Catharina von Georgien - oder Bewehrete Beständigkeit - Andreas Gryphius - E-Book

Catharina von Georgien - oder Bewehrete Beständigkeit E-Book

Andreas Gryphius

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Beschreibung

Dieses eBook: "Catharina von Georgien - oder Bewehrete Beständigkeit" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Catharina von Georgien ist ein deutsches Barockdrama von Andreas Gryphius, das exemplarisch den Konflikt zweier Kulturen zeigt, der sich in der Beziehung der beiden Hauptpersonen, der Christin Catharina und dem muslimischen König der Perser, Schah Abas, widerspiegelt. Die Quelle für das Trauerspiel bildet die Geschichtensammlung Histoires tragiques de nostre temps von Claude Malingre. Der iranische Schah Abbas I. der Große (1587-1629) aus dem Geschlecht der Safawiden bekämpfte ab 1620 den Osten der damaligen iranischen Provinz Georgiens, Kachetien. Diesem Kampf fielen Hunderttausende zum Opfer, doch die zuletzt auf ein Drittel dezimierte Bevölkerung wehrte sich heroisch und 1625 musste Schah Abbas I. das Königreich Georgien anerkennen, das von Teimuras I. regiert wurde. Das zwischen 1647 und 1650 mit dem Untertitel Bewehrete Beständigkeit entstandene Drama erschien erstmals 1657. Andreas Gryphius (1616 - 1664; eigentlich Andreas Greif) war ein deutscher Dichter und Dramatiker des Barock.

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Andreas Gryphius

Catharina von Georgien - oder Bewehrete Beständigkeit

e-artnow, 2014
ISBN 978-80-268-0597-7
Textgrundlage:
Andreas Gryphius: Catharina von Georgien. Herausgegeben
von Alois M. Haas, Stuttgart: Philipp Reclam jun.,
1975 [Universal-Bibliothek Nr. 9751].

Inhaltsverzeichnis

Trauerspiel
Großgunstiger Leser
Inhalt deß Trauer-Spiels.
Inhalt der Abhandelungen
Personen deß Trauerspiels.
Stumme Personen.
Die Erste Abhandelung.
Die Andre Abhandlung.
Die Dritte Abhandlung.
Die Vierdte Abhandlung.
Die Fünffte Abhandelung.

Trauerspiel

Großgunstiger Leser

Inhaltsverzeichnis

Die von mir begehrete Catharine trit nunmehr auff den Schauplatz vnsers Vaterlandes / vnd stellet dir dar in jhrem Leib vnd Leiden ein vor dieser Zeit kaum erhöretes Beyspiel vnaußsprechlicher Beständigkeit /die Crone Persens / die Ehr deß Siegreichesten vnd Berühmtesten Königes / die Blüthe der Jugend / die vnaußsprechlichen Wollüste / die Freyheit so höher zu schätzen als das Leben die schreckliche Marter die Gewalt der Parthen / die Art deß Todes / so grauser als der Tod selbst / die Thränen deß Mitgefangenen Frauenzimmers / das Verlangen nach jhrem Thron Kind vnd Königreich bekriegen eine zarte Fraw / vnd müssen überwunden vnter jhren Füssen ligen. Mit kurtzem: die Ehre / Tod / vnd Liebe ringen in jhrem Hertzen vmb den Preiß / welchen die Liebe nicht zwar die Irrdische vnd Nichtige sondern die heilig-Ewige erhält / der Tod aber darreichet vnd versichert. So kräfftig ist der in dem schwächsten Werckzeuge / dessen Ehre diese Königin mit jhrem Blut außstreichet / diß einige beklage ich; daß meine Feder zu schwach / so hohe Geduld so hertzhafte Standhafftigkeit so fertigen Schluß das Ewige dem Vergänglichen vorzuziehen / nach Würden herauß zustreichen. Zwar ist dieser Königin entwurff schier länger bey mir verborgen gewesen; Als sie selbst in den Banden deß Persischen Königes geschmachtet. Vnangesehen Ein / in diesem Stück nicht gar zu treuer Freund mir solche vnbedachtsam / vnd noch behafftet mit dem Vnlust jhres Kerckers zu entführen gesuchet. Sie ist grösser / als daß Sie einige Verläumbdung anspeyen können; (wie wol man als sie noch bey mir verborgen gewesen ich weiß nicht wie die die Christi Gottheit mit Jhrem Sterben ehret entehren wollen) Ich aber verständiger / als daß ich glaube; man könne allen / ja auch denen gefallen / welche nur darumb lästern / daß man noch jemands gefället in dem man seine Vnvolkommenheit erkennet. Verzeihe mir Großgunstiger Leser / daß ich dich bißher auffgehalten / vnd wende dein Gesicht mit mir von dem was Vergänglich auff die ewigherrschende Ewigkeit.

