Das Buch der (un)heimlichen Wünsche 3: Filmstar gesucht - Sabrina J. Kirschner - E-Book

Das Buch der (un)heimlichen Wünsche 3: Filmstar gesucht E-Book

Sabrina J. Kirschner

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Beschreibung

***Dieses Buch macht Wünsche wahr!***  Wanda würde alles geben, um ein richtiger Filmstar zu sein! Beim Klasenausflug in den Kletterpark büxt sie mit ihrem besten Freund Val aus aus und geht heimlich zu einem Casting. Dort trifft Wanda auf die berühmte Sirena Brandon, die den ganzen Rummel um ihre Person leid ist. Also tauschen die Mädchen die Rollen: Sirena verkleidet sich als Wanda und Wanda zieht in das Luxushotel von Sirena ein. Ihr Traum ist zum Greifen nah - wenn da nicht Lukas und sein Opa wären, die auch diesmal mit fiesen Tricks versuchen, das Wunschbuch an sich zu bringen. ***Wer dieses Buch bekommt, hat einen Wunsch frei. Egal, wie verrückt, niemals nie erfüllbar dieser ist! Die einzige Bedingung: Erst muss der Wunsch eines anderen Kindes erfüllt werden …*** Band 3 der neuen lustige Reihe von Erfolgsautorin Sabrina J. Kirschner. Für alle Fans von "Die unlangweiligste Schule der Welt"  Leichte Sprache, viele Bilder, lesefreundliches Layout – perfekt für Kinder ab 8 Jahren! Actionreich und spannend, großer Lesespaß für Mädchen und Jungen!

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Sabrina J. Kirschner

Das Buch der (un)heimlichen Wünsche – Filmstar gesucht

Mit Bildern von Vera Schmidt

***Dieses Buch macht Wünsche wahr!***

Wanda würde alles geben, um ein richtiger Filmstar zu sein! Beim Klassenausflug in den Kletterpark büxt sie mit ihrem besten Freund Val aus aus und geht heimlich zu einem Casting. Dort trifft Wanda auf die berühmte Sirena Brandon, die den ganzen Rummel um ihre Person leid ist. Also tauschen die Mädchen die Rollen: Sirena verkleidet sich als Wanda und Wanda zieht in das Luxushotel von Sirena ein. Ihr Traum ist zum Greifen nah - wenn da nicht Lukas und sein Opa wären, die auch diesmal mit fiesen Tricks versuchen, das Wunschbuch an sich zu bringen.

***Wer dieses Buch bekommt, hat einen Wunsch frei. Egal, wie verrückt, niemals nie erfüllbar dieser ist! Die einzige Bedingung: Erst muss der Wunsch eines anderen Kindes erfüllt werden …***

Wohin soll es gehen?

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Personenvorstellung

Viten

Schwungvoll drehte Wilmine den Gashebel der alten Maschine. Knatternd erwachte das Motorrad zum Leben. Der Scheinwerfer sprang an und erleuchtete das Innere vom Holzschuppentor. Ein braun geschecktes Huhn versperrte mit ausgebreiteten Flügeln störrisch den Weg.

Wilmine fixierte es durch ihre Fliegerbrille mit den glupschigen Gläsern. „Genie, Bahn frei, du kannst mich nicht aufhalten. Aber wenn du möchtest, nehme ich dich mit.“ Sie deutete auf den verbeulten Beiwagen neben sich. „Dann kannst du selbst ein Auge auf die Dinge haben.“ Wilmine strich über das dicke abgewetzte Buch, das im Wagen lag, und zwinkerte verschwörerisch. „Gerade dort, wo ich hinwill, wäre ein Paar starke Flügel wie deines von Vorteil“, versuchte sie der eigensinnigen Henne weiter zu schmeicheln.

Es half. Mit erhobenem Haupt – auf dem eine kleine Lederkappe mit Mini-Kamera saß – stolzierte Genie auf den Beiwagen zu, hopste hinein und machte es sich auf dem Buch bequem. Gerade so, als wäre es eines ihrer Eier, die sie gedachte auszubrüten.

„Danke, meine Liebe“, sagte Wilmine leise und meinte es auch so. Sie und die Henne waren einfach ein Team.

Langsam rollten sie vorwärts und stießen mit dem Vorderrad die Schuppentür auf. Dann brausten sie über die tauverhangene Wiese, die vor Wilmines Häuschen im Morgenlicht schimmerte. Allmählich nahmen sie mehr Fahrt auf.

