Das Auge Jupiters - Peter Ripota - E-Book

Das Auge Jupiters E-Book

Peter Ripota

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Beschreibung

- Wer hat das überaus wertvolle "Auge Jupiters" gestohlen? An den farbigen Raumanzügen wäre das leicht feststellbar, aber die Außerirdischen sehen Farbe völlig anders. - Wie konnten die Insassen des Galaktischen Zoos ihren Behältern entkommen? Das war theoretisch unmöglich. - Wer hat den Baulöwen vom Podest gestoßen? Genügend Personen hatten ein Interesse und einige von ihnen besaßen übernatürliche Kräfte. - Und wie kann man erkennen, ob ein Besatzungsmitglied noch Mensch oder schon Monster ist? Der Serumstest allein reicht nicht. Diese und andere Rätsel präsentiert der Physiker und Schriftsteller Peter Ripota zum Nachdenken und Selberlösen. Dazu gibt es drei Sciencefiction-Detektivgeschichten von ihm und eine Profi-Erzählung von Robert F. Young.

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Inhalt

Die Aufgaben

Der harmonische Tangoabend

Das Auge Jupiters

Panik im Zoo

Seuchenjagd auf Sargon VII

Der Robotermord

Das Geburtstagsgeschenk

Wissenschaft oder Aberglaube?

Der vorhersehbare Unfall

Die Außerirdischen sind unter uns!

Leben wir in der Matrix?

Die Zeitmaschine

Mann oder Frau?

Die Lösungen

Fantastische Detektiv-Geschichten

Gabriels Horn

Die Nacht des Schwabberlocks

Die Profistory

Die tausend Beleidigungen des Herrn Courtney (Robert F. Young)

Literatur

Bücher des Verfassers

Wie es dazu kam

Im Jahr 1979 fragte mich ein Bekannter, der für eine Rätsel- und Spiele-Zeitschrift arbeitete, ob ich ihm nicht ein paar Denksportaufgaben aus meinem Hobby, der Science-Fiction, liefern könnte. Ich fragte ihn, wie man sich denn Science-Fiction-Rätsel ausdenken solle, doch er meinte nur: Mach mal.

Und so dachte ich mir drei solche Rätsel für ihn aus, mit Ideen für weitere drei Rätsel. Zwei wurden veröffentlicht, dann stellte die Zeitschrift ihr Erscheinen ein und ich meine Bemühungen zu Hirnverzwistern im Weltraum.

Doch mehr als 40 Jahre später, ich hatte da schon lange einen wöchentlichen Rundbrief, fiel mir die Sache wieder ein. Warum nicht die Gedanken von damals aufgreifen und vielleicht ein paar neue hinzufügen? Mein Blogger-Kollege P. J. Blumenthal fand die Idee so gut, dass er meinte: Mach doch ein Buch daraus. Und da es heutzutage kein Problem darstellt, ein Buch zu veröffentlichen (was nichts damit zu tun hat, es dann auch zu verkaufen), habe ich meine Rundbriefrätsel noch ein wenig erweitert, dazu zwei Kurzgeschichten hinzugefügt, bei denen ich die - zugegeben, etwas fantastischen - Lösungen nicht dem Leser überließ, sondern selbst explizierte. Und damit die geneigte Leseperson auch zu einem echten Lesegenuss kommt, habe ich noch eine Profistory von einem meiner Lieblingsautoren (Robert F. Young) eingefügt.

Genug der Vorreden! Machen Sie mit oder amüsieren Sie sich, lassen Sie Logik walten oder sich von Fantasie beflügeln, sehen Sie das Offensichtliche und übersehen Sie nicht das Fantastische, ordnen Sie den nüchternen Alltag oder reiten Sie auf den Wellen außerweltlicher Visionen - Hauptsache, es macht Spaß!

Peter Ripota

Der harmonische Tangoabend

Fünf Männer und fünf Frauen, alle single, wollen an einem Tango-Seminar teilnehmen. Ihre Vorlieben und Ablehnungen gegenüber manchen Personen sind aber so ausgeprägt, dass es den Veranstaltern Mühe macht, alle Bedingungen unter einen Hut zu bekommen, sodass kein Paar nachher sagen muss: Das hab ich nicht gewollt. Dafür gibt es nur eine Lösung.

Anmerkung: Zur Zeit der Niederschrift dieses Rätsels handelte es sich tatsächlich um eine Science-Fiction-Aufgabe, denn tanzen mit Personen außerhalb des eigenen Haushalts war infolge Corona-Pandemie verboten!

