Daddy’s Hobby - Owen Jones - E-Book

Daddy’s Hobby E-Book

Owen Jones

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Beschreibung

In diesem Buch geht es um Leks Abenteuer, ihre Träume und Alpträume, sowie ihren Modus Operandi. Es soll aus Leks Sicht erzählen, wie es wirklich ist, ein Barmädchen in Thailand zu sein - mit allen Hoffnungen und Enttäuschungen, die damit einhergehen und zum Alltag gehören.

Lek ist als Älteste von vier Geschwistern in eine typische Familie von Reisbauern hineingeboren worden. Sie hatte nie erwartet, dass sich ihr Leben anders entwickeln würde als das ihrer Klassenkameradinnen in ihrem Dorf im Norden Thailands. Normalerwise hätte dies bedeutet, ein paar Jahre lang auf dem Feld zu arbeiten, ein paar Kinder zu bekommen, sie dann zu ihrer Mutter zu geben, um weiter auf dem Feld zu arbeiten, bis ihre Kinder eines Tages selbst Kinder bekommen würden und sie an der Reihe wäre, auf diese aufzupassen.

Eines Tages passierte jedoch aus heiterem Himmel eine Katastrophe: Ihr Vater starb jung und hinterließ einen Schuldenberg, von dem seine Familie bis dahin nichts gewusst hatte. Lek war zu der Zeit zwanzig Jahre alt und die Einzige in ihrer Familie, die eine Zwangsvollstreckung abwenden konnte. Jedoch war ihre einzige Option, nach Pattaya zu gehen, um dort in der Bar ihrer Cousine zu arbeiten. Sie fing als Kellnerin an und merkte bald, dass sie von ihrem Ehemann, mit dem sie sich zu der Zeit schon längst auseinandergelebt hatte, schwanger war.

Nun musste sich einiges ändern. Sie bekam ihre Tochter, ließ sie bei ihrer Mutter, um auf sie aufzupassen und kehrte nach Pattaya zurück, um weiter zu arbeiten. Nun musste sie mehr Geld verdienen, um ihrer Tochter ein gutes Leben zu ermöglichen und die Tatsache, dass sie fast 1000 Kilometer trennten, wiedergutzumachen. So driftete sie in die Sexindustrie ab.

In diesem Buch geht es um Leks Abenteuer, ihre Träume und Alpträume, sowie ihren Modus Operandi. Es soll aus Leks Sicht erzählen, wie es wirklich ist, ein Barmädchen in Thailand zu sein - mit allen Hoffnungen und Enttäuschungen, die damit einhergehen und zum Alltag gehören.

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Seitenzahl: 591

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Inhaltsverzeichnis

Daddy’s Hobby

Urheberrechte

Widmung

INSPIRIERENDE ZITATE

1 DAS WAR KNAPP

2 DIE MITBEWOHNERINNEN

3 GEHOPST WIE GESPRUNGEN

4 EIN WAHRGEWORDERER TRAUM?

5 BEWEHRUNGSPROBEN

6 EINE NEUE KARRIERE

7 DER TAG DANACH

8 ZURÜCK ZU DEN WURZELN

9 WILLS FREUND

10 EIN NEUES ZEITALTER ODER EINFACH NUR EIN NEUER TAG?

11 WER WAR ES UND WARUM?

12 DAS SPIEL

13 DIE ABMACHUNG

14 LERNKURVE

15 DIE REISE AUFS LAND

16 BAAN SUAY

17 DIE LETZTEN PAAR TAGE

18 TRAUTES HEIM, GLÜCK ALLEIN

19 EINE SPANNENDE ZUKUNFT

20 ANKUNFT IN DER REALITÄT

21 ABWARTEN

22 WIEDERANNÄHERUNG

23 UND WENN ES NICHT SOFORT GELINGT…

24 ANKOMMEN

25 BESUCH BEI DER MUTTER

DIE VERBOTENEN

Weitere Bücher desselben Autors:

Daddy’s Hobby

Die Geschichte von Lek, einem Barmädchen in Pattaya

Das erste Buch in der Serie namens

Hinter ihrem Lächeln

von

Owen Jones

Urheberrechte

Urheberrechte © Owen Jones 2024

Widmung

Dieses Buch ist allen Mädchen in Pattaya gewidmet, die mir ihre Geschichten anvertraut haben und mich zu schreiben dieses Buchs inspiriert und motiviert haben.

INSPIRIERENDE ZITATE

“Glaubt nicht an etwas, nur weil ihr es gehört habt,

Glaubt nichts, nur weil es von vielen gesagt und gemunkelt wurde,

Glaubt nicht an etwas, nur weil es in euren religiösen Texten steht,

Glaubt nicht an irgendetwas, nur aufgrund der Autorität von Lehrern und Ältesten,

Glauben Sie nicht an Traditionen, denn sie werden seit Generationen weitergegeben,

Aber wenn nach Beobachtung und Analyse etwas mit der Vernunft übereinstimmt und dem Wohl und Nutzen aller dient, dann sollte man es akzeptieren und danach leben.”

Gautama Buddha

––

Großer Geist, dessen Stimme vom Wind getragen wird, höre mich. Lass mich an Kraft und Wissen wachsen.

Lass mich immer den roten und purpurnen Sonnenuntergang sehen. Mögen meine Hände die Dinge achten, die du mir gegeben hast.

Lehre mich die Geheimnisse, die unter jedem Blatt und jedem Stein verborgen sind, so wie du es den Menschen seit ewigen Zeiten beigebracht hast.

Ich will meine Kraft nicht einsetzen, um größer zu sein als mein Bruder, sondern um meinen größten Feind zu bekämpfen - mich selbst.

Lass mich immer mit reinen Händen und offenem Herzen zu dir kommen, damit mein Geist ohne Scham zu dir zurückkehrt, wenn meine irdische Zeitspanne wie der Sonnenuntergang vergeht.

(Basierend auf einem traditionellen Gebet der Sioux)

1 DAS WAR KNAPP

„Oh verdammt, Mädel! Wo bist du diesmal wieder hereingeraten?“ dachte Lek, als sie schon wieder aufwachte.

Sie hatte in jener Nacht bis dahin noch gar nicht viel geschlafen. Ihr ‚Freund‘, Ali, schlief noch, und der Dunst, der aus seinem offenen Mund kam, sagte ihr, dass er in der Nacht zuvor sehr betrunken gewesen sein musste. Da hatte sie es aber nicht bemerkt, weil sie selbst ganz schön neben der Spur gewesen war. Ihr Hintern tat immer noch weh an der Stelle, an der Ali versucht hatte, sie zu nehmen, und sie dann in seinem Frust geschlagen hatte, als er es nicht hinbekam. Sie dachte mit einem gewissen Maß an Zufriedenheit, dass sie ihn dafür von einem der Jungs zusammenschlagen lassen, oder ihn sogar bei der Polizei hätte anzeigen können. Sie beschloss, dass es das war, was sie getan hätte, hätte sie blaue Flecke gehabt. Und dabei war er ihr an dem Abend so nett vorgekommen. Das zeigte mal wieder, dass man sich nie sicher sein konnte.

Sie wollte aufstehen und gehen, aber sie hatte die tausend Baht, auf die sie sich geeinigt hatten, nicht ausgezahlt bekommen. Sie hatte jedoch Angst, ihn zu wecken, falls er darauf bestehen sollte, es ein weiteres Mal zu versuchen. Es war nicht Leks Art, das Geld aus seiner Tasche zu nehmen und sich aus dem Zimmer zu schleichen, obwohl es bereits rechtmäßig ihres war. Ihr blieb also nichts anderes übrig, als – aufmerksam – wach neben ihm zu liegen, ihn schlafen zu lassen und zu hoffen, dass der Schlaf ihn in einen besseren Gemütszustand versetzen würde. Lek warf ihm noch einen verstohlenen Blick zu und machte sich darauf gefasst, lange zu warten. Es war 5:35 Uhr und realistisch betrachtet konnte sie nicht davon ausgehen, dass er viel früher als 9:00 Uhr aufwachen würde.

Am Abend zuvor hatte Lek im Daddy’s Hobby, einer Bar in einer Seitenstraße, die vom Beach Road abgeht, gearbeitet, als sich dieser Araber, Ali, der irgendwo im Alter zwischen Anfang und Ende Dreißig war, reinsetzte. Bis dahin war der Abend für sie sehr ruhig gewesen, obwohl die meisten Mädchen ‚draußen‘ gewesen waren. Lek war zu ihm rübergegangen, um seine Bestellung aufzunehmen und dafür zu sorgen, dass er sich wohl fühlte, so wie sie es vor ihm schon tausendmal mit anderen Kunden gemacht hatte. Lek und Ali hatten sich einander vorgestellt und Ali hatte eine Flasche 100 Pipers-Whiskey, Sodawasser und Eis bestellt. Innerhalb von Minuten hatte er ihr mit traditioneller arabischer Gastlichkeit einen Drink angeboten, den sie dankbar angenommen hatte. Schließlich, hatte sie gedacht, konnte man nie wissen, wie sich die Dinge entwickeln würden. Da war es schon ziemlich spät und sie war mehr als nur ein bisschen gelangweilt gewesen.

