Das Buch vom Räuchern - Susanne Fischer-Rizzi - E-Book

Das Buch vom Räuchern E-Book

Susanne Fischer-Rizzi

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  • Herausgeber: AT Verlag
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2014
Beschreibung

Was war das Geheimnis der kostbaren Räuchermischungen der ägyptischen Priester? Mit welchen Düften weissagte die Seherin des Orakels zu Delphi? Welche Räucherstoffe verstärken unsere Träume? Die Autorin legt uns das erste umfassende Buch über die Kunst des Räucherns mit Duftstoffen vor - von der Altsteinzeit über die Hochkulturen in Ägypten, Mesopotamien und Griechenland bis zum Ursprung der Räucherkultur im Fernen Osten und zu den heute noch lebendigen Gebräuchen bei den Indianern. Beim Räuchern werden besondere Harze und Pflanzenteile langsam auf einer Räucherkohle verbrannt. Der aufsteigende Rauch galt bei vielen Völkern jahrtausendelang als eine Botschaft an den Himmel. Mit einer ausführlichen Beschreibung der jeweiligen Geschichte, der einzelnen Räuchersubstanzen und ihrer praktischen Anwendung in der heutigen Zeit mit bisher unveröffentlichten Rezepten zum Selbstmischen.

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Seitenzahl: 394

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DAS BUCH VOM

RÄUCHERN

Susanne Fischer-Rizzi

DAS BUCH VOM

RÄUCHERN

Illustrationen von Peter Ebenhoch   

Inhalt

Vorwort

Einführung

Vom Räuchern

Was ist Räuchern?

In unserer Zeit

Die Muse des Dufts

Geruchssinn und Räuchern

Wann und wozu räuchern?

Räuchern und Ritual

Praktische Anwendung von Räucherwerk

Notwendiges zum Räuchern

Wissenswertes für den Einkauf von Räucherwaren

Wie man räuchert

Geschichte und Anwendung von Räucherwerk in verschiedenen Kulturen und Zeiten

1. Am Feuer sitzen

Wie alles begann

2. Nordeuropa

Rauchnächte und Kräuterbüschel

3. Mesopotamien

Im Paradies der Düfte

4. Ägypten

Göttliche Wohlgerüche

5. Kreta

Ariadnes Kräuterwiesen

6. Griechenland

Von der Wissenschaft der Düfte

7. Arabien

Weihrauch und Wüste

8. Israel

Was die Heiligen Drei Könige brachten

9. Amerika

Nordamerika: Pflanzen der Kraft Südamerika: In Reich der Jaguarsonne

10. Indien

Mutter der Düfte

11. Himalaya

Wohlgerüche aus Shangri-la

12. Japan

Den Düften lauschen

Inhaltsstoffe

Botanische Zuordnung

Literatur

Fotonachweis

Stichwortverzeichnis

Danksagung

vorwort

von der steinzeit nach Frankfurt City

Wichtige Dinge verschwinden nicht. Sie schlummern scheinbar in der Tiefe. Doch wenn ihre Zeit wieder gekommen ist, erwachen sie und erscheinen wie neu. So ist es mit dem Räuchern. Jahrtausendelang war das Räuchern ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Lebens. Unglaubliche Reichtümer wurden für Räucherwaren ausgegeben, Welthandelsstraßen errichtet, um sie zu befördern, und zu fast allen Zeiten war das Räuchern eine Zeremonie, so alltäglich und wichtig wie Zähneputzen. Erst in diesem Jahrhundert ist das Wissen um das Räuchern in unserem Kulturkreis wie eine Quelle versiegt. Lebendig lebt es jedoch weiter in anderen Kulturen, vor allem in denen des Ostens. Dort ist das Räuchern für Millionen von Menschen eine essentielle Zeremonie des Alltags.

Die Ursprünge des Räucherns, das heißt des Verbrennens oder Verglimmens von aromatischen Substanzen liegen in der frühesten Menschheitsepoche, irgendwo vor oder in der Steinzeit. Doch was hat dies mit unseren modernen Zeiten zu tun?

Vor vielen Jahren habe ich das Räuchern von den Indianern gelernt. Für die Medizinfrauen und -manner, die mir etwas über ihre Heilpflanzen vermittelten, war eine Räucherzeremonie ein Teil ihrer achtsamen Art, mit Himmel und Erde umzugehen. Auch in östlichen Ländern, die ich bereiste, entdeckte ich die Freude am Räuchern. So haben über lange Zeit Räucherungen als hilfreiche kleine Rituale mein Leben begleitet. Daß sich dafür einmal viele Menschen interessieren würden, kam mir nicht in den Sinn.

Ausgerechnet in Frankfurt City begriff ich, daß nun die Zeit gekommen war, in der das alte Wissen von der Kraft und dem Heilwert des Räucherns wieder aus der Tiefe auftauchen müßte. Ich leitete dort ein Seminar für Manager, bei dem wir Aroma-Massagen und Atemübungen zur schnellen Entspannung bei starkem Streß praktizierten. Zufällig hatte ich in meinem Gepäck meine Räucherutensilien dabei. Ein Seminarteilnehmer fragte mich, was dies denn sei? Ich erklärte ein bißchen und er überredete mich, mit der gesamten Gruppe eine Räucherung vorzunehmen. Ich war skeptisch. Was hatte das Räuchern auf einem Managerseminar zu suchen? Doch ich wollte keine Spielverderberin sein und packte meine besten Räuchersubstanzen aus.

Nach der Räucherung konnte ich es selbst sehen. Die Gesichter waren entspannt, in dem ungemütlich, sehr kühl eingerichteten Seminarraum war eine Atmosphäre der Weite, Wärme undder meditativen Stimmung entstanden. Das war es, was Menschen, die unter starkem Leistungsdruck stehen, schnell entspannen kann! Wir räucherten an diesem Wochenende noch öfter und ich verteilte als Abschiedsgeschenk meine Weihrauch-Harzbrocken. Von da an nahm ich meine Räucherutensilien zu Konferenzen, Vorträgen und Seminaren mit. Ich spürte, das uralte Wissen um das Räuchern kann genau in unserer Zeit der Hektik und Streßbelastung hilfreich sein, kann uns unterstützen, manchmal innezuhalten.

Auch mein Interesse an der Geschichte des Räucherns war geweckt. Vom alten Räucherwissen ist nur wenig übriggeblieben. Was wußte man früher darüber? Ich begann eine Studienreise durch die Zeit, von den Ursprüngen des Räucherns durch viele Kulturen, suchte alte Quellen in Bibliotheken, bei Heilerinnen und Heilem, Medizinfrauen und -männern. Ich sammelte Pflanzen zum Räuchern und versuchte, alte Rezepturen zu rekonstruieren.

Ich freue mich, daß ich mit diesem Buch vielleicht etwas dazu beitragen kann, die wertvolle und hilfreiche Weisheit des Räucherns gerade in unserer Zeit wieder aufleben zu lassen. Es begann in der Steinzeit und fand seinen Weg bis in die moderne Großstadt…

Sulzberg, Ostern 1996

Einführung

vom räuchern

was ist räuchern?

Für das Räuchern läßt man aromatische Substanzen, hauptsächlich aus dem Pflanzenreich, über einer Wärmequelle wie Räucherkohle oder Kerzen langsam verglühen. Der aufsteigende Rauch trägt die Duftstoffe nach oben und verteilt sie im Raum. Er enthält die psychoaktiven, körperlich und seelisch wirksamen Inhaltsstoffe des Räucherwerks, die über die Nase oder den Mund aufgenommen werden. In allen alten Kulturen wurde geräuchert, und es war ein reichhaltiges und differenziertes Wissen darüber vorhanden. Beim Räuchern sind unsere Sinne auf verschiedene Weise angesprochen: Die Nase riecht, nimmt auf, und mit den Augen können wir den feinen Rauch verfolgen und beobachten, wie er in unendlichen Formen Figuren, Spiralen, Bänder usw. bildet. Wir erleben die Wärme des Feuers beim Anzünden der Kerze und sehen, wenn die rote Glut langsam das Schwarz der Kohle verschwinden läßt. Sand, Tongefäß, Räucherwaren und Mörser sprechen den Tastsinn an.

