Das ABC des Glücks - Thomas Kalkus-Promitzer - E-Book

Das ABC des Glücks E-Book

Thomas Kalkus-Promitzer

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Beschreibung

Was ist Glück und wie lässt es sich finden? "Das ABC des Glücks" lädt dich ein auf eine inspirierende Reise durch 26 Schlüsselbegriffe für ein erfülltes Leben, von Achtsamkeit bis Zeit. In jedem Kapitel erwarten dich poetische Impulse, alltagsnahe Gedanken, tiefgründige Reflexionsfragen und insgesamt über 140 Mini-Übungen, die zum Innehalten, Ausprobieren und Weiterdenken anregen. Du musst das Buch nicht von vorne nach hinten lesen. Folge deinem Gefühl und finde genau die Themen, die dich gerade bewegen. Dieses Buch ist ein Wegbegleiter für Herz, Verstand und Seele.

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Seitenzahl: 217

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung

A - Achtsamkeit

B - Balance

C - Courage

D - Dankbarkeit

E - Empathie

F - Freiheit

G - Gelassenheit

H - Hoffnung

I - Intuition

J - Jetzt

K - Klarheit

L - Liebe

M - Miteinander

N - Neugier

O - Ordnung

P - Perspektiven

Q - Qualität

R - Resilienz

S - Spiritualität

T - Transformation

U - Unabhängigkeit

V - Vergebung

W - Werte

X - X-Faktor

Y - Yin & Yang

Z - Zeit

Ein letzter Blick und ein neuer Anfang

Einleitung

Glück ist ein großes Wort. Vielleicht sogar das größte, das wir haben. Es klingt leicht und schwer zugleich, nach Lachen und Sehnsucht, nach erfüllten Momenten und offenen Fragen. Doch was genau ist Glück? Ist es Zufall oder Entscheidung? Ist es ein kurzer Augenblick oder ein dauerhafter Zustand? Ist es laut oder leise, greifbar oder flüchtig? Dieses Buch lädt dich ein, das Glück in seiner Vielfalt zu erkunden - von A bis Z.

In jedem Kapitel findest du einen Aspekt, der das Glück auf seine Weise berührt. Es beginnt mit Achtsamkeit, der Kunst, im Moment zu leben. Es führt über Balance, Courage, Dankbarkeit und viele weitere Facetten bis hin zur Zeit, dem vielleicht kostbarsten Gut, das uns zur Verfügung steht. Jeder Buchstabe eröffnet ein neues Fenster, durch das du das Leben betrachten kannst. Mal poetisch, mal humorvoll, mal nachdenklich - aber immer mit dem Ziel, dich zu ermutigen, dein eigenes Glück bewusster wahrzunehmen und zu gestalten.

Dieses Buch ist kein Ratgeber im klassischen Sinn. Es gibt keine festen Regeln, keine Patentrezepte, kein universelles Glücksmodell. Stattdessen findest du Gedanken, die dich zum Innehalten einladen. Fragen, die dich tiefer mit dir selbst verbinden. Impulse, die dich inspirieren können, neue Wege zu gehen oder alte Muster liebevoll loszulassen. Es ist ein Alphabet der inneren Entwicklung, ein Kompass für die Reise zu dir selbst.

Denn Glück ist nicht immer dort, wo wir es suchen. Manchmal versteckt es sich in den kleinen Dingen: in einem Lächeln, in einer Tasse Tee, in einem Gespräch, das unter die Haut geht. Manchmal finden wir es, wenn wir gerade nichts erwarten. Wenn wir loslassen. Wenn wir aufhören zu kämpfen und einfach da sind. Wenn wir still genug werden, um das Leben zu hören.

Vielleicht entdeckst du beim Lesen Seiten an dir, die du lange übersehen hast. Vielleicht erinnerst du dich an etwas, das dir einmal wichtig war. Vielleicht spürst du neue Sehnsucht oder alte Freude. Was auch immer du findest: Nimm es ernst. Es gehört zu dir. Und alles, was zu dir gehört, ist ein Teil deines Glücks.

Dieses Buch ist auch eine Einladung, das Alphabet neu zu schreiben - für dich ganz persönlich. Vielleicht steht das B für dich nicht für Balance, sondern für Begeisterung. Vielleicht heißt das L in deinem Leben eher Loslassen als Liebe. Das ist nicht nur erlaubt, sondern erwünscht. Denn das wahre ABC des Glücks ist nicht in diesen Seiten versteckt, sondern in dir. Dieses Buch ist nur ein Spiegel. Was du darin siehst, hängt davon ab, wie du blickst.

