Dämonentochter - Verführerische Nähe - Jennifer L. Armentrout - E-Book
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Dämonentochter - Verführerische Nähe E-Book

Jennifer L. Armentrout

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Beschreibung

Alex weiß nicht, ob sie den Tag ihres Erwachens als Apollyon erleben wird. Sie wird von einem alten, längst vergessenen Orden gejagt und versucht gleichzeitig, ein tödliches Verbrechen zu verbergen, das sie und Aiden den Kopf kosten kann. Als Alex hinter ein weiteres Geheimnis um ihre Herkunft kommt, gerät ihr Leben völlig aus den Fugen – und das ist schon kompliziert genug, denn ihre Bestimmung bindet sie an den göttlichen Seth … ihr Herz aber an Aiden.

Jennifer Armentrouts »Dämonentochter«-Reihe ist intensiv, dramatisch und voller Leidenschaft. Mörderische und mystische Romantasy für alle Fans von überzeugenden und fesselden Charakteren, einer faszinierenden Welt und Nervenkitzel pur!

Alle Bände der »Dämonentochter«-Reihe:
Verbotener Kuss (Band 1)
Verlockende Angst (Band 2)
Verführerische Nähe (Band 3)
Verwunschene Liebe (Band 4)
Verzaubertes Schicksal (Band 5)

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 563

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Die Autorin

© Vania

Jennifer L. Armentrout hat es mit ihren Büchern bereits auf die Bestsellerliste von USA Today geschafft. Ihre Zeit verbringt sie mit Schreiben, Sport und Zombie-Filmen. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Hunden in West Virginia.

Von Jennifer L.Armentrout ist außerdem bei cbt erschienen:

Dämonentochter – Verbotener Kuss

Dämonentochter – Verlockende Angst

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
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cbt ist der Jugendbuchverlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
© 2013 by Jennifer L. Armentrout Die Originalausgabe erschien unter dem Titel »Deity« bei Spencer Hill Press, Contoocook, USA © 2014 für die deutschsprachige Ausgabe cbt Verlag, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten Übersetzung: Dr. Barbara Röhl Lektorat: Friedel Wahren Covergestaltung: Carolin Liepins Coverbild: Shutterstock.com MG · Herstellung: KW Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling ISBN: 978-3-641-13906-3V004
www.cbt-buecher.de

1. Kapitel

Rote Seide schmiegte sich an meine Hüften und formte sich zu einem Mieder, das meine Kurven betonte. Das Haar trug ich offen und es fiel mir seidig über die Schultern wie die Blütenblätter einer exotischen Blume. Die Lichter im Ballsaal hoben den Fall des Stoffs hervor, und bei jedem Schritt sah es so aus, als stünde ich in Flammen.

Er blieb stehen, und seine Lippen öffneten sich, als sei er bei meinem Anblick erstarrt. Heiße Röte stieg mir in die Wangen. Die Situation würde immer heikler werden, solange wir von der Menschenmenge umgeben waren und er mich so ansah. Andererseits konnte ich mich nicht zum Gehen überwinden. Ich gehörte hierher, zu ihm. Es war die richtige Wahl gewesen.

Aber ich … hatte ihn nicht gewählt.

Ringsum bewegten sich die Tänzer immer langsamer. Ihre Gesichter verbargen sich hinter Masken, die mit glitzernden Edelsteinen besetzt waren. Die ergreifende Melodie, die das Orchester spielte, drang mir unter die Haut bis tief in mein Inneres. Die Tänzer wichen auseinander.

Nichts trennte uns.

Ich versuchte zu atmen, doch er hatte mir nicht nur mein Herz geraubt, sondern auch die Luft zum Atmen.

Dort stand er, gekleidet in einen schwarzen Smoking, der so geschnitten war, dass er sich an die kantigen Umrisse seines Körpers schmiegte. Die Lippen hatte er zu einem schiefen Lächeln verzogen, das spitzbübisch und spielerisch wirkte. Er verneigte sich aus der Hüfte heraus und streckte mir einen Arm entgegen.

Beim ersten Schritt fühlten sich meine Beine schwach an. Die blinkenden Lichter über uns erhellten den Weg zu ihm, aber wenn nötig, hätte ich ihn auch im Dunkeln gefunden. Sein Herz schlug im gleichen Takt wie meines.

Sein Lächeln wurde breiter.

Mehr Ermunterung brauchte ich nicht. Ich lief auf ihn zu und das Kleid strömte hinter mir her wie ein Fluss aus scharlachroter Seide. Er richtete sich auf und umfing meine Taille, während ich die Arme um seinen Hals schlang. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust und sog seinen Duft nach Meer und brennendem Laub ein.

Alle beobachteten uns, aber das hatte nichts zu bedeuten. Wir befanden uns in unserer eigenen Welt, und wichtig war nur, was wir wollten – wonach wir uns so lange gesehnt hatten.

Er wirbelte mich herum und lachte dabei leise in sich hinein. Meine Füße berührten nicht einmal den Boden des Ballsaals. »So verwegen«, murmelte er.

Zur Antwort lächelte ich, denn ich wusste, dass er diese Eigenschaft von mir insgeheim liebte.

Er setzte mich wieder auf dem Boden ab, ergriff meine Hand und legte seine andere in mein Kreuz. Als er wieder sprach, war seine Stimme ein leises, sinnliches Flüstern. »Du siehst so wunderschön aus, Alex.«

Mir ging das Herz auf. »Ich liebe dich, Aiden.«

Er küsste mich auf den Scheitel und dann drehten wir uns schwindelerregend schnell im Kreis. Nach und nach gesellten sich andere Paare zu uns, und ich erblickte strahlend lächelnde Münder und eigenartige Augen hinter den Masken – vollständig weiße Augen ohne Iris. Mir wurde immer unbehaglicher zumute. Diese Augen … ich wusste, was sie bedeuteten. Wir glitten auf eine Ecke zu, aus der ich im Dunkeln ein leises Stöhnen vernahm.

Ich spähte in den umschatteten Winkel des Ballsaals. »Aiden …?«

»Psst!« Seine Hand glitt an meinem Rückgrat herauf und legte sich in meinen Nacken. »Liebst du mich?«

Unsere Blicke trafen sich und konnten sich nicht mehr voneinander lösen. »Ja. Ja. Ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt.«

Aidens Lächeln verblasste. »Liebst du mich mehr als ihn?«

Ich erstarrte in seiner Umarmung, die er plötzlich gelockert hatte. »Mehr als wen?«

»Ihn«, wiederholte Aiden. »Liebst du mich mehr als ihn?«

Mein Blick glitt an ihm vorbei ins Dunkel. Ein Mann wandte uns den Rücken zu. Er schmiegte sich an eine Frau und hatte die Lippen auf ihren Hals gelegt.

»Liebst du mich mehr als ihn?«

»Wen?« Ich wollte mich enger an ihn drängen, doch er hielt mich zurück. Ein unsicheres Gefühl breitete sich in meinem Innern aus, als ich die Enttäuschung in seinen silbrigen Augen sah. »Was ist mit dir, Aiden?«

»Du liebst mich nicht.« Er ließ die Hände sinken und trat zurück. »Du liebst mich nicht, wenn du mit ihm zusammen bist, wenn du ihn wählst.«

Der Mann wandte sich halb um und sah uns an. Aiden lächelte und in seinem Blick lag eine ganze Welt voll dunkler Verheißungen. Eine Welt voller Versprechen, auf die ich eingegangen war, die ich gewählt hatte.

»Du liebst mich nicht«, erklärte Aiden noch einmal und zog sich in die Schatten zurück. »Du kannst es nicht. Du konntest es noch nie.«

Ich streckte die Hände nach ihm aus. »Aber …«

Es war zu spät. Die Tänzer rückten an mich heran und ich ging unter in einem Meer aus Ballkleidern und Geflüster. Ich rannte gegen sie an, kam aber nicht durch und konnte weder Aiden noch Seth finden. Jemand versetzte mir einen Stoß, ich fiel auf die Knie, und die rote Seide riss. Ich rief zuerst nach Aiden und dann nach Seth, aber keiner erhörte mein Flehen. Ich war verloren und starrte in die maskierten Gesichter, in seltsame Augen. Ich kannte dieseAugen.

Es waren die Augen der Götter.

Ich fuhr hoch und saß senkrecht im Bett. Eine feine Schweißschicht überzog meinen Körper und mein Herz schlug immer noch zum Zerspringen. Es dauerte mehrere Sekunden, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, doch dann erkannte ich die kahlen Wände meines Zimmers im Wohnheim.

»Was zur Hölle …?« Mit dem Handrücken fuhr ich mir über meine feuchte, heiße Stirn. Ich kniff die tränenden Augen zu.

»Hmm?«, murmelte Seth im Halbschlaf.

Statt einer Antwort nieste ich einmal, dann zweimal.