Pedro und Maria waren die Besitzer einer kleinen Tangoschule namens "Mi noche triste" (früherer Name: "Tango y sonrisa"). Nachdem die Corona-Pandemie abgeflaut war (daher die Bezeichnung "Science-Fiction" im Titel!), hatte das Paar wieder einen Kurs angekündigt, diesmal für Singles. Sie hatten versprochen, die Männer und Frauen für den Kurs zusammen zu bringen, und sie hatten in der Ausschreibung sogar gesagt: Nennt eure Vorlieben und Abneigungen bezüglich einer Partner-Person. Was die Anmelder ausgiebig taten.

So brütete nun das Lehrerpaar über der Anmeldeliste (es hatten sich 5 Männer und 5 Frauen angemeldet) und versuchten, Paarungen vorzunehmen, die allen Teilnehmern angenehm waren.

"Wir müssen die Vorlieben der Männer berücksichtigen." sagte Pedro. "Nein" widersprach Maria, "wir müssen die Abneigungen der Frauen berücksichtigen."

Und so geschah es. Maria begann:

"Da hätten wir einmal Elvira. Die will auf keinen Fall mit Christian, der hat sie einmal mitten im Tanz stehen gelassen, und auch nicht mit Jochen. Der hat ihr, als Musikmacher, einmal einen Wunsch verweigert."

"Empfindlich sind die Frauen ..."

"Wart er erst mal, was die Männer zu sagen haben! Weiter: Amalia, nein Amelie -"

"Immer diese modischen Namen. Hoffentlich haben wir keinen Kevin."

"Und wenn, dann soll er mit Amelie tanzen. Also diese Dame ist sehr wählerisch. Sie tanzt auf keinen Fall mit Joachim, der ist ihr zu klein; auch nicht mit Alfons, der ist ihr zu groß; und auch nicht mit Albert, das ist ihr Ex."

"Oh je, das wird heiter. Wer noch?"

"Christine mag Christian nicht. Der hat sie einmal verbal aufgefordert, statt nur mit Blickkontakt. Dagegen ist Christiane ein Idealfall: Sie tanzt mit jedem."

"Blutgruppe null ..." "Wie bitte?" "Nichts. Wahrscheinlich ist sie neu in der Szene. Und die letzte?"

"Flora kennt jede Menge Männer, die sie auf keinen Fall näher an sich heranlassen will. Dazu gehört Joachim, er schaut ihr immer in den Ausschnitt; und Albert, der tanzt ihr zu schlecht; und Jochen, der tanzt ihr zu gut."

"Heikel sind die Leute ... Dann lese ich dir die Männer vor.

Da wäre also Joachim. Der hat Ansprüche! Auf keinen Fall mit Christine, die trägt ein Parfüm, das er als sexuelle Nötigung betrachtet; nicht mit Christiane, die kennt er zu wenig; nicht mit Flora, die kennt er zu gut.

Dann hätten wir Christian. Der will nicht mit Amelie, mit Ausländerinnen tanzt er nicht."

"Aber die ist doch Deutsche!"

"Schon, aber dem Namen nach nicht, und das mag er nicht. Also weiter:

Jochen will nicht mit Elvira, die kann die Volcada nicht; und auch nicht mit Christine, die schaut beim Tanzen immer in die falsche Richtung, vermutlich, ob sie auch gehörig bewundert wird. Alfons will nicht mit Flora. Die hatten wohl mal was miteinander, und jetzt haben sie nichts mehr miteinander. Bleibt Albert. Der mag nicht mit Christiane. Die hat nämlich einmal mit Christian getanzt, ein ander Mal sogar mit Jochen. Also ist sie in seinen Augen 'beschmutzt' und damit nicht mehr betanzbar."

"Na, das wird was. Wir bräuchten ein Stundenplanprogramm, um alles auszuschließen, was nicht geht."

Aber nach einigem Tüfteln mit Papier und Bleistift hatten die beiden die idealen Paarungen ausgeknobelt. Wie sehen sie aus?

Das Auge Jupiters

Ein Raumschiff landet auf Kallisto. Die Besatzung entdeckt seltsame Lebewesen und deren Heiligtum, einen leuchtenden Kristall, den sie das "Auge Jupiters" nennen. Als er gestohlen wird, kommt es zu verwirrenden Zeugenaussagen. Denn die Bewohner Kallistos sehen Farben anders als wir.

