Catch My Breath (»Catch Me«-Reihe 2) - Rebekka Weiler - E-Book
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Rebekka  Weiler

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Beschreibung

NIEDRIGER AKTIONSPREIS NUR FÜR KURZE ZEIT! **Küsse auf dem Eis** Als Kapitänin ihrer College-Eishockeymannschaft sollte sich Sarina eigentlich ganz auf das Training und die anstehende Meisterschaft konzentrieren. Aber seit einem One-Night-Stand mit dem charmanten und immer gut gelaunten Miles geht ihr der attraktive Biologie-Student nicht mehr aus dem Kopf. Doch mehr als eine lockere Affäre ohne Gefühle kann es niemals zwischen ihnen geben, denn Miles ist der Sohn von Peter Wallace, dem Erzfeind ihres Vaters. Fest entschlossen, ihr Herz nicht an ihn zu verlieren, trifft sie sich immer wieder mit dem Sonnyboy. Als Miles jedoch alles daransetzt, ihre errichteten Schutzmauern einzureißen, steht Sarina vor der schwersten Entscheidung ihres Lebens …   Unglaublich romantisch und herzzerreißend gefühlvoll. Ein wahres Lesevergnügen! //Dies ist der zweite Band der »Catch Me«-Reihe. Alle Bände der prickelnden New Adult Romance bei Impress: -- Catch My Fall (»Catch Me«-Reihe 1) -- Catch My Breath (»Catch Me«-Reihe 2)// Jeder Roman der Serie ist in sich abgeschlossen und kann eigenständig gelesen werden.

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Die Macht der Gefühle

Impress ist ein Imprint des Carlsen Verlags und publiziert romantische und fantastische Romane für junge Erwachsene.

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Rebekka Weiler

Catch My Breath (»Catch Me«-Reihe 2)

**Küsse auf dem Eis**Als Kapitänin ihrer College-Eishockeymannschaft sollte sich Sarina eigentlich ganz auf das Training und die anstehende Meisterschaft konzentrieren. Aber seit einem One-Night-Stand mit dem charmanten und immer gut gelaunten Miles geht ihr der attraktive Biologie-Student nicht mehr aus dem Kopf. Doch mehr als eine lockere Affäre ohne Gefühle kann es niemals zwischen ihnen geben, denn Miles ist der Sohn von Peter Wallace, dem Erzfeind ihres Vaters. Fest entschlossen, ihr Herz nicht an ihn zu verlieren, trifft sie sich immer wieder mit dem Sonnyboy. Als Miles jedoch alles daransetzt, ihre errichteten Schutzmauern einzureißen, steht Sarina vor der schwersten Entscheidung ihres Lebens …

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Vita

Playlist

Glossar

Danksagung

© privat

Rebekka Weiler, 1986 geboren, schrieb bereits in jungen Jahren ihren ersten Roman. Er war ganze vier Seiten lang und ein Weihnachtsgeschenk für ihre Mama. Seither begleitet sie die Faszination für das geschriebene Wort und ihre Geschichten wurden länger und länger. Meistens widmet sie sich Liebesgeschichten, in denen sie ihre Protagonisten vor allerlei Herausforderungen stellt. Rebekka wohnt in Süddeutschland, reist gerne und liebt guten Kaffee.

Für alle, die auf ihr Herz hören.Und für alle, die sich das noch nicht trauen.Seid mutig. Es lohnt sich.

Playlist

Thirty Seconds To Mars feat. Halsey – Love Is Madness

Vitamin String Quartet – In My Blood

Kris Bowers – Love Is A Choice

Westlife – Catch My Breath

Kodaline – Care

Dean Lewis – Falling Up

Howie Day – Longest Night

The All-American Rejects – Dirty Little Secret

Girls Aloud – Forever And A Night

Kris Bowers – All Is Fair In Love And War

Vitamin String Quartet – Bad Guy

Susan McFadden – Caledonia

Picture This – Oslo

Imagine Dragons – Walking The Wire

Revolverheld – Romeo

Sam Fischer & Demi Lovato – What Other People Say

Jake Scott – All Too Well

Declan J Donovan – Perfectly Imperfect

Sam Fischer – Ready

Kelly Clarkson – Catch My Breath

Taylor Swift – Lovestory

Delta Goodrem – Kill Them With Kindness

Imagine Dragons – Wrecked

Pa Sheehy – Róisín

Prolog

4. Juli

Sarina

Der Abend schien perfekt. Obwohl es inzwischen dunkel war, hatte die Luft nach wie vor um die fünfundzwanzig Grad und ich liebte es, am Rand des Pools zu sitzen und meine Beine im kühlen Wasser baumeln zu lassen. In der Hand hielt ich ein mittlerweile warmes Bier, doch das war mir egal. Es gab nichts Besseres als laue Sommernächte und einen Feiertag, an dem ich mit all meinen Freunden feiern konnte. Die Party war großartig. Und sie würde noch besser werden, wenn der Kerl, den ich seit geraumer Zeit im Auge hatte, endlich auf mich reagieren würde. Groß, blond, blauäugig. Eigentlich nicht mein Typ, doch irgendetwas an seiner Ausstrahlung fesselte mich. Er erinnerte mich an jemanden, aber ich kam einfach nicht drauf an wen.

Gedankenverloren nippte ich an meinem Bier. Vom Haus dröhnte der Beat schlechter Musik herüber. Zum Glück störte das längst niemanden mehr. Weder die Nachbarn noch die vielen Studierenden, die Beau aus dem Footballteam eingeladen hatte. Bloomville glich am Vierten Juli einer einzigen riesigen Party – in Blau, Weiß und Rot. Natürlich gab es einen Dresscode und jeder trug Klamotten in den amerikanischen Flaggenfarben. Ich hatte mich für ein weißes Kleid entschieden, weil Rot und Blau zu meinen kupferfarbenen Haaren meistens furchtbar aussahen.

»Hey.« Gut gelaunt ließ sich meine beste Freundin neben mich fallen und steckte ihre Füße ebenfalls ins Wasser. »Hier bist du.«

Ich nickte und sah Toni dabei zu, wie sie von dem kleinen Muffin abbiss, den sie sich vom Buffet geschnappt hatte. Es gab Fingerfood, was bedeutete, dass ständig jemand von uns am Essen war. Suchend blickte ich mich nach dem Rest meines Teams um. Ich war die Kapitänin der Frauen-Eishockeymannschaft von Bloomville und wir waren heute alle hier. Weil im Sommer die wenigen Wochen im Jahr waren, in denen wir spielfrei hatten, und es unsere einzige Aufgabe war, uns um unsere Fitness zu kümmern. Und das würden wir auch nach dem Partywochenende des Vierten Juli wieder tun.

»Gott, ich liebe Sommernächte.« Seufzend legte Toni den Kopf in den Nacken und starrte in den Sternenhimmel. Gleichzeitig plantschte sie mit den Füßen im Wasser. Für einen Moment schwieg sie, dann richtete sie sich auf und sah mich ernst an. »Wir sollten das öfter machen«, sagte sie eindringlich.

»Was genau?« Ich trank einen weiteren Schluck Bier. »Auf Partys gehen?«

»Ja, das auch.« Sie grinste. »Aber eigentlich meine ich das hier. Das Draußensitzen. Am besten, bis die Sonne aufgeht und die Wolken leuchten und kein Mensch mehr unterwegs ist.«

»Bist du betrunken?« Ich tätschelte ihr leicht den Arm. Meistens war sie nicht so sentimental, sondern eher praktisch veranlagt.

