Charly und seine Freunde 2 - Steffen Bärtl - E-Book

Charly und seine Freunde 2 E-Book

Steffen Bärtl

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Beschreibung

Charly Townsend freundet sich mit dem Austauschschüler, Alexandros Omiros aus Griechenland, während seines Aufenthaltes im Wellington Internates an. Eines Tages wird Alexandros von unbekannten Männern auf offener Straße entführt. Charly kann nur tatenlos zusehen. Nach dem er seine Freunde, Peter, Susan, Miro und Rebecca, die seit ihrer unvergesslichen Zeitreise ein eingeschworener Haufen sind, von diesem Ereignis erzählt, nehmen sie den Mut zusammen und machen sich auf dem Weg, Alexandros aus den Klauen seiner Entführer zu entreißen.

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Seitenzahl: 216

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Hinweis

Das vorliegende Werk ist, auch wenn es auf Fakten basieren könnte, eine Fiktion. Figuren, Unternehmen, Organisationen und Autoritäten in diesem Roman sind entweder fiktiv oder werden, sofern sie real sind, in einem fiktiven Kontext verwendet, ohne dass die Absicht besteht, ihr tatsächliches Verhalten zu beschreiben.

Inhalt

Einführung

Eine neue Freundschaft

Das Freundschaftsgeschenk

Eine erste Spur

Die Akte Omiros

Aufbruch in ein neues Abenteuer

Das Amulett

Der Orden des Platons

Platons Grab

Der Orden der Delphi

Die Säule des Konstantin

Alexanders Erbe

Der Leuchtturm von Pharos

Das Feuer Afrikas

EINFÜHRUNG

Der Himmel war den Göttern vorbestimmt, obgleich das Schicksal ihresgleichen dem Untergang geweiht war. Doch hatten sie Ihre Zeit zum Herrschen! Eine Herrschaft über die Menschen, die der große Gott Zeus höchstpersönlich erschaffen hat, auf dass er seine göttliche Kraft aus Menschenliebe nähren möge. Sein Reich war der Himmel, behangen von klaren, weißen und großen Wolken, die dem Menschen sein Gemüt offenbarten. Wer da nicht an ihm glaubte, so schwächer wurde seine Kraft und je grauer die Wolken, die seinen Zorn verbargen und in sintflutartigen Regenfälle wandelten.

Sein Auge erblickte alles. Aufstände unter den Menschen, Habgier und Heuchelei. Und doch liebte er seine Menschen, so lange man ihn und seinen Götterrat anbetete. Es stand geschrieben, dass die Herrschaft eines Gottes über die Erde zu viel sei. Aus diesem Grund wurde sie unter drei Brüdern aufgeteilt. HADES bekam das Erdreich zugeteilt, POSEIDON erhielt die Meere und Ozeane, und dem dritten und ältesten Bruder wurde der Himmel zugesprochen - ZEUS.

Von Anbeginn der Zeit leiteten sie die Menschen auf rechtem Wege. Zum Weg des Glaubens und der Rechtschaffenheit. Aber da gab es auch die Finsternis und das Feuer, dessen Macht viele Abtrünnige und Ungläubige in ihren Bann zogen. Und die Götter fanden Wohlgefallen am Leben der Menschen. Durch ihre Gaben und Fähigkeiten mischten sie sich unter ihnen, um zu bestaunen, wie sehr sie an die Götter glaubten. Statuen in dreißig Metern Höhe symbolisierten die Macht und die Größe der Götter. Zu diesem Zeitpunkt geschah es, dass sich Hades von seinen Brüdern abwandte, da er seine Gier nach Macht auf Zeus Thron nicht stillen konnte. Durch Zeus Sohn, dem Ziehsohn eines Fischers, PERSEUS, gelang wieder Ordnung im Olymp. Aber dies war nicht die einzige Krise über den Wolken. Oft waren Zeus und Poseidon nicht einer Meinung über die Richtlinie der Herrschaft. Sie entzweiten sich. Poseidon flüchtete in sein Wasserreich und schuf einen Ort, wo man nur ihn anbeten sollte. Der Name dieses Ortes ging in die Geschichte ein, als ‒ ATLANTIS.