In weitem Schwung näherte sich die "Telemacque", das Raumschiff der Europäischen Gemeinschaft zur Erforschung der äußeren Planeten, dem Jupitermond Kallisto. Der Bordcomputer wertete die Oberflächenbilder aus und bestimmte die günstigste Landungsstelle. Sanft setzte die "Telemacque" auf der dunklen, felsigen Oberfläche des kleinen Weltkörpers auf.

"Gute Landung", sagte der Käptn zu sich selbst. "Wie üblich", fügte er dann, nicht mehr ganz so überzeugt, hinzu. Die Besatzung versammelte sich vor dem riesigen Bordfenster und betrachtete andächtig die fremde Welt ringsum.

Düster lag sie vor ihnen, und nur der Mutterplanet Jupiter beleuchtete riesengroß und unheimlich in blaugrün und orange die felsige Oberfläche. In diesem Augenblick erschien Jupiters "Großer Roter Fleck" am Rand der abgeplatteten Leuchtscheibe, starrte unheildrohend herab auf das öde Welteneiland und wanderte langsam über die Planetenoberfläche. Wie ein ausgeronnenes Spiegelei zog er auf einer Ölschicht weiter und verschwand hinter dem Planetenhorizont. Im selben Augenblick ging es wie ein Aufatmen durch die kleine Welt. Die eisige Stille schien verdampft, die Winde wehten wieder und das Leben kehrte zurück. Es war, als ob der "Große Strenge Gott" sich schlafen gelegt hätte.

Kontakt mit den Fremden

Nach diesem ersten Eindruck begann die Besatzung des Forschungsschiffs, sich mit der neuen Welt systematisch zu beschäftigen. Die Männer und Frauen schwärmten in ihren farbigen Weltraumanzügen aus. Jeder Anzug hatte eine andere Farbkombination von Helm, Oberkörper, Beinen, sodass die einzelnen Leute auch aus der Ferne sofort erkennbar waren.

Die Astronauten maßen Atmosphärendruck, Schwerkraft, Magnetfelder, sie machten chemische Analysen und suchten nach ungewöhnlichen Erscheinungen. Derer gab es genug: elektrische Stürme, magnetische Gewitter, seltsame Lichtblitze, die die ganze Atmosphäre erfüllten, und vieles mehr. Die überraschendste Entdeckung aber war ein felsiges Gebilde, das sich kriechend fortbewegte wie ein Tausendfüßler.

Fanny Finstermeier, verantwortlich für extraterrestrische Beziehungen, schilderte das Wesen als "Mischung aus einem Tatzelwurm, einem Ziegenfisch und einer Empuse". Darunter konnte sich niemand etwas vorstellen, und so befahl der Käptn, das Gebilde — was immer es auch sei — mit gebotenem Respekt einzufangen und ihm vorzuführen.

Das geschah, und bald zeigte sich, dass es sich um ein Lebewesen von erstaunlicher Intelligenz handelte. Unter der Leitung von Kommunikationsingenieur Helmar Schacht wurde sofort mit Sprachübungen begonnen. Sie führten bald dazu, dass man sich leidlich gut mit ihm über Lebensnotwendigkeiten unterhalten konnte.

Irgendwer nannte diese Lebewesen "Klumbumper". Vermutlich wegen des Geräusches, das beim Aufsetzen des Rückenfortsatzes entstand. Der Name war anschaulich genug, wenn auch nicht sehr wissenschaftlich, um fortan als offizielle Bezeichnung dieser Lebewesen bestehen zu bleiben.

Nicht lange nach der erstaunlichen Entdeckung der Klumbumper musste man feststellen, dass die kleine Welt Kallisto offenbar von mindestens einer weiteren Lebensart bewohnt war. Nikos Dionysos, Fotograf der Expedition, sah sie als erster. Er beschrieb sie als "riesensperrig, mit drei verstilten Glotzaugen, einem zweifach logarithmisch gewundenen Schnabel, fünf dreisträhnigen Tentakelsaugern und vier fünffach verdrillten Blasenstapfern".

Solcherart auf das Schlimmste vorbereitet, war die Mannschaft dann erstaunt, als ein derartiges Riesenwesen würdevoll die Bordkanzel betrat und bedächtig seine diversen Anhänge entfaltete. Die erste Äußerung des fremden Wesens war etwas, was von den Anwesenden als "Wirglnix" identifiziert wurde, und so wurden die Wesen dann auch getauft. Auch hier schritt, dank rascher Auffassungsgabe auf beiden Seiten, die wechselseitige Spracherkenntnis rüstig voran.

