Chora - Michael Lentz - E-Book

Chora E-Book

Michael Lentz

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Beschreibung

»An Sprachbegeisterung ist dieser Dichter schwerlich zu überbieten.« Michael Braun, Neue Zürcher Zeitung  In den neuen Gedichten von Michael Lentz geht es buchstäblich um alles – von A bis Z, von der Kindheit bis zum Tod. Im Zentrum steht nicht zufällig das Gedicht von einem Kind, das eine tote Amsel gefunden hat. Und beide, Kind und Gedicht, wollen die Amsel wieder zum Singen bringen. In immer neuen Anläufen geben sich die neuen Gedichte von Michael Lentz der schöpferischen, lebendigen Kraft der Sprache hin und ziehen dabei vom Gebet bis zum Anagramm alle Register. Das hat etwas Barockes und Romantisches und kühl Modernes und zielt doch immer auf das Ganze unserer Existenz.

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Seitenzahl: 68

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Michael Lentz

Chora

Gedichte

 

 

Über dieses Buch

 

 

In den neuen Gedichten von Michael Lentz geht es buchstäblich um alles – von A bis Z, von der Kindheit bis zum Tod. Im Zentrum steht nicht zufällig das Gedicht von einem Kind, das eine tote Amsel gefunden hat. Und beide, Kind und Gedicht, wollen die Amsel wieder zum Singen bringen. In immer neuen Anläufen geben sich die neuen Gedichte von Michael Lentz der schöpferischen, lebendigen Kraft der Sprache hin und ziehen dabei vom Gebet bis zum Anagramm alle Register. Das hat etwas Barockes und Romantisches und kühl Modernes und zielt doch immer auf das Ganze unserer Existenz.

 

 

Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de

Biografie

 

 

Michael Lentz, 1964 in Düren geboren, lebt in Berlin. Autor, Musiker, Herausgeber. Zuletzt erschienen: »Warum wir also hier sind« (Theaterstück), »Offene Unruh« (Gedichte), die Essay- und Aufsatzsammlung »Textleben«, die Frankfurter Poetikvorlesungen »Atmen Ordnung Abgrund«, »Schattenfroh. Ein Requiem« (Roman) sowie »Innehaben. Schattenfroh und die Bilder«, alle bei S. FISCHER und bei FISCHER Taschenbuch.

 

Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de

Inhalt

chora

HAUS

der mensch ist diese nacht

VER

nehrung landzunge weissagung sterbeschneise

feuerabend strahlte auf im linden elternpark

kainer und aber

zḫn

oma hat nie das meer gesehen

stille feiung

FADEN

sehnarj

es war taboo

amo volo ut sis

gehen geht

da schwinnt unser kind

habe nun den text meines lebens

ICH

risse mit echo

perform the storm

o mein lateralsinn

innan

SPRÜNGE

ICH

anders als sein

ghu

stilbe tod

STAAT

das wichtigste: besen.

desorganisieren

wut dosieren

»aber ich liebe doch«

binde der räume

adoneus helmut

anlass zu etc.

