führungspositionen nur, wenn du vorher studiert hast. Die meisten Studiengänge schließt du innerhalb von sechs Semestern (drei Jahren) mit dem Bachelor ab, anschließend kannst du noch vier Semester (also zwei Jahre) weiter studieren und mit dem Master abschließen. Danach lässt sich noch eine Promotion dranhängen und mit einer eigenen Forschungsarbeit der Doktortitel erwerben. Wenn dir die akademische Laufbahn zusagt, kannst du dich anschließend in deinem Fachbereich habilitieren und Professorin werden.

Um an einer Hochschule studieren zu dürfen, musst du die Schule normalerweise mit dem Abitur abgeschlossen haben. Manche Studiengänge (zum Beispiel Medizin oder Pharmazie) sind in ganz Deutschland, andere nur an manchen Hochschulen zulassungsbeschränkt, sie unterliegen einem NC (Numerus Clausus). Das heißt, dass die vorhandenen Studienplätze an die Bewerber mit den besten Noten gehen. Für andere Studiengänge, etwa der Fächergruppen Musik oder Kunst, musst du eine Eignungsprüfung bestehen. Um die führt in der Regel kein Weg herum. Einen NC kannst du jedoch umgehen, indem du dich einfach an einer anderen Hochschule bewirbst oder – bei bundesweit zulassungsbeschränkten Fächern – im Ausland studierst. Du kannst deine Chancen auf einen zulassungsbeschränkten Studiengang auch erhöhen, indem du erst einmal ein FSJ (s. S. 158) oder eine Ausbildung machst und damit dein Interesse an dem Beruf hervorhebst.8 Ein Teil der Studienplätze wird nämlich an Bewerber vergeben, die schon länger auf einen Studienplatz warten. Je länger du wartest, desto eher bekommst du einen Platz. Neben der Abi-Note können auch Motivationsschreiben, Eignungstests oder Auswahlgespräche über die Zulassung zu einem Studiengang entscheiden.9

Aber auch wenn du kein Abitur hast, kannst du studieren.

Studium ohne Abitur

Wenn du nach einer mindestens zweijährigen Ausbildung drei Jahre Berufserfahrung gesammelt hast, kannst du oft auch ohne Abitur an einer Universität studieren. Du darfst dann aber nur Studiengänge belegen, die zu deinem bisherigen Beruf passen.10 Die Allgemeine Hochschulzugangsberechtigung bekommst du nach einer zweijährigen Berufsausbildung und einigen anerkannten Fortbildungsabschlüssen automatisch, etwa als Handwerksmeister oder Fachwirtin.11

Manche Bundesländer erwarten bei Studieninteressierten ohne Abitur außerdem ein Mindestalter, gute Noten, einen Hauptwohnsitz im entsprechenden Bundesland, eine Aufnahmeprüfung an der jeweiligen Hochschule oder ein einjähriges Probestudium, nach dem entschieden wird, ob du weiter studieren darfst.12 Welche Voraussetzungen an deiner Wunsch-Uni gelten, erfährst du meistens schon auf der Webseite der jeweiligen Hochschule (such im Internet einfach: Uni+Stadt+Studium ohne Abitur) oder bei der Studienberatung der Hochschule.

Ohne Abitur, dafür aber mit Berufsabschluss und Berufserfahrung kannst du auch berufsbegleitend an einer Fernuni studieren. Weitere Infos findest du auf www.studieren-ohne-abitur.de.

Auch ein duales Studium ist ohne Abitur nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung möglich.

Duales Studium

Wenn du dich nicht zwischen Ausbildung und Studium entscheiden kannst, mach einfach beides. Bei einem dualen Studium lernst du die Theorie als Studentin an einer Universität, Hochschule oder Berufsakademie, hast aber gleichzeitig einen entsprechenden Ausbildungsvertrag mit einem Unternehmen. Neben den Vorlesungen arbeitest du also in einer Firma, lernst neben der Theorie auch gleich die Praxis kennen und hast am Ende in der Regel zwei Abschlüsse (Studienabschluss und Berufsqualifikation). Außerdem verdienst du auf diese Weise schon während des Studiums eigenes Geld und kannst bereits in einem Betrieb die Karriereleiter hinaufklettern. Die rund fünf Monate Semesterferien, die Studenten sonst für Semesterarbeiten, zum Jobben oder Reisen nutzen können, sind dann natürlich nicht drin. Dafür musst du die aber auch nicht mit Kellnern oder Babysitten verbringen, um dir dein Studium zu finanzieren.