Inhalt deß Trauer-Spiels.

Inhaltsverzeichnis

Catharine, Königin von Georgien in Armenien / nach dem Sie ruhmwürdigst jhr Königreich wider den grossen König in Persen zu vnterschiedenen malen beschützet / jhres Schwehers vnd Ehegemahls Tod gerochen / vnd endlich von dem König auß Persen mit vnüberwindlicher Macht vberfallen / hat Sie sich in eigner Person in das feindliche Läger begeben / vmb Frieden zu bitten: Alda sie stracks in gefängliche Hafft genommen / nach Schiras der Persischen Hoffstadt verschicket. Vnd von dem verliebten Könige verwahret worden. An welchem Ortt nach etlichen Zeit / als Sie dem in vnkeusche Liebe entbrandten Könige die Ehe abgeschlagen / vnd bey Christi Bekändtnüß verharret; Sie (vnangesehen sich viel vmb jhre Freyheit vnd zuförderst deß Reußnischen Großfürsten Gesandter höchlich bemühet /) die erschreckliche Marter der glüenden Zangen standhafftig außgestanden / vnd jhr jammer-volles Leben voll freudiger Geduld / auff dem Holtzstoß vollendet. Der gantze Verlauff jhres Lebens wird weitläuftiger erzehlet von jhr selbst in der dritten Abhandelung vnd was dem anhangend / von dem Armenischen Gesandten / in dem Sechsten Auffzuge der ersten Abhandelung.

Inhalt der Abhandelungen

Inhaltsverzeichnis

I.

Die Ewigkeit verwirfft die Eitelkeit der Welt; vnd zeiget durch was Mittel die vnvergängliche Ehre zu erlangen. Demetrius vnd Procopius / welche in heimblichen Verstande mit der Königin Statt-Jungfer / werden durch selbte zu der Königin / durch die von zugerichtetem Weine eingeschläffete Wache geführet; entdecken selbiger den Zustand Georgiens / vnd versichern Sie gewisser Erledigung. Solche Unterhandelung wird gestöret durch unverhoffte Ankunfft deß Persischen Königes / welcher vmbsonst / der Königin Keuschheit zugesetzet. Das Gefangene Frauenzimmer beschleust / vnd beklaget mit einem Trauer-lide / deß Vaterlandes Vntergang.

II.

Chach Abas beklaget sich daß seine Liebe sonder Frucht. Wird abgefordert zu der Abschieds Verhör deß Gesandten auß Reussen / welcher in selbter den König vmb Erledigung der Catharine belanget die jhm zwar versprochen Chach Abas aber beklaget bald nach abtritt deß Gesandten / daß er zu vnbedachtsam in ihre Freyheit gewilliget. Die Abhandelung wird geschlossen von den Reyen der von Chach Abas ermordeten Fürsten.

III.

Der Reußnische Gesandte besuchet die Gefangene Königin: Versichert Sie jhrer Freyheit / vnd höret den gantzen Verlauff jhres Lebens an. In dessen entschleust sich Chach bestritten von Lieb: Eyver vnd Ehre der Königin sein Ehebett vnd Persische Crone /oder den grimmigsten Tod vorzuschlagen. Die Abhandelung wird beschlossen von der Königin Frauenzimmer/ welches sich zu der vermeineten heimreise fertig machet.