Ein Glas Himbeersaft

Bald hatte der gegenseitige Wortschatz ein Ausmaß erreicht, mit dem man die Gespräche einer durchschnittlichen Cocktailparty ohne weiteres bestreiten konnte. Der Käptn gab zu Ehren der fremden Lebensarten einen Empfang. Ausgewählte Vertreter aller drei Rassen standen mit Cocktailgläsern herum und unterhielten sich blendend, besonders über das Wetter, eine nie versiegende Quelle der Unterhaltung auf Kallisto. Man versicherte sich gegenseitig besonderer Intelligenz, Kulturhöhe und Emanzipiertheit.

Der Käptn erhob schließlich sein Glas mit Himbeersaft und brachte einen Toast auf die Völkerverständigung dar. Sie hätte auch in der Europäischen Gemeinschaft nach nur zweihundert Jahren seit ihrer Gründung zur vollsten Zufriedenheit der meisten ihrer Mitglieder funktioniert, und er hoffe, dass dieser Geist auch im außereuropäischen Raum (wozu Kallisto zweifellos zähle) wirksam werde.

Der neben ihm befindliche Klumbumper gratulierte ihm zu der Rede und bewunderte seinen Himbeersaft. So ein schönes Rot hätte er schon lange nicht gesehen. Der Wirglnix auf der anderen Seite meinte, auch ihn hätte die Rede sehr erfreut. Insbesondere hätte ihm das schöne Violett im Glas gefallen.

Leicht verwirrt fragte der Käptn die in der Nähe stehende Telepathin vom Dienst, Angela Pendelmacher, welche Farbe eigentlich der Himbeersaft hätte. "Purpur"‚ meinte sie überzeugt.

Ein konfuses Gefühl, dass hier etwas nicht stimme, ließ den Käptn sein Taschentuch auf den Tisch ausbreiten. Er befragte der Reihe nach Joseph Mendelson, seines Zeichens Koch, und die beiden außerirdischen Gäste.

Der Koch teilte ihm mit, das Taschentuch sei grün, während die beiden Außerirdischen steif und fest behaupteten, das Tuch sei schwarz.

Der Käptn nahm nun ein Stück von seiner schwarzen Uniform und hielt sie in die Runde. "Schwarz", sagten die Erdenmenschen. "Klamp", sagten die Klumbumper. "Wuxel" ‚ sagten die Wirglnix.

"Hier stimmt was nicht!" sagte der Käptn, und es zeigte sich, dass er wieder einmal recht hatte.

Sorgfältige Untersuchungen ergaben folgendes:

Unser Farbenspektrum sieht bekanntlich so aus:

Infrarot RotGelbGrünBlauViolettUltraviolett

Während die Klumbumper bis weit ins Infrarot hinein Farben unterscheiden konnten, hörte ihr Farbsinn bei Gelb auf. Wir Menschen hingegen sehen Infrarot als Schwarz. Alles, was jenseits von Gelb lag — Grün, Blau, Violett — war für die Klumbumper schwarz. Nur Purpur, eine Mischung aus Rot und Violett, sahen sie rot.

Bei den Wirglnix war es umgekehrt. Bis zum Grün war für sie alles schwarz (also Rot, Gelb, Grün). Ab da sahen sie Blau und Violett so wie wir, und sie konnten auch noch Farben um Ultraviolett unterscheiden. Purpur war für sie natürlich violett, denn Rot sahen sie ja nicht.

Noch etwas fiel auf: Die schwarzen Weltraumanzüge waren für die Klumbumper infrarot (sie nannten es "klamp"), für Wirglnix ultraviolett (sie nannten es "wuxel"). "Das ist viel zu kompliziert", sagte der Käptn, denn er verlor schnell den Überblick, gab dies aber nicht gerne zu.

"Mendelson", wandte er sich an den Koch, "Sie färben unseren Algenbrei immer so schön ein. Also verstehen Sie was von Farben. Hiermit ernenne ich Sie zum ersten Kolorologen dieser Expedition. Machen Sie mir eine Liste der Entsprechungen und hängen Sie diese ans Schwarze Brett. Dann wissen wir wenigstens, wovon die Rede ist."