Es gibt mehrere Hundert duale Studiengänge in Deutschland13, die meisten im Bereich Wirtschaft und Technik. Informationen zum dualen Studium und Zusatzqualifikationen findest du auf www.bibb.de/ausbildungplus.

Fachhochschule

Die Studiengänge an Fachhochschulen sind praxisorientierter als das Studium an einer Uni, oft sind die Seminare auch weniger überfüllt und du bekommst schneller Kontakt zu deinen Dozenten.

Voraussetzung für ein Studium an einer Fachhochschule ist die Fachhochschulreife oder die Fachgebundene Hochschulreife. Klingt ähnlich, es gibt aber wichtige Unterschiede:

Die Fachhochschulreife bekommst du in der Regel automatisch, wenn du die zwölfte Klasse oder – beim G8-Gymnasium – die elfte Klasse bestanden hast. Wenn du danach studieren möchtest, musst du noch ein sechs- bis zwölfmonatiges Praktikum machen oder eine Berufsausbildung abschließen. Aber auch an Berufs(fach-)schulen, Fachoberschulen, Berufsoberschulen und an Berufskollegs kannst du die Fachhochschulreife erlangen. Anschließend darfst du an allen Fachhochschulen in Deutschland studieren. Auch an einigen Universitäten kannst du ausgewählte Studiengänge belegen, aber oft erst nachdem du eine entsprechende Aufnahmeprüfung bestanden hast.14

Die Fachgebundene Hochschulreife erhältst du an einem Beruflichen Gymnasium, einem Fachgymnasium (zum Beispiel einem Wirtschaftsgymnasium), an Berufsfachschulen, Berufsoberschulen, Fachakademien, Berufs- oder Studienkollegs. Für manche dieser Schulen musst du neben einem mittleren Schulabschluss ein mindestens einjähriges Praktikum oder eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen. Du musst für die Fachgebundene Hochschulreife keine zweite Fremdsprache lernen und darfst damit auch an einer Universität studieren, allerdings nur Studiengänge, auf die du dich in deiner Schulzeit bereits spezialisiert hast. Du könntest also BWL studieren, wenn du deinen Abschluss an einem Wirtschaftsgymnasium gemacht hast.15

Übrigens: Mit der Fachgebundenen Hochschulreife kannst du relativ einfach das Abitur nachholen, indem du eine Prüfung in einer zweiten Fremdsprache ablegst.16 Auch später im Beruf kannst du das Abitur noch auf einem Abendgymnasium oder im Selbststudium mit anschließender Prüfung nachholen.17

Außerdem gibt es noch mehr oder weniger spezialisierte Hochschulen, etwa Kunsthochschulen, Schauspielschulen, Fachhochschulen für öffentliche Verwaltung, Berufsakademien oder – aber nur in Baden-Württemberg – Pädagogische Hochschulen. Wenn du dich für einen Beruf beziehungsweise eine Studienrichtung entschieden hast, lohnt es sich also, auch abseits der klassischen Universitäten nach einem Ausbildungsort zu suchen (s. S. 120).

Informationen rund ums Studium (nicht nur) für alle, die als Erste in ihrer Familie studieren, gibt es auf www.arbeiterkind.de.

Und falls du dich für einen Beruf interessierst, für den dein Schulabschluss nicht ausreicht, gibt es immer noch die Möglichkeit, einen höheren Schulabschluss nachzuholen.

Nun weißt du ungefähr, welche Wege zu deinem Ziel führen können. Und wie das so ist auf einer Reise, gibt es auch auf deinem Weg in den Beruf ein paar Zeiten, an die du dich halten solltest, wenn du möglichst schnell ans Ziel kommen willst. Wie dein Fahrplan in die Ausbildung oder ins Studium aussehen kann, erfährst du im nächsten Kapitel.

Der Fahrplan – Termine, Termine, Termine

Auch wenn ich in diesem Buch immer wieder sagen werde, dass du dir Zeit lassen sollst für solch eine wichtige Entscheidung – einige Termine solltest du doch beachten, sobald du dich für einen Weg entschieden hast.

