Cosmo Zauberkater (Bd. 3) - Barbara Rosslow - E-Book

Cosmo Zauberkater (Bd. 3) E-Book

Barbara Rosslow

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Beschreibung

Das große Finale mit dem kleinen Zauberkater Das Schuljahr beginnt vielversprechend: Aywas Lichtmagie ist vollends erwacht und Cosmo hat seine magische Pfote im Griff. Doch dann erweckt Aywa aus Versehen einen uralten Fluch zum Leben ... und löst damit eine dunkle Prophezeiung aus. Von nun an überschlagen sich die Ereignisse: Wer ist der Straßenjunge, der in einer Gewitternacht im Zauberschloss auftaucht? Was führt Eulalia, die weiße Zauberin, im Schilde? Und was hat es mit diesem Brief auf sich, den Cosmo erhält? Auf Cosmo, Aywa und ihre Freunde wartet ein weiteres großes Abenteuer.

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Seitenzahl: 216

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Barbara Rosslow

Cosmo Zauberkater

Der dunkle Thron

Für Adrenalina

Barbara Rosslow

Für Kasimir und alle Zauberkater

Dorothee Mahnkopf

5 4 3 2 1

eISBN 978-3-649-65107-9

© 2025 Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG,

Hafenweg 30, 48155 Münster

Alle Rechte vorbehalten, auch auszugsweise. Die Nutzung des Werkes für das Text- und Data-Mining nach §44 b UrhG ist durch den Verlag ausdrücklich vorbehalten und daher verboten.

Text: Barbara Rosslow

Illustrationen: Dorothee Mahnkopf

Lektorat: Anja Fislage, Insa Conradi

Fachberatung (Lateinisch): Barbara Sendker

Satz: Sabine Conrad, Bad Nauheim

www.coppenrath.de

Die Print-Ausgabe erscheint unter der ISBN 978-3-649-64925-0.

Barbara Rosslow

COSMOZAUBERKATER

Der dunkle Thron

Mit Bildern von Dorothee Mahnkopf

COPPENRATH

Inhalt

Prolog

Schokowaffeln und Rülpse-Sirup

Verflixte Zauberschnepfe und stinkender Iltispelz

Flirrendes Regenbogenmeer und qualmender Rotbart

Verflixtes Schreckgespenst

Versalzene Zauberpasta mit verbrannter Hexensoße

Verhexter Freundesgruß und vergeigter Händedruck

Kampf gegen dunkle Mächte

Der dunkle Thron

Das Böse ruht nie

Faris Fray

Aufregung im Katerkuschelparadies

Der Krähenfuß

Stierkopf, Dreizack und Vogelkralle

Der Hilfsbibliothekar

Das geheime Zettelchen

»Davon habe ich noch nie gehört!«

Finde-mich-Schnur und Kamikazeflug

Die Finsterklinge

Ein Verdacht erhärtet sich

Die Karte

Der geheime Gang

Das Vermächtnis der Alben

Das runenbesetzte Eisentor

Die Krähenmünze

Im Finsterlabyrinth

Gefangen!

Unerwarteter Besuch

Monsterbestien kommeeeeeeeeeeen!

Verhexte Langfinger und verflixtes Wallehaar!

Gut oder böse?

Die Finsterkugel

Todesmutig und pfotenstark

Epilog

»Geschmiedet aus Gold, Eisen und Blut,

Veredelt mit Angst, Ärger und Wut.

Das ist der Thron der Düsterwelt,

O weh, o weh, wenn er zerschellt …«

Prolog

»Es ist Zeit, dass du dich auf den Weg machst und dir zurückholst, was uns gehört«, sagte sie.

»Und du bist sicher, dass sie mich nicht erkennen werden?«, fragte eine zitternde Stimme.

Ihre Lippen verzogen sich zu einem stillen Lächeln.

»Niemand kann dich erkennen, wenn ich dich mit meiner Dunkelmagie verschleiere.« Elegant erhob sie sich von einem aus schwarzem Eisen geschmiedeten Thron, der mit blutroten Diamanten besetzt war. Sofort flatterte eine Krähe auf, die sich auf die gezackte Rückenlehne des dunklen Throns gesetzt hatte und nun kreischend durch den weitläufigen Burgsaal flog.

Von dem Krähengeschrei ließ sie sich nicht durcheinanderbringen, sondern warf lässig ihre wallende Mähne zurück und zog ein schmuckloses Kästchen aus ihrem Kapuzengewand. Sie öffnete es. Eine kleine schwarze Kugel lag darin. Vorsichtig nahm sie diese zwischen Daumen und Zeigefinger und hauchte sie an. Das Innere der Kugel begann, in trüben Farbtönen zu pulsieren. »Lass den Schatten nicht hinter den Schleier der Finsternis blicken«, raunte sie. »Denn wo es kein Licht gibt, kann es keinen Schatten geben …« Sie kicherte, bevor sie fortfuhr: »Und somit gibt es auch nichts zu sehen!«

Ein schwarzer Blitz schoss aus der kleinen Kugel. Finsterer Rauch stieg empor. Vor ihr stöhnte die Stimme auf.