Adlerholz

Das Räuchern ist eine unmittelbare Erfahrung. Es ist die Wurzel der heutigen Aromatherapie und Parfümerie. Das Wort Parfüm leitet sich ab vom lateinischen per fumum, durch den Rauch. Für unsere Vorfahren war das Räuchern aus dem Leben nicht wegzudenken und fehlte in keiner Kultur. Es diente sakralen Zwecken als Botschaft an den Himmel, um Gebete zu den Göttern zu tragen. Auch heute noch vertieft und unterstützt es Gebet und Meditation bei allen großen Religionen. Man desinfizierte mit Hilfe des Räucherns die Wohnräume, Krankenlager und Ställe, heilte Kranke, parfümierte Kleider und Gegenstände, beeinflußte das Träumen, erzeugte Visionen, verbesserte die Akustik in Kirchen und vieles mehr. In unserer Zeit wissen nur noch wenige Näheres über das Räuchern. Vielen kommt bei der Frage danach eine unangenehme Erinnerung aus ihrer Kindheit in den Sinn. Mit dem Weihrauchduft zum Beispiel sind Erinnerungen und Gefühle, wie erzwungene und unbequeme Kirchgänge in der Jugendzeit, verbunden.

Daß es viele verschiedene Räucherstoffe mit jeweils anderen Wirkungen gibt, ist nur noch wenigen bekannt. Die alte Kunst des Räucherns wäre beinahe verlorengegangen.

In unserer zeit

Das Räuchern war in früheren Zeiten eine sakrale Botschaft an den Himmel. Angenehme Düfte stiegen wie eine Säule nach oben. Die Nasen der dabei anwesenden Irdischen wurden so nebenbei auch erfreut und eine allgemeine Wohl-Stimmung verbreitete sich. Wenn wir diesen Faden weiterspinnen bis in unsere Zeit und uns fragen, welche Wohl-Gerüche wir heute gen Himmel schicken, so stellen wir fest, daß sowohl die Nasen der Götter als auch die der Anwesenden arg strapaziert werden. Schornsteine, Autos, Industrieanlagen schleudern dem Himmel einen unangenehmen Gestank entgegen. Die Menschen der antiken Kulturen hätten dies als Frevel an den Göttern gesehen. Wir können dies nicht beurteilen, doch es ist ganz sicher, daß wir als Anwesende bei den Räucherungen unserer Industriegesellschaft gen Himmel nicht wohlgestimmt werden, sondern ganz im Gegenteil davon krank werden.

Auch im häuslichen Bereich sind wir von verfälschten Gerüchen betroffen, meist in Form von künstlichen Aromastoffen. Doch wir haben ganz instinktiv nach natürlichen Düften gesucht, mit denen wir uns umgeben können. In den letzten zehn Jahren hat die Aromatherapie ein stetig wachsendes Interesse gefunden. Die ätherischen Öle, die flüssigen und flüchtigen Inhaltsstoffe der Pflanzen, sind inzwischen in fast jedem Haushalt zu finden und erfreuen sich großer Beliebtheit. Unser lange vernachlässigter und von üblen Industriegerüchen mißhandelter Geruchssinn ist aus einem Dornröschenschlaf erwacht. Erst jetzt entdeckt die Wissenschaft, welche immense Bedeutung das Riechen auf das menschliche Leben hat. In vielen Menschen, die sich in den letzten Jahren mit den ätherischen Ölen beschäftigt haben, ist nun ein wachsendes Interesse an Räucherwerk entstanden. Sie sind interessiert, die Wurzeln der Aromatherapie kennenzulernen.

Cistrose

Die Rückbesinnung auf fast verlorengegangene, spirituelle Weisheit und religiöse Werte hat das Interesse am Räuchern ebenfalls geweckt. In den alten Hochkulturen wurde Räucherwerk zur Unterstützung von geistigen und seelischen Praktiken und Erfahrungen verwendet. In unserer extrem auf das Äußere ausgerichteten Kultur wächst das Verlangen nach Dingen, die uns jenseits von Leistung und Konsum mit inneren spirituellen Werten verbinden.

Wir suchen nach einer neuen Verbundenheit zur Natur. Unser eindimensionales Denken, das auf reine Ausbeutung der Natur ausgerichtet war, wird unseren Lebensraum zerstören. Das Räuchern wurde in alten Kulturen eingesetzt, um mit den feinstofflichen Kräften der uns umgebenden Natur in Verbindung zu treten, um Botschaften zu erhalten und Zusammenhänge zu begreifen. Beim Räuchern offenbart sich die Kraft und Seele einer Pflanze und sie teilt ihre Weisheit mit. So wußten es die Menschen früherer Zeiten. Wenn wir beim Räuchern aufmerksam den Duft wahrnehmen, können wir uns von ihm in das Reich der Natur, in die Geheimnisse der Pflanzen, in die Mysterien der feinstofflichen Pflanzenenergien einweihen lassen und erfahren eine seelische Bereicherung. Mit dem ursprünglichen Ritual des Räucherns erschließen! wir uns die alte Weisheit von der Verbindung von Mensch und Pflanze neu.

Die Muse des Dufts

Zeit für sich selbst haben und der Hektik des Alltäglichen entfliehen, die Seele baumeln lassen in der köstlichen Zeitspanne von Versenkung und Genuß! Verweilen, unser Leben leben. Wer hat nicht Sehnsucht danach in unserer hektischen Leistungsgesellschaft, wo es immer weniger Möglichkeiten des seelischen Verweilens gibt? Fast sind wir unfähig geworden zur Muße in den Zeiten restloser Getriebenheit. Vielleicht ist deshalb das Räuchern gerade jetzt neu entdeckt worden. Das Räuchern braucht Zeit, wir müssen sie ihm geben und bekommen diese verstärkt zurück. Bei der Verwendung einer Duftlampe brauchen wir kaum innezuhalten in unseren Aktivitäten: Wir tröpfeln ätherisches Öl in das Wasser der Lampe und können uns entfernen. Nicht so beim Räuchern. Wir entzünden Kerze und Kohle, legen Räucherwerk auf, fächeln, bis die Kohle glüht, bleiben sitzen, versunken in das unmittelbare Erlebnis von Duft und Rauch, und schon entkommen wir unserer Hektik und machen eine Reise zu den Quellen unserer eigenen Kraft. Im Verbrennen des Räucherwerkes, im Aufsteigen des Rauches erkennen wir ein Symbol für die Vergänglichkeit des Materiellen. Gleichzeitig läßt der Rauch uns das Zeitlose spüren. Im nach oben steigenden Rauch der spirituellen Räucherungen sahen die Menschen früherer Zeiten ein Auflösen der Grenzen von Raum und Zeit. Dieser Frei-Raum bot Inspiration für ein Innehalten und eine Betrachtung des eigenen Seins. Das lateinische Wort inspirare leitet sich ab von einatmen und weist auf die feine Weise hin, wie Düfte uns über das Einatmen beeinflussen und inspirieren. Das Räuchern ist ein Zeitgeschenk an unsere Seele.

Eine Priesterin des Bachus räuchert auf dem Altar des Jupiter

Geruchssinn und räuchern

Der Geruchssinn ist entwicklungsgeschichtlich einer unserer ältesten Sinne. Aus dem ursprünglichen Riechhirn hat sich das Denkhirn, das heißt die Großhirnrinde entwickelt. Beim Räuchern werden die Duftmoleküle, die im Pflanzengewebe eingelagert sind, befreit und steigen mit dem Rauch in die Raumluft, wo sie sich verteilen. Über die Atemluft gelangen die Duftmoleküle in Berührung mit unserer Riechschleimhaut an der Nasenwurzel. Die Reize werden auf direktem Wege in das Zentrum des Gehirns weitergeleitet. Dort beeinflussen sie die Zentren unserer Gefühle, die Regulation der Hormone und das vegetative Nervensystem. Das Räuchern wirkt direkt auf unsere Wahrnehmung. So ist die starke Wirkung des duftenden Rauchs auf unsere Gefühle, Stimmungen und unser Befinden zu erklären, die Resonanz unserer Psyche beim Räuchern.

wann und wozu räuchern?

Aus der Fülle der Gelegenheiten zum Räuchern möchte ich hier die wichtigsten anführen.

Zum atmosphärischen Reinigen

Das Räuchern kann energetisch auf die Umgebung einwirken. Es ist, als verbreite der duftende Rauch eine ganz eigene Schwingung, als schaffe er ein neues morphogenetisches Feld im Raum. Sicher kennen Sie das Phänomen der dicken Luft in Räumen. Stimmungen, Gedanken und Handlungen beeinflussen die Energie in einem Raum – sie bleiben in der Luft hängen. Man tritt ein und spürt: Hier ist dicke Luft. Der Geruch von Angst, Streit, Trauer usw. hängt in Räumen, aber auch die Schwingung solcher Gefühle.