Und weil Glück auch geteilt werden will, lade ich dich ein, über das Gelesene zu sprechen. Mit Freund:innen, Partner:innen, Kolleg:innen oder mit Menschen, denen du einfach begegnet bist. Erzähle von deinen Gedanken. Höre, was andere bewegt. Manchmal entsteht das größte Glück im Miteinander - im Verstehen, im Berührtsein, im gemeinsamen Staunen.

Glück ist kein Ziel, das man erreicht und dann abhakt. Es ist ein Weg. Ein tägliches Üben. Ein immer wieder neu Beginnen. Und dieses Buch will dich genau dabei begleiten. Schritt für Schritt, Buchstabe für Buchstabe, Gedanke für Gedanke.

Du brauchst nichts vorzubereiten, nichts zu leisten, nichts zu beweisen. Du darfst einfach lesen. Fühlen. Denken. Lächeln. Weinen. Und weitergehen. In deinem Tempo. Auf deine Weise. Mit deiner Geschichte.

Vielleicht findest du beim Lesen nicht nur neue Gedanken, sondern auch neue Worte für das, was du schon lange fühlst. Vielleicht schreibst du ein eigenes Gedicht. Oder eine Liste mit dem, was dich glücklich macht. Vielleicht legst du das Buch zwischendurch zur Seite und gehst spazieren. Oder du bleibst einfach sitzen und lauschst deinem Atem. Alles ist richtig. Alles darf sein.

Ich wünsche dir, dass du dich beim Lesen selbst ein Stück besser kennenlernst. Dass du spürst, wie viel Schönheit in dir liegt. Und dass du Mut findest, das Leben zu gestalten, nicht perfekt, sondern echt. Nicht nach Plan, sondern mit Herz.

Dieses Buch muss nicht von vorne nach hinten gelesen werden. Du darfst dich ganz frei fühlen, zwischen den Kapiteln hin und her zu springen, ganz so, wie es dir gerade entspricht. Vielleicht gibt es einen Buchstaben, der dich besonders anspricht, ein Thema, das dich heute ruft oder ein Gedanke, den du vertiefen möchtest. Vertraue deinem Gefühl. Die Reihenfolge spielt keine Rolle. Was zählt, ist die Verbindung, die du zu den Worten findest.

In diesem Sinne: Willkommen auf der Reise durch das Alphabet des Glücks. Möge jeder Buchstabe dir eine neue Tür öffnen. Möge jede Seite dir zeigen, dass du nicht allein bist. Und möge jede Zeile dich daran erinnern, dass Glück kein ferner Ort ist, sondern ein Gefühl, das in dir wohnt, bereit, entdeckt zu werden.

A - Achtsamkeit

Bewusst leben, den Moment wertschätzen und innere Ruhe finden

Stell dir vor, du öffnest an einem ganz gewöhnlichen Morgen die Augen, hörst den ersten Vogelruf vor dem Fenster und bemerkst fast gleichzeitig, dass im Hintergrund schon dein persönlicher Radiosender läuft. Sein Programm ist so verlässlich wie nervtötend. Er spielt den Soundtrack deiner ungeöffneten Mails, mischt Kommentare der Schwiegermutter hinein und blendet Werbespots für alles, was heute noch erledigt werden muss, darüber. Dieser Sender sendet rund um die Uhr, er heißt Gewohnheit. Doch noch bevor du die Bettdecke zurückschlägst, kannst du eine Entscheidung treffen. Du kannst kurz aufstehen, das Fenster kippen, tief einatmen und den Regler der Geräuschkulisse leiser drehen. Genau dort, im ersten Moment des Tages, beginnt das Abenteuer der Achtsamkeit. Es braucht keinen Tempel, keinen Räucherstäbchengeruch, keine scheppernde Klangschale. Es braucht nur deine Bereitschaft, mit offenem Herzen in das einzutauchen, was gerade geschieht, und sei es das leise Knacken des Parketts unter deinen nackten Füßen.

Während die Zahnbürste surrt, erwarten dich nicht nur Minzgeschmack, Wassergeräusch und das Kitzeln der Borsten. Es wartet die Einladung, kurz aus dem Projekt Zukunft auszusteigen und ins Hier einzusteigen. Du könntest bemerken, wie sich der Schaum langsam verändert, wie die Muskulatur im Unterkiefer arbeitet, wie der Spiegel beschlägt. Schon diese zwei Beobachtungen verwandeln ein alltägliches Waschritual in eine lebendige Begegnung mit dir selbst. Du wirst zur Regisseur:in deines inneren Films, statt Statist:in deiner Routinen zu bleiben. Ein erfülltes Leben entsteht nicht aus To-do-Listen, sondern aus lauter kleinen Jetzt-Momenten, die sich so ernst nehmen lassen, dass sie funkelnde Aufmerksamkeit verdienen.