»Reiß dich zusammen!«, sagte sie schroff. »Und komm erst wieder, wenn du mir das mitbringst, was uns gehört! Verstanden?«

»Ja«, antwortete ihr die Stimme leise.

Ungeduldig warf sie ihr wallendes Haar zurück. »Auf was wartest du noch?«, zischte sie. »Steh endlich auf und geh!«

Schokowaffeln und Rülpse-Sirup

»Aufstehen«, maunzte Kater Cosmo sanft in Aywas Ohr. Das Zaubermädchen verzog das Gesicht, ohne die Augen zu öffnen. »Nur noch fünf Minütchen«, murmelte Aywa und schob die Bettdecke über ihren Wuschelkopf.

»Heute beginnt doch wieder die Zauberschule«, miaute Cosmo leise und stupste vorsichtig mit der Schnauze den Deckenhügel an. »Wir wollen diesmal nicht zu spät kommen, oder?«

Die Decke bewegte sich kein bisschen, stattdessen hörte Cosmo ein leises Schnarchen.

Heiliger Mäusedreck! Sie ist wieder eingeschlafen!, dachte der Kater. Er wusste genau, wie sehr Aywa es hasste, früh aufzustehen. Und jetzt, nach den langen Sommerferien, war das für sie bestimmt besonders schwierig. Trotzdem! Aywa musste jetzt aufstehen, sonst kamen sie wieder zu spät zum Schulbeginn – wie letztes Mal. Das durfte nicht geschehen! Cosmo sprang vom Bett direkt auf die Fensterbank und zog mit den Zähnen den schweren Vorhang zurück. Sofort erhellte die gleißende Augustsonne das Zimmer. Erwartungsvoll blickte er auf den Deckenhügel. Doch der bewegte sich immer noch nicht. Draußen vor dem Fenster nahm Cosmo hingegen eine Bewegung wahr: Es war Aywas Vater, Kräuteroberhexer Obaxa, der im Blumengarten stand und orange Ringelblumen und violetten Lavendel pflückte. Jetzt schaute der dürre Kräuteroberhexer zu Cosmo hoch und winkte fröhlich. Dabei wackelte sein wildes Kraushaar hin und her. Cosmo blinzelte Obaxa von der Fensterbank aus zu. Er mochte den immer gut gelaunten Kräuteroberhexer, der für jedes kleine und große Wehwehchen die richtige Salbe oder den passenden Trank in seinem Kellerlabor zusammenbraute.

»Aywa! Cosmo!«, gellte es von unten. Es war die Stimme von Enomis von Luz, Aywas Mutter. »Ich habe euch das Frühstück herbeigezaubert. Kommt herunter.«

»Und beeilt euch«, erklang das Krächzen des Falken Trux, Enomis’ Tiergefährten. »In einer Viertelstunde müsst ihr los – spätestens!«

Cosmo blickte zum Bett. Der Deckenhügel hob und senkte sich leicht im Rhythmus von Aywas Atem.

Bei der neunschwänzigen Katzengöttin!Jetzt hilft nur die Ruck-zuck-Methode. Entschlossen hüpfte Cosmo von der Fensterbank, schnappte mit der Schnauze die Decke und zog sie vom Bett.

»Verflixte Morgenstund mit Gestank im Mund – ist das hell!« Aywa hatte sich im Bett aufgesetzt und rieb sich schlaftrunken und auch ein wenig verärgert die Augen. Ihr Kraushaar stand in alle Himmelsrichtungen ab.

»Entschuldige«, maunzte Cosmo. »Aber wir müssen in einer knappen Viertelstunde los, sonst kommen wir zu spät in die Zauberschule.«

»Waas? Schon in einer Viertelstunde? Warum hast du mich nicht früher geweckt?« Panisch machte Aywa einen Satz vom Bett direkt vor den vollgestopften Kleiderschrank. »Vestem forensem mihi induam!«, rief sie und der Kleiderschrank öffnete sich wie von Geisterhand. Aywa hob ihre Arme und in Windeseile zog sich ihr Nachthemd mit den gelben Sternen von selbst ab. Keine Sekunde später schwebte eine blaue Unterhose heran, in die Aywa einstieg und die sie hochzog. Dann stülpte sich ein grün-weiß geringeltes T-Shirt über ihre Arme und ihren Kopf, und ein gelber Rock flitzte herbei, in den sie hineinhüpfte. Schon wollte sie aus dem Zimmer eilen. »Socken und Stiefel nicht vergessen!«, maunzte Cosmo. Aywa drehte sich um und streckte erst den einen und dann den anderen Fuß in die Luft, woraufhin sich jeweils erst rot gepunktete Socken und danach ihre Lederstiefel darüberstülpten. Jetzt wollte Cosmo aus dem Zimmer trippeln, doch da schlug Aywa die Hände über dem Kopf zusammen.

