Clevere Spürnasen - Wenn Tote weinen - Marc-Jonas Never - E-Book

Clevere Spürnasen - Wenn Tote weinen E-Book

Marc-Jonas Never

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Beschreibung

In finsterer Nacht wird eine Jugendliche brutal überfallen und danach ihrem Schicksal überlassen. Seltsamerweise trägt sie keinen Kratzer davon. Genauso wenig kann sie sich an irgendwas erinnern. Als die Cleveren Spürnasen sich um dem Fall kümmern, wird schnell klar, dass sie es mit sehr gefährlichen Menschen zu tun haben; Wer ist der undurchsichtige Professor? Was haben der Gutsherr und sein Diener tief im Wald mit der Sache zu tun? Wie passt die blutrünstige Opferstätte ins Bild? Warum stellt einer der Jugendlichen ein ganz besonderes Ziel für die Verbrecher dar? Während die Erinnerungen zurückkehren, sehen sich die Freunde mit Fakten und äußerst kniffligen Rätseln konfrontiert. Eine Zerreißprobe nach der anderen. Bis abrupte Wendungen auf den Plan treten, die das Blut in den Adern gefrieren lassen. Nicht nur die Zeit verrinnt. Bald wird unmissverständlich klar, dass es niemanden gibt, dem du trauen kannst. Nicht mal dir selbst.

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Seitenzahl: 209

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Bisher bei BoD erschienen:

Marc-Jonas Never

Clevere Spürnasen – Das Erbe der Blutkrone (Band 1)

1. Auflage (2022) – ISBN: 978-3-7583-9318-1

238 Seiten

Marc-Jonas Never

Clevere Spürnasen – Im Namen des Bösen (Band 2)

1. Auflage (2023) – ISBN: 978-3-7578-2176-0

224 Seiten

Marc-Jonas Never

Clevere Spürnasen – Wenn Tote weinen (Band 3)

1. Auflage (2023) – ISBN: 978-3-7583-1138-3

198 Seiten

Sämtliche Namen, Schauplätze und Zusammenhänge in dieser Geschichte sind frei erfunden und beziehen sich auf keinerlei Personen und Dinge des realen Lebens. Etwaige Übereinstimmungen mit tatsächlich lebenden sowie bereits verstorbenen Personen und existenten sowie nicht mehr existenten Dingen aus dem realen Leben stehen in keinerlei Verbindung.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an den Autor sowie den Herausgeber/Verlag dieses Buches.1

1Dieser Hinweis bezieht sich auf alle Werke der Reihe

Wenn Tote weinen

In finsterer Nacht wird eine Jugendliche brutal überfallen und danach ihrem Schicksal überlassen. Seltsamerweise trägt sie keinen Kratzer davon. Genauso wenig kann sie sich an irgendwas erinnern.

Als die Cleveren Spürnasen sich um dem Fall kümmern, wird schnell klar, dass sie es mit sehr gefährlichen Menschen zu tun haben; Wer ist der undurchsichtige Professor? Was haben der Gutsherr und sein Diener tief im Wald mit der Sache zu tun? Wie passt die blutrünstige Opferstätte ins Bild? Warum stellt einer der Jugendlichen ein ganz besonderes Ziel für die Verbrecher dar?

Während die Erinnerungen zurückkehren, sehen sich die Freunde mit Fakten und äußerst kniffligen Rätseln konfrontiert. Eine Zerreißprobe nach der anderen. Bis abrupte Wendungen auf den Plan treten, die das Blut in den Adern gefrieren lassen.

Nicht nur die Zeit verrinnt. Bald wird unmissverständlich klar, dass es niemanden gibt, dem du trauen kannst. Nicht mal dir selbst.

Marc-Jonas Never

In den 90ern in einer Gemeinde am Rand der Nordeifel geboren. Bis heute bezeichnet er die Großstadt Aachen, zu der die Gemeinde gehört, mit einem Augenzwinkern als seine Wahlheimat.

Heute lebt Never, auch unter seinem meistverwendeten Alter Ego Reddie Force bekannt, in Ostwestfalen. Neben dem Dasein als kriminalistisch-satirischer Autor ist er in der Musikbranche tätig; Er komponiert, spielt Gitarre, schreibt Songs, singt und rappt. Seine Muttersprache Denglisch bietet eine der Grundlagen dafür.