»Du bist wirklich heiß.« Blind griff er nach einer Schachtel mit Papiertüchern. »Nicht zu fassen, dass du immer noch krank bist! Hier.«

Seufzend nahm ich die Schachtel, presste sie an mich und zog einige Tücher heraus. »Deine Schuld – hatschi! Es war dein blöder Vorschlag, bei fünf Grad über null – hatschi! – schwimmen zu gehen, du Schwachkopf.«

»Ich bin nicht krank.«

Ich putzte mir die Nase und wartete noch eine Weile. Dann war ich endlich fertig damit, mir das Hirn aus dem Kopf zu niesen, und ließ den Karton zu Boden fallen. Erkältungen waren dämonenmäßig ätzend. In meinen siebzehn Lebensjahren war ich noch nie erkältet gewesen. Ich hatte nicht einmal geahnt, dass ich mir überhaupt eine Grippe einfangen konnte. »Bist du denn so verdammt besonders?«

»Weißt du doch«, kam die gedämpfte Antwort.

Ich drehte mich halb um und starrte wütend auf Seths Hinterkopf. So wie er das Gesicht ins Kissen gedrückt hatte – in mein Kissen –, sah er fast normal aus. Nicht wie ein junger Mann, der in weniger als vier Monaten zum Göttermörder werden würde. In unserer Welt war Seth wie alle mythischen Wesen: schön, aber für gewöhnlich ausgesprochen tödlich. »Ich hatte einen seltsamen Traum.«

Seth wälzte sich auf die Seite. »Komm schon, schlaf weiter!«

Seit wir vor einer Woche aus den Catskills zurückgekehrt waren, saß er mir im Nacken wie nie zuvor. Ich begriff ja, woran das lag: an der ganzen Geschichte mit den Furien und weil ich ein Reinblut getötet hatte. Wahrscheinlich ließ er mich nie wieder aus den Augen. »Du musst ab sofort in deinem eigenen Bett schlafen.«

Er wandte leicht den Kopf. Ein verschlafenes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Ich mag dein Bett lieber.«

»Ich würde auch gern hier bei uns Weihnachten feiern, Geschenke kriegen und Weihnachtslieder singen. Aber ich bekomme nicht immer, was ich will.«

Seth legte einen schweren Arm über mich und drückte mich auf den Rücken hinunter. »Ich bekomme immer, was ich will, Alex.«

Ein leichter Schauer überlief mich. »Seth?«

»Ja?«

»Du bist in meinem Traum vorgekommen.«

Er zwinkerte mit einem bernsteinfarbenen Auge. »Bitte sag mir, dass wir nackt waren!«

Ich verdrehte die Augen. »Du bist so ein Lustmolch!«

Er seufzte tief betrübt und rückte näher an mich heran. »Ich interpretiere das mal als ein Nein.«

»Da hättest du recht.« Ich konnte nicht wieder einschlafen und kaute auf meiner Unterlippe herum. So viele Sorgen stiegen in mir auf, dass mir schwindelte. »Seth?«

»Mhh?«

Bevor ich weitersprach, beobachtete ich, wie er sich tiefer ins Kissen wühlte. In diesem Zustand hatte Seth etwas Verletzliches, Kindliches, das völlig verschwand, wenn er hellwach war. »Was ist passiert, als ich gegen die Furien gekämpft habe?«

Seine Augen öffneten sich zu schmalen Schlitzen. Seit unserer Rückkehr nach North Carolina hatte ich ihm diese Frage schon mehrfach gestellt. Die Kraft und die magische Macht, die ich im Kampf gegen die Göttinnen an den Tag gelegt hatte, hätten eigentlich nur Seth als ausgewachsenem Apollyon zugestanden.

Aber einem noch nicht erwachten Halbblut? Eher unwahrscheinlich. Eigentlich hätten die Furien meinen rosigen Hintern pulverisieren müssen.

Seth presste die Lippen zusammen. »Schlaf weiter, Alex!«

Er weigerte sich zu antworten. Schon wieder. Zorn und Enttäuschung stiegen in mir auf. Ich stieß seinen Arm von mir. »Was verschweigst du mir?«

»Du leidest unter Verfolgungswahn.« Sein Arm landete wieder auf meinem Bauch.

Ich versuchte, mich aus seinem Griff zu winden, aber er fasste nur noch fester zu. Zähneknirschend legte ich mich auf die Seite und ließ mich neben ihm nieder. »Ich bin nicht paranoid, du Mistkerl. Dabei ist etwas passiert. Ich habe es dir doch schon erzählt. Alles … alles sah bernsteinfarben aus. Wie deine Augenfarbe.«

Er atmete gedehnt aus. »Ich habe gehört, dass man unter großem Stress einen Kraftzuwachs und eine Schärfung der Sinneseindrücke erfahren kann.«

»Das war es nicht.«

»Und dass manche Menschen unter Druck Halluzinationen bekommen.«

Ich zog den Arm zurück und verfehlte seinen Kopf nur knapp. »Ich hatte keine Halluzinationen.«

»Ich weiß nicht, was ich dir sonst noch sagen soll.« Seth nahm seinen Arm weg und wälzte sich auf den Rücken. »Sag mal, gehst du eigentlich morgen früh wieder in den Unterricht?«

Sofort stieg eine neue Sorge in mir auf. Unterricht, das bedeutete, mich allen – und vor allem Olivia – ohne meinen besten Freund zu stellen. Ein Druck legte sich auf meine Brust. Ich kniff die Augen zu, aber vor meinem inneren Auge tauchte Calebs blasses Gesicht auf – die Augen weit aufgerissen und blicklos, einen Covenant-Dolch tief in der Brust. Anscheinend konnte ich mich nur in meinen Träumen daran erinnern, wie er wirklich ausgesehen hatte.

Seth setzte sich auf, und ich spürte, wie er mir Löcher in den Rücken starrte. »Alex …?«

Ich hasste diese superspezielle Verbindung zwischen uns, verabscheute total, dass sich alle meine Empfindungen auf ihn übertrugen. So etwas wie Privatsphäre kannte ich nicht mehr. Ich seufzte. »Mir geht’s gut.«

Er gab keine Antwort.

»Ja, ich gehe morgen früh in den Unterricht. Marcus kriegt einen Anfall, wenn er zurückkommt und merkt, dass ich geschwänzt habe.« Ich ließ mich auf den Rücken fallen. »Seth?«

Er wandte den Kopf in meine Richtung. Seine Züge waren von Schatten umflossen, aber seine Augen erkannte ich auch im Dunkeln noch gut. »Ja?«

»Was glaubst du, wann sie zurückkommen?« Sie, damit meinte ich Marcus und Lucian … und Aiden. Mir stockte der Atem. Das geschah jedes Mal, wenn ich an Aiden dachte und daran, was er für mich getan und aufs Spiel gesetzt hatte.

Seth legte sich vorsichtig auf die Seite, streckte den Arm aus und umfasste meine rechte Hand. Er verflocht die Finger mit meinen, sodass unsere Handflächen sich berührten. Meine Haut reagierte, indem sie prickelte. Das Apollyon-Mal – das gar nicht auf meiner Hand hätte sein dürfen – erwärmte sich. Ich starrte unsere verschränkten Hände an und war nicht erstaunt, die schwachen Linien – ebenfalls Apollyon-Zeichen – zu sehen, die an Seths Arm hinaufkrochen. Ich wandte den Kopf und beobachtete, wie sich die Zeichen über Seths Gesicht ausbreiteten. Seine Augen schienen heller zu leuchten. Das hatten sie in letzter Zeit öfter getan, sowohl die Runen als auch seine Augen.

»Lucian meinte, sie kämen bald zurück, vielleicht irgendwann heute.« Ganz langsam strich er mit dem Daumenballen an der Rune entlang. Meine Zehen krümmten sich und meine freie Hand krallte sich in die Decken. Seth lächelte. »Niemand hat den reinblütigen Gardisten erwähnt. Und Dawn Samos ist bereits wieder zurück. Anscheinend hat Aidens geistiger Zwang gewirkt.«

Am liebsten hätte ich meine Hand weggezogen. Es fiel mir schwer, mich zu konzentrieren, wenn Seth an der Rune auf meiner Handfläche herumspielte. Natürlich wusste er das. Und weil er ein Mistkerl war, gefiel es ihm.

»Niemand weiß, was wirklich passiert ist.« Mit dem Daumen zog er die horizontale Linie der Rune nach. »Und so wird es auch bleiben.«

Mir fielen die Augen zu. Die Wahrheit über den Tod des reinblütigen Gardisten musste ein Geheimnis bleiben, sonst steckten Aiden und ich in großen Schwierigkeiten. Als hätte es nicht genügt, dass wir im Lauf des Sommers fast zusammen im Bett gelandet wären, nein, ich hatte ihm auch noch meine Liebe gestehen müssen, was vollkommen tabu war. Und dann hatte ich in Notwehr ein Reinblut getötet. Um diese Tat zu vertuschen, hatte Aiden geistigen Zwang gegen zwei Reinblüter ausgeübt. Für ein Halbblut bedeutete es den Tod, ein Reinblut umzubringen, ganz gleich, in welcher Situation, und einem Reinblüter war es verboten, geistigen Zwang gegen ein anderes Reinblut einzusetzen. Wenn auch nur eins dieser Vergehen herauskam, waren wir beide restlos erledigt.

»Glaubst du?«, flüsterte ich.

»Ja.« Seths Atem strich mir warm über die Schläfe. »Schlaf, Alex!«

Ich ließ mich von dem beruhigenden Gefühl seines Daumens auf der Rune einlullen, nickte wieder ein und vergaß für kurze Zeit alle Fehler, die ich begangen, und alle Entscheidungen, die ich in den letzten sieben Monaten getroffen hatte. Mein letzter bewusster Gedanke galt meinem größten Fehler – nicht dem jungen Mann neben mir, sondern dem Mann, der mir nie gehören durfte.