Knatternd ging es unter den Apfelbäumen hindurch und aus dem Gartentor hinaus. Der moosbewachsene Waldweg führt sie genau dorthin, wo sie hinwollte: schnurstracks in Richtung Berge.

Schon bald erreichten sie die versteckte Schotterstraße, auf der sie einer steilen Felswand entgegenbrausten. Während Wilmine der Fahrtwind um die Nase wehte und die Sonne sich gerade hinter dem Bergrücken hervorschob, näherte sich von hinten ein Fahrzeug.

Im Seitenspiegel erkannte sie eine glänzende schwarze Limousine.

Wilmine gab Gas. „Wir bekommen Besuch, mein Mädchen. Festhalten, jetzt wird’s holprig.“ Das Motorrad schoss über einen Hubbel, verlor kurzzeitig Bodenkontakt und knatterte aufgebracht. Wilmine lehnte sich weit über den Lenker, federte den Aufprall spielend ab, bevor sie ihr Gefährt in eine scharfe Kurve manövrierte. Jetzt ging es bergauf. Eine enge Serpentinenstraße schlängelte sich vor ihr empor.

Die Henne kauerte dicht über dem Buch, ihr Gackern wurde vom Wind verschluckt.

„Genie, keine Sorge, wir sind schneller und wendiger. Hier werden sie uns erst mal nicht einholen können!“, lachte die Alte, winkelte das Knie ab und legte sich in die Kurve. Ihre grauen Locken wirbelten ihr wild durchs Gesicht. Ein Blick in den Seitenspiegel verriet ihr, dass die große Limousine tatsächlich Mühe hatte zu folgen. Zufrieden schaltete Wilmine noch einmal einen Gang runter und heizte weiter die Straße hinauf. Der Motor röhrte. „Komm schon, komm schon!“, feuerte sie die alte Maschine an. „Wir schaffen das, nur noch ein paar Kilometer.“ Dann würden sie zu Fuß weitermüssen.

Noch zwei Kurven, noch eine. Schon brauste sie über den Bergpass hinweg und das Tal eines idyllischen Flusslaufs entlang. Ein Schild kam näher, Camp Bärensteig war darauf zu lesen. Dahinter lag ein verlassener Parkplatz.

Wilmine drosselte die Maschine. Vor einer kleinen, frei stehenden Holzhütte riss sie den Lenker herum und bog auf einen steilen Waldpfad ab, der sie abwärts führte. Das Motorrad ächzte bedenklich. Holpernd fuhren sie über eine große Baumwurzel. Der Beiwagen machte einen Satz und Genie wurde in die Luft geschleudert.

„Hopsala!“, rief Wilmine. Mit beiden Händen umklammerte sie den Lenker, während ihre Zähne lautstark aufeinanderschlugen. Immer mehr Wurzeln durchzogen den Weg. „Wahwahwahwah!“ Das Motorrad vollführte einen Hopser nach dem anderen. Genie nahm gackernd Reißaus. Flügelschlagend erhob sie sich in die Luft.

Wilmine zog an der Bremse. Schlingernd und qualmend kam das Motorrad zum Stehen. „Endstation. So kommen wir nicht weiter.“ Durch ihre Fliegerbrille, mit der sie gleichzeitig sah, was Genie mit ihrer Kamera filmte, verfolgte sie den Flug der Henne durchs Unterholz. Gerade rammte Genie den tief hängenden Ast einer Tanne.

Wilmine verzog das Gesicht. „Uhhhh!“ Dann kletterte sie behände vom Motorrad und stellte es ab. Aus dem Fußraum des Beiwagens zog sie einen vollbepackten Rucksack sowie das alte Buch hervor. Letzteres stopfte sie in die Innentasche ihres Mantels. „Also gut, weiter geht’s zu Fuß!“

Vom Parkplatz vernahm sie, dass die näherkommenden Motorgeräusche den Steilhang hinabdrifteten. „Besser wir geben Gas.“ Mit spitzen Fingern zog sie die Tannenzweige aus dem Weg, um Genie herauszupflücken. Zerknirscht zupfte sie der Henne die Nadeln aus den Federn. „Ist ja gut, meine Liebe, das kann den Besten von uns mal passieren.“

Verlegen schüttelte sich Genie das Federkleid. Als Wilmine sie sanft im Ärmel ihres Mantels verstaute, protestierte sie nicht. Gemeinsam stapften sie los.

Immer unwegsamer wurde das Gelände. Eben erreichten sie eine Reihe schroffer Felsformationen, als hinter ihnen ein Motor dröhnte.