»Nein.« Sie musterte mich ernst und schob sich demonstrativ den Rest ihres Muffins in den Mund. »Ich sorge dafür, dass der Alkohol direkt aufgesaugt wird«, mampfte sie.

»Aha.« Ich lachte leise und drehte den Becher in meiner Hand hin und her. »Aber du hast recht«, fügte ich schließlich hinzu. »Es ist wirklich schön.« Langsam bewegte ich meine Beine im Wasser und erneut fiel mein Blick auf den blonden Kerl. Er stand mir gegenüber auf der anderen Seite des Pools und war mit Caleb und Jonah aus dem Männer-Eishockeyteam ins Gespräch vertieft. Auch sie hielten rote Pappbecher in den Händen und waren in den passenden Farben gekleidet. Weiße T-Shirts und blaue Jeans. Immer wieder drang ihr Lachen zu mir herüber und ich kam einfach nicht drauf, woher ich ihn kannte. Ich studierte seit einem Jahr in Bloomville, doch ich war mir sicher ihm noch nicht am College begegnet zu sein. Was durchaus nicht ungewöhnlich war. Bloomville war zwar eine Kleinstadt, das College war jedoch riesig. Es gab zigtausend Studentinnen und Studenten. Natürlich konnte ich nicht alle kennen.

Aber er … Ich kniff die Augen zusammen. Da war dieses Gefühl in mir. Eine Erinnerung. Ich wusste, dass ich ihn schon einmal gesehen hatte.

»Wer von den drei Jungs ist es?« Tonis Stimme riss mich aus meinen Gedanken.

»Hm?«

»Auf wen stehst du? Miles, Caleb oder Jonah?«

»Auf gar keinen.« Ich schüttelte den Kopf und nippte wieder an meinem Getränk. Miles … Der Name sagte mir nichts.

»Lügnerin.« Toni stieß mich mit dem Ellbogen in die Seite. »Soll ich raten?«

»Nur zu.« Ich war mir sicher, dass sie auf Caleb oder Jonah tippen würde. Beide waren groß, trainiert und leidenschaftliche Eishockeyspieler. Eigentlich genau das, was ich mochte. Doch es waren nicht die beiden, die ich seit geraumer Zeit beobachtete.

Für einen Moment tat sie so, als müsste sie überlegen. Dann griff sie nach meinem Becher und trank den Rest meines Biers. Ich protestierte nur deshalb nicht, weil das Zeug mittlerweile echt furchtbar schmeckte.

»Mr Wallace«, verkündete sie, nachdem sie geschluckt hatte, und sah mich triumphierend an. »Hab ich recht?«

»Wer ist Mr Wallace?« Verständnislos betrachtete ich sie.

»Na, Miles«, grinste sie und nickte mit dem Kopf in die Richtung der drei. »Miles Wallace. Studiert Bio.«

Diese Information erklärte mir immerhin, warum sie ihn kannte. Toni war für Pre-Med eingeschrieben und hatte einige Kurse gemeinsam mit den Biologiestudenten. Doch es war etwas anderes, das mich die Stirn runzeln ließ.

»Miles Wallace sagst du?«

»Jup.« Sie nickte und stellte den Becher zwischen uns ab. »Er ist cool. Ich mag ihn.«

»Weißt du, wo er herkommt?«

»Keine Ahnung.« Sie zuckte mit den Schultern. »Nicht weit von hier, meine ich.«

»Zufällig auch Bangor?« Wie ich?

»Weiß nicht. Kann sein.« Im nächsten Moment hob sie die Hand und winkte den Jungs, die sich in unsere Richtung gedreht hatten. Als hätten sie gespürt, dass wir über sie sprachen. Und während ich ihm nun über den Pool hinweg ins Gesicht sah, wusste ich, dass sich mein Verdacht bestätigt hatte.

Miles Wallace.

Ich kannte ihn tatsächlich. Aber nicht, weil wir dasselbe College besuchten. Sondern weil wir als Kinder zusammen gespielt hatten. Zum letzten Mal war ich ihm vor acht oder neun Jahren begegnet, unsere Väter waren Anwaltskollegen gewesen. Bis ein Vorfall alles zerstört und mein Dad seinen Job verloren hatte.

Ich schluckte.

Das hieß dann wohl, dass ich mich von ihm fernhalten musste.

»Gehen wir rüber zu ihnen? Ich kann euch einander vorstellen.« Toni war bereits im Begriff aufzustehen, als ich ihr eine Hand auf den Unterarm legte.

»Lass mal.« Ich versuchte mich an einem Lächeln. Es funktionierte nur so halb. »Ich find’s schön hier.« Demonstrativ wackelte ich mit den Füßen im Wasser.

»Okay, dann …«, sie seufzte, »hol ich uns mal neue Getränke. Wieder Bier?«

Ich nickte. Mischen war keine gute Idee, das hatten wir alle auf die harte Tour gelernt. Toni verschwand, ich blieb sitzen. Und weil Miles, Caleb und Jonah mir immer noch genau gegenüberstanden, fiel mein Blick erneut auf sie. Oder vielmehr auf einen der drei.

Er war riesig geworden. Miles war zwar schon damals ein paar Zentimeter größer gewesen als ich, doch in den vergangenen Jahren … Ich tippte auf mindestens ein Meter neunzig. Und obwohl er nicht wie die anderen beiden Eishockey spielte, zeichneten sich trotzdem deutlich definierte Muskeln unter seinem Shirt ab. Ich konnte nicht leugnen, dass er heiß war. Sexy. Und absolut verboten.

Kopfschüttelnd zwang ich mich den Blick von ihm abzuwenden und stattdessen auf das Wasser zu starren. Der Pool war angenehm warm, vorhin waren sogar ein paar Partygäste hineingehüpft.

Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich dort saß, bis Toni zurückkam. Und sie war nicht allein. Elle und Mia aus unserem Team befanden sich in ihrem Schlepptau.

»Rinaaaa«, trällerte Elle und allein die Art, wie sie meinen Namen rief, verriet mir, dass sie ziemlich gut dabei war.

»Hey.« Ich grinste zu ihnen hoch und schüttelte den Kopf, als Mia mir ihre Hand entgegenstreckte und mich hochziehen wollte. »Nein, ich bleib hier. Das Wasser ist …«

Ich kam nicht dazu, meinen Satz zu beenden. Elle ließ sich direkt neben mich fallen. »Tolle Aussicht«, bemerkte sie und blickte wie ich vor wenigen Minuten zu den drei jungen Männern auf der anderen Poolseite. »Caleb ist heiß.«

»Das sind sie alle«, erklang es zustimmend von meiner anderen Seite. Mia dieses Mal. »Ich glaube ja, das ist das heimliche Auswahlkriterium. Wer nicht mindestens eine Acht ist, wird abgelehnt.«

»Das ist ganz schön sexistisch, Girl.«

»Aber wahr.« Elle plantschte fröhlich mit ihren Füßen im Wasser. »Sie sind wirklich alle heiß. Ist der Blonde neu im Team? Ihn kenne ich nicht.«

Bevor ich ihr sagen konnte, was Toni mir über ihn erzählt hatte, schaltete sich meine beste Freundin selbst ein. »Nopes«, entgegnete sie. »Miles hat angeblich zwei linke Hände und zwei linke Füße. Seine Worte. Nicht meine.«

»Schade. Er würde gut ins Team passen.«

»Du bist echt unmöglich.« Ich stieß sie lachend in die Seite.

