Dark Royal – Unwiderstehlich - Tracy Wolff - E-Book
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Dark Royal – Unwiderstehlich E-Book

Tracy Wolff

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Beschreibung

Es war einmal vor langer Zeit, als ich darauf vorbereitet wurde, den Thron meines Landes zu besteigen. Heute bin ich froh, wenn man mich überhaupt noch durch die Vordertür in den Palast lässt. Nach meiner traumatischen Entführung hat mein Vater, der König, sämtlich Pflichten meinem Bruder übertragen. Alles, wofür ich immer gelebt habe, ist in weite Ferne gerückt: die Krone, der Thron, der Dienst an meinem Land.

Also stürze ich mich ins Jetset-Leben und gebe mich allen Ausschweifungen eines Playboys hin. Aber ich kann es nicht genießen. Bis ich Lola kennen lerne, eine attraktive Geschäftsfrau aus den USA. Eigentlich nur ein One-Night-Stand, aber als die Presse Wind davon bekommt, sind wir plötzlich die Lieblinge der Paparazzi. Und langsam frage auch ich mich: Ist diese unkonventionelle, wilde Frau vielleicht der Schlüssel zum Thron - und zu meinem Herzen?

Königlich romantisch und verführerisch heiß: Eine Royal Romance von der Autorin der Katmere-Academy-Chroniken.

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Inhalt

Cover

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

Prolog

Kapitel eins

Kapitel zwei

Kapitel drei

Kapitel vier

Kapitel fünf

Kapitel sechs

Kapitel sieben

Kapitel acht

Kapitel neun

Kapitel zehn

Kapitel elf

Kapitel zwölf

Kapitel dreizehn

Kapitel vierzehn

Kapitel fünfzehn

Kapitel sechzehn

Kapitel siebzehn

Kapitel achtzehn

Kapitel neunzehn

Kapitel zwanzig

Kapitel einundzwanzig

Kapitel zweiundzwanzig

Kapitel dreiundzwanzig

Kapitel vierundzwanzig

Kapitel fünfundzwanzig

Kapitel sechsundzwanzig

Kapitel siebenundzwanzig

Kapitel achtundzwanzig

Kapitel neunundzwanzig

Kapitel dreißig

Kapitel einunddreißig

Kapitel zweiunddreißig

Kapitel dreiunddreißig

Über dieses Buch

Royal, rebellisch und unwiderstehlich.

Als »His Royal Hotness« liegen Prinz Kian die Frauen zu Füßen – was ihm sehr gelegen kommt. Gern lässt er sich auf die ein oder andere Affäre ein, denn im Gegensatz zu seinem älteren Bruder, Kronprinz Garrett, hat Kian viele Privilegien, aber wenige Verpflichtungen. Doch sein Leben wird völlig aus der Bahn geworfen, als Garrett entführt wird. Kian macht sich furchtbare Sorgen und muss auf einmal Verantwortung übernehmen – für das Königreich und seine Zukunft als möglicher Thronfolger. Sein Ruf bei den Frauen wird plötzlich zum Fluch, denn jetzt muss er sich eine Horde von Thronjägerinnen vom Hals halten … Bei einer Gala schüttet ihm die toughe Kellnerin Savannah Champagner über den Smoking und rettet ihn so vor einer aufdringlichen Heiratskandidatin. Savannah ist klug und sexy und geht Kian plötzlich nicht mehr aus dem Kopf. Doch Savannah hat ein Geheimnis …

His Royal Hotness 1 – Eine romantisch royale und heiße Lovestory.

Über die Autorin

New-York-Times- und USA-Today-Bestsellerautorin Tracy Wolff lebt in Texas und unterrichtet Kreatives Schreiben am örtlichen Community College. Sie ist verheiratet und Mutter von drei Söhnen.

TRACY WOLFF

DARKROYAL

Unwiderstehlich

Aus dem amerikanischen Englischvon Nina Bellem

beHEARTBEAT

Digitale Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment | Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

This translation is published by arrangement with Loveswept, an imprint of Random House, a division of Penguin Random House LLC

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2017 by Tracy Deebs-Elkenaney

Titel der amerikanischen Originalausgabe: »Royal Pain«

Originalverlag: Loveswept, Penguin Random House LLC, New York

Für die deutschsprachige Ausgabe

Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Übersetzung: Nina Bellem

Redaktion: Sofie Raff

Covergestaltung: Guter Punkt, München | www.guter-punkt.deunter Verwendung eines Motivs von © Marko_Marcello/istock

eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-5768-4

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Prolog

Kian

Die Sonne brennt, die Drinks sind kalt und die Musik ist heiß – es gibt keinen Ort, an dem ich jetzt lieber wäre.

Aber gibt es überhaupt jemanden, der nicht auf einer Yacht vor der Küste von Ibiza sein will, dem Spielplatz der Reichen und Rücksichtslosen?

Es ist einfach der perfekte Ort, vor allem für jemanden wie mich. Ich kann mit Stolz sagen, dass ich sowohl das Reich als auch das Rücksichtslos auf die Spitze getrieben habe – und dazu kommt noch das dritte R in meiner Dreieinigkeit des schlechten Benehmens: Royal.

Richtig gehört. Ich bin reich, rücksichtslos und royal. Ich reibe es zwar nicht jedem gleich unter die Nase, aber ich schäme mich auch nicht dafür. Warum auch, immerhin bekomme ich fast alles im Leben, weil ich His Royal Hotness, Prinz Kian von Wildemar bin. Und da ich, dank meines älteren Bruders Garrett, den Titel ohne die damit verbundenen Verpflichtungen geerbt habe, wäre es eine Schande, wenn ich mein Glück nicht genießen würde.

Viele denken, ich sollte neidisch darauf sein, dass Garrett der Thronerbe ist – immerhin ist er nur sieben Minuten älter als ich. Aber diese Leute verstehen es nicht. Sie sehen nur die Macht, die der zukünftige König haben wird, und übersehen den ganzen Mist, der damit verbunden ist.

Ich habe den ganzen Mist aus nächster Nähe mitansehen können, und ich muss sagen: Ich bin wirklich, wirklich froh, dass mir das erspart bleiben wird.

Immerhin bin ich gerade auf dieser Yacht, während Garrett im Schloss den Kronprinzen für ein paar südamerikanische Delegierte spielen muss.

Ich habe im Augenblick ein brasilianisches Supermodel auf meinem Schoß und ein Victoria’s-Secret-Model kuschelt sich gleichzeitig an mich, während Garrett seit Jahren schon an die gleiche langweilige, adelige Wichtigtuerin gefesselt ist.

Aber das Wichtigste ist: Als Zweitgeborener kann ich sagen, was ich will, sein, wer ich bin, und machen, was ich will (mit jeder Frau, die ich will), während Garrett … nichts davon tun kann. Verdammt, ich liebe es, der Zweitgeborene zu sein. Warum auch nicht, wenn ich doch all die Privilegien des Adels genießen kann, ohne irgendeine der Pflichten übernehmen zu müssen?