EINE NEUE FREUNDSCHAFT

Die Sonne erhellte den Vormittag und am Wellington College entbrannte die Glut auf das stattfindende Rugby-Spiel. Der große Rasen hinter dem Haupthaus, der sonst zur Erholung und Muse diente, wurde kurzerhand vom Sportdirektor der Stadt Wellington zu einem Rugby-Spielfeld umfunktioniert.

Es war das Turnier der Absolventen!

Vielleicht wurde aus diesem Grund zwei kleinere Spielfelder angelegt. Die Spielzeit sollte nur über die Hälfte, der ganzen Distanz, gehen. Zur Schonung der jungen Knochen oder aus Gründen der Familienharmonie, die an diesem Tage herrschen sollte.

Angehörige der ausländischen Studenten hatten nicht gerade Überhand gegenüber den einheimischen Familienmitglieder. Man konnte dies besonders auf den Tribünen - die maximal jeweils einhundert Leute fassten und von denen vier aufgebaut wurden - erkennen.

Auf der einen Seite saßen sie eng aneinander gereiht, gequetscht wie Ölsardinen in einer flachen Dose. Und immer mehr wollten auf die heimischen Tribünen.

Gegenüberliegend starrten die hauseigenen Zuschauer auf fast leere Ränge. Personen die vereinzelt zersprengt waren. Sie kannten sich nicht, hegten auch keine Ambitionen dies zu ändern. Sie saßen wortlos da, starrten auf das Spielfeld hinunter.

Einige telefonierten, hielten sich dabei einseitig die Ohren zu, um etwas vom Gesprächspartner zu verstehen.

Man konnte schlichtweg sagen, dass ein Geschäft wichtiger war, als das Anfeuern des Familienmitgliedes.

Charly Townsend hatte sehr gehofft, dass sein Vater auf der einheimischen Tribüne saß und ihn anfeuerte. Immer wenn es eine Unterbrechung gab, schaute er nach ihm. Der Abpfiff des ersten Drittels näherte sich rasch und Charlys Blick wurde durch die leeren Sitzbänke getrübt. Dennoch erkannte er jemanden auf der Tribüne. Es war Mr. McDuggen mit seiner frisch verheirateten Ehefrau Gabriele, die er seit einem halben Jahr kannte. Sie hatten nicht wirklich Augen für das Spiel, da sie verliebt herumalberten, wie am ersten Tag, als Charly sie miteinander bekannt machte. Doch mit jedem Blick, den die Beiden dem Spiel widmeten, galten jene Spielzüge, in denen Charly eingespannt war.

Die Mannschaft aus dem Talbot-Haus, dem Charly angehörte, lag inzwischen mit acht Punkten zurück. Umso sehr erfreute es McDuggen, wenn seine Schülermannschaft sich dem Gegner näherte.

Große Chancen auf den Sieg hatte sich McDuggen nie ausgerechnet. Dafür war das Talbot-Haus nicht gut genug. Es waren keine Sportaktivisten unter den Schülern. Natürlich gab es Ausnahmen, wie Charly Townsend, der stets versuchte seine Kameraden anzufeuern und zum Durchhalten aufforderte. Das Erreichen des Schlusspfiffs für das ganze Spiel, war Grundvoraussetzung für die Teilnahme am Turnier.

Mit gesenkten Köpfen verließen die jungen Spieler das Spielfeld. Charly schlenderte ohne Elan über den Fußballplatz. Er wusste, dass er alles gegeben hatte und fühlte sich gerade heute als Siegertyp. Doch nach der Niederlage von 8:1 verlor sich das Gefühl.

Ohne es zu bemerken, lief jemand neben ihm.

„Mach dir nichts draus. Mein Vater sagt immer, dass das Leben voller Niederlagen ist und das man es nur zusammen mit Freunden überstehen kann.“

Charly erhob seinen Kopf und blickte den Jungen an. Kurzes, schwarz gelocktes Haar, leicht gebräunte Haut. Dieser Junge musste irgendwie aus dem Süden Europas stammen, dachte er sich.

„Ich bin Alexandrós Ómiros. Austauschstudent aus Athen. Wenigstens für dieses Jahr!“

„Angenehm. Charly Townsend. Ich bin im Talbot-Haus einquartiert! Und Du?“

„In dem Haus da hinten!“, Deutete Alexandós mit einem Fingerzeig an.