»Warum? Es kann nie genug Eyecandy geben. Und wenn dann auch noch Soulfood drinsteckt … Bingo.«

Für einen kurzen Moment schwiegen wir, bis das Lachen zuerst aus Toni platzte, Mia zu kichern begann und ich immerhin grinste. Elle war einfach unverbesserlich. Und betrunken.

Eine ganze Weile saßen wir am Pool, plantschten mit den Füßen im Wasser, tranken unser Bier, philosophierten über die wichtigen Dinge des Lebens und genossen unseren Abend. Es wurde immer später und die Musik immer schlechter. Dafür schmeckte das Bier immer besser. Und irgendwann schlug einer aus dem Footballteam vor, eine Runde ihres legendären, selbst erfundenen Trinkspiels zu spielen.

»O Gott. Sind wir uns sicher, dass wir uns das antun wollen?« Toni sah von Elle zu Mia und schließlich zu mir. »Ihr wisst, wie das beim letzten Mal geendet hat.«

Jup. Wussten wir alle. Sie hatte Jess aus unserem Team geküsst, Caleb hatte mit einer älteren Studentin die Klamotten tauschen müssen und Carter das ekelhafteste Mixgetränk aus Bier, Tequila, Chilisoße und Zimt getrunken. Danach hatte er dreißig Minuten lang über der Kloschüssel gehangen.

»Ach, kommt schon.« Elle sprang als Erste auf und zog uns energisch auf die Beine. »Das wird lustig.«

Die berühmten letzten Worte. Ich warf Toni einen skeptischen Blick zu, doch allem Anschein nach hatte sie sich entschieden. Sie wollte mitspielen, genau wie Mia und Elle. Und weil ich schon immer schlecht darin gewesen war, dem Gruppenzwang zu widerstehen, fand ich mich keine fünf Minuten später in einem Kreis bestehend aus meinen Freundinnen, Beau, Carter, Jonah, Caleb, drei Mädels, die ich nicht kannte, wieder. Und Miles.

Fantastisch.

So viel also zum Thema, ihm aus dem Weg zu gehen. Immerhin saß er nicht neben mir.

»Okay.« Vor Beau stand eine Kiste auf dem Boden. »Wissen wir alle noch, wie die Regeln sind?« Er sah von links nach rechts. Allgemeines Nicken war die Antwort, nur Miles wirkte etwas überfordert. Was fast schon niedlich war.

Halt! Stopp! Ich durfte ihn nicht niedlich finden. Nicht ihn!

Auch Beau schien Miles’ fragenden Blick bemerkt zu haben, weshalb er im Schnelldurchlauf die Regeln herunterspulte. »Wir ziehen reihum Karten mit Aufgaben. Erfüllst du sie nicht, trinkst du. Das ist alles.«

»Okay.« Miles nickte, beugte sich zu Caleb und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Im nächsten Moment lachte dieser dreckig und schlug Miles gegen den Oberarm.

»Warte es ab. Vielleicht zieh ich ja wieder die Karte Küsse einen Kerl der Runde. Dann bist du fällig.« Und weil alle wussten, dass das Caleb durchaus zuzutrauen war, grinsten wir, während Miles große Augen bekam.

»Muss dich enttäuschen, Caleb.« Beau mischte noch einmal die Karten durch. »Wir haben das Spiel geupdatet. Es gibt neue Aufgaben.« Tatsächlich sahen die bunten Karteikarten in seiner Hand ziemlich unbenutzt aus.

»Oh. Gefällt mir, mein Freund.« Caleb rieb sich vergnügt die Hände. »Ich hoffe, ihr wart kreativ. Wenn da echt so was wie Küsse deinen Nebensitzer auf die Wange steht, streike ich. Das ist Kindergeburtstagsniveau.«

»Das werden wir ja gleich sehen.« Beau legte die Karten auf die kleine Kiste und forderte Caleb auf anzufangen. »Zieh!«

»Zu gerne, Beauford. Zu gerne.« Er schnappte sich die erste Karte und las, was dort geschrieben stand. Sein Grinsen wurde breiter und er wackelte auf diese typische Caleb-Art mit beiden Augenbrauen gleichzeitig.

»Okay, Freunde.« Alle Blicke waren auf ihn gerichtet. Nur ich linste immer wieder zu Miles, der über Calebs Schulter gebeugt die Karte regelrecht studierte.

»Und? Was steht drauf, Mann?«

»Du trinkst«, las Caleb vor. »Und alle Frauen auch. Cheers, Ladys.« Er hielt seinen Becher in die Höhe und prostete uns zu.

Augenrollend setzte ich mein Bier an und trank den geforderten Schluck. Als Nächstes war Jonah an der Reihe. Er musste eine Frage nach seinem letzten One-Night-Stand beantworten. Was er bereitwillig tat. Auch Beau und Carter erhielten einfache Aufgaben. Mit wem hattest du den besten Sex? war Beaus Frage. Und Carter musste die Anzahl der Buchstaben in seinem Vornamen trinken.

Dann kam Elle dran. Argwöhnisch musterte sie den Kartenstapel, ehe sie zog.

»Toll!«, entfuhr es ihr, nachdem sie ihre Aufgabe gelesen hatte. »Trinke jetzt und ab sofort immer, wenn der Spieler vier Plätze rechts von dir dran ist.« Was in ihrem Fall bedeutete, dass sie ab sofort Calebs Drinking Buddy war. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.

Elle trank ihren jetzigen Schluck und nach Mia (Tausche dein Oberteil mit dem eines Spielers deiner Wahl) und Toni (Zeige das peinlichste Foto auf deinem Handy) war ich an der Reihe. Mit klopfendem Herzen zog ich meine Karte und spürte die Blicke der gesamten Runde auf mir. Vielleicht hatte ich Glück und es war …

»Fuck!« Ich überflog meine Aufgabe ein weiteres Mal, doch die Worte, die dort standen, waren immer noch dieselben. Tausche den Platz mit der Person dir gegenüber und küsse einen deiner neuen Nachbarn. Was nichts anderes hieß, als dass ich mit Caleb tauschen musste. Und das bedeutete, dass ich von nun an neben Miles sitzen und entweder ihn oder Jonah küssen musste. Die Alternative wäre zu trinken, aber das war die feige Option. Niemand wusste, dass unsere Väter verfeindet waren. So offen, wie sein Blick auf mir lag, war ich mir nicht einmal sicher, ob er überhaupt selbst ahnte, wer ich war. Es gab schlicht keinen Grund, mich nicht neben ihn zu setzen und einen der beiden kurz zu küssen.

Also stand ich auf, genau wie Caleb. Grinsend lief er an mir vorbei und gab mir ein High Five. Dann ließ er sich neben Toni fallen, während ich zwischen Miles und Jonah Platz nahm. Ich wagte nicht ihn anzusehen, aber ich spürte genau, wie er mich beobachtete.

»Hi«, sagte er so leise und so sanft, dass ich doch den Kopf hob. In der nächsten Sekunde blickte ich direkt in die blausten Augen der Welt. Ich schluckte schwer. Waren sie schon damals so intensiv gewesen? Ich konnte mich nicht daran erinnern. Andererseits war ich damals ein Kind gewesen. Augenfarben hatten mich mit zwölf Jahren sicherlich kein Stück interessiert, auch wenn sie so strahlend blau waren, dass es mir kurzzeitig den Atem verschlug.