Schon in guten Zeiten hasste ich den Matheunterricht. Das ganze Thema erschien mir sinnlos. Wen interessierte schon der Satz des Pythagoras, wenn man den Covenant besuchte, um das Töten zu lernen? Aber an diesem Tag hasste ich Mathe wie nie zuvor.

Fast alle starrten mich an, sogar Mrs Katheris. Ich rutschte tief auf meinem Stuhl nach unten und steckte die Nase in das Buch, das ich nicht einmal gelesen hätte, wenn Apollo herabgefahren wäre und es mir befohlen hätte. Nur einer der Blicke machte mir wirklich etwas aus. Alle anderen konnten gern zum Teufel gehen.

Olivias Blick war düster und strafend.

Warum, warum nur konnten wir die Plätze nicht wechseln? Nach allem, was geschehen war, bedeutete es die schlimmste Folter, neben ihr zu sitzen.

Meine Wangen glühten. Sie hasste mich, gab mir die Schuld an Calebs Tod. Aber ich hatte Caleb nicht umgebracht – es war eine Halbblutdaimonin gewesen. Ich war nur diejenige gewesen, die ihn überredet hatte, sich trotz der Ausgangssperre auf den Campus zu schleichen. Wie sich herausstellte, nicht einmal aus besonders gutem Grund.

Es war also gewissermaßen doch meine Schuld gewesen. Ich wusste es, und bei den Göttern, ich hätte alles getan, um diese Nacht ungeschehen zu machen.

Olivias Ausbruch bei Calebs Trauerfeier war wahrscheinlich der Grund dafür, warum alle mir verstohlene Blicke zuwarfen. Wenn ich mich recht erinnerte, hatte sie so etwas wie »Du bist der Apollyon« gekreischt, als ich sie angestarrt hatte.

Im New Yorker Covenant in den Catskills hatten die halbblütigen Kids mich für verdammt cool gehalten, aber hier … war das etwas ganz anderes. Wenn ich den Blicken meiner Mitschüler begegnete, konnten sie gar nicht schnell genug wegsehen, um ihr Unbehagen zu verbergen.

Am Ende der Stunde schob ich mein Buch in den Rucksack, eilte aus der Tür und fragte mich, ob Deacon in der nächsten Stunde wohl mit mir reden würde. Deacon und Aiden waren in fast jeder Hinsicht himmelweit verschieden, aber sowohl Aiden als auch sein kleiner Bruder schienen Halbblüter als gleichwertig zu betrachten – und das war äußerst selten bei Reinblütern.

Geflüster folgte mir den Gang entlang. Es fiel mir unerwartet schwer, nicht darauf zu reagieren. Jede Zelle meines Körpers verlangte von mir, diese Leute zur Rede zu stellen. Und was sollte ich dann tun? Sie anspringen wie ein durchgeknallter Klammeraffe und alle niederschlagen? Damit hätte ich mir so etwas von keinen Freunden gemacht …

»Alex! Warte doch!«

Als ich Olivias Stimme hörte, wurde mir schwer ums Herz. Ich ging schneller und hätte fast eine Gruppe jüngerer Halbblüter umgerannt, die mich aus ängstlich aufgerissenen Augen anstarrten. Warum fürchteten sie mich? Ich war schließlich nicht diejenige, die demnächst zum Göttermörder mutieren würde. Aber nein, Seth glotzten sie an, als wäre er ein Gott. Noch einige Türen weiter, und ich könnte mich in Technische Wahrheit undLegenden verstecken.

»Alex!«

Ich erkannte Olivias Tonlage wieder. So hatte sie Caleb angeherrscht, wenn die beiden wieder einmal in Streit gerieten – entschlossen und höllisch stur.

Mist.

Sie kam dicht hinter mir her und ich war nur noch einen Schritt von meinem Klassenraum entfernt. Ich würde es nicht schaffen. »Alex«, rief sie, »wir müssen reden!«

»Im Augenblick will ich aber nicht.« Schon wieder erklärt zu bekommen, dass ich an Calebs Tod schuld war, stand nicht oben auf der Liste der Erklärungen, auf die ich scharf war.

Olivia fasste mich am Arm. »Ich muss mit dir reden, Alex. Ich weiß, dass du durcheinander bist, aber du bist nicht die Einzige, die Caleb vermissen darf. Ich war schließlich seine Freundin …«

Ich hörte auf zu denken, fuhr herum, ließ meine Tasche mitten im Flur fallen und packte Olivia am Hals. Innerhalb einer Sekunde drückte ich sie an die Wand und hob sie dabei so hoch, dass sie sich auf die Zehenspitzen erheben musste. Mit aufgerissenen Augen griff sie nach meinem Arm und versuchte mich abzuschütteln.

Ich drückte zu, nur ein kleines bisschen.

Aus den Augenwinkeln erblickte ich Lea, die keine Schiene mehr am Arm trug. Die Halbblutdaimonin, die ihr den Arm gebrochen hatte, hatte auch Caleb getötet. Lea trat näher und schien sich einmischen zu wollen.

»Hör zu – ich hab’s kapiert!«, flüsterte ich mit heiserer Stimme. »Du hast Caleb geliebt. Aber stell dir vor, ich auch. Und mir fehlt er ebenfalls. Könnte ich die Zeit zurückdrehen und diese Nacht ungeschehen machen, wäre ich sofort dabei. Aber ich kann es nicht. Also lass mich einfach …«

Aus dem Nichts heraus schoss ein Arm heran, der denselben Umfang hatte wie meine Taille, und schleuderte mich gut eineinhalb Meter zurück. Olivia sank gegen die Wand und rieb sich den Hals.

Ich fuhr herum und stöhnte auf.

Leon mit seiner Begabung, immer zum garantiert unpassendsten Zeitpunkt aufzutauchen, starrte mich wütend an. »Sie brauchen einen professionellen Babysitter.«

Ich öffnete den Mund, klappte ihn dann aber wieder zu. Leon hatte keine Ahnung, wie richtig er lag, denn wenn ich mich recht erinnerte, war er in der Vergangenheit immer wieder mal eingeschritten. Aber dann ging mir noch etwas Wichtigeres auf – wenn Leon zurück war, dann waren auch mein Onkel und Aiden wiedergekommen.

»Sie« – Leon wies auf Olivia – »kehren in den Unterricht zurück.« Dann wandte er mir seine Aufmerksamkeit zu. »Und Sie kommen mit.«

Ich biss mir auf die Zunge, hob meine Tasche vom Boden auf und trat den Spießrutenlauf durch den inzwischen belebten Flur an. Kurz sah ich Luke, wandte aber den Blick ab, bevor ich seine Miene einschätzen konnte.

Leon nahm die Treppe – die Götter wussten, wie ich die liebte –, und wir sprachen erst wieder, als wir im Foyer standen. Die Furienstatuen waren verschwunden, aber der freie Platz, auf dem sie gestanden hatten, fühlte sich an wie ein kaltes Loch in meinem Innern. Sie würden wiederkommen, das war ich mir sicher. Die Frage war nur, wann das wäre.

Er blieb stehen. Leon überragte mich bei Weitem. Er war gut zwei Meter groß und bestand aus nichts als Muskeln. »Woran liegt es nur, dass Sie immer gegen die Regeln verstoßen, sobald ich Sie sehe?«

Ich zuckte mit den Achseln. »Das ist eine besondere Begabung.«

Flüchtig huschte ein Ausdruck von Belustigung über sein Gesicht, während er etwas aus der hinteren Hosentasche zog. Es sah aus wie ein Stück Pergament. »Das soll ich Ihnen in Aidens Auftrag geben.«

Mein Herz tat einen Satz, als ich den Arm ausstreckte und mit zitternden Händen den Brief entgegennahm. »Geht … geht es ihm gut?«

Er runzelte die Stirn. »Ja, Aiden geht es ausgezeichnet.«

Ich drehte den Brief um und versuchte gar nicht erst, meinen erleichterten Seufzer zu unterdrücken. Der Brief war mit einem offiziell wirkenden roten Siegel verschlossen. Als ich aufblickte, war Leon verschwunden. Kopfschüttelnd nahm ich auf einer der Marmorbänke Platz. Es war mir schleierhaft, wie Leon es fertigbrachte, diesen massigen Körper so lautlos und so schnell zu bewegen. Eigentlich hätte die Erde beben müssen, wenn er vorbeiging.

Neugierig ließ ich einen Finger unter den Kniff gleiten und brach das Siegel. Ich entfaltete den Brief und entdeckte am unteren Rand Laadans elegante Unterschrift. Rasch überflog ich das Pergament und las es dann noch einmal.

Und ein drittes Mal.

Ich schwitzte und fror gleichzeitig. Mein Mund war wie ausgetrocknet und die Kehle wurde mir eng. Meine Finger zitterten so heftig, dass das Papier flatterte. Ich stand auf und setzte mich. Immer wieder zogen die drei Worte vor meinen Augen vorbei. Mehr konnte ich nicht sehen. Mehr wollte ich nicht wissen.

Dein Vater lebt.