»Verhexter Zauberkoffer und verflixte Hexentasche! Wir haben noch gar nichts gepackt!«

Hilfe suchend blickte sie zu Cosmo. »Wie hieß gleich noch dieser Einpackspruch, Katerchen?« »Res necessaria in peram stipant«, miaute Cosmo, ohne nachzudenken. Mittlerweile kannte er alle wichtigen Alltagszaubersprüche auswendig. Eigentlich konnte er mit seiner linken weißen Vorderpfote selbst zaubern, denn sie war magisch. Aber das durfte er nicht, denn Cosmo besaß leider nicht nur helle, sondern auch dunkle Magie. Und wenn er zauberte, dann konnte die böse Dunkelmagierin das spüren, was sehr gefährlich war. Deswegen musste Cosmo immer das Albenband um den Hals tragen, das seine magischen Kräfte bannte. So konnte ihn die Dunkelmagierin nicht finden, aber natürlich konnte er damit auch nicht mehr zaubern. Umso aufmerksamer merkte sich Cosmo jeden Zauberspruch, den er zu Ohren bekam. Zumindest konnte er so Aywa unterstützen, wenn sie wieder mal einen Spruch vergaß.

»Danke, Katerchen!«, rief Aywa und wiederholte den Spruch: »Res necessaria in peram stipant!«

Im Nu flog ihr Reiserucksack herbei und füllte sich automatisch mit ein paar Kleidungsstücken aus ihrem Schrank. Ebenso flitzte der orangegelbe Sonnenstein hinein, den sie von ihrem Zauberlehrer, dem Lichtmeister Quinnin, bekommen hatte. Nun flatterten raschelnd zwei Zauberbücher und – zu Cosmos Erleichterung – schwebte zuletzt ein Döschen Anti-Blubber-Pulver in den Rucksack. Dieses Pulver war für Cosmo oberkatermäßig wichtig, denn es sorgte dafür, dass ihm beim Fliegen nicht übel wurde.

»Aywa? Cosmo? Wo bleibt ihr denn?«, rief Aywas Mutter Enomis nervös von unten. »Ihr müsst spätestens in fünf Minuten los!« Cosmo und Aywa wechselten einen Blick und stürmten die Marmortreppe hinunter zum Speisesaal.

***

Hungrig verschlang Aywa die Schokowaffel mit Schlagsahne, die ihre Mutter für sie zum Frühstück herbeigezaubert hatte. Neben ihr saß Cosmo auf einem gepolsterten Hochstuhl und fraß zufrieden aus seinem Napf.

Aywa hatte genau gesehen, wie ihr Vater vorher eine Extradosis Anti-Blubber-Pulver daruntergemischt hatte.

Sie streckte sich und spürte, wie es schön in ihrem Bauch kribbelte. Das war die Vorfreude auf die Zauberschule. Cosmo und sie würden ihre Freunde wiedertreffen. Das waren Luna und Wim und deren Tiergefährten Mücke und Cliff. Bestimmt würden sie wieder viel Spaß im Zauberschloss haben. Seit Aywas Lichtenergie vor den Ferien endlich erwacht war, funktionierte das mit dem Zaubern auch besser. Zwar schoss sie manchmal mit ihrer ungebremsten Magie etwas über das Ziel hinaus, aber immerhin klappte es jetzt meistens.

»Du solltest dir ordentlich die Haare kämmen«, sagte ihre Mutter Emonis, die Aywa gegenüber am Frühstückstisch saß. Die hochgewachsene Zauberin war wie immer elegant gekleidet und hatte ihre roten Haare zu einer aufwendigen Frisur aufgetürmt. Mit abgespreiztem kleinem Finger nippte sie an ihrem Espressotässchen.

Aywa schüttelte ihren Kopf. »Ist nicht nötig. Sieht nach fünf Minuten sowieso wieder aus wie vorher.«

Obaxa, ihr Vater, der das gleiche wilde Kraushaar wie Aywa hatte, lächelte zustimmend und tauchte seinen Löffel in sein Knuspermüsli. »Ich wollte euch was Spaßiges für die Schule mitgeben«, sagte er, ließ den Löffel in die Schüssel sinken und zog ein grün glitzerndes Fläschchen mit einem goldenen Deckelchen aus seiner Hemdtasche. »Was ist das?«, fragte Aywa.