»Hi«, entgegnete ich und räusperte mich leise. Mit einem Mal war mein Hals staubtrocken und mein Herzschlag ging immer schneller. Miles saß so nah neben mir, die Wärme, die von ihm ausging, war trotz oder gerade wegen der lauen Sommernacht deutlich spürbar.

»Sarina?«

Erst als ich angesprochen wurde, wandte ich den Blick von Miles ab. »Ja?«

»Teil zwei deiner Aufgabe.« Beau grinste auffordernd. »Wer darf der Glückliche sein?«

Ich hatte keine Ahnung. Scheiße, ich hatte keine Ahnung. Ich wollte Jonah nicht küssen, aber Miles war schlichtweg keine Option.

Also blieb mir nur eins. »Darf ich?«, fragte ich und Jonah nickte lächelnd.

»Klar.«

»Okay.« Ich beugte mich zu ihm und drückte ihm so schnell ich konnte einen Kuss auf die Lippen. Es dauerte keine zwei Sekunden und war trotzdem viel zu lang.

Mein Puls raste immer noch, während ich einen Blick zu Beau warf, der mich ansah, als hätte ich den Verstand verloren.

»Da steht küssen, Rina«, protestierte er. »Ihn dabei kaum zu berühren, zählt nicht. Ich bestehe auf eine Wiederholung.«

»Natürlich zählt das«, hielt ich dagegen und funkelte Beau herausfordernd an. »Unsere Lippen haben sich berührt, also war es ein Kuss. Wenn du hier French Kissing willst, dann schreib das auch so hin.«

»Gute Idee.« Er angelte nach der Karte, die ich gezogen hatte. »Hat jemand einen Stift? Ich muss da was ergänzen.«

»Wieso zum Teufel sollten wir Stifte auf eine Party mitnehmen, Mann? Die hab ich nicht mal in den Vorlesungen dabei.« Caleb warf ihm seinen leeren Becher an den Kopf und griff nach der Flasche Tequila, die bereitstand. »Kommen wir zum guten Stoff. Weiter geht’s, du bist dran«, forderte er das blonde Mädchen neben sich auf, deren Namen ich immer noch nicht kannte. Sie zog eine Karte, las ihre Aufgabe vor und erledigte sie mithilfe ihrer Freundin. Sie musste ihr Getränk mit dem eines Mitspielers ihrer Wahl tauschen.

Das nächste Mädchen entschied sich für Trinken und im Nu war Miles an der Reihe.

Er nahm eine Karte vom Stapel und musste sich dabei so weit zur Seite beugen, dass er meinen Arm streifte. Augenblicklich begann die Stelle zu kribbeln, an der er mich berührt hatte. Am liebsten hätte ich mir meine Finger auf die Haut gedrückt, doch ich blieb wie erstarrt sitzen. Das durfte nicht sein, ich konnte nicht so sehr auf ihn reagieren. Ich hatte zwar keinen Schimmer, was genau sein Vater meinem angetan hatte. Aber ich wusste noch, wie Dad von einem Tag auf den anderen nicht mehr in die Kanzlei gegangen war und wir Miles’ Familie nie wieder gesehen hatten. Der Streit war heftig gewesen und der Name Wallace von diesem Moment an verboten in unserem Haus.

Gott, ich sollte nicht hier neben ihm sitzen. Ich sollte nicht mit ihm reden. Und vor allem sollte ich nicht seinen Duft nach Zitrone und Zedernholz in mich aufsaugen wie ein Schwamm. Mit jedem anderen Kerl, auf den ich solch eine Reaktion zeigte, hätte ich bis zum Umfallen geflirtet. Aber nicht mit Miles Wallace. Niemals mit Miles Wallace.

»Mit wem in dieser Runde würdest du gerne ins Bett gehen?«

Seine Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ließ mich unweigerlich den Atem anhalten. Was würde er darauf antworten? Oder trank er einfach? Wie konnte er so ruhig dasitzen, mit diesem verfluchten Lächeln auf den Lippen und dem Pappbecher lässig in der Hand? Was für ein beschissenes Spiel. Ich hätte mich nicht darauf einlassen sollen, wollte die Antwort auf diese Frage überhaupt nicht hören. Welchen Namen auch immer er gleich aussprach, er hatte mir vollkommen egal zu sein.

»Also, ihr seid schon mal raus.« Er grinste erst Beau, dann Carter an. »Ich steh nicht so auf Footballer.«

»Du brichst mir das Herz, Mann.« Beau griff sich theatralisch an die Brust.

»Tut mir leid.« Miles’ Mundwinkel zuckten wieder, als er seinen Blick weiterwandern ließ. »Antonia ist die kleine Schwester, die ich nie hatte. Elle macht mir Angst.« Das Zwinkern, das seinen Worten folgte, ließ erahnen, dass er sie nicht ganz ernst meinte, obwohl ich ihm die Aussage nicht verübeln konnte. Elle war in der Tat wie ein Wirbelsturm. Nicht jeder kam mit ihr zurecht. »Mia steht nicht auf blond, richtig?«

Sie bestätigte seine Vermutung mit einem heftigen Nicken, was Miles zum Anlass nahm, mit seinen Begründungen weiterzumachen. Auch die drei unbekannten Mädels wurden nicht von ihm ausgewählt, genau so wenig wie Jonah, der ihm zu groß war. Es waren lächerliche Gründe und doch führten sie dazu, dass am Ende nur noch Caleb und ich zur Auswahl standen. Ich spürte Miles’ Blick auf mir, der mich musterte, als wüsste er nicht so recht, was er nun sagen sollte.

Unsere Väter sind Feinde, ich kann dich nicht auswählen.

Das wäre ein ehrlicher Grund gewesen, aber ich wusste nicht, ob ihm das überhaupt klar war. Er machte nicht den Anschein, als würde er sich an mich – oder gar an den Vorfall zwischen unseren Vätern – erinnern.

Ich wollte ihm gerade vorschlagen einfach zu behaupten, dass ich ihm zu klein wäre, als Miles weitersprach.

»Sorry, Mann.« Er grinste Caleb auf ziemlich verschmitzte Art an und deutete mit dem Daumen auf mich. »Ich wähle sie. Rina ist hübscher als du.«

»Dann hast du dir meinen Hintern noch nie richtig angesehen«, entgegnete Caleb lässig. »Nichts für ungut, Sarina.«

Ich schüttelte nur den Kopf und wusste nicht, wohin mit mir. Miles hatte unter all diesen Optionen mich gewählt. Und das war schlichtweg tragisch, weil ich unter anderen Umständen keine Sekunde gezögert hätte. Wären unsere Väter nicht unsere Väter, wäre ich an diesem Abend mit Sicherheit mit ihm nach Hause gegangen.

Wir spielten ein paar weitere Runden, zogen Karte um Karte, erledigten Aufgaben, tranken und lachten. Und währenddessen saß Miles unaufhörlich neben mir. Ich spürte seine Wärme, nahm immer wieder seinen Duft wahr und ignorierte das Ziehen in meiner Brust, das seine Anwesenheit in mir auslöste.