Deswegen: Lege dir für diese spannende und wichtige Phase deines Lebens am besten einen Terminkalender zu. Das geht online, auf Papier, oder du lädst dir einen digitalen Offline-Kalender runter, egal was, Hauptsache du kannst dort Termine eintragen. Dort trägst du Einschreibungsfristen für die Uni oder Bewerbungsfristen für deine Wunschausbildung ein. Berufsausbildungen fangen meist im Spätsommer an, Unternehmen wählen ihre Azubis aber schon ein Jahr vorher aus. Du musst dich also schon ein Jahr vor deinem geplanten Ausbildungsbeginn bewerben.

Die meisten Studiengänge kannst du im Frühjahr (zum Sommersemester) oder im Herbst (zum Wintersemester) beginnen, musst dafür aber die Einschreibungsfristen beachten. Auch für manche Praktika, Auslandsaufenthalte oder Freiwilligendienste (s. S. 158) gibt es Anmelde- oder Bewerbungsfristen.

Auch Termine für Messen, Tage der offenen Tür und andere Infoveranstaltungen solltest du dir eintragen. Gerade wenn du nach der Schule ohne lange Pause mit der Ausbildung oder dem Studium weitermachen willst (oder musst), sind solche Fristen sehr wichtig. Sonst musst du vielleicht ein halbes Jahr oder länger überbrücken, was sich zum Beispiel auf das Kindergeld oder die Sozialhilfe auswirken kann.

Welche Zeiten du ungefähr einhalten solltest, hat die Bundesagentur für Arbeit sehr schön auf einem Poster illustriert, aber etwas kompliziert benannt: Der Berufswahlfahrplan gibt dir eine gute Übersicht, was wann zu tun ist und wo du die notwendigen Infos bekommst. Du findest den Plan hier: planet-beruf.de/fileadmin/assets/PDF/PDF_Checklisten/Berufswahlfahrplan_2020.pdf.

Am besten legst du schon vor deinem Schulabschluss – empfohlen wird ein Jahr vorher – mit deiner Suche nach einem passenden Beruf los. So verpasst du keine Fristen und kommst nicht in Zeitnot. Schließlich ist die Berufswahl schon aufregend genug.

Einzelne Schritte auf deinem Weg zur Selbst- und Berufsfindung kannst du dir gut sichtbar aufschreiben und über deinen Schreibtisch oder neben den Spiegel hängen, wo du sie öfter siehst. Das kann motivieren und hilft dir, deine Ziele im Blick zu behalten. Unterteile Ziele, die in der Ferne liegen, in weitere Einzeletappen, die du dann abhakst, sobald du sie erreicht hast.

Wenn du zielstrebig an deiner Berufswahl arbeiten willst, blocke dir regelmäßig ein oder zwei Stunden in deinem Terminkalender, in denen du nur an deiner Berufswahl arbeitest.

Das gilt auch für später. Wenn du Pläne hast – zum Beispiel neue Tätigkeiten ausprobieren willst, weil dir dein Beruf keinen Spaß mehr macht –, dann blocke dir dafür regelmäßig Zeit im Kalender. Sonst bleiben deine Pläne nur Träume, mit denen du dich beruhigst, wenn es dir nicht so gut geht. Aber wahr werden Träume nur, wenn man sie anpackt. Damit du dann die Stunde im Kalender nicht nur absitzt oder doch lieber etwas anderes in der Zeit machst, schreib dir auch gleich auf, wie du diese Stunde füllen willst. Vielleicht mit ein paar Berufswahltests (s. S. 229), um einmal in Ruhe über deine Interessen und Hobbys nachzudenken und aufzuschreiben, was dich davon weiterbringen kann oder mit der Recherche von Informationen zu einem ganz bestimmten Berufsfeld, das dich interessiert (s. S. 120). Oder sogar mit der ersten Bewerbung? (s. S. 206)

Während du mit der Berufswahl anfängst, dir einen Terminkalender herunterlädst und deinen Berufswahlordner beschriftest, machen das ungezählte Schulabgängerinnen in diesem Land genauso. Du bist eben nicht allein unterwegs. Und manchmal hilft es bei der eigenen Entscheidung, sich umzuschauen, wem es ähnlich geht. Und was andere in deiner Situation machen.