Wenn du verstehen willst, warum genau diese Aufmerksamkeit so wertvoll ist, stell dir dein Bewusstsein als großen Theaterraum vor. Hoch oben hängt ein Scheinwerfer und zappelt hektisch von Szene zu Szene. Ohne Regie leuchtet er auf die unbezahlte Rechnung, dann auf den Wetterbericht, anschließend auf die peinliche Erinnerung an das eigene Teenagerchanson beim Karaoke. Achtsamkeit bedeutet, an den Regiepult zu treten. Du nimmst den Spot in die Hand, wählst sorgfältig aus, welche Szene hell werden darf, und wie lange sie bühnenlichtbeschenkt bleibt. Kein grelles Blitzlichtgewitter, sondern wohldosierte Beleuchtung. Genau diese Regie verschafft dir Freiheit. Freiheit, statt überwältigt zu werden. Freiheit, statt im Kopfkino gegen Monster anzukämpfen, die eigentlich nur Schatten sind.

All das klingt theoretisch nett, doch wirf einen ehrlichen Blick auf den Alltag. In der Schlange vor der Supermarktkasse fragt niemand nach deinem meditativen Fortschrittsbalken. Die Person vor dir zählt silberne Münzen, dein Magen knurrt, die Tiefkühlpizza taut langsam auf deiner Schulter ab. Plötzlich fühlt sich Geduld wie ein Marathon ohne Zielband an. Hier zeigt sich, ob Achtsamkeit mehr ist als romantisches Wunschdenken. Wer geübt hat, kann selbst in Warteschlangen kleine Wunder entdecken: den Rhythmus des Liedes, das gerade aus einem unsichtbaren Lautsprecher dudelt, das Gewicht des Einkaufsbügels in der Hand, den schief geklebten Rabattaufkleber, der aussieht, als hätte jemand mit geschlossenen Augen gezielt. Vielleicht schleicht sich sogar ein Lächeln in dein Gesicht. Film ab, aber diesmal in Farbe.

Damit dich niemand verdächtigt, du würdest das Leben in kleine pflichtgetränkte Meditationseinheiten zerschneiden, beginne mit unscheinbaren Mikro-Pausen. Heb die Kaffeetasse, halte sie für drei Atemzüge direkt unter die Nase. Spüre die Hitze am Rand, erschnuppere Röstaroma, koste den ersten Schluck in Zeitlupe. Oder atme einmal tief durch, bevor du den Telefonhörer greifst. Diese winzige Verzögerung macht etwas mit deiner Stimme. Sie wird wärmer, du hörst eindeutiger, was dein Gegenüber mitteilt. Dein Gesprächspartner oder deine Gesprächspartnerin bemerkt unbewusst, dass jemand wirklich da ist.

Auch Technik darf zum Helfer werden. Stell dein Smartphone auf dezentes Vibrieren jede Stunde. Wenn es summt, leg kurz die Arbeit beiseite, streck die Arme, spür die Bewegung, schau zum Himmel, als würdest du zum ersten Mal Wolken sehen. Keine Lotuspose erforderlich, nur zwanzig Sekunden bewusste Rückkehr. Winzige Tropfen höhlen den Stein deiner Gewohnheit. Du programmierst dein Nervensystem auf Präsenz, nicht auf Dauerfeuer.

Der innere Schweinehund heult gern auf, wenn neue Rituale drohen. Gib ihm einen komischen Namen, vielleicht Radiosender Radio Trallalla. Sobald Radiowellen ungefragt durchs Oberstübchen brausen, lächle: „Ah, Radio Trallalla bringt mal wieder die Hits der Grübeljahre.“ Allein der Humor schafft Distanz und verhindert, dass die Wiederholungsschleife dich an den altbekannten Stressmast bindet. Jede ironische Unterbrechung schaltet einen Scheinwerfer an, der klarer leuchtet als jedes ärgerliche Zerren.