Es war bereits nach Mitternacht, als Beau das Ende des Spiels verkündete und sich unsere Gruppe zerschlug. Caleb stürzte sich mit zwei der Mädels in den Pool und Toni gab mir zu verstehen, dass sie für neues Bier sorgen würde, und schleppte Elle mit ins Haus. Mia war in ein Gespräch mit Carter vertieft und von Beau war nichts mehr zu sehen. Einzig Miles stand immer noch neben mir. Miles mit den blonden Haaren und den blauen Augen, die mich irgendwie in ihren Bann gezogen hatten. Gedankenverloren rieb ich mir mit den Händen über meine Oberarme.

»Ist dir kalt?«, fragte er sofort.

Mein Blick folgte seinem Finger, mit dem er auf meine Arme deutete. »Nein. Alles gut.« Ich ließ die Hände wieder sinken und lächelte. Es war wie ein Reflex, ich konnte es nicht verhindern. Er hatte etwas an sich, das einfach gute Laune versprühte.

»Okay.« Er erwiderte mein Lächeln. »Dann könnten wir uns dort hinten verstecken, bevor Caleb auf die Idee kommt, uns auch ins Wasser zu stoßen.«

»Gute Idee.« Streng genommen war es zwar keine, weil ich mich nicht weiterhin in seiner Nähe aufhalten sollte, aber seine Befürchtung, von Caleb in den Pool gezogen zu werden, war durchaus berechtigt. Also nickte ich und folgte Miles ein kleines Stück weiter in den Garten, sodass wir unter einem großen Baum etwas abseits auf einer kleinen Steinmauer sitzen konnten. Er streckte die Beine aus und wirkte furchtbar entspannt, während ich noch nicht entschieden hatte, was ich davon hielt, hier mit ihm zu sein.

»Du wohnst mit Antonia zusammen, stimmt’s?«

Ich nickte. »Drüben im Mansfield House. Und du?« Im Kopf ging ich alle Wohnheime durch, die ich kannte. »Im Lincoln House? Oder im Liberty?«

»Weder noch.« Das Grinsen verließ sein Gesicht einfach nicht. »Ich habe eine eigene kleine Wohnung in Campusnähe.«

»Oh. Cool.« Und praktisch. Nicht dass ich es nicht mochte, mit Toni zusammenzuwohnen, aber eine Wohnung mit eigenem Bad und eigener Küche? Das war ein Traum. Und durchaus von Vorteil, wenn man jemanden mit nach Hause nehmen wollte, ohne vorher seine Mitbewohnerin bitten zu müssen, sich für die Nacht eine andere Bleibe zu suchen. Gott, wieso dachte ich immer noch darüber nach? Zwischen uns durfte nichts laufen. Ich sollte aufstehen und gehen und …

»Hey.« Er durchbrach das Gedankenwirrwarr in meinem Kopf. Seine Finger lagen sanft an meinem Handgelenk, als wollte er mich daran hindern, aufzuspringen und wegzulaufen. »Alles okay?«

»Du weißt nicht, wer ich bin, oder?« Ich starrte auf seine Finger auf meiner Haut. Jeder Millimeter kribbelte.

»Du bist Sarina, Antonias Freundin und Mitbewohnerin und ihr spielt zusammen Eishockey.« Er sprach so sanft, dass sich alles in mir zusammenzog. »Du bist die Mannschaftskapitänin und ziemlich trinkfest und ich hab es vorhin sehr bedauert, dass du Jonah geküsst hast und nicht mich.«

»Das war kein Kuss.« Mein Blick schnellte nach oben. Auch wenn ich Beau gegenüber etwas anderes behauptet hatte, wussten wir alle, dass ich einfach nur feige gewesen war.

»Stimmt.« Miles grinste mich an. »Ich würde trotzdem gerne wissen, warum du Jonah für diesen Nicht-Kuss gewählt hast. Oder habe ich mir eingebildet, dass du mich den halben Abend beobachtet hast?«

»Hab ich nicht«, widersprach ich sofort, doch es war mehr als halbherzig. Seine Finger strichen immer noch über mein Handgelenk. Er legte den Kopf schief und sah mich schweigend an. So lange, bis ich es nicht mehr aushielt und den Blick von ihm abwandte. »Okay, gut. Aber es hat nichts bedeutet. Ich beobachte Menschen einfach gerne.« Wieder war meine Erklärung ziemlich lahm. Und Miles kaufte sie mir nicht ab.

»Was meintest du mit ich würde nicht wissen, wer du bist?«

»Du kommst aus Bangor, oder?« Ich drehte mich zurück zu ihm.

Er nickte bestätigend. »Genau wie du.«

»Genau wie … Warte. Was? Du weißt es?«

»Natürlich weiß ich, wer du bist, Rina. Auch auf die Gefahr hin, dass das nun kitschig klingt, aber ich habe nie vergessen, wie du mir auf dieser komischen Gala Zöpfe geflochten hast. Mein Dad fand das überhaupt nicht cool.«

»Daran kannst du dich erinnern?« Bis eben hatte ich selbst nicht einmal mehr daran gedacht. Wir waren vielleicht acht oder neun gewesen. Maximal zehn.

»Natürlich. Ich war gottfroh, nicht das einzige Kind auf dieser sterbenslangweiligen Veranstaltung zu sein.« Er lachte und wurde damit schlagartig noch attraktiver. Seine blonden Haare waren nicht mehr so lang wie damals, dennoch würde ich nun am liebsten meine Finger erneut darin vergraben. Entschlossen schob ich sie mir unter meine Oberschenkel, um nicht in Versuchung zu geraten.

»Unsere Väter haben bis zu einem Streit zusammengearbeitet, oder?«

»Hm.« Ich wagte nicht ihn anzusehen. »Dad hat mir nie erzählt, was damals genau zwischen ihm und deinem Dad vorgefallen ist. Aber es scheint verdammt heftig gewesen zu sein. Er hat nie wieder von euch gesprochen.« Jedenfalls nicht vor mir. Es war, als hätte es seinen Kollegen Peter Wallace und dessen Familie nie gegeben.

»Hast du deshalb Jonah ausgesucht?« Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie er den Kopf schieflegte und in meine Richtung sah. »Weil ich zum Feind gehöre?«

Was sollte ich darauf antworten? Seine Frage war rhetorisch, er kannte die Antwort darauf genauso gut wie ich. Natürlich war das der Grund.

Ich zog die Hände unter meinen Beinen hervor und wollte aufstehen. Gehen. Ich musste dringend gehen. Mit Miles hier draußen zu sitzen war keine gute Idee.

Bevor ich auch nur zwei Schritte machen konnte, stand er ebenfalls auf seinen Füßen und mir im Weg.

»Lauf nicht weg«, bat er leise und war mir so nah, dass ich schon wieder von Zitrone und Zedernholz eingehüllt wurde. »Es ist nichts dabei, wenn wir uns miteinander unterhalten. Menschen tun das ständig.« Seine Worte waren harmlos, doch ich bemerkte, wie sein Blick auf meine Lippen fiel. Er wollte nicht nur mit mir reden, spürte diese Spannung zwischen uns genau so sehr wie ich. Diese Anziehung. Dieses Verbotene.

»Wir sollten aber nicht miteinander reden.« Meine Stimme klang kratzig. Ohne darüber nachzudenken, machte ich einen Schritt auf ihn zu. »Wir sollten vergessen, dass wir uns heute hier getroffen haben.« Aus den Augen, aus dem Sinn. Jahrelang hatte ich nicht an ihn gedacht. Und nun begegnete ich ihm ausgerechnet auf dieser Party und konnte einfach nicht damit aufhören, ihn anzusehen.