Im Nachhinein betrachtet hatte Lek das Gefühl, schon zu diesem frühen Zeitpunkt Warnzeichen bemerkt zu haben. Warum hatte sie nicht auf ihr Bauchgefühl gehört? Es hatte ihr doch immer so gute Dienste geleistet. Ali hatte schon getrunken, bevor er in ihre Bar gekommen war – sie hatte es gemerkt - aber dann hatte er eine Flasche Whiskey bestellt. Es war nichts Ungewöhnliches, Araber Alkohol trinken zu sehen, aber er hatte diese Flasche zu schnell getrunken und darauf bestanden, dass sie mit ihm Schritt hielt. Vielleicht war es ein wenig übertrieben, zu sagen, er hätte darauf ‚bestanden’, aber er hatte definitiv gewollt, dass sie Schluck für Schluck mit ihm mithielt und wollte ein Nein als Antwort nicht gelten lassen.

Sie hatten die Flasche ausgetrunken und er hatte sie gefragt, ob sie ‚eine Kleinigkeit essen gehen’ wollte – einer der vielen Codeausdrücke in ihrem Gewerbe, die zu lukrativ bezahltem nächtlichem Erwerb führen konnten. Und manchmal sogar zu einer Mahlzeit.

Sie hatte zugestimmt, aber anstatt in ein Restaurant oder zu seinem Hotel zu gehen, hatte er sie in eine laute Disco geführt, wo er eine Gruppe weiterer Araber zu kennen schien. (Sie hatte nie herausgefunden, wo er eigentlich herkam, weil sein Englisch so schlecht war und sie kein Arabisch sprach, aber sie vermutete mal Abu Dhabi).

Sie hatte das Lokal bis dahin nicht gekannt, aber es war zu voll und zu laut für ihren Geschmack. Außerdem stanken die Toiletten bestialisch und Ali hatte sich vor seinen Kumpels komisch verhalten und die ganze Zeit geprotzt. Abgesehen davon hatte er auch mit ihr eine komische Show abgezogen. Er hatte noch eine Flasche Whiskey gekauft und dann ganz seltsam getanzt, sie ein bisschen zu viel hin und her gezogen, sie überall begrabscht, und zwar ganz schön derbe, und sie seinen Freunden vorgeführt.

Da hätte sie es schon kommen sehen sollen, dachte sie. Zehn Jahre in Pattaya hatten sie vieles gelehrt, aber sie konnte immer noch zu blöd sein, um auf ihre innere Stimme zu hören. Manchmal zumindest. Wäre sie nicht schon immer ein so gutmütiger Mensch gewesen, hätte Pattaya mit ihrem Charakter ganz schön schlimme Dinge anrichten können. Sollte sie jetzt hinhören? Aufstehen, anziehen und rausschleichen. Die tausend Baht aufgeben? Nein! Der kann mich mal!

Sie lächelte vor sich hin. ‚Der kann mich mal’ war eine Anspielung auf das, was er vergangene Nacht mit ihr versucht hatte. Dieses Arschloch! Aber er hatte ihn nicht hochbekommen! Und es geschah ihm recht – sie hatte kein Mitleid mit ihm. Er hatte ihr nicht gesagt, dass er Analverkehr wollte – hätte er es gesagt, wäre sie nicht mit ihm mitgegangen. Naja… jedenfalls nicht für tausend Baht, witzelte sie in Gedanken. Sie hatten die Disco nach etwa einer Stunde verlassen, also um etwa 1:00 Uhr morgens, und waren dann zu seinem Hotel gegangen, mit seinen Freunden im Schlepptau. Zum Glück hatten sie nicht mit ihnen reinkommen wollen, aber sie hatten so komisch gelacht und Witze gemacht, obwohl sie nicht hatte verstehen können, was sie sagten.

Sie hatten ihm auf den Rücken geklopft und ihr anzüglich zugezwinkert. Kindisch, hatte sie da gedacht, aber trotzdem komisch für Typen in dem Alter. Vielleicht waren ihre Leben sehr behütet. Vielleicht war dies das erste Mal, dass sie einen Hauch von Freiheit weg von ihrem Dorf und den wachsamen Augen ihrer Eltern erlebten. Sie hatte ein ähnliches Verhalten bei jungen Thailändern beobachtet, wenn sie zum ersten Mal aus ihren Dörfern in die Stadt der Sünde kamen, die auch als Fun City, das Paradies oder eben Pattaya bekannt war - je nach moralischer Einstellung. Ali war sicherlich betrunken gewesen, andererseits galt das auch für sie. Er hatte ihr angeboten zu duschen und sie hatte das Angebot angenommen.

Er hatte ihr ein sauberes Handtuch gegeben und draußen gewartet, bis sie fertig war. Während sie schon ins Bett gestiegen war, hatte er auch geduscht. Alles war zur Normalität zurückgekehrt, hatte sie gedacht, jetzt könnte sie mit der Situation umgehen – sie befand sich wieder auf vertrautem Gebiet. Dann hatte er das Licht ausgeschaltet und war zum Bett rübergegangen, wobei er über einen Schuh oder so gestolpert war. Er hatte irgendwas auf Arabisch gemurmelt, sie hatte gekichert und dann war er aufs Bett gesprungen und wieder ganz komisch geworden. Es war schwer zu erklären. Er hatte ihr die Decke weggerissen, aber ohne ihr wehzutun. Er hatte ihr sicherlich Angst eingejagt, aber nicht allzu sehr. Anfangs zumindest. Dann hatte er sie barsch auf ihren Bauch gedreht und, mit dem Arm fest um ihre Taille, ihren Hintern zu sich hochgehoben.

Na gut, hatte sie gedacht, er will es von hinten – das mochte sie. Allerdings hatte er dann versucht, ihn dorthin zu stecken, wo sie es überhaupt nicht mochte und wurde sauer, als sie nicht kooperierte. Er hatte schon wieder angefangen, auf Arabisch vor sich hinzumurmeln und ihr dann fest auf den Hintern gehauen, wie ein Cowboy auf einem Pferd im Film. Sehr fest – viel zu fest. Dieses Arschloch! Vielleicht sollte sie sich damit an die Jungs wenden. Der Wichser!

Jedenfalls war er nach zehn Minuten oder so neben ihr auf dem Bett in sich zusammengesackt, ohne seine Mission erfüllt zu haben. Er hatte irgendwas Unverständliches gesagt und war dann anscheinend relativ schnell eingeschlafen. Sie kannte das alles: ein Typ hat ein paar Getränke intus, wird geil, trinkt zu viel, bekommt ihn nicht hoch, es ist ihm peinlich und er schiebt alles auf die Frau. Der Wichser! Alles kein Grund, gleich gewalttätig zu werden.

Viele Männer waren wie kleine Jungs im Bett, mit ihren Egos und ihren Ausrastern und ihrem leicht verletzbaren Stolz. Eines Tages würde sie einen guten Mann finden, der auf sie aufpassen und sie lieben wollen würde und der… nicht verheiratet war. Sie lächelte.

Sie lag da und fragte sich, ob er ihr wohl blaue Flecke verpasst, oder ob sie vielleicht sogar geblutet hatte! Oh, sie hoffte, dass es nicht so war! Aber wenn es so wäre, würde er dafür bezahlen! Allerdings war sie nicht nachtragend und bald würde sie keine Lust mehr haben, ihre hohlen Racheakte zu planen, von denen sie wusste, dass es unwahrscheinlich war, dass sie sie auch durchziehen würde. Und so schritt der Tag, beziehungsweise die Nacht voran und bald schon war sie zum x-ten Mal in jener Nacht eingeschlafen.

Ali konnte jemanden neben sich fühlen, als er aufwachte, aber er konnte sich nicht daran erinnern, wer es war. Nicht einmal daran, welches Geschlecht diese Person hatte. Er war mit dem Gesicht zu dieser Person aufgewacht, hatte aber seine Augen noch nicht geöffnet. Er beschloss, sich auf die andere Seite zu drehen und seinem Gast den Rücken zuzukehren, um ihm dabei einen kurzen Blick zuzuwerfen. Bitte, lass es eine Frau sein, dachte er. Er wollte auf keinen Fall von seinen Kollegen von der Bohrinsel mit einem Jungen erwischt werden. Er hatte sie vergangene Nacht auf dem Heimweg getroffen, oder etwa nicht?

Oh bitte, lass es eine Frau sein, wiederholte er in Gedanken, als er sich auf seine andere Seite rollte. Oh, Gott sei Dank! Und sie sah sogar ziemlich gut aus! Ehrlich gesagt sah sie sehr gut aus und befand sich in der Blüte ihres Lebens – sie musste so Ende Zwanzig sein, schätzte er. Oh, er könnte nachher erhobenen Hauptes seinen Kumpels gegenüberstehen und mit seinen Fähigkeiten prahlen. Er konnte sich nicht ganz erinnern, was genau gewesen war und in dem Moment war es ihm eigentlich auch egal. Sein Mund fühlte sich so trocken an wie Wüstensand. Er brauchte schnell etwas Wasser und auch ein paar Aspirin-Tabletten. Wenn er aufstehen würde, würde er sie sicher wecken, aber wie hieß sie nochmal? Oh Scheiße! Naja, was das betraf, konnte er sich schon irgendwie durchmogeln – Hauptsache, es war kein Mann oder Junge!

Lak, Lek, Lik, grübelte er. Hörte sich irgendwie bekannt an. Er entschied sich für das mittlere, da er der mittlere von drei Söhnen war. Inschallah! Dann mal los, dachte er sich, und hüpfte aus dem Bett. Auf dem Weg zum Bad griff er nach einem Handtuch. Sicher dort angekommen, exte er ein Glass Wasser, griff nach den Aspirin-Tabletten und setzte sich auf den Toilettendeckel, um sich zu fangen. Er hatte sich zu schnell bewegt und jetzt drehte sich alles in seinem Kopf. Was das für eine Nacht gewesen sein musste!