„Das kenne ich! Man nennt es das Botschafts-Haus. Dort werden alle vorübergehenden Schüler untergebracht, die für kurze Zeit am Wellington College bleiben werden. Früher war da mal das Zeitungs-Archiv des Colleges untergebracht. Heute befindet es sich das Archiv auf einer einzigen CD und liegt irgendwo im Unterrichtsraum für Informatik herum.“

„Es ist gut, jemanden zu kennen, der sich hier auskennt! Du scheinst wohl schon länger hier zu sein, Charly?“

„Vier Jahre bin ich nun hier. Sechs habe ich noch vor mir!“

„Wollen wir Freunde sein, Charly?“

„Einverstanden!“

Charly reichte Alexandrós seine Hand zum Handschlag. Einmal kurz geschüttelt und der Freundschaftsbund wurde besiegelt.

„Alexandrós, Alexandras!“ rief jemand ihm zu. Er drehte den Kopf und sah nach, wer ihn gerufen hatte. Charly folgte dessen Blick, als sie die Spielrandmarkierung erreicht hatten.

„Das ist unser zugewiesener Lehrer. Er stammt auch aus Griechenland. Wenigsten jemand in meiner Landessprache, den ich verstehen kann.“

„Hast du schon was vor, nach den Spielen?“, fragte Charly.

„Bis jetzt noch nicht!“

„Das ist Gut! Ich könnte einen guten Freund bei meiner Einkaufstour gebrauchen!“

Alexandrós rannte langsam los, blickte noch einmal zu Charly und signalisierte ihm den ausgestreckten Daumen, dass er damit einverstanden sei.

Charly hingegen hatte nun viel Zeit mit seinen anderen Freunden etwas zu unternehmen. Dabei viel ihm ein, dass deren Eltern gekommen waren, um diesen Tag auf dem Gelände gemeinsam zu verbringen. Es war wie der erste Schultag im neuen Schuljahr.

Townsend begab sich langsam auf sein Zimmer und vertiefte sich bereits jetzt schon in das neue Geschichtsbuch, dass das College den Schülern zur Verfügung gestellt hatte. Irgendwie kam in ihm der Gedanke auf, die griechische Geschichte lesen zu wollen. Angefangen von den Göttergeschichten, den mythischen Heldensagen, bis hin zu den glorreichen Schlachten der Spartaner gegen die Perser.

DAS FREUNDSCHAFTSGESCHENK

Alexandrós hatte Vorlieben für einfache blaue Jeans und einem lockeren T-Shirt. Das Weiße, dass er jetzt trug, hatte die Skyline von Athen auf der Brust. Ein paar Falten hier, ein paar Falten da und er schien zufrieden mit seiner Kleidung zu sein. Er nahm es nicht für wichtig, was andere über sein Äußeres dachten. In seiner Freizeit trug er, was er wollte.

Er erzählte Charly vieles über seine Familie. Wie sein Vater, Besitzer einer Oliven-Plantage, ihm Dinge beigebracht hat. Wie sie gemeinsam Angeln gewesen waren und sie gemeinsam über die Geschichte seines Landes unterhielten.

In den schmalen Gängen die sich zwischen den Trödlern bahnten, verloren beide die Zeit. Jeder Stand hatte etwas anderes zu bieten. Der eine Kleidung, der andere Geschenkartikel, gebrauchte Musi k-CD oder Videos, DVD's. Ein Stand hatte sogar vie le Bücher. Von Klassikern bis hin zu modernen Romanen und Sachbüchern. Pflanzen und Saatgut hat te ein anderer Stand. Dazu noch Handbücher für den Umgang von Traktoren, wie den TF 20. Einen dieser Ferguson-Traktoren hatte Charly bereits gesehen. Er war grau, gerade mal zweieinhalb Meter lang, dampfte und spukte wie ein Walross, wenn er über den Äckern fahren durfte.

Die Vielseitigkeit der Angebote faszinierte Beiden. Bei einem Stand blieben beide neugierig stehen und sahen sich altertümliche Gegenstände an. Alexandro interessierte sich für Schwerter, während Charly von ungewöhnlichem Schmuck und Karten angetan war. Eine Karte durfte er mit Erlaubnis des Händlers ausbreiten. Es war eine Karte von Griechenland. Mit einem Fingerzeig deutete Alexandró auf seine Herkunft ‒ seine Heimatstadt und berichtete, wie er mit seinem Vater von einer Stadt zur anderen gereist war, als wären sie vor jemanden auf der Flucht.