»Ich will heute Abend nicht vergessen, Rina.« Nun war er derjenige, der einen kleinen Schritt auf mich zukam. Und ich wich nicht zurück. Seine Hand legte sich an meine Hüfte und sofort kribbelte alles an mir.

»Miles …« Meine Stimme war nur noch ein Flüstern. »Wir sollten das nicht tun. Unsere Dads …«

»… sind nicht hier.« Ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Wange, als er sich zu mir beugte. »Zum Glück.«

Seine Worte ließen mich kurz grinsen, ehe ich sofort wieder ernst wurde und versuchte mich irgendwie selbst davon zu überzeugen, dass es eine ganz beschissene Idee war, mich von Miles küssen zu lassen. Aber mit einem Mal wusste ich nicht mehr, warum ich es verhindern sollte. Er stand so dicht vor mir, roch so gut, war so groß und so nett und alles an ihm zog mich vollkommen in seinen Bann.

Sein Blick suchte meinen, eine stumme Frage darin. Darf ich dich küssen? Und ich konnte nur noch nicken und in Gedanken ganz laut Ja, Ja, Ja, Ja, Ja schreien. Weil in diesem Moment nichts wichtiger war, als dass seine Lippen endlich auf meine trafen.

Ich hatte keine Ahnung, wer von uns die letzten Zentimeter überbrückte. Vielleicht waren es auch bloß Millimeter. In der einen Sekunde sah ich ihm ins Gesicht, in der nächsten stand ich auf meinen Zehenspitzen und reckte mich ihm entgegen.

Miles reagierte sofort. Er beugte sich zu mir, mein Mund krachte auf seinen, seine Hände schoben sich auf meinen Rücken und drückten mich an sich. Ich schloss die Augen, hielt mich an seinem Shirt fest und verlor mich in seinem Duft, seinem Geschmack, sein Atem wurde zu meinem, meine Haut traf auf seine und mir wurde schwindelig. Schwindelig vor lauter Küssen und Küssen und Küssen. Ich klammerte mich fester an ihn, taumelte mit ihm in die Schatten, blendete den Partylärm komplett aus. Ich wusste nicht, wie das möglich war, aber so wie Miles mich küsste, hatte mich noch nie zuvor ein Mann geküsst. Als wäre es nicht das erste Mal und doch war alles aufregend und neu und ja, auch verboten. Irgendwo tief in meinem Kopf wusste ich, wie dumm es war, was ich hier tat. In diesem Augenblick kümmerte es mich allerdings nicht. Ich war wie berauscht und glücklich und als Miles sich zurück auf die kleine Steinmauer sinken ließ, kletterte ich nur zu gern auf seinen Schoß und küsste ihn weiter und weiter. So lange, bis er sich sanft von mir löste und mir eine Haarsträhne aus der Stirn strich. Eine ganze Weile sah er mich einfach an, während ich das Gefühl hatte, unter seinen Blicken zu verglühen. Am liebsten hätte ich mir das Top über den Kopf gezogen und seine Lippen und seinen Atem auch an anderen Stellen auf meinem Körper gespürt.

»Kommst du mit zu mir?«, fragte er schließlich und ließ mich dabei nicht aus den Augen.

Ich zögerte keine Sekunde.

»Ja«, murmelte ich und beugte mich ihm für einen neuen Kuss entgegen. Ein einziges Mal würde ich mitkommen. Ich war wie im Rausch, doch ich war klar genug, um zu wissen, dass es mehr als einen One-Night-Stand zwischen uns nicht geben durfte. Wir hatten nur diese eine Nacht. »Lass uns gehen.«

Kapitel 1

Fünfzehn Monate später

Sarina

»Du musst nicht jedes Mal sofort verschwinden, wenn wir …«

»Doch«, unterbrach ich ihn und knöpfte weiter meine Bluse zu. »Muss ich.« Nachdem ich meine Haare neu zusammengebunden hatte, drehte ich mich zu Miles um. Er lag nackt, wie Gott ihn geschaffen hatte, auf seinem Bett, nur die Füße steckten unter der Decke. Ich zwang mich ihm ins Gesicht zu sehen und dabei nicht schwach zu werden. Ich durfte nicht, auch wenn es mir seine zerzausten blonden Haare und das verschmitzte Lächeln wirklich schwer machten. »Du weißt, wieso ich nicht bleiben kann.«

Ein tiefes Seufzen war die Antwort. Er schob sich den Arm unter den Kopf und ließ seinen Blick an mir auf- und abgleiten, während ich mir den ersten Schuh anzog. »Das ist lächerlich, Rina.«

»Sag das nicht mir.« Ich schnappte mir den zweiten Schuh, schlüpfte mit dem Fuß hinein und richtete mich anschließend zu meiner vollen Größe auf. »Wir sehen uns morgen.«

»Hm«, brummte er wenig begeistert. Ich wusste, woran das lag. Miles wollte nicht, dass ich nach dem Sex sofort ging. Was vor über einem Jahr eine einmalige Sache hatte sein sollen, hatte dazu geführt, dass ich immer wieder mit ihm im Bett landete. Aber auch nur da. Nach dem dritten Mal hatte ich ihm einen Deal vorgeschlagen: Sex ja. Alles darüber hinaus nein. Und niemand durfte davon erfahren.

»Irgendwann …« Er bewegte sich auf der Matratze, was sie leise knarzen ließ. »Irgendwann krieg ich dich so weit, dass du bleibst. Dann mach ich dir Frühstück und danach duschen wir zusammen und …«

Ich griff nach dem Kissen, das wir irgendwann im Eifer des Gefechts aus dem Bett befördert hatten, und warf es ihm an den Kopf. »Träum weiter.« Denn nichts anderes war das Szenario, das Miles soeben zwischen uns in die Luft gemalt hatte. Ein Traum, der nicht weiter von der Realität entfernt sein könnte.

Ich hörte ihn immer noch lachen, als ich aus dem Zimmer in den Flur huschte und nach dem Lichtschalter tastete. Im Gegensatz zu mir musste Miles sein Zuhause nicht teilen, was verdammt praktisch war. Ich musste nicht besonders leise sein, wenn ich ging, und wir hatten immer einen Ort, an dem wir uns treffen konnten, ohne auf mögliche Mitbewohner Rücksicht nehmen zu müssen. Nachdem Toni vor knapp drei Monaten an die Penn nach Philadelphia gewechselt war, um näher bei ihrem Freund zu sein, hatte ich eine neue Zimmernachbarin zugeteilt bekommen. Colleen – und ich konnte sie nicht leiden. Sie war all das, was meine beste Freundin nicht gewesen war. Neugieriger als ein Waschweib und taktlos ohne Ende.

Gott, ich vermisste Toni. Mit ihr war alles so einfach gewesen. Sie hatte instinktiv gewusst, wann ich meine Ruhe wollte und wann ich jemanden zum Reden brauchte. Genau wie ich immer gespürt hatte, was sie benötigte. Wir hatten uns blind verstanden und auch wenn wir oft und lang miteinander telefonierten, war es einfach nicht dasselbe. Vor allem dann nicht, wenn Colleen ebenfalls im Zimmer war. Blieb nur zu hoffen, dass sie schon schlief, sobald ich gleich nach Hause kam.