Das nächste Lied ist ein Klassiker von Avicii, und das Model auf meinem Schoß – ich glaube, sie heißt Mariana – quietscht, während sie sich auf mir bewegt. »Ich liebe diesen Song«, sagt sie atemlos. Ihre Stimme ist noch heiser und sexy nach dem Orgasmus, den ich ihr gerade beschert habe. »Lass uns tanzen, Baby.«

»Bist du dir sicher, dass es das ist, was du willst?« Ich bewege die Finger meiner linken Hand, die noch immer in ihr vergraben sind. »Denn ich hatte gedacht, wir gehen in die zweite Runde und schauen, wie lange ich brauche, um dich noch mal kommen zu lassen.«

»Du kannst mich noch einmal kommen lassen«, sagt Brandy, der Victoria’s-Secret-Engel an meiner rechten Seite, und bewegt sich gegen meinen Daumen. Sie stöhnt leise, während ich ihr gebe, was sie will. Mit dem Daumen streichle ich erst einmal über ihre Klit, dann ein zweites und ein drittes Mal.

Wie so oft sind aller guten Dinge drei, und sie keucht meinen Namen, als sie kommt. Ihre langen, manikürten Fingernägel kratzen über meinen Rücken.

Mariana sieht uns zu und stöhnt leise; ihr heißer, nasser Körper zieht sich um meine Finger zusammen, und auch sie kommt zum zweiten Mal.

Dann rutscht sie von meinem Schoß, fährt mit der Hand über das Sixpack, das ich meinen zehn Jahren in der Royal Navy von Wildemar zu verdanken habe, und kniet sich auf den Boden zwischen meine Beine. Brandy erhebt sich, um ihr zu helfen, und zupft an der Kordel meiner Gucci-Shorts. Ich lehne mich gegen die Couch, um ihr mehr Platz zu geben – man soll mir nicht nachsagen können, ich wäre kein Gentleman. Offensichtlich funktioniert das auch, denn sie kann ganz leicht ihre Hand unter meine Shorts schieben; ihre Finger legen sich um meinen Schwanz und sie bewegt die Hand einige Male auf und ab.

Jetzt bin ich derjenige, der stöhnt, und ich lege meinen ausgestreckten Arm auf der Rückenlehne des Sofas ab. Mit der anderen Hand greife ich nach Mariana. Ich ziehe sie näher zu mir und schiebe meine Finger in ihr Haar. Und dann führe ich ihren sehr roten und sehr talentierten Mund, langsam, langsam hinab zu meinem begierig wartenden Schwanz.

Aber kaum hat sie begonnen, an mir zu saugen, ist das nervtötende Geräusch eines ankommenden Helikopters zu hören. Das Geräusch ist sogar schon so nah, dass ich unwillkürlich aufblicke. Und in dem Moment weiß ich, ich bin am Arsch, denn es ist nicht irgendein Helikopter. Dieser Helikopter gehört zum Royal Air Corps von Wildemar – das verrät mir das Abzeichen auf der Seite.

Bevor ich herausfinden kann, was der Helikopter hier will, sind auch schon Niall und Lucas an meiner Seite. Binnen weniger Sekunden hat man mich von Mariana und dem Engel befreit, und weniger als eine Minute später stehe ich auf dem Deck. Über mir baumelt eine Strickleiter, die aus dem schwebenden Helikopter geworfen wurde.

»Was zur Hölle ist hier los?«, will ich von meinen Bodyguards wissen, die selbst jetzt, während einer Yachtparty, in schiefergraue Anzüge gekleidet sind, ihre Standarduniform.

»Der König hat befohlen, dass du nach Hause kommst«, sagt Niall zu mir, und ich habe ihn noch nie zuvor so ernst gesehen.«

»Der König kann mich am –«

»Es ist ein Notfall, Kian«, unterbricht mich Lucas, ehe ich etwas Unflätiges über meinen Vater sagen kann, vor all diesen reichen und nutzlosen Menschen, die das Schauspiel neugierig beobachten.

»Was für ein Notfall?« Zum ersten Mal spüre ich einen Anflug von Sorge mein Rückgrat hinabrieseln. »Dem Königreich –«

»Geht es gut«, unterbricht mich Niall.

»Was ist es dann?«

»Es geht um Prinz Garrett«, sagt er und hält die Leiter ruhig.

Meine Beklommenheit wird stärker und droht zur Panik zu werden. »Was ist mit meinem Bruder?«

»Ich weiß es nicht.«

Was zur Hölle? »Was weißt du dann?«, will ich frustriert wissen.

»Dass Prinz Garrett etwas zugestoßen ist. Der König fürchtet auch um deine Sicherheit«, knurrt Lucas. »Jetzt steig in den –«

Aber ich klettere bereits die Leiter hinauf, ziehe mich schnell in den Helikopter. In meiner Magengrube breitet sich heiße Angst aus.

Mag sein, dass ich der Zweitgeborene bin, aber ich bin noch immer ein Mitglied der königlichen Familie von Wildemar. Und im Augenblick geht es mir nur darum, dass mein Bruder – und mein Land – in Sicherheit sind.

Kapitel eins

Meine Haut juckt, als wäre sie mir zu eng.

Als hätte ich einen wirklich schlimmen Sonnenbrand.

Als hätte ich nie zuvor etwas so Unbequemes getragen.

Was, um ganz ehrlich zu sein, im Augenblick auch stimmt.

Okay, entweder das, oder ich leide unter einem schweren Fall von Windpocken.

Möglicherweise liegt es auch an diesem verdammten Affenaufzug, in dem ich stecke.

Vielleicht liegt es auch an … Herrgott, die Liste der möglichen Gründe ist wirklich endlos.

Ich schiebe heimlich einen Finger zwischen den zu steifen, gestärkten Kragen und meinen viel zu trockenen Hals. Dann atme ich zum ersten Mal an diesem Abend durch. Jep, es liegt eindeutig an diesem Affenaufzug. Zumindest rede ich mir das ein, und dabei werde ich auch bleiben. Diese Erklärung ist immerhin viel besser als die Alternative …

Jahrelang habe ich zu diesen offiziellen Anlässen meine Uniform getragen, und es fühlt sich verdammt seltsam an, jetzt in einem gottverdammten Smoking zu stecken. Es ist zwar ein Designeranzug von Tom Ford, aber der perfekte Schnitt macht es für mich nicht einfacher, diesen Anzug – oder diese Nacht – zu akzeptieren.