Kein Wunder, dass Der Prophet Mohammed gegen den Konsum von Alkohol war. Es war ein arabisches Wort, wenn nicht eine arabische Erfindung. Er sagte sich, dass er von nun an ein guter Moslem sein und nie wieder trinken würde. Seine Eltern und die heiligen Schriften hatten recht. Er drehte die Dusche auf und setzte sich wieder hin, um sich den Strahl einige Minuten lang anzusehen, und versuchte währenddessen, die Geschehnisse der letzten Nacht zusammenzufügen.

Er war auf einen der Kathoey-Tänzer in einer Kneipe namens Night Fever in Boyz Town scharf gewesen und hatte immer versucht, so weit weg wie möglich von seinen Freunden entfernt zu sein. Er war sicherlich letzte Nacht dort gewesen, aber er hatte doch wohl nicht mit ihm gesprochen? Nein, er wusste, dass er zu schüchtern war, um sich in dieser Phase seines Lebens zu outen. Also war er eine Zeitlang ziellos durch die Gegend gelaufen und hatte auf dem Weg zurück zu seinen Freunden noch in einer kleinen, leeren Bar vorbeigeschaut.

Dort musste er Lak, Lek, Lik getroffen haben, folgerte er. Oh, ja. Er hatte eine Flasche Whiskey bestellt - nach allem, was er bis dahin schon getrunken hatte. Als er sich unter die Dusche stellte und das kühle Wasser anfing, den Nebel etwas aufzuklaren und die Schmerzen etwas zu lindern, kam alles nach und nach hoch.

Dann hatte er seine Freunde getroffen, allerdings war er ein paar Stunden zu spät dran gewesen und hatte als Entschuldigung noch eine Flasche Whiskey gekauft. Sie hatten alle etwas Spaß gehabt und waren dann getrennte Wege gegangen. Das war’s – nichts passiert! Er würde jetzt das Bad verlassen, Lak, Lek, Lik anlächeln, ihr geben, was sie verlangen würde und in gewissem Maße würden alle zufrieden sein.

Sie saß aufrecht im Bett. Sie hatte die Decke fest um ihren Körper bis hoch zum Hals gewickelt und sah ihm direkt in die Augen. Sie hatte den verängstigten Gesichtsausdruck eines Hasen im Scheinwerferlicht. Er fühlte sich dadurch verunsichert, obwohl er nicht wusste, warum.

„Guten Morgen, Luaek“ murmelte er so kühn, wie er sich traute. „Hast du gut geschlafen?“

„Ich heiße Lek“, schmollte sie. „Und nein, ich habe nicht gut geschlafen. Du willst mich in Hintern ficken und ich nicht mag. Du schlägst mich zu viel! Ich nicht glücklich! Vielleicht ich gehe zur Polizei und sage ihnen alles. Polizei bringt dich Affenhaus und Mann fickt dich in Arsch und du magst nicht, genau wie ich“.

Ali hatte schon das Gefühl gehabt, es liefe alles viel zu rund, aber er sagte: „Venez, venez. Geh duschen, Lek, und wir reden darüber, wenn du fertig bist“.

Lek wickelte das Handtuch um sich, denn die Erfahrung hatte sie gelehrt, es neben dem Kissen aufzubewahren, und humpelte ins Bad, ohne Ali eines weiteren Blickes zu würdigen. Sie verriegelte die Tür so fest und so laut wie sie nur konnte und fing an, hörbar zu schluchzen.

Zumindest hoffte sie, dass man es von außen hören konnte. Also drehte sie die Dusche auf und gab noch lautere Schmerzschreie von sich, nur um auf Nummer sicher zu gehen. Sie musterte sich im Spiegel und war froh, keine Zeichen von Blut oder Prellungen zu ausmachen zu können. Das kühle Wasser fing an, den brennenden Schmerz an ihrem Hintern zu lindern. Ihr Plan war dabei aufzugehen.

Nach dem Duschen legte sie sich wieder das Handtuch um und hinkte ins Zimmer, wo Ali bereits angezogen erwartungsvoll saß. Ein gutes Zeichen, dachte sie, sie war einer Neuauflage der letzten Nacht entkommen. Sie setzte sich vorsichtig hin, um sicherzustellen, dass Ali sich ihres Unwohlseins bewusst war und gab einen Schrei von sich.

„Oi! Oi! Oi! Ich tu weh!“, ächzte sie und rieb ihren Po. „Oh, Ali, warum du schlägst mich zu viel letzte Nacht? Ich gute Dame für dich, aber du schlägst mich zu viel. Ich denke, du bringst mich um. Du verrückt. Ich glaube, ich gehe zu Mama San und frage sie, was ich mache. Vielleicht ich gehe zur Polizei, du nicht guter Mann, Ali“.

Sie zog sich an, ohne auch nur einen Zentimeter Haut zu zeigen, wie nur Frauen, die in einer großen Familie in einem kleinen Haus aufgewachsen waren es konnten. Ali traute sich nicht, sie zu bitten, ihm die blauen Flecke zu zeigen. Eigentlich war Ali ein lieber und anständiger Mann und Fetzen der vergangenen Nacht hatten schon angefangen, durch sein verschwommenes Bewusstsein zu sickern und er schämte sich – er konnte sich nicht erinnern, jemals eine Frau geschlagen zu haben. Er wusste, dass er sie beschwichtigen musste, und er wusste auch, dass das Geld bedeutete, aber nicht unbedingt viel. Er sagte: „Lek, es tut mich sehr leid. Ich weiß nicht, was passiert. Ich sehr betrunken. J’etais mal. Ich glaube, Mann tut etwas in mein Getränk, Drogen oder so etwas. Ich möchte dich glücklich machen: sehr gutes Essen in gutes Restaurant kaufen und auch für dich bezahlen, um danke zu sagen. Je suis desolé. Es tut mich sehr leid, bitte verzeih mich. Ich habe gutes Herz. Ich noch nie geschlagen Mademoiselle“.

Vom Bett aus sah Lek mit ihren großen, braunen Rehaugen zu ihm hoch, während sie ihr Haar kämmte und sich eine Träne wegwischte.

„Okay“, sagte sie und lächelte gekünstelt, „aber ich will du gibst mir 2500 Baht für gehen zum Arzt und Essen in Savoy Restaurant und ich dich nicht mehr will sehen. Du manchmal verrückt. Ich glaube dich nicht mehr. Nicht in Bar kommen und mich suchen. Ich habe Boyfriend da auf mich aufpassen“.

Das war ehrlich gesagt ohnehin das Letzte, was Ali vorgehabt hatte, also nickte er sein Einverständnis und sah dabei so reuevoll aus, wie er nur konnte. Innerlich war er erleichtert; er hatte das Gefühl, dass er glimpflich davongekommen war. Für ein Viertel seines Tageslohns auf der Bohrinsel war er einer potenziellen Begegnung mit der Polizei entkommen.

Er wusste, dass ein grundloser Angriff auf eine Thailänderin sehr ernst genommen werden würde, und das würde mindestens ein paar Nächte im berüchtigten Gefängnis Pattayas, welches besser als das ‚Affenhaus’ bekannt war, bedeuten. Dazu käme ein Bußgeld von vielleicht 20.000 Baht, von dem etwa die Hälfte als Schmerzensgeld an Lek gehen würde.

Er könnte sogar abgeschoben und auf eine schwarze Liste gesetzt werden. Somit würde er dann nicht mehr nach Thailand einreisen dürfen. Dann würden seine Freunde wissen wollen, warum er ihren nächsten regelmäßigen Urlaub nicht mit ihnen in Pattaya verbringen wollte. Oh, nein, nein, nein, nein, nein. Besser im Vorfeld zahlen und versuchen, aus der Erfahrung zu lernen. Wenn er doch nur gewusst hätte, wie diese Erfahrung ausgesehen hatte.

Lek zog sich zu ende an und trug ein bisschen Schminke auf – sie benutzte normalerweise nicht viel und brauchte es eigentlich auch gar nicht. Ali fand, dass sie so ein wenig glücklicher aussah, was ihn auch aufheiterte, und zehn Minuten später traten sie zusammen aus dem Hotel in die heiße Morgensonne. Lek hatte längst aufgehört, so zu tun, als würde sie humpeln, als sie nach links abbogen und die 300 Meter den Second Road entlang in Richtung Central Pattaya Road oder Pattaya Klang, wie die Straße auf Thai hieß, liefen. Denn dort an der Ecke befindet sich das Savoy.

Lek liebte diese Tageszeit – etwa elf Uhr morgens – denn in Pattaya ging es erst so gegen zehn Uhr morgens los, und alles und jeder war voller Leben, Verheißung und Hoffnung, die der Morgen mit sich bringt – obwohl sich in Pattaya natürlich alles um die Nacht dreht, also geht der Tag erst ein bisschen später los. Sie schlenderte beflügelt und mit einem Lächeln im Gesicht vor sich hin, und blieb dabei etwa zwei Schritte hinter Ali.

Dafür gab es einige Gründe: erstens wusste sie, dass es den meisten Arabern lieber war, vor ‚ihren Ladies‘ herzulaufen, zweitens wollte sie nicht wirklich mit ihm gesehen werden (viele Männer warfen ihr anerkennende Blicke zu, wie sie es immer taten, und hinter Ali konnte sie zurücklächeln, ohne seinen Stolz zu verletzen) und drittens wegen eines Witzes, den sie vor ein paar Wochen gehört hatte, und der sie immer noch zum Lächeln brachte.