Ich hatte Glück. Alles war dunkel, als ich die Tür so leise wie möglich aufschob. Einzig Colleens gleichmäßige Atemzüge waren von ihrer Seite des Zimmers zu hören. Ich angelte nach meinem Kulturbeutel und dem Pyjama und verschwand damit im Gemeinschaftsbad. Es dauerte nur ein paar Minuten, um mich umzuziehen, abzuschminken und mir das Gesicht zu waschen. Alles Dinge, die ich auch problemlos bei Miles hätte tun können. Er hatte es mir oft genug angeboten. Doch wenn er schon nicht vernünftig war, musste wenigstens ich es sein. Der Sex war gut, aber darüber hinaus durften sich keine Gefühle zwischen uns entwickeln. Das war von Anfang an klar gewesen, nachdem ich realisiert hatte, wer er war.

Miles Wallace.

Ausgerechnet.

Ich vergrub mein nasses Gesicht in einem Handtuch und rubbelte meine Haut mit mehr Druck als nötig wieder trocken. Mein Dad würde mich umbringen, sollte er jemals erfahren, mit wem ich seit Monaten in die Kiste stieg. Und wahrscheinlich würde es Miles mit seinem Vater genauso gehen. Uns war beiden klar, dass dieses Arrangement zu nichts führen würde. Und trotzdem konnten wir die Finger nicht mehr voneinander lassen. Seit dieser Party vor über einem Jahr war die halbe Uni davon überzeugt, dass Miles auf mich stand. Dabei war ich mir sicher, dass das Unsinn war. Der Sex war einfach nur gut.

Ich begegnete keiner Menschenseele, als ich zurück zu meinem Zimmer lief. Ohne Licht tastete ich mich bis zu meinem Bett vor, schmiss den Kulturbeutel daneben und krabbelte unter die Decke. Dann lag ich da, in meinem kalten Bett, ohne Miles, den Blick starr an die Zimmerdecke gerichtet. Durch den Vorhang fiel das Licht der Straßenlaterne von draußen in unser Zimmer und warf bizarre Schatten an die Wand. Ich wusste, dass ich schlafen sollte. In knapp fünf Stunden klingelte der Wecker für das Training. Doch meine Gedanken fanden nicht zur Ruhe. Was nicht ungewöhnlich war, wenn ich davor Zeit mit Miles verbracht hatte. Es war fast so, als wollte mich mein Körper dafür bestrafen, seine Bitte erneut ausgeschlagen zu haben und nicht noch länger bei ihm geblieben zu sein.

Ich hatte bereits zweihundertfünfzehn Schäfchen gezählt, als das Display meines Handys aufleuchtete. Schwerfällig drehte ich mich zur Seite und griff danach. Mit dem Finger wischte ich über den Bildschirm und las die eingegangene Nachricht.

Miles: Wusstest du, dass Elefanten die einzigen Tiere sind, die nicht hüpfen können?

Fast hätte ich laut losgelacht. Grinsend schickte ich ihm meine Antwort.

Kannst du nicht schlafen?

Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis die drei Punkte auftauchten, die mir anzeigten, dass er tippte.

Miles: Du wohl auch nicht.

Welchen Zweck hatte es, etwas zu leugnen, was offensichtlich war?

Nein.

Miles: Dann müssen wir uns das nächste Mal mehr anstrengen.

Du meinst, du musst dich mehr anstrengen, Mister

Miles: Ist das eine Herausforderung?

Seiner Frage folgten einige Emojis, die eindeutig zweideutig waren – und die mich innehalten ließen. Es war so leicht, mit Miles Blödsinn hin- und herzuschreiben. Viel zu leicht. Wenn ich nicht aufpasste, würden aus den fünf Stunden, bis der Wecker klingelte, ratzfatz nur noch drei werden. Anstatt also auf seine Frage einzugehen, schickte ich ihm ein kurzes Schlaf gut, stellte mein Handy auf Flugmodus und legte es beiseite. Dann drehte ich mich zurück auf den Rücken und starrte wieder an die Decke. Aber der so dringend benötigte Schlaf wollte nicht kommen.

***

Als ich mich kurz nach sechs aus dem Bett quälte, fühlte ich mich wie gerädert. Meine Augenlider waren schwer wie Blei und ich sehnte mich einfach nur danach, wieder unter die warme Decke zu kriechen. Doch das war keine Option. Ich war die Mannschaftskapitänin und musste mit gutem Beispiel vorangehen. Erst Training, danach Essen mit den Mädels, am Nachmittag würde ich an meiner Hausarbeit schreiben und abends mit Elle oder Mia ins Fitnessstudio gehen. Meine Tage waren strikt durchgetaktet, auch am Wochenende. Zusätzliche Termine organisierte ich meistens längere Zeit im Voraus. Ohne Plan ging es schlichtweg nicht.

Gähnend schlurfte ich ins Bad, begegnete auf dem Flur Jess und Lauren aus meinem Team, grüßte sie mit zwei erhobenen Fingern und schleppte mich unter die Dusche. Danach war ich zwar immer noch müde, fühlte mich aber zumindest wieder mehr wie ein Mensch. Mit meiner Tasche über der Schulter verließ ich knapp eine halbe Stunde später das Wohnheim und machte mich auf den Weg zur Halle.

Elle und Mia waren schon da, als ich die Umkleidekabine betrat.

»Hey«, murmelte ich zur Begrüßung und ließ mich auf meinen Platz fallen. »Alles klar?«

»Bei uns ja.« Elle grinste breit. »Und bei dir so?«

»Alles super«, entgegnete ich und zog meine Jacke und die Stiefel aus.

»Sicher?« Mia musterte mich zweifelnd. »Du siehst aus, als …«

»… als hättest du Sex gehabt«, beendete Elle ihren Satz und ihr Grinsen wurde, sofern das überhaupt möglich war, noch größer. Im nächsten Moment schüttelte sie ihre langen hellblonden Haare aus und band sie sich zu einem Pferdeschwanz zusammen, ehe sie mich wieder ansah.

»Unsinn«, winkte ich ab, obwohl sie ins Schwarze getroffen hatte.

»Du kannst es leugnen, so viel du willst.« Elle nahm ihre Schlittschuhe aus dem Spind und drehte sich zu mir um. »Ich hab genau gemerkt, wie du mit Miles aus dem Tipsy verschwunden bist.«

»Wir haben nur geredet.« Hatten wir auch. Am Anfang. Ein paar Minuten lang.

»Und die Hölle ist nur eine Sauna. Jaja«, trällerte sie fröhlich weiter. Ich hatte Mühe, nicht die Augen zu verdrehen. Manchmal war meine Teamkollegin wirklich anstrengend. Vor allem um kurz vor sieben Uhr morgens. »War es wenigstens gut?«

»Lass sie in Ruhe, Elle.« Mia schüttelte belustigt den Kopf und verstaute ihre geliebten Ohrstöpsel im Spind. Heute wirkte sie erstaunlich fit. Normalerweise fluchte die Langschläferin der Truppe bis zum Trainingsbeginn über das frühe Aufstehen. Aber heute schien sie dieses Bedürfnis nicht zu verspüren. »Es hat nicht jeder so ein unglaubliches Mitteilungsbedürfnis wie du, wenn er Sex gehabt hat. Oder sich verliebt.«

»Ich mein ja nur …« Schulterzuckend fiel Elles Blick auf mich. »Du müsstest Miles wirklich nicht verstecken. Er ist heiß. Und groß.«

Das war er – und trotzdem ahnte Elle nicht einmal in Ansätzen, wie sehr Miles und ich einander verstecken mussten. Vielleicht war es in Bloomville kein so großes Problem, wenn man uns zusammen sehen würde. Doch sollte dieser Fakt die Runde machen und irgendwie bei meinem Dad landen … Ich wollte mir nicht vorstellen, wie enttäuscht er von mir wäre, sobald er herausfand, dass ich mit dem Sohn seines Erzfeindes ins Bett ging.