Ich spanne meine Schultern an, richte mein Jackett und zupfe heimlich an den Manschetten. Außerdem versuche ich, nicht so auszusehen, als würde ich an meiner perfekt gebundenen schwarzen Seidenfliege ersticken. Das ist einfacher gesagt als getan, denn alles an diesem Abend fühlt sich verdammt unbehaglich an. Aber mein ganzes Leben ist unbequemer – und sehr viel schlimmer –, seit der königliche Helikopter vor dreizehn Wochen auf dieser verdammten Yacht gelandet ist. Unbequemer und verdreht, als hätte man es komplett auf den Kopf gestellt. Einfach falsch. So verdammt falsch.

Aber wie soll es auch anders sein, wenn ich derjenige bin, der mit stocksteifer Miene auf dieser blöden Gala steht, während mein Bruder – mein Zwilling – vermisst wird?

Vielleicht wird er in irgendeinem dunklen Loch festgehalten.

Vielleicht ist er verletzt.

Vielleicht ist er tot.

Allein der Gedanke an dieses Wort lässt meinen Magen rotieren und meine Hände zittern. Ich stecke sie in meine Taschen, damit keiner dieser Geier, die mich nicht aus den Augen lassen, es mitbekommt. Sie sind entschlossen, heute Abend ein Zeichen meiner Schwäche zu entdecken, und ich bin ebenso entschlossen, ihnen keines zu zeigen.

»Euer Hoheit. Es ist so schön, Sie hier zu sehen«, flötet jemand hinter mir.

Herrgott! Noch eine Oktave höher, und sie durchbricht die Schallmauer. Wieso, zum Teufel, denken reiche Frauen – vor allem ältere reiche Frauen –, dass es sie attraktiver wirken lässt, wenn sie in diesem schrillen Ton reden? Alles, was sie damit erreichen, ist, dass die Menschen von ihnen genervt sind. Na ja, und jeder Hund in der Nachbarschaft wird wach.

Ich lasse mir meinen Ärger nicht anmerken, drehe mich um und stehe direkt vor einer Frau, die mir vage vertraut vorkommt.

Eine leise Stimme in meinem Hinterkopf sagt mir, ich sollte die Frau kennen, aber ich höre schon lange nicht mehr auf diese Stimme. Und auch wenn ich jetzt in Garretts Schuhen stecke, werde ich das nicht ändern.

»Hallo, meine Liebe«, sage ich zu ihr, ergreife die Hand, die sie mir entgegenstreckt, und führe sie an meine Lippen.

Sie kichert wie eine Zwölfjährige. »Es ist so schön, Sie wiederzusehen. William und ich hatten gehofft, Sie würden heute hier sein.«

Die Erwähnung ihres Ehemannes hilft meiner Erinnerung auf die Sprünge. Es ist Florence Thackeray, die Frau des britischen Botschafters in Wildemar. Ihr Mann ist ein alter Schulfreund meines Vaters, mit dem er oft zum Golf geht.

Wegen der Verbindung unserer Familien zwinge ich mich zu etwas mehr aufrichtiger Freundlichkeit in meinem Gesichtsausdruck. Aber, um ganz ehrlich zu sein, wenn es nach mir geht, ist jeder Freund meines Vaters automatisch verdächtig. »Ich hatte ebenfalls gehofft, Sie hier zu sehen. Wie geht es –«, ich durchforste mein Gehirn einige Sekunden lang, »Betsy?«

Überrascht weicht sie zurück. »Betsy?«

Verdammt. Okay. »Ich meinte natürlich Betty. Wie geht es Betty?«

Sie verzieht verärgert das Gesicht. Verdammt noch mal! Wie zur Hölle soll ich mich an den Namen jeder Tochter jedes Botschafters in diesem verdammten Land erinnern? Nur weil Nicht-Betsy-oder-Betty und ich während eines langen Staatsbanketts an einem Sommerabend vor ein paar Jahren miteinander gevögelt haben, bedeutet das nicht, dass wir in Kontakt geblieben sind. Gott bewahre mich vor aufdringlichen Müttern.

Aber man erwartet von mir, dass ich es versuche. Also: »Ihre Tochter. Wie geht es ihr? Als ich das letzte Mal mit ihr gesprochen habe, war sie gerade zu Besuch aus Cambridge, während der Semesterferien im Sommer.«

»Bootsy hat ihren Abschluss gemacht und arbeitet jetzt in der Botschaft. Hier. In Wildemar.«

Und das ist mein Stichwort, hier zu verschwinden. »Dann richten Sie Bootsy bitte Grüße von mir aus. Sie müssen uns bald mit ihr im Palast besuchen kommen.«

Ich drücke noch einen Kuss auf ihren Handrücken und verschwinde dann in der Menge, die um uns herum wogt. Ich mache mir im Geiste eine Notiz, dass ich Roland – den Assistenten meines Vaters und Befehlshaber über alles, was mein Leben zur Hölle macht – frage, was es mich kosten würde, wenn ich vor diesem Besuch ein paar Ohrstöpsel und eine Lobotomie haben will.

Warum zur Hölle tue ich mir das an? Zornig bahne ich mir meinen Weg durch die Menge. Was zur Hölle mache ich überhaupt hier? Ich sollte zu Hause sein und die neusten Informationen durchgehen, die ich bei unserem täglichen Meeting zu Garretts Verschwinden bekommen habe. Oder ich sollte unsere Security oder unseren Geheimdienst fragen, was sie noch unternehmen können, um Garrett zu finden. Ganz sicher sollte ich nicht hier herumstehen und so tun, als würde mich das Ganze hier einen Dreck interessieren.

Also, warum zur Hölle bin ich dann hier?

Ach ja, richtig. Ich soll den Menschen zeigen, dass Wildemar noch immer stark ist, obwohl ihr Kronprinz verschwunden ist und alles auf ein falsches Spiel hindeutet.

Das Problem an der Sache? Es stimmt nicht. Wir sind nicht stark. Aber ich war schon immer der Typ für mehr Schein als Sein. Ich bin hier, um allen zu zeigen, dass alles in Ordnung ist, dass Garretts Entführung zwar beunruhigend ist und mit der größten Diskretion behandelt wird, aber die Integrität und die Entschlossenheit der königlichen Familie dadurch nicht ins Wanken geraten ist. Auch wenn genau das geschehen ist.

Das vorzuspielen ist härter, als ich dachte, weil ich in dieser Welt aufgewachsen bin und die meisten Menschen im Saal fast schon mein ganzes Leben lang kenne. Aber nur weil man sich kennt, heißt das nicht, dass man auch ein enges Verhältnis zueinander hat – vor allem wenn man adelig ist – und ich bin entschlossen, unter der Last nicht zusammenzubrechen. Nicht hier und ganz sicher nicht jetzt.

Auch wenn es mit jedem Tag, an dem Garrett verschwunden ist, mit jedem Tag, an dem kein Anruf kommt, uns keine Lösegeldforderungen oder ein Video erreichen, in dem er für die Propaganda für irgendeinen verrückten Zweck instrumentalisiert wird, immer wahrscheinlicher wird, dass mein Bruder – mein Zwillingsbruder – bereits tot ist.