2. Kapitel

Aus vollem Lauf kam ich zum Stehen. »Aiden hat Ihnen das gegeben?«

Leon runzelte die Stirn. »Ja.«

»Haben Sie es gelesen?«

»Nein. Das Schreiben war nicht an mich gerichtet.«

Ich drückte den Brief an die Brust. »Wissen Sie, wo Aiden ist?«

»Ja.« Leon setzte eine strenge Miene auf. »Er ist seit gestern Abend zurück.«

»Wo ist er jetzt, Leon? Ich muss es wissen.«

»Was haben Sie so Dringendes mit ihm zu besprechen, dass er sein Training unterbrechen soll?« Er verschränkte die muskelbepackten Arme vor der Brust. »Außerdem – sollten Sie nicht eigentlich zum Unterricht gehen?«

Ich starrte ihn kurz an, fuhr herum und lief wieder los. Leon war nicht dumm und hatte mir bestimmt nicht zufällig verraten, wo sich Aiden aufhielt. Aber ich machte mir nicht die Mühe, seine Auskunft weiter zu hinterfragen.

Wenn Aiden trainierte, wusste ich, wo ich ihn fand. Eine klamme Brise schlug sich kalt auf meinen Wangen nieder, als ich aus dem Eingang des Foyers stürzte und den Weg zur Trainingsarena einschlug. Der milchig graue Himmel war typisch für Ende November und vermittelte mir das Gefühl, als wäre der Sommer unendlich lange her.

Der Unterricht für die Schüler der unteren Klassen fand in den größeren Trainingsräumen statt. Hinter einer der geschlossenen Türen erklang Trainer Romvis ungeduldiges Poltern und verfolgte mich, als ich den leeren Flur entlangeilte. Am Ende des Gebäudes, gegenüber dem Sanitätsraum, in den mich Aiden gebracht hatte, nachdem Kain mich im Training nach Strich und Faden verdroschen hatte, lagen ein kleinerer, spartanisch ausgestatteter Raum und eine Isolationskammer.

In diesem Teil hatte ich noch nie trainiert.

Ich spähte durch den Türspalt und entdeckte Aiden. Er stand auf der Matte und drosch auf einen Boxsack ein. Eine feine Schweißschicht überzog seine drahtigen Muskeln, und er schlug so kräftig zu, dass der Sack immer wieder heftig zurückschwang.

Bei jeder anderen Gelegenheit hätte ich ihn wie besessen angestarrt, aber meine Finger zuckten und zerknüllten den Brief. Ich huschte durch die angelehnte Tür und durchquerte den Raum.

»Aiden.«

Er fuhr herum und seine Augen wechselten von kühlem Grau zu der Farbe von Gewitterwolken. Er trat einen Schritt zurück und wischte sich mit dem Arm über die Stirn. »Alex, was … was willst du hier? Müsstest du nicht im Unterricht sein?«

Ich hielt den Brief hoch. »Hast du gelesen, was darin steht?«

Er setzte denselben Blick auf wie Leon. »Nein. Laadan wollte nur, dass du ihn bekommst.«

Warum hatte sie Aiden diese Nachricht anvertraut? Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, außer … »Hast du gewusst, was in dem Brief steht?«

»Nein. Sie hat mich nur gebeten, ihn dir zu geben.« Er bückte sich und hob ein Handtuch auf, das auf der Matte lag. »Was steht denn in dem Brief, dass du mich so dringend finden musstest?«

Eine dumme, vollkommen unwichtige Frage stieg in mir auf. »Warum hast du ihn Leon gegeben?«

Er rührte sich nicht. »Ich hielt es für das Beste …«

Mein Blick huschte von seinem Gesicht zu seinem Hals. Da war sie wieder, die dünne Silberkette. Ich hätte gar zu gern gewusst, was daran hing, denn eigentlich war er nicht der Typ für Schmuck. Mühsam konzentrierte ich mich wieder auf sein Gesicht. »Mein Vater lebt.«

Nun wandte sich Aiden zu mir um. »Was?«

Ein bitterer Geschmack breitete sich in meinem Mund aus. »Er lebt, Aiden. Und er hält sich seit Jahren am Covenant von New York auf. Er war da, als ich auch dort war.« Das Gefühlschaos, das ich beim ersten Lesen des Briefs empfunden hatte, brach wieder über mich herein. »Ich habe ihn gesehen, Aiden! Ich weiß es. Er war der Diener mit den braunen Augen. Und er hat es gewusst – gewusst, dass ich seine Tochter bin. Deswegen hat er mich so seltsam angesehen. Und wahrscheinlich fühlte ich mich aus diesem Grund immer zu ihm hingezogen, wenn ich ihn sah. Aber ich wusste es einfach nicht.«

Unter seiner natürlichen gebräunten Hautfarbe wirkte Aiden plötzlich blass. »Darf ich?«

Ich reichte ihm den Brief und fuhr mir mit zitternden Händen durchs Haar. »Weißt du, etwas war anders an ihm. Er wirkte nie so unter Drogen gesetzt wie andere Dienstboten. Und als Seth und ich geflohen sind, habe ich gesehen, wie er gegen die Daimonen gekämpft hat.« Ich unterbrach mich und holte tief Luft. »Ich hatte ja keine Ahnung, Aiden.«

Mit gerunzelter Stirn überflog er den Brief. »Götter!«, murmelte er.

Ich wandte mich von ihm ab und umfasste meine Ellbogen. Die Übelkeit, die ich zurückgedrängt hatte, durchflutete meinen Magen. Wut kochte in mir hoch. »Er ist ein Diener – ein verdammter Dienstbote.«

»Weißt du, was das bedeutet, Alex?«

Ich drehte mich zu ihm um und stellte schockiert fest, wie nahe er vor mir stand. Sofort fing ich den Geruch nach Aftershave und Salzwasser auf. »Ja. Ich muss etwas unternehmen! Ihn dort herausholen. Mir ist bewusst, dass ich ihn nicht kenne, aber er ist mein Vater. Ich muss etwas tun!«

Aidens Augen weiteten sich. »Nein.«

»Wieso nein?«

Mit einer Hand faltete er den Brief zusammen und umfasste mit der anderen meinen Arm. Ich stemmte die Füße in den Boden. »Was tust du da …?«

»Nicht hier!«, befahl er leise.

Verwirrt und ziemlich verblüfft, dass Aiden mich tatsächlich berührte, ließ ich mich von ihm in den Sanitätsraum auf der anderen Seite des Gangs führen. Er schloss die Tür hinter sich und drehte den Schlüssel um. Als mir klar wurde, dass wir uns allein in einem fensterlosen Raum befanden und Aiden gerade die Tür abgeschlossen hatte, wurde mir vor Verlegenheit am ganzen Körper heiß. Ernsthaft, ich musste mich zusammenreißen, denn jetzt war wahrhaftig nicht der Zeitpunkt für meine albernen Hormone. Okay, sie waren zu keiner Zeit angebracht.

Aiden wandte sich zu mir um. Sein Kiefer arbeitete. »Was denkst du?«

»Uhh …« Ich trat einen Schritt zurück.

Auf keinen Fall wollte ich ihm gegenüber irgendetwas zugeben. Dann wurde mir klar, dass er ärgerlich – wütend – auf mich war. »Was habe ich jetzt schon wieder getan?«

Er legte den Brief auf den Tisch, auf dem ich damals gesessen hatte. »Du wirst nichts Verrücktes anstellen.«

Ich kniff die Augen zusammen und schnappte mir den Brief. Endlich wurde mir klar, warum er so zornig war. »Du erwartest von mir, nichts zu unternehmen? Und meinen Vater einfach in Knechtschaft schmachten zu lassen?

»Beruhige dich!«

»Ich soll mich beruhigen? Dieser Diener in New York ist mein Vater. Und dabei hatte man mir erzählt, er sei tot.« Plötzlich fiel mir mein Gespräch mit Laadan in der Bibliothek ein. Sie hatte über meinen Vater geredet, als sei er noch am Leben. Die Wut traf mich wie ein Faustschlag in den Magen. Warum hatte sie mir nicht die Wahrheit gesagt? Ich hätte mit ihm sprechen können. »Wie soll ich mich da beruhigen?«

»Ich … ich kann mir kaum vorstellen, was du durchmachst oder was du denkst.« Er runzelte die Stirn. »Nun ja, was du denkst, kann ich mir vorstellen. Du willst die Catskills stürmen und ihn befreien. Ich weiß, dass dir das im Kopf herumspukt.«

Natürlich war es so.

Er trat auf mich zu und seine Augen schlugen in einen leuchtenden Silberton um. »Nein.«

Ich wich zurück und drückte Laadans Brief an die Brust. »Ich muss etwas unternehmen.«

»Ich weiß, dass du diesen Wunsch verspürst, Alex, aber du kannst nicht zurück in die Catskills.«

»Ich würde sie ja nicht stürmen.« Als er näher kam, wich ich um den Tisch herum aus. »Ich lasse mir etwas einfallen. Vielleicht sehe ich zu, dass ich in Schwierigkeiten gerate. Telly sagte doch, ich müsse nur noch einen Fehler begehen, und ich würde in die Catskills geschickt.«

Aiden starrte mich an.

Mittlerweile befand sich der Tisch zwischen uns. »Wenn ich wieder dort wäre, könnte ich mit ihm sprechen. Ich muss ihn sehen.«

»Auf gar keinen Fall«, knurrte Aiden.