Never befasst sich mit verschiedensten Sprachen; Er spricht Englisch, Französisch und Spanisch. Nebenbei lernt er Finnisch und Russisch. Aufgrund dieser allgegenwärtigen Mehrsprachigkeit bezeichnet er sich selbst als Wortspieler und Wortakrobat. Etwas, das sich überall in seinem Leben, auch fernab der Kunst widerspiegelt.

Weitere Informationen kostenlos und auf Abruf online

Überall im Handel

Für Annika Weil du auch diesmal die tapferen Freunde begleitet hast Exklusives Audio-Lektorat

Für Marion Weil du meinen Humor zu schätzen weißt

Für das Fantasy-Genre Weil es Grenzen sprengt

Für den Humor Denn Haste kein Humor, kommt bald der Tumor.

Altdenglische Weisheit

Für die Satire Einfach weil2

2Das reicht als Begründung

Schon übel, denn

Irgendwer hat mal gesagt, etwas Besseres als den Tod fände man überall.

Als aufgeklärter Mensch muss ich dagegenhalten: Welch ein Schwachsinn.

Keine alte chinesische Weisheit

Inhaltsverzeichnis

Backstage – Namen – Aussprache – Betonung

Vorwort

Prolog – Hort der Schatten

Kapitel 1 – Schrecken in der Suhle

Kapitel 2 – Skurrile Fakten

Kapitel 3 – Flamme im Cellophan

Kapitel 4 – Schockmoment und Rätselverse

Kapitel 5 – Verschwörungen aus alter Zeit

Kapitel 6 – Vor dem Sturm

Kapitel 7 – Die Zeit vor der Zeit

Kapitel 8 – Parasit in den eigenen Reihen

Kapitel 9 – Ein Ort zum Sterben

Kapitel 10 – Vom Verbrecher zum Retter

Kapitel 11 – Täuschung und Rache

Kapitel 12 – Schicksalhafte Wendung

Kapitel 13 – Wenn Tote weinen

Kapitel 14 – Fürs Leben töten

Kapitel 15 – Scherben für den Gräuel

Kapitel 16 – Trauerarbeit und Heldentum

Epilog – Rauch im Sturm

Backstage – Namen – Aussprache – Betonung

Personen:

Andreas Fojruß.............................................................Feuruß

Christian Brück........................................................................

Mira Alt.....................................................................................

Sonja Alt..................................................................................

Ida Donnenwäldern..................................................................

Max Jendenmink......................................................................

Tim Svaborovskij..............................................Sva-bo-rov-skij

Rebecca Beckie Vykers...................................................Vüks

Professor Dr. Kasimir Birdenkweix...........................................

Kristin Doytelmud...................................................Deutelmud

Graf von Riorstub zu Daching...................................Riors-tub

Veronika von Rünxen...............................................................

Mariania von Weipeltshilding...................................................

Juliana von Fort Raabenuum...........................For Rabenuum

Gwendolinija von Sopranium...................................................

Herr Dr. Rüdiger von Verement.................................Verement

Igor Demstenoj.....................................................Dem-steneu

Kuno Derpenum......................................................Derpenum

Tina Sievski................................................................Si-ev-ski

Fidian Zirrenwys.....................................................Zirrenwüüs

Professor Dr. Lloyd Fytian.....................................Leud Fütian

Schauplätze/Tatorte:

Garmberg................................................................................

Runenstedt..............................................................................

Ängst.......................................................................................

Ängster Suhle..........................................................................

Ängster Park............................................................................

Ängster Straße.........................................................................

Mirmingsdiepe.........................................................................

Gut Neug'stett.........................................................Neug-stett

Ulmenforst...............................................................................

Dorfheim..................................................................................

Wimelinq...................................................................Wimelink

Stadtfeld..................................................................................

Jinkschanz...............................................................................

Meerens.....................................................................Meerens

Vorwort

Geschätztes Publikum,

für meine ersten beiden Satire-Thriller hab ich einiges an Feedback bekommen; Aussagen wie Du kannst stolz auf dich sein. Ich bin es. Oder Dat haste aber selbst nit erlebt? Ich konnt dat nur tachsüber lesen. (Grüße an Oma.)

Auch Aussagen wie Paar Grammatik- und Rechtschreibfehler waren dabei. Ansonsten ist es ne richtig gute Story.

Besonders hängengeblieben – ähnlich wie mein Betriebssystem – war eine Situation, in der mich jemand verblüfft gefragt hat: Du hast n Buch geschrieben? Es war mir fast unangenehm, zwei Finger zu heben, um demjenigen zu zeigen, dass das Erste bereits einige Zeit zurücklag.