Cosmo neben ihr hörte auf zu fressen und schaute neugierig zu dem Fläschchen.

Obaxa schmunzelte. »Das ist

Rülpse-Sirup.« »Rülpse-Sirup?« Aywas Augen leuchteten begeistert auf. Ihr Vater nickte. »Ein Tröpfchen von diesem Sirup ins Wasser, in den Tee oder in die Limonade und man kann richtig gut losrülpsen – bis zu zehn Sekunden am Stück«, erklärte ihr Vater stolz.

Enomis setzte ihr Espressotäschchen ab. »Obaxa, Liebster! Du weißt genau, dass solche Dinge in der Zauberschule strengstens verboten sind. Und –«

Der Kräuteroberhexer legte beschwichtigend seine Hand auf Enomis’ Arm. »Aber Liebste, erinnerst du dich gar nicht mehr daran, was ich dir damals in der Zauberschule für Überraschungspakete zugeschickt habe und was du alles damit angestellt hast?«

Verlegen hielt Enomis eine Hand vor ihren Mund und kicherte. »Na ja, solange es nur Rülpse-Sirup ist, kann ja nichts Schlimmes passieren.« »Eben!«, gluckste Obaxa und grinste Aywa an. »Lasst euch einfach nicht erwischen, okay?«

»Okay!« Aywa lachte und steckte schnell das kleine grüne Fläschchen in ihre Rocktasche – bevor ihre Eltern es sich anders überlegen konnten.

»Ich glaube, Aywa und Cosmo sollten jetzt los«, krächzte der Falke Trux, der die ganze Zeit schweigend neben Enomis auf seiner goldenen Stange gesessen und aus einer Schale Körner gepickt hatte. »Sonst müssen wir sie mit der Flugkutsche hinbringen, damit sie es noch rechtzeitig in die Schule schaffen.«

Aywa sprang auf. »Kommt nicht infrage!« Sie warf sich den Rucksack über die Schulter. »Komm, Katerchen, wir fliegen los!«

***

Wenig später flitzten Cosmo und Aywa auf ihrem Flugbesen davon. Die Morgensonne wärmte Cosmos Fell.

Er war heilfroh, dass Aywa den Besen um einiges besser steuern konnte, seit ihre Lichtmagie erwacht war. Nur ab und zu machte sie noch kleine Schlenker, aber meistens flog sie geradeaus. Trotzdem hatte Cosmo seine Krallen fest in den Besenstiel gebohrt, denn auch mit Obaxas Anti-Blubber-Pulver im Magen und bei ruhigem Flug litt er immer noch unter Höhenangst.

Zum Glück konnte Cosmo bald den Riesenzahnfelsen in den Wäldern von Wickfield erkennen. Auf dem Felsen schimmerte das perlmuttfarbene Zauberschloss, in dem sich die Schule der magischen Elemente befand. Endlich werde ich Cliff und Mücke wiedersehen, die Tiergefährten des Zauberjungen Wim und des Zaubermädchens Luna.

So wie Ebba, die Straßenkatze, mit der er im Hinterhof der Zauberhutfabrik aufgewachsen war, waren Cliff und Mücke richtig gute Freunde für ihn geworden.

Vorsichtig schaute Cosmo hoch. Über ihm strahlte ein wolkenloser Augusthimmel. Zum Glück blitzte kein Funkenschatten über ihn hinweg. Heiliger Mäusedreck!, dachte er erleichtert. Seit Ewigkeiten habe ich keinen Funkenschatten der Dunkelmagierin mehr gesehen. Bestimmt hat sie die Suche nach mir aufgegeben.

Und solange er das Albenband trug und sich im Schutzbann der Spiegelkugel befand, konnte die Dunkle ihn sowieso nicht erreichen, da war sich Cosmo ziemlich sicher.

Verflixte Zauberschnepfe und stinkender Iltispelz

Ein Durcheinander von Geplauder, Geschnatter, Gebrumme und Gejaule schlug Cosmo entgegen, als er mit Aywa vor dem Schlosshof landete. Im Schatten der Schlossmauer stiegen sie vom Flugbesen ab.

»Glaubst du, es hat uns jemand fliegen gesehen?« Aywa blickte sich verstohlen um und legte den Besen über ihre Schultern.

Cosmo wusste, dass Aywa sich wegen des Flugverbots auf dem Schlossgelände Sorgen machte, und schaute ebenfalls in alle Himmelsrichtungen.