Meine Muskeln spannten sich. »Du kannst mich nicht aufhalten.«

»Willst du darauf wetten?« Er kam um den Tisch herum.

Nein, das wollte ich nicht. Seine erbitterte Miene verriet mir, dass er alles tun würde, um mich an meinen Absichten zu hindern. Also musste ich ihn überzeugen. »Er ist mein Vater, Aiden. Was tätest du, wenn es um Deacon ginge?«

Ich weiß, das war ein Schlag unter die Gürtellinie.

»Wage bloß nicht, ihn da hineinzuziehen, Alex! Ich lasse nicht zu, dass du umgebracht wirst. Und es ist mir egal, für wen. Das darf einfach nicht passieren.«

Tränen brannten mir in der Kehle. »Ich kann ihn nicht diesem Leben überlassen. Unmöglich.«

Schmerz flackerte in seinem stahlharten Blick. »Ich weiß, aber er ist dein Leben nicht wert.«

Meine Arme sanken herab, und ich gab es auf, ihn ausmanövrieren zu wollen. »Wieso glaubst du, darüber entscheiden zu können?« Und dann brachen sich alle Tränen Bahn, die ich bisher zurückgehalten hatte. »Wie soll ich es ertragen, einfach nichts tun zu dürfen?«

Aiden sagte nichts, sondern umfasste meine Oberarme und zog mich auf sich zu. Statt mich in die Arme zu nehmen, lehnte er sich an die Wand, rutschte nach unten und zog mich mit. In seine Arme geschmiegt, hockte ich am Boden. Meine Beine lagen an seinem Körper und ich krallte eine Hand in sein Hemd.

Ich atmete ganz flach, erfüllt von einem Schmerz, der sich nicht vertreiben ließ. »Ich bin es leid, angelogen zu werden. Alle haben mich über meine Mom belogen, und nun das. Ich dachte, er sei tot. Und, Götter, ich wünschte, er wäre es, weil der Tod gnädiger ist als ein solches Leben.« Meine Stimme brach und Tränenströme rannen mir über die Wangen.

Aiden schlang die Arme fester um mich und seine Hand kreiste beruhigend über meinen Rücken. Ich wollte nicht länger weinen, denn das hielt ich für schwach und demütigend, aber ich konnte nicht. Ich fand es grauenhaft, was in Wirklichkeit aus meinem Vater geworden war. Als mein Schluchzen schließlich nachließ, rückte ich ein wenig von Aiden ab und blickte aus feuchten Augen zu ihm auf.

Das wellige dunkle Haar klebte ihm feucht an der Stirn und an den Schläfen. Auch in dem halb dunklen Raum traten die hohen Wangenknochen und die Lippen hervor, die sich schon vor so langer Zeit in mein Gedächtnis eingeprägt hatten. Aiden lächelte selten, aber wenn er den Mund verzog, dann fand ich ihn atemberaubend. Nur wenige Male hatte ich dieses seltene Lächeln auskosten dürfen – das letzte Mal hatte ich es im Zoo beobachtet.

Seit er alles aufs Spiel gesetzt hatte, um mich zu schützen, sah ich ihn nun zum ersten Mal wieder richtig und hätte am liebsten von Neuem losgeheult. In der letzten Woche hatte ich das Geschehen vor meinem inneren Auge immer wieder abgespult. Hätte ich anders handeln können? Hätte ich den Gardisten vielleicht entwaffnen sollen, statt ihm meinen Dolch tief in die Brust zu stoßen? Und warum hatte Aiden geistigen Zwang angewandt, um meine Tat zu vertuschen? Wieso hatte er so viel aufs Spiel gesetzt?

Nachdem ich vom Schicksal meines Vaters erfahren hatte, schien das alles nicht mehr von Bedeutung zu sein. Mit den Handflächen wischte ich mir über die Augen. »Tut mir leid … dass ich dich vollgeheult habe.«

»Dafür brauchst du dich nicht zu entschuldigen«, tröstete er mich. Ich rechnete damit, dass er mich losließ, doch er hielt mich noch immer umschlungen. Ich wusste, ich sollte es nicht tun, weil es mir später unglaublich wehtäte, aber ich ließ mich gegen ihn sinken. »Du reagierst eben immer so spontan.«

»Was?«

Er nahm einen Arm herunter und stieß mir sacht gegen das Knie. »Deine erste Reaktion. Der erste Gedanke, wenn du etwas erfährst. Du handelst sofort, statt die Sache gründlich zu Ende zu denken.«

Ich vergrub die Wange an seiner Brust. »Das ist aber kein Kompliment.«

Seine Finger glitten in meinen Nacken und verflochten sich dort mit meinem Haar. Ich hielt die Luft an und fragte mich, ob er sich bewusst war, was er tat. Er griff fester zu und hielt mich fest, sodass ich nicht allzu weit zurückweichen konnte. Aber das hätte ich ohnehin nicht getan – ganz gleich, wie falsch es war, wie gefährlich oder wie dumm.

»Es ist keine Beleidigung«, sagte er leise. »Du bist einfach so. Du denkst erst gar nicht an die Gefahr, nur daran, was richtig wäre. Aber manchmal ist es nicht … richtig.«

Darüber dachte ich nach. »War es eine spontane Reaktion, geistigen Zwang gegen Dawn und den anderen Reinblüter anzuwenden?«

Er schien eine Ewigkeit für eine Antwort zu brauchen. »Ja, und es war nicht besonders klug, aber mir blieb nichts anderes übrig.«

»Warum?«

Aiden schwieg.

Ich hakte nicht nach. In seinen Armen, in der Art, wie seine Hand beruhigend auf meinem Rücken kreiste, lag etwas Tröstliches, und das fand ich sonst nirgends. Ich wollte den Augenblick nicht zerstören. In seinen Armen fühlte ich mich auf seltsame Art ruhiger. Ich konnte atmen. Ich fühlte mich sicher, geerdet. Niemand hatte eine ähnliche Wirkung auf mich. Er wirkte auf mich wie meine ganz persönliche Ritalintablette.

»Wächter zu werden, war auch eine spontane Reaktion«, flüsterte ich.

Unter meiner Wange hob und senkte sich Aidens Brust. »Ja.«

»Be… bereust du es?«

»Auf keinen Fall.«

Hätte ich doch nur seine Entschlossenheit besessen! »Ich weiß nicht, was ich tun soll, Aiden.«

Er senkte den Kopf und sein Kinn streifte meine Wange. Seine Haut war weich, warm, aufregend und beruhigend zugleich. »Wir denken uns etwas aus, um Verbindung mit ihm aufzunehmen. Dir kam es doch so vor, als stehe er nicht unter dem Einfluss des Elixiers, oder? Wir könnten Laadan einen Brief zukommen lassen, den sie an ihn weitergibt. Das wäre am sichersten.«

Mein Herz führte einen dummen, glückseligen Tanz auf. Unkontrollierbar breitete sich Hoffnung in mir aus. »Wir?«

»Ja. Ich könnte Laadan natürlich einen Brief schicken – eine Nachricht. Im Augenblick ist das die sicherste Möglichkeit.«

Am liebsten hätte ich mich an ihn geschmiegt, hielt mich aber zurück. »Nein. Wenn du erwischt wirst … Das lasse ich nicht zu.«

Aiden lachte leise. »Alex, wir haben wahrscheinlich schon gegen jede existierende Regel verstoßen. Ich mache mir keine Sorgen, beim Weitergeben einer Nachricht erwischt zu werden.«

Nein, wir hatten nicht gegen jede Regel verstoßen.

Er zog sich leicht zurück und ich spürte seinen eindringlichen Blick auf meinem Gesicht. »Dachtest du, ich würde dir in einer so wichtigen Angelegenheit meine Hilfe verweigern?«

Ich hielt die Augen geschlossen, denn ihn anzusehen, war eine Schwäche. Er war meine Schwäche. »Jetzt ist … alles anders.«

»Das weiß ich, Alex, aber ich bin immer für dich da. Ich werde dich immer unterstützen.« Er unterbrach sich. »Wie kannst du nur daran zweifeln?«

Wie eine dumme Gans schlug ich die Augen auf und war sofort verloren. Alles, was gesagt worden war, alles, was ich wusste, hatte keine Bedeutung mehr. »Ich zweifle nicht daran«, flüsterte ich.

Er verzog einen Mundwinkel. »Manchmal verstehe ich dich einfach nicht.«

»Oft verstehe ich mich selbst nicht.« Ich schlug die Augen nieder. »Du hast schon … zu viel geholfen. Und was du in den Catskills getan hast …« Ich schluckte den Kloß im Hals hinunter. »Götter, ich habe dir noch nicht einmal dafür gedankt!«

»Nicht der …«

»Sag nicht, dass es nicht der Rede wert war!« Ich hob die Augen und versank in seinem Blick. »Du hast mir das Leben gerettet, Aiden, und dabei dein eigenes riskiert. Also, danke.«

Er wandte den Blick ab und konzentrierte ihn auf einen Punkt über meinem Kopf. »Ich kann es dir nur noch einmal sagen – ich lasse nicht zu, dass dir etwas passiert.« Sein Blick kehrte zu mir zurück und in den silbrigen Tiefen seiner Augen blitzte es amüsiert. »Das scheint sich allerdings zu einem Vollzeitjob zu entwickeln.«

Meine Lippen zuckten. »Ich habe mir wirklich alle Mühe gegeben, weißt du. Heute war überhaupt der erste Tag, an dem ich etwas halbwegs Dummes angestellt habe.« Ich erwähnte nicht, dass ich mit einer ekligen Kopfgrippe in meinem Zimmer festgesessen hatte.