Ständig werd ich gefragt, wie ich es als schwerkranker Mensch schaff, solche Leistungen zu erbringen. Die Antwort ist simpel. In der Umsetzung jedoch erfordert sie eiserne Disziplin. Dementsprechend arbeite ich hart an mir, lass mich nicht hängen und – plump gesagt, aber Tatsache – ich liefer ab.

Um auf die erste Aussage zurückzukommen: Ich bin stolz. Ich hab geschafft, was mir fast niemand zugetraut hat. Auch was meine Musik angeht. An nicht mal einer Hand kann ich alle Leute abzählen, die es mir zugetraut haben. Inklusive mir selbst. Was zu bedenken gibt. Dass immer so viel stigmatisiert wird. Wer's nicht besser weiß -

Was die zweite Aussage angeht, haben meine Oma und ich uns ausgesprochen. Ich konnte sie beruhigen. Wer den zweiten Teil Im Namen des Bösen gelesen hat, weiß wovon ich red. Bedeutet, ich hab es erlebt. Die Ebenen waren oft anders. Aber ich hab es erlebt. Ich muss sagen, der Schreibprozess selbst, wie in Teil 1 – Das Erbe der Blutkrone – war ab und an nervenaufreibend.

Grammatik- und Rechtschreibfehler sind vorhanden, ja. Gehören dazu. Ich bin nicht perfekt. Besser ist das. Trotzdem, oder gerade deswegen, vielen Dank für dein Feedback. Freut mich, dass dir die Story gefällt. Bin gespannt, was du zur Zweiten sagst. Ob du sie genauso verschlingst? Wie die Mahlzeit eines Sternekochs?

Und die zuletzt erwähnte Aussage? Auch die ist mir sehr viel wert; Sie zeigt, wie so oft, dass man sich unfassbar täuschen kann. Stigmatisiert werden kann. Dass man stigmatisiert wird. Das hat die Person nicht getan. Sondern genau das Gegenteil; Meinte zu mir, dass solche Menschen, solche Talente gefördert werden müssen. Aber stattdessen -

Auch für dieses Feedback bedank ich mich von Herzen.

Bevor's losgeht, kein Wort an die Neider und Hater. Lieber ein Wort an die, die meine Musik und Bücher zu schätzen wissen. Die sich in meinen Worten verlieren, weil auch sie es fühlen.

Nach Das Erbe der Blutkrone und Im Namen des Bösen ist dieser Teil der Cleveren Spürnasen der bisher krasseste. Ihr werdet die Freunde in Situationen begleiten, aus denen es keinen Ausweg gibt. Schlimme Dinge werden geschehen, die euch einiges abverlangen werden. Geballte Hochspannung wie in Elektrizitätswerken. Der übliche rotzfreche, morbide und gleichzeitig liebevolle Humor zwischen sechs Jugendlichen, die erwachsen werden.

Insgesamt hab ich knapp eine Handvoll Belohnungen für euch in diese Geschichte gepackt. Schöne und auch Mitnehmende wie Paketzusteller bei nicht erfolgter Übergabe. Wortspiele – ihr merkt's – gibt’s in Hülle und Fülle.

Freut euch auf den dritten Fall der tapferen Freunde.

Der nächste Satire-Thriller vom Rotschopf.

Ich wünsche beste Unterhaltung und freu mich auf euer Feedback.

Möge das Feuer in der Finsternis lodern.

Aachen Power

aka

Reddie Force

aka

Marc-Jonas Never

November 2023

Prolog – Hort der Schatten

Wer Ängst kannte, wusste um die verruchten Geschichten aus dem Nordwesten der Großstadt. Es war ein böser Ort, an dem Mord- und Totschlagsdelikte an der Tagesordnung waren.

Die letzten Tage war es ruhig gewesen in der Suhle; Der Ängster Park, der direkt an der gleichnamigen Straße lag, war in der heraufziehenden Kühle des Oktobers ungewöhnlich verlassen gewesen. Abends und in den Nächten. Tagsüber tobte weiterhin das High-Society-Leben. Die nächtliche Kälte hingegen rührte längst nicht nur vom Herbst. Obwohl dieser plötzlich eingebrochen war wie ein Dach unter erdrückender Schneelast. Nein, das Böse im Park sowie im angrenzenden Stadtteil selbst schien sich zur Ruhe gelegt zu haben. Vermeintlich. Die letzte abscheuliche Tat, die im Viertel die Runde gemacht hatte wie trainierende Marathonläufer, lag beinahe eine Woche zurück.

Kaum jemand, der noch ein Wort drüber verlor. Die Bewohner des Viertels waren abgehärtet. Nicht dass sie über lange Zeit kalt geworden wären wie frisch geschmiedetes Metall im Wasserbad. Sie hatten sich lediglich dran gewöhnt.

Jeder, der die Stadt und das Viertel kannte, wusste, dass ab an Leute verschwanden; Manchmal kamen sie zurück, tauchten plötzlich wieder auf wie Tiefseeforscher. Absolut verstört, bei klarem Verstand. Dazwischen gab es alles. Doch an irgendwas erinnern, konnten sich die wenigsten. Die es konnten, würde niemand mehr befragen können. Weil es für sie zu spät war.

Irgendwo in der Dunkelheit glommen zwei weiße Punkte auf. Die bislang unbekannte Lichtquelle ließ die Finsternis um sie her noch dunkler erscheinen. Welche Streiche die Einbildung einem spielen konnte. Oder war das am Ende gar keine Einbildung? Das Phänomen der weißen Punkte war in den vergangenen Wochen öfter aufgetreten. Niemand wusste, wer oder was dahintersteckte. Ebenso wenige hatten es überhaupt mitbekommen. Um sich Mut zuzureden, munkelten die Leute, dass es nie passiert sei. Dass es jenes Mysterium nicht gab. Doch existierte es nicht allein dadurch, dass man drüber sprach?

Die meisten Anwohner wollten von all dem nichts wissen. Wollten in Ruhe gelassen werden. Sich nicht mit derartigen Themen befassen. Waren bemüht, jene Probleme totzuschweigen.

Doch Bäume, Sträucher und Wiesen, die Ängster Straße, Wege und Trampelpfade, Vögel, Mäuse und Habichte, die in diesem Habitat hausten. Sie alle wussten es besser. Auch Asphalt und Straßenlaternen waren allgegenwärtige Zeugen. Sie alle hatten mitbekommen und für die Nachwelt festgehalten, was sich in dunklen Nächten abgespielt hatte. Wie Menschen mit ihresgleichen umgegangen waren. Wie sie sie behandelt und entsorgt hatten. Als wären sie Müll gewesen.

Viele Dinge deuteten auf jene Taten hin; Dinge, bei denen man oft zweimal hinsehen musste, um sie zu erkennen und verstehen zu lernen. Vorausgesetzt, man besaß einen Hauch von Menschlichkeit. Vor allem benötigte man jedoch eins: Mut.

Die weißen Punkte waren verschwunden. Eine finstere Silhouette, vom silbrigen Mondlicht beschienen, war hier und da durch das Unterholz gehuscht. Sie hatte sich gleichermaßen in Luft aufgelöst. Wie Wasser an einem besonders heißen Tag.

Unangenehm beißender Geruch trieb durch die Nacht. Ein Gestank, der jedem vernünftigen Lebewesen zu verstehen gab, dass dies kein guter Ort war. Einzig und allein ein Ort des Bösen; Ein Reich finsterer Seelen. Ein Hort der Schatten.

Das Schnattern eines Vogels zerriss die Nacht. Der Mond, der die Umgebung in kühles, fades, beinahe lebloses Licht tauchte, beobachtete die Suhle von seinen Thron am Firmament. Wolkenfetzen trübten den Himmel. Getrieben vom zunehmenden Wind.

Niemand hegte eine Ahnung. Doch Pflanzen, Tiere, die gesamte Gegend, sie wussten, dass bald erneutes Unheil über die Suhle hereinbrach. Ein weiterer Mensch würde gepeinigt und erbarmungslos gebrandmarkt werden.

Ein unumkehrbares Schicksal, forderte man die Suhle heraus. Wer steckte schon im Kopf eines Verbrechers und dessen kranken Ausgeburten einer noch viel kränkeren Fantasie? Wer konnte sagen, was in solch einem Menschen vorging? Wer hätte voraussagen können, dass die nächste abscheuliche Gräueltat in der Ängster Suhle in weniger als 24 Stunden geschehen sollte?

Kapitel 1 – Schrecken in der Suhle

Warum bin ich nicht früher los?, dachte Mira und ein Anflug von Panik ergriff Besitz von ihr. Dass Beckie mich stärker ausquetschen würde als eine Presse die Zitronen – wenn sowas nochmal vorkommt, muss ich ihr nen Riegel vorschieben. Ganz einfach.