IIII.

Die Königin bereitet sich zwar zu dem vermeineten Auffbruch muthmasset aber in dem Sie eine unverhoffte Traurigkeit überfället / daß ein neues Vnglück vorhanden. Ihr entdecket Iman Culi deß Königs endlichen Schluß. Catharine wehlet den Tod / bereitet sich zu dem letzten Kampff / gesegnet das betrübte FrauenZimmer: Vnd wird von dem Bluttrichter abgefordert. Die Tugenden vermahnen in dem Reyen die Menschen zu wahrer Beständigkeit; vnd schlissen den Streitt deß Todes vnd der Liebe / welche jhre Macht herauß streichen.

V.

Serena, welche bey der Marter der Königin in Ohnmacht gefallen; wird von den Verschnittenen in das FrauenZimmer getragen / vnd erquicket: Sie erzehlet den übrigen Jungfrauen der Königin Leiden vnd Beständigkeit. Selbige eilen vmb der Königin Leiche abzuholen: finden Sie aber gleich auff dem Holtzstoß auff welchem Sie ruhmwürdigst jhr langes Elend endet. Chach Abas / welcher seine Geschwindigkeit bereuet; gibt Befehl den Iman Culi zu binden: vnd die Königin zu retten aber zu spätt. Der Reußnische Gesandte erhält nachricht von der Königin Vntergang /vnd verweiset solche Grimmigkeit dem Seinel Can, in dem Schach Abas der Catharine Tod zu langsam beweinet.

Personen deß Trauerspiels.

Inhaltsverzeichnis

Catharina. Königin von Georgien.

Salome.

Serena.

Cassandra. Der Königin Statt Jungfrauen.

Der Königin Frauen Zimmer.

Procopius.

Demetrius. Gesandten von Georgien.

Ambrosius. Der Priester.

Chach Abas. König der Persen.

Seinel Can.

Iman Culi. Deß Königs Geheimeste.

Der Gesandte auß Reussen.

Ein Diener.

Der Blutrichter.

Die Ewigkeit.

Stumme Personen.

Inhaltsverzeichnis

Deß Königs auß Persen Hoffeleute.

Zwey Verschnittenen.

Das Hoffgesinde deß Reußnischen Gesandten.

Die Hencker.

Die Chore sind deß Frauen Zimmers. Der ermordeten Geister. Der Tugenden. Deß Todes vnd der Liebe.

Das Trauerspiel beginnet vor Auffgang der Sonnen /vnd endet sich mit dem Tage. Der Schauplatz ist die Königliche Hoffhaltung zu Schiras in Persen. Die gantze Handelung bildet ab den letzten Lebens-Tag der Königin Catharine.

Die Erste Abhandelung.

Inhaltsverzeichnis

Der Schauplatz lieget voll Leichen-Bilder Cronen Zepter / Schwerdter etc. Vber dem SchauPlatz öffnet sich der Himmel / vnter dem SchauPlatz die Helle. Die Ewigkeit kommet von dem Himmel / vnd bleibet auff dem SchauPlatz stehen.

Ewigkeit.

Die Ihr auff der kummerreichen Welt

Verschrenckt mit Weh’ vnd Ach vnd dürren Todtenbeinen.

Mich sucht wo alles bricht vnd felt /

Wo sich Eu’r ichts in nichts verkehrt vnd eure Lust in herbes Weinen!

Ihr Blinden! Ach! wo denckt jhr mich zu finden!

Die jhr vor mich was brechen muß vnd schwinden /

Die jhr vor Warheit nichts als falsche Träum’ erwischt!

Vnd bey den Pfützen euch an stat der Quel erfrischt!

Ein Irrlicht ists was Euch O sterbliche! verführet Ein thöricht Rasen das den Sinn berühret.