„Zur Erinnerung an unsere Freundschaft, möchte ich dir diese Karte schenken, Charly. Immer wenn du dir diese Karte ansiehst, wirst du an mich denken!“

„Das kann ich doch nicht annehmen!“, Erwiderte Charly und wies die Geste Alexandros zurück. „Be halte dein Geld! Ich kann sie mir auch so leisten!“

„Dass ist keine Frage des Geldes, Charly. Ein Geschenk sollte man nie ablehnen, damit beleidigt man den Anderen!“

„Wenn das so ist, nehme ich dein Geschenk an.“

Der Händler nahm das Geld, zehn Euro von Alexandro an, rollte die Karte zusammen und verstaute sie in einem runden Schutzkarton.

Mit einem Lederriemen versehen, lies sich die Karte sehr gut über der Schulter tragen.

Zufrieden begaben sich beide auf die Landstraße zurück, die zum Wellington-College führte. Sie lachten und freuten sich, dass sie sich so gut ver standen.

Auf der Hälfte der Strecke hielt plötzlich ein VW Bus an. Die Seitentür wurde geöffnet und vier Hände rissen Alexandro in den Bus hinein. Mit seinen Händen und Beinen versuchte er sich zu wehren, doch die Männer, die ihn gepackt hatten, waren stärker ‒ viel stärker. Selbst Charly konnte nichts dagegen machen. So schnell, wie alles ablief, konnte er nur fassungslos daneben stehen und zusehen. Ehe er realisierte, was so eben geschah, war die ganze Aktion auch schon vorbei.

„Das waren Profis! Das müssen Profis gewesen sein!“, Sagte sich Charly immer wieder. Doch was wollten diese Männer von Alexandro.

Nach dem er Schritt für Schritt alles noch einmal in seinem Kopf ablaufen lies, bemerkte er, dass die Männer ähnlich wie Alexandro aussahen. Ähnlich was die Herkunft dieser Männer betraf.

Mit seinem Handy rief er seine Freunde an und er klärte ihnen, dass man sich auf dem geheimen Dachboden gemeinsam treffen müsse. Es würde um Leben und Tod gehen. Charly nahm anschließend seine Beine in die Hände und rannte den restlichen Weg zum College.

Als er die lange Allee erreichte, wurden seine Bei ne schwer, als würde er plötzlich Bleischuhe tragen. Er war einfach außer Puste und lief die letzten Hundert Meter im Schritttempo.

Das Tor kam immer näher. Ein Fahrzeug überholte Charly, woraufhin sich das Tor bereits öffnete. Es war einer seiner Lehrer, der sich wieder eingefunden hatte, um in den nächsten Tagen den Dienst an treten zu können.

Bereits im Treppenhaus begegnete ihm Susan Edwards - auch Susi genannt - die verzweifelt fragte, was los sei. Ganz diplomatisch verwies Charly auf die vollständigen Details beim Treffen hin. Susi, die ihm gelegentlich kleine Briefe zusteckte, lief Charly die restlichen Treppen hinter her. Das Beide sich gegenseitig angezogen fühlten, wusste bisher keiner ihrer Freunde. Nur sie wussten es. Und so sollte es vorerst auch bleiben.

Vor dem Eingang zum Dachboden stand schon Peter Seidel, Charlys bester Freund aus Hamburg.

„Wo brennt es denn?“, Fragte er und war ebenso ungeduldig auf die Antwort, wie Susi.

Erst im Inneren des Dachbodens, dass zu einem geschichtlichen Geheimversteck ausgebaut war, offerierte Charly um was es ging.

Peter und Susi hatte inzwischen auf zwei weiche, große Stoffbälle platz genommen. Neben ihnen befanden sich die Geschwister Mirco, der immer noch von den Dinosauriern fasziniert war, obwohl ihr letztes Abenteuer beinahe ihr aller Leben gekostet hätte und Rebecca, deren Vorliebe für die Malerei noch ansah. Immerhin konnten alle einige Farbkleckse auf ihrem hellen Pullover erkennen.

„Henry fehlt wieder einmal!“, Stellte Peter fest. „Er hat unseren kleinen Klub eh nicht für ernst genommen.“, Ergänzte der kleine Mirco, der mit seinen sieben Jahren der Jüngste, der Band war.