Das Mädchen fühlte sich alles Andere als wohl. Eins stand dabei im Vordergrund: Es lag nicht am Treffen mit ihrer Freundin Rebecca.

Mira war in einer abgelegenen Gegend von Runenstedt unterwegs. In der Ängster Suhle. Das Gebiet war weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Berühmt-berüchtigt für hohe Kriminalität, abscheuliche Gewaltverbrechen und weitere Dinge, die man sich nicht vorstellen wollte. Ein zwielichtiges Viertel, durch das sich eine lange, um diese Zeit überwiegend in Dunkelheit liegende Straße schlängelte: Die Ängster Straße.

Auf der linken Seite, keine 100 Meter entfernt und über eine Wiese erreichbar, lag ein Wohngebiet. Mira erkannte vereinzelte Fenster, hinter denen Lichter brannten. Ansonsten lagen die Häuser in der trügerischen Stille der hereingebrochenen Nacht.

Rechterhand lag der am meisten berechtigte Grund für die Angst der 14-Jährigen: Der Ängster Park. Eine weitläufige dichtbewucherte Grünanlage, auf der sich am helllichten Tag weit über 1.000 Menschen aufhielten. Sie spazierten, saßen auf großen Decken über sämtliche Wiesen verteilt, trieben Sport und dergleichen.

Solang die Sonne schien, tummelten sich dort unzählige Besucher. Mittlerweile jedoch waren die letzten hartnäckigen Strahlen des Sonnenuntergangs erloschen. Der Park lag in beinahe völliger Dunkelheit. Wobei Dunkelheit das falsche Wort war, wie Mira fröstelnd feststellte. Finsternis traf es eher.

Ich hätte Richtung Innenstadt zurückgehen sollen, geisterte es dem Mädchen durch den Kopf. Bis zur Haltestelle am Übergang ins Industriegebiet hätt ich zu Fuß kaum 50 Minuten gebraucht. Sie verlangsamte ihren Schritt und warf einen kurzen verängstigten Blick über die Schulter. Es hätte sie nicht gewundert, in ein von einer klaffenden Platzwunde entstelltes Gesicht zu gucken. Doch da war niemand.

Ob ich zurückgehen soll und – der nächste Nachtbus kommt bestimmt bald – oder doch durch die Suhle –?

In ihrer Verzweiflung war sie bemüht, sich gut zuzureden.

Keine Panik, Miri. Du wirst nicht die Nächste sein, die den Park im Leichensack verlässt. Passiert jede Woche mehrmals. Aber nicht hier und nicht heute. Und nicht, solang du noch atmest. Mann, das mit dem Mut machen, klappt überragend gut.

Unsicheren Schrittes setzte sie einen Fuß vor den anderen. Die schwach schimmernde Laterne in ungefähr 200 Metern mit den Augen fest umklammernd. Wie ein Kind, das sich nicht traute, von seiner Mutter abzulassen. Nur dass die Ebene hier eine ganz andere war. Eine Lebensbedrohliche.

Mira überlegte, ihr Smartphone rauszuholen, um mit der Taschenlampe den Weg zu beleuchten. Im selben Moment verwarf sie den Gedanken; Sie wusste nicht, welch lichtscheues, bewaffnetes oder krankes Gesindel sich um diese Zeit hier rumtrieb.

Vielleicht treffen alle drei Eigenschaften zu, dachte sie zynisch amüsiert und gluckste. Oder noch mehr? Vier, fünf, sechs? Was ist mit pockennarbig, kalkhäutig und äußerlich gepflegt? Dann frag ich mich aber, seit wann ein gepflegtes Äußeres –

Ihr innerer Satire-Monolog endete schlagartig. Das Blut in den Adern gefror in Sekundenschnelle; Hatte sich da jemand im Gebüsch bewegt? Das waren doch Augen, die sie aus dem Dickicht anstarrten. Regungslose weiße Punkte. Sie blinzelten nicht einmal nach fast einminütigem Blickkontakt. Unheimlich war das. Ein Schauer nach dem anderen jagte Mira den Rücken hinab. Wechsel zwischen heiß und kalt im Sekundentakt. Wer zum Henker kauerte im Unterholz, um eine schutzlose 14-Jährige zu beobachten? Oder was?

Mira gab ihren Beinen den Befehl, weiterzugehen. Nicht zu langsam, nicht zu schnell. Das Wesen im Gebüsch sollte nicht wissen, dass es bemerkt worden war.

Schwachsinn, wie Mira sofort feststellte. Wer hatte denn gegafft, dass beinahe die Augen aus den Höhlen gekullert wären? Sie schalt sich für ihre Naivität. Wo war der detektivische Spürsinn geblieben, der sie und ihre Freunde bereits einige Male aus tödlichen Situationen gerettet hatte? War sie nicht eine der Cleveren Spürnasen?

Sie ging weiter und verfolgte im Augenwinkel, wie penetrant die Punkte ihr folgten. Ganz plötzlich, dass Mira es zunächst nicht wahrnahm, waren sie verschwunden.

Eine verruchte Gegend ist das –

Der Gedanke ließ sie die Nackenmuskulatur anspannen.

Wurde hier nicht erst letzte Woche jemand brutal ermordet? Mit über zehn tiefen Messerstichen?

Es wunderte sie nicht im Geringsten, dass der Gedanke sie kaum schockierte. Wer seit der Geburt in Runenstedt lebte, wusste um die zunehmende Kriminalisierung. Vor allem an Orten wie der Ängster Suhle.

Bei einer Klinge von fast 15 Zentimetern kein Wunder. Muss ein original asiatisches Kampfmesser gewesen sein.

Sie kicherte in sich hinein.

Halb so wild. Bei all den Pärchen, die in der gesamten Stadt leidenschaftlich – nee, stimmt ja nicht – sind auch Leute, die zwischendurch – zum Stressabbau – na ja, bei all den Babys, die geboren werden – fällt der Schwund kaum auf. Mit über 400.000 Einwohnern sind wir längst ein heißes Pflaster.

Bis zur Laterne waren es nur noch 50 Meter. Zielstrebig manövrierte das Mädchen darauf zu. Gleich hatte sie es geschafft. Der Lichtblick war zum Greifen nah.

Ein Rascheln ließ sie herumwirbeln. Scharf wie eine Rasierklinge und schneidend wie eisiger Wind. Hatte sich da was geregt? Kauerte wieder jemand im Gebüsch? Die Gestalt von vorhin? Die vermeintlichen Augen blieben unentdeckt. Wer trieb hier sein Unwesen, machte auf das einsame Mädchen Jagd?

Mira hatte mit einem Mal ein unsagbar schlechtes Gefühl. Zwar wär es ein viel weiterer Weg bis zur Haltestelle gewesen. Doch den hätte sie ohne große Schwierigkeiten zurückgelegt. Von hier, mitten in der Suhle, würde sie nicht mehr umkehren. Dafür war sie bereits zu weit gegangen. Noch einmal durch diese finstere Hölle zu gehen, kam nicht in Frage.

Falls jemand hier umhergeisterte, entdeckte sie ihn nicht. Der Straßenabschnitt war von allen Seelen verlassen. Nicht einmal der Wind säuselte in ihren Ohren. Es herrschte Totenstille. Grabesstille. Unnatürliche Stille.

Mira verspürte herannahendes Unheil. Unter gewöhnlichen Umständen hätte sie sich auf ihren Instinkt verlassen. Nicht umdrehen, immer weitergehen, den Blick nach vorn, hätte dieser ihr befohlen. Doch es gelang ihr nicht, ihn abzurufen. Wie bei einem Streaming-Dienst, zu dessen Server das Endgerät keine Verbindung herstellen konnte.

Sie nahm sich zusammen, beschloss weiterzugehen und war in Begriff, ihre Schritte auf dem kalten Asphalt fortzusetzen. Doch dazu sollte es nicht kommen.

Wie gelähmt starrte Mira auf die Gestalt, die sich wie eine riesige Gewitterwolke vor ihr aufgetürmt hatte. Nachtschwarz und völlig unbewegt stand sie da. Obwohl Mira kein Gesicht erkennen konnte, meinte sie, vage Schemen zu erahnen.

Sekundenlang verharrten die beiden wie Skulpturen aus totem Stein. Weder wagte Mira sich zu regen, noch machte die Gestalt etwaige Andeutungen.

Quälende Ewigkeiten zogen die Zeit in unermessliche Länge. Mira meinte, eine Trennung von Raum und Zeit zu erleben. Erzählungen über Nahtoderfahrungen schossen ihr durch den Kopf, obwohl es sich ganz anders anfühlte. Sie sah nicht ihr Leben wie im Film vor dem inneren Auge vorbeiziehen. Spürte keine Schwerelosigkeit. Keine Erlösung, die sie in unbeschwerte Grenzenlosigkeit entführte. Das einzige, das sie spürte, waren regelmäßige übelriechende Luftzüge.

