Das blinde Pferd: Haltung, Pflege und Arbeit - Ellen Drost - E-Book

Das blinde Pferd: Haltung, Pflege und Arbeit E-Book

Ellen Drost

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  • Herausgeber: WiSa
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2014
Beschreibung

Augenkrankheiten sind bei Pferden keine Seltenheit. Was aber tun, wenn das eigene Pferd plötzlich erblindet? Dieser Frage musste sich Ellen Drost stellen, als ihr Nantan an Periodischer Augenentzündung erkrankte. Für die begeisterte Pferdeliebhaberin stand schnell fest: Einschläfern kommt nicht in Frage. Stattdessen machte sie sich gemeinsam mit Nantan auf den Weg, die Herausforderung Blindheit zu meistern, und schaffte das, was viele für unmöglich hielten: Nantan ein langes und vor allem glückliches Leben zu bereiten. Mit diesem Ratgeber gibt Ellen Drost ihre Erfahrungen weiter. Sie gewährt dem Leser dabei einen tiefen Einblick in ihre Persönlichkeit und in ihr Seelenleben und macht so Mut, nicht aufzugeben. Alle, die selbst mit der Entscheidung hadern, wie sie ihr blindes Pferd versorgen sollen, finden hier Tipps und Hinweise, die in der Praxis erprobt sind.

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Seitenzahl: 100

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ibidem-Verlag, Stuttgart

In Erinnerung an ein

ganz besonderes Pferd:

Nantan-Geronimo

Dank

Ein großes Dankeschön für die Fotos in diesem Buch geht anMaite und ihr Pferd Bommel,Sylvia Lohr und ihr Pferd Dennis,Eveline Tejero und ihr PferdLucero,Vivienne und ihr PferdHatifa. AuchKarin Liesedanke ichfür einen Teil der Fotos.

Ebenfallsdanke ich allen, die mir geholfen haben:Meinem Mann Jörg und meinem Sohn Mika undinsbesondere meiner Tochter Vivianeund meiner Reitbeteiligung Clara. Eveline Tejero für ihre ergreifende Geschichte undmutmachendenWorte. CarolaHartjesfür ihr Nachwort und Isolde Neid, die sich so rührend umNantangekümmert hat. Dr. DieterVahldieck, ebenso Ewa und JensBoßlerund Dr. S. Sauer, die Tierärzte, welche Tag und Nacht fürNantanda waren. BarbaraToborfür ihre nützlichen Tipps,und alle anderen,die mich unterstützthabenund die ich hier nicht erwähnt habe!

EllenDrostim Juli 2014

Für Sina, Hanna und

Inhalt

Dank

Vorwort

Vorweg

Für mein treues Pferd Nantan-Geronimo

Nantans Krankengeschichte

Das größte Glück der Erde ist das  Reiten blinder Pferde

Augenkrankheiten, die (auch) zur Blindheit führen können

Haltung

Wie nimmt das blinde Pferd seine Umwelt wahr?

Umgebungswechsel und Gewöhnung  an fremde Orte

Im Stall

Vertrauen gewinnen

Transport

Futter

Das Führen eines blinden Pferdes

Longieren

Reiten, der Vertrauensbeweis

Das blinde Pferd im Gelände

Das schreckhafte Pferd

Mighty und Estrelle

Nachwort

In Gedenken an Nantan (kleiner Freund)

Augenkliniken für Pferde

In eigener Sache

Nantan–

Du hast mir Türen geöffnet, die mir sonst verschlossen geblieben wären.

Du hast mir neue Wege gezeigt und bist sie mit mir gegangen.

Du hast mir die Augen geöffnet.

Du warst mein Lehrmeister und auch mein Schüler.

Ohne Dich stünde ich heute nicht hier.

Danke, mein Freund!