Dieser Gedanke ist immer in meinem Hinterkopf, und er lässt mich bis auf die Knochen gefrieren. Als ich mich langsam auf den Weg zur Bar auf der anderen Seite des Saals mache, zittern mir nicht nur die Hände. Rein von der Strecke her ist es nicht weit. Aber ich komme immer nur einige Zentimeter voran, ehe ich aufgehalten werde und Höflichkeiten austauschen muss, daher brauche ich ewig.

Meine trockene Kehle wird noch trockener.

Aber ich lächle die Herzogin von Irgendwas an und tue mein Bestes, es zu ignorieren, dass sie sich an mich presst. Dass sie alt genug ist, um meine Mutter zu sein, scheint sie nicht zu stören, denn sie lehnt sich vor und flüstert mir etwas wahnsinnig Verdorbenes – und wahnsinnig Unerotisches – in mein Ohr.

Und dann zieht Arnoux Durand meine Aufmerksamkeit auf sich. »Euer Hoheit, seid Ihr das?« Der Mann besteht nur aus traurigen Augen und besorgter Stimme. »Es tut uns so schrecklich leid, was mit Prinz Garrett geschehen ist. Aber wir wollten Euch sagen, wie aufregend es für uns ist, dass wir in diesen schwierigen Zeiten und auch in der Zukunft Eure Führung haben werden.«

Als wäre er bereits tot. Als wäre es bereits entschieden, dass es so kommen wird, und alles, was uns noch bleibt, ist, seine Leiche zu beerdigen.

Ich würde dem übereifrigen alten Arschloch gerne sagen, dass er sich verziehen soll, aber er ist der Vorsitzende des Oberhauses. Und wie mir von meinem Vater via Roland eingebläut wurde, als er mich gebrieft hat – es gibt eine Menge Gesetze, die wir im Augenblick durchsetzen wollen. Und von mir wird erwartet, dass ich den Weg, so gut es geht, ebne. Mitleid allein wird dazu nicht ausreichen … der König ist berechnend.

Ich atme bewusst tief durch – das habe ich fast vergessen –, und zähle von fünf an rückwärts, ehe ich ihm antworte. »Vielen Dank für Ihre Sorge, Minister Durand. Mein Vater und ich wissen Ihre –«

»Minister Gerincoult«, unterbricht er mich, und es klingt, als würde seine Fliege ihm die Luft abschnüren. Ein Gefühl, das ich nur zu gut nachempfinden kann.

»Ich habe auch noch vor, mit Gerincoult zu sprechen«, sage ich zu ihm. »Ich habe nur noch nicht –«

»Nein, ich bin Gerincoult.« Seine Worte sind abgehackt, sein Ton ist eiskalt, und ich stecke tief im Schlamassel. »Durand steht drüben am Balkon.«

»Natürlich. Verzeihen Sie.« Da mir keine andere Wahl bleibt, spekuliere ich auf sein Mitleid. »Ich bin im Augenblick ein wenig durcheinander, wegen allem, was gerade vor sich geht. Natürlich weiß ich, wer Sie sind. Sie waren immer schon einer von Garretts liebsten Politikern.«

Er wirkt nicht überzeugt, aber zumindest sieht er nicht mehr beleidigt aus. Wahrscheinlich weil er mich für einen Idioten hält … und im Augenblick bin ich versucht, ihm zuzustimmen.

Mein. Leben. Ist. Die. Hölle.

Garrett muss einfach noch am Leben sein. Er muss einfach – und das nicht nur, weil ich das hier nicht die nächsten fünfzig Jahre meines Lebens machen kann. Jeder, angefangen bei meinem Vater bis hin zum Parlament (mal abgesehen von Gericoult, dem Vorsitzenden des Unterhauses) und der Bevölkerung, scheint zu glauben, dass ich Garretts Platz einnehmen und als Thronfolger antreten kann, wenn ich nur zeige, wie ernsthaft ich sein kann. Wenn mir die letzten drei Monate eins gezeigt haben, dann, dass es ihnen egal ist. Ein Kronprinz ist für sie ebenso gut wie der andere.

Als wäre es so einfach.

Als könnte ich einfach so Garretts Platz einnehmen.

Als könnte das irgendjemand.

Garrett ist der beste Mann in Wildemar, und ganz sicher ist er der Bessere von uns beiden. Die Vorstellung, ich könnte ihn jemals auf irgendeine Weise ersetzen, ist mehr als nur eine Beleidigung. Es ist ein verdammter Witz. Einer mit einer richtig, richtig schlechten Pointe.

Und doch stehe ich hier und versuche genau das, wobei ich nicht besonders erfolgreich bin. Die Menschen von Wildemar verdienen etwas Besseres. Zu schade, dass sie das bis jetzt noch nicht begriffen haben.

Aber das werden sie noch. Und dann wird es ungemütlich. Für uns alle.

Klar, ich bewege mich in einem Ballsaal ebenso gut wie sie. Ich kann ein paar Hände schütteln. Kann ein paar Anekdoten erzählen, die sie zum Lachen bringen. Ich kann mit den Frauen der Parlamentarier tanzen und sie ohne Probleme aus ihren High Heels – und ihren knappen Höschen – flirten. Nach achtundzwanzig Jahren als Zweitgeborener habe ich doch ein oder zwei Dinge aufgeschnappt.

Aber das bedeutet nicht, dass ich ein Land regieren kann. Zur Hölle, meistens kann ich mich kaum an den Namen des Parlamentsvorsitzenden erinnern, geschweige denn an die politische Richtung seiner Partei. Oder wie er bei wichtigen Fragen stimmen soll.

Ich habe mein Leben damit zugebracht, Brücken niederzubrennen, anstatt sie zu bauen. Es ist verrückt zu erwarten, dass ich mich jetzt ändere.

Und kann man mir wirklich die Schuld daran geben? Wer würde nicht lieber den Abend mit zwei Supermodels im Bett verbringen, anstatt sich auf einer langweiligen Wohltätigkeitsveranstaltung um Kopf und Kragen zu lügen?

Aber so funktioniert es nun einmal nicht, wenn man der Thronfolger ist.

Der Kronprinz verbringt seine Zeit nicht mit Supermodels. Er kann keine wilden Partys in Monte Carlo oder Las Vegas feiern. Und ganz sicher kann er nicht einfach machen, was er will. Er hat zu tun, was der König will.

Was die Leute von ihm erwarten.

Und was die Krone verlangt.

Im Augenblick verlangt die Krone von mir, dass ich mich im Saal sehen lasse, mit den privilegierten Massen Hof halte, aber mich nicht unter sie mische. Ich begebe mich nicht hinunter auf ihr Niveau. Ein Prinz muss interessiert, aber nicht zu interessiert wirken, offen, aber nicht zu offen. Er nimmt Anteil, aber – man ahnt es schon – nicht zu sehr.