Stell dir nun ein kleines Experiment vor. Setz dich aufrecht hin, schließe für zehn Sekunden die Augen, sage niemandem etwas. Wo spürst du Berührung mit dem Stuhl, wo den Boden? Sind deine Schultern hochgezogen? Welche feine Spur von Emotion zieht vielleicht quer durch den Brustkorb? Du hörst das Summen eines Kühlschranks, eine entfernte Sirene, das Ticken einer Uhr. Wenn du nicht sofort nach deinem Handy greifst, erscheint vielleicht sogar ein Gefühl von Weite. Nimm es wahr, ohne es gleich zu bewerten. Schreib, wenn du magst, eine Mini-Feldnotiz. Werde Forschungsreisende:r in deinem Bewusstseinsdschungel, in dem Kolibris aus Gedanken zwischen riesigen Gefühlsbäumen flattern.

Für einen weiteren Praxistest schnür deine Schuhe und gehe vom Parkplatz zur Haustür. Heute in Zeitlupe. Roll zuerst über die Ferse, spür die Schwerkraft, spür, wie sich das andere Bein hebt. Nach wenigen Schritten entdeckst du die Maserung des Asphaltbelags, den leisen Wind, der die Hose umspielt, die Temperatur an den Wangen. Aus Routine wird Expedition. Später darfst du das Tempo wieder anziehen oder in hüpfenden Schritten variieren, vielleicht sogar rückwärts, wenn kein Hindernis droht. Der Sinn besteht nicht darin, neugierige Nachbar:innen zu verwirren, sondern deine Innenbeleuchtung auf eine ungewohnte Einstellung zu stellen. Staunen garantiert.

Essen bietet täglich ein großartiges Labor. Nimm dir eine Rosine, das berühmte Klassik-Tool jeder Achtsamkeitsschule. Betrachte sie, runzlig wie ein kleiner außerirdischer Astronaut. Rieche, rolle sie zwischen zwei Fingern, hör das leise Knirschen. Dann langsam hinein in den Mund, lass sie sich mit Speichel füllen, spüre, wie Zucker freigesetzt wird. Vielleicht schmeckt sie intensiver als jede Praliné, vielleicht findest du Rosinen weiterhin unerträglich. Egal. Du hast bewusst gekostet statt unbedacht geschluckt, und damit dem Leben Geschmackstiefe verliehen.

Wenn du eher visuell veranlagt bist, ersetz die Rosine durch einen Spiegelmoment. Schau dir direkt in die Augen, zwinkere, als wärst du deine liebste Freund:in. Zieh eine Grimasse, bemerke, wie das Gesicht sich anfühlt, wenn Muskeln tanzen. Lachen wirkt wie Sonnenschein auf einen inneren Garten. Selbstfreundlichkeit sendet warme Stromstöße durchs Nervensystem, dein Körper reagiert auf ein Augenzwinkern mit leiser Erleichterung.

Natürlich verläuft kein Lernweg schnurgerade. Es gibt Tage, an denen dein Scheinwerfer stroboskopartig flackert. Beim Versuch zu meditieren baust du gedanklich das zehnte Hochregal im Keller, rückst auf der Einkaufsliste Produkte in alphabetische Ordnung und kommentierst innerlich jede vorbeiziehende Wolke. Genau dann erinnere dich daran, dass es nicht um Perfektion geht, sondern um Wieder-Weiter-Versuchen. Ein Seufzer, ein lockeres Ausschütteln der Schultern, ein sanfter Satz, vielleicht „Da bin ich wohl kurz auf die Überholspur der Grübelgalaxie geraten“, reichen, um zurückzukehren. Dein Atem ist immer hier. Dein Planet der Gegenwart rotiert verlässlich unter deinen Füßen.

Und dann kommt der Moment, in dem das echte Leben laut klopft: tobende Kinder, verpasste U-Bahn, brüllender Chef, plötzlicher Steuerbescheid. Achtsamkeit übersetzt diese Situationen nicht in Zuckerguss, doch sie verschafft dir eine stabile Plattform. Wer mit beiden Füßen im Jetzt verankert ist, rastet seltener aus. Du hörst das Unausgesprochene, siehst Körpersignale, spürst die eigenen Emotionen, bevor sie wie Flammen ausschlagen. So können selbst hitzige Gespräche an Tiefe gewinnen. Kolleg:innen fühlen sich gehört, Kinder spüren ungeteilte Aufmerksamkeit, und du verlässt die Szenerie mit dem Gefühl, beteiligt, statt überfahren worden zu sein.