Vorwort

Mitdiesem Buch liegt Ihnen einRatgeberin den Händen, der aufwirklich authentischdurchlebtenErfahrungen beruht.ErwirdIhnen sicher in vielerlei Hinsicht helfen,mit einem blinden Pferdim Alltag zurechtzukommen.

In einfühlsamen Schilderungenzeigt EllenDrostauf, wie Sie die oftungeplantenHerausforderungenmit einem blinden Pferdüberwinden können.Sie erhalten viele praktische Anleitungen und Tipps im Umgang mit blinden Pferdenund damit auch Hilfestellung zum Fällen schwieriger Entscheidungen.Nicht zuletzt gewährt die Autorin einen leidenschaftlichen Einblickin die Beziehung zuihremPferdNantan.

Steffi & Christoph Schade

(Familie Peter Pfister)

Vorweg

Dieses Buch soll ein Ratgeber sein und kann nur Hilfestellung leisten.Es ist bewusst kurz und allgemein verständlich gehalten,es geht nicht genauer auf verschiedene Reitweisen und Methoden ein. Darübergibt es bereitsgenug gute Bücher,und jedersolltefür sichentscheiden,was für ihn oder sie das Richtige ist.Für alle Tätigkeiten am Pferd ist nur der richtige Umgang,auch bekannt als»Horsemanship«,wichtig.Es ist die Kunst, mit Pferden so natürlich und sopferdegerechtwie möglich, alsopferdeverständlich,umzugehen.

DasistnichtsNeues,es ist nurneu entdeckt. Unser Denken hat sich gewandelt.Früher war es wichtig,gut auf sein Vieh aufzupassen–es war einfach lebensnotwendig.Im alten Germanien gabesfür Vieh und Geldnur ein Wort.Das zeigt ganz deutlich,wie wichtigdie Tierefür den Menschen waren.Heute steht die Partnerschaft zwischen Mensch und Tier im Vordergrund.Diese sollte harmonisch sein und auch für das Pferd Sinn ergeben.

Dabei sollte das Pferd bei der Arbeit nicht überfordert werden.Methoden oder Hilfsmittel,die Schmerzen oder Angst bereiten, dürfen nicht angewandt werden.Der Reiter/Besitzer ist für das Wohl seines Tieres verantwortlich.Ein guter Partner versteht die Körperspracheseines Pferdes und weiß,diese zu deutenundmit seinem Pferd zu kommunizieren. Dabeientstehen Führungsqualitäten, diemit den folgenden Hinweisen ausgebaut und erhalten werden können.

Das ist keine Zauberei.DerSchlüssel zum Erfolg ist Geduld und die damit investierte Zeit und Ausdauer.Dafür reicht eseben nicht aus,sein Pferd einmal die Woche zu reiten oder mal vorbeizuschauen.Pferdesprache ist nichts anderes als eine Fremdsprache,und diekann man auch nichtlernen,indem maneinmal in derWoche eine Stunde Vokabelnlernt.Das gleiche gilt auch für das Pferd: Jelänger und intensiver esseinen Reiter kennt,umso besserund schnellerwird esihnverstehenund das Gewünschte umsetzen.

Dieses Buch sollMenschen helfen, die sich ineiner ähnlichenSituationwie ich befinden,Menschen, die sich neuen Dingen öffnen können,nicht aufgeben wollen,Hoffnung tragen.Aber bedenkenSie,dass Pferdehalter,die schon vor der Erblindung ihres Pferdes ein schlechtes Vertrauensverhältniszu ihmhatten,es nach der Erblindung nur noch schwerer habenwerden.Es bringt nichts, ein altes Pferd,das mit der neuen Situation nicht fertig wird,ausfalsch verstandener Tierliebe leiden zu lassen.Das Pferd (gesund oder blind) braucht einen starken Partner(Besitzer),an dem es sich orientieren kann.Ein mental starker Pferdehalter stärkt auch sein Pferd,ein ängstlicher Besitzer verunsichert es.