Es ist schwerer, dieser Regel zu folgen, als man denkt. Aber so geht es mir mit den meisten Regeln.

Ich gehe einige Schritte auf die Bar zu, aber Roland, der uralte, aber immer noch rüstige Privatsekretär meines Vaters, fängt mich ab. Langsam räuspert er sich und blickt nervös nach links und rechts. Er vermeidet es, mir in die Augen zu sehen, aber das muss er auch nicht. Ich weiß trotzdem, was er will. Er will mich daran erinnern, dass ich nicht hier bin, um mich zu betrinken, egal wie verführerisch dieser Gedanke gerade klingt.

Und er klingt sehr, sehr verführerisch.

Aber das ist, was ein Zweitgeborener tun würde. Er würde den Barkeeper dazu überreden, ihm eine Flasche des besten Scotchs zu geben, sich ein paar schöne Frauen ohne Begleitung schnappen und sich dann in den Garten oder oben in die Hotelsuite verziehen, je nachdem, wie egal ihm alles ist. Und meistens war es mir ziemlich egal.

Ich habe in jeder Ecke des Hotelgartens eine Frau gevögelt, in jeder der eleganten Toiletten, in unzähligen Suiten und, während einer besonders denkwürdigen Nacht, auch in der Garderobe. Ich nicke Roland zu, um ihm zu bedeuten, dass ich verstanden habe, und gehe dann noch ein paar Schritte auf den Drink zu, der meinen Namen ruft.

Viel näher komme ich aber nicht, bevor sich Madame Aquillard bei mir unterhakt.

Sie ist schon eine ältere Dame, etwa fünfundfünfzig. Anstelle von Fingernägeln hat sie rubinrote Krallen und auf dem Kopf einen Turm falscher blonder Haare. Sie besitzt darüber hinaus die Instinkte eines Hais, und offensichtlich hat sie heute Abend Blut im Wasser gewittert …

Das ist nicht meine erste Begegnung mit ihr. Ihr Ehemann war früher Finanzminister, und als ich fünfzehn Jahre alt war, hat sie mich im Familienflügel des Schlosses in eine Ecke gedrängt und versucht, mich aus meiner rebellisch zerrissenen Jeans herauszuquatschen. Die Tatsache, dass ich es fast zugelassen hätte, macht dieses Zusammentreffen – so wie auch unsere vorigen Begegnungen – extrem unangenehm für mich.

Sie packt meinen Bizeps. Ihre langen, spitzen Fingernägel graben sich ein wenig hinein, während sie sich festhält, und mir wird klar, dass dieses Treffen noch unangenehmer sein wird als die bisherigen. Denn dieses Mal geht es nicht darum, dass sie mich in ihr Bett zerren will; es geht darum, sich beim Kronprinzen anzubiedern. Mehr noch, es geht darum, mein Interesse zu wecken – nicht für sie, sondern für die Frau, die neben ihr steht. Ihre jüngste Tochter, Marigold. Oder Mariana. Oder Merriweather …

Wie auch immer sie heißt, dieser Hinterhalt ist einfach nur krank. Vor dreizehn Jahren wollte sie mich vögeln und daraus ihr schmutziges kleines Geheimnis machen. Jetzt will sie, dass ich ihre Tochter vor aller Welt vögle. Natürlich nur, wenn ich sie auch heirate, aber trotzdem … es bleibt krank.

Außerdem wird das auf keinen Fall passieren. Ihre Tochter mag zwar heiß sein, aber keine Frau ist heiß genug, als dass ich es für eine gute Idee halten könnte, mich mit dieser Familie einzulassen.

Aber ich bin im Nachteil, denn der gesamte Saal kann uns sehen, und ich habe gerade überhaupt keine Idee, was ich machen soll.

Nicht dass ich mit solchen Situationen normalerweise nicht klarkommen würde (als Prinz muss man wissen, wie man mit durchtriebenen Müttern und ihren noch durchtriebeneren Töchtern umgehen muss), aber sonst bin ich in solchen Situationen auch der Zweitgeborene. Es ist einfach, sich aus schwierigen Momenten zu winden, wenn alle Blicke auf Garrett gerichtet sind. Aber jetzt, wo alle mich ansehen, ist es komplizierter geworden … vor allem weil das Schicksal der Regierungsbündnisse oft auf den Schultern des Kronprinzen liegt.

Was auch immer ich vorhabe, ich muss mich beeilen. Denn je länger wir hier stehen, umso mehr Menschen werden merken, was hier vor sich geht. Und je mehr Menschen es merken, umso mehr werden meinen Namen mit Mariely … Maria … Mariella – ja, das ist ihr Name – Mariella Aquillar in Verbindung bringen. Und ich will eindeutig nicht, dass das passiert. Nach diesen beschissenen drei Monaten sind Gerüchte um eine königliche Hochzeit das Letzte, was ich gebrauchen kann.

Während ich fieberhaft überlege, wie ich das Gerede zum Schweigen bringen kann, durchflutet mich Panik. Aber seit Garrett verschwunden ist, ist das bei mir zum Dauerzustand geworden. Panik, Wut und erbärmliche, grausame, überwältigende Angst.

Das gibt einfach kein gutes Bild ab, weder für mich noch für das Land.

Allerdings gibt es auch kein gutes Bild ab, dass der Kronprinz aus der Öffentlichkeit verschwunden ist. Vor allem weil die einzige Spur, die er hinterlassen hat, eine königliche Limousine ist, die von Kugeln durchsiebt wurde – und drei tote Bodyguards.

Ich schiebe den Gedanken und meine Wut beiseite und konzentriere mich stattdessen auf meine aktuelle Situation. Verdammt. Ich brauche einen Drink, nicht noch ein Gespräch mit einer gierigen Mama und ihrer geistlosen Tochter.

Trotz allem ringe ich mir ein Lächeln ab und bete dabei, dass es nicht so gequält wirkt, wie es sich anfühlt – gerade als Mariella mir ihre Hand auf den Unterarm legt.

»Kian, wie geht es dir?«, fragt sie und klimpert so heftig mit ihren falschen Wimpern, dass ich den Luftzug spüren kann.

»Es geht mir gut.« Ich bewege mich ein wenig, sodass ihre Hand von meinem Arm rutscht. Um die Bewegung zu vertuschen, ergreife ich ihre Hand, um sie kurz zu schütteln. »Wie geht es dir?«

»Hervorragend, jetzt, wo ich dich getroffen habe.« Die Worte sind schon fast ein Schnurren, der Laut, den eine Katze von sich gibt, die glaubt, ihre Beute endlich in die Enge getrieben zu haben. Aber ich bin keine Maus, und das werde ich auch niemals sein.