Sie wiederholte ihn in Gedanken: ‚Eine Studie aus Afghanistan hat ergeben, dass Frauen vor der US-Intervention drei Meter hinter ihren Männern hergelaufen waren, aber nach der Intervention hatte sich der Abstand auf zehn Meter erhöht. Wenn man sie fragte woran das lag, antworteten die meisten Frauen lächelnd: ‚Landminen‘.

Lek bedeckte ihre Ohren mit ihren Händen und sagte sich in Gedanken ‚Bumm‘, machte einen kleinen Hüpfer und warf einem vorbeigehenden Farang (oder Ausländer) ein Lächeln zu.

Sie war eine der schönsten Frauen in Pattaya, was bedeutete, dass sie eine der schönsten Frauen Thailands war, was bedeutete, dass sie eine der schönsten Frauen auf der Welt war, und sie wusste es.

Kein Mann hätte sie nicht schön gefunden, und sie konnte sich irgendeinen aussuchen und sie würden alle herzlich gerne für das Privileg bezahlen. Es gab ihr ein Gefühl von Macht und Selbstwertschätzung. Obwohl ihr klar war, dass ihr höchstens noch fünf Jahre blieben. Sie hatte verglichen mit den meisten thailändischen Frauen ein bemerkenswertes Leben geführt. Sie hatte hunderte von Männern aus fast jedem Land auf der Welt kennengelernt, und die meisten von ihnen waren nett, großzügig und – leider - verheiratet gewesen. Keiner von ihnen hatte sie jemals mit ‚nach Hause‘ in ihr eigenes Land genommen, aber sie hatte ungefähr ein Jahrzehnt lang in den besten Hotels übernachtet und in den besten Restaurants gegessen. Die meisten ihrer Beziehungen waren nicht One-Night-Stands, wie es sich die meisten Leute vorstellten.

Ihre Strategie, die sie über die Jahre hinweg verfeinert hatte, bestand darin, erst einmal etwas über den jeweiligen Mann herauszufinden. Sie wollte immer wissen, wie lange der Mann in Thailand bleiben würde, wo er herkam, wie alt er war und ob er verheiratet war. Umso mehr Zeit ihm in Thailand blieb, desto besser war die Beziehung, die sie mit ihm aufbauen konnte und desto größer war auch die Chance, dass er sich in sie verlieben würde.

Das Heimatland war wichtig, weil sie Präferenzen bezüglich des Landes, in dem sie leben wollte, hatte. Am liebsten hätte sie in Großbritannien gelebt, aber die USA, Kanada, Frankreich oder Deutschland wären auch in Ordnung. Das Alter war wichtig, weil es sein Visum in Thailand beeinflussen konnte. Und zu wissen, ob er verheiratet war oder nicht, war offensichtlich eine grundlegende Frage.

Unter Benutzung des Wissens, das sie aus der Beantwortung dieser vier Fragen zog, hielten ihre Beziehungen durchschnittlich so zwei bis drei Wochen. Es kam nur sehr, sehr selten vor, dass sie jemand noch vor seinem Heimflug verließ. Manchmal blieb sie einen Monat oder noch länger mit einem Mann zusammen. Manche Männer hatten sie sogar als Begleiterin und Übersetzerin in andere Städte innerhalb Thailands mitgenommen. Sie war viele Male auf Kosten anderer Leute nach Chiang Mai, Phitsanulok, Ko Samui und Phuket geflogen.

Manchmal kamen Männer, die sie während früherer Urlaube getroffen hatten, zurück, um sie wiederzusehen. Andere schrieben sporadisch oder schickten Emails – nicht, dass ihr geschriebenes English auch nur ansatzweise annehmbar war, aber einige der älteren Frauen waren darauf spezialisiert, den Mädchen diese Briefe vorzulesen und angemessen romantische Antworten aufzusetzen.

Lek geriet nicht oft in so etwas; es schien alles ein bisschen zu sehr nach Drängeln oder Betteln und ein bisschen schäbig und unehrlich. Es hatte auch ein paar beängstigende Situationen gegeben, die waren aber nicht der Rede wert. Es schien, als flögen nicht viele Männer nach Pattaya, um Ärger zu machen und zehn Jahre oder noch mehr im Bangkok Hilton zu riskieren, wo das Leben mit Szenen aus dem Film 12 Uhr Nachts – Midnight Express vergleichbar war. Sie war niemals verletzt oder vergewaltigt worden, wie es einigen anderen Mädchen passiert war. Einige Mädchen waren sogar ermordet aufgefunden worden und es gab Gerüchte, dass manche gegen ihren Willen in Sklavenbordelle im Ausland verschleppt worden waren.

Sie hoffte, dass es sich hierbei nur um Gerüchte handelte, aber sie war noch nie in den Sog der dunklen Seite der Sexindustrie geraten. An Kinderprostitution oder Pädophilie wollte sie gar nicht denken, aber sie hielt ihre Augen immer nach Zeichen jeglicher Art von Missbrauch offen. Sie hätte nicht gezögert, es bei der Polizei anzuzeigen.

Sie hatte es sogar geschafft, eine stattliche Summe für ihren Notfallplan anzusparen: Wenn der unvermeidliche Tag kommen würde, an dem es an der Zeit wäre, ihren Lebensstil aufzugeben, und sie bis dahin keinen wohlhabenden, alleinstehenden Ausländer gefunden hatte, der sie und ihre Tochter mit in sein Land nehmen wollte, würde sie zurück in ihr Dorf gehen, um dort zu leben. Das war ihr Ziel, der ultimative Traum, dem sie seit zehn Jahren hinterherjagte. Der Notfallplan war es, einen kleinen Laden im Dorf aufzumachen und einen netten Bauern zu heiraten. Klar, sie würde sich in diesem Szenario mit einem um einiges älteren Mann begnügen müssen, aber sie hatte bis jetzt gute Gelegenheiten gehabt und sie würde sich um ihn kümmern, wenn er lieb zu ihrer Tochter wäre.

Wäre sie in ihrem Dorf geblieben, wäre sie jetzt mit einem Bauern in ihrem eigenen Alter verheiratet und hätte drei oder vier Kinder. Nicht, dass das alles schlecht wäre, aber sie hatte gehen müssen und jetzt war sie froh, dass sie nicht an jenen Alltag gekettet war, den Haus und Hof mit sich brachten, während die Welt auf dem Bildschirm ihres Fernsehers an ihr vorbeizog.

Sie hatte Freundinnen, die sich dazu entschieden hatten, gleich nach der Schule zu heiraten und hatte das Gefühl, dass die meisten sie um ihren Lebensstil eines Playgirls beneideten, um ihre Stangen voller schöner Anziehsachen und um ihre Geschichten, unterstützt durch Fotos von schönen Orten mit reichen, großzügigen Ausländern, die sich nichts dabei dachten, wenn sie genauso viel für ein Essen und eine Flasche Wein ausgaben wie ein Bauer in einem ganzen Monat verdiente.

Ihre Freunde und ihre Familie im Dorf respektierten das, was sie getan hatte, trotz der Art und Weise, in der sie es erreicht hatte. Westliche Doppelmoral stand ihnen da nicht im Wege. Waren die meisten, die sie verurteilten, oder denen sie ‚leidtat‘, wie sie es öfter ausdrückten, nicht die schäbigen Frauen genau der Männer, die nach Thailand kamen, um Mädchen wie sie zu treffen? Sie setzte sich mit ihnen, und dem, was sie dachten, nicht auseinander.

Würden sie ihren Lebensstil finanzieren und ihre Mutter und ihre Tochter versorgen, wenn sie nicht täte, was sie tat? Wenn das, was sie tat, so falsch war, würde sie eines Tages schon selbst mit Karma dafür bezahlen. Sie hatte kein Problem damit, solange es ihrer alternden Mutter und ihrer fast jugendlichen Tochter gut ging. „Gib Gutes und du bekommst Gutes - Gib Schlechtes und du bekommst Schlechtes“ war ihr Motto. Und das Motto der Mönche. Und was gut genug für die Mönche war, war auch gut genug für sie.

In ihrer Tagträumerei hatte sie Ali fast vergessen und befand sich jetzt neben ihm. Sein Arm schlang sich um ihre Hüfte, als er sie ins Restaurant steuerte. Nun denn, dachte sie, es ist ein kostenloses Mittagessen. Wie die meisten Thailänder hätte Lek kaum eine Mahlzeit abgelehnt.

Sie saßen im klimatisierten Abteil auf der linken Seite und Lek bestellte Frühlingsrollen und Fischbällchen als Vorspeise, gefolgt von einem riesigen Red Snapper, welcher in einem fischförmigen Gefäß direkt am Tisch zubereitet werden würde, und Jasminreis. Lek stellte ihre gastronomischen Fachkenntnisse und Tischmanieren unter Beweis, indem sie eine perfekte Kombination aus Soßen für die Vorspeise bestellte, sie für Ali auf seinem Teller herrichtete und sich der Zubereitung des Fisches widmete, während sie ihr eigenes Essen aß.

Das Essen war ausgezeichnet, aber sie sprachen kaum. Das lag gleichermaßen an Alis schlechten Englischkenntnissen, der Spannung zwischen den beiden und ihren Katern. Als sie fünfundvierzig Minuten später getrennte Wege gingen, waren beide froh darüber, dass die Beziehung relativ glücklich zu Ende gegangen war.

Lek sah, wie Ali nach rechts abbog, wahrscheinlich ging er zurück zu seinem Hotel auf der Soi 9. Sie winkte ihm kurz hinterher und rannte dann über den Second Road durch den Verkehr, und schlängelte sich dabei zwischen dutzenden von Autorikschas und Baht-Bussen, die an der Ampel warteten, hindurch. Sie bog rechts in den Pattaya Klang ab und ging die zweihundert Meter in Richtung Osten, und sah sich dabei die Schaufenster an, bevor sie an der nächsten Kreuzung wieder nach rechts in die Soi Buakhao abbog. Ihren Berechnungen zufolge hatte sie genügend Vorkehrungen getroffen, um Ali abzuschütteln, falls er ihr gefolgt sein sollte. Sie mochte es nicht, wenn Männer wussten, wo sie wohnte.

Sie war beschwingt und das strahlte sie auch aus. Sie fühlte sich, als könnte jeder sehen, wie glücklich sie war. Sie hatte sich in eine schwierige, potenziell gefährliche Situation hineinmanövriert, weil sie nicht auf ihren Instinkt gehört hatte. Aber dann hatte sie ihre schlechten Karten gezockt wie eine Weltmeisterin und war mit so viel Geld aus der Sache herausgekommen, wie die meisten Menschen in Thailand in einem ganzen Monat verdienten, und hatte auch noch gut gegessen.

Lek stand an der Kreuzung Soi Buakhao - Pattaya Klang, und wartete auf einen sogenannten Baht-Bus, um nach Hause zu fahren. Dann überlegte sie es sich jedoch anders und entschied sich, einmal um die Ecke zum Thaimarkt gegenüber des Naam Chai Restaurants zu laufen und sich zur Feier des Tages einen neuen Rock zu kaufen. Es war ein sehr heißer Nachmittag im Juni, aber der Markt war sehr belebt, wie er es fast immer war. Lek schlängelte sich zwischen den Obstständen am vorderen Ende des Marktes durch, kaufte sich hier und da eine Kleinigkeit und unterhielt sich mit den Markthändlern und den anderen Kunden auf dem Weg zu den Kleiderständen weiter hinten.

Fünfundvierzig Minuten verbrachte sie mit ihrer Lieblingsbeschäftigung und sah sich in Ruhe um. Dann entschied sie sich für einen schönen weißen Rock, auf dem ihr westliches Sternzeichen in Pailletten vorne aufgestickt war. Mit seinen gerade mal 35 Zentimetern würde der Rock ihre schönen Beine zur Geltung kommen lassen und die Farbe ihrer Haut unterstreichen. Das Sternzeichen würde Männern einen Grund geben, dorthin zu sehen, falls ihnen bis dahin noch kein anderer eingefallen sein sollte.

Sie war Löwe, ihr Geburtstag war Anfang August, und obwohl sie nicht viel über westliche Astrologie wusste, fand sie, dass sie eine typische Löwin war. Sie hatte gelesen, dass Löwen aggressiv und dominant seien, aber ihrer Meinung nach galt das nur für die Weibchen. Schließlich war es die Löwin, die die Beute jagte und erlegte. Männliche Löwen schliefen viel und bestanden darauf, als erste zu essen. Sie kamen nur ins Spiel, wenn ein Jäger oder Rivale auftauchte, und dann war es auch nur für die eigennützige Verteidigung ihrer Nachkommen und ihrer Frauen – sie verteidigten sie nicht zwangsläufig um ihrer selbst willen. Was für ein Witz!

Sie kaufte auch eine kurze weiße Bluse, die sie sich in der Mitte ihres Bauchs zusammenband, um das Outfit abzurunden. Dann hüpfte sie in ein Baht-Taxi, das sie in Richtung Süden und nach Hause fuhr.

2 DIE MITBEWOHNERINNEN

Lek hüpfte flink aus dem Bus und flitzte schnell nach vorne zum Fahrer, um den Fahrpreis von fünf Baht zu bezahlen. Dann überquerte sie die Straße und steuerte auf den alten, aber vor Kurzem renovierten Wohnblock zu, in dem sich ihre Wohnung befand. Sie hüpfte die Treppen hoch in den dritten Stock und legte leise ihr Ohr an die Tür. Es war kein Mucks zu hören, also kramte sie in ihrer kleinen Handtasche nach ihrem Schlüssel. Es war noch nicht einmal halb zwei, also schliefen die Mädchen wahrscheinlich noch – sie waren nur selten vor zwei Uhr auf den Beinen.

Langsam betrat sie die Wohnung und schloss die Tür leise hinter sich zu. Lek konnte das Doppelbett mit den beiden Beulen unter der Decke sehen und sie sanft schnarchen hören. Sie ging runter auf alle Viere und kroch, unterhalb ihrer Sichtlinie, zum unteren Teil des Betts. Sie rollte die Orangen, die sie gekauft hatte, aus der Tasche, und hob sie dann, auf dem Rücken liegend, hoch zu ihren Freundinnen, als seien es Granaten. Erst hörte das Schnarchen auf, dann wurden ein paar verdutzte Äußerungen gemurmelt. Dann drehte Lek sich um und sprang so laut sie konnte aufs Bett. Sie warf sich auf ihre Freundinnen und tat so, als wollte ihnen sie die Betttücher wegziehen.

Sie machten bei dem Spiel mit und kreischten wie schüchterne Schulmädchen Dann umarmten sie sich im Dreieck und ließen sich lachend aufs Bett fallen. Die drei Frauen kannten sich schon ihr ganzes Leben lang. Sie waren im selben Teil des Dorfs aufgewachsen und hatten zusammen die Schule und den Wat besucht – so, wie es ihre Eltern eine Generation vor ihnen getan hatten. Sie waren auch alle im selben Alter, innerhalb von zwölf Monaten, obwohl Lek genau genommen die Älteste war. Sie war auch die Weiseste und lernte am schnellsten. Goong und Ayr war dies bewusst, was sich in der Hochachtung widerspiegelte, die sie vor ihr hatten.

Obwohl sie nicht verwandt waren, nannten sie sie „große Schwester“, und sie nannte sie im Gegenzug „meine lieben kleinen Schwestern“. Sie alle passten aufeinander auf, als seien sie die einzige Familie, die sie jemals in der großen, weiten Welt hatten. Es gab nur eine Person, die das Dreieck brechen durfte, um ein Viereck daraus zu machen, und das war Mama San, die Besitzerin und Chefin des Daddy’s Hobby, der Bar, in der sie alle arbeiteten. Aber Mama San war älter, mehr eine Freundin als eine Weggefährtin, und gleichzeitig eher eine Mutter als eine Freundin. Auch sie kam aus demselben Dorf.

Plötzlich und gleichzeitig griffen Goong und Ayr nach Lek, drehten sie auf ihre Seite und fingen an, ihr den Hintern zu versohlen. Lek jaulte unfreiwillig auf und die Mädchen hörten sofort auf, da sie merkten, dass etwas los war, denn normalerweise verstand sie Spaß und war immer bereit mitzumachen.

„Was ist los, große Schwester?“, fragte Goong. „Du wirst wohl nicht weich auf deine alten Knochen?“

„Nein“, antwortete Lek. „Ich kann es mit euch beiden jederzeit aufnehmen. Aber wofür die Strafe?“, fragte sie und ahnte dabei schon die Antwort.

„Was ist unsere erste Regel? Die nie gebrochen werden darf?“, fragte Ayr.

„Oh ja. Ähmmm, tut mir leid“, sagte Lek. „Ich hatte keinen Empfang auf meinem Handy. Ich habe aber versucht, euch wissen zu lassen, wo ich war.“

„Bullshit, große Schwester! Warum hast du nicht von der Hotellobby aus angerufen, oder dir eine Ausrede ausgedacht, um das Telefon in einer naheliegenden Bar zu benutzen, so, wie du es uns beigebracht hast, und worauf du bei uns bestehst?“, hielt Goong dagegen.

„Naja, also, es tut mir sehr leid. Wird nicht wieder vorkommen“, antwortete Lek.

„Oh, ich gehe nicht davon aus, dass es das wird“, sagte Ayr. „Mama San hat uns abkommandiert, bis vier Uhr morgens die Straßen nach dir zu durchkämmen und sie ist echt stinksauer auf dich. Ein einmonatiger Heimaturlaub würde vielleicht gerade so ausreichen, damit sie sich beruhigt. Naja, aber das ist deine Entscheidung – du bekommst deinen Teil schon noch ab, wenn Mama San dich sieht. Warum bist du so zusammengezuckt, als wir dir auf den Hintern geklatscht haben?“

„Ach, das ist eine lange Geschichte“, sagte Lek und versuchte dabei so schnell nachzudenken, wie sie nur konnte. „Gestern Abend bin ich mit einem Araber namens Ali mitgegangen, aber es lief nicht so wirklich mit uns, also entschieden wir, uns zu trennen, bevor wir an seinem Hotel ankamen. Ich habe darüber nachgedacht, zurück zur Bar zu gehen, aber es war schon spät, also habe ich stattdessen nach einer alten Freundin geschaut, die in einer Bar in der Nähe der Soi 8 arbeitet. Sie war gerade dabei, sich mit zwei verträumten Engländern zu unterhalten und auf einmal waren wir auf dem Weg zu ihrem Hotel – das ging alles ganz schnell. Also, lange Rede, kurzer Sinn…“

„Nicht!“, unterbrach sie Ayr. „Wir wollen alles ganz genau wissen!“

„Meiner war Lehrer. Und als wir in sein Zimmer kamen, also sein Klassenzimmer, hat er mich übers Knie gelegt, mein Höschen runtergezogen und wollte, dass ich sein Ding lutsche, während er mir den Hintern versohlt hat, weil ich meine Englischhausaufgaben nicht dabeihatte. Boah, war der pervers! Es war herrlich!“

„Erzähl uns mehr über den Professor, du Glückliche! War er groß, sah er gut aus, hatte er einen großen Muskel…, ich meine, große Muskeln?“, kicherte Goong.