„Ich habe Euch zusammen getrommelt, um Euch mitzuteilen, dass Alexandrós Omiros vor meinen Augen von unbekannten Männern entführt wurde!“

„Und wer ist dieser Alex ... Alexandrós?“, Hakte Susi nach.

„Alexandrós ist Austauschschüler aus Griechen land und ich lernte ihn beim Fußballturnier heute Nachmittag kennen. Wir freundeten uns an und gingen gemeinsam auf den Flohmarkt in die Stadt. Wir unterhielten uns und lachten miteinander. Auf dem Rückweg zum College geschah es dann. ... Ein weißer VW Bus hielt an und zerrte Alexandrós in den Wagen.“

„Und was hat das alles mit den Klub zu tun?“, Fragte Rebecca.

„Wir alle sind Freunde! Alexandrós ist nun ein neuer Freund, den ihr noch nicht kennt! ... Ich will ihm helfen! Ich möchte ihn mit Eurer Hilfe aus den Fängen der Unbekannten befreien!“

„Weißt Du auf was du dich da eigentlich einlässt?“, Fragte Peter voller Sorge.

„Um ehrlich zu sein, nein! Aber es wird mit Sicherheit aufregend werden. Besser als diese Lange weile auf diesem College wird es alle Mal sein! Wollt ihr die nächsten vierzehn Ferientage auf diesem Internat verbringen oder lieber einen Freund helfen?“

Die Kinder sahen sich gegenseitig an.

„Wir können ja nichts dafür, dass unsere Eltern wie der einmal in den Ferienzeit zu viel zu tun haben!“, Erklärte der kleine Miro.

„Da hast du vollkommen Recht!“, Bestätigte Susi, erhob sich und begab sich zu Charly hinüber.

„Aus diesem Grund, stimme ich Charly zu! Wir müssen Alexandrós helfen. Und ein neues Abenteuer kann uns nicht schaden. Wenn wir gegen Dinosaurier, wild gesottene Piraten und freiheitsliebende Soldaten fertig geworden sind, dann werden wir doch locker mit ein paar Entführern fertig werden.“

„Ich bin dabei!“, Schrie Miro sofort den Beiden zu.

„Du weißt, was Mutter gesagt hat, Miro! Keine Dummheiten!“, Schimpfte Rebecca auf ihren kleinen Bruder.“

„Du kannst ja hier bleiben und Trübsal blasen!“

„Ich habe die Verantwortung für Dich! Auch wenn ich es nicht gerne sehe, dass du uns wieder in ein verrücktes Schlamassel bringst, werde ich dich wohl begleiten müssen.“

„Ich habe uns doch nicht in diese Lage gebracht!“, Wehrte sich Miro gegenüber seine Schwester.

„Und wer hat den Brunnen der Zeit ausgelöst?“

„Das war nur ein dummer Zufall!“

„Zufall hin oder her! Der Zufall ging von dir aus!“

Beinahe gerieten sich beide in die Haare und wollten sich diese raufen, doch Peter ging dazwischen.

„Leute ... Leute! Seid doch vernünftig! Wir alle wollten hinter das Geheimnis von Castle Glamis gelangen. Wir haben überlebt und sind hier. Ich finde es auch nicht gut, dass wir uns in andere Angelegenheiten einmischen. Wahrscheinlich bekommen wir deswegen großen Ärger. Wir sollten uns wie professionelle Detektive verhalten und die Lage sachlich analysieren. Die erste Frage lautet: Wer hat ein Interesse daran Alexandrós zu entführen?“

Peter sah sich in die Runde um. Keiner wusste eine Antwort auf diese Frage.

„Kommt denn keiner auf das Naheliegende? ... Die Antwort auf meine Frage finden wir in der Schulakte von Alexandrós! Und wo finden wir die Schulakte?“

Peter blickte sich erneut um.

„Im Vorzimmer des Direktors!“, Stieß Miro aus.