Kaum etwas kann die Schwingung so neutralisieren und verändern wie das Räuchern. Aus diesem Grunde setzt man seit Jahrtausenden Räucherungen ein, um Plätze, wo viele Menschen Zusammenkommen, atmosphärisch zu reinigen und neutral oder positiv aufzuladen. Deshalb wurde und wird noch immer besonders in Tempeln, Heiligtümern und Kirchen geräuchert.

Räucherschale aus Stein

Auch Gegenstände, die für Zeremonien oder zum Heilen verwendet werden, wie zum Beispiel Heilsteine, Statuen, Heiligenbilder, können im aufsteigenden Rauch energetisch gereinigt werden. Manchmal sind alte Schmuckstücke oder Antiquitäten mit Belastendem, Negativem beladen. Durch das Räuchern können sie neutralisiert werden. Die atmosphärisch reinigende Kraft des Räucherwerkes können Sie hilfreich einsetzen, für

– Räume, in denen viel gestritten oder getrauert wird,

– für ein Haus oder eine Wohnung, die Sie neu beziehen wollen,

– für Schulungsräume, Warteräume, Prüfungsräume, jede Art von öffenlichen Räumen,

– für Kranken- und Sterbezimmer.

So wird‘s gemacht:

Beim atmosphärischen Reinigen von Räumen sollten Sie die Fenster geschlossen halten. Gehen Sie mit der Räucherschale durch den Raum oder von Raum zu Raum und fächeln Sie den aufsteigenden Rauch in alle Richtungen. Verlassen Sie danach den Raum und schließen Sie die Tür. Falls Sie am Abend räuchern, sollte die Räucherschale im Raum verbleiben und erst am nächsten Morgen gut gelüftet werden. Ansonsten sollten die Räume etwa drei Stunden bei geschlossenen Fenstern und Türen nicht betreten werden. Danach wird gründlich gelüftet.

Besonders geeignete Räuchenvaren zum atmosphärischen Reinigen von Räumen:

Weihrauch, Sandarak, Salbei, Wacholder, Wüstenbeifuß, Tanne

Fertige Mischungen:

Reinigung, Oraibi Zwölf-Heilige-Nächte Schutzgeister Lawudo

Räucherungen zum Beruhigen, Entspannen, bei Nervosität, Streß und Angst

Düfte beeinflussen unser seelischgeistiges Gestimmtsein. Sie können anregen, beruhigen, harmonisieren. Hierfür verwenden wir Räucherstoffe, die einen direkten, entspannenden Einfluß auf unsere Psyche haben. Zelebrieren können wir diese Räucherungen am Abend, eventuell mit etwas entspannender Hintergrundmusik und Kerzenschein. Lassen Sie Ihre Verspannungen und Sorgen mit dem duftenden Rauch davonfliegen. Sie können Räucherungen aber auch einfach nur zum Genießen vornehmen.

Besonders geeignete Räuchenvaren zum Entspannen:

Zimt, Benzoe, Sandelholz, Goldcopal, Sandarak, Styrax, Anis, Kostus, Safran, Bernsteinkiefer, Galbanum, Propolis

Mischungen:

Gulistan, Atem der Seele, Blaue Libelle auf dem Lotosblatt, Nachmittag eines Faun, Harmonia, Lugal Banda, Busamé, Kyphi, Ägyptium, Griechischer Tempelweihrauch, Insel der Seligen

Räucherungen zum Vitalisieren, Anregen und Kraft finden

Manche Räucherwerke wirken anregend sowie revitalisierend und können uns helfen, zu unserem eigenen Kraftpotential zu finden, wenn wir kraftlos oder entmutigt sind und uns erschöpft fühlen. Besonders eignen sich hier die indianischen Kräuter und solche, die dem Element Feuer zugeordnet sind. Beim Räuchern können wir uns vorstellen, wie unsere innere Kraft mit dem aufsteigenden Rauch zunimmt.

Stärkende Räuchenvaren

Wüstenbeifuß, Tanne, Himalaya- Rhododendron, Zeder, Wacholder, Ingwerlilie, Galgant, Drachenblut, Kalmus, Nelke, Kampfer, Kiefer

Mischungen

Lawudo, Kailash, Ayla, Maneton Kraft, Oraibi, Gilgamesch, Götterweihrauch, Avalon, Ischtar, Shiva

Räucherungen als Hilfe bei Schlafstörungen

Manche Räucherpflanzen wirken so ausgleichend und beruhigend, daß sie uns eine Hilfe bei Schlafstörungen sein können. Sie entspannen seelisch wie körperlich. Räuchern Sie damit am Abend vor dem Schlafengehen und spüren Sie dabei, wie der Rauch Ihren Körper entspannt und die Gedanken beruhigt.

Räucherpflanzen für einen guten Schlaf

Sandelholz, Bernsteinkiefer, Asant, Zimt, Safran, Narde, Aloe, Gal- banum, Traumkraut, Adlerholz, Sumpfpforst

Mischungen

Kyphi, Busamé, Insel der Seligen, Nachtlaub, Jaguar der Nacht

Räucherungen für die Träume

Seit Jahrtausenden verwendeten die Menschen die Räucherungen für das Träumen. Sie konnten damit Wahr- Träume erzeugen. Traum-Räuche- rungen können auch heute noch eine Unterstützung von therapeutischer Traumarbeit sein oder helfen, damit wir uns Träume besser merken können. Wie erst in den letzten Jahren in wissenschaftlichen Traumlabors festgestellt wurde, haben Düfte eine starke Wirkung auf unsere Traumtätigkeit. Weiteres zur Anwendung in den jeweiligen Kapiteln.

Traum-Räucherkräuter

Traumkraut, Wahrsagesalbei, Lorbeer, Mastix, Hopfendrüsen, Mistel, Beifuß, Elemi, Labdanum, weißer Copal, Holundermark, Eisenkraut.

Mischungen

Traumkolibri, Phytia, Naturgeister, Der Blaue Vogel, Elfenspiel, Mondgöttin

Räuchern zu Gebet, Meditation und Innenschau

Vom Anbeginn der Räucherkultur haben die Menschen festgestellt, daß das Räuchern mit seinen speziellen Düften die Kraft hat, spirituelle Energien zu verstärken. Räucherungen können uns für subtile Ebenen jenseits unserer Alltagswelt öffnen.

Räuchern während eines Rituals

Das Räuchern verbindet den menschlichen Geist mit kosmischer Energie. Gebete sind viel wirkungsvoller, wenn sie von Räucherungen begleitet sind. Das Räuchern ist ein tiefes Symbol für die Wandlung, für den alchemistischen Prozeß der Transformation. Das Verbrennen von Räucherwerk hat die Menschen schon immer inspiriert, über die Transformation des Irdischen in das Göttliche zu kontemplieren. Der duftende Rauch schafft eine Atmosphäre der Andacht, Würde und Besinnung, die unsere Gebete oder Meditationen unterstützt. Der aufsteigende Rauch ist ein Symbol für unsere Seele, die ihre Verbindung zum Göttlichen sucht. Religiöse Handlungen sind deshalb fast immer mit dem Räuchern verbunden. Räuchern Sie zu Beginn einer Meditation, begleiten Sie Ihre Gebete mit duftendem Rauch oder lassen Sie sich von ihm zur Innenschau inspirieren. Stellen Sie sich dabei vor, wie sich Ihre Gedanken und Gebete durch den Rauch mit der göttlichen Energie verbinden.

Räucherstoffe zum Beten und Meditieren

Weihrauch, Balsam, Mastix, San- darak, Dammar, Guggul, Zeder, Myrte, Elemi, Kampfer.

Mischungen

Schutzengel, Reich der Engel, Oraibi, Kraft, Isis und Osiris, Kailash, Shangri-La, Meditation am Morgen, Rosa mystica, Flug der Seele, Griechischer Tempelweihrauch, Der Unwissenheit entfliehen, Götterweihrauch, Erste Schneeflocken im Kiefernhain.

