Chaos im Olymp - Thomas Künne - E-Book

Chaos im Olymp E-Book

Thomas Künne

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Beschreibung

Alle Jahre wieder dasselbe langweilige Ritual: Merkur, der Götterbote, kehrt von den Menschen mit Weihnachtsgeschenken für den gesamten Olymp zurück. Eigentlich Business as usual, doch nicht so dieses Mal: denn Smartphones der neuesten Generation bringen die göttliche Ordnung derart durcheinander, dass Chaos im Olymp herrscht.

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Seitenzahl: 64

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www.chaos-im-olymp.de

Inhaltsverzeichnis

Akt 1: Weihnachten

Akt 2: Silvester

Akt 3: Treffen am Neujahrstag

Akt 4: Ostern

Akt 5: Pfingsten

Akt 6: Erntedank

Akt 7: Weihnachten

Besetzung

Requisite

Die Autoren

Akt 1: Weihnachten

Szenario im Olymp:

Die Archetypen sitzen in einer Reihe, JUPITER in der Mitte (Analogie zum letzten Abendmahl). Alle verpacken Geschenke, denn Weihnachten steht vor der Tür. Auf dem Tisch liegen viele Christbaumkugeln, vor jedem Archetyp eine große Kugel in der jeweiligen kosmischen Farbe.

Die Götter selbst tragen T-Shirts in derselben Farbe, auf der Vorderseite mit Symbol und Namen des Archetypen und auf der Rückseite mit Symbol und Namen der Tierkreiszeichen.

Ein noch nicht fertig geschmückter Weihnachtsbaum lehnt an der Wand.

Licht aus, Spot an auf den ERZÄHLGEIST (der zum Publikum spricht), Abdimmen der Götter im Hintergrund, sie basteln unentwegt an ihren Geschenken weiter.

ERZÄHLGEIST: Ja, ist denn schon wieder Weihnachten? Psst, Sie müssen wissen, dass sich auch Götter wie kleine Kinder über Geschenke freuen! Ein besonderes Highlight ist es dann immer, wenn MERKUR, der Götterbote, aus dem Paternoster steigt und „etwas Neues“ von den Menschen auf der Erde mitbringt. Beim letzten Mal waren das unter anderem Vinylplatten der Neuen Deutschen Welle. Uranus, das Luftzeichen, ist bei Nenas „99 Luftballons“ tierisch abgegroovt.

Falls Sie sich nun wundern, und ich verspreche Ihnen, das werden Sie im Folgenden noch oft: Ein Jahr im Olymp entspricht circa 33 Jahren auf der Erde. Und oops, was sehen da meine entzündeten Äuglein: MERKUR ist im Anmarsch!

Spot auf Paternoster. Der ERZÄHLGEIST tritt ins Dunkle zurück.

MERKUR(ist nicht zu überhören): Die Langeweile im Olymp hat ein Ende! Ich habe für jeden von Euch ein SMARTPHONE der neuesten Generation mitgebracht, das ist im Moment der absolute Renner bei den Menschen auf der Erde!

MERKUR schreitet fast majestätisch, auf alle Fälle stolz und gönnerhaft, von links nach rechts am langen Tisch der Götter vorbei, die fast wie Perlen in einer Reihe von sonnennah bis sonnenfern aufgereiht sind. Er gibt allen einzeln ihr persönliches Smartphone und endet rechts bei NEPTUN mit einem Wort an alle.

MERKUR: Die Bedienung ist übrigens kinderleicht, wenn die Menschen das hinkriegen, ist es wohl für uns Götter ein Klacks!

In den Mienen der Götter sieht man Vielfältiges von frohlockender Begeisterung, abwartender Skepsis bis hin zu misstrauischer Ablehnung. Dies kommt auch in den ersten Kommentaren zum Ausdruck.

SATURN (Steinbock): Das sehe ich auf den ersten Blick! Das braucht kein Mensch, geschweige denn wir Götter. Wer kommunizieren will, der soll doch bittschön seinen Mund aufmachen! Und wer nichts zu sagen hat, der möge einfach die Klappe halten!

MARS (Widder): Wie geil ist das denn? Als Kriegsgott werde ich sogleich mal in den Kriegsspielen rumballern, bis der Arzt kommt!

PLUTO (Skorpion): Apropos geil, gibt es da auch Filme unterhalb der Gürtellinie? Das muss ich unbedingt checken!

MOND (Krebs): Ich brauche etwas für das Gefühl! Wenn es das nicht vermitteln kann, ist es bloß wertloser Schrott!

VENUS (Stier & Waage): Als Göttin der Liebe muss ich natürlich als erstes die Partnerseiten und -vermittlungen checken. Ich will nicht, dass die sich da unten mit den Falschen vermehren wie die Karnickel, nur weil es das Smartphone so vorschlägt!

URANUS (Wassermann): Voll abgefahren, voll innovativ. Ich dachte schon, wir müssen bis zum Ende unserer Tage hier oben in Langeweile darben. Nun ist ACTION angesagt!

NEPTUN (Fische): Denk dran, mein Freund Uranus, wir sind unsterblich. Bis zum Ende aller Tage kann sich ganz schön hinziehen! Ob die Technik wohl so lange durchhält? Auf alle Fälle hat sie Suchtpotential, das spüre ich schon jetzt!