„Richtig! Das heißt, dass wir als Erstes uns die Akte von Alexandrós besorgen und Einblick nehmen. ... Dies werden Rebecca, Miro und Susi über nehmen. Charly und ich werden noch einmal an den Tatort des Verbrechens zurückkehren um etwaige Spuren sicher zu stellen. Ich bin mir sicher, dass wir etwas finden werden, was uns auf die Spur der Entführer bringt.“

EINE ERSTE SPUR

Es war inzwischen dunkel geworden. Auf der Landstraße funktionierten wieder einmal die Laternen nicht. Dies kam in letzter Zeit schon öfters vor. Das Flackern der Straßenlaternen konnten die Kinder von ihren Fenstern aus beobachten. Von der Ferne glichen sie dem Aufleuchten von UFO-Lichtern.

Peter der die Leitung des nächtlichen Ausfluges übernahm beleuchtete die Stelle der Entführung, nachdem Charly sie wieder erkannt hatte. Mit Sicherheit konnte er es nicht sagen, da die Entführung im Hellen geschah. Vom Gefühl her, war sich Charly sicher, dass sie sich an der richtigen Stelle befanden.

Peter reichte Charly eine Taschenlampe zu, um damit auf dem Boden nach Spuren zu suchen. Dabei mussten sie Beide aufpassen, dass nicht ein Fahrzeug auf der Landstraße sich rasch näherte. Die Gefahr hier von einem Fahrzeug erfasst zu werden, war sehr hoch - da sie sich hinter einer Kurve befanden und von entgegen kommenden Fahrzeugen sehr spät erkannt werden würden. Die Zeitungen waren voll von Unfallberichten und Todesanzeigen von Unfallopfern. Peter und Charly wollten keineswegs dazu gehören.

Beide liefen fast nebeneinander. Charly auf der Straße, Peter halb im Straßengraben.

Ihre Lichtkegeln wanderten von rechts nach links und wieder zurück. Zwei Schritte vor und erneut bewegten sie ihre Taschenlampen.

Nach dreißig zurück gelegten Metern bemerkte Charly einige Bremsspuren auf dem Asphalt. Sie zeigten ein eindeutiges Profil. Doch bei der Masse von Reifen, war dies keine Spur, die ihnen weiter helfen würde. Aber für einen Vergleich, sollte man das Fahrzeug irgendwann einmal finden, würde ein Foto des Reifenabdruckes allemal helfen.

Charly nahm aus seiner hinteren Hosentasche sein Handy hervor, stellte es auf Fotoapparat um, kniete sich zum Asphalt hinunter und machte einige Fotos.

Plötzlich wurde er nach hinten gezogen. Dabei rutschte er mit seinem Hintern den Straßengraben hinunter.

„Was soll denn das?“, Fragte er erbost.

„Du kannst froh sein, dass ich da war. Du wärst beinahe von dem Motorrad erfasst worden!“, Entschuldigte sich Peter für seine Handlung.

„Was für ein Motorrad? Ich habe keins gehört!“

„Wie auch! Mit deinem MP3 Stöpseln im Ohr kannst du auch nichts hören. Jetzt schalte endlich deinen MP3 Player aus und konzentriere dich!“

Peter wandte sich von Charly ab und suchte mit seiner Taschenlampe weiter.

Einige Meter vor ihm schimmerte Etwas . Er näherte sich diesem Schimmern und tastete mit seiner Hand in dem taufrischem Gras herum. Es war kühl geworden und es wurde kalt an seiner Hand. Nachdem er das Schimmernde Ding in seiner Hand hielt, beleuchtete er es genauer und konnte dies in seiner flachen Hand deutlich erkennen. Es war eine Halskette mit einem Schmuckstück daran. Ein silberner Kreis mit einem blau leuchtenden Punkt in der Mitte. Es war ein Medaillon. Die Figur in dem Kreis ähnelte einem Tier. Einem Wassertier und stellte es im Sprung dar. Nach der Form des Tier ausgehend, war sie Peter ziemlich sicher.

„Ich habe eine Kette mit einem Medaillon gefunden. Das Medaillon besteht aus einem silbernen Delfin mit einem blau funkelndem Auge!“

„Was sagst du da? Ein Delfin mit einem funkelnden Auge? Lass mal sehen!“, Bestand Charly darauf und begab sich auf Peters Höhe. Er sah die deutlichen Konturen des Medaillons in Peters Hand.

„Es ist nicht nur ein Medaillon!“, Stellte Charly klar. Es ist ein Symbol, dass ich schon einmal gesehen habe!“

Charly überlegte krampfhaft, wo es gewesen sein könnte.