Räuchern zu jahreszeitlichen Festen

Die Jahreszeiten sind die Stimmungen der Natur. Wenn wir diese bewußt wahrnehmen, uns einschwingen, trägt dies zu unserem eigenen Wohlbefinden bei und stellt für uns eine innere Bereicherung dar. Feste und Räucherungen können uns in Einklang mit den Jahreszeiten bringen, unser Erleben und Erfahren verstärken. Die Zeiten der Mondrhythmen wurden mit Festen, Ritualen und Räucherungen begleitet und bewußt mitempfunden. Vollmond- und Neumondphasen wurden in früheren Zeiten mit Ritualen besonders hervorgehoben. So konnten die Impulse dieser wichtigen Zeiten bewußt aufgenommen werden. Begleiten Sie einmal ein Jahreszeitenfest wie Weihnachten, Ostern oder die Sommersonnenwende ganz bewußt mit einer entsprechenden Räucherung.

Räuchern am offenen Feuer

Räuchermischungen für Jahreszeiten-Feste

Zwölf-Heilige-Nächte, Avalon, Duir, Druid, Lugal Banda, Rosa mystica, Ischtar, Weihrauch,

Vollmond: Elemi, Kampfer, Mastix, Myrte, Kostus, Guggul

Neumond: Labdanum, Adlerholz, Narde, Myrrhe, Copal schwarz

Räucherungen für die Liebe

Wie wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, ähneln die Düfte der klassischen Räucherstoffe den menschlichen Pheromonen, d.h. jenen Duftbotschaften, die einen starken Einfluß auf die menschliche Sexualität haben. Daß Räucherungen die Liebesfähigkeit anregen, die Erotik stimulieren können, haben die Menschen schon lange gewußt. Lassen Sie sich von sinnlich duftendem Rauch verführen; genießen Sie eine Räucherung zu zweit.

Räucherstoffe, die sinnlich stimulierend wirken

Sandelholz, Vetiver, Benzoe, Adlerholz, Labdanum, Patchouli, Rose.

Mischungen

König Davids Verführung, Lugal Banda, Der Geheime Garten, Shakti, Nachmittag eines Faun.

Räucherungen für die Kreativität

Viele Künstler und Künstlerinnen haben sich von Düften inspirieren lassen oder mit dem duftenden Rauch ihre Phantasie und kreative Arbeit unterstützt. Lassen Sie sich von einer Räucherung zum Musizieren, Malen, Schreiben oder zu kreativer Arbeit inspirieren. Beginnen Sie den Tag im Atelier mit einer Räucherung, räuchern Sie vor einem Konzert oder einfach beim Musizieren.

Räucherstoffe, die unsere Kreativität anregen

Zimtblüte, Weihrauch, Benzoe, Tolu, Tonka, Sternanis, Labdanum, Traumkraut, Hopfendrüsen

Mischungen

Atem der Seele, Blaue Libelle auf dem Lotosblatt, Gulistan, Ägyptium, Vergnügung des Herzens, Shakti

Räuchern in Räumen

Räucherheilkunde

Die therapeutische Räucherung hat ihren Ursprung in archaischer Zeit und hat sich über Jahrtausende erhalten. Bis ins Mittelalter waren bei uns Räucherungen Bestandteil der täglichen Raum- und Körperpflege. Noch in den siebziger Jahren unseres Jahrhunderts finden sich in der Roten Liste, einer Auflistung gängiger Arzneimittel, mehrere Räucherpulver, die hauptsächlich bei asthmatischen Beschwerden eingesetzt werden. Beim Räuchern können die frei werdenden, duftenden Substanzen pharmakologisch wirksam werden. Heilende Räucherungen werden eingesetzt zur Behandlung von Atemwegserkrankungen, Muskelverspannungen, Rheuma, in der Geburtshilfe, bei Schlafstörungen, bei Schmerzen, zur Desinfektion und für vieles mehr. Räucherungen können heute sehr unterstützend wirken als Vorbereitung, Begleitung oder Ausklang von Heilanwendungen wie Reiki, Massagen, Farblichtbehandlungen und jeglicher feinstofflicher oder psychotherapeutischer Therapie.

räuchern und ritual

Seit Beginn der Räucherkultur in archaischer Zeit ist das Räuchern mit Ritualen verbunden. Es verstärkt diese und verleiht ihnen eine weitere Dimension. Ein Ritual wirkt wie ein Brennglas, das Energie bündelt und verstärkt. Rituale dienen religiösen wie sozialen Zwecken. Wir moderne Menschen fühlen keine Notwendigkeit mehr für Rituale. Und doch praktizieren wir noch immer in unserem täglichen Leben unzählige kleine Rituale. Unser tiefes, doch meist unbewußtes Bedürfnis nach Ritualen wird in unserer Zeit vom Konsumverhalten und der Werbung mißbraucht. Rituale sind ein zeitloser Weg, die innere Entwicklung zu unterstützen und bewußt zu erleben. Sie sind kraftvoll und können uns helfen, das Leben besser zu meistern, Lebenskrisen zu bewältigen, Weisheit zu erlangen und die eigene seelische Welt zu erweitern. Räucherungen können geistige Erfahrungen unterstützen und spirituelles Wachstum beschleunigen. Wir sollten wieder zu den Ritualen zurückfinden. Das Räuchern kann dabei eine große Hilfe sein. Rituale können einzeln, aber auch in der Gruppe durchgeführt werden. Sie werden besonders dann praktiziert, wenn einschneidende Ereignisse des Lebenswegs bewußt begleitet werden sollten, wie Geburt, Initiation, Heirat und Tod. Diese Rituale, rites des passages, Übergangsriten, sollten den Menschen helfen, heil und bewußt von einer Lebensphase in die nächste zu treten. Sie unterstützen, um sich in Frieden von Altem zu trennen und sich dem Neuen positiv zuzuwenden. Rituale helfen uns, etwas bewußt abzuschließen. Weiterhin begleiten Rituale schmerzvolle Situationen in Lebenskrisen. Sie dienen auch dazu, mit der Energie der Erde, den Engeln oder anderen feinstofflichen Wesen in Verbindung zu treten. Räucherungen können Rituale wie das Befragen von I Ging, Tarot, Engelskarten usw. hilfreich begleiten. Auch indianische Rituale wie Medizinrad, Visionssuche und Schwitzhütte, die bei uns im Westen immer mehr praktiziert werden, können durch gezielte Räucherungen unterstützt und bereichert werden.

Wenn Sie das Räuchern als Ritual begehen möchten, sollten Sie achtsam vorgehen. Legen Sie vorher fest, welchem Zweck die Räucherung dienen soll und wie genau Sie dies erreichen möchten. Ein kleiner Altar, schöne Tücher, Kerzen, Statuen, Bilder können die Wirkung unterstützen. Konzentrieren Sie sich ganz auf Ihre Handlungen und auf deren Zweck.

Im folgenden möchte ich Ihnen einige Beispiele geben, wie das Räuchern in einfachen Ritualen im Alltag verwendet werden kann.

Problemlösungen

Setzen Sie sich vor die Räucherschale und konzentrieren Sie sich auf das anstehende Problem. Stellen Sie sich vor, daß der duftende, aufsteigende Rauch das Problem in die Sphäre des Göttlichen trägt. Im Betrachten des aufsteigenden Rauches spüren Sie, wie das Problem sich von Ihnen löst. Dort oben wird es sich mit einer Lösung verbinden und neutralisiert zu Ihnen zurückkehren. Offnen Sie Ihre Seele dafür, und in den nächsten Tagen oder im Traum wird sich eine neue Lösungsmöglichkeit einfinden.

Räucherwaren, die sich hierfür besonders eignen:

Weihrauch, Mastix, Sandarak, Wüstenbeifuß, Weißer Salbei

Neujahrsritual

Das alte Jahr liegt hinter uns. Um die Räucherschale sitzend überdenken wir den Verlauf des vergangenen Jahres. Es gibt Dinge an uns, die wir ablegen wollen, Eigenschaften, die uns nicht länger im neuen Jahr behindern sollen. Wir schreiben sie einzeln auf kleine Papierstückchen, rollen diese ein und legen sie auf die glühende Kohle zum Räucherwerk. Wir stellen uns dabei vor, daß diese negativen Eigenschaften sich beim Verbrennen des Papiers auch in Wirklichkeit auflösen, und daß sie in uns, durch den aufsteigenden Rauch gereinigt, in Positives verwandelt werden.