JUPITER (Schütze): Alle Achtung, MERKUR, mit Deinem smarten Weihnachtsgeschenk von „da unten“ hast Du „hier oben“ voll ins Wespennest getroffen. So lebendig und kontrovers zugleich war der Olymp schon lange nicht mehr, Chapeau!

Ich schlage vor, dass jeder von uns sich das in Ruhe ansieht, bevor wir hier in Vorurteile verfallen. Nun lasst uns gemeinsam Weihnachten feiern und ein göttliches Weihnachtsmahl genießen!

Ganz langsam wird es dunkler am Tisch der Götter, VENUS steht auf und zündet die bereitstehenden Kerzen an. Diese erschaffen ein mystisches und warmes Licht, eine Art Götterdämmerung. Der ERZÄHLGEIST tritt nach vorne, ein Spot erhellt ihn.

ERZÄHLGEIST: Götter sind im Grunde wie Menschen, bloß unkaputtbar! Gib Ihnen ein Smartphone in die Hand und schon fangen sie an, wie Menschenkinder herumzuspielen. Das ist wohl der göttliche Spieltrieb in uns allen, ein Schelm, wer Böses dabei denkt!

Ach ja: Und FROHES FEST allerseits…!

~ Ende Akt 1 (Weihnachten) ~

Akt 2: Silvester

Szenario im Olymp:

Der ERZÄHLGEIST räumt den Weihnachtsbaum von der Bühne ab, taucht wieder auf und zündet eine Wunderkerze an, lässt sie etwas brennen und geht ab.

Die Stimmung ist mehr als angeheitert, lautes Kichern wechselt sich ab mit ungezügeltem göttlichem Lachen. Man fotografiert sich gegenseitig, dreht Videos, lädt Musik herunter, kreiert auf Facebook eine eigene Gruppe namens Götterspeise, blättert in Apps von Kochrezepten, Wettervorhersagen oder den Schneehöhen in den Alpen. Kurz: Im Himmel wie auf Erden!

MERKUR(ruft in die Menge): Ich habe mir soeben bei Amazon einen Rasierapparat mit Akku bestellt, den kann ich immer aufladen, wenn Jupiter seine Blitze aussendet!

SATURN: Ich bin gespannt auf die Portokosten, das wird sicher noch teurer als in die Schweiz!

VENUS: Da möchte sich doch tatsächlich so ein junger Schnösel mit mir zum Austausch von Körperflüssigkeiten treffen, geht´s denn noch?

URANUS: Mach doch, schlimmer als mit MARS kann es ja eigentlich nicht werden!

MARS: Du hast doch keine Ahnung, was wahre Liebe ist, URANUS, du mit deinem unverbindlichen Gesülze von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit!

JUPITER: Meine Herren, seid lieb zueinander! Machen euch die Kriegsspiele auf Eurem Smartphone so angriffslustig? Seit Weihnachten macht ihr ja nichts anderes mehr!

URANUS: Papperlapapp, ich checke auch die Börsendaten in New York, Tokio, Frankfurt und London. Muss ich auch, denn ich bin voll investiert, alles oder nichts, deshalb bin ich auch permanent online. Und die Glücksspiele haben es mir ebenfalls angetan: Fußball- und Pferdelotto, Wetten auf den Verlauf des Yen, Euro oder Dollars. Elektrisierend!

MARS: Ein geiles Gerät, so ein Smartphone, da hast du die ganze Welt in diesem kleinen Teil, Hammer! Nach den vielen eher langweiligen Weihnachtsgeschenken der vergangenen Jahre hat unser Götterbote HERMES... äh MERKUR einen echten Knüller gelandet!

VENUS: Soll das heißen, dass mir der geschenkte Minirock vom Vorjahr nicht mehr steht?

MOND: Und dass mein Parfum nicht mehr das Gefühl von Nestwärme und Urvertrauen aussendet?

MARS: Oh meine Göttinnen, aber klar doch! Das alles hat nichts an seiner Ausstrahlung und Wirkkraft verloren. Und doch braucht die Welt und der Olymp ständig was Neues, es gilt doch: Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit!

SATURN: Und das auf Kosten von Werten wie Ethik, Moral, höheren Werten, ehernen und unvergänglichen Gesetzen. Das alles für einen schnellen, wertlosen Klick ohne Tiefgang und Substanz!

URANUS: Auweia, unser ewig gestriger Moralapostel spricht. Das Leben ist Veränderung und Stillstand ist der Tod. Dir kann man wirklich nicht vorwerfen, dass du dich in den letzten Jahrtausenden verändert hast!

MARS: Geschweige denn weiterentwickelt! Wenn wir alle so wären wie du, gäbe es vielleicht keinen Krieg, aber auch keinen Fortschritt!

SATURN: Und was hat das bitteschön alles mit diesem dämlichen Smartphone zu tun?

MERKUR: Ich finde, eine ganze Menge! Erinnert euch doch an die lähmende Zeit der Menschheit, in der nichts passierte außer Mord und Totschlag, Kriege und Glaubenskriege, Stillstand und Rückschritt. Dieses Smartphone ist ja bloß die Spitze des Eisberges einer innovativen Menschheit mit wachsender Computerintelligenz für ein friedliches und sorgenfreies Miteinander. Ich sehe darin eine symbolische Kehrtwende zum Guten!

SATURN: