Dämonenbiss - Nathan Jaeger - E-Book

Dämonenbiss E-Book

Nathan Jaeger

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Detlef ist Barkeeper, aber in Wahrheit ist er ein Dämon im Exil. Ein seltsamer Ritterorden macht ihm das Leben - und die Liebe - schwer. Wenn man Gehenna nur aus Berichten kennt, obwohl es nichts anderes als die eigene Heimat ist, wenn man mit total normalen Eltern aufwächst und so gut wie nichts über seine Talente weiß, dann kann ein silberner Ritter mit gut geführter Klinge schnell das Ticket zu einem wahren Höllentrip werden ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 77

Veröffentlichungsjahr: 2011

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Nathan Jaeger

Dämonenbiss

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Kapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14
[home]

Kapitel 1

Heiß. Unendlich heiß. Mühsam hob er sein Knie, zog den Fuß an sich, um in seiner halb sitzenden, halb liegenden Position etwas Erholung von der glühenden Hitze des Bodens zu haben. Diffuses Dämmerlicht, das aus dem Nichts, vielleicht auch aus den Wänden, schimmerte, brachte fahle Umrisse und ein grobes Bild seiner Umgebung zum Vorschein. Raue, grob behauene Steinwände. Eine Zelle.

An Aufstehen war nicht zu denken. Er war zu schwach und zu frustriert.

Mühsam versuchte er, seine Gedanken zu sortieren.

Er wusste nicht viel über seine Herkunft. Im Grunde nur, dass er nicht normal war. Dass seine Adoptiveltern ihm den total dämlichen Namen Detlef gegeben hatten, und dass er Magie besaß. Sehr begrenzte Magie.

Er nutzte sie, um den Cocktails, die er als Barkeeper im angesagtesten Club der Stadt mixte, das gewisse magische Etwas zu geben.

Aber das konnte wohl kaum der Grund sein, warum er hier war. Hier – mitten im Nirgendwo, das man gemeinhin als die Hölle bezeichnete. Dass er sich dort befand, war ihm klar, ohne dass er sagen konnte, woher.

Und in einem Punkt hatten die menschlichen Sagen und der naive Aberglaube recht behalten: Es war unerträglich heiß hier. Schweißperlen rannen von seiner Stirn und sammelten sich in seinen schmalen Brauen, nur um in gemeinschaftlicher Attacke in seine Augen zu fließen und ihm auf schmerzhafte Art die Sicht zu nehmen. Er strich sich mit dem Ärmel seines hellblauen Sweatshirts über das Gesicht, starrte dann auf den Pullover und fragte sich, wieso er noch nicht auf die Idee gekommen war, sich seiner Kleidung zu entledigen.

Mühsam zerrte er an der Kapuze des Sweaters, zog auch das T-Shirt aus der Jeans und über den Kopf. Er überlegte, ob er in seinen unendlich müden Knochen genug Kraft fand, um aufzustehen und auch die Hose abzustreifen.

Er schaffte es nicht. Mit einem Keuchen sank er gegen die Wand und sah zum ersten Mal, seitdem er aufgewacht war, an sich herab.

»Verdammt«, murmelte er, als er den Grund für seinen reichlich unfreiwilligen Aufenthalt in dieser brütenden Hitze zu erkennen glaubte: In seiner linken Körperhälfte klaffte ein unschönes, gezacktes Loch. Der Schnitt, der sich vom untersten Rippenbogen bis zu seiner linken Niere zog, schien jedoch nicht eine Sekunde lang geblutet zu haben. Zumindest sah er weder an dem Shirt noch auf seiner gebräunten Haut auch nur die kleinste Spur davon.

Angewidert rümpfte er die Nase und versuchte, sich an seine letzten Minuten der oberirdischen Art zu erinnern.

Er war durch diese Gasse gegangen, wie jeden Abend nach Dienstschluss.

Aber was war dann passiert?

Immer wieder verschwammen die Bilder seiner schwachen Erinnerungen, und er schloss die Augen, als bekäme die heraufbeschworene Situation dadurch mehr Stabilität.