Mendelsons Liste sah so aus:

Physikalische Grundlage

So sieht es ein

Mensch

So sieht es ein

Klumbumper

So sieht es ein

Wirglnix

infrarot (IR)

schwarz

klamp

schwarz

rot

rot

rot

schwarz

gelb

gelb

gelb

schwarz

grün

grün

schwarz

schwarz

blau

blau

schwarz

blau

violett

violett

schwarz

violett

rot + violett

purpur

rot

violett

ultraviolett (UV)

schwarz

schwarz

wuxel

IR + UV

schwarz

klamp

wuxel

... und so sahen die Raumanzüge aus:

Angela Pendelmacher Telepathin

Joseph Mendelson Koch

Helmar Schacht Kommunikationsinschenjör

Nikos Dionysos Fotograf

Fanny Finstermeier, extraterrestriche Beziehungen

Das Auge Jupiters

Am zehnten Tag ihres Aufenthalts auf Kallisto machte Angela Pendelmacher eine ungewöhnliche Entdeckung. "Es war in einer Felshöhle", berichtete sie. "Auf einer Art Säule in Mannshöhe lag ein Kristall. Zuerst übersah ich ihn, aber plötzlich leuchtete er blutig-rot auf. Das war gerade in dem Augenblick, als der 'Große Rote Fleck' Jupiters am deutlichsten zu sehen war."

Der Käptn befragte die Bewohner Kallistos, was es mit diesem Kristall auf sich hätte. "Das ist das Auge Jupiters", wurde ihm mitgeteilt. Viel mehr bekam er nicht heraus, denn offenbar handelte es sich bei dem Kristall um das größte Heiligtum beider Lebensformen.

Irgendwie unterstand der Kristall dem Einfluss des "Großen Roten Flecks". Das Aufleuchten geschah vermutlich unter dem Einfluss starker Magnetfelder. Die Bewohner Kallistos interpretierten das anders. Für sie gab der "Große Gott Jupiter" ein Zeichen, dass sein Auge noch immer wachsam seine Satelliten beobachtete und alles Übel dieser Welt unbarmherzig registrierte.

Der Käptn gab den Befehl, die Religion der Außerirdischen zu ehren und das Heiligtum nicht anzutasten.

Der Diebstahl

Kurz vor der geplanten Abreise der "Telemacque" kam es zu einem folgenschweren Zwischenfall. Zwei aufgebrachte Botschafter der beiden Lebensformen auf Kallisto wünschten sofort den Käptn zu sprechen. Das "Auge Jupiters", so sagten sie, sei gestohlen worden, und zwar von einem der Erdenmenschen. Wenn es nicht vor dem nächsten Durchgang des "Roten Flecks" wieder an seinem Platz stünde, ginge das gesamte bekannte Universum zugrunde und niemand entginge dem Zorn des seines Auges beraubten Gottes.

Eine Durchsuchung des Raumschiffs, das wusste der Käptn, würde Tage in Anspruch nehmen, und selbst dann wäre der Erfolg zweifelhaft. Also musste schnell gehandelt werden.

Glücklicherweise war der Täter von zwei extraterristrischen Augenzeugen beobachtet worden, wie er die Höhle des Heiligtums betreten und sie nach kurzer Zeit wieder verlassen hatte. Da die einzelnen Besatzungsmitglieder auch in ihren Raumanzügen auf Grund der unterschiedlichen Farbkombinationen sehr gut voneinander unterscheidbar waren, konnte es nicht allzu schwierig sein, den Täter zu identifizieren.

So dachte der Käptn. Aber er vergaß dabei den seltsamen Farbensinn der fremden Lebewesen.

Zur Zeit des Diebstahls waren außer dem Käptn alle fünf Besatzungsmitglieder auf Einzelerkundung draußen gewesen. Keiner hatte ein Alibi, denn alle hatten getrennt voneinander ihre wissenschaftlichen Untersuchungen vorgenommen. Ihre Raumanzüge hatten jeweils verschiedene Farbstellungen (siehe Abbildungen).

"Jeder anders als der andere!" brummte der Käptn zufrieden. "Und jetzt schickt mir die beiden Zeugen."

Der Klumbumper berichtete, er hätte einen schwarzen Kopf gesehen und der Oberkörper sei rot gewesen. An die Farbe der Beine könne er sich beim besten Willen nicht mehr erinnern.

Der Wirglnix stellte überzeugt fest, der Kopf sei schwarz gewesen und die Beine wuxel. Den Mittelteil hätte er bedauerlicherweise nicht zu Gesicht bekommen, weil ein überhängender Felsen diesen verdeckt hätte.