Abendstern-Meditation

Jeden Abend für eine bestimmte Zeitspanne von drei, neun oder zwölf Abenden, sobald der Abendstern aufgegangen ist, entzünden wir Räucherwerk. Vielleicht sitzen wir im Meditationssitz vor einem kleinen Altar oder, falls das nicht möglich ist, auf einem Stuhl. Verbrennen Sie jeden Abend ein anderes Räucherwerk, das mit seinem jeweiligen Duft stets eine andere Schwingung erzeugt. Schließen Sie dabei die Augen und öffnen Sie Ihre Wahrnehmung für die Weisheit dieses besonderen Dufts. Bereichern und öffnen Sie damit Ihre Seele. Beschließen Sie in Dankbarkeit dieses Ritual, notieren und überdenken Sie das Erlebte.

praktische Anwendung von räucherwerk

notwendiges zum räuchern

  Zum Räuchern benötigt man

- ein Räuchergefäß

- Räucherwerk

- Räucherkohle, Räuchertabletten

- eine Kerze oder Teelicht für Räucherstövchen

- eine Feder oder ein Stück festes Papier zum Fächeln

- Streichhölzer oder Feuerzeug

- Sand

- eine Pinzette

- einen Mörser

Räuchergefäß

Für den Anfang reicht eine einfache Räucherschale, die Sie dort, wo es Räucherwaren zu kaufen gibt, finden können. Die Räucherschalen sind meistens aus Ton und stehen auf einem dicken Fuß oder auf mehreren Füßchen. Dies verhindert, daß beim Räuchern die Hitze der Kohle die Unterlage versengt. Es gibt auch Räucherpokale auf hohem Fuß. Traditionellerweise hat ein Räuchergefäß drei Beine, welche die heilige Zahl Drei und die Dreiheit von Körper, Seele und Geist symbolisieren. Räucherschalen sollten mindestens einen Durchmesser von circa neun bis zehn Zentimeter haben; er kann jedoch auch bedeutend größer sein. Für Gruppen oder bei Räucherungen in Seminaren eignet sich eine große Räucherschale. Ich besitze die Kopie einer minoischen Räucherschale aus Ton, die auf drei Beinen steht und einen Durchmesser von 35 Zentimetern hat. Bei Seminaren können sich viele um diese Räucherschale setzen, um so gemeinsam das Räucherwerk zu genießen.

Sie können aber auch jede Schale aus Ton, Porzellan, Stein oder Metall verwenden, die Sie auf eine feuerfeste Unterlage stellen. Räucherschalen gibt es in allen Preisklassen und Ausführungen. Aus arabischen Ländern kommen metallene Schalen, die fein ziseliert sind, aus Japan Schalen mit wunderschönem Raku-Farbbrand, aus Somalia Räuchergefäße aus Meerschaum geschnitzt. Für indianische Räucherungen kann man eine große Abalone-Muschel- schale verwenden.

Vielleicht haben Sie Lust, sich Ihre Räucherschale selbst zu töpfern oder nach Ihren Vorstellungen bei einer Töpferin oder einem Töpfer eine besondere Schale anfertigen zu lassen. Die Räucherschalen, mit Sand oder Holzasche gefüllt, können auch zum Verglimmen von Räucherstäbchen verwendet werden, welche man am oberen Ende entzündet und mit dem unteren Ende in den Sand steckt.

Minoische Räucherschale

Falls Sie nicht mit Kohle räuchern möchten, können Sie ein Räucherstövchen verwenden. Dabei verglimmen die Räuchersubstanzen langsamer und feiner als auf der Kohle und es entsteht wenig Rauch. Besonders edle und teure Substanzen können so langsam ihren Duft ausströmen. Das Räucherstövchen besteht aus einem Fuß aus Metall oder Steingut, in dem ein brennendes Teelicht Platz hat. Es handelt sich dabei um die gleiche Konstruktion wie bei einem Stövchen, mit dem man eine Teekanne warm halten kann. Oben liegt eine Schale aus Kupfer auf, die die Wärme besonders gut leitet. Das Stövchen sollte etwa zehn Zentimeter hoch sein. In die Schale werden die Räuchersubstanzen gelegt, die durch das brennende Teelicht im Stövchen erwärmt werden. Nach dem Räuchern wird die Schale eventuell mit hochprozentigem Alkohol gereinigt.

Bei einer anderen Art von Räucherstövchen liegt in der Öffnung über der Kerze ein feines Metallsieb. Darauf können die Räuchersubstanzen zum Verglimmen gelegt werden. Falls Sie wachsartiges oder feuchtes Räucherwerk verräuchern wollen, müssen Sie dieses auf ein Aluminiumpapier geben und dann auf das Metallnetz legen, da sonst die sich verflüssigenden Substanzen das Metallsieb des Stövchens verkleben. Für Naturräucherungen im Freien geben Sie die Räuchersubstanzen am besten auf flache, heiße Steine an der Feuerstelle. Wenn die Räucherwaren direkt in die Flammen geworfen werden, verbrennen sie zu schnell, ohne viel Duft zu erzeugen.

Räucherstövchen

Kinder räuchern gerne

Für eine Räucherung am offenen Kamin können Sie die Substanzen auf ein glühendes Holzscheit legen oder einen flachen Stein an oder in das Feuer legen, um darauf die Räuchersubstanzen zu verglimmen.

Vielleicht haben Sie kein Räuchergefäß und keine Kohle zur Hand und möchten trotzdem gerne etwas verräuchern. Für solch ein spontanes Räuchern genügt ein einfaches Metall-Teesieb, das die Räucherwaren aufnimmt. Halten Sie dies nun über eine Kerze. Auch aus Alufolie läßt sich ein Räuchergefäß formen. Falten Sie ein längeres Stück Folie dreifach. Am oberen Ende wird nun eine Räucherschale geformt, am unteren Ende eine Schale, in die ein Teelicht hineinpaßt.

Räucherkohle

Im Handel werden Räucherkohlen in Form von Kohletabletten angeboten. Sie werden in Rollen, meist zu jeweils zehn Stück verkauft. Die Größe variiert im Durchmesser von drei bis fünf Zentimeter. Wenn Sie eine kurze Räucherung vornehmen wollen, sollten Sie eine kleinere Größe verwenden. Die selbstzündenden Kohlen sind mit Magnesiumsulfat oder Salpeter getränkt. Dadurch entzünden sie sich schnell und glühen bald. Sie verströmen jedoch zuerst einen leichten Eigengeruch.

Halten Sie die Kohlen in Stanniolpapier gut verschlossen oder bewahren Sie sie in einem luftdicht schließenden Gefäß auf. Falls die Kohle nicht gut anbrennt, kann dies daran liegen, daß sie feucht geworden ist. Auf der Heizung oder im Backofen können Sie die Kohle trocknen. Geruchsneutral und sehr viel feiner sind die Räucherkohlen aus Japan, die Sie über den Fachhandel beziehen können. Im Preis liegen sie allerdings höher.

Die Räucherkohlen werden immer in ein Sandbett gelegt, da sie so länger glimmen und das Räuchergefäß durch die starke Hitze nicht springen kann. Die Kohle sollte auf Sand, der mindestens zwei bis drei Zentimeter Höhe hat, liegen.

Feder

Die Feder dient traditionell zum Fächeln der eben angezündeten Kohle. So wird die Glut gleichmäßig entfacht. Besorgen Sie sich dazu eine schöne große Feder. Man bekommt sie in Falknereien. Bei einem Spazier- gang im Wald finden sich manchmal Habichtfedern, am See lange Schwanenfedern. Statt der Feder können Sie zum Anfang auch ein Stück festes Papier, zum Beispiel eine Postkarte verwenden. Durch das Fächeln wird der Kohle Sauerstoff zugeführt, damit sie gut anbrennt und die Glut sich schnell ausbreitet.

Adlerfedern

Sand

Der Sand wird in die Räucherschale gefüllt. (Für die Räucherstövchen benötigt man keinen Sand.) Für eine normal große Räucherschale brauchen Sie etwa eine Tasse Sand. Sie können diesen in kleinen Mengen als Vogelsand im Zoo- oder Gartengeschäft beziehen. In Säcken gibt es Quarzsand bei Baumärkten erheblich billiger. Sie können aber auch Sandkastensand oder ein Sand- Mitbringsel von einer Reise ans Meer verwenden.