Spielerische Abwechslung hält den inneren Muskel fit. Gib jeder Woche ein Motto. Woche eins: jedes Glas Wasser ist Anker. Spüre Temperatur, Weg, Nachklang. Woche zwei: jede Tür ist Stoppschild. Hand an Griff, Atem, Bewegung, Eintritt. Woche drei: jeder rote Gegenstand erinnert ans Hier und Jetzt. Du trainierst wie im Fitnessstudio, nur dass die Hanteln aus Sinneseindrü-cken bestehen.

Wissenschaftliche Würze gefällig? Studien zeigen, dass Achtsamkeit den präfrontalen Kortex stärkt, jenes Hirnareal, das Impulse zähmt. Gleichzeitig sinkt die Aktivität der Amygdala, dem Alarmzentrum in deinem Gehirn. Messbare Effekte sind weniger Stresshormone, stabilerer Blutdruck, tiefere Atmung, besserer Schlaf. Mit jedem bewussten Atemzug programmierst du also nicht nur Wohlgefühl, du veränderst dein Gehirn. Neuroplastizität bedeutet, dass jeder Gegenwartsmoment frische Kabel verlegt. Vielleicht lächelst du über die Vorstellung, dass simple Zahnpflege Nervenzellen neu verschaltet. Doch genau das geschieht.

Auch Therapeut:innen wissen diesen Effekt zu schätzen. Menschen mit belastenden Erfahrungen fühlen sich leichter getriggert, wenn alte Erinnerungen unangekündigt anklopfen. Präsenztechniken schaffen hier Abstand. Sobald du bemerkst, dass dein Nervensystem hochfährt, kannst du in den Körper spüren, die Fersen auf dem Boden verankern, langsamer atmen. Jedes bewusste Körpergefühl wirkt wie eine Rückflugkarte in den sicheren Hafen des Jetzt und verhindert, dass frühere Stürme erneut sämtliche Segel zerreißen.

Ein Stolperstein bleibt das Phänomen Multitasking-Mythos. Dein Gehirn springt zwar fix von A nach B, doch es bearbeitet nie zwei komplexe Aufgaben gleichzeitig, sondern hintereinander. Jeder Sprung kostet Energie. Achtsamkeit nennt dieses Spiel beim Namen und holt dich zurück in die Ein-Ding-Gasse. Eine Mail schreiben, ohne parallel Nachrichten zu checken, dauert oft weniger lang, als zwei Fenster abwechselnd zu bedienen. Und die Seele dankt es dir, weil Fragmentierung anstrengt.

Manche fürchten, gegenwärtig zu sein bedeute, das große Ganze aus den Augen zu verlieren. Das Gegenteil ist wahr. Wer Details sieht, sieht das Panorama schärfer. Eine Bergwanderung gewinnst du nicht, indem du Kilometer zählst, sondern indem du jeden Schritt spürst. Marathonläufer:innen, die rhythmisch atmen und ihre Füße im Kontakt mit der Erde wahrnehmen, bleiben länger im Flow. Musiker:innen, die den Klang einer einzigen Note auskosten, schaffen tiefere Interpretationen. Im Kleinen wohnt das Große.

Vielleicht kennst du den Effekt, dass das Gedächtnis Fotos von Reisen verschwommen abspeichert, wenn du nur durch die Kameralinse geguckt hast. Achtsamkeit wirkt wie eine Linse mit maximaler Auflösung. Sie schenkt jedem Pixel Klarheit. Stell dir vor, du blätterst eines Tages durch dein Lebensalbum. Ohne bewusste Präsenz finden sich viele verwaschene Schnappschüsse. Mit ihr erkennst du das Leuchten in Augen, die Struktur einer Muschel, den genauen Farbverlauf eines Sonnenuntergangs. Die Bilder tragen nicht nur Ort und Datum, sondern die Temperatur des Moments.

Damit aus ersten Experimenten eine stabile Gewohnheit wird, nutze die enorme Kraft der Wiederholung. Wenn dein Timer summt, nicke dir innerlich zu, als würdest du ein geschmeidiges High-five mit dir selbst austauschen. Dieser kleine Akt der Freundlichkeit verknüpft Präsenz mit Wohlgefühl, was das Belohnungssystem ankurbelt. Dopamin bedankt sich für jede Portion Bewusstheit. Du vereinst also Neurowissenschaft und Selbstumarmung in einem Atemzug.