„Ich glaube es war in einem Buch über griechische Mythologie, dass ich mir in der Bibliothek in London ausgeliehen hatte!“ Peter war etwas genervt von Charlys geschichtlichen Fanatismus, aber er war ja auch nicht anders im Bezug auf Physik und deren größten Erfindern.

„Du und deine Bücher! Schau doch einfach über dein Handy ins Internet hinein! Erstens sparst du dir dadurch Zeit und zweitens brauchst du deine Birne nicht überanstrengen. Schließlich muss man ja nur wissen, wo es steht.“

Charly verzog eine enttäuschende Mine. Er wollte mit seinem Geschichtswissen so auftrumpfen, als wäre er ein historischer Kriminologe.

„Na schön! Du hast gewonnen!“, Erwiderte Charly und ging mit seinem Handy ins Internet. Über Google suchte er mit den Begriffen DELFIN und SYMBOL nach den gewünschten Informationen.

Nach ein paar Minuten hatte er das Symbol in Miniaturansicht gefunden und rief die Internetseite auf. Nach weiteren Minuten konnte er das Symbol deutlicher erkennen. Direkt darunter befand sich ein langer Text, den Charly anfing zu lesen. Er murmelte vor sich hin, bis Peter ihn darauf hin wies, dass er auch gerne wüsste, was dieses Symbol, bedeutete. „Lies laut!“

Charly begann noch einmal von vorn.

„Der springende Delfin mit blinkendem, blauem Auge in einem Silberring, ist das Symbol eines griechischen Ordens ‒ genannt Orden von Delphi. Der Orden existiert, wie der Ort Delphi - 34 Kilometer von Athen entfernt. Der geheime Orden, so glaubt man, diente in der Antike als Machtorgan. Sie entschieden welche Jungfrauen und welche Hohepriestern im Dienste der göttlichen Religion aufgenommen werden durften. Dabei entschied weder die Herkunft noch königliches Blut über die Zustimmung des Ordens. Man sagt auch, dass jener Orden über alle Königreiche des antiken Abendlandes stand. Welche Aufgaben der Orden tatsächlich ausübte und wie weit deren Macht wirklich ging, bleibt ein mystisches Geheimnis, dass in den Ruinen von Delphi verborgen und begraben liegt.“

Charly berührte mit seinem rechten Zeigefinger auf ein Wort ‒ ein Link, der ihn auf eine Unterseite brachte. Die Seite baute sich nach kürzester Zeit auf.

„Hier ist eine Liste mit Gebäuden, die der heutige Orden von Delphi besitzt. Es sind neun Gebäude. Jedes Gebäude liegt wo anders. Izmir ‒ Türkei, Alexandria ‒ Ägypten, Tunis - Libanon, Algier ‒ Marokko, Gibraltar, Valletta ‒ Malta, Palermo auf Sizilien, Delphi und Athen in Griechenland. Das Gebäude, dass am nächsten ist, ist das Museum für griechische Antike in Paris.“

„Das ist ja alles hoch interessant! Doch was hat das Ganze mit Alexandrós zu tun?“, Fragte Peter. Als Charly keine Antwort von sich gab, dafür aber mit den Schultern zuckte, legte er gleich die zweiter Frage nach.

„... Glaubst du er ist Mitglied dieses griechischen Ordens?“

„Entweder er oder die Männer, die ihn entführt haben! Jedenfalls führt die Information zu diesem Orden. Sollte Alexandrós von diesem Orden entführt worden sein, dann werden sie ihn nach Paris bringen. Und dort müssen wir auch hin!“

„Bevor du im Rausch des Reisefiebers untergehst, warte vorher die Informationen ab, die Susan, Miro und Rebecca morgen herausfinden. Vielleicht liegen wir auch komplett falsch und Alexandrós ist ein einfache Schwindler, dessen Machenschaften entlarvt wurden!“, Warnte Peter seinen Freund, verstaute das Medaillon in seine Hosentasche, wo es vorerst sicher sein dürfte.

Zusammen gingen sie die Allee zum Internat entlang, um rechtzeitig ins Bett zu kommen. Immerhin sorgte der Hausmeister des Internats für pünktliche Schließung des Haupttoren und sämtlicher Nebenzugänge. Auch die Gebäudeeingänge wurden zum Schutz der Kinder in der Nacht verschlossen.