Aber das kommt nicht bei ihr an, da sie viel zu sehr von sich selbst eingenommen ist. Sie ist so von ihrem Spielchen überzeugt, dass sie gar nicht bemerkt, dass ich dabei nicht mitmachen werde.

Sie tritt näher und berührt mit ihren Brüsten meinen Arm – und das vor den Augen ihrer Mutter und all der anderen Gäste im Ballsaal. »Wie geht es dir wirklich, Darling? Ich weiß, es muss furchtbar hart für dich gewesen sein, Garrett zu verlieren, und ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Wir alle haben das.«

»Ich habe ihn nicht verloren«, presse ich zwischen fest zusammengebissenen Zähnen hervor. »Er ist nicht mein Schlüsselbund oder meine Brieftasche.«

»Oh, natürlich nicht«, zwitschert sie, und ihre Hand befindet sich nun auf meiner Brust. Ich will sie zurechtweisen, aber ich war noch nie der Typ Mann, der seine Position ausnutzt, um eine Frau zu erniedrigen, nicht einmal verbal. Egal wie sehr sie auch darauf aus ist, mich auszunutzen. Aber Dutzende von Leuten versuchen, unser Gespräch zu belauschen, und Hunderte beobachten uns wie Falken. Ich muss etwas sagen, muss irgendetwas tun, sonst wird die Gerüchteküche explodieren.

Aber bevor mir irgendetwas einfällt, das nicht unhöflich oder höchst beleidigend ist, läuft eine Kellnerin mit einem Tablett voller Champagnergläser vorbei.

»Euer Hoheit, möchtet Ihr etwas trinken?«, fragt sie mit tiefer und rauer Stimme. Trotz allem zieht dieser Laut meine Aufmerksamkeit auf sich, und ich drehe mich um, um eine der Champagnerflöten entgegenzunehmen – normalerweise bevorzuge ich Tequila, aber in der Not frisst der Teufel Fliegen – und starre in das bezauberndste Paar brauner Augen, das ich jemals gesehen habe.

Der Blick und die Aufmerksamkeit, die er in mir weckt, dauern nur einen Moment an, denn plötzlich stolpert sie nach vorn … und alle Gläser auf dem Tablett, inklusive Inhalt, ergießen sich über die Vorderseite meines verdammten Tom-Ford-Smokings.

Kapitel zwei

Um mich herum keuchen die Menschen auf. Madame Aguillard und ihre Tochter springen zurück, als hätten sie sich verbrannt. Oder schlimmer noch, als wäre Ungeschicklichkeit ansteckend. Über den Kopf der Kellnerin hinweg kann ich Lucas und Niall sehen, bereit einzuschreiten. Mit einem knappen Kopfschütteln halte ich sie davon ab – verschütteter Champagner ist keine Gefahr für die nationale Sicherheit – strecke dann die Hand aus und ergreife damit die der Kellnerin, die sich dauernd entschuldigt und dabei mit einer Stoffserviette meinen Bauch abtupft.

»Es tut mir so leid, Euer Hoheit«, sagt sie zum fünften Mal in den letzten fünf Sekunden. »Es tut mir so –«

»Bitte«, sage ich und nehme ihr das Taschentuch ab, bevor sie noch anfängt, mir vor den Augen von Wildemars oberen Zehntausend den Schritt abzuwischen. Das wäre ein Schauspiel … Die Tatsache, dass mein Schwanz bei dem Gedanken an diese Möglichkeit ein wenig zuckt, macht die ganze Sache zu einem noch größeren Desaster. Und sehr faszinierend.

Aber, ermahne ich mich, das würde der alte Kian machen. Der, der nicht der Thronfolger ist und dem eines Tages die Führung des Landes anvertraut wird. Der neue Kian soll sich königlich benehmen, er soll besonnen sein. Unter keinen Umständen soll er ein Perverser sein, der nur daran denken kann, was sich unter der durchsichtigen Bluse dieser Kellnerin befindet. Auch wenn es so aussieht, als würde sich darunter eine Menge befinden, und zwar nur Gutes.

»Bitte hören Sie auf, sich zu entschuldigen«, sage ich zu ihr und benutze die Serviette, um die schlimmsten Champagnerflecken trockenzulegen. »So was passiert.«

Ich drehe mich zu Madame Aguillard und ihrer Tochter um. »Es tut mir leid, aber ich muss mich darum kümmern.« Ich deute auf die durchnässte Vorderseite meines Smokings.

»Natürlich«, flöten beide einstimmig, schießen dabei aber giftige Blicke zu der Kellnerin herüber.

»Vielleicht können wir später miteinander tanzen?«, fragt Mariella und fährt mit der Hand mein Revers hinab, das vom Champagner verschont geblieben ist.

»Ich freue mich schon darauf«, erwidere ich, auch wenn ich mir im Stillen verspreche, mich den Rest des Abends weit, weit von diesem dynamischen Duo fernzuhalten. Immerhin hat eine Fliege nicht unbegrenzte Chancen, dem Netz der Spinne zu entkommen, und ich habe das Gefühl, meine Chancen bereits aufgebraucht zu haben.

»Wir könnten vielleicht –«

»Ich habe Mineralwasser gegen die Flecken«, unterbricht sie die Kellnerin genau rechtzeitig. Dann nimmt sie meine freie Hand und zerrt mich durch den Ballsaal.

»Danke, aber das ist nicht –«

Sie wirft mir einen Blick zu, der mich verstummen lässt. Er wirkt halb amüsiert, halb schelmisch, aber vor allem verdammt sexy. Und auf einmal, Gala hin oder her, bin ich mehr als bereit, mich von ihr überallhin zerren zu lassen.

Ich werfe einen Blick über die Schulter und sehe Lucas, der sich natürlich seinen Weg durch die Menge bahnt, um uns zu folgen. Ich schüttle den Kopf, aber er sieht mich nur wütend an und kommt näher. Noch ein Unterschied zwischen dem Thronfolger und dem Zweitgeborenen. Das bisschen von meinem Leben, das bisher mir gehört hat, existiert nicht länger. Aber ich bleibe nicht stehen. Es hat etwas Erfrischendes, von einer Frau mitgezerrt zu werden, die überhaupt nicht von meinem Titel beeindruckt zu sein scheint.

Wir gehen einen kleinen Flur entlang, und sie lässt ihr Tablett, das sie immer noch in der anderen Hand hatte, auf einem großen Servierwagen fallen. Dann nimmt sie ein paar weitere Stoffservietten und zieht mich wieder hinter sich her.

»Normalerweise versuche ich erst, den Namen der Frau zu erfahren, bevor ich mit ihr durchbrenne«, sage ich, und wir gehen einen weiteren Flur entlang.

»In diesem Fall nicht.« Sie wirft mir noch einen amüsierten Blick über die Schulter hinweg zu. Dieses Mal hebt sie dabei sogar die Augenbraue, was meinen Schwanz aufmerken lässt.