Mira brauchte einen Moment, um zu verstehen, was es war. Die Gestalt indessen atmete unentwegt und völlig ruhig weiter. Kaum hörbar, dafür umso besser riechbar. Wär die Lage nicht so ernst gewesen, hätte Mira vor Ekel auf die Straße gekotzt.

Ganz langsam, fast unmerklich, hob die Gestalt den Kopf. Mira fühlte sich, als ob der Boden unter ihren Füßen wegbrach. Ihre Kinnlade klappte runter, als unter der dunklen Kapuze zwei Augen zum Vorschein. Nein, das waren keine Augen. Jedenfalls keine Gewöhnlichen. Die Kapuze entblößte nicht mehr als zwei weiße Punkte.

Das Mädchen wollte aufschreien, den Beinen befehlen, die Flucht zu ergreifen. Sowohl das eine als auch das andere sowie zahlreiche weitere Möglichkeiten blieben verwehrt. Es blieb nichts übrig als die unheimliche Szenerie über sich ergehen lassen.

Gerade als Mira dachte, schlimmer könnte es nicht kommen, wurde ihr der Beweis wie auf dem Silbertablett serviert. Buchstäblich lückenlos. Der Mund öffnete sich wie in verlangsamter Zeitlupe und entblößte zwei Reihen spitzer weißer Zähne. Mira fühlte sich wie eine Schauspielerin im Horrorfilm. Mit dem Unterschied, dass das hier echt war. Das langsame Entblößen der Zähne machte die Illusion perfekt.

Einen weiteren Moment standen sich Mädchen und Bestie gegenüber. Bis zu diesem Moment hatte Mira daran gezweifelt, dass der Horror des vergangenen Abenteuers überboten werden konnte. Jetzt sah sie das ganz anders, wie nach einer Glasaugen-Operation. Mit einem Kloß im Hals starrte sie in den leeren Blick ihres Gegenübers. Es war grauenvoll!

Als sie plötzlich aus dem Hinterhalt gepackt wurde, wusste sie nicht, wie ihr geschah. Bevor sie irgendeinen Gedanken fassen konnte – von einem Klaren ganz zu schweigen – hatte man sie felsenfest im Griff. Kaum einen Zentimeter konnte sie sich rühren.

Das Grinsen ihres Gegenübers wurde noch eine Spur breiter. Die Augen loderten wie weißes Feuer.

Sie sind mindestens zu zweit. So weit war Mira fähig, zu denken.

Wer das auch war hinter ihr, er verstand es, ihr etwas Hartes und Kaltes schmerzhaft in den Rücken zu drücken. Beinahe hätte sie aufgeschrien.

Wird ne Pistole sein, dachte sie und biss die Zähne zusammen. Für ein Messer ist das eindeutig zu stumpf.

Entschlossen, ihre Angst nicht zu zeigen, blickte sie in die reglosen Augen des Kapuzenträgers. Trotzige Wut verzerrte ihr Gesicht, doch sie blieb standhaft. Täuschte sie sich oder lächelte der Kerl? Im selben Moment wurde ihr klar: Er lächelte sie nicht an, sondern auf sie herab. Als sein Grinsen noch eine Spur breiter wurde, kochte ihre Wut über. Sie versuchte, sich zu befreien, sah jedoch sogleich davon ab; Ihr Peiniger verstärkte den Griff so sehr, dass sie vor Schmerz Sterne vor dem inneren Auge funkeln sah. Ein Anflug von Ohnmacht überkam sie.

„Nicht doch, meine Hübsche“, hauchte eine raue Männerstimme in ihr Ohr. „Wo wir uns gerade so prächtig amüsieren.“

Die Kapuze beobachtete sie vergnügt.

„Was wollen sie?“

Mira konnte das Zittern in ihrer Stimme nicht verbergen. Der Mann hinter ihr drückte sie stark ins Hohlkreuz. Sie musste den Kopf nach hinten strecken, um die Kapuze anzusehen. Sie ließ den Kopf sinken, um Letzteres nicht ertragen zu müssen.

Wie aufs Stichwort, spürte sie den Finger der Kapuze unter ihrem Kinn. Sie überlegte, ob sie zubeißen sollte, entschied sich aber dagegen. Es hätte nur weitere Probleme mit sich gebracht.