Erzfeind.

Allein dieses Wort. Als wären meine Eltern die Capulets und Miles’ Familie die Montagues.

Gott, ich musste dringend damit aufhören, Miles und mich selbst mit Romeo und Julia zu vergleichen. Wir waren nicht einmal ansatzweise wie das tragische Liebespaar aus Shakespeares Geschichte.

»Kommt ihr? Wir sollten Patty nicht warten lassen.« Patricia – Patty – Sinclaire war die neue Assistenztrainerin von Coach Peterson. Nachdem Nolan sich zusammen mit unserer besten Spielerin im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Staub gemacht hatte, war die Suche nach Verstärkung für den Coach von vorne losgegangen. Seit zwei Monaten unterstützte Patricia ihn dabei, uns zu trainieren und obwohl sie vollkommen anders war als Nolan, lernten wir auch bei ihr unheimlich viel. Ihr Vorteil war, dass sie wie wir eine Frau war und unsere körperliche Kraft daher besser einschätzen konnte, als ein Mann das tat.

Wie immer stand Patricia schon an der Bande, während wir das Eis betraten und anschließend unsere Aufwärmrunden fuhren. Im letzten Jahr hatten wir die Meisterschaft knapp verpasst und auch wenn Toni mittlerweile fehlte, wollten wir es trotzdem dieses Jahr wieder versuchen. Das Team war aufeinander eingespielt, ein paar der Neuen waren vielversprechend, doch was am wichtigsten war … Ich hatte noch genau zweimal die Chance auf diesen Sieg, denn mir war klar, dass es nach meinen Jahren am College mit Eishockey vorbei sein würde. Die wenigsten schafften es in die Profiliga und die, die genommen wurden, konnten nur dann davon leben, wenn sie gleichzeitig gute Sponsoren fanden. Was so ziemlich ein Ding der Unmöglichkeit war. Aber das war okay. Ich wollte mitnehmen, was ging, hatte Spaß am Spiel und liebte die Mädels. Gedraftet zu werden stand nicht mehr auf meiner Bucket List.

Mit gleichmäßigen Bewegungen fuhr ich am hinteren Rand der Eisfläche auf und ab, ging zwischendurch in die Knie und erhob mich wieder. Es kam auf Schnelligkeit und Taktik an. Dinge, die Patricia uns unablässig eintrichterte. Wir konnten die Spiele nur mit einer ausgefeilten Technik gewinnen, Bodychecks waren nicht gern gesehen und sorgten lediglich für unnötige Strafen oder Verletzungen.

Die Art und Weise, wie Patricia an die Sache heranging, gefiel mir. Vielleicht würde sie reichen, um endlich die Meisterschaft zu gewinnen.

»Achtung!« Mia kam galant neben mir zum Stehen. »Alles okay, Rina? Ich will wirklich nicht wie Elle klingen, aber du wirkst echt ein bisschen durch den Wind.«

»Hab nur schlecht geschlafen.« Schlecht und viel zu wenig, weil ich jedes Mal, wenn ich weggenickt war, sofort von blauen Augen geträumt hatte, die mich verschmitzt anfunkelten und ein Kribbeln in meinem Bauch auslösten, das nicht da sein sollte. »Es geht mir gut. Mach dir keine Sorgen.« Sanft stieß ich mit meiner Schulter gegen ihre und bemühte mich um ein Lächeln, das sie unter meinem Helm kaum erkennen konnte. Mit dem Kopf nickte ich in Richtung Patricia. »Ich glaube, Patty will uns was sagen.« Mit diesen Worten setzte ich mich in Bewegung und glitt über das Eis.

Zwei Stunden später war ich komplett reif für mein Bett und der Verzweiflung nah, weil ich es so schnell nicht wiedersehen würde. Einzig der guten Laune der Mädels und meinem Hunger war es zu verdanken, dass ich nicht nach Hause, sondern mit ins Diner ging. Wir ließen uns an unserem Stammplatz nieder und teilten Josephine, unserer Lieblingskellnerin, unsere Getränkewünsche mit. Keine fünf Minuten später war sie mit einem vollen Tablett zurück, verteilte die Gläser und zückte ihren Notizblock.

»Wie immer, Ladys?«, fragte sie in die Runde und fünf Köpfe nickten. Seit einigen Wochen gab es vegane Pancakes im Angebot, weshalb ich bei unserer sonntäglichen Frühstücksrunde nicht mehr auf den Obstsalat angewiesen war und nun ein neues Wie immer besaß.

Als wir wieder unter uns waren, sah Lauren mich fragend an. »Kommt Toni jetzt nächstes Wochenende zum Spiel?«

»Keine Ahnung.« Ich zuckte mit der Schulter und lehnte mich auf den blauen Plastiksitzen des alten Diners zurück. Es war nach einer Holly benannt, die niemand von uns gekannt hatte. Ich war mir nicht einmal sicher, ob es sie überhaupt je gegeben hatte oder ob der erste Besitzer einfach nur den Namen gemocht hatte. »Sie wollte mich später anrufen, dann frag ich sie.«

»Mach das und sag ihr, sie soll Nolan mitbringen.« Elle wackelte mit beiden Augenbrauen, was den Rest von uns belustigt die Köpfe schütteln ließ. »Was? Die Tatsache, dass er mit Toni zusammen ist, ändert nichts daran, wie schön er ist. Ich kann nichts dafür.« Grinsend schlossen sich ihre Lippen um den Strohhalm in ihrem Wasser und sie trank einen großen Schluck.

»Du bist echt …«

»Eine treue Seele?« Elle ließ den Strohhalm wieder los. »Ja, danke, ich weiß.«

»Eigentlich wollte ich unverbesserlich sagen.« Mia angelte nach dem kleinen Schälchen mit Nüssen, das aus Gründen, die ebenfalls niemand kannte, in jeder Tischmitte im Holly’s stand, und schob sich eine Handvoll in den Mund. »Also …« Abwartend sah sie in die Runde. »Wen bringt ihr am Samstag zum Spiel mit? Kommt Pedro?«

Jess nickte und schob sich ihre dunklen Locken aus dem Gesicht. Das Grinsen auf ihrem Gesicht wurde immer besonders breit, wenn die Sprache auf ihren neuen Freund kam. »Und er hat versprochen, die halbe Footballmannschaft zur Unterstützung mitzuschleppen.«

»O Gott.« Lauren musterte sie aus großen Augen. »Heißt das, Beau kommt auch?« Sie stand seit Ewigkeiten auf den Runningback des Footballteams.

»Ich gehe davon aus. Warum? Soll ich euch doch endlich miteinander bekannt machen?«

»Nein!« Laurens Antwort kam sofort. »Ich bin nicht sein Typ. Beau steht auf große blauäugige Blondinen.« Sie wedelte einmal mit der Hand vor sich auf und ab. »Ich bin nichts davon.«