Man sagt Hundehaltern nach,dass diese ihren Hunden mit der Zeit immer ähnlicher werden.Ich habe festgestellt,dass dies zum Teil auch auf Pferdehalterübertragbar ist(natürlich nicht äußerlich).Meist hat ein ruhiges Pferd auch einen ruhigen Besitzerund das nervöse Tier einen vielleichtetwas»hibbeligeren«Partner.Aber auch das Pferd vermagseinen Besitzer zu formen.Ich war anfangs ungeduldig und auch manchmal ungerecht meinem Pferd gegenüber, aber mein»Schimmelchen«hat mich zu einem etwas besseren Menschen gemacht. Ich habe gelernt,zuzuhörenund meine Umwelt besser wahrzunehmen.

Wichtig ist nur:UrteilenSienicht vorschnell!

GebenSiesich undIhremTierZeit.SolltenSiesich nicht sicher sein,fragenSieIhren Tierarztoder holenSiesich Hilfe und Rat vonpferdeerfahrenenMenschen inIhrerNähe.

Für mein treues PferdNantan-Geronimo

DerVatermeinesNantanswar Geronimo,ein wunderschöner gepunkteterKnappstrupper-Hengst.Seine MutterhießKonschitaund wareine bunteAppaloosa-Stute.Leider haben seine ElternNantankaum Farbe vererbt, dennerwar fast ausschließlich weiß.Als Fohlenhatte errote Ohren,deshalb nannten wir ihn anfangs»Boris«.Zum Glück wurden diese dann auch irgendwann weiß,und bis auf ein paar dunkle Flecken hier und da war er für michder schönste Schimmel überhaupt.

Leider istNantan, dieses großartige Pferd,während der Fertigstellung dieses Ratgebers verstorben.Er hat mich 19 Jahre meines Lebens begleitet.Ich hätte mir nie zu träumen gewagt,dass dieses kleine Fohlenmein Herzsoerobern würde.

Nantanwar zumEnde seines Lebens nicht»nur«blind,sondern er litt auch unter dem Cushing-Syndrom,einerStoffwechselerkrankung.Diese Erkrankung führte zuHufrehen,einerSenkung des Hufbeines,welche bei ihm so hochgradig war,dass die Gefahr des Hufbeindurchbruches bestand.Zuletzt biss er sich vor lauter Scherzen in die Füße–wir mussten ihn erlösen,damit sein Leid endlich ein Endehaben konnte.

Er war mein größter Traum – mein Wunschpferd–und er wird immer in meinem/unserenHerzen bleiben.

NantansKrankengeschichte

EwaGizewska-Boßler»Rehe«/Hufbeinsenkung-behandelnde Tierärztin

Ich habeNantankennengelernt,als er im fortgeschrittenen Stadium seiner Krankheitals stationärer Patient bei uns aufgenommen wurde.Ganz sicher gibt es im Leben jedes Tierarztes Patienten,die er zwar mit Hingabe betreut,aber im Laufe der Jahre einfach vergisst,oder auchsolche,die er in Gedanken weiterziehen lässt.Und es gibt wiederumandere,die er fürimmer mit sich trägt,weil sieihnentweder medizinisch oder auch menschlichhaben reifen lassen.

Zu den zweiten wird für mich für immerNantangehören.Er ist in unserer stationären Abteilung mit uns alleine geblieben,ohne seine Bezugsperson Ellen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte er schon hochgradige Schmerzenund musste intensiv tierärztlich betreut werden.Er kannte weder uns noch die räumliche Verteilung in unseren Stallungen,trotzdem hat man sein Handicap inkeinsterWeise gemerkt.