Statt Sand kann man auch, wie in Japan, feingesiebte Asche in die Schale legen. Die Kohle verglüht dadurch noch gleichmäßiger. Allerdings kann beim Fächeln oder Atmen über dem Räuchergefäß die Asche aufwirbeln. Feine Reisstrohasche zum Räuchern gibt es bei japanischen Räucherwarenherstellern, die auch in Deutschland ausliefern. Für das Räuchern in einem japanischen Räucherstövchen aus Porzellan liegt die Kohle in einem kleinen Schamotteinsatz. Sand oder Asche werden nicht gebraucht.

Das Element des Feuers spielt eine große Rolle beim Vorgang des Räucherns. Deshalb sollten Sie keine elektrisch betriebenen Räucherstövchen verwenden, welche das Element Feuer beim Räuchern aussparen.

Pinzette

Mit der Pinzette oder einer kleinen Feuerzange halten Sie die Räucherkohle über die Flamme der Kerze, bis sie sich entzündet hat, und legen sie dann in die Schale. Verwenden Sie dazu eine besonders lange Pinzette, die Sie im Sanitätshaus oder Laborbedarfhandel finden. Im edlen Besteckset zum japanischen Räuchern finden sich Metallstäbchen und Pinzette zum Halten der Kohle. Nach dem Räuchern kann die Kohle mit der Pinzette aus der Schale ent- nommen werden, um sie im Wasser zu löschen.

Räucherkohle, Pinzette und Räucherwerk

Mörser

Mit den Räuchersubstanzen ist es wie mit dem Kaffee. Frisch gemahlen sind sie am besten. Feines Pulver verliert früher Duft und Aroma. Wenn Sie Räucherstoffe, zum Beispiel Harze, Holzstücke, Samen usw. im Stück kaufen und im Mörser selbst zermahlen, entfalten diese ihr volles Aroma. Sie können außerdem sicher sein, daß im Räucherpulver keine Streckmittel sind. Mörser gibt es aus Porzellan, Apothekermörser genannt. Sie werden in vielen verschiedenen Größen angeboten. Noch besser ist ein Mörser aus Granit oder anderem Stein, worin Holzstücke, Harze, Samen problemlos zu Pulver zerstampft oder zerrieben werden können.

Granit-Mörser

Räucherwerk

Wenn Sie mit Ihrer Entdeckungsreise ins Reich des Räucherns beginnen und vom Lesen ins Erleben treten möchten, besorgen Sie sich für den Anfang einige Räucherstoffe, die einen harmonischen Duft verströmen und sich leicht miteinander mischen lassen. Ale Räucherwaren wie Harze, Blätter, Rinde usw. werden immer in gut getrocknetem Zustand verwendet.

Räucherstoffe…auch schön fürs Auge

Manche Räuchersubstanzen sind von fester Konsistenz wie Harze, Samen und Nadeln, andere Räucherstoffe sind wachsartig, zäh oder dickflüssig und müssen dann dem Gefäß mit einem Löffel oder Spatel entnommen werden. Die fertigen Mischungen sind oft als feines oder grobes Pulver zu verwenden. Es gibt auch Räucherkugeln, die erbsengroß und von wachsartiger Konsistenz sind und einzeln verräuchert werden.

Falls Sie die kleinen Räucherkegel, die man zur Weihnachtszeit verwendet und in Räuchermännchen stellt, gerne mögen, können Sie sich diese leicht mit den Rezepturen im Buch selbst herstellen. Die gekauften Räucherkegel enthalten oft Farbstoffe oder synthetische Duftstoffe. Vermörsern Sie die Zutaten einer Mischung zu feinem Pulver. Lösen Sie Gummi arabicum (Akazien-Harzpulver) aus der Apotheke fein pulverisiert in der doppelten Menge Wasser auf und lassen Sie es drei Stunden einweichen. Diese zähe Flüssigkeit wird nun mit dem Räucherpulver vermischt, so daß diese knetbar wird. Formen Sie kleine Duftkegel und trocknen Sie diese gut an einem warmen Ort.

Räucherstäbchen

Die meisten Räucherstäbchen, die im Handel erhältlich sind, sind mit synthetischen Duftstoffen beduftet, die krebserzeugend sein können. Deshalb ist es sinnvoll, Räucherstäbchen selbst herzustellen.

Mischen Sie dazu fein pulverisierte Kräuter und Harze nach einem Rezept aus dem vorliegenden Buch oder nach einer selbst zusammengestellten Komposition; selbstverständlich können Sie für Raucher-stäbchen auch Einzelräucherstoffe verwenden. Die Räuchermischung wird anschließend durch ein feines Sieb gestrichen, so dass ein ganz feines Pulver entsteht. Als Konsistenzgeber und Brennmaterial fügt man mindestens 10 Prozent des Gewichts der Kräutermischung an Makko- pulver hinzu. Makkopulver wird aus der Rinde eines Baumes (Machillus thunbergii) hergestellt. Es glimmt geruchlos. Das Makkopulver wird mit wenig Wasser zu einem festen Brei verrührt und mit der Räuchermischung verknetet. Anschließend kann man daraus längliche dünne Rollen formen, in die man ein Holzstäbchen steckt. Die Räucherstäbchen werden dann ein bis drei Tage an einem warmen Ort getrocknet. Zum Räuchern werden Sie an der Spitze angezündet und wieder ausgeblasen. Sie verglimmen dann langsam und verströmen ihren Duft.

Makkopulver ist über Bestellshops im Internet und bei manchen Räucherwarenlieferanten erhältlich.

wissenswertes für den Einkauf von räucherwaren

Räucherwaren sind in Duftläden, Apotheken, Naturkostläden, Kräuterhäusern, Läden für Devotionalien und im Spezial-Versandhandel erhältlich. In den einzelnen Kapiteln sind die Räucherstoffe von Aussehen, Konsistenz und Geruch beschrieben. Dies kann Ihnen zur Feststellung der Qualität des Räucherstoffes dienen.

Wenn Sie die Räuchermischungen selbst herstellen, können Sie sicher sein, daß die Mischung nur reine Zutaten enthält. Beim Kauf von Fertigmischungen sollten Sie auf Qualität achten. Es gibt Räuchermischungen, die Füllstoffe enthalten, die teilweise beim Verbrennen gesundheitsschädlich sind. In einer gekauften Räuchermischung habe ich Glas- und Pappestücke und sogar Plastik entdeckt.

Oft werden einer Mischung zur Intensivierung des Duftes noch Duftstoffe zugefügt wie ätherische Öle oder synthetische Duftöle. In der traditionellen Kunst des Zubereitens von Räuchermischungen gilt dies als Qualitätsminderung. Die Mischung soll so gute Räucherstoffe enthalten, daß sie selbst ihren Duft entfaltet. Das Verbrennen von synthetischen Duftstoffen verursacht Kopfschmerzen, Augenbrennen und Husten und ist sicher gesundheitsschädlich.

wie man räuchert

Nehmen Sie sich etwas Zeit und schaffen Sie so Raum, damit Sie das Räuchern wie ein kleines Ritual genießen können. Bereiten Sie Räucherschale, Kerze, Feder, Räucherkohle und Streichhölzer vor. Vielleicht haben Sie Lust, dabei einer passenden Hintergrundmusik zu lauschen. Entzünden Sie zuerst die Räucherkohle mit einer Kerze oder einem Feuerzeug an einer Seite. Sie beginnt zu knistern und an einem Ende zu glühen. Legen Sie die Kohle mit der Pinzette oder einer Metallzange auf das Sandbett, pusten Sie leicht darauf oder fächeln Sie Luft zu. Erst wenn die Kohle ganz glüht und nicht mehr knistert, wird das Räucherwerk in die Vertiefung der Kohletablette gelegt. Meist reicht es, von einem Räucherpulver messerspitzenweise etwas auf die Kohle zu geben. Dies kann wiederholt werden. Wenn zuviel Räucherwerk aufgelegt wird, kann die Glut ersticken.