Wil jmand Ewig seyn wo man die kurtze Zeit

Die Handvoll Jahre die der Himmel euch nachsiht Diß Alter das vergeht in dem es blüht In Vnmuth theilt vnd in Vergängligkeit?

Die Throne krachen1 ja wenn dieser sie nicht helt Der durch ein Wort beweget Hell vnd Welt.

Offt hat der mit gekröntem Haupt beherrschter Länder Macht erschüttert In einem Nu / vor frembdem Stul in angeschlossnem Stahl erzittert.

Man schlief nicht einmal nur auff die gesalbten Nacken Schwerdt / Beil vnd Hacken.

Der Fürsten heylig Blut trof durch verfluchter Hencker Hand In den ob diesem Greuel-stück entfärbten Sand.

Dem Vberwinder auch wurd offt sein Lorberkrantz Verwandelt in Cypressen Aeste /

Er zog in seinem freudenfeste

Mit deß Triumphs Gepränge zu dem Todtentantz.

Was dieser baut bricht jener Morgen ein /

Wo jtzt Paläste stehn

Wird künfftig nichts als Gras vnd Wiese seyn Auff der ein Schäfers Kind wird nach der Herde gehn Euch selbst / den grosse Schlösser noch zu enge Wird / wenn jhr bald von hier entweichen werdet müssen Ein enges Hauß ein schmaler Sarg beschlissen.

Ein Sarg der recht entdeckt wie kurtz der Menschen Länge.2

Wo aber hin? nach was doch ringet jhr

Ihr die jhr glaubt daß euer Feder Macht

Den Tod vnd Zeit hab’ an ein Joch gebracht?

Glaubt frey die Ewigkeit beruht nicht auff Papir.

Indehm jhr Frembde wolt dem Vntergang entzihn; Vermerckt jhr nicht wie eure Tag entflihn?

Ihr eilt indem jhr (trotz den Himmelslichtern!) wacht In eures Grabes Nacht.

Wie mancher steigt durch Rauch deß falschen Ruhms verblendet Nach hoher Ehr vnd fält /

Wenn der Gewächsten Flügel schwung bey gar zu naher Sonnen endet.

In höchste Schmach / vnd wird ein Scheusal aller Welt.

Ach thörichte! der vor euch sinckt auff beide Kni Wündtscht offt euch da zu sehn wo nichts denn Tod vnd Müh.

Ihr die jhr euch in Gold verliebt

Vnd Sud vnd Ost durchrennt vmb andre reich zu machen; Wo bleibt jhr wenn man alles übergibt?

Wenn eine Stunde schleust die Reitung aller Sachen?

Wer Jahre zehlt denckt der wol je an mich?

Wehn liebliche Gestalt betreuget /

Wehm seiner Wangen Farbe leuget

O HErr O Himmels HErr helt er sich schöner wol als dich?

Setzt Bilder auff! durchlaufft die grosse See!

Entdeckt ein wildes Land / setzt Nahmen auff den Schnee.3

Nennt Vfer / nennet Berg nach der Geschlechter Tittel Ja schreibet Freund vnd euch ans Monden Rand vnd Mittel!4

Doch glaubt diß auch darbey

Daß auch diß was jhr besitzet euch noch recht bekand nicht sey /

Daß jhr / was Ewig ist hier noch nicht habt gefunden /

Daß euch nur Eitelkeit vnd Wahnwitz angebunden /

Schaut Arme! schaut was ist diß Threnenthal Ein FolterHauß / da man mit Strang vnd Pfahl Vnd Tode schertzt. Vor mir ligt Printz vnd Crone Ich tret auff Zepter vnd auff Stab vnd steh auff Vater vnd dem Sohne.

Schmuck / Bild Metall vnd ein gelehrt Papir Ist nichts als Sprew vnd leichter Staub vor mir.

Hir über euch ist diß waß ewig lacht!

Hir vnter euch was ewig brennt vnd kracht.

Diß ist mein Reich wehlt was jhr wündtschet zu besitzen.

Wer allhier fählt dem wird nichts auff der Erden nützen.