Wilmine warf den Kopf herum. „Ach du liebes bisschen! Wo sind wir denn hier gelandet?“ Ein mit zwei Personen bemanntes, breiträdriges Quad wälzte sich röhrend durch die Schlucht auf sie zu. Das Logo von Stramm-Verpackt prangte auf der Motorhaube und reflektierte die Sonne. Wilmine hob die Hände vor die Augen, um nicht geblendet zu werden, während das Quad mühelos durchs Unterholz pflügte.

Genie kreischte ungeduldig.

„Jaja, verstehe, wir müssen ihn loswerden. Und zwar schleunigst!“ Mit einem gekonnten Satz sprang Wilmine vom Weg und auf den nächsten Felsen. Sie hantierte an ihrem Gürtel, zupfte an der Schnalle und zog sie heraus. „Vorbildhafte Vorbereitung verhindert vermurkste Vorstellung!“ Sie schnappte sich die Schnalle und holte aus dem Rucksack eine Luftpumpe hervor – eine von der Sorte, mit der man an Geburtstagen Ballons aufpustete. Sie drückte den spitzen Teil der Gürtelschnalle in die Pumpöffnung, dann hielt sie sich ihre selbst gebaute Anfertigung über den Kopf. Sie zielte hinauf zum höchsten Felsen, den sie sehen konnte, dann presste sie den Kolben der Pumpe mit Schwung in den Zylinder.

Die Schnalle schoss heraus und mit ihr ein dünnes Drahtseil, das mit Wilmines Gürtel verbunden war. Die Schnalle sauste über den Felsen und verschwand dahinter.

„Na, wer sagt’s denn?“ Mit einem schnellen Ruck kontrollierte Wilmine, ob das Seil auch hielt. „Okay, Genie, halt dich fest.“ Dann stellte sie die Füße im rechten Winkel gegen die Felswand und begann aufwärtszulaufen. „Autsch, mein Rücken, das ging früher auch schon mal besser.“ Keuchend erreichte sie den ersten Felsvorsprung und wagte einen Blick über die Schulter.

Eben kraxelte ein älterer Herr im piekfeinen Anzug vom Quad. Steifbeinig schwankte er los. Dabei stieß er fluchend und schimpfend den Knauf eines Regenschirms gen Himmel. „Wilmine, du kannst mir nicht entkommen. Deine ollen Tricks sind alte Kamellen. Dich kriege ich.“ Der Mann stakste auf die Felswand zu.

„Na, jetzt will ich aber sehen, wie der uns folgt“, kicherte Wilmine und kraxelte weiter. Fast hatte sie den höchsten Punkt erreicht. Ein reger Wind zerrte an ihren grauen Locken und brachte ihren weiten Mantel zum Flattern. Plötzlich fiel ihr Blick in eine tiefe Felsspalte. Das Nest eines Vogels saß gut geschützt darin. „Hach, wenn das mal nicht der perfekte Ort …“ Sie zog das Buch heraus, um es vorsichtig in das Nest zu legen. „Wunderbar!“ Zufrieden lehnte sie sich ein Stückchen zurück, um zu sehen, wo ihr Verfolger geblieben war.

Erschrocken schnappte sie nach Luft. „Ja, gibt’s denn so etwas?“

Mit dem Knauf seines Regenschirms kletterte der Alte den Felsen herauf, gerade so wie ein Bergsteiger mit seinem Pickel.

Kurz entschlossen schwang Wilmine zur Seite. „Ich muss ihn auf eine falsche Fährte locken …“ Fieberhaft überprüften ihre Augen hinter der Glupschbrille die Umgebung. Plötzlich durchriss ein heller Schrei die Ruhe des Waldes, vermischte sich mit dem Rauschen des Windes und kam schnell näher.

Genie begann zu zappeln, Wilmine rutschte ab, und kleine Felsbröckchen rieselten hinab auf den Alten. Fluchend zog er den Knauf aus der Felsspalte und spannte den Schirm über seinem Kopf auf.

Im selben Moment erklang das Schlagen schwerer Flügel.

„Ohoooo, das klingt nicht gut!“ Hastig kraxelte Wilmine aufwärts. Es war an der Zeit, das Weite zu suchen. Je eher sie oben war, desto besser. Zu ihrer Begeisterung erkannte sie plötzlich Holzgriffe im Gestein. „Haha!“ Eifrig kletterte sie daran empor, während in ihrem Rücken das Flügelschlagen lauter wurde. Gerade zog sie sich über die Kante, als unter ihr ein gellender Schrei ertönte.

Hastig wandte sich Wilmine um und spähte nach unten.