Beim Räuchern sollten Sie immer darauf achten, daß sich keine leicht entzündbaren Gegenstände, wie flatternde Vorhänge, Tücher, Zeitungen usw., in der Nähe befinden. Beim Pusten auf die Kohle können Funken sprühen. Stellen Sie die Räucherschale eventuell auf ein Metalltablett. Kinder haben großen Spaß am Räuchern. Achten Sie dabei jedoch besonders auf die Feuergefahr. Die Kohlen können bis zu zwei Stunden glühen. Werfen Sie diese deshalb nicht einfach in den Abfall. Lassen Sie die Kohlen unter Aufsicht ganz verglühen oder heben Sie sie mit einer Pinzette aus der Räucherschale und löschen Sie die noch glühende Kohle unter Wasser. Vorsicht, die Kohle nicht in einer Keramikschale mit Wasser löschen. Die Schale kann dabei springen.

so wird s gemacht

1.Räucherutensilien vorbereiten

2.Räucherkohle mit Rinzette über Kerzenflamme anzünden

3.Kohle glühend fächeln; Räucherwerk auf Kohle legen

Am Feuer sitzen

WIE ALLES BEGANN

„… wird es zu kalt, zünde ich ein Feuer an, denn ich habe eine Feuerstelle; der Mensch braucht das Feuer. Die Menschen in Europa sehen nur dann ein Feuer, wenn ihr Haus brennt. Ihre Seelen verkümmern, weil sie kein Feuer sehen. Wie oft brennt schon ein Haus, und wer nimmt sich dann die Zeit, friedlich in die Flammen zu schauen?“

Janosch, aus Merian >>Kanarische Inseln<<

Das Fell am Höhleneingang bebte vom Schneesturm, der draußen durch die Bäume fegte. Wir rückten näher um die Feuerstelle, spürten die wohltuende Wärme. Unsere Nasen wurden warm, doch noch lange spürten wir die Kälte am Rücken. Wir waren durch die Nacht geirrt. Die Alten und Kinder unseres Clans hätten nicht mehr lange durchgehalten. Urak, unsere Heilerin, hatte ihren Medizinbeutel geholt. Er enthielt die duftenden Kräuter, Harze und Samen, die sie im Sommer sorgfältig gesammelt hatte. Sie murmelte Gebete für die Ahnen und die Geister dieser Höhle. Dann warf sie eine Handvoll der Mischung auf die heißen Steine am Feuer. Der Rauch stieg auf und erfüllte die Höhle mit geheimnisvollem Duft. Er breitete sich aus und wir spürten alle, daß wir froh waren, hier zu sein. Die Anspannung wich einem wohligen Gefühl. Mit dem duftenden Rauch waren wir angekommen. Jetzt wurde die Höhle unser Besitz, die Geister waren gnädig gestimmt worden. Urak war zufrieden.

vom Geruch am Feuer

Die Geschichte des Räucherns beginnt mit der Geschichte des Feuers. Schon vor Millionen von Jahren saßen die Menschen am Feuer. Es wärmte, schützte und spendete Licht. In der Höhle, im Zelt oder in der Hütte schenkte es Ruhe und Wärme nach anstrengenden Tagen in oft gefährlichen Zeiten. Zahllose Geschichten wurden am Feuer erzählt, unzählige Lieder gesungen und Tänze getanzt. Das Feuer brachte den Menschen Nähe, da es sie miteinander verband. Wenn ein harzreiches Rindenstück oder eine aromatische Pflanze aufs Feuer geworfen wurde, veränderte sich die Stimmung: Die Menschen bemerkten, daß der duftende Rauch wohltuend war. Er diente auch der Begleitung von Ritualen. Die Bitte für erfolgreiche Jagd, gefälliges Wetter und Gesundheit trug der duftende Rauch als Botschafter zu den Wesen der anderen Welt.

Schon die afrikanischen Frühmenschen scheinen das Feuer für sich entdeckt zu haben. Funde in einer Höhle in der Nähe von Johannesburg zeigen, daß vor ein bis eineinhalb Millionen Jahren der Homo erectus das Feuer für sich nutzte. Damals konnten es die Menschen jedoch noch nicht selbst entfachen und beherrschen. Erst vor etwa 400 000 Jahren lernten sie, mit Steinen Funken zu schlagen oder durch das Reiben von Hölzern ein Feuer zu entfachen. Vielleicht war dies die größte Entdeckung, die wir Menschen je machen sollten. Sie war eng verbunden mit unserer uralten Liebe für das Räuchern.

Auf den Spuren des Beginns der Räucherkultur werden wir an diese alten Feuerstellen der Urzeit der Menschheit geführt. Dort liegen unsere ersten bewußten Dufterfahrungen. Die Nasen waren damals noch sensibler, denn vom Geruchssinn hing das Überleben ab. Man kannte den Geruch vom Wetterwechsel, vom Herannahen wilder Tiere, von Gefahr und Sicherheit, von guten und giftigen Nahrungsmitteln. Mit der sensiblen Nase der Frühmenschen, mit deren Hilfe überlebenswichtige Entscheidungen getroffen werden konnten, sogen sie den Duft am Feuer ein. Sie speicherten ihn in ihrem Erfahrungsschatz, so daß er bis heute auch in uns mit archetypischem Erleben verbunden ist.

Die Menschen begannen, Pflanzen nach ihren Düften zu sammeln. Irgendwann hatten sie entdeckt, daß bestimmte Pflanzenteile ganz eigene Düfte verströmen, der Duft von verbrennenden Wacholderästen eine angenehme Atmosphäre schafft, Tannen-Harz die Luft reinigt, Samen von Datura Visionen auslösen. Vielleicht hatten die damaligen Menschen dies durch Zufall entdeckt. Oder haben die Pflanzen damals noch zu den Menschen gesprochen und ihnen ihre inneren Kräften mitgeteilt? Ob vielleicht in dem damals größeren Gehirn der Neandertaler, die in der Zeit zwischen 90 000 und 35 000 v. Chr. lebten, mehr Bereiche für Dufterfahrungen vorgesehen waren? Wie paläonthologische Forschungen zeigten, kannten die Neandertaler bereits rituelle Handlungen, die in Verbindung mit Pflanzen standen. Im heutigen Irak, in Skanidar, wurden Ausgrabungen in Wohnhöhlen aus der Neandertalerzeit gemacht, die etwa 60 000 Jahre vor unserer Zeit bewohnt wurden. Die Gräber im Höhlenboden waren mit vielen verschiedenen Pflanzen ausgelegt, die den Toten wahrscheinlich auf ihrer Seelenreise helfen sollten. Einige dieser Pflanzenarten werden noch heute zum Räuchern verwendet.

schamanen-wissen

Damals, als die Menschen noch in steinzeitlichen Höhlen oder Zelten an Feuern lebten, entstand die schamanistische Kultur. Die Medizinfrauen und -manner haben die Dufterfahrungen mit aromatischen Räucherpflanzen gesammelt und sie genau spezifiziert. Ein uraltes Wissen entstand und verbreitete sich. Zum ersten Mal wurde eine ganz eigene Lebenskultur entwickelt. Man konnte den Geruch der Höhle, eines Zelts, auch den eigenen ganz bewußt bestimmen und verändern. Das Feuer wurde als ein Geschenk der Götter betrachtet. Sein Rauch stieg sichtbar in himmlische Bereiche und wurde dazu benutzt, um den Göttern Botschaften zu überbringen, ihnen Dankbarkeit zu erweisen, Gebete und Bitten an sie zu richten. Das Unfaßbare wurde mit Rauch und Duft verehrt. Schamaninnen und Schamanen hüteten ihr Wissen darüber, welches Räucherwerk für welche göttlichen Wesen bestimmt sei. Rituelle Handlungen sollten helfen, die Gebete mit dem Rauch hinauf in den Himmel zu den Göttern steigen zu lassen. Die Menschen hatten gelernt, mit verschiedenen Harzen und Pflanzenteilen Duftmischungen zu komponieren und verbanden Räucherungen mit Ritualen als Botschaft an den Himmel. Von Generation zu Generation wurden die Räucherweisheiten weitergegeben bis zu den Zeiten, von denen wir eindeutigere Funde besitzen.

Einer der ältesten Funde, der auf eine noch differenziertere Räucherkultur hinweist, läßt sich auf die Zeit 7200 v. Chr. datieren. In Dänemark und Südschweden wurden Räucherkuchen entdeckt, die beim Verbrennen an den Duft von Weihrauch und Myrrhe erinnern.