Da! Was war das? Genau, er hatte etwas gehört. Ein Schleifen, so als hole jemand ein langes Metallstück aus einer ebenso metallenen Hülle. Er dachte angestrengt darüber nach, woher er dieses Geräusch kannte. Dann fiel es ihm wieder ein: So klang es, wenn ein Schwert gezogen wurde!

Aber wer zieht in einer dunklen Gasse zwischen zwei Autohäusern ein Schwert? Noch dazu im Jahre 2011? Er grübelte weiter. Ja, genau, eine Stimme hatte er auch gehört. Und während ihm die Worte ins Bewusstsein krochen, flammten klare, ebenso beunruhigende wie beeindruckende Bilder vor seinem inneren Auge auf.

Ein Ritter war aus den Schatten hinter ihn getreten, hatte ihn angesprochen und ihm befohlen, stehen zu bleiben.

Detlef hatte viel Zeit darauf verschwendet, die Realität der Situation anzuerkennen, und dementsprechend gnadenlos und unerwartet hatte sich der Schwerthieb mit einem dumpfen, widerlichen Laut in seinen Leib gefräst.

Instinktiv zuckte Detlef erneut zusammen und griff sich an die Seite.

Jemand hatte sich über ihn gebeugt, ja, er hatte am Boden gelegen, hilflos und total verwirrt. Ein unförmiger, silberner Helm mit Vollvisier verdeckte das Gesicht desjenigen, der sich neben ihn kniete und auf ihn herabsah.

Die Stimme des Ritters klang dumpf aus den Schlitzen des Helms: »Ausgerechnet einen wie dich zu finden ist schon erstaunlich. Ich belege dich mit dem Bann der Dreieinigkeit und schicke dich in die tiefsten Tiefen der Hölle, Dämon!«

Detlef hatte die Augen geschlossen, und etwas Kaltes, Hartes hatte seine Stirn berührt.

Reflexartig tastete er danach. Fühlte sich seine Stirn anders an? Dämon? Was war denn überhaupt passiert?

Na klar, das mit dem Ritter hatte er nun begriffen. Aber wieso er die Verletzung, die zwar wüst aussah, ihn aber keineswegs umgebracht haben konnte, nicht auf seinen Beinen und in vollem Bewusstsein – und bitteschön auch auf der Erde! – überstanden hatte, das war nach wie vor ein Rätsel.

Schon als kleiner Junge hatte er sich nur äußerst selten verletzt, und niemals war er in ernstlicher Gefahr gewesen. Auch nicht nach einem wirklich schlimmen Fahrradunfall. Diese Tatsache hatten seine Adoptiveltern ebenso ignoriert wie seine magischen Talente.

Detlefs Gedanken schweiften in seine Kindheit.

Mit zwölf hatte er seine Mutter einmal einen knappen Meter über ihrem Bett schweben lassen, und alles, was sie wach werdend dazu gesagt hatte, war: »Heinz, wir brauchen neue Matratzen.«

Noch während er darüber nachdachte, wie enttäuscht er damals gewesen war, hörte er ein dumpfes Grollen und wenig später ein lautes Kreischen. Metall auf Steinboden. Abartig.

Er verzog das Gesicht, als die Gestalt sein Verlies betrat. Der Schein von blakenden Pechfackeln, die jenseits der Tür an den Wänden befestigt sein mussten, fiel blendend und grell herein. Detlef blinzelte.

»Na, mein Junge? Endlich aufgewacht?« Die schnarrende Stimme durchschnitt das allgegenwärtige Wummern und Pochen ebenso wie die Schreie gequälter Seelen, die durch das Gemäuer drangen. Der alte Mann in der braunen Mönchskutte und mit der total unmodischen Tonsur erinnerte ihn an Bruder Tuck aus der Robin-Hood-Geschichte. Mit einem nervösen Kopfschütteln verscheuchte er den Gedanken.

»Wer sind Sie?«

Der Alte blickte zu ihm herüber, nachdem er in aller Seelenruhe die Tür zugeschoben und die Fackel aus seiner Hand in eine schmiedeeiserne Wandhalterung gesteckt hatte.