»Uns hat, glaub ich, keiner gesehen, die sind doch sicher alle schon im Schlosshof versammelt.« Er zeigte mit der Pfote auf das geschwungene Tor, das weit offen stand und zum Schlosshof führte.

Aywa nickte und hastig gingen beide durch das Tor. Sofort entdeckte Cosmo unter den Zauberkindern und ihren Tiergefährten die Braunbärin Mücke, die wie immer alle überragte. Und wo Mücke war, war auch meistens das Zaubermädchen Luna. Sie ging in Aywas Klasse und beherrschte das Erdelement. Neben Luna sah Cosmo den Zauberjungen Wim, der dem Windelement zugeteilt war. Auf Wims Schultern hüpfte ein Flughörnchen aufgeregt hin und her. Cosmo wurde es warm ums Herz, denn das war Cliff!

»Mein allerliebster Kater ist wieder da!«, juchzte Cliff, als er Cosmo sah. Mit weit geöffneten Flugärmchen segelte er von Wims Schulter direkt auf Cosmo zu. Innig schlang das Flughörnchen seine Ärmchen um den Kater und fiepte: »Ich hab dich so vermisst!«

»Nicht zu fest, Cliff«, japste Cosmo. »Ich freue mich oberkatermäßig, dich wiederzusehen. Aber ich bekomme keine Luft!«

Die große Braunbärin Mücke stapfte auf den fest umschlungenen Cosmo zu und brummte: »Darf ich auch mitkuscheln?«

Sofort riss Cliff seine Flugärmchen von Cosmo los und quiekte panisch: »Nein, Mücke, du nicht! Du erdrückst uns doch mit deinen furchtbar-schrecklichen Riesenpranken und dann würden wir beide elendiglich steeeeeeerbeeeeeen!«

»Wie wär’s mit einem gemeinsamen Schnauzenstupser?«, maunzte Cosmo fröhlich. »Ich denke, der ist für alle rattenschwanzmäßig ungefährlich, oder?«

Als Cosmo, Mücke und Cliff ihre Schnauzen reckten, rief Aywa: »Verflixter Zauberkuss und verknuddelter Hexenschmatzer, was haben wir doch für verschmuste Gefährten!«

Und als hätten sie es miteinander abgesprochen, wurde Aywa gleichzeitig von Wim und Luna umarmt.

Im nächsten Moment verstummten alle.

Ein grauer Zauberer war hervorgetreten. Es war der Schuldirektor, Professor Kopernikus, auf dessen Schulter seine Nebelkrähe Vindur turnte und krächzte: »Jetzt passt mal alle auf!«

Neben dem grauen Zauberer stand die Tiergefährten-Beauftragte Madame Tschii in Menschengestalt und verbeugte sich vor den Kindern und ihren Gefährten. Cosmos Katerherz hüpfte, so sehr freute er sich, sie endlich wiederzusehen. Madame Tschii, die Tiermagierin, die sowohl in Menschen- als auch in Eulengestalt erscheinen konnte, hatte ihn trotz seiner magischen Pfote stets beschützt. Cosmo war sich sicher, dass für Madame Tschii die Tiergefährten der Zauberkinder das Wichtigste waren. Vielleicht, weil sie beide Seiten so gut verstand? Sie war ja halb Mensch und halb Tier.

Professor Kopernikus räusperte sich, doch bevor er etwas sagen konnte, drängte sich eine hochgewachsene, ganz in Weiß gekleidete Zauberin vor ihn. Um ihren Hals hatte sich ein schneeweißes Wiesel geschmiegt, das mit seinen roten Augen misstrauisch die versammelte Schar musterte. Cosmos Fell sträubte sich. Diese Zauberin war niemand Geringeres als die höchste Zauberin von Wickfield, Eulalia die Weise. Er erinnerte sich nur zu gut an das unangenehme Surren, als Eulalia ihn vor den Sommerferien mit ihren Fingerspitzen berührt hatte. Sie wollte damals herausfinden, ob er magische Kräfte besaß oder nicht. Zum Glück hatte er kurz vorher wieder das verloren gegangene Albenband von Mister Moon zurückbekommen und angezogen. Denn hätte Eulalia über seine Zauberkräfte Bescheid gewusst, dann hätte sie ihn sofort aus Wickfield verbannt. Cosmo hätte nicht nur Aywa verlassen müssen, sondern wäre auch schutzlos der Dunkelmagierin ausgeliefert gewesen.

Nervös duckte der Kater sich in den Schatten der Bärin Mücke, die sich neben ihm niedergelassen hatte.

***

Aywa schnappte nach Luft, als sie Eulalia erblickte. Instinktiv stellte sie sich schützend vor Cosmo, der sich dicht an Mücke gedrängt hatte.