Mit sanfter Gewalt drückte der Finger ihr Kinn nach oben. Mira war gezwungen, dem nachzugeben. Mit einer Mischung aus Angst und Abscheu sah sie der Kapuze ins Gesicht. Diese legte unverändert lächelnd den Kopf schräg. Eine Träne rann über Miras Wange.

Im rechten Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr; Sie meinte, dort jemanden stehen zu sehen. Doch ihr Fokus wechselte sofort auf etwas Kaltes, das sich in diesem Moment auf ihre Nasenwurzel legte. Eine lange Metallstange mittig zwischen ihren Augen.

Mira hörte ein Klicken. Eine ruckartige Bewegung glitt durch die Metallstange. Sie wusste sofort, was das bedeutete. Tränen schossen ihr in die Augen.

„Wir tun das wirklich nicht gern“, hörte sie eine Stimme in der Dunkelheit. Eiskalte Sanftheit in jedem Wort. „Aber wer bei Nacht durch die Ängster Suhle läuft, darf sich nicht wundern. Noch dazu als Frau, ganz allein.“

Die Stimme lachte gekünstelt.

„Selbst als Mann sollte man hier nicht allein rumlaufen. Was meinst du, warum hier jede Woche mindestens ein Mensch vor die Hunde geht? Diese armen Irren.“

Er machte eine Pause.

„Wusstest du das nicht? Ist doch überall bekannt. Der blutrünstigste Park im gesamten Land. Selbst wer tagsüber allein die Suhle betritt, verlässt sie an sich nicht lebend. Dabei hättest du noch dein ganzes Leben vor dir gehabt.“

Schieß doch endlich, dachte Mira und rollte mit den Augen. Bevor ich mich zu Tode langweile.

„Dachtest wohl, du wärst ne ganz Schlaue? Würdest ungeschoren davonkommen. Ich muss dich enttäuschen.“

Eine weitere Pause.

„Grüß meine Eltern von mir. War nicht meine Absicht, sie zu töten.“

Ewiger Frost in der Stimme.

„Ich hatte keine Wahl.“

Wehmütige Stille.

„Für die Abtrünnigen der Suhle.“

Ein schallgedämpfter Schuss. Harter Aufprall auf härterem Boden. Drei finstere Gestalten, ein wehrloses Mädchen im Schlepptau. Kalter Asphalt, stumme Gebüsche am Wegrand. Das Mädchen im Dickicht, mit losen Ästen und Laub bedeckt. Füße und Schuhe an der kalten Nachtluft. Ein weiterer Mensch, gebrandmarkt von der Gewalt der Ängster Suhle.

Kapitel 2 – Skurrile Fakten

„Schön, dass du da bist.“

Die Tür war von innen geöffnet worden. Zwei Freunde, die sich gegenüberstanden und vertraut lächelten.

„Bitte komm rein.“

„Danke.“

Er folgte der Aufforderung. Der andere bedeutete ihm, es sich im einladenden Wohnraum bequem zu machen. Der Dunkelhaarige setzte sich auf einen Stuhl am Küchentisch. Zufrieden seufzte er. Der Rotblonde tat es ihm gleich, nachdem er seinem Gast etwas zu trinken angeboten hatte.

„Nur ein stilles Wasser, bitte. Gern aus der Leitung.“

„Kriegst du.“

„Danke.“

Er nahm einen kräftigen Schluck.

„Erzähl. Ich bin gespannt. Schon in deinem neuen zu Hause angekommen?“

„Noch nicht ganz. Trotzdem DdN. Bin ja erst -“

Er lachte heiter, als er die Fragezeichen im Gesicht seines Freundes bemerkte.

„Trotzdem Danke der Nachfrage“, erläuterte er. „Entschuldige, bitte, Christian. Hab mir diese Abkürzungen angeeignet. Abbres, wie man sie nennt. Von englisch abbreviations. Verkürzen sämtliche Gespräche ungemein. Der Sinn bleibt derselbe. Dachte, das wär in Garmberg mittlerweile üblich.“

Christian sah ihn an, als sei sein Server abgestürzt.

„Ich überforder dich gerade n bisschen?“

„Wusste nicht, dass du schon so forsch bist. Du lernst und weißt zwar viel. Aber damit hab ich nicht gerechnet. Egal, erzähl weiter. Werd versuchen, mich dir anzupassen. Hoffe, du hältst es genauso?“