Und kann man es ihm verübeln – oder mir? Die Frau ist heiß, und das in Großbuchstaben, H-E-I-S-S.

Langes, schwarzes Haar, das wirkt, als würde es sich jeden Moment aus dem Knoten lösen, in den sie es hochgesteckt hat.

Große, braune Augen, umrandet von dunklen Wimpern, die Mariellas falsche Wimpern vor Neid erblassen lassen.

Dazu kommen noch volle rosafarbene Lippen, diese raue Stimme und ein Körper, der nur aus üppigen Kurven und glatter olivfarbener Haut besteht – wer könnte da widerstehen? Der alte Kian würde bereits versuchen, sie mit einer Charmeoffensive aus ihrer Uniform und auf seinen Schwanz zu befördern.

Zur Hölle, wem mache ich etwas vor? Sobald wir irgendwo ungestört sind, wird der neue Kian genau das versuchen.

Endlich erreichen wir eine Tür, und sie bleibt lange genug stehen, um ihre Schlüsselkarte durch den Schlitz des Schlosses zu ziehen. Dann drückt sie die Tür auf, und wir befinden uns auf einem kleinen, halbmondförmigen Balkon, auf dessen einer Seite sich eine Kühlbox und auf der anderen ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen befindet.

»Pausenraum?«, frage ich, während ich mich umdrehe, um Lucas die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Er sieht fuchsteufelswild aus, aber er kann nichts dagegen tun. Normalerweise macht es mir nichts aus, wenn mir jemand beim Vögeln zusieht, aber diese Frau hat etwas Besonderes an sich, sodass ich alles, was als Nächstes zwischen uns geschieht, nur für mich behalten will.

»So was Ähnliches.« Sie lässt meine Hand los, und ich versuche, die Wärme ihrer Handfläche nicht zu vermissen. Dann geht sie hinüber zur Kühlbox und hebt den Deckel an. Sie nimmt eine kleine Flasche mit Mineralwasser heraus und hebt sie triumphierend in die Höhe.

»Du bewahrst hier Mineralwasser auf, wegen der unwahrscheinlichen Möglichkeit, dass du einen Drink über jemandem verschüttest?«, frage ich ein wenig skeptisch. »Oder passiert dir das jeden Abend?«

Ich bin ein wenig enttäuscht. Ich hatte gedacht, die Nummer mit dem Mineralwasser sei nur ein Vorwand gewesen.

Sie lacht, ein warmer, tiefer Klang, der sich durch meine Adern direkt bis zu meinem Schwanz zieht. Ich verlagere das Gewicht ein wenig und versuche zu verstecken, dass ich mit einem Mal steinhart bin und es kaum erwarten kann loszulegen.

»Ich bewahre das Mineralwasser hier auf, weil es gut zum Scotch passt.« Sie holt eine Flasche Johnny Walker Black hervor und stellt sie auf den Tisch. Dann nimmt sie zwei rote Plastikbecher aus der Verpackung, die neben der Kühlbox steht. »Willst du einen Drink?«

»Du hast mich wegen eines Drinks hergebracht?«, frage ich und entspanne mich ein wenig, weil die ganze Sache endlich Sinn ergibt. Sie ist nicht der erste Adelsgroupie, der mir bei so einer Veranstaltung über den Weg gelaufen ist, und sie wird auch nicht der letzte gewesen sein. Mit einem Mal erscheint mir der Abend viiiel besser. Zumindest mein Schwanz wird den Rest der Nacht glücklich sein, auch wenn der Rest von mir vor Langeweile sterben wird.

»Ich habe dich wegen dieses Barrakudas hergebracht. Sie sah aus, als würde sie dich als Mitternachtssnack verspeisen wollen – und das nicht auf die erotische Weise.«

»Mariella?« Ich muss überrascht auflachen. »Mit der wäre ich schon fertiggeworden.«

»Du sahst aus wie das jungfräuliche Opfer, das gleich in den Vulkan geworfen werden soll«, sagt sie schnaubend. »Ich hielt es für meine patriotische Pflicht, dich zu retten.«

»Ach ja? Und was hältst du noch für deine patriotische Pflicht?« Kaum dass ich die Worte ausgesprochen habe, will ich mir auch schon in den Hintern treten. Scheiße. Erst drei Monate bin ich Kronprinz, und schon habe ich vergessen, wie man eine Frau herumkriegt. Verdammt.

Aber sie lacht nur, schenkt in beide Becher einen ordentlichen Schluck Scotch ein und füllt sie mit Mineralwasser auf. »Deinen Schwanz zu lutschen gehört nicht dazu, falls du das damit andeuten wolltest.« Sie hält mir den Becher entgegen und wartet darauf, dass ich ihn ihr abnehme. Dann stößt sie mit mir an und sagt: »Prost.«

Ich will gerade einen Schluck nehmen, aber sie fährt mich in letzter Sekunde an: »Warte!«

»Stimmt etwas nicht?«

»Hast du keine Angst, dass es vergiftet sein könnte? Sollte ich nicht zuerst trinken?«

Ich lehne mich mit der Schulter gegen die Steinmauer und bin überrascht, wie viel Spaß ich gerade habe. Normalerweise fühlt sich nur Sex so gut an – oder entspannt mich so sehr. »Hast du es vergiftet?«

»Nein.« Sie nimmt einen langen, langsamen Schluck aus ihrem Becher. »Aber das konntest du nicht wissen.«

Ich mache es ihr nach und leere den Becher auf einen Zug. »Doch, natürlich wusste ich das.«

»Ach ja? Wie?«

»Weil so ein Quatsch nur in James-Bond-Filmen und Shakespeare-Tragödien passiert.« Während ich das sage, versuche ich, nicht an meinen Bruder zu denken. Oder an seine drei Bodyguards, die man in ihrem eigenen Blut liegend gefunden hat.

»Unbequem ruht das Haupt, das eine Krone drückt.« Ich starre sie an und bin ein wenig geschockt davon, wie leicht es ihr fällt nachzuvollziehen, wie ich mich fühle. Sie zuckt mit den Achseln. »Das ist eines der wenigen Shakespeare-Zitate, die ich kenne.«

Erleichterung flutet durch mich hindurch. »Schwer.«

»Was?«

»Schwer ruht das Haupt, das eine Krone drückt. Das ist aus Heinrich IV., was, genau genommen, ein historisches Stück und kein Drama ist.«

Das bringt sie zum Lachen, und es klingt so tief, so vollmundig, so sexy, dass ich es in jeder einzelner meiner Zellen spüren kann. »Ich schätze, ich hätte bei ›Fort, verdammter Fleck‹ bleiben sollen.« Sie deutet auf meinen champagnergetränkten Smoking.