»Meine lieben Kinder«, begann Eulalia und schwang ihr wallendes blondes Haar zurück, »als ehemalige und vor allem beste Schülerin dieser Zauberschule, die als Einzige alle sieben magischen Elemente perfekt beherrscht, ist es mein Recht, euch zum neuen Semester zu begrüßen.« Selbstgefällig strich sie sich eine Strähne aus der Stirn. »Als höchste Zauberin von Wickfield ist es zudem meine Pflicht, mich um die Sicherheit dieser Schule zu kümmern. Aber leider«, Eulalia senkte ihre Stimme und setzte eine bedauernde Miene auf, »sind im vergangenen Semester schlimme Dinge in dieser Schule geschehen.« Sie seufzte und warf einen betrübten Blick zu Madame Tschii. »Erstens«, fuhr Eulalia fort, »wurde unsere arme Tiergefährten-Beauftragte von seltsamen Krähen angegriffen.«

Madame Tschii runzelte die Stirn und wollte etwas sagen. Aber Eulalia machte eine abwehrende Handbewegung und ergänzte mit vorwurfsvollem Blick auf Kopernikus: »Und zweitens hatte eine Zauberlehrerin dieser Schule, Schattenmeisterin Sombra, ihre Visionen nicht mehr im Griff und musste deshalb weggesperrt werden und –«

»Sie haben unsere Schattenmeisterin Sombra in den Turm einsperren lassen, nicht wir!«, unterbrach Schuldirektor Kopernikus sie mit seiner Fistelstimme. Aywa sah, dass der graue Zauberer seine Arme vor dem Bauch verschränkt hatte. Die Nebelkrähe Vindur auf seiner Schulter plusterte ihr Gefieder auf und krächzte: »Genau so war es! Sie haben es uns befohlen, Frau oberste Zaubermeisterin, Sie allein! Wir hätten das niemals getan!« »Aber, aber! Nur keine Aufregung!« Eulalia hatte ihre Hände erhoben und flötete in zuckersüßem Ton: »Ich musste das doch tun! Eure verwirrte Schattenmeisterin hätte sonst einen schlechten Einfluss auf eure Schüler haben können.« Zu den Kindern und den Gefährten gewandt, raunte sie bedrohlich: »Wie ihr alle wisst, ist es kein Geheimnis, dass immer wieder Schattenmeister und Schattenmeisterinnen auf die Dunkle Seite überlaufen. Aber«, Eulalia setzte nun ein Honiglächeln auf, »wie ich gehört habe, hat sich eure Schattenmeisterin gut erholt und wird deshalb wieder unterrichten. Nicht wahr, Herr Professor?« Sie tätschelte dem Schuldirektor freundschaftlich den Arm.

Vindur flatterte von Kopernikus’ Schulter und krächzte: »Aber, Frau Zaubermeisterin …«

»Nicht jetzt!«, zischte Kopernikus der Nebelkrähe zu und legte einen Finger auf seinen Mund.

Sofort ließ sich Vindur auf der Schulter des grauen Zauberers nieder, zog seinen Kopf ein und schwieg.

»Ähhm, wo war ich stehen geblieben?« Eulalia äugte auf ihr weißes Wiesel hinunter, das sich wie ein Schal um ihren Hals geschmiegt hatte und jetzt behände aufrichtete. Während das Wiesel seiner Meisterin etwas ins Ohr flüsterte, warf es Aywa mit seinen stechend roten Augen einen finsteren Blick zu.

Verfilzter Kragenwärmer und stinkiger Iltispelz! Warum starrt mich Eulalias Gefährte nur so gemein an?, durchfuhr es Aywa.

»Ah ja!«, rief Eulalia und ihre Miene verdüsterte sich.

»Und drittens erschienen letzten Sommer mehrere Zauberkinder fast zu spät auf der Sterneninsel und hätten deshalb beinah ihre Klassenprüfung vermasselt.

Der Grund hierfür war angeblich ein Schwarzhexer, der sie aufgehalten haben soll und seither spurlos verschwunden ist!«

Erschrockenes Raunen, Brummen, Grunzen und Knurren gingen durch die versammelte Schar.

Aywa blickte ängstlich zu Cosmo. Ihr Kater hatte seine Ohren zurückgelegt und fauchte leise: »Zur Rattenhölle mit dem Schwarzhexer!«

O ja, sie und ihr Kater wussten genau, wen Eulalia angesprochen hatte: Dieser Schwarzhexer war ganz klar Exobius, der dunkle Hexenmeister! Er hatte einst die Spiegelkugel aus dem Albenbaum geraubt, um ihre Zauberkraft für seine bösen Machenschaften zu nutzen. Exobius war es ebenfalls gewesen, der den Zauberring während ihrer Abschlussprüfung vor den Sommerferien gestohlen hatte. Eigentlich hatte Aywa gedacht, dass sich Eulalia der Sache mit dem Schwarzhexer angenommen und ihn inzwischen eingesperrt hätte. Dem war aber offenbar nicht so. Dass Exobius spurlos verschwunden war, konnte nichts Gutes heißen! Aywa fröstelte.