»Was ist passiert?«

»Das willst du doch nicht ernsthaft wissen.«

Wieder lachte er. »Und ich dachte, Seth bewahrt dich vor allen Schwierigkeiten.«

Ich erstarrte – seit ich den Brief gelesen hatte, hatte ich kein einziges Mal an Seth gedacht. Ich hatte nicht einmal an die Verbindung zwischen uns gedacht. Verdammt.

Aiden holte tief Luft und ließ die Arme sinken. »Du weißt doch, was das bedeutet, Alex.«

Mühsam nahm ich mich zusammen. Ich musste mich um so vieles kümmern – um meinen Vater, den Rat, Telly, die Furien, ungefähr ein Dutzend angefressene Götter und Seth. Aber ich hatte das Gefühl, nur ein wildes Durcheinander im Kopf zu haben. »Was?«

Aiden warf einen Blick zur Tür und schien jedes laute Wort vermeiden zu wollen. »Dein Vater war kein Sterblicher. Er ist ein Halbblut.«

3. Kapitel

Mein Vater war ein verdammtes Halbblut – ein ausgebildetes Halbblut. Zum Teufel, wahrscheinlich war er ein verflixter Wächter gewesen! Und das hätte auch schlüssig erklärt, wieso meine Mom ihm vor Lucian begegnet war.

Ein Halbblut.

Was beim heiligen Hades war ich denn dann?

Die Antwort erschien viel zu einfach. Ich ließ mich auf den Rücken sinken und starrte an die Decke, ohne etwas zu sehen. Götter, ich wünschte mir so sehr, mit Caleb darüber reden zu können! Es konnte doch einfach nicht sein.

Reinblüter, die Kinder mit anderen Reinblütern zeugten, zeugten fröhliche kleine Reinblut-Babys. Ein Reinblut, das es mit einem Sterblichen trieb, erschuf das überaus nützliche Halbblut. Wenn jedoch ein Reinblut und ein Halbblut zusammenkamen – was ergab das dann? Eine solche Vereinigung war so strikt verboten, war ein solches Tabu, dass ich mir keine einzige Situation vorstellen konnte, in der ein Kind entstand.

Mit klopfendem Herzen fuhr ich kerzengerade hoch. Als Aiden zum ersten Mal in meinem Zimmer gewesen war, da hatte ich ihn angesehen – nun ja, ich hatte ihn angeglotzt, aber egal – und mich gefragt, warum Beziehungen zwischen Rein- und Halbblütern seit Äonen verboten waren. Der Grund war jedenfalls nicht die Angst, dass sie einäugige Zyklopen hervorbringen würden, aber so ähnlich schon.

Ein Reinblut und ein Halbblut zeugten einen Apollyon.

»Mist«, sagte ich und starrte den Brief an.

Aber es musste noch mehr dahinterstecken. Gewöhnlich wurde – einmal ausgenommen Solaris und der Erste, Seth und ich – in jeder Generation nur ein Apollyon geboren. Seit die Götter auf Erden gewandelt waren, hätten ein Halbblut und ein Reinblut also nur wenige Male ein Kind gezeugt. Eigentlich hätte es öfter dazu kommen müssen. Oder wurden diese Säuglinge getötet? Zugetraut hätte ich es den Reinblütern oder den Göttern, falls sie wussten, was möglicherweise aus einer solchen Verbindung hervorging. Aber warum waren Seth und ich verschont geblieben? Offenbar wussten sie, wer mein Vater war, weil sie ihn aus irgendeinem Grund am Leben gelassen hatten. Mein Herz krampfte sich zusammen und ich ballte die Fäuste. Doch dann drängte ich den Zorn zurück, um mich später damit zu beschäftigen. Ich hatte Aiden versprochen, nichts Leichtsinniges zu unternehmen, und mein Zorn führte immer dazu, dass ich etwas Blödsinniges anstellte.

Langsam kroch mir ein Schauer am Rückgrat hinunter. Von der Tür her hörte ich ein Geräusch, als drehe sich ein Schloss. Ich warf einen Blick auf den Brief und kaute auf der Unterlippe. Dann blickte ich auf die Uhr neben dem Bett. Ich kam auf jeden Fall zu spät zu meinem Training bei Seth.

Die Tür öffnete sich und schloss sich wieder. Ich schnappte mir den Brief und faltete ihn rasch zusammen. In dem Moment, als er in der Tür stand, wusste ich es, ohne dass ich aufzublicken brauchte. Ein Prickeln überlief meine Haut und die Luft schien sich elektrisch aufzuladen.

»Was ist heute passiert?«, fragte er einfach.

Vor Seth konnte ich nur wenig verbergen. Seit ich die erste Zeile des Briefs gelesen hatte, musste er meine Emotionen gespürt haben – und außerdem alles, was ich in Aidens Gegenwart gefühlt hatte. Er wusste – den Göttern sei Dank – nie genau, weswegen meine Emotionen derart Achterbahn gefahren waren, aber Seth war nicht dumm. Es erstaunte mich sogar, dass er so lange gewartet hatte und erst jetzt zu mir kam.

Ich blickte auf. Er sah aus wie eine dieser Marmorstatuen, die hier jede Gebäudefassade schmückten, nur dass seine Haut einen einzigartigen Goldton aufwies – überirdische Vollkommenheit. Manchmal wirkte er kalt, teilnahmslos, besonders wenn er sich das schulterlange blonde Haar zurückfrisierte. Aber jetzt hing es offen herab und schmiegte sich um die Linien seines Gesichts. Oft verzog er die vollen Lippen zu einem selbstzufriedenen Lächeln, nun aber presste er sie zu einer harten Linie aufeinander.

Aiden hatte mir geraten, den Brief und seinen Inhalt für mich zu behalten. Nur die Götter wussten, wie viele Regeln Laadan gebrochen hatte, um mir von meinem Vater zu erzählen. Aber Seth vertraute ich. Wir waren schließlich vom Schicksal füreinander bestimmt. Vor wenigen Monaten hätte ich gelacht, wenn jemand behauptet hätte, wir würden … was immer wir da taten. Als wir einander kennenlernten, hatten wir uns nicht leiden können, und dieses Gefühl brach gelegentlich immer wieder durch. Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich ihm noch ein Auge ausstechen wollen und ich hatte meine Drohung verdammt ernst gemeint.

Schweigend hielt ich ihm den Brief hin.

Seth nahm ihn und entfaltete ihn mit seinen langen, beweglichen Fingern. Ich zog die Beine unter den Körper und beobachtete ihn. Seine Miene verriet nicht, was er dachte. Nach einer gefühlten Ewigkeit blickte er auf. »O Götter!«

Nicht genau die Antwort, die ich erwartet hatte.

»Du wirst darauf reagieren, indem du etwas unglaublich Dummes anstellst.«

Entnervt hob ich die Hände. »Herrje, denkt eigentlich jeder, ich würde die Catskills angreifen wie die Spartaner Athen?«

Seth zog die Augenbrauen hoch.

»Egal«, murrte ich. »Ich werde den Rat nicht angreifen. Etwas unternehmen muss ich schon, aber ich werde nicht … leichtsinnig werden. Zufrieden? Wie dem auch sei – erinnerst du dich noch an den halbblütigen Diener, an dem wir vorbeikamen, als wir an unserem ersten Tag den Rat belauschten?«

»Ja. Du hast ihn angestarrt.«

»Das war er. Ich weiß es. Deswegen kam er mir auch so bekannt vor. Seine Augen.« Ich biss mir auf die Lippen und wandte den Blick ab. »Meine Mom hat immer von seinen Augen gesprochen.«

Er setzte sich neben mich. »Was hast du vor?«

»Ich werde Laadan einen Brief schicken, einen Brief an meinen Dad. Danach weiß ich nicht weiter.« Ich sah ihn an. Das dichte Haar verbarg sein Gesicht. »Du weißt, was das heißt, oder? Dass er ein Halbblut ist. Und das hier …« Ich wies auf uns beide. »Wir sind der Grund, weshalb Beziehungen der angenehmeren Art zwischen Halb- und Reinblütern verboten sind. Die Götter wissen, was passiert, wenn ein Rein- und ein Halbblut zusammenkommen.«

»Wahrscheinlich ist es mehr als das. Die Götter finden Gefallen an der Unterdrückung der Halbblüter. Was glaubst du, was sie in ihrer Glanzzeit mit den Sterblichen angestellt haben? Die Götter haben die Sterblichen unterdrückt, bis die Sache zu weit ging. Und sie behandeln die Halbblüter immer noch wie Dreck, auf dem sie herumtrampeln.«

Mann, war Seth auf einem Götterhasser-Trip, oder was? Ich musterte meine rechte Handfläche, die kaum sichtbare Rune, die nur Seth und ich sehen konnten. »In dem Treppenhaus, das war er – mein Vater. Ich kann es nicht erklären, aber ich weiß, dass er es war.«