Schließlich kommt die Kür: Achtsam kommunizieren. Statt sofort auf jede Aussage zu reagieren, gönn dir einen bewussten Herzschlag Pause. Lausche auf Untertöne, beobachte Gestik, prüfe, welche Emotionen in dir aufschwingen. So entsteht Raum für Einfühlsamkeit. Worte fallen klarer, Missverständnisse verringern sich. Ein Gespräch wird zur Co-Meditation zweier Nervensysteme, die im besten Fall im gleichen Takt schwingen.

Zum Schluss dieses Kapitels, das hoffentlich schon mehr als eine Zahnpastatube Lebensfreude in deine Gedankengänge gedrückt hat, lade ich dich zu einem kurzen Kinobesuch ein. Du sitzt in einem Saal, das Licht dimmt sich, der Vorhang öffnet sich lautlos. Moment für Moment erscheint auf der Leinwand, genau so, wie er sich abspielt. Kein Vorspulen, kein Zurückspringen. Du bist nicht nur Zuschauer:in, du bist Kameramensch, Regisseur:in und Hauptdarsteller:in zugleich. Mit jedem bewussten Atemzug wählst du Perspektive, Tempo, Lichtstimmung. Du kannst den Fokus weich einstellen oder gestochen scharf, du kannst Nahaufnahmen von Emotionen drehen oder Panoramen des Alltags. Dieses Kino läuft ohnehin, also lohnt es sich, die bestmögliche Bildqualität einzustellen.

Wenn du morgen das Badezimmer betrittst und die Zahnpastatube öffnest, erinnere dich an Radio Trallalla, senke die Lautstärke, koste die erste Minzwolke mit Neugier. Dein erfülltes Leben beginnt exakt dort, wo Schaum, Atem und Grinsen zusammentreffen. Möge jeder neue Tag ein Experiment sein, jeder Schritt ein Forschungsprojekt, jede Rosine ein kleines Universum. Viel Vergnügen beim Entdecken, liebe Leser:in. Möge dein Scheinwerfer hell leuchten, und mögest du die Show in all ihrer verrückten, bunten, tief berührenden Pracht genießen.

Mini-Übungen für Deine Achtsamkeit:

1. Der achtsame Schlüsselmoment: Bevor du eine Tür öffnest, egal ob zu deinem Zuhause, dem Büro oder dem Supermarkt, halte für einen Atemzug inne. Spüre den Schlüssel in der Hand oder den Griff unter deinen Fingern. Wie fühlt sich das Material an? Ist es kühl, glatt, rau? Atme tief durch und gehe erst dann bewusst hindurch. So verwandelst du jedes Türöffnen in eine kleine Schwelle zwischen Automatik und Präsenz.

2. Achtsamkeit beim Zähneputzen 2.0: Wechsle heute die Hand. Wenn du normalerweise mit rechts putzt, nimm die linke, oder umgekehrt. Du wirst merken, wie automatisch alles sonst abläuft, und wie viel Konzentration es braucht, diese kleine Routine zu verändern. Nebenbei trainierst du dein Gehirn, wach zu bleiben, auch bei den scheinbar banalsten Dingen.

3. Drei Dinge mit neuen Augen sehen: Wähle drei Gegenstände, die du täglich benutzt, zum Beispiel deinen Kaffeebecher, dein Smartphone oder deine Schuhe. Schau sie dir heute an, als hättest du sie noch nie gesehen. Welche Farben, Formen, Macken oder Spuren entdeckst du? Diese Übung schärft deine Wahrnehmung für das Vertraute und öffnet dich für Details, die im Alltag oft untergehen.

4. Die achtsame Umarmung: Wenn du heute jemanden umarmst - Partner:in, Kind, Freund:in oder Kolleg:in (je nach Nähe und Kontext) - bleibe einen Moment länger in der Umarmung als gewöhnlich. Nimm den Herzschlag wahr, den Atem, die Wärme, das Gewicht. Sag innerlich: „Ich bin da.“ Diese Übung stärkt nicht nur die Achtsamkeit, sondern auch die Verbindung zwischen Menschen.

5. Der erste Bissen: Egal, was du heute isst, konzentriere dich beim ersten Bissen ganz bewusst auf die Erfahrung. Schau dir das Essen genau an, rieche daran, fühle die Textur, koste langsam. Der Rest der Mahlzeit darf wieder normal verlaufen. Doch dieser eine Bissen erinnert dich daran, dass Genuss nicht nur vom Geschmack kommt, sondern vom wachen Erleben.