Schaut deß Himmels Wollust an! hir ist nichts denn Trost vnd Wonne Schaut den Kercker deß Verterbens / hir ist nichts denn Ach vnd Klage!

Schaut das Erbschloß höchster Lust; hir ist nichts denn Freud vnd Sonne Schaut den Pful der schwartzen Geister; hir ist nichts denn Nacht vnd Plage Was steht euch an?

Diß ist was Ewig euch ergetzen vnd verletzen kan.

Schauplatz der Sterbligkeit / Ade! ich werd auff meinen Thron entrücket Die werthe Fürstin folget mir die schon ein höher Reich erblicket /

Die in den Banden frey / nicht jrrdisch auff der Erd /

Die stritt vnd lid für Kirch vnd Thron vnd Herd.

Ihr / wo nach gleicher Ehr der hohe Sinn euch steht; Verlacht mit jhr / was hir vergeht.

Last so wie Sie das werthe Blut zu Pfand: Vnd lebt vnd sterbt getrost für Gott vnd Ehr vnd Land.

Demetrius. Procopius.

Der SchauPlatz verendert sich in einen Lustgarten

DEMETRIUS.

Diß ist die feste Burg die vnsern Schatz beschlossen Das Kleinod dessen wir so kurtz / doch wol / genossen.

Die Sonn’ Iberiens die als jhr Glantz anfing Zu strahlen durch die Lufft so bluttig unterging Verfinstert dieser Stein. Die vber vns regiret Ward für vns in die Band’ als eine Magd geführet?

Mit Ihr zog vnser Ruhm vnd Freyheit vnd Gewin Vnd vngepochte Macht in frembdes Elend hin.

Wer hat euch nicht bißher mit vnerschöpfften Sehnen Mit Seufftzenreichem Ach vnd vnverfälschten Thränen Bejammert vnd betraur’t. Wer wolte nicht dem Tod Getrost entgegen ziehn / dafern die ehrne Noth Vor euch solch Opffer wolt’ O Königin der Frauen Die je der Tag bekrönt kont auff der Erden schauen!

Die Vaterland vnd Reich durch Faust vnd Recht geschützt /

Den Strom der Tyranney mit Stahl vnd Mutt gestützt Die jhres Fürsten Mord durch dessen Tod gerochen Der Gott den Eyd / vns Trew / vnd alles Recht gebrochen Das Völcker je bepfählt der durch deß Vatern Brust5

Ins Brudern Hertze stiß: Fraw! eurer Zeiten Lust Die Tefflis hat erquickt / Georgien ergetzet /

Der Persen Reich erschreckt vnd Gurgistan entsetzet /

Als sich die grimme Macht der grausen Schar verband Zu dempffen vnser Volck mit Sebel Pfeil vnd Brand Die als nichts übrig mehr für aller Heil zu wagen Sich selber unverzagt wolt in die Schantze schlagen!

Ist werthe Königin / ist Hoffnung daß man noch Euch auß der strengen Last / dem Demandfesten Joch Erretet grüssen soll! wird vns der Himmel gönnen Daß wir nach so viel Angst euch werden ehren können?

Geschickt auff eure Burg gesetzt in euren Thron Gelobt von eurem Volck geküst von eurem Sohn.

Wird der mein greiser Kopff den schönen Tag erleben Der vnser langes Leid sol durch die Freud auffheben?

PROCOPIUS.

Ich zweifle nunmehr nicht. Gott gibt vns in die Hand Die Schlüssel dieser Kett’ Er reist das feste Band Mit starcker Faust entzwey Er öffnet vns die Thüren Vnd zeigt vns Mittel an / die Perle wegzuführen.

Ihr habt es selbst gehört (traut bitt ich eignem Ohr) Wie der Gesandte sich beym Tamaras6 verschwor; Wie hoch Er sich versprach nach Moßkaw nicht zu dencken Eh’ aller Fleiß versucht ob Abas sey zu lencken.