„Jetzt sei mal nicht so unverschämt“, sagte Lek. „Du weißt genau, dass wir nicht über unsere Bekanntschaften reden sollen, aber nur mal so unter uns… er war scharf, gutaussehend und ähm… groß. Und hatte auch noch eine Menge Energie, also sollte ich vor der Arbeit auf jeden Fall noch mal eine Runde schlafen. Warum geht ihr beiden nicht schon mal duschen, und ich hole uns in der Zeit draußen etwas zu essen? Worauf habt ihr Appetit? Irgendetwas Bestimmtes?“

„Für mich bitte nur eine Omelette“, rief Ayr aus dem Badezimmer.

„Für mich auch“, fügte Goong neben Lek auf dem Rücken liegend hinzu.

Lek und Goong unterhielten sich ein wenig, während Ayr duschte. Als sie fertig war, nahm Goong ihren Platz im Badezimmer ein und Lek machte sich auf den Weg zu einem kleinen Restaurant einen Block weiter. Bald war sie wieder zurück in ihrem Zimmer und während die beiden anderen Mädchen aßen, duschte Lek noch einmal, wechselte ihre Unterwäsche in ihrem kleinen gemeinsamen Badezimmer und wickelte ein Handtuch um sich.

Apartment wäre wohl übertrieben gewesen, um zu beschreiben, was sie hatten, obwohl sie eine vergleichsweise annehmbare Unterkunft hatten. Oft sah es aus wie ein kleines Zimmer in der Wäscherei eines chinesischen Ausbeuterbetriebs, mit den ganzen BHs und Unterhosen, die überall hingen um zu trocknen, denn ob man es glaubt oder nicht, sie waren viel zu züchtig, um ihre Unterwäsche auf der Veranda zu aufzuhängen, wo sie von Männern begafft werden konnte.

Das Apartment bestand aus einem ziemlich großen Zimmer, etwa sechs mal fünf Meter, einem Badezimmer mit Dusche und Toilette und einem kleinen Balkon, auf dem sie ihre restliche Kleidung trocknen konnten. Die Möbel bestand aus einem Doppelbett, einem Kühlschrank, einem Ventilator, einem Kleiderschrank, einer Kommode, einem Tisch, drei Stühlen und einer elektrischen Kochplatte. Sie hatten auch einen Wasserkocher gekauft, um sich Tee zu machen, sowie einen Reiskocher (was heutzutage in Thailand als unverzichtbar gilt), einen Fernseher, Besteck und Geschirr. Dafür bezahlten sie 3500 Baht im Monat, zuzüglich Nebenkosten. Inzwischen waren sie schon seit fünf Jahren dort und der Mietvertrag würde noch drei Jahre laufen.

Die Wohnung lag ziemlich zentral und sie hatten es nicht weit zur Arbeit. Sie teilten sich das Bett, aber das machte keiner von ihnen etwas aus – normalerweise waren eine oder mehrere von ihnen „draußen“, also kam es nur selten vor, dass sie alle drei in dem Bett schliefen. Wenn sie es jedoch mussten, bekamen sie alle nur sehr wenig Schlaf, weil es wie in der ersten Nacht im Schlafsaal eines Internats nach den Sommerferien war, bei dem ganzen Gekicher und Geschnatter.

Sie hatten das Zimmer mit der Hilfe von Mama San bekommen, die auch die Bürgschaft für sie übernommen hatte. Sie schien in Pattaya alles und jeden zu kennen, der oder das es wert war. Sie teilten sich alles: Klamotten, Essen und Geld. Sie teilten alle Rechnungen untereinander auf und hatten auch alle dieselben Ziele: ihre Tätigkeiten aufzugeben und mit einem anständigen, wohlhabenden Mann, der sie liebte, Pattaya zu verlassen.

Zusammen teilten sie auch dreißig Lebensjahre des Scheiterns, was das betraf.

Ihnen blieb noch eine Stunde, bis sie sich normalerweise auf den Weg zur Arbeit machen würden, und so lasen sie sich, wie üblich, mit der Hintergrundmusik irgendeines Pop-Programms im Fernsehen Ausschnitte aus Artikeln aus Zeitschriften vor, schminkten sich und legten einige Male ihre Arbeitsklamotten aus. Lek entschied sich, an dem Tag nicht ihre neuen Anziehsachen zu tragen, aber führte sie ihren Freundinnen trotzdem vor. Sowohl Ayr als auch Goong fanden, dass sie umwerfend aussah – das fand Lek auch.

„Ihr könnt sie jederzeit anziehen, kleine Schwestern, obwohl ich es an eurer Stelle vielleicht nicht tun würde“, scherzte sie.

„Warum denn nicht? Findest du nicht, dass sie uns auch gut stehen würden?“, schmollte Ayr.

„Darum geht es doch nicht“, witzelte Lek. „Aber ihr seid keine Löwen, oder etwa doch?“

Sie alle wussten, dass das Outfit an ihnen allen gleich gut aussehen würde. Sie waren alle drei atemberaubend schöne Frauen.

Um viertel vor vier schlossen sie ihre unzureichend sichere Wohnungstür hinter sich ab und machten sich auf den Weg zur Arbeit. Es war nur ein kurzer Fußweg zur Soi Diana, von wo aus sie leicht zum Second Road kommen konnten. Sie beschlossen jedoch, ein Baht-Taxi entlang der Soi Buakhao zu nehmen, das sie zur neu errichteten Pattaya New Plaza bringen würde, die sich gegenüber des Second Road und nahe des Soi 7 befand, wo sie am Ende des Beach Road arbeiteten. Lek bezahlte die fünfzehn Baht für die fünfminütige Fahrt und sie gingen links auf die Plaza zu. Auf der rechten Seite der Straße befanden sich etwa ein Dutzend große Stände, die alle ein großes Angebot an Damenbekleidung führten.

Das meiste davon war billig und fröhlich, kurz und freizügig, abgezielt auf die Scharen von Barmädchen, die unterwegs in Richtung Soi 7, Soi 8 und Beach Road, wo sich die meisten Bars befanden, hier vorbeikamen. Aber jetzt hatte dieser Ort noch einen weiteren Vorteil, denn auf der gegenüberliegenden Seite der der Stände wurde eine Bar nach der anderen eröffnet und die drei Freundinnen genossen die Aufmerksamkeit, die ihnen von dort zuteil wurde, während sie auf dem Weg zur Arbeit einen kleinen Schaufensterbummel unternahmen.

Sie gingen nebeneinander her, wackelten mit ihren Hintern und schwangen ihre Röcke hin und her, so wie Models auf dem Laufsteg, und ließen dabei ihre Handtaschen im perfekten Rhythmus zu einer Melodie baumeln, die nur sie hören konnten. Alle Männer sahen sie an und sie liebten es. Sie taten so, als würden sie von all dieser Aufmerksamkeit nichts merken, schwelgten aber gleichzeitig in ihr und versuchten, flüchtige Blicke auf die Männer zu erhaschen, die ihnen hinterhersahen – und taten dabei ganz gelassen.

Schließlich hatte ihre Schicht noch nicht begonnen.

Auf ihrem Weg kamen sie an mindestens fünfzig Bars vorbei in denen sich zu dieser frühen Stunde am späten Nachmittag jeweils drei oder vier Männer befanden. Die meisten dieser frühen Vögel mussten wohl Briten sein – die Hauptzielgruppe von Lek und ihren Freundinnen. Indem sie diese Strecke entlangging, konnte Lek einen Blick auf die neueste Mode an den Ständen werfen, und gleichzeitig britischen Touristen die Möglichkeit geben, sie zu betrachten, und ihr, möglicherweise, zur Arbeit zu folgen, wenn sie eifrig genug waren. Nachts auf dem Heimweg, wenn sie die Arbeit vor ein Uhr morgens verließ, könnte sie ihre Chancen verdreifachen, aber da hätte sie nicht die Möglichkeit, ihren Verehrer allzu genau einzuschätzen. An dieser Stelle kamen Erfahrung und Verzweiflung ins Spiel.

Sie kamen in bester Stimmung am Daddy’s Hobby an. Lek erwartete eine Standpauke, und Ayr und Goong freuten sich darauf. Kaum hatte Lek Joy, eine ihrer Kolleginnen, gegrüßt, donnerte schon eine Stimme:

„Lek! Beweg deinen jämmerlichen kleinen Arsch sofort hierhin! Sofort, habe ich gesagt!“

Alle wussten, wer es war, und Lek huschte schnell in das Zimmer, in dem sich Mama San befand, und sah dabei aus wie eine ängstliche kleine Maus, was ihre Freundinnen zum Lächeln brachte.