B - Balance

Ein Gleichgewicht zwischen Arbeit, Ruhe und Beziehung pflegen

Es gibt diese Tage, an denen du dich fühlst wie ein Jongleur oder eine Jongleurin in einem schlecht gelüfteten Zirkuszelt. Die Anzahl der Bälle in der Luft ist unübersichtlich, und einer davon scheint dir verdächtig wie ein Toaster vorzukommen. Du versuchst gleichzeitig E-Mails zu beantworten, das Abendessen zu planen, das Kind rechtzeitig abzuholen, ein Paket zur Post zu bringen, der Freundin zurückzuschreiben, während im Hinterkopf eine kleine Stimme leise „Steuererklärung“ flüstert. Und dann wäre da auch noch das diffuse Gefühl, dass du dir selbst versprochen hast, heute mal wieder Zeit für dich einzuplanen. Irgendwo zwischen Terminkalender und Tiefkühltruhe. Es drängt sich die Frage auf: Wer hat eigentlich entschieden, dass modernes Leben einer Zirkusnummer gleichen soll? Und wo genau ist der Moment geblieben, in dem man einfach mal still dasaß, in die Luft schaute und das Geräusch des eigenen Atems wahrnahm, ohne dabei sofort ein schlechtes Gewissen zu haben?

Willkommen im Kapitel über Balance. Sie ist nicht der Zustand ewiger Harmonie oder gar die Abwesenheit von Herausforderungen. Viel eher ist sie wie das feinfühlige Spiel eines Tänzers oder einer Tänzerin mit der Musik des Lebens. Balance bedeutet, immer wieder neu zu spüren, ob man auf dem rechten oder dem linken Bein steht, ob man gerade einen Schritt wagen oder lieber kurz verweilen möchte. Sie ist weniger ein Ziel, das man mit einem Haken abhaken kann, sondern ein lebendiger Prozess. Kein Gleichgewicht, das sich fixieren lässt, sondern ein Rhythmus, der sich verändert, wenn der Wind dreht.

Die wahre Natur der Balance ist also nicht statisch. Sie ist wie das Gehen auf einem schwankenden Steg: mal sicher, mal rutschig, mal mit weitem Blick, mal mit zusammengekniffenen Augen. An manchen Tagen trägt dich dein inneres Gleichgewicht wie eine sanfte Brise, an anderen fühlt es sich eher an wie ein nicht ganz ausbalancierter Einkaufskorb, der dich bei jedem Schritt in eine andere Richtung zieht. Und manchmal spürst du erst, dass du deine Mitte verloren hast, wenn du gereizt auf die Kaffeetasse starrst, dich kaum mehr wiedererkennst oder morgens aufwachst und dir ein leises „Nicht schon wieder“ durch den Kopf geht. Genau dann ist es Zeit, den inneren Taktstock wieder in die Hand zu nehmen und neu zu dirigieren.

Ein guter Anfangspunkt ist immer die Frage: Wie verbringe ich meine Zeit wirklich? Und wofür möchte ich sie eigentlich verwenden? Du musst dich dafür nicht selbst verurteilen. Es geht nicht darum, mit erhobenem Zeigefinger durch den Tagesablauf zu marschieren. Es geht vielmehr um liebevolle Ehrlichkeit. Viele Menschen sagen, sie hätten keine Zeit für Bewegung, für bewusste Mahlzeiten, für Pausen. Gleichzeitig kennen sie den Aufbau sämtlicher Social-Media-Profile ihrer Lieblingsköch:innen, obwohl sie selbst seit Wochen nichts anderes als Tiefkühllasagne gegessen haben. Auch das ist in Ordnung. Doch der Moment, in dem du innehältst und dir eingestehst, dass deine Zeit ein kostbares Gut ist, das du gestalten darfst, ist ein Wendepunkt. Stell dir deinen Tag vor wie ein leeres Tablett, auf das du gezielt Dinge legst. Was kommt zuerst? Arbeit? Familie? Ruhe? Spiel? Und wie viel Raum bleibt am Ende für Unvorhergesehenes, für das, was nicht im Kalender steht, aber dem Leben erst seine Würze gibt?

Manchmal hilft es, dieses Bild in ein echtes kleines Projekt zu verwandeln. Zeichne dir einen Kreis, unterteilt in 24 Stunden, und füge ein, wie dein Tag momentan wirklich aussieht. Schlaf, Essen, Arbeit, digitale Zeit, Gespräche, Haushalt, Wege, Stille. Danach nimm eine zweite Farbe und zeichne deinen Ideal-Tag ein. Oft entsteht ein kleiner Aha-Moment. Vielleicht kippt dein Kreis auffällig in Richtung Verpflichtungen, während der Teil für dich selbst wie ein schüchternes Eckchen am Rand bleibt. Diese einfache Übung ist keine Zauberformel, aber sie schenkt dir Klarheit. Und Klarheit ist der erste Schritt zur Veränderung.