Der Käptn machte ein langes Gesicht. Wie sollte man mit so spärlichen Informationen den Täter eindeutig überführen? Jetzt müsste er sein Kombinationstalent einsetzen. Aber das war schon immer nicht sonderlich ausgeprägt gewesen.

Doch wozu gab es Spezialisten an Bord? Also fütterte er die Daten in den Bordcomputer und stellte ihm die Frage: "Wer war der Täter?" Nach fünf Sekunden spuckte der Computer die Antwort aus. "Sicher?" fragte der Käptn zurück. "Absolut sicher", kam die Antwort der Denkmaschine.

Frage an den Leser: Wer hatte das "Auge Jupiters" gestohlen?

Panik im Zoo

Irgendjemand hatte ein Attentat im Galaktischen Zoo verübt und dabei eine Panik ausgelöst. Welches der fremden Lebewesen war es gewesen?

Der Zoo-Direktor ließ es sich nicht nehmen, den hohen Gast von der Erde persönlich zu begrüßen. "Mein lieber Professor Schramek!" rief er und eilte dem Besucher entgegen. "Wie sehr freue ich mich, einen so bedeutenden Gelehrten in meinen bescheidenen Hallen begrüßen zu dürfen." "Die Freude ist ganz meinerseits" sagte der Mann von der Erde, "und von 'bescheiden' kann wirklich nicht die Rede sein." "Das stimmt" meinte der Zoodirektor stolz. "Der Zoo auf Horos VII hier im Zentrum der Galaxis ist die größte Ansammlung unterschiedlicher Lebewesen in der gesamten belebten Milchstraße. Soll Ich Ihnen einen Überblick geben?" "Aber gern." "Gut, dann fahren wir mit dem Außenlift zur Turmspitze. Das dauert zwar länger, aber dafür ist die Aussicht umso schöner."

Sie bestiegen die gläserne Kuppel des Fahrstuhls, der an der Außenwand des gewaltigen Zooturms langsam nach oben kletterte. Während der Gast von der Erde die strahlende Landschaft unter ihnen im Licht der blau-roten Doppelsonne bewunderte, erklärte der Zoodirektor die Verhältnisse auf dem Planeten. "Es handelt sich um einen Sauerstoff-Planeten, wie Sie ja schon festgestellt haben. Der Sauerstoffgehalt beträgt 10%, also etwa die Hälfte wie bei Ihnen auf der Erde. 80% unserer Atmosphäre bestehen aus Stickstoff, der Rest sind reaktionsträge Gase. Der Druck beträgt, nach Ihren Maßen, 1,8 Atmosphären. Die Schwerkraft ist hier zweieinhalbmal so groß wie bei Ihnen zu Hause, und die Temperaturen schwanken zwischen 10 Grad nachts und 78 Grad tagsüber. Wir müssten jetzt so ca. 30 Grad haben.

Übrigens gibt es im Zoo Lebensformen, von denen sich jemand, der sie noch nie gesehen hat, überhaupt kein Bild machen kann. Er würde sie nicht einmal als Lebewesen einstufen. Manche Zoobewohner brauchen die Gluthölle und den Druck im Innern eines Vulkans. Andere fühlen sich nur wohl bei einigen Graden über dem absoluten Nullpunkt. Einige benötigen am Tag soviel Licht, wie wir im Jahr verbrauchen, während wieder andere vom Strahl einer Taschenlampe bereits tödlich getroffen werden. Ja, wir haben sogar -"

In diesem Augenblick geschah es. Mit einem Ruck blieb der Lift stehen und sackte dann nach unten. Ein Rumpeln und Dröhnen erschütterte den Turm und aus einer Seitentür lohte eine rote Stichflamme, der grüner Qualm und schwarzer Rauch folgten. Die Notstromaggregate hatten den Lift rechtzeitig vor dem Fall in die Tiefe bewahrt, doch den beiden Fahrgästen bot sich ein unheimlicher Anblick: Im Zoo brach Panik aus.

Eine Reihe von Zoobewohnern hatte sich befreien können. Sie rannten, hüpften oder glitten quer übers Gelände. Die Zoobesucher flohen in alle Richtungen und suchten Schutz vor dem Qualm und den entkommenen Lebewesen. Ein entsprungener Zittergleiter versprühte vor Aufregung elektrische Blitze, und eine Horde Wespenfeger wirbelte auf ihrer Flucht soviel Staub auf, dass eine Art Sandsturm entstand. Irgendwo ertönten Sirenen, und eine Reihe fluoreszenzfarbener Fahrzeuge erschien. Bewaffnete und gepanzerte Männer sprangen heraus und versuchten, Ordnung in das Chaos zu bringen. Schließlich gelang es den Sicherheitskräften und dem Zoopersonal, den Brand zu bekämpfen, die entflohenen Zoobewohner einzufangen und die Gefangenen des Außenlifts zu befreien.