„Hallo Beou“, sagte Lek. „Wie geht es dir heute? Gestern gut Umsatz gemacht, stimmt’s?“

„Komm mir jetzt nicht mit der Scheiße! Was ist letzte Nacht mit dir passiert? Du bist mit diesem besoffenen Araber losgezogen, was ich schon ganz schön dumm fand, aber trotzdem deine Sache. Er hat für dich bezahlt, also gut. Du hast es darauf ankommen lassen. Ich hätte es nicht. Warum hast du nicht den Namen seines Hotels in Erfahrung gebracht, bevor du mit ihm mitgegangen bist? Warum hast du nicht angerufen, um Bescheid zu geben, wenn du einmal da warst. Du blöde Kuh! Was denkst du denn, wie wir uns gefühlt hätten, wenn dir etwas passiert wäre? Wenn wir heute morgen in der Zeitung gelesen hätten, dass ein unbekanntes Mädchen tot in einem Hotel aufgefunden wurde. Du dumme, egoistische Kuh! Du weißt genau, wie die anderen Mädchen zu dir aufschauen. Mit was für einem Beispiel gehst du ihnen voran, hä? Hä?“

Lek versuchte: „Es tut mi…“, aber wurde unterbrochen.

„Sei still, wenn ich mit dir rede. Hast du irgendeine Ahnung, was wir wegen dir durchgemacht haben? Hast du irgendeine Ahnung? Ayr, Goong und ich sind von eins bis vier durch die Straßen gelaufen und haben nach dir gesucht und rumgefragt, ob dich jemand gesehen hat. Und die anderen Mädchen haben ihre ganzen Guthaben verbraucht, um alles nach dir abzutelefonieren und mich bis heute Mittag belästigt, um herauszufinden, ob du dich inzwischen dazu herabgelassen hast, uns wissen zu lassen, dass bei dir alles in Ordnung ist!“

Und dann fügte sie in einem leiseren und liebevolleren Ton hinzu: „Verdammt Mädchen, tu uns das nie wieder an“ und umarmte Lek. Lek umarmte sie zurück und flüsterte „Entschuldigung Beou, es tut mir wirklich leid“ in ihr Ohr.

„Schon gut, Schatz, schon gut“, sagte Mama San. „Du bist mein Mädchen Nummer Eins und ich brauche dich, um mir dabei zu helfen, die anderen bei der Stange zu halten. Ich brauche dich, um mir dabei zu helfen, auf sie aufzupassen und dafür zu sorgen, dass sie sicher sind. Ich brauche dich nicht nur dazu, mit gutem Beispiel voranzugehen, sondern mit einem perfekten Beispiel. Ich brauche dich als Vorbild für die Mädchen. Ich bin dafür schon zu alt. Mich sehen sie als Gewesene, ihre Chefin. Ich kann sie höchstens durch Einschüchterung zur Vernunft bewegen. Du kannst mehr tun. Bitte versuch es für mich, für sie, und vor allem für dich selbst, okay? Ach, und keine Quatschgeschichten mehr über Lehrer, die sich in Hotelklassenzimmern einen blasen lassen“.

Mama San löste sich aus der Umarmung, packte Lek am Arm und führte sie energisch in die Bar zurück, wo die anderen Mädchen so taten, als würden sie ihrem Make-Up den letzten Schliff verpassen, obwohl sie in Wirklichkeit mit dem Versuch beschäftigt gewesen waren, mitzubekommen, was zwischen den beiden gesagt worden war.

„Lek hat euch allen etwas zu sagen“, sagte Mama San und ließ Leks Arm los. „Na los!“

„Es tut mir wirklich aufrichtig leid, dass ihr euch vergangene Nacht solche Sorgen um mich gemacht habt. Es war unverzeihlich“, sagte Lek und versuchte, Gefühl in ihre Stimme zu bringen, während sie vor sich hinplapperte, aber tatsächlich war sie ernsthaft davon abgelenkt, was Mama San soeben gesagt hatte. Woher wusste sie verdammt noch mal, dass sie die Lehrergeschichte erfunden hatte?

„Ich weiß nicht, wieso oder weshalb ich nicht angerufen habe, aber dafür gibt es keine Entschuldigung. Es tut mir leid, dass ihr euch wegen mir Sorgen gemacht habt, und, so wie ich es verstanden habe, auch Ausgaben hattet. Als Zeichen meiner Dankbarkeit schlage ich vor, dass ich meine Einnahmen von gestern mit euch allen teile. Was haltet ihr davon?“

Lek sah sich lächelnd um und erwartete es auch von den anderen, was aber ausblieb.

„Mama San hat uns allen schon ein Päckchen mit jeweils einem Achtel deines Anteils gegeben“, warf Joy ein. „Aber trotzdem danke für den Gedanken.“

Das wären ungefähr 300 Baht, dachte sie. Sie hatte schließlich einen guten Tag gehabt. Da war ein Typ gewesen, der ihr früh am Abend einige Lady Drinks spendiert hatte, dann noch einer und zuletzt Ali. Ihr Anteil an diesen Getränken waren jeweils 30 Baht. Dazu kam die sogenannte Bar Fine - die Gebühr, die Ali hatte bezahlen müssen, um sie mitnehmen zu dürfen. Die belief sich auf 400 Baht. Alles in allem also zwischen 250 und 300 Baht – etwas überm Tagesdurschnitt. Was soll’s.

So ist es nun mal, dachte sie – wie gewonnen, so zerronnen. Obwohl es schon mehr war, als sie eigentlich hatte verlieren wollen.

Mama San lächelte, tippte Lek mit aufgesetztem Beileid auf die Schulter und ging zurück in ihr Kabuff, um die Kasse fertig zu machen.

Lek galt in ihrer Liga als Besserverdienende. Sie hätte es wahrscheinlich als sogenannte Hauseigene in einem der größeren Hotels in Bangkok oder sogar Pattaya schaffen können, wo von den Mädchen erwartet wurde, dass sie einen Pass, einen Führerschein, Ballkleider und anständigen Schmuck hatten. Lek hatte sich jedoch nie in diese Richtung bemüht und es wurde ihr auch nie angeboten. Hätte man ihr die Stelle angeboten, wäre sie trotzdem bei Mama San, die ebenfalls aus demselben Dorf wie sie kam, geblieben. Sie stand tief in ihrer Schuld, zumindest kam es ihr so vor, und in ihren Augen war es das Gleiche.

Lek verdiente das Grundgehalt von 3000 Baht im Monat dafür, dass sie Kunden anlockte, sich um sie kümmerte, mit ihnen redete und „als Begleitung zur Verfügung“ stand, wie die anderen Mädchen auch. Diejenigen, die nicht für den Begleitservice zur Verfügung stehen wollten, zum Beispiel weil sie verheiratet waren, bekamen 2500 Baht im Monat. Dazu kam, dass alle Angestellten dazu angehalten wurden, sich von den Männern sogenannte Lady Drinks spendieren zu lassen. Hierbei handelte es sich größtenteils um leicht alkoholische Getränke wie Apfel-oder Birnenwein, aber in schicken kleinen Piccolo-Fläschchen. Für jedes dieser Getränke bekamen die Mädchen dreißig Baht. Wenn der Kunde ihnen ein Bier oder einen Kaffee spendierte, bekamen sie nichts, obwohl sie dennoch dasaßen und ihnen Gesellschaft leisteten, zumindest bis sich ihnen eine bessere Perspektive bot.

Dann war da die Barfine. Ein Barmädchen wurde von seiner Chefin dafür bezahlt, in der Bar zu arbeiten. Wenn ein Mann sie für den Abend mitnehmen wollte, verlangte die Chefin eine Vergütung für den Lohn, den sie bezahlt hatte. Dies nennt sich Barauslöse, Bargebühr oder eben Barfine. Diese beläuft sich normalerweise auf zwischen dreihundert und eintausend Baht und wird vom Mann bezahlt. Hinterher teilt die Chefin diesen Betrag mit ihrer Angestellten.

Der Begleitservice hat nichts mit der Bar zu tun. Das machen der Kunde und das Mädchen untereinander aus. Meistens liegt der Preis bei zwischen 300 und 1500 Baht, manchmal sogar noch höher. Lek schaffte es immer, sich mindestens 1000 Baht pro Kunde unter den Nagel zu reißen, nachdem sie sichergestellt hatte, dass sie so viele Lady Drinks spendiert bekommen hat, wie sie nur konnte.

Kein Mädchen wurde dafür bezahlt, in Bars anderer Besitzer zu trinken. Wenn Lek sagen wir mal im Durchschnitt zwanzig Tage im Monat einen Boyfriend hatte, verdiente sie mindestens 3000 Baht Grundeinkommen, dann 4500 durch Lady Drinks, 4000 durch die Barfines und 20.000 für den Begleitservice. Alles in allem also 30.000 Baht im Monat, viermal so viel, wie ein Polizeibeamter am Anfang seiner Karriere, mit Familie und Hypothek, im Monat verdient. In guten Hotels zu übernachten und in den besten Restaurants zu essen waren beinahe alltägliche Vorkommnisse. Geschenke wie Goldschmuck und Kleidung waren ein Bonus, kamen aber auch regelmäßig vor.

Die meisten Barmädchen trudelten zwischen vier und sechs Uhr nachmittags auf Arbeit ein. Lek, Ayr und Goong waren lieber früh dran, weil viele der Männer, die früh zu trinken anfingen, Briten waren. Männer anderer Nationalitäten kamen meist erst später raus. Die Briten neigten auch dazu, die großzügigsten Urlauber zu sein, was höhere Gewinne durch Getränke bedeutete. Die Briten waren in Pattaya sehr beliebt, wahrscheinlich mehr als jede andere Nationalität, aber sie wurden genau wie alle anderen ausgenommen.

Wenn ein britischer Mann nach Pattaya kommt, ist er im Durchschnitt 11.500 Kilometer geflogen und war zwanzig Stunden unterwegs. Er ist Sonne, Sand, gutem und billigen Essen, guten und billigen Unterkunftsmöglichkeiten und tausenden von schönen Frauen ausgesetzt, die sich alle gerne stundenlang mit ihm unterhalten würden, wenn er ihnen nur ein billiges Getränk für hundert Baht spendiert.