Ein weiterer Aspekt, der oft unterschätzt wird, ist die Kunst des bewussten Neins. Viele Menschen verlieren ihre innere Balance nicht, weil sie zu wenig tun, sondern weil sie zu viel zusagen. Wenn du ständig Ja sagst zu Terminen, Bitten, Aufgaben, die nicht aus dir selbst kommen, verliert dein innerer Kompass irgendwann die Richtung. Natürlich ist es schön, hilfreich zu sein. Doch Balance bedeutet, dass du manchmal liebevoll zu dir selbst sagst: „Nein, heute nicht.“ Das ist kein Egoismus, sondern Fürsorge. Ein bewusstes Nein zu einer Einladung, zu einer zusätzlichen Aufgabe oder zu einem gut gemeinten Ratschlag kann ein leises, aber kraftvolles Ja zu deinem eigenen Wohlbefinden sein. Übe das Nein in kleinen Dosen. Du musst nicht gleich alles absagen. Vielleicht reicht es, etwas kürzer zu treten oder dich bei der nächsten Gelegenheit bewusst für dich selbst zu entscheiden.

Balance entfaltet sich oft dort, wo verschiedene Lebensbereiche sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern sich ineinander verweben dürfen. Wer sagt, dass Arbeit und Erholung nicht gleichzeitig existieren können? Vielleicht findest du Wege, deine Pendelzeit als kreative Denkzeit zu erleben, oder gönnst dir zwischen Terminen kleine Inseln der Ruhe, auch wenn sie nur drei Minuten dauern. In Beziehungen zeigt sich Balance nicht unbedingt durch Dauer, sondern durch Tiefe. Eine halbe Stunde echtes Zuhören kann mehr Nähe schaffen als ein ganzer Tag, der nur von Ablenkung durchzogen ist.

Stell dir dein Leben vor wie ein kunstvoll gebautes Mobile. Jeder Lebensbereich hängt an einem Faden. Wenn ein Element zu schwer wird, neigt sich das Ganze. Doch meist braucht es keine radikale Umstrukturierung, sondern kleine Justierungen. Vielleicht genügt es, den Abend eine Viertelstunde früher zu beenden, das Handy bewusst für eine Stunde auszuschalten oder ein Gespräch mit offenem Herzen zu führen, um das Gleichgewicht wiederzuerlangen. Die große Veränderung beginnt oft in winzigen Bewegungen.

Und weil Balance auch Humor verträgt, denke dir dein Leben mal als Mischung aus Waschmaschine und Espressomaschine. Mal wirst du durchgeschleudert, mal brauchst du einen starken Impuls. Doch beides funktioniert nur dann gut, wenn du ab und zu den Stecker ziehst, Wasser nachfüllst, reinigst und einen Moment innehältst, bevor du neu startest. Du musst nicht auf Dauerbetrieb laufen. Die besten Maschinen der Welt brauchen Wartungspausen. Und du bist wertvoller als jede Maschine.

Auch lohnt sich der Blick auf die Beziehungen in deinem Leben. Balance bedeutet nicht, dass jede Verbindung gleich viel Raum bekommt, sondern dass du spürst, welche dir wirklich guttun. Gibt es Menschen, nach deren Kontakt du dich aufgeladen fühlst? Oder solche, bei denen du dich nach einem kurzen Gespräch ausgelaugt fühlst, als hättest du ein Gesprächsmarathontraining absolviert? Balance heißt hier auch, Grenzen zu erkennen und dir zu erlauben, dein soziales Umfeld so zu gestalten, dass du nicht ständig in emotionalen Schulden stehst. Das bedeutet nicht, dich abzuschotten, sondern mit Bewusstsein zu wählen, wem du deine Zeit und Energie schenkst.

Erholung ist ein zentraler Bestandteil der Balance, wird aber oft mit bloßem Nichtstun verwechselt. Doch echte Erholung hat wenig mit Langeweile und viel mit tiefer Regeneration zu tun. Was lädt deine Akkus wirklich auf? Ist es ein Spaziergang im Wald, ein inspirierendes Buch, ein heißes Bad oder ein gutes Gespräch? Finde heraus, was dich nicht nur ablenkt, sondern nährt. Und plane diese Zeiten nicht als Lückenfüller, sondern als Priorität.