»Dieser oberfies-böse Schwarzhexer!«, wimmerte Cliff, der sich unter Wims Hemd versteckt hatte, sodass nur sein rosafarbenes Schnäuzchen zu sehen war. »Bestimmt will sich Exobius an uns rächen und dann werden wir eleeeeeeeendiglich steeeee–!«

»Ruhe!«, rief Eulalia und brachte alle sofort zum

Schweigen. »Aus den genannten Gründen und um die Sicherheit der Schule garantieren zu können, werde ich mir das Recht nehmen, Kontrollbesuche durchzuführen.«

Ein Stöhnen ging durch die versammelte Menge. Aywa sah aus ihrem Augenwinkel, wie ein pausbackiger Junge halblaut zu seinem Wildschwein raunte: »Warum ist die oberste Zauberin von Wickfield nur so eine furchtbare Schreckschraube?«

»Bin ganz deiner Meinung«, grunzte das Wildschwein leise zurück, »die ist einfach sauanstrengend!«

Aywa grinste in sich hinein – wie recht die beiden doch hatten!

Madame Tschii, die Tiermagierin, trat jetzt auf Eulalia zu und verbeugte sich. »Ihre Besorgnis in Ehren, verehrte höchste Zauberin von Wickfield«, sagte sie. »Aber wenn Sie tatsächlich auf unsere Sicherheit bedacht sind, wäre es dann nicht wichtiger, dass Sie sich auf die Suche nach dem verschwundenen Schwarzhexer machen würden?« Schuldirektor Kopernikus nickte und strich sich über den Flauschbart.

Eulalia warf erbost ihre wallende Mähne zurück. »Sagen Sie mir nicht, was ich zu tun habe!«, schnaubte sie.

Ohne Vorwarnung schritt die weise Zauberin auf die Kinder zu und hielt direkt vor Aywa. Alle rundherum wichen zurück. Nur Wim und Luna blieben neben Aywa stehen.

»Meine oberste Pflicht ist es, dafür sorgen, dass an dieser Schule alles wieder sicher und ordentlich wird! Und ein ordentlicher Schulbetrieb«, Eulalia hatte ihren spitzen Zeigefinger auf Aywa gerichtet, »heißt auch, dass die Regeln beachtet werden. Wie zum Beispiel das Flugverbot auf dem Schulareal!«

Die weise Zauberin warf einen drohenden Blick in die Runde, drehte sich um und verließ mit klackernden Schritten den Schlosshof.

Kaum war sie außer Sichtweise, begannen alle, aufgeregt durcheinanderzusprechen.

Aywa konnte hören, wie eine Mädchenstimme hinter ihr verächtlich sagte: »Endlich kriegt Aywa von Luz keine Sonderbehandlung mehr! Fliegen ist nämlich auf dem Schulareal verboten – auch für die Tochter einer berühmten Lichtmeisterin.«

Aywa drehte sich um. Es war keine Überraschung, dass es Brenda Holds grüne Augen waren, in die sie blickte. Das rothaarige Mädchen, das das Feuerelement beherrschte und als Gefährtin die Füchsin Pirà hatte, schüttelte lässig ihre Locken und grinste fies. Verhexte Zaubergöre mit höllischem Hexenfeuer!, dachte Aywa. Warum kann mich Brenda nie in Ruhe lassen?

»Ignorier das Feuermädchen.« Wim hatte eine Hand auf Aywas Rücken gelegt. »Brenda ist nur eifersüchtig. Jetzt umso mehr, seit deine Lichtmagie erwacht und so stark ist.«

»Meine lieben Kinder und Tiergefährten!«, rief Professor Kopernikus und breitete seine Arme aus. »Ich darf euch beruhigen und behaupte, dass wir uns vor Kontrollbesuchen nicht fürchten müssen. Schließlich haben wir nichts zu verbergen.« Er drehte sich zu Madame Tschii, die ihm freundlich zunickte.