FALTE

holunder

draußen innen

doppelter schillerparabol

kunst ist mangel

krabats zementgenie

tikkun

undsoweiter

rheinische sprachhängung

chora

hora

ora

ra

a

ara

aora

ahora

achora

HAUS

der mensch ist diese nacht

dies ist chora die nacht der mensch hängt einem entgegen

er hat ein puppenspiel noch offen und es wird

auch vernünftig gesprochen allein seine puppen verstehen ihn nicht

sie spielen nacht die der mensch ist sie haben seinen kopf

aufgemacht dies leere nichts darin die bilder

wohnen in der guten stube da klirrt die scherbe

hand hinein es wird noch munter rein gemacht

die krone fällt durchs leere haupt ein leises gemerk

gehört aufs haupt fällt durch vertönt wo ist die krone

doch die krone ist das bild ein scheußlicher happen

trost es ist ein reines selbst eine weiße gestalt

ein blutiger kopf wird aus dem deut hervor gezogen

das stumme gezwitscher rohrstock der schrecken der eigenen stimme

im gesicht die jammervolle mutter gibt

das kind der strafe frei wird selber kind das über

mutter klagt die harsch im panzerkleid in ferne

bilder rückt von der hand mehr überzeichnet als

geschrieben hinter duldendem vorhang in blöße der alles

habseelen beherbergt geheimnis und trauer das ist fast gott

labil und bleibend initial und stets noch immer

wieder endgültig suspendiert ein dulden das nicht

zugelassen ist ich lese mich im vorhang

ich tu mich und gebe mich und bin ins wort geschmolzen

das mutter nicht sagt ich bin ihr epiphänomen

kein strich ist tot das zeigen die thränen das bild ist ein punkt

auf dem würfel es wird auch viel gesungen von sündenlall

und es äugeln die augen darin erblickt man die nacht

die furchtbar wird die in mich eingedrückten figuren

krankheit in büchern zeichen des körpers ein anderer

befall tritt den dienst an passe partout für das sarx der distanz

mein kreas augenglut und aufschub ach könnte ich

im sichtbarwerden verschwinden chora sein ich hieße

immer anders dass du mich nicht mehr brennst und nicht

benennst denn name heißt ablage marke wiederholung

den eigenen auszusprechen hat mutter mir untersagt

er ist ihr sonntagsstaat ihr halfter zaoum- und halbzeug

insistiert auch der gerufene name in mir

als bloßes zeichen das jede vorstellung beherrscht

und sinkt hinab in den unbegriffenen kern der streuung

der umschrift und löschung gibt es mich doppelt als selbst und schmelze

in mein eigen lagert sich kein name ab

nur stimmen stunden ōra sonne immer anfangs

nur hyle sein und amorphon vor lauter liebe

kein anspruch kein verspruch kein freispruch kein vorspruch kein

kernspruch kein zuspruch

mutters zärtlichen händen ein versiegeltes relief

die versammlung roter figuren im schub der garderobe

hat teil an der handschuhe herrschaft ihrer gewaltigen glätte

kanevas macht ihre lage bodenlos

sie können schießen sie schießen vater und mutter über

den haufen eine helle stickerei im handschuh

beerdigt kanevas gegen schrankpapier getauscht

die verborgene seite des papiers mit meinen namen

gezeichnet das ist die zwitschernde grundschrift was auch geschieht

es geht aus den namen hervor die vorräte schwinden im keller

pech tropft das geländer herab und fließt in die ohren

insekten rascheln in den schütten aus glas und garer

schimmel zieht die wände hoch es läuft das zu heiße

bad löst das fleisch löscht den namen nun hat es eine woche

zeit zu danken es wird hier viel geschlichen aber

mutters gesicht ist mir entfallen gesagtes ein klumpen

ein fitzel ein knorz ein gran das kommt jemand picken da fliegt der

zugvogel messer das hat der esser den die spur

betrifft in einem alten fitt ab gelesen

frühe filme für wesen die man wegschrecken muss

mit ordnung doch der gewinnt nicht der die augen zur blindheit

überreden will und mutter wusste nicht mehr

was sie machen sollte dieser traum muss mich be

wegen in der truhe wohnt die hexe hortet

das geld das ganze geld aus der schatulle das ent

sprechend setzliche ich höre fitze fitze

flitze ritz die plitz und pitze fitz die platz

schlüsselgeräusche beenden das als es sich selbst

geräuche gerüche gebräusche schussel schuss und schüssel

das allgemeine absolute und das jäh

besondere dazwischen findet nichts statt so bleibe

ich die mich bewegende michselbstgleichheit

ganz ungestalt und durchscheinbar es stört da nur

familia und famulus ein hīwisch und weg

ein feuerinselchen feuermal unterm dach entfacht

beim abendrot wird stumm gezählt und spät gelöscht

die luntenpuppen riechen vergehen stottern verkündung

berauscht das dach begehen schindelnder tanz und sturz

dass auch bedacht der schindeln tanz und sturz begehren

begeht das dach der tanz berauscht die schindel stürzt

auf dem parkett die krume magen übers knie

das eck der eingenamten luft im leeren haus

das leere kind das wird jetzt täglich kaltgestellt

es steht sich tot in jenem eck der strich wird aus

radiert es selbst allein das ist sein einziges

begehr die bilder ausradieren die in ihm sprießen

das läuft in den puppen ab ganz ohne bekümmern sagen

sie die kataloge her den wohl geordneten

schmuck der zerbrochen ist wie schale schal der ab

gestandene geschmack der statischen bilder schwere

beharrung was schon längst nicht mehr angemessen ist

staub der aufgekochten archive echo und ouga

hier wird es taufbecken eichmaß überlebt die sprache

so in uns die wir nicht überleben in solcher

überstrengung wird jedes bild zur grabinschrift

die bei uns sind sind von uns gegangen die von uns gehen

sind von uns gegangen die von uns gegangen sind gehen von uns

die sind und gehen gehen und sind gegangen von uns

bilder deren keines ihm gerade einfällt

oder die nicht als gegenwärtige sind den puppen

fallen sie sprachlos ein denn diese nacht das ist

der drehenden bilder schacht dies leere nichts das alles

in ihrer einfachheit enthält die muse syntax

schläft die bilder sind bewusstlos die scheintür verschlossen

damit das unaufhellbare nicht flüchten kann

wir kosen im altbestand sein verlust macht kopflos dahier

die antwort verändert die frage die sich stellt diese nacht

hat gott wirklich die stimmgabel abgegeben gerät

die gepflückte furche aus den fugen bestimmt ist die antwort

erlösung hast du amen gesagt ich alpere bloß

und die puppen mähen die bilder kehren in sich

zurück sind wie das tier für sich die bilder als an

geschaute sind puppen das bewusstsein ihrer darin

VER

die stimme ist das haus der kindheit