Als Charly sein Handy verstaute, bemerkte er, wie schnell sie sich beeilen müssen, um rechtzeitig auf dem Gelände des Internats zu sein.

Punkt 22:00 Uhr wurde das Haupttor geschlossen. 23:00 Uhr die Gebäudeeingänge. Nun war es schon 21:45 Uhr.

Sie rannten, wie lange schon nicht mehr. Als sie ihre Füße auf das Internatsgelände setzten, riegelte das elektronische Sicherheitstor sich unmittelbar hinter ihnen zu. Es funktionierte per Knopfdruck.

Die Sicherheitsanlage dafür befand sich in der untersten Etage des Hausmeister-Hauses. Direkt darüber befand sich die Wohnung des Hausmeisters. Im Nebengebäude befand sich eine Wachmannschaft, die nur Nachts darin Unterschlupf fand. Sie liefen auf dem Gelände Patrouille.

Diese Gebäude konnten Peter und Charly im Lichtkegel der Fußweglaternen erkennen und machten einen weiten Bogen um sie. Nachdem sie erschöpft und hechelnd vor dem Eingang ihres Talbot-Hauses standen, warteten sie noch einige Minuten, bevor sie es betraten und sich in Sicherheit befinden würden.

DIE AKTE OMIROS

Am frühen Morgen des nächsten Tages standen Susan, Miro und Rebecca sehr zeitig auf. Alle drei wussten, dass sie noch hätten schlafen können, da das Frühstück für die Kinder erst gegen Neun im großen Esssaal aufgetischt werden würde.

Miro war der Einzige, der die ganze Zeit herum gähnte. Er konnte die halbe Nacht nicht schlafen. Damit lag er seiner Schwester Rebecca seit dem Wachsein in den Ohren. Nur durch das Wegziehen der Decke, konnte sie ihren kleinen Bruder wach bekommen, der sich am liebsten noch einmal herum gedreht und die Wärme seines Bettes dem kalten, frischen Morgengrauen vorgezogen hätte.

Ihre Sinne wahren geschärft und ihre Augen wachsam, als sie sich auf den Weg zum Direktorat machten. Die ersten Schritte auf diesem Weg wahren noch einfach, als würden sie sich auf einen Morgenspaziergang begeben.

Sie verließen das Talbot-Haus und blickten auf das Verwaltungsgebäude, dass sich auf der anderen Seite des Internatsgelände befand.

Sie liefen an den anderen Häusern vorbei, grüßten andere Frühaufsteher und wurden gegrüßt. Die Morgenluft war sehr frisch und bereitete Miro und Rebecca eine Gänsehaut - doch sie beklagten sich nicht. Susan hatte sicherheitshalber ein T-Shirt unter ihrem Pullover angezogen, um dem Frieren vorzubeugen.

Als sie die Häuser hinter sich gelassen hatten schlugen sie die Richtung quer über die Parkanlage ein. Der Rasen war rutschig. Die Gefahr sich hier grüne Flecken in den Sachen zu holen war groß. Der Morgentau hatte sich auf dem Gras nieder gelassen und verursachte die Gefahr.

Am Ende des Parkgeländes liefen sie den festen Kiesweg zum Verwaltungsgebäude entlang. Nach einigen Metern überholten sie eine junge Frau mit schwarzem Haar. Im Schein der Laternenlichter konnten die Haare auch Brünett sein.

„Gabriela!?“, Rief Susan verwundert hinter ihr her.

Gabriela drehte sich um und blickte in drei vertraute Gesichter.

„Na ihr Drei! Warum seid ihr denn so früh am Morgen schon unterwegs?“

„Sag ihr Nichts!“, Warnte Miro vor dem losen Mundwerk Susans.

„Warum sollte ich es ihr nicht sagen?“, Fauchte Susan den Kopf kleineren Miro an.

„Sie gehört doch jetzt zu ihm und steht somit nicht mehr auf unsere Seite!“

„Bist du jetzt endlich mal ruhig, Miro?“, Brauste Rebecca dazwischen und presste ihren Körper zwischen ihrem Bruder und Susan.

„Nun mal raus mit der Sprache! Ihr habt doch etwas vor! Dass sehe ich eurer Nasenspitzen an!“