»Lasst uns deshalb mit gewohnt positiver Energie das neue Schulhalbjahr beginnen.«

Vindur flog über die versammelte Schar und krächzte: »So ist es, wir haben hier überhaupt gar nichts zu verbergen! Und jetzt husch, geht zu eurer ersten Lektion! Die Schule hat bereits begonnen!«

Flirrendes Regenbogenmeer und qualmender Rotbart

Aywas Herz pochte immer noch vor Aufregung, als sie mit Cosmo hinter Luna und Mücke durch die Gänge des Zauberschlosses schlenderte. Die Begegnung mit der weisen Zauberin Eulalia hatte ihr zugesetzt. Sie hatte das ungute Gefühl, dass Eulalia und ihr Wiesel es auf sie und ihren Kater abgesehen hatten.

Cosmo, der neben Aywa trippelte, schien ihre Gedanken zu erraten. »Vergiss Eulalia und ihr Wiesel«, miaute er. »Kopernikus hat es richtig gesagt: Wir haben nichts zu verbergen!« Nachdenklich blickte er auf sein Halsband und dann auf seine weiße Pfote. »Na ja, fast nichts«, maunzte er leise.

»Stimmt, Katerchen.« Aywa spürte, wie neuer Mut in ihr erwachte. »Vielleicht sollten wir in Zukunft solche Regeln wie das Flugverbot beachten, aber ansonsten …«, sie blickte zu Cosmo, »… ansonsten wollen wir vor allem Spaß in der Zauberschule haben.«

»Kommt ihr?« Wim, der mit Luna und Mücke schon vorausgegangen war, hatte sich nun umgedreht und wartete. Auf seiner Schulter turnte Cliff und winkte ihnen.

»Gleich haben wir das erste Mal eine Lektion in Funkenreisen. Das wird hexantastisch!«, rief Luna.

Oh, verhexter Funkenstern und verflixter Zauberspruch!, dachte Aywa. Wie hatte sie das vergessen können? »Wir kommen!«, rief sie begeistert und beschleunigte ihre Schritte.

Als Aywa mit Cosmo in das Stadion trat, das alle die Funkenarena nannten, blieb ihr vor Staunen der Mund offen stehen. Die Arena war mit fünf Meter hohen Wänden umgeben, über denen sich Ränge von Sitzreihen für die Zuschauer erhoben, die jetzt natürlich leer waren. Fasziniert strich sie mit ihren Händen über die schimmernden Wände, die sich wie flauschig weiche Matratzen anfühlten. Aywa schaute nach oben und für einen Moment vergaß sie zu atmen: Die Decke der Arena war ein Mosaik, zusammengesetzt aus Abertausenden Steinchen aus Albenglas. Diese Steinchen ließen zwar das Sonnenlicht hindurch, brachen es aber, sodass über Aywa unzählige kleine Regenbogen flirrten. »Das ist die schönste Decke, die ich je gesehen habe!«, platzte es aus ihr heraus.

»Bei der Neunschwänzigen«, maunzte Cosmo, »recht hast du!«

»Wow!« Wim hatte sich neben Aywa und Cosmo gestellt und blickte ebenfalls verzückt zur Decke.

»Am liebsten würde ich diese funkelnden Regenbogenlichter einfangen!«, piepste Cliff aufgeregt und hüpfte auf Wims Schulter auf und ab, während er seine Vorderpfötchen in die Luft streckte.

»Wenn ich da zu lange hochgucke, dann wird mir ganz anders«, brummte Mücke, die zu ihnen gestapft war und verwirrt blinzelte.

Als Aywa ihren Blick von der Decke losriss, sah sie die anderen Zauberkinder und ihre Gefährten in der Arena versammelt. Nicht weit von ihr stand Yørk, der große Junge mit den langen blonden Haaren, und winkte freundlich. Sein Wolfshund Zyros hingegen knurrte und warf Cosmo einen ängstlichen Blick zu. Aywa schmunzelte. Seit kurz vor den Sommerferien das Gerücht im Umlauf gewesen war, dass Cosmo zaubern konnte, fürchtete sich der Wolfshund vor ihrem Kater.

In diesem Moment zischte es und ein roter Funke fiel von der Decke direkt vor die Füße der versammelten Kinder und deren Gefährten. Kurz bevor der Funke den Boden berührte, erschien ein rotbärtiger Zaubermeister mit feuerrotem Spitzhut. »Allerwärmstes Willkommen zu eurer ersten Lektion im Funkenreisen!«, rief er mit kratziger Stimme. Aus seiner Hemdtasche lugte ein züngelnder Feuersalamander heraus. Der Zaubermeister verbeugte sich und sagte: »Vielleicht erinnert ihr euch an mich: Ich bin Feuermeister Furius und das ist mein Tiergefährte Foc.«

»Furius ist übrigens mein Lehrer für das Feuerelement!«, rief Brenda dazwischen. Mit erhobenem Kinn fügte sie hinzu: »Bestimmt lerne ich deshalb das Funkenreisen schneller als alle anderen!«