Ihre Augen wurden groß. „Ja, gibt’s das denn?“

Ein riesiger Vogel stürzte in Angriffshaltung vom Himmel. Direkt auf Herrn Stramm zu! Mit seinem kräftigen Schnabel hackte er nach dem Schirm.

Stramm kreischte und versuchte den Riesenvogel abzuwehren. Wütend stieß er mit dem Schirm nach ihm. Einmal, zweimal.

Da wurde es dem Tier zu bunt. Kreischend packte es den Schirm von oben und zog. Herr Stramm löste sich vom Felsen. Einen Moment schwebte er mitsamt dem Regenschirm in der Luft. Dann sackte er abwärts.

„Wahhhh!“, brüllte der Alte und krachte in einen Busch.

„Uhhh!“ Wilmine verzog das Gesicht, als ein paar letzte Felsbröckchen auf den Alten herabrieselten. Doing!

Während Herr Stramm wimmernd aus dem Gebüsch kroch, drehte der Adler eine weite Schleife, um schließlich in der Felsspalte direkt unter Wilmine zu landen.

Grinsend beobachtete sie, wie er die Flügel anlegte und sich gemütlich auf dem Wunschbuch niederließ.

„Na, wer sagt’s denn? Besser bewacht geht fast nicht“, lachte Wilmine, rappelte sich auf und stapfte pfeifend davon.

Valentin schwitzte trotz der frischen Sommerbrise, die ihm über den Bergpass hinweg entgegenblies. So langsam wurde er müde. Zum Glück ging das aber nicht nur ihm so. Auch die anderen Kinder, deren Räder ringsum in der Sonne blitzten, wurden langsamer. Kaum verwunderlich, denn die Bergstraße war mördersteil.

„Uff, puhhh!“, stöhnte Val.

Träge hob er den Kopf und streckte die Nase in den Wind.

Hatschi! Val musste niesen. Sofort war er hellwach. Er sah sich um – ringsum Wald, die steile Bergstraße, auf der sie sich befanden, und eine einzelne Villa am Hang.

Vals Nase juckte mit einem Mal unheimlich, doch er unterdrückte das Bedürfnis, sich zu kratzen. Denn mit nur einer Hand am Lenker würde er das Freizeitcamp oben auf dem Bergpass niemals erreichen. Das alte Mountainbike, das ihm sein Vater für den Wochenend-Schulausflug geliehen hatte, war eh schon am Anschlag seiner Möglichkeiten. Einhändige Fahrer konnte es definitiv nicht wettmachen.

Val grunzte verdrossen und quälte sich weiter.

„Na, juckt die Nase?“, lachte Wanda, deren Fahrrad sich langsam neben ihn schob. Ihre bunt gefärbten Haarsträhnen klebten ihr im Gesicht, trotzdem lächelte sie ihm fröhlich zu.

Val bemühte sich, ihr Strahlen zu erwidern. Es gelang ihm mehr schlecht als recht. „Genau!“ Niemand kannte ihn so gut wie Wanda. Schon seit dem Kindergarten war sie seine allerbeste Freundin. Es gab kein Geheimnis, das Wanda nicht kannte, und keinen peinlichen Moment in seinem Leben, den sie nicht mitbekommen hatte. Kein Wunder also, dass sie selbst um sein allerallerpeinlichstes und am besten gehütetes Geheimnis wusste: seine juckende Nase! Seine Nase, die immer dann juckte, wenn er es gerade überhaupt nicht gebrauchen konnte! Denn meist führte das Jucken dazu, dass er nicht nur abgelenkt war, sondern ihm auch irgendwelche peinlichen Missgeschicke passierten.

Wieder schweifte sein Blick durch die Landschaft und blieb an dem seltsamen gläsernen Gebäude im Wald hängen. „Was ist denn das für ein Kasten dort hinten?“, fragte er nachdenklich.

„Die Villa?“ Wandas leuchtend grüne Augen verdunkelten sich. „Das ist die Villa der Stramms, nicht gewusst?“

„Dein Ernst?!“, entgegnete Val entsetzt. Die Stramms waren jedem Kind an der Holunderweg-Schule ein Begriff.

Wanda nickte und gab Gas. „Komm schon, lass uns aufschließen, bevor wir nur noch das Zelt neben den Plumpsklos abbekommen!“

Grinsend trat Val in die Pedale. „Na, das wollen wir sicherlich nicht.“

Gerade als das Nasejucken fast unerträglich wurde, erreichten sie das Ende der steilen Bergstraße. Die Gruppe von lachenden Schülern und Schülerinnen radelte die letzten Meter bis zu einem schattigen Waldparkplatz.