+++

Sie trafen sich am nächsten Tag im Büro des Zoodirektors. "Wie sieht es aus?" fragte der Gast von der Erde. "Schlimm" war die Antwort. "Der Feuerschaden geht in die Millionen. Die Leute haben jetzt Angst, den Zoo zu besuchen. Und von den Zoobewohnern sind mindestens siebzehn Lebewesen zugrunde gegangen." "Was war die Ursache des Ganzen?" "Nach allem, was wir bis jetzt wissen: Es war ein Attentat." "Aber wie und wieso und von wem?" "Das wissen wir nicht. Soviel steht fest: Von den Angestellten und von den Besuchern war es keiner. Das konnte die Polizei einwandfrei ermitteln. Also bleibt nur noch einer der Zoo-Insassen." "Aber warum?" "Mein lieber Freund, wir kennen von den wenigsten die genauen körperlichen Funktionen. Was in den Seelen dieser fremden Wesen vorgeht, können wir in den meisten Fällen nicht einmal erahnen. Vielleicht ist jemand dabei, dem die 'Gefangenschaft' nicht gefällt und der sich auf diese Weise rächen wollte?" "Sind sie denn intelligent genug zur Durchführung eines solchen Vorhabens?" "Auch das wissen wir nicht, aber es liegt durchaus im Bereich der Wahrscheinlichkeit." "Meinen Sie, die Polizei wird herausfinden, wer es war?" "Ich glaube, das ist kein Fall für die Polizei. Das ist ein Fall für Zoologen." "Also" sagte der Besucher von der Erde, "spielen wir Sherlock Holmes." "Gut" sagte der Zoodirektor, "fangen Sie an."

"Wie wurde das Attentat verübt?" begann der Gast von der Erde.

"Der Attentäter gelangte durch eine Lagerhalle in einen Vorraum zur zentralen Versorgungsstelle. Er musste dazu eine Tür mit relativ einfachem Verschlussmechanismus öffnen. Im Vorraum und in der Lagerhalle herrschen übrigens die gleichen atmosphärischen Verhältnisse wie überall sonst auf dem Planeten. Vom Vorraum gelangte er durch eine zweite Tür mit etwas komplizierterem Schloss in den zentralen Versorgungsraum. Dort riss er einige Kabel aus den Halterungen und zerstörte einen der fünf Hauptdynamos. Anschließend machte er sich schnell aus dem Staub und verschwand in der Menge."

"Kann man den Kreis der Verdächtigen irgendwie einschränken?"

"Ja, das kann man. Wir haben festgestellt, dass bei sieben Lebewesen die Wohnbehälter vorsätzlich zerstört waren. Offenbar war dies ein Ablenkmanöver des Attentäters. Wir haben übrigens alle Lebewesen wieder eingefangen."

"Und welche dieser Lebensformen wäre rein körperlich imstande gewesen, das Attentat durchzuführen?" "Das, verehrter Herr Professor, können Sie selbst entscheiden, nachdem Ich Ihnen die Lebewesen gezeigt habe. Aber die Antwort wird Ihnen nicht gefallen ..."

Die beiden Männer begannen ihren Rundgang durch die Hallen des Zoos. "Hier" sagte der Direktor, "ist unser erster Verdächtiger, eine Panzerschnecke. Ein recht treffender Name, wie Sie sehen."

Professor Schramek sah einen dicken, etwa ein Meter langen Wurm mit schuppigem Panzer und erstaunlich gut ausgebildeten Gliedmaßen. Er bewegte sich mit unendlicher Langsamkeit flach auf dem Boden entlang. "Seine Lebensbedingungen: Er ist ein Sauerstoffatmer und begnügt sich mit 1% Sauerstoff. Er hält es aber auch in unserer Atmosphäre bis zu drei Stunden aus. Andere Gase wie Ammoniak, Methan oder Fluor sind Gift für ihn. Bei Druck und Temperatur ist er nicht pingelig, aber er ist furchtbar schwer. Wenn er sich auf irgendeines unserer anderen Lebewesen legen würde, ich glaube, er würde sie alle erdrücken. Seine Greiforgane sind, wie Sie selbst sehen, sehr gut ausgebildet."

