Chaos Walking - Die Mission (E-Only) - Patrick Ness - kostenlos E-Book

Chaos Walking - Die Mission (E-Only) E-Book

Patrick Ness

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Beschreibung

Wer ist das Mädchen an der Seite von Todd Hewitt?

Als Todd Hewitt auf das Mädchen Viola trifft, verändert dies sein Leben schlagartig. Er erkennt, dass es auf einer Lüge aufgebaut war. Er ist plötzlich in tödlicher Gefahr. Er hat zum ersten Mal in seinem Leben jemanden gefunden, dessen Gedanken er nicht lesen kann - und den er trotzdem perfekt versteht. Doch woher nur kommt die geheimnisvolle Viola, mit der er auf der Flucht ist? Die exklusive Vorgeschichte zur »Chaos Walking«-Bestseller-Trilogie beantwortet diese Frage zum ersten Mal.

Die Chaos Walking-Reihe:

Chaos Walking – Die Mission (Prequel, nur als E-Book verfügbar)
Chaos Walking – Der Roman zum Film (Band 1)
Chaos Walking – Vor dem Fall (Prequel, nur als E-Book verfügbar)
Chaos Walking – Es gibt immer eine Wahl (Band 2)

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Seitenzahl: 85

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PATRICK NESS

CHΛOSWΛLKING

DIE MISSION

Aus dem Amerikanischen vonPetra Koob-Pawis

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Erstmals als cbt E-Book März 2020

© 2010 Patrick Ness

Die Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel

»The New World – A Chaos Walking Short Story«

bei Walker Books, London

© 2020 für die deutschsprachige Ausgabe

cbj Kinder- und Jugendbuchverlag

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

Übersetzung: Petra Koob-Pawis

Umschlagbild und -gestaltung: init | Kommunikationsdesign, Bad Oeynhausen

MP · Herstellung: UK

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-24360-9V001www.cbj-verlag.de

»DA IST SIE«, SAGT MEINE MOM.

Sie meint damit den Punkt, auf den wir seit Wochen zufliegen und der allmählich zu einem größeren Punkt angewachsen ist, der von zwei kleineren Punkten umkreist wird. Inzwischen ist er so groß, dass er gar kein Punkt mehr ist, sondern eine Scheibe. Diese Scheibe reflektiert das Licht ihrer Sonne, sodass man sogar das Blau der Ozeane, das Grün der Wälder und das Weiß der Polarkappen erkennen kann – ein Kreis aus Farben inmitten des schwarzen Nichts.

Dort vor uns im All liegt unsere neue Heimat, zu der wir aufgebrochen sind, als ich noch nicht einmal geboren war.

Wir sind die Ersten, die sie wirklich sehen – nicht nur durch Teleskope, nicht auf computergenerierten Karten oder als Zeichnungen aus meinem Kunstunterricht bei Bradley Trench auf der Beta, sondern durch die nur wenige Zentimeter dicke Glasscheibe des Cockpitfensters.

Wir sind die Ersten, die sie tatsächlich mit eigenen Augen sehen.

»Die Neue Welt«, sagt Dad und legt seine Hand auf meine Schulter. »Was uns dort wohl erwartet?«

Ich verschränke die Arme und weiche ihm aus.

»Viola?«, fragt er.

»Ich bin ja nicht blind«, sage ich und wende mich ab. »Sie ist wunderbar. Yeah! Kann es gar nicht erwarten anzukommen.«

»Viola«, höre ich meine Mom tadelnd sagen, als ich die Cockpittür hinter mir schließe. Weil es eine Schiebetür ist, kann ich sie nicht einmal zuschlagen.

Ich gehe in meinen kleinen Schlafraum, aber kaum habe ich die Tür hinter mir zugemacht, klopft es auch schon.

»Viola?«, fragt mein Vater von draußen.

»Ich bin müde«, erwidere ich. »Ich möchte schlafen.«

»Um ein Uhr nachmittags?«

Ich gebe keine Antwort.

»In vier Stunden treten wir in den Orbit ein«, sagt er mit ruhiger Stimme, ohne sich von mir provozieren zu lassen. »Das heißt, in zwei Stunden wartet Arbeit auf dich.«

»Ich kenne meine Pflichten«, antworte ich hinter der verschlossenen Tür.

Einen Augenblick herrscht Stille. »Es wird alles gut werden, Viola«, sagt er, und seine Stimme wird noch weicher. »Du wirst schon sehen.«

»Woher willst du das wissen?«, gebe ich zurück. »Du hast noch nie auf einem Planeten gelebt.«

»Na ja«, sagt er betont munter. »Ich bin voller Hoffnung.«

Da ist es. Das Wort, das ich so hasse.