Ein großer blonder Junge kam als Erster dort an.

„Gewonnen!“, grölte er laut, offensichtlich kaum außer Atem.

„Wer auch sonst!“, lachte ein kleiner Junge mit Wuschellocken. „Fred, du bist unsere Sportskanone. Wenn nicht du, wer also dann?“

Wanda steuerte auf die Jungs zu, Val folgte unauffällig. Er war ihr Schatten – eine Rolle, die ihn meist davor rettete, ausgelacht zu werden. Vor allem dann, wenn ihn seine Nase mal wieder in Schwierigkeiten brachte.

„Hey, Noah!“, rief Wanda laut. „Teilen wir uns alle ein Zelt?“ Schlingernd brachte sie ihr Rad vor dem Wuschelkopf zum Stehen. Sofort wurden sie von ihren Mitschülern umringt.

Ja, denn so war das mit Wanda. Sie war sofort überall der Mittelpunkt. Valentin stellte sich dazu. Er musste unbedingt mitbekommen, was im Kinderkreis besprochen wurde.

Ein Mädchen mit Schneckenzöpfen stand vor ihm. „Klar! Ich bin total gespannt, was es nachts für Tiere zu hören gibt! Ich muss mich ab und zu mal rausschleichen, vielleicht sehe ich einen Steinkauz, die müssten hier nisten, und …“

Vals Nase juckte noch immer. Also sah er sich um. Manchmal half es ihm, sich auf etwas anderes zu besinnen.

Konzentriert begutachtete er sämtliche Details im Umkreis von zehn Metern. Der Parkplatz war nicht groß. Nur wenige Autos waren zu sehen, dafür umso mehr Kinder aller Altersstufen. Die meisten kannte er aus der Holunderweg-Schule, viele gingen sogar in seine Klasse. Doch niemand beachtete ihn groß.

Außer den Kindern befanden sich fünf Erwachsene in Sichtweite. Drei Lehrer, eine Mutter – wahrscheinlich die von dem Jungen Namens Elias, der ständig an ihr klebte wie eine Klette – und eine weitere Frau in Uniform. Sie musste die Verwalterin des Campingplatzes sein. Unter dem Arm hielt sie ein altmodisches Klemmbrett. Offensichtlich ein Naturmensch ohne Technikkenntnisse, folgerte Val. Eine tiefe Falte verlief senkrecht zwischen ihren Augenbrauen und ihre Mundwinkel waren leicht nach unten gesenkt. Also niemand, den man auf dem falschen Fuß erwischen sollte.

Schnell wandte er den Blick von ihr ab, um keine Aufmerksamkeit zu wecken, und scannte weiter das größere Umfeld. Ein Geräteschuppen, eine Mülltonne daneben (die leer war), zwei schmale Fußpfade, die den Parkplatz verließen und im Wald verschwanden. Keine Toiletten. Keine Duschen. Entweder gab es keine oder sie befanden sich direkt beim Campingplatz, der dort im Wald verborgen sein musste.

Trrrr!

Ein schriller Pfiff riss Val aus seinen Gedanken. Erschrocken wirbelte er herum. Er hatte kaum Zeit, das erneute Jucken seiner Nase zu bemerken, als die Camp-Leiterin an ihm vorbeistampfte und vor Wandas Fanclub zum Stehen kam.

Val hatte sie nun den Rücken zugewandt.

Sie blies in eine Trillerpfeife.

Er verzog das Gesicht. Ausgerechnet dieses Detail war ihm entgangen.

„Willkommen im Camp Bärenklau. Mein Name ist Bruckhorst und ich habe hier das Sagen!“, brüllte sie. „Zwei Gruppen bilden, es geht direkt los!“

Diese Ansage führte zu akutem Chaos. Panisch ließen die Kinder ihre Fahrräder einfach fallen oder stellten sie kreuz und quer auf dem Parkplatz ab. Rucksäcke und Proviant landeten wahllos daneben. Kopflos rasten die Schülerinnen und Schüler durcheinander, rempelten an Val vorbei, suchten ihre beste Freundin oder den besten Freund.

Er stand mittendrin und bewegte sich nicht.

Eine Hand schob sich vor sein Gesicht und wedelte.

„Erde an Val!“, rief Wanda.

Er blinzelte. „Bitte was?“ Dann lachte er breit.

„Komm schon, wir sind ein Team!“ Sie packte ihn am Arm und zog ihn mit sich. „Sorry, ich war abgelenkt“, murmelte Val, während er hinter Wanda in den Wald stolperte.