"Also hätte er prinzipiell das Attentat verüben können?"

"Ja, bis auf eine Kleinigkeit: die Zeit. Das Attentat muss sich innerhalb von zwanzig Minuten abgespielt haben. In dieser Zeit schafft unser Schneckerich etwa einen halben Meter ...

"Also dann zu Nr. 2."

"Nr. 2" sagte der Zoodirektor vor einem großen Freilandgebäude, in dem ein stelziger Vogel seltsam gewundene Flugbewegungen machte, "Nr. 2 Ist ein Springschrauber, so benannt wegen seiner schraubenförmigen Flüge. Er braucht normalerweise 25% Sauerstoff. In unserer Atmosphäre hält er es etwa eine halbe Stunde aus, dann bricht er zusammen." "Aber er hätte es bis zum Versorgungsraum geschafft?" "Nein. Ich habe Ihnen noch nicht alles gesagt. Er funktioniert nur zwischen 50 Grad und 120 Grad. Unterhalb 50 Grad erstarrt er. Und zur Tatzeit hatten wir ja nur 30 Grad."

"Wieder einer weniger. Gehen wir zu Nr. 3." Diesmal standen sie vor einem Glasgefäß, das von grün-violetten Lichterscheinungen durchzuckt war. Innerhalb der vielfarbigen Blitze trieben quallenartige gläserne Tiere in einer blasigen Atmosphäre. "Das sind Fluoroplasten. Sie atmen Fluor. Sauerstoff, auch in kleinsten Mengen eingeatmet, ist tödlich für sie, ihren gut ausgebildeten Greifern macht der Sauerstoff komischerweise nichts. Wenn ihre Zentralorgane von einer Fluorhülle eingeschlossen sind, können sie also auch in unserer Atmosphäre irgendwelche Manipulationen vornehmen, z.B. Türen öffnen oder Dynamos zerstören."

"Aber dazu bräuchten sie so eine Art Schutzanzug, und den hatten sie wohl kaum."

"Nein. Hier ist übrigens Nr. 4" sagte der Zoodirektor, während er auf ein Meter große Kugeln mit einer hornigen Außenhaut deutete. "Sie heißen im Volksmund Hohlblaser. Auf der Außenseite vertragen sie praktisch jede Atmosphäre, aber gegen Druck und insbesondere gegen Belastung durch Gewichte sind sie empfindlich. Außerdem besitzen sie eine Schleuse, durch die sie kleine Lebewesen (bis zu 20 cm Durchmesser) hereinlassen können. Im Inneren produzieren sie eine Atmosphäre aus Methan. Offenbar bilden sie mit uns unbekannten Wesen auf Ihrem Heimatplaneten eine Symbiose."

"Wie bewegen sie sich fort?"

"Indem sie durch die Gegend rollen, und zwar ziemlich schnell. Sie könnten ohne weiteres in die Versorgungskammer gelangt sein. Nur - sie haben keinerlei Greiforgane, hätten also auf keinen Fall die Türen öffnen können."

"Also wieder nichts. Bin ja neugierig, wer übrig bleibt."

"Hoffentlich sind Sie nicht enttäuscht. Hier sehen Sie Nr. 5, die Ammoniter. Sie ähneln ein bisschen Ihren Tintenfischen. Den Namen haben sie von der Tatsache, dass sie Ammoniak atmen. Auch in einer Methanatmosphäre können sie bis zu drei Stunden existieren, aber in Sauerstoff gehen sie nach zehn Minuten ein. Sie haben, wie Sie sehen, gut entwickelte Greifer (sogenannte Tentakel), und sie können sich zu einem langen Schlauch ausziehen und damit durch fast jede Öffnung schlüpfen."

"Wegen der atmosphärischen Bedingungen kommen sie also auch nicht in Frage. Wie sieht's mit Nr. 6 aus?" "Nr. 6 sind ganz seltsame Lebensformen. Eigentlich könnte man sie als 'ideal' bezeichnen, denn sie können in praktisch jeder Umgebung existieren. Sie brauchen zwar einige Zeit, um sich anzupassen, aber dann ist ihnen jede Atmosphäre, jeder Druck, jede Temperatur recht. Sie sind nur insofern etwas zart besaitet, als sie keine Lasten tragen können. Ihr Name ist übrigens Metaboler.

"Und wo liegt der Haken?" "Sie haben keinerlei Greiforgane ..."