In diesem Moment blickte Seth auf. Seine Augen zeigten einen eigenartigen Gelbton. »Wer weiß sonst noch davon?«

Ich schüttelte den Kopf. »Der Rat muss Bescheid wissen. Laadan hat es gewusst, weil sie mit meiner … meiner Mom und meinem Dad befreundet war. Es würde mich nicht überraschen, wenn Lucian und Marcus auch im Bilde wären.« Ich runzelte die Stirn. »Weißt du noch, wie wir das Gespräch zwischen Marcus und Telly mitangehört haben?«

»Ich erinnere mich, dass ich dich auf den Hintern habe fallen lassen.«

»Ja, weil du Donnerbusen angestarrt hast.«

Seine Augen weiteten sich und er lachte verblüfft auf. »Donnerbusen? Was?«

»Nun, du weißt schon – dieses Mädchen in den Catskills, das so hingerissen von dir war.« Als er die Brauen hochzog, verdrehte ich die Augen. Typisch Seth, dass er sich kaum daran erinnerte, welches Mädchen es gewesen war. »Ich rede von der, die, na ja … riesige Brüste hatte.«

Kurz starrte er in die Ferne und lachte dann wieder. »Ach. Ja, dieses Mädchen – warte mal eine Sekunde. Du hast sie Donnerbusen getauft?«

»Ja, aber ich wette, dass du nicht einmal mehr ihren Namen weißt.«

»Ähh …«

»Schön, dass wir uns einig sind. Wie auch immer – weißt du noch, dass Telly sagte, einen hätten sie schon hier? Und dass sie sie zusammenhalten könnten. Glaubst du, er hat von meinem Vater und mir gesprochen?« Wenn Marcus und Lucian es wussten, dann hätte ich am liebsten ihre Köpfe aneinandergeknallt. Aber wenn ich sie zur Rede stellte, brächte ich Laadan in Gefahr.

Seth betrachtete den Brief. »Das würde zusammenpassen. Vor allem wenn ich daran denke, mit welchem Eifer Telly dich in Knechtschaft werfen wollte.«

Minister Telly war der Oberste Minister aller Ratsversammlungen und er hatte es von Anfang an auf mich abgesehen gehabt. Meine Aussage über die Ereignisse von Gatlinburg war einzig und allein ein Trick gewesen, um mich vor den ganzen Rat zu bringen und über meine Versklavung abstimmen zu lassen. Ich war aufrichtig überzeugt davon, dass Telly auch hinter dem geistigen Zwang gesteckt hatte, durch den ich eines Abends fast zu einem menschlichen Eiszapfen geworden wäre. Hätte Leon mich nicht gefunden, wäre ich erfroren. Und dann noch der Abend, an dem man mir das olympische Gegenstück zu einem K.-o.-Cocktail verpasst hatte. Ein ziemlich grobschlächtiger Versuch, mich in verfänglicher Situation mit einem Reinblut zu erwischen. Es hätte sogar geklappt, wenn Seth und Aiden mich nicht mit dem Trank gesehen hätten.

Meine Wangen glühten, als ich an jene Nacht zurückdachte. Ich hatte Seth sexuell mehr oder weniger heftig belästigt – beklagt hatte er sich deshalb allerdings nicht. Seth hatte gewusst, dass ich unter dem Einfluss des Tranks stand, und sich zu beherrschen versucht. Durch die Verbindung zwischen uns war meine ganze überdrehte Lüsternheit allerdings auf ihn übergesprungen. Hätte ich meinen Auftritt nicht damit beendet, mir die Seele aus dem Leib zu kotzen, hätte ich unter Umständen meine Unschuld verloren. Ich weiß, dass sich Seth immer noch mit der Erinnerung an diese Nacht quälte. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er nachgegeben hatte. Aiden hatte Seth ein blaues Auge verpasst, nachdem er mich auf dem Boden des Badezimmers gefunden hatte … in Seths Sachen. Aiden begriff nicht, warum ich Seth verziehen hatte … und ich kapierte es manchmal selbst nicht. Vielleicht lag es an der Verbindung zwischen uns, die wirklich sehr stark war. Oder war es noch etwas anderes?

Dann war da noch der reinblütige Gardist gewesen, der mich hatte töten wollen, um seine Art zu schützen, wie er gesagt hatte. Ich verdächtigte Minister Telly, auch hinter diesem Angriff gesteckt zu haben.

»Wer weiß sonst noch davon?«, fragte Seth und riss mich aus meinen Überlegungen.

»Laadan hat Aiden gebeten, mir den Brief zu übergeben. Stattdessen habe ich ihn von Leon erhalten. Leon behauptet, den Brief nicht gelesen zu haben, und ich glaube ihm. Er war versiegelt. Sieh her!« Ich wies auf das aufgebrochene Siegel. »Aiden wusste auch nicht, was darin stand.«

An Seths Kiefer zuckte ein Muskel. »Du bist damit zu Aiden gegangen?«

Ich wusste, dass ich vorsichtig vorgehen musste. Seth und ich waren nicht zusammen, keineswegs. Aber ich wusste, dass er im Moment mit niemandem herummachte. Seit wir aus den Catskills zurück waren, hatte ich die Hitzewellen, die er abstrahlte, nur aufgefangen, wenn er in meiner Nähe war, meist während unseres Nahkampftrainings. Seth war zuerst und vor allem ein Mann. Es passierte … oft.

»Ich hoffte, dass er vielleicht Bescheid wüsste, nachdem Laadan ihm den Brief anvertraut hatte. Er hatte aber keine Ahnung«, erklärte ich schließlich.

»Aber du hast es ihm gesagt?«

Lügen war sinnlos. »Ja. Er hat ja gesehen, wie verstört ich war. Offensichtlich ist er vertrauenswürdig. Er wird nichts weitersagen.«

Kurz verstummte Seth. »Warum bist du nicht zu mir gekommen?«

O nein! Ich starrte zu Boden, dann auf meine Hände und schließlich an die Wand. »Ich wusste nicht, wo du warst. Und Leon erzählte mir, wo ich Aiden finden konnte.«

»Hast du überhaupt versucht, mich zu finden? Dies hier ist eine Insel. So schwierig wäre es nicht gewesen.« Er legte den Brief aufs Bett, und aus den Augenwinkeln nahm ich wahr, dass seine Füße auf mich wiesen.

Ich biss mir auf die Lippen. Ich war ihm gegenüber zu nichts verpflichtet, oder? So oder so wollte ich ihn nicht verletzen. Er benahm sich vielleicht so, als hätte er keine Gefühle, aber ich wusste, dass das nicht zutraf. »Ich habe einfach nicht nachgedacht. So wichtig ist es auch wieder nicht.«

»Okay.« Er beugte sich zu mir herüber und sein warmer Atem streifte meine Wange. »Ich habe heute Nachmittag deine Emotionen aufgefangen.«

Ich schluckte. »Warum hast du dann nicht nach mir gesucht?«

»Ich hatte zu tun.«

»Warum veranstaltest du dann so ein Theater, weil ich nicht nach dir gesucht habe? Du hattest sowieso zu tun.«

Seth strich mir das dichte Haar aus dem Gesicht. Ich erstarrte. »Warum warst du so aufgeregt?«

Ich wandte den Kopf und unsere Blicke trafen sich. »Ich hatte gerade erfahren, dass mein Dad lebt und dass er Diener ist. Das ist schon ziemlich aufwühlend.«

Seine Augenfarbe verdunkelte sich zu einem warmen Bernsteinton. »Stimmt auch wieder.«

Zwischen unseren Lippen war nicht mehr viel Abstand. Plötzlich wurde ich nervös. Seit dem Tag im Labyrinth hatten Seth und ich uns nicht mehr geküsst. Ich glaube, meine Erkältung hatte ihn abgestoßen, und ich hatte es nun wirklich nicht darauf angelegt. Aber heute hatte ich seit dem frühen Morgen weder geniest noch geschnieft. »Weißt du was?«

Er lächelte verhalten. »Was?«

»Das mit meinem Vater scheint dich nicht sonderlich zu überraschen. Aber du hast es nicht gewusst, oder?« Ich hielt die Luft an, denn wie würde ich reagieren, wenn er Bescheid gewusst hätte? Schön würde es mit Sicherheit nicht werden.

»Wie kommst du denn darauf?« Er kniff die Augen zusammen. »Vertraust du mir etwa nicht?«

»Nein. Doch.« Und das stimmte wirklich … meistens. »Aber du warst überhaupt nicht erstaunt.«

Seth seufzte. »Mich verblüfft eben nichts mehr.«

Mir fiel etwas anderes ein. »Weißt du, wer von deinen Eltern das Halbblut war?«

»Das muss wohl mein Vater gewesen sein. Mutter war ein Reinblut durch und durch.«

Das hatte ich nicht gewusst. Aber andererseits wusste ich sowieso nicht viel über Seth. Klar, er redete gern über sich selbst, aber immer auf einer oberflächlichen Ebene. Und dann war da noch das größte Rätsel von allen. »Wie ist dein Familienname?«

»Alex, Alex, Alex!«, schalt er mich leise und richtete sich auf die Knie auf.