Das haut den Durchschnittsbriten um. Es ist schlicht unmöglich, 7000 Baht (das typische Tagesbudget eines Alleinreisenden) am Tag auszugeben, also zeigt er sich großzügig und alle haben etwas davon. Der Trick bei der Sache ist, sie sich ganz früh zu schnappen, wenn sie noch sprechen können und ihre Portemonnaies noch nicht verloren haben. Nicht, dass Lek sich jemals jemanden geschnappt hätte. Sie war stolz darauf, ein gutes Preisleistungsverhältnis anzubieten. Sie wollte, dass die Männer wegen ihr zurückkamen, sie wollte eine fortdauernde Beziehung mit einem Farang.

Nachdem sich die Mädchen alle eingefunden und auf den neuesten Stand bezüglich dessen gebracht hatten, was bei den anderen in den vergangenen fünfzehn Stunden los gewesen war, ging Lek zurück zu Mama San, um sich noch einmal bei ihr zu entschuldigen. Mama San war gerade dabei, eine Zigarette zu rauchen, wie üblich, wenn sie arbeitete, und sah Lek an, als diese sich ihr näherte.

„Hallo. Ist es in Ordnung für dich, dass ich ihnen dein Geld einfach so gegeben habe? Wenn es bei dir gerade knapp ist, bezahle ich es ihnen, aber ich musste so handeln, um ihnen eine Lehre zu erteilen. Ich könnte niemals ins Dorf zurück und ihren Eltern in die Augen schauen, wenn einer von ihnen etwas zustoßen würde, während sie in meiner Obhut sind, sozusagen. Du fragst dich wohl, woher ich wusste, dass du mit dem Araber geschlafen hast, stimmt’s? Ali, richtig?“

„Mmm“, antwortete Lek. „Ja, das mit dem Geld geht in Ordnung und ja, ich bin schon neugierig, wie du von dem Lehrer und von Ali erfahren hast, aber wenn du es mir nicht sagen willst, ist es auch in Ordnung. Ich weiß, dass du manche Sachen gerne für dich behältst und dass du deine Mittel und Wege hast. Ich bin wirklich nur gekommen, um zu sagen, dass ich heute die Kasse machen kann, falls du nach Hause gehen und etwas von dem Schlaf aufholen willst, den du letzte Nacht nicht bekommen hast.“

„Oh danke, Liebes“, sagte die Chefin und meinte es auch so. „Es würde mir echt nicht schaden, meine Füße hochzulegen und mir einen guten Film anzusehen, nachdem ich das Baby ins Bett gebracht habe. Dann könnte ich dem Kindermädchen auch eine Nacht frei geben. Sie beschwert sich in letzter Zeit, dass sie nie Zeit hat. Aber dann frage ich sie, wer das heutzutage schon hat. Na gut, ich nehme dein Angebot an. Gib mir zwanzig Minuten, um meine Sachen zusammenzusuchen und dann bin ich weg.“

Sie hatte nichts darüber gesagt, wie sie von dem Lehrer erfahren hatte und Lek hütete sich, da noch einmal drauf einzugehen. Beou vergaß nie etwas, und wenn sie die Frage nicht beantwortet hatte, war es, weil sie es auch nicht vorhatte. Lek ging in die Bar zurück.

Die Nachtwächterin hatte etwas Reis in den Dampfkochtopf getan und Beou hatte eine Tüte Schweinecurry und eine Tüte mit gekochtem Gemüse gekauft, für diejenigen, die Hunger hatten. Normalerweise waren es die jüngeren Mädchen, die keine Kochgelegenheiten hatten oder zeitweise knapp bei Kasse waren, denen es zugutekam. Einige waren dabei zu essen und so den ruhigen frühen Abend auszunutzen. Die meisten Mädchen hatten irgendwann mal in „Mamas Küche“ gegessen. Es kostete kaum etwas, es zur Verfügung zu stellen, aber so war sichergestellt, dass niemand Hunger hatte und genug Energie hatte, um bis ein Uhr durchzuarbeiten.

Mama San konnte man nichts vormachen.

In dem Moment kam sie auch mit ihren Einkaufstaschen und ihrem Motorradschlüssel durch die Tür.

„Okay Ladies, ich bin weg. Seid brav“, kündigte sie an. „Lek hat angeboten, heute Nacht für mich einzuspringen, also schnappt euch anständige Typen, während sie außer Betrieb ist. Wir sehen uns alle morgen. Oh, und Lek! Das hätte ich fast vergessen. Dein Lehrermann ist gegen zwei Uhr reingekommen und hat mich gebeten, dir das hier zu geben. Anscheinend hast du es auf seinem Nachttisch vergessen. Lässig warf sie eine kleine Haarklammer in ihre Richtung und ging.

Da fingen alle anderen Mädchen gleichzeitig an, Beifall zu klatschen und zu jubeln. Die Geschichte hatte sich nämlich herumgesprochen und Lek rieb ihren Hintern und tat so, als sei es ihr peinlich.

Die Schicht an jenem Nachmittag fing gut an: größtenteils Briten mittleren Alters, größtenteils betrunken und größtenteils beeindruckt davon, dass sie sich in einem Land befanden, in dem die Bars voller junger, freundlicher Frauen waren, die bereit waren, sich mit ihnen zu unterhalten, und die den ganzen Tag offen waren und Bier zu günstigen Preisen anboten.

Lek machte sich gut in ihrer Rolle als Hausherrin, sie hatte diese Aufgabe schon oft übernommen. Denjenigen, die schon eine Weile dasaßen, bot sie eine Zigarette an, oder sie stellte ihnen ein Mädchen vor oder schlug vor, ihnen eine Partnerin für ein Bar-Spiel zu suchen. Sie hatte sich bereiterklärt, sich als Wiedergutmachung um die Kasse zu kümmern. Das bedeutete, hinten in der Bar zu sitzen, und das Geld und die Mädchen zu unter Kontrolle zu behalten, aber nicht oft selbst zur Theke zu kommen.

Wie in den meisten Bars war es auch im Daddy’s Hobby so, dass die Mädchen die Freier anlockten, indem sie tanzten, schrien oder posierten. Sie nahmen auch die Bestellungen auf und servierten die Getränke. Wenn sie wollten, setzten sie sich zu den Gästen und versuchten, Ladydrinks von ihnen spendiert zu bekommen. Die Bestellung ging an die Kassiererin, die einen Gutschein dafür ausstellte. Sie notierte es auch in einem Bestandsbuch oder hatte ein Duplikat.

Der Kunde erhielt eine Kopie eingerollt in einem Becher. Wenn er bezahlen wollte, brachte ein Mädchen sein Geld zur Kassiererin, die sicherstellte, dass alles in Ordnung war, seine Rechnung als bezahlt vermerkte und sein Wechselgeld herausgab, welches das Mädchen ihm dann brachte und dabei auf ein Trinkgeld hoffte. Somit war die Kassiererin an die Kasse gebunden, da sie die einzige war, die Zugang zum eingenommenen Geld hatte und dementsprechend wenige Möglichkeiten hatte, auch mal selbst ein bisschen was von der Action mitzubekommen. Aus diesem Grund, und aufgrund der Verantwortung sowie des notwendigen Vertrauens, verdiente eine Kassiererin normalerweise doppelt so viel wie das Grundgehalt eines einfachen Barmädchens.

Normalerweise arbeitete Mama San als Kassiererin.

Lek saß hinter einem mittelgroßen Schreibtisch, auf welchem ein Block mit den Gutscheinen, ein Bestandsbuch, ein Tischkalender, ein Kassettenrekorder, ein CD-Player und die Fernbedienung für den Fernseher lagen.

Sie war sowohl für die audiovisuelle Unterhaltung, als auch die nächtliche Unterhaltung zuständig.

Die Stammboyfriends zweier der Mädchen, Joy und Deou, Barry und Nick, kamen um 21.00 Uhr, um sie mitzunehmen. Für Lek war es wichtig, um Stammkunden einen besonderen Wirbel zu machen, genau wie für Mama San. Stammboyfriends waren für die Mädchen das, was für einen Vertriebler ein Hot Lead war. Jeder längerfristige Boyfriend war ein potentielles Ticket raus aus Pattaya.

Ein Mann wurde als Stammboyfriend angesehen, wenn er mehrere Abende hintereinander zu demselben Mädchen zurückkehrte. Die besten waren jene Männer, die gerade erst angekommen waren, denn in dem Fall hatte das Mädchen bis zu vier Wochen Zeit, um ihn in sich verliebt zu machen – von den achtundzwanzig Tagen regulären Einkommens ganz zu schweigen.

Oft verabredeten sich Stammkunden für 20.00 oder 21.00 Uhr in der Bar, in der das Mädchen arbeitete und bestellten dort ein paar Getränke (und Ladydrinks). Die Barfine wurde diskret mit der ersten Bestellung bezahlt. Später gingen sie etwas essen oder sich eine Show ansehen, obwohl das Mädchen wie immer schon seit vier oder fünf Uhr gearbeitet hatte, für den Fall, dass er nicht aufgetaucht wäre. Die Hausregel war es, sicherzustellen, dass diese Männer sich fühlten als seien sie etwas Besonderes: alle Mädchen sprachen sie an, alle Mädchen boten an, Barspiele mit ihnen zu spielen, alle Mädchen behandelten sie als seien sie Teil der Familie.