Das Artefakt - Jörg Fischer - E-Book

Das Artefakt E-Book

Jörg Fischer

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Beschreibung

Ein grausiger Fund. Ein entsetzliches Ritual. Eine ungeheuerliche Verschwörung.Europa im November 1914: der Große Krieg ist wenige Monate alt und an der Front im Westen verschwinden die Soldaten in Schützengräben, die sie so schnell nicht wieder verlassen werden. Gegraben wird aber auch anderswo: In der kleinen bayrischen Garnisonsstadt Amberg lüftet der angesehene Heimatforscher und passionierte Hobbyarchäologe Anton Dollacker ein Geheimnis, das sein geordnetes Leben von Grund auf verändern wird.Welche Rätsel umgeben das abscheuliche Artefakt und welches verbotene Wissen halten die okkulten Bücher seines Bruders Josef bereit? Und woher rührt das ungewöhnliche Interesse des Stadtmagistrats?Wem kann man wirklich vertrauen?Das ist nicht tot, was ewig liegt ...Autor Jörg Fischer verknüpft in dieser ein Jahrhundert umspannenden Erzählung belegbare historische Fakten mit dem literarischen Erbe der Horrorikone H. P. Lovecraft.Keine der genannten realen Personen stand jemals im Zusammenhang mit morbidem Brauchtum oder geheimen Kulten - jedenfalls nicht nach dem heutigen Stand der Forschung ...

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Seitenzahl: 50

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Das Artefakt

Jörg Fischer

Impressum

Copyright © Yellow King Productions Mario Weiß Neuöd - Gewerbepark 12a 92278 Illschwang E-Mail: [email protected] Web: www.yellow-king-productions.de

Autor: Jörg Fischer Redaktion: Mario Weiß und Jörg Fischer Lektorat: Coralie Baier Cover (unter Verwendung eines Motivs von Pixabay) und Illustrationen: Marcus Trepesch Illustration Dr. Eduard Klug: Birgit Arnold E-Book: Axel Weiß

Vorwort

So unheimlich ist die Oberpfalz! Jörg Fischer gelingt es, die Traditionen und Geschichte Ostbayerns in einen düsteren Schleier kosmischen Schreckens zu hüllen. Die Idee, die Amberger Heimatforscher Anton und Josef Dollacker, als ungleiches Ermittlerduo auf die Spur einer abscheulichen Verschwörung zu setzen, ist großartig. Während Anton als Skeptiker auftritt, dringt sein Bruder im Stil okkulter Detektive wie Algernon Blackwoods „Dr. John Silence“, William H. Hodgsons „Carnacki“ oder Mark Valentines „The Connaisseur“ tief in die Abgründe der Amberger Vorgeschichte vor, wo er sich zwischen grausigen Ritualen und unaussprechlichen Kulten zu verlieren droht. Ich erhoffe mir noch viele weitere Fälle der „Dollacker-Akten“. Die Brüder haben das Zeug, zu den oberpfälzischen Mulder und Scully – mit deutlich Lovecraft’scher Note. Das numinose Repertoire der lokalen Sagenwelt und die reiche Brauchlandschaft böte dafür einen Schatz an Material.

Manuel Trummer

Amberger Zeitung, Stadtnachrichten, 20. Oktober 1977

Seltsamer Fund im Stadtarchiv

Wie der Redaktion von Stadtarchivar Dr. Rudolf Regler mitgeteilt wurde, sind bei Buchbindearbeiten im städtischen Archiv mehrere Seiten mit bislang unbekannten handschriftlichen Notizen des 1944 verstorbenen Heimatforschers Anton Dollacker aufgefunden worden. Dieser und sein 1937 dahingegangener Bruder Josef hinterließen eine Vielzahl heimatkundlicher Veröffentlichungen zu unterschiedlichsten Bereichen der Stadtgeschichte, die sich heute im Handschriftenbestand des Stadtarchivs befinden.

Wie der Stadtarchivar mitteilte, ist der Fund außerordentlich bemerkenswert, da es sich anscheinend um einen alternativen Bericht zu frühen archäologischen Grabungen in der Herrnstraße handelt. Diese wurden laut Dr. Regler während des Ersten Weltkrieges, im November 1914, durchgeführt. Wir werden zu gegebener Zeit ausführlich berichten.

***

Ich schreibe dies, da ich weiß, dass meine Kraft mich langsam verlässt. Bald 30 Jahre sind vergangen, seitdem sich jene seltsamen Ereignisse zutrugen, von denen ich berichten will. Die Mehrzahl derer, die daran Anteil hatten, lebt nicht mehr. Jene, welche die Jahre gleich mir überdauert haben, sind entweder durch die Folgen zweier Kriege in alle Winde verstreut oder doch wenigstens nicht in der Lage, gleich mir Zeugnis abzulegen: Sei es, weil sie weder sich noch anderen eingestehen wollen, was genau sich zugetragen hat, oder weil sie mit den Jahren allmählich vergessen haben, was in den ersten Wochen des letzten Krieges wirklich geschehen ist.

Und er, der ... ja was eigentlich? Die Jahre ziehen übers Land wie große dunkle Vögel und je mehr von ihnen vergangen sind, desto mehr ähnelt das Reich der Erinnerung einer mit verblassenden Photographien gefüllten alten Schachtel. Mit dem schwindenden Sepia verlieren diese Bilder jeden Tag ein wenig mehr von ihrer einstigen Schärfe und früher einmal gestochen scharfe Momentaufnahmen verblassen zu bloßen Konturen.

Zu entscheiden, ob Dinge sich wirklich ereignet haben, oder ob mir das nachlassende Gedächtnis nur Trugbilder vorgaukelt, fällt mir mit jedem weiteren Tag, der verstreicht, immer schwerer.

So bin ich lediglich ein Sklave meiner bald 30 Jahre alten Notizen und gezwungen, diesen und dem, der ich damals war, zu vertrauen – etwas, das mir durchaus nicht leicht fällt. Ich ertappe mich immer häufiger dabei, dass ich mir nicht länger sicher bin, ob dieses oder jenes nun wirklich gerade so geschehen ist, ob ich alle Fakten hinreichend gewürdigt, ob ich den größten Teil der wichtigen Details gekannt habe.

Die Vergangenheit zu bannen ist unmöglich, erst recht dann, wenn man sich ihrer nicht mehr sicher sein kann. Was im Alter bleibt, ist nicht die Erinnerung. Was bleibt, sind unscharfe Schnappschüsse von Menschen und Dingen, die ebenso gut Fremde sein könnten.

Er ist jedenfalls noch da. Seiner Funktionen seit einigen Jahren entkleidet und scheinbar ohne jede irdische Macht, unverhofftes Opfer gewandelter Zeiten, die ihn hinweggefegt haben. Vorbei die Tage, da er mit dickem Pelzkragen dem Photographen Modell saß und herrisch niederblickte auf alles, was sich durch die Straßen der Stadt bewegte und ihm untertan war.

Doch ich muss mich vorsehen: Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Totgeglaubter wieder unter den Lebenden wandelt und all denen, die seinen Abgang von der großen Bühne allzu früh bejubelt haben, hämisch den Zins für ihr voreiliges Handeln abverlangt. Noch hat er Freunde, die ihm verpflichtet sind.

Sicher ist er nicht der Einzige, der von jener unseligen Entgleisung meines Bruders Josef Kenntnis hat, die jenen selbst jetzt noch, da er längst tot und begraben ist, vernichten könnte.

Weit schlimmer noch: Nicht nur sein – auch mein Ansehen wären für alle Zeiten zerstört, unsere reichen historischen Arbeiten wertlos, zahllose Erkenntnisse umsonst gesammelt. Es mögen neue Zeiten sein, und wirklich: Viel hat sich in den letzten zehn Jahren verändert. Das Wenigste zum Guten. Doch der Mensch selbst bleibt nachtragend, kleinlich und boshaft zu allen Zeiten – seine größte Freude ist der Schaden seines Nächsten, vor allem dann, wenn er diesem gegenüber ohnehin stets missgünstig gesinnt gewesen ist. Und wer könnte ein leichteres Opfer für diese spezielle Art der Niedertracht sein als ich, ein müder alter Bourgeois, dem außer der Erinnerung an seinen Bruder und bessere Zeiten kaum mehr etwas geblieben ist?

Ich werde diese Seiten daher gut verbergen: Sie werden zum sichtbar-unsichtbaren Einband jenes offiziellen Berichtes über die fraglichen Geschehnisse werden, den ich in einigen Wochen an Archivrat Dr. Hipper, den Verweser des städtischen Archivs, übergeben werde. Auf diesem Wege wird die Wahrheit nicht nur erhalten bleiben, sondern auch eines Tages ans Licht kommen.

Ich hoffe inständig, dass dieses Licht dann wieder freundlicher auf meine Vaterstadt herableuchten wird als in diesen, meinen letzten Tagen, da ein neuer Krieg auch noch die letzten Sonnenstrahlen mit der Ahnung des Grabes verdunkelt. Unsere Gräber in St. Katharina werden dann längst bemoost und vergessen sein – so wie hoffentlich auch jener Mann, der selbst im Greisenalter noch eine dunkle Bedrohung geblieben ist und im Verein mit seinen Helfern eine Veröffentlichung der wirklichen Umstände zu verhindern weiß.

***

Amberger Volkszeitung, 22. September 1892