Ich presste die Hände zusammen, denn ich erkannte die berechnende Härte in seinem Blick. Eindeutig, er hatte etwas vor. »Was ist?«

»Ich möchte etwas ausprobieren.«

Da wir auf meinem Bett lagen und Seth die meiste Zeit ein kleiner Perversling war, machte mich sein Vorschlag ziemlich misstrauisch. Das klang auch in meiner Stimme durch. »Was zum Beispiel?«

Seth drückte mich nach unten, bis ich flach auf dem Rücken lag. Leise lächelnd hing er über mir. »Gib mir deine linke Hand!«

»Warum?«

»Wieso musst du immer alles wissen?«

Ich zog die Augenbrauen hoch. »Warum musst du immer in meinen persönlichen Bereich eindringen?«

»Weil es mir gefällt.« Er tätschelte meinen Bauch. »Und tief in dir magst du es auch.«

Ich presste die Lippen zusammen. Ich war mir ziemlich sicher, dass es dem Band zwischen uns gefiel. Jetzt gerade fühlte ich es. Es schnurrte mehr oder weniger in mir. Ob es mir selbst gefiel, darüber war ich mir noch nicht schlüssig.

»Gib mir deine linke Hand!«, verlangte er noch einmal. »Wir arbeiten an deiner Blockadetechnik.«

»Und dazu müssen wir Händchen halten?« In meinem Bett, hätte ich am liebsten noch hinzugesetzt.

»Alex.«

Laut seufzend überließ ich ihm meine Hand. »Singen wir jetzt?«

»Das hättest du wohl gern.« Er hatte je ein Knie rechts und links von mir aufgesetzt und hockte über meinen Oberschenkeln. »Ich habe eine wunderschöne Singstimme.«

»Muss das ausgerechnet in diesem Augenblick sein? Nach allem, was passiert ist, war mir eigentlich nicht danach.« Das Trainieren mentaler Blockadetechniken verlangte Konzentration und Entschlossenheit – zwei Eigenschaften, die mir zurzeit fehlten. Um ehrlich zu sein, mangelte es mir an den meisten Tagen an Konzentration.

»Jetzt ist der beste Zeitpunkt dazu. Deine Emotionen laufen Amok. Du musst lernen, dich darüber hinwegzusetzen.« Seth ergriff meine andere Hand und verflocht seine Finger mit meinen. Er beugte sich so weit herunter, dass seine Haarspitzen meine Wangen streiften. »Schließ die Augen! Stell dir die Wände vor!«

Eigentlich hatte ich keine Lust, die Augen zu schließen, während Seth auf mir saß. Das Band zwischen uns war mit jedem Tag stärker geworden. Ich spürte, wie es sich tief in meinem Innern bewegte und sein Summen an die Oberfläche drang. Meine Zehen krümmten sich in den dicken Socken. Mich überkam dasselbe Gefühl wie an dem Tag, als ich den Felsbrocken in die Luft gejagt hatte. Ich wollte ihn berühren. Oder das Band wollte es.

Seth neigte den Kopf zur Seite. »Ich weiß, was du im Moment empfindest, und es ist mir vollkommen recht.«

Meine Wangen brannten. »Götter, ich hasse dich!«

Er lachte leise. »Stell dir die Mauern bildlich vor! Sie sind fest, undurchdringlich.«

Ich stellte mir die Backsteinmauern vor. In meiner Fantasie waren sie knallpink und sie glitzerten. Ich hatte die Mauern mit Glimmer ausgestattet, weil ich mich darauf konzentrieren konnte. Seth hatte erklärt, mit dieser Technik, korrekt angewandt, könne man geistige Zwänge abwehren. Aber wenn man sich mit Emotionen auseinandersetzte, errichtete man die Mauern nicht um den Geist herum, sondern quer durch den Bauch und über dem Herzen. Ich bildete die Mauern zuerst im Geist und schob sie dann nach unten, bis ich einen Panzer um meinen Körper geschaffen hatte.

»Ich fühle es immer noch«, sagte Seth und bewegte sich unruhig über mir.

Mir wurde klar, dass das echt ätzend für ihn sein musste. Er spürte, dass ich immer noch von Aiden besessen war und mich um meinen Vater sorgte. Und er wusste, dass ich ihm gegenüber zwiespältige Gefühle hegte. Ich meinerseits fing nur auf, dass er scharf auf mich war.

Die verdammte Schnur in meinem Innern – meine Verbindung zu Seth – begann zu summen und verlangte meine Aufmerksamkeit. Sie war wie ein lästiges Haustier … oder wie Seth. Ich fragte mich, ob ich die Schnur benutzen konnte, um meine Gefühle zu blockieren. Ich schlug die Augen auf und wollte fragen, klappte den Mund aber wieder zu.

Seth hatte die Augen geschlossen und sah aus, als konzentriere er sich stark auf etwas. Immer wieder öffneten sich seine flatternden Lider und seine Lippen pressten sich fest aufeinander. Dann plötzlich flossen die Zeichen über seine Haut und bewegten sich so schnell, dass sie verschwammen, während sie an seinem Hals hinabrasten und unter dem Hemdkragen verschwanden.

Mein Herz tat einen Satz und die Schnur in meinem Innern vibrierte. Ich wollte meine Hand losreißen, bevor die Zeichen meine Haut erreichten. »Seth.«

Er riss die Augen auf – sie wirkten glasig. Die Zeichen glitten über seine Haut. Knisternd fuhr bernsteinfarbenes Licht aus seinem Unterarm hervor. Ich zappelte, um mich unter ihm hervorzuwälzen und dieser verdammten Schnur zu entkommen, aber ich erreichte nur, dass er meine Hände festhielt.

Panik stieg in mir auf und durchfuhr mich. »Seth!«

»Es ist alles in Ordnung«, sagte er.

Aber es war nicht in Ordnung. Ich wollte nicht, dass diese Schnur sich so verhielt, wie ich es schon kannte. Und dann passierte es doch. Die bernsteinfarbene Schnur schlang sich peitschend und funkensprühend um unsere Hände und breitete sich über meinen Arm aus. Ich fuhr zurück und versuchte wegzurutschen, doch Seth hielt mich fest und sah mir tief in die Augen.

»Die Schnur – das ist die reinste Kraft. Akasha«, erklärte er. Akasha war das fünfte und letzte Element und nur die Götter und der Apollyon vermochten sie zu zügeln. Inzwischen phosphoreszierten Seths Augen. Er wirkte fast wie übergeschnappt. »Halt still!«

Viel anderes blieb mir auch nicht übrig. Mein Blick fiel auf unsere Hände. Die Schnur zog sich pulsierend zusammen und leuchtete in einem strahlenden Bernsteinton. Unter der bernsteinfarbenen schlängelte sich eine blaue Schnur hervor, aus der glühendes blaues Licht quoll und auf den Bettüberwurf tropfte. Flüchtig hoffte ich, dass wir das Bett nicht in Brand setzten. Das wäre schwierig zu erklären.

Die blaue Schnur zuckte flatternd vor und zurück. Irgendwie wurde mir klar, dass sie mir gehörte und schwächer war als die bernsteinfarbene. Dann tat die blaue Schnur einen Sprung und pulsierte. Meine linke Hand brannte und stach. Ich erkannte das Gefühl wieder und rastete aus.

Ich wand mich und versuchte wegzurutschen. Ich wollte keine weitere Rune mehr und so lange hatten wir uns beim letzten Mal nicht festgehalten. Irgendetwas war diesmal ganz anders. »Seth, das fühlt sich nicht richtig …« Mein Körper zuckte krampfartig und unterbrach meine eigenen Worte.

Seths Körper spannte sich an. »Gute Götter …«

Und dann spürte ich, wie es – Akasha – durch die Schnüre rann, aus mir hinausfloss und in Seth eindrang. Ein wenig wie der Biss eines Daimons, aber nicht schmerzhaft. Nein, das Gefühl war angenehm, geradezu berauschend. Ich wehrte mich nicht länger, ließ mich von dem wunderbaren Ziehen und Strömen mitreißen. Ich dachte an nichts, hatte keine Sorgen oder Ängste. Der Schmerz in meiner Hand verschwand und hinterließ lediglich ein dumpfes Pochen, das sich anderswo ausbreitete. Es gab nur noch dieses Gefühl … und Seth. Meine Augen schlossen sich wie von selbst und ein Seufzer entfuhr mir. Warum hatte ich nur solche Angst davor gehabt?

Ein Lichtblitz flammte auf, so hell, dass ich ihn durch die geschlossenen Lider hindurch sah. Seth ließ meine Hand los und sank neben mir zusammen. Neben meinem Kopf, wo seine Hände lagen, gab das Bett nach. Ich spürte seinen Atem auf meiner Wange. Er fühlte sich an wie warme, salzige Seeluft.

»Alex?«

»Hmm?«

»Geht’s dir gut?« Er legte die Lippen an meine Wange.

Ich lächelte.

Seth lachte leise und dann glitt sein Mund auf meine Lippen zu und ich öffnete sie ihm. Seine Haarspitzen kitzelten meine Wangen, während der Kuss tiefer wurde. Seine Finger strichen über das Vorderteil meiner Bluse abwärts und dann über die nackte Haut meines Bauchs. Ich schlang ein Bein um seinen Oberschenkel und dann bewegten wir uns zusammen auf dem Bett. Seine Lippen spielten auf meiner erhitzten Haut und seine Hände glitten nach unten und fanden den Knopf meiner Jeans.