»Wir machen es«, sagte Vater an jenem Tag, an dem sie mir die Neuigkeit eröffneten. Er konnte sein Lächeln nicht ganz verbergen, obwohl er sich bemühte. Wir saßen beim Abendessen und sein Bein wippte unter dem Tisch auf und ab.

»Wir machen was?«, fragte ich, obwohl die Antwort nicht schwer zu erraten war.

»Wir sind ausgewählt worden«, sagte meine Mom. »Wir sind der Landetrupp.«

»In 91 Tagen geht’s los«, fügte Vater hinzu.

Ich starrte auf meinen Teller, auf das Essen, das mir plötzlich nicht mehr schmeckte. »Ich dachte, Steff Taylors Eltern würden das machen.«

Mein Vater unterdrückte ein Lachen. Steff Taylors Vater war ein so mieser Pilot, dass er es kaum schaffte, im Konvoi von einem Schiff zum andern zu fliegen, ohne dabei sein Fahrzeug zu schrotten.

»Wir werden es sein, mein Schatz«, erklärte meine Mom – meine Mom, die Pilotin, die so viel besser navigieren konnte als Steff Taylors Vater. Sie war ziemlich sicher der Grund, warum wir ausgesucht worden waren. »Wir haben darüber gesprochen, weißt du nicht mehr? Du warst begeistert.«

Sie hatte recht. Ich hatte es aufregend gefunden, als sie mir sagten, dass sie sich freiwillig gemeldet hätten. Noch viel mehr aufgeregt hatte ich mich dann allerdings über Steff Taylors Prahlereien, die behauptete, ihr Vater hätte den Job schon so gut wie in der Tasche.

Die Aufgabe war von allergrößter Bedeutung. Wir würden die schlafenden Siedler und die anderen Versorgerfamilien im Konvoi zurücklassen und mit einem kleinen Spähschiff ins schwarze Nichts aufbrechen. Der Konvoi war noch etwa zwölf Monate von dem Zielplaneten entfernt. Wir hingegen würden die Strecke in nur fünf Monaten zurücklegen. Die anderen sieben Monate würden wir – nicht nur meine Eltern, auch ich – damit verbringen, alles vorzubereiten, um den besten Landeplatz für die fünf großen Siedlerschiffe ausfindig zu machen und die nötigen Vorkehrungen zu treffen.

Die Vorstellung, wir könnten die Auserwählten sein, war aufregend gewesen. Weitaus weniger aufregend fühlte es sich nun an, als aus der Möglichkeit eine Tatsache geworden war.

»Du bekommst ab sofort Intensivunterricht«, erklärte meine Mom. »Du wirst jetzt viel mehr lernen können. Genau das wolltest du doch.«

»Es ist eine Ehre, Viola«, sagte mein Vater. »Wir werden die Ersten sein, die unsere neue Heimat zu Gesicht bekommen.«

»Es sei denn, die allerersten Siedler sind noch da«, widersprach ich ihm.

Sie tauschten Blicke aus.

»Bist du darüber unglücklich, Viola?«, fragte meine Mom ernst.

»Würdet ihr die Aufgabe ablehnen, wenn es so wäre?«, fragte ich zurück.

Wieder blickten sie einander bloß an.

Das war Antwort genug.

»In dreißig Minuten erreichen wir die Umlaufbahn«, verkündet meine Mom, als ich, mit einer kleinen Verspätung, das Cockpit betrete. Sie ist allein. Mein Vater ist anscheinend schon im Maschinenraum, um alles für den Eintritt vorzubereiten. Meine Mom blickt hoch und sieht mein Spiegelbild in den Monitoren. »Schön, dass du uns wieder Gesellschaft leistest.«

»Ich habe eine Aufgabe zu erledigen«, sage ich und setze mich im Neunziggradwinkel zu ihr an einen Bildschirm. Und genauso ist es auch. Ich wurde dafür ausgebildet, zuerst auf den Konvoischiffen und in den vergangenen fünf Monaten auch hier in dem kleinen Transportschiff. Meine Mom wird uns in die Umlaufbahn steuern, mein Vater wird die Steuerraketen bereitmachen, mit denen wir in die Atmosphäre des Planeten eindringen, und ich werde nach geeigneten Landeplätzen Ausschau halten.

»Es hat sich etwas Neues ergeben, während du geschmollt hast«, sagt meine Mom.