In den Händen der Wissenden der früheren Zeit lag auch das Geheimnis der Pflanzen, die den Menschen die Pforten des Bewußtseins öffnen können und die Wahrnehmung für andere Welten schärfen. In frühzeitlicher, schamanistischer Zeit wurde die Kraft halluzinogener Pflanzen entdeckt, die man als Geschenke der Götter verehrte. Sie dienten für Reisen in andere Wirklichkeiten und als Brücke in einen mystischen Raum jenseits der Zeit. Die Schamaninnen und Schamanen gebrauchten den aufsteigenden Rauch bestimmter Pflanzen wie Stechapfel (Datura), Alraune, Bilsenkraut, Mohn usw., um sich in Trance zu versetzen und so die Götter in Visionen durch sich sprechen zu lassen oder Heilzeremonien auszuführen. Wahrscheinlich fanden die ersten gemeinsamen Gottesdienste der Menschen um den aufsteigenden Rauch heiliger, magischer Pflanzen statt. Mit dem Räuchern verbindet sich ein Urwissen der Menschen, das in jedem von uns schlummert.

Feuerholzbogen zum Entfachen von Feuer

Eng mit dem Räuchern verbunden entwickelten sich Heilungszeremonien. Sicher haben schon die frühesten Menschen ein schmerzendes rheumatisches Glied über heilsamen Rauch gehalten oder eine Erkältung mit Harzräucherungen gelindert. Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit wurden dazu Harze der Nadelbäume, wie auch Zweige von Wacholder, Zeder oder Thymian verwendet.

vom rhythmus der natur

Auch heute, nach Tausenden von Jahren, fasziniert uns das Feuer. Noch immer ist damit das Wahrnehmen von Gerüchen verbunden. Kein Sinn berührt uns so tief wie das Riechen. Es könnte stimmen, was Janosch uns über die Feuerstelle sagt: Unsere Seelen verkümmern ohne das Erleben der Elemente.

Wir sitzen auch heute noch nach getaner Arbeit vor einer Lichtquelle. Doch es ist kein prasselndes, duftendes Feuer mehr, sondern das fahle, elektronische, geruchlose Licht des Fernsehers. Die heilsame Verbindung zum Feuer, zu der uns umgebenden Natur, ist abgebrochen. Räucherungen mit dem Harz der Bäume, mit getrockneten aromatischen Pflanzen, so, wie es unsere ersten Vorfahren machten, können uns mit den Schwingungen der uns umgebenden Natur wieder verbinden. Es ermöglicht uns, den Wechsel der Jahreszeiten, der Vegetationsphasen, der Schwingungen, der uns umgebenden Natur, bewußt nachzuvollziehen und in uns selbst zu erleben. Dieses Orientieren am Kreislauf der Natur kann eine innere Balance in uns stärken und uns dabei helfen, die Orientierungslosigkeit und Anonymität des modernen Lebens aufzuheben. Es kann also heilsam sein, sich den Rhythmus der Natur zu vergegenwärtigen.

Die archaischen Räucherungen, sei es mit Einzelpflanzen, Harzen oder Tannenzweigen, Wacholderzweigen, getrocknetem Salbei, Thymian, Beifuß oder als Mischungen, eignen sich ganz besonders gut als Räucherung im Freien. Um duftende Zweige zu verbrennen, brauchen wir ein wärmendes, prasselndes Feuer, das allein schon einen heilenden Effekt auf unsere oft naturfernen Seelen hat. Wir fühlen die Steine, die die Feuerstelle umgeben, ertasten das Holz, das aufgeschichtet wird, nehmen das Licht der ersten Funken in uns auf. Züngelnde, tanzende Flammen in orange-gelben-blau-roten Farben lodern auf. Wir werfen getrocknete Wacholderzweige ins Feuer oder legen Harz auf die heißen Steine. Der Duft uralter Wälder und der Atem der Natur dringen in unsere Seele und inspirieren uns wieder zu Geschichten, Tänzen und Liedern, die schon seit Urzeiten mit dem Feuer und dem duftenden Rauch verbunden sind.

Höhlenmalerei aus Altamira

Aromatische Harze der nadelbäume

Die balsamisch duftenden Harze der Nadelbäume wurden in der Frühzeit zum Räuchern verwendet, denn ihr Holz ist harzreicher als jenes der Laubbäume. Wie diese Düfte genau zu rituellen und heilerischen Zwekken eingesetzt wurden, wissen wir nicht mehr. Doch es ist anzunehmen, daß die Menschen damals über die Heilkraft dieser Harze Bescheid wußten. Die Harze der einheimischen Bäume haben desinfizierende und wundheilende Wirkungen. Sie waren deshalb Bestandteil der ersten von den Menschen zubereiteten heilkundlichen Mittel. Heutige Naturvölker verwenden noch immer Harzsalben, um Wunden zu bestreichen. Dieser Brauch hat sich bei uns bis Anfang des Jahrhunderts erhalten und verschwand dann. Nur noch in der Tierheilkunde verwendet man heute Harzsalben.

Vom Duft der Nadelholz-Harze können wir uns in diese frühen Zeiten entführen lassen, als Europa von einem geschlossenen Wald bedeckt war und unsere Vorfahren noch die Sprache der heilenden Bäume verstanden. Die Harze von Kiefern, Fichten, Tannen, Lärchen und Wacholder unterscheiden sich durch leicht variierende Düfte. Es ist nicht schwer, sich mit Räucherharzen, wie sie in der Frühzeit verwendet wurden, zu versorgen. Bei einem Spaziergang durch einen Nadelbaumwald wird man sicher auf Bäume stoßen, an deren Rinde Harz austritt. Der Baum reagiert mit Harzfluß auf Verletzungen der Rinde und des Holzes. Der antike Philosoph und Naturforscher Theophrast empfiehlt, die Harze der Bäume um die Zeit des Aufgangs des Sirius (Hundsgestirn) zu sammeln. Dies ist bekanntlich die Zeit der sogenannten Hundstage, den heißesten Tagen des Jahres. Es lohnt sich, das Harz im Sommer zu sammeln, da durch die höhere Verdunstung der Wassergehalt im Harz besonders niedrig ist. Je weniger Wasser im Harz der Nadelbäume enthalten ist, um so feiner riecht die Räucherung. Mit einem Messer oder Spatel kann man das ausgetretene Harz leicht abkratzen und am besten in etwas Alufolie eingewickelt mit nach Hause nehmen. Für ein gutes Räucherharz sollten die Harzstücke etwa ein Jahr lang getrocknet werden. Erst dann verströmen sie ihren balsamischen Duft. Naturharze entwickeln beim Räuchern viel Rauch. Sie eignen sich deshalb eher für ein Räuchern im Freien oder bei geöffnetem Fenster. Zum Räuchern werden kleine Harzstückchen auf die glühende Räucherkohle oder auf einen heißen Stein am Feuer gelegt.

Tanne

wirksame räucherstoffe der Frühzeit

TANNA

Abies alba Mill.

Bis in unsere Zeit hinein reichen die Bräuche, die sich mit der majestätischen Tanne verbinden. Wir können annehmen, daß bereits in der Steinzeit die Menschen die Heilkräfte der Tanne kannten und sie als Heil- und Lebensbaum verwendeten und achteten. Noch heute dient ein Tannenbaum in der christlichen Welt als Symbol für Licht und Leben. Die Tanne war für unsere keltischen und germanischen Vorfahren ein Schutzbaum, der vor dem krankmachenden Einfluß dämonischer Kräfte schützte. Die Abtissin Hildegard von Bingen schreibt in ihrer Naturkunde, die sie vor 800 Jahren verfaßt hat:

Die Tanne ist mehr warm als kalt und enthält viele Kräfte. Sie ist ein Sinnbild der Stärke. Geister hassen Tannenholz und vermeiden Orte, an denen sich solches befindet.

Auch heute können wir die Tanne für eine Schutzräucherung verwenden. Ganz bewußt sollten wir dabei die hilfreichen höheren Mächte um ihren Schutz bitten und uns vorstellen, daß wir von einem Schutzschild aus Licht umgeben sind.

Das Tannen-Harz hat einen balsamisch-grünen Duft. Es reinigt und verbessert die Luft. Räucherungen mit Tannen-Harz, so hieß es noch in alten Kräuterbüchern, stärken die Nerven, machen kräftig, mutig und psychisch widerstandsfähig. Man räucherte damit in Krankenzimmern, um die Kraft zur Gesundung der Kranken zu stärken. In den frühgeschichtlichen Funden von Räucherwerk war auch Tannen-Harz enthalten. Wir können uns vorstellen, daß die Menschen damals dieses Räucherharz ebenfalls zur Stärkung gebrauchten. Die Indianer Kanadas räuchern mit dem Harz der dort einheimischen Tannen. Dieses Harz wird seit langem auch nach Europa eingeführt und noch heute als Kanadabalsam gehandelt (Balsamum canadese)