Ihr schaut wie trefflich Ihn der grosse Hoff geehrt /

Mit was vor Anmuth Ihn der Persen Haubt gehört!

Wie glücklich Er verricht warumb Er außgesendet Wie Er nach höchstem Wundtsch das gantze Werck vollendet.

Die Bitte mangelt noch die Er auff diesen Tag In dem Er Abschiedt sucht gar leicht erhalten mag.

Solt Ihm / dem man bißher / so viel nicht abgeschlagen

Ein eingekerckert Weib Chach Abas wol versagen?

DEMETRIUS.

Ein Weib / doch die geherrscht vnd sein gantz Reich gekränckt.

PROCOPIUS.

Der Er in heissem Zorn das Leben hat geschenckt.

DEMETRIUS.

Daß Sie durch lange Pein in höchster Angst verschwinde PROCOPIUS.

Vielmehr daß Sie jhr Glück auch in dem Kercker finde.

DEMETRIUS.

Ihr Glück in diesem Hoff? in dem nur Mord vnd Tod!

PROCOPIUS.

Man fand die höchste Hülff / offt in der höchsten Noth.

DEMETRIUS.

Wie lang’ hat Tamaras Sie nun vmbsonst begehret?

PROCOPIUS.

Den Er vor seinen Feind so vilmal hat erkläret.

DEMETRIUS.

Er weiß das diese Bitt herrührt von jhrem Sohn.

PROCOPIUS.

Der seine Bitt außdrückt durch eine grösser Cron.

DEMETRIUS.

Ist Reussen denn so viel an vnserm Heil gelegen?

PROCOPIUS.

Was bringt durch Gaben man bey Fürsten nicht zu wegen?

DEMETRIUS.

Gunst durch Geschenck erkaufft fällt durch Geschencke hin PROCOPIUS.

Sie falle! wenn wir nur erhalten den Gewin!

DEMETRIUS.

Auß Persen der Gewin? Ist Abas euch so neue Der Bluthund.

PROCOPIUS.

Zweifelt ihr an deß Gesandten Treue?

DEMETRIUS.

Gantz nicht an seiner Trew’ / vnd viel an seiner Macht.

PROCOPIUS.

Chach kennt der Reussen stärck / im fall jhr Grimm erwacht.

DEMETRIUS.

Chach weiß daß Reussen nicht vmb eine Fraw wird kämpffen.

PROCOPIUS.

Wer sich vor Brand entsetzt muß auch die Funcken dämpffen.

Wer Krig fleucht gibt dem Feind nicht Vrsach an die Hand.

DEMETRIUS.

Wer sich versichert wil / hält fest ob seinem Pfand.

Man läst die Leuen nicht leicht auß dem Käficht springen.

PROCOPIUS.

Es geh’ nun wie es geh’ diß Licht wirds mit sich bringen DEMETRIUS.

Gewiß nicht schlechte Pein wo nicht die gröste Lust.

Mir ist ich weis nicht wie / mir ligt was auff der Brust Ich schmachte zwischen Furcht Verlangen Angst vnd Hoffen Wo bleibt doch Salome?

PROCOPIUS.

Halt an die Thür ist offen

In den verdeckten Gang hat sie mich nechst bestellt Als ich der Persen Stahl bezwang durch Grichisch Geld.

Salome. Procopius. Demetrius.

SALOME.

Die braune Nacht vergeht Diane wil erbleichen Der Wagen kehrt sich vmb / der Sternen Heer’ entweichen Der Himmel steht gefärbt / die Morgenröthe lacht /

Das grosse Licht der Weltt die edle Sonn erwacht.

Die angenehme Lufft spielt durch die grünen Wälder /

Der Perlne Taw erquickt / die außgedörten Felder Die Welt steht als erneut. Wir aber wir allein Vergehen in der Angst. Die Finsternüß der Pein Deß Kerckers grause Noth / die Fässel so vns binden In frembder Tyranney / sind ewig hir zu finden.

Wir wündtschen: sonder Rath! wir hoffen: sonder Grund!