»Ich habe nicht geschmollt.«

»Sieh mal.« Sie deutet auf den Monitor und ruft ein Fenster auf, das den größeren der beiden nördlichen Kontinente zeigt.

»Was ist das?«

Auf der Nachtseite des Planeten erstreckt sich ein Flusslauf nach Osten, Richtung Meer. Aus dieser Entfernung lässt er sich trotz unserer Hochleistungs-Scanner nur schwer erkennen, aber ein Stück flussaufwärts erstreckt sich eine freie Fläche, vielleicht ein Tal, wo der dichte Wald aufbricht und sich möglicherweise sogar Lichter befinden.

»Die anderen Siedler?«, frage ich.

Die Ersten Siedler sind für uns wie geisterhafte Schemen aus einer Gespenstergeschichte. Sie haben nie Kontakt zu uns aufgenommen, weder während meiner Lebenszeit noch der meiner Eltern, daher dachten wir immer, sie hätten es nicht bis hierher geschafft. Es ist eine sehr, sehr lange Reise von der Alten Welt zur Neuen, sie dauert Jahrzehnte. Als unser Konvoi startete, waren die Ersten Siedler immer noch unterwegs.

Doch wir haben nichts von ihnen gehört, selbst unsere besten Weltraumsonden lieferten nur vage Hinweise auf ein noch auf dem Flug befindliches Schiff. Zum Zeitpunkt ihrer geplanten Landung, Jahre vor meiner Geburt, hofften alle auf ein Lebenszeichen von ihnen. Wir hätten sie dann wissen lassen, wann wir eintreffen würden, und von ihnen etwas über den Planeten erfahren können, um uns so gut wie möglich auf alles vorzubereiten.

Aber entweder hat niemand von ihnen unsere Signale empfangen oder es war überhaupt nie jemand von ihnen dort angekommen. Vor allem die zweite Möglichkeit bereitete uns Sorgen.

Wenn sie es nicht geschafft hatten, was sollte dann aus uns werden?

Mein Vater sagt, die Ersten Siedler seien Idealisten gewesen, die unsere Alte Welt hinter sich gelassen hatten, um ein schlichteres Leben zu führen, nur mit den Mitteln einfachster Technik, als Farmer, die nach den Grundsätzen ihrer Religion leben, und all so was.

Das erschien mir ziemlich dumm als Motivation und hatte sich anscheinend in der Umsetzung auch als kompletter Fehlschlag erwiesen. Doch wir waren damals – als passierte, was auch immer ihnen geschehen sein mochte – schon so lange unterwegs gewesen, dass es kein Zurück mehr gegeben hatte. Uns war nichts anderes übrig geblieben als weiterzufliegen – dem Untergang entgegen, der uns vermutlich erwartete.

»Wieso ist uns das noch nie aufgefallen?«, überlege ich laut und beuge mich näher an den Bildschirm.

»Es gab keinerlei Hinweise auf eine Energiequelle«, erwidert meine Mom. »Falls sie sich aus eigener Kraft mit Energie versorgen, kommt sie jedenfalls nicht aus einem großen Reaktor.«

»Da ist ein Fluss«, sage ich. »Vielleicht erzeugen sie Hydro-Energie.«

»Vielleicht ist da auch gar niemand«, sagt Mom mit ruhiger Stimme, während wir beide auf den Bildschirm starren. »Es ist schwer zu entscheiden, ob es tatsächlich Lichter sind oder nur ein Flimmern auf dem Radar.«

Das kleine Stück Land am Fluss entfernt sich nun von uns. Wir fliegen nach Westen in die entgegengesetzte Richtung, um in die Umlaufbahn einzutreten und den Planeten einmal zu umkreisen, bevor wir in die Atmosphäre vordringen und von der anderen Seite aus in den Landeflug gehen werden.

»Wollen wir diesen Ort ansteuern?«, frage ich.

»Er eignet sich ebenso gut wie jeder andere«, antwortet meine Mom. »Falls sie nicht überlebt haben, müssen wir als Erstes aus ihren Fehlern lernen.«

»Oder wir werden auf die gleiche Weise sterben wie sie.«

»Unsere Technologie ist viel ausgereifter«, sagt meine Mom. »Soweit wir wissen, standen sie Technik insgesamt ablehnend gegenüber, das könnte der Grund für ihr Scheitern gewesen sein.« Sie sieht mich an. »Uns wird das nicht passieren.«

Das hoffst du, denke ich im Stillen.

Wir sehen zu, wie der Kontinent unter uns hinwegrollt.

»Alles klar«, meldet sich mein Vater über das Kommunikationssystem.