Wie auch immer er das gemacht hat: Erhatsich in jeder Situation ohne geringste Probleme zurechtgefunden.Wer nicht wusste,dass er blind ist,dem wollte er das auch nicht verraten.Er war voller Vertrauen und absolut gelassen.Mit unglaublicher Geduld und Würdeließer seine Bäder und Spritzenüber sich ergehen.Ich muss zugeben,dass ich blinden Pferden gegenübersehr skeptisch war und bleibe.Es bedarf viel Hingabe,Verständnis undvieeeeelPferdeverstand,um diesen Tierenein artgerechtes Leben zu ermöglichen.

Man muss nicht nur lernen,sie zu führen,aber auch zu beschäftigen und mit anderen Pferden zu integrieren.Es ist eine immense Aufgabe,der nicht jeder gewachsen ist.Man muss als Leittier für zwei sehen und für zwei entscheiden,beiden die Sicherheit und Gelassenheit geben.

Nantanhat am Ende den Kampf gegen die Krankheit verloren,ist aber mit dem gleichen Vertrauen seiner Besitzerin auf die andere Seite gefolgt,wie er das bis dahin immer getan hatte.Ich denke,dass blinde Pferde eine Chance verdienen,aber eine reelle, keine,die sie durch falsches Mitleid zu Gefangenen macht.

Falls es einen Himmel für Tiere geben sollte–vielleichtsiehtNantanhier wieder.Abervielleicht braucht er das gar nicht?

»Man sieht nur mit dem Herzen gut.

Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.«

Antoine de Saint-Exupéry (Werk: Der Kleine Prinz)

»On ne voit bienqu'avecle cœur.

L'essentielest invisible pour les yeux.«

Das größte Glück der Erdeist dasReiten blinder Pferde

Wir kümmern uns mit Recht um Behinderteund vernachlässigte Menschen in der Gesellschaft.Wieso aber kann man Tieren,die mit ihrer Behinderung zurechtkommen und Lebensmut zeigen,nicht auch solche Rechte eingestehen?Warum höre ich immer wieder,ein blindes Pferd müsste eingeschläfert werden,da es nicht mit seiner Blindheit zurechtkommen würde?Keine Lebensqualität genieße?Sich undAnderegefährde?

Natürlich gibt es immer den Ausnahmefall,aber grundsätzlich gibt es keinen Grund,ein blindes Pferd aufzugeben.DasGegenteil ist der Fall!

Ein blindes Pferd kann auch ein glückliches Leben führen!

HierNantanmit meiner Tochter Viviane und Bommel mit Maite

Das Vertrauen des blinden Pferdes zu seinem Besitzerist für beide ein unbezahlbares Geschenk.

Tina und Mag

Helles Kinderlachen, freudiges Stimmengewirr und Sonnenschein–wir befinden uns auf dem Reitplatz und gleich wird eine besondere Reitstundebeginnen.Drei Pferde und drei Reiter warten darauf,dass esanfängt.Endlich können sie aufsitzen,und schon geht es los.

Dies könnte eine beliebige Reitstunde überall im Land sein, wäre da nichtder kleine Schimmel am Anfang derTête.Der Schimmel heißtNantan-Geronimo und ist blind.

Nantanwar nicht immer blind.Ererkrankte mit ca. 10 Jahrenan einerperiodischenAugenentzündung,auch als Mondblindheit bekannt.Bis dahin war er kerngesund.Es begann schleichend, auf dem linken Auge.Die Bindehaut war gerötet und der Tränenkanalverstopft,sodass er»weinte«.Er wurde mit Salben, Tropfen, Spülungen und Tabletten therapiert,und ich zog ihm Fliegenhäubchen auf, weil diese die Fliegen von den Augen fernhielten.

Aber es wurde nicht wirklich besser.Irgendwann kamen Schmerzen dazu (er ließ sich im Bereich des Auges nicht mehr anfassen,und das Auge war geschwollen und gerötet).Alsofuhren wir in die Klinik.Nach der Untersuchung der Schock:Linsenablösung auf dem linken AugeundFibrinablagerungauf dem rechten Auge.

Das hieß:Das linke Auge war zu diesem Zeitpunkt