Jetzt muss ich lachen, was mich überrascht, denn ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal gelacht habe. »Nur wenn du ernsthaft vorhast, eine Verschwörung anzuzetteln, um an den Thron zu kommen.«

»Definitiv nicht.«

Sie zieht auf ganz bezaubernde Weise die Nase kraus, und ich kann nicht anders, ich muss wieder lachen. Bei der Vorstellung, sie könnte auf einmal Königin sein, verzieht sich ihr Gesicht vor Entsetzen. Ich kann das sehr gut nachvollziehen. »Wie heißt du?«

Es ist eine einfache Frage, aber lange Zeit antwortet sie nicht. Sie betrachtet mich nur über den Rand ihres Bechers hinweg und trommelt in unstetem Rhythmus mit den Fingern gegen das Plastik. Aber dann zuckt sie mit den Schultern, als wollte sie sagen, was soll’s. »Savvy.«

»Savvy?«

»Ich heiße Savannah, aber das hat nie wirklich zu mir gepasst – zur Bestürzung meiner Mutter.«

»Und Savvy passt besser zu dir?«

Sie zuckt mit den Achseln. »Zumindest besser als Savannah. Ich will nicht unbedingt nach einer Stadt benannt sein, in der früher Sklaverei erlaubt war.«

»Du bist Amerikanerin. Ich war mir nicht ganz sicher. Dein Akzent …«

»Fällt kaum auf, ich weiß. Meine Eltern waren als Theaterschauspieler auf der ganzen Welt engagiert. Ich wurde in Amerika geboren, aber eigentlich komme ich von überall her.«

»Selbst aus Wildemar?«

»Ganz besonders aus Wildemar. Mein zweites Collegesemester habe ich hier als Austauschstudentin verbracht. Es hat mir so gut gefallen, dass ich so bald wie möglich zurückgekehrt bin.«

»Wirklich? Sind wir dir nicht zu formell und despotisch mit unserer konstitutionellen Monarchie?« Ich hebe meinen Becher, damit sie mir nachfüllt.

Sie verdreht die Augen, schenkt uns beiden aber dennoch Scotch nach. »Ich sitze hier und trinke Scotch mit dem Prinzen – der, wenn du dich korrekt daran erinnerst, aus den Klauen seiner liebeshungrigen Untertanen gerettet werden musste. Wie formell – oder despotisch – kann er also schon sein?«

»Gutes Argument. Und ein ziemlich starker Scotch mit Soda.«

Sie ist die Erste, die mich an diesem Abend mit Prinz und nicht mit KRONPRINZ anspricht. Ein minimaler Unterschied, aber mir gefällt es. Wahrscheinlich sogar mehr, als es sollte.

»Das ist auch gut so, denn ich arbeite sonst als Barkeeperin.«

Das bringt mich zum Lachen. »Kellnerin, Barkeeperin, Theaterschauspielerin, Collegestudentin … du bist ein echtes Wundertier.«

»Ich bin keine Schauspielerin mehr und auch keine Collegestudentin.«

»Ach so? Und warum nicht?«

»Am Theater hat es mir nie so richtig gefallen. Und das College habe ich vor zwei Jahren abgeschlossen. Die neigen dazu, einen rauszuschmeißen, wenn man seinen Abschluss gemacht hat, also …«

»Und trotz Collegeabschluss sitzt du nicht in irgendeinem stickigen Büro?«

»Ich bin immer noch eine unstete Streunerin, auch wenn der Grund dafür nicht mehr das Theater ist. Und meinen Abschluss habe ich in kreativem Schreiben gemacht – das heißt, ich nutze ihn jeden Tag. Nur nicht in einem stickigen Büro.«

»Oh, das sehe ich.« Eine Wärme durchflutet mich, die absolut nichts mit dem Scotch zu tun hat, sondern mit dieser hübschen Streunerin vor mir.

»Stattdessen nutzt du ihn in stickigen Ballsälen.«

»Genau«, sagt sie mit einem Grinsen. »Und schau nur, wo mich das hingeführt hat – wenn ich heute nach Hause komme, habe ich eindeutig etwas, worüber ich schreiben kann.«

»Weißt du«, sage ich, stelle meinen Becher auf dem Tisch ab und beuge mich zu ihr, »ich habe eine Idee, wie du deinen Bericht über heute Abend noch ein klein wenig interessanter gestalten kannst.«

»Ach wirklich?« Sie reißt die Augen in gespielter Überraschung weit auf, weicht aber nicht zurück. Sie hält meinen Blick mit ihrem fest, und ein teuflisches Lächeln umspielt ihre Lippen. »Und wie genau soll ich das anstellen?«

Ich komme noch näher und dränge sie zurück, bis sie rücklings gegen das Steingeländer stößt und ich gegen ihre üppigen Kurven gedrückt bin. Sie ist groß – fast eins achtzig, trotz ihrer flachen Arbeitsschuhe – und sie passt perfekt zu meinen eins zweiundachtzig.

»Ich könnte es dir zeigen«, sage ich und beuge mich zu ihr, bis mein Atem heiß gegen ihr Ohr schlägt. Ich spüre, wie sie leicht zittert. »Ich bin mehr ein Mann der Tat.«

»Darauf wette ich.« Sie legt mir die Hand auf die Brust und drückt dagegen, bis ich ein Stück zurückweiche. »Aber leider, leider ist meine Pause gerade zu Ende. Ich muss gehen.«

Sie schlüpft zwischen dem Geländer und mir hervor und lässt den Scotch und das Mineralwasser wieder in der Kühlbox verschwinden. Dann nimmt sie unsere leeren Becher und geht zur Tür, die zurück ins Schloss führt.

Ich greife nach ihrer Hand und wirble sie zu mir herum, sodass sie wieder mit dem Gesicht zu mir steht. »Du willst wirklich zurück an die Arbeit gehen?«

Savvy lächelt. Meine Überraschung scheint sie zu amüsieren. »Das will ich wirklich.«

»Ich dachte, wir hätten gerade einen schönen gemeinsamen Moment.«

»Wir hatten ein paar schöne Momente.« Sie hebt die freie Hand und tätschelt meine Wange. »Und jetzt sind sie vorbei.«

»Das müssen sie aber nicht sein.« Ich lege meine Hand auf ihren unteren Rücken und drücke sie an mich. Ihr Körper ist im Widerspruch zu ihren Worten nachgiebig und ihre Nippel sind steif. Sie lässt zu, dass ich sie in meinen Armen halte. »Vertrau mir, Savvy. Ich kann dafür sorgen, dass du dich gut fühlst.«

Sie lacht, und aus irgendeinem Grund ist es noch erotischer als zuvor. Was hat diese Frau nur an sich, dass sie mich so sehr anmacht, selbst wenn sie mich auslacht?

»Ich bin mir sicher, dass du das kannst.« Sie beugt sich vor, und ihre Lippen streifen meine. Der kurze Kontakt lässt die Funken zwischen uns sprühen. »Aber nicht hier und nicht heute Nacht.«