»Mein Name ist Anselm. Zumindest nennt Luzie mich so. Ich habe vergessen, wie ich vorher hieß.«

»Vorher?«

»Bevor ich hierher kam, Junge.« Anselm ließ sich nach einem prüfenden Blick auf Detlef neben ihm nieder. »Kuschelig warm hier, nicht wahr?«

Gegen seinen Willen musste Detlef grinsen.

Anselm deutete auf Detlefs nackte Brust und die Wunde. »Sieht nicht so übel aus, wie ich dachte. Um einen wie dich aus den Latschen zu hauen, braucht es normalerweise mehr als nur einen Hieb mit einer Klinge. Hast du Schmerzen?«

Detlef schüttelte knapp den Kopf. »Was heißt normalerweise?«

Gleichzeitig begriff er, dass der seltsame Alte die gleichen Worte benutzt hatte wie der Ritter: Einen wie dich.

Anselm hob nur die Schultern.

»Wieso sagen Sie einer wie ich? Wieso sprechen Sie nicht aus, was ich bin? Ein Dämon?« Der Schuss ins Blaue, aber irgendwas musste ja dran sein an dem Geschwafel des seltsamen Ritters, oder nicht?

»Du weißt also, wer du bist?« Anselms Frage klang wie ein Vorwurf.

Detlef schnaubte. »Ja, sicher, ich bin ein gehörnter, knallroter Dämon mit Pferdefüßen und perversem Feuerfetisch. Mal im Ernst, geht’s noch?«

Anselm schüttelte den Kopf. »Diese Jugend! Also gut, dann eben von vorn: Du bist der Sohn von zwei ziemlich einflussreichen Bewohnern Gehennas.« Detlef machte Anstalten, ihn zu unterbrechen, doch Anselms herrische Geste hielt ihn davon ab. »Bevor du Fragen stellst, lass mich erklären: Gehenna ist ein parallel zur Welt der Menschen existierendes Reich. Wie der Himmel. Und ja, es gibt ihn wirklich, wenn auch anders, als die Menschen glauben. Gehenna hat eine … Zweigstelle unterhalb der Erde, durchaus real in der Menschendimension. Das ist Luzies Reich, die Hölle. Und genau dort befindest du dich gerade.«

»Das heißt, es gibt nicht nur die Menschenwelt?« Detlef staunte selbst über seine Frage.

»Nein. Und um deine Eingangsfrage zu beantworten: Ja, du bist ein Dämon. Und wie dir selbst schon aufgefallen sein dürfte, unterscheiden sich Dämonen von den Menschen weder auf den ersten noch auf den 2784. Blick.«

Detlef ließ das unkommentiert. Wahrscheinlich hatten die jahrhundertelangen Qualen der Unterwelt aus Anselm einen senilen, etwas durchgeknallten Mann gemacht.

»Du hast hier übrigens nichts verloren, deshalb würde ich gern erfahren, was dich hierherverschlagen hat.«

»Da sind wir dann schon mal zwei«, brummte Detlef und wischte sich mit dem zusammengeknüllten Shirt über Gesicht und Brust, als säße er in einer Sauna. In Wahrheit war er noch nie in einer Sauna gewesen. Er verabscheute Hitze. Sommer war ihm ein Greuel.

»Was ist passiert?«

Detlef hatte diese Frage befürchtet und knirschte mit den Zähnen. »Ich will nicht drüber reden. Überhaupt, was geht Sie das an, alter Mann?«

Anselm schüttelte nur den Kopf über Detlefs Trotz. »Sagen wir es einfach so: Ich bin dein Bewährungshelfer. Und wenn du die vielen, vielen Stockwerke wieder nach oben willst, wirst du dich wohl oder übel gut mit mir stellen müssen.«

Detlefs misstrauischer Blick fing das hämische, beinahe sadistische Grinsen des Alten auf. Tja, wohl doch nicht so ein netter, alter Trottel, was?, dachte Detlef missmutig und seufzte, bevor er mit leiernder Stimme und sichtlich widerwillig seine letzten Minuten auf Erden Revue passieren ließ.

Als er endete, nickte Anselm, als wäre nun alles vollkommen klar. Detlefs Geduld wurde auf